Allgemeine Zeitung. Nr. 82. Augsburg, 22. März 1840.Darstellung im städtischen Schauspielhause. Abends 10 Uhr: Feierliche Begrüßung der Statue Guttenbergs und Volksgesang. St. Johannistag, den 24 Jun.: Feierlicher Zug der städtischen Behörden, der Buchdrucker, Buchhändler, Sänger, öffentlichen Schulen etc. Der Festzug geht nach dem Dom, um dort einem feierlichen Gottesdienst beizuwohnen, dann auf den Platz Guttenberg. Aufführung einer Cantate. Hierauf Festrede von Seite des Bürgermeisters. Am Schlusse derselben feierliche Bekränzung des Monuments Guttenbergs durch Frauen und Jungfrauen, sodann ein allgemeines Volkslied; während dieser Feierlichkeit arbeitet die vor dem Monumente aufgestellte Presse. Um 4 Uhr: Großes Gesangfest in der neu erbauten, festlich gezierten Halle, veranstaltet durch die Mainzer Liedertafel. An demselben Abend Illumination des Monuments, des Theaters und des Guttenbergs-Platzes. Donnerstag den 25 Jun. Letzter Tag der Säcularfeier. Morgens 10 Uhr: Allgemeine Versammlung im Hofe zum Guttenberg, vertrauliche Besprechungen, wie dergleichen kurze Reden nach Wahl der Versammlung, Beschauung der dort aufgestellten Prachtwerke der Typographie und seltener Drucke, welche Gegenstände sodann auch im Laufe der ganzen Woche dem Publicum zur Beschauung ausgestellt bleiben. Nachmittags um 3 Uhr: Volksfest im Freien. Abends 9 Uhr: Großer Festball, wozu die legitimirten Abgeordneten und mitwirkenden Künstler als Ehrengäste eingeführt werden. Während der drei Festtage, so wie die übrigen Tage der Woche haben die Vereine für Kunst und Litteratur, der naturforschenden Gesellschaft und des Gartenbauvereins es übernommen, in passenden Localen Ausstellungen von Gegenständen der Industrie, Kunst und Natur zu veranlassen. Rußland. Galacz, 3 März. Alle Etablissements der Russen im Donaudelta sollen einer bedeutenden Reform unterworfen werden. Man spricht mit vielem Interesse hauptsächlich von der bevorstehenden Reorganisation der dort bestehenden Quarantäneanstalten und von neuen Bestimmungen über die Ladung der stromaufwärts fahrenden Handelsschiffe. Es werden in beider Hinsicht Maaßregeln getroffen werden, welche zunächst die Emporbringung Sulina's bezwecken. Diese russische Niederlassung an der Mündung jenes Donauarms, von dem sie den Namen führt, verspricht binnen einigen Jahrzehnten eine der blühendsten Städte an den Küsten des schwarzen Meeres zu werden. Aus Silistria erfährt man, daß die Pest in jener Stadt und Umgebung noch nicht aufgehört hat. Briefe aus Odessa versichern, daß das Gerücht von außerordentlichen Bewegungen in Südrußland übertrieben sey. Eben so schwankend ist das Gerücht, daß Se. Maj. der Kaiser von Rußland im Laufe des Sommers Südrußland besuchen werde. Das fünfte Corps, vom General Lüders commandirt, concentrirt sich um Odessa. General Lüders selbst soll indessen Odessa wieder verlassen haben, und nach Sebastopal zurückgekehrt seyn, wo er längere Zeit verweilen soll, um die Vollziehung der in letzter Zeit angeordneten militärischen gesundheitspolizeilichen Maaßregeln in diesen Ländern zu überwachen. Oesterreich. Wien, Aus Grätz wird gemeldet, daß die Herzogin von Berry am 12 d. glücklich entbunden worden. - Graf Fiquelmont, österreichischer Botschafter am kais. russischen Hofe, befindet sich noch hier. Es scheint, daß der Graf erst dann auf seinen Posten zurückkehren werde, wenn die Schlichtung der orientalischen Wirren eine erfolgreichere Wendung genommen haben wird. Türkei. Der Semaphore schreibt aus Konstantinopel vom 27 Febr. Hr. v. Pontois habe in der Unterredung, welche er am 11 d. M. mit Reschid Pascha gehabt, die Erklärung gegeben, daß ihm von seiner Regierung der förmliche Befehl zugekommen, sogleich seine Pässe zu verlangen, wenn die Pforte die bewaffnete Intervention irgend einer europäischen Macht gegen Mehemed Ali annähme. Das Journal des Debats gibt dieses Schreiben aus dem Semaphore ohne weitere Bemerkung. Konstantinopel, 4 März. Nachdem der Handelstractat zwischen der hohen Pforte und dem Königreiche Griechenland von den beiderseitigen Bevollmächtigten am 2 d. unterzeichnet worden, reiste Hr. Zographos gestern von hier ab, um nach Athen zurückzukehren. Hr. Zographos hatte hier der Pforte gegenüber eine Stellung einzunehmen gewußt, die ihm die Achtung und Gewogenheit des Sultans und eine große Bereitwilligkeit von Seite des osmanischen Ministeriums verschaffte, und obgleich er in manchen nicht unwichtigen Punkten sich zur Nachgiebigkeit genöthigt sah, so wußte er doch mit einem Tact und einer Geschicklichkeit sich zu benehmen, daß das Wesentliche seiner Wünsche ihm durch den Tractat gesichert blieb. - Die Angelegenheit des griechischen Patriarchen ist wider alles Erwarten zu ihrer Entscheidung gelangt. Seine Rechtfertigungsschrift konnte die von Lord Ponsonby geführten Beweise nicht entkräften, da die jonische Regierung dafür gesorgt hatte, jeden Punkt der gegen den Patriarchen erhobenen Beschuldigungen actenmäßig zu belegen. Aus der Darstellung Lord Ponsonby's ergab sich nun, daß der Patriarch eine Menge Umtriebe sich zu Schuld hatte kommen lassen, daß derselbe den Anschlägen der Griechen von Macedonien, Epirus, Thessalien und des eigentlichen Griechenlands nicht fremd war, und daß der Einfluß, den er nach und nach auf die griechische, nicht unirte Geistlichkeit im ganzen Umfange seines weitläufigen Sprengels zu gewinnen gewußt hatte, bei seiner verwegenen Gemüthsart einen gefahrbringenden Charakter anzunehmen drohte, der die Pforte selbst für die Folge besorgt machen mußte, wenn ein Mann, wie der Patriarch, die Leitung der geistlichen Angelegenheiten eines nicht unbedeutenden, zugleich zu Widerspänstigkeit und Turbulenz sehr geneigten und in diesem Moment aufgeregten Theils der osmanischen Unterthanen in Händen behielte. Die Pforte sprach daher ihr "Schuldig" aus, und der griechische Patriarch in Konstantinopel ward abgesetzt; zugleich wurden die Berufungsschreiben zur Wahl seines Nachfolgers, die noch in diesem Monat erfolgen dürfte, erlassen. Konstantinopel, 4 März. Erzherzog Friedrich von Oesterreich wird dießmal Konstantinopel nicht besuchen; es scheint, daß politische Rücksichten die Verschiebung dieser Reise auf eine günstigere Zeit räthlich gemacht haben. Die für den Sultan bestimmten Geschenke, die Se. kais. Hoh. selbst zu präsentiren gedachte, sind bereits hier angelangt, und werden wahrscheinlich durch den Internuncius überreicht werden. Dafür wird uns in den nächsten Tagen die Ehre eines andern hohen Besuchs zu Theil. Es ist bereits vorgestern für den Prinzen Heinrich von Oranien der Ferman zur Passirung der Dardanellen von hier abgegangen. - Der Gesundheitszustand des Großwessirs, Chosrew Pascha, hat wieder plötzlich eine ungünstige Wendung genommen, die seine Aerzte sehr besorgt zu machen scheint. Konstantinopel, 4 März. Die Nachrichten, die wir aus London und Paris erhalten haben, so wie jene, die über Alexandria aus Europa zu uns gelangt sind, stehen mit einander in offenem Widerspruche. Während die einen sagen, daß die Conferenzen in London einen Gang genommen hätten Darstellung im städtischen Schauspielhause. Abends 10 Uhr: Feierliche Begrüßung der Statue Guttenbergs und Volksgesang. St. Johannistag, den 24 Jun.: Feierlicher Zug der städtischen Behörden, der Buchdrucker, Buchhändler, Sänger, öffentlichen Schulen etc. Der Festzug geht nach dem Dom, um dort einem feierlichen Gottesdienst beizuwohnen, dann auf den Platz Guttenberg. Aufführung einer Cantate. Hierauf Festrede von Seite des Bürgermeisters. Am Schlusse derselben feierliche Bekränzung des Monuments Guttenbergs durch Frauen und Jungfrauen, sodann ein allgemeines Volkslied; während dieser Feierlichkeit arbeitet die vor dem Monumente aufgestellte Presse. Um 4 Uhr: Großes Gesangfest in der neu erbauten, festlich gezierten Halle, veranstaltet durch die Mainzer Liedertafel. An demselben Abend Illumination des Monuments, des Theaters und des Guttenbergs-Platzes. Donnerstag den 25 Jun. Letzter Tag der Säcularfeier. Morgens 10 Uhr: Allgemeine Versammlung im Hofe zum Guttenberg, vertrauliche Besprechungen, wie dergleichen kurze Reden nach Wahl der Versammlung, Beschauung der dort aufgestellten Prachtwerke der Typographie und seltener Drucke, welche Gegenstände sodann auch im Laufe der ganzen Woche dem Publicum zur Beschauung ausgestellt bleiben. Nachmittags um 3 Uhr: Volksfest im Freien. Abends 9 Uhr: Großer Festball, wozu die legitimirten Abgeordneten und mitwirkenden Künstler als Ehrengäste eingeführt werden. Während der drei Festtage, so wie die übrigen Tage der Woche haben die Vereine für Kunst und Litteratur, der naturforschenden Gesellschaft und des Gartenbauvereins es übernommen, in passenden Localen Ausstellungen von Gegenständen der Industrie, Kunst und Natur zu veranlassen. Rußland. Galacz, 3 März. Alle Etablissements der Russen im Donaudelta sollen einer bedeutenden Reform unterworfen werden. Man spricht mit vielem Interesse hauptsächlich von der bevorstehenden Reorganisation der dort bestehenden Quarantäneanstalten und von neuen Bestimmungen über die Ladung der stromaufwärts fahrenden Handelsschiffe. Es werden in beider Hinsicht Maaßregeln getroffen werden, welche zunächst die Emporbringung Sulina's bezwecken. Diese russische Niederlassung an der Mündung jenes Donauarms, von dem sie den Namen führt, verspricht binnen einigen Jahrzehnten eine der blühendsten Städte an den Küsten des schwarzen Meeres zu werden. Aus Silistria erfährt man, daß die Pest in jener Stadt und Umgebung noch nicht aufgehört hat. Briefe aus Odessa versichern, daß das Gerücht von außerordentlichen Bewegungen in Südrußland übertrieben sey. Eben so schwankend ist das Gerücht, daß Se. Maj. der Kaiser von Rußland im Laufe des Sommers Südrußland besuchen werde. Das fünfte Corps, vom General Lüders commandirt, concentrirt sich um Odessa. General Lüders selbst soll indessen Odessa wieder verlassen haben, und nach Sebastopal zurückgekehrt seyn, wo er längere Zeit verweilen soll, um die Vollziehung der in letzter Zeit angeordneten militärischen gesundheitspolizeilichen Maaßregeln in diesen Ländern zu überwachen. Oesterreich. Wien, Aus Grätz wird gemeldet, daß die Herzogin von Berry am 12 d. glücklich entbunden worden. – Graf Fiquelmont, österreichischer Botschafter am kais. russischen Hofe, befindet sich noch hier. Es scheint, daß der Graf erst dann auf seinen Posten zurückkehren werde, wenn die Schlichtung der orientalischen Wirren eine erfolgreichere Wendung genommen haben wird. Türkei. Der Sémaphore schreibt aus Konstantinopel vom 27 Febr. Hr. v. Pontois habe in der Unterredung, welche er am 11 d. M. mit Reschid Pascha gehabt, die Erklärung gegeben, daß ihm von seiner Regierung der förmliche Befehl zugekommen, sogleich seine Pässe zu verlangen, wenn die Pforte die bewaffnete Intervention irgend einer europäischen Macht gegen Mehemed Ali annähme. Das Journal des Débats gibt dieses Schreiben aus dem Sémaphore ohne weitere Bemerkung. Konstantinopel, 4 März. Nachdem der Handelstractat zwischen der hohen Pforte und dem Königreiche Griechenland von den beiderseitigen Bevollmächtigten am 2 d. unterzeichnet worden, reiste Hr. Zographos gestern von hier ab, um nach Athen zurückzukehren. Hr. Zographos hatte hier der Pforte gegenüber eine Stellung einzunehmen gewußt, die ihm die Achtung und Gewogenheit des Sultans und eine große Bereitwilligkeit von Seite des osmanischen Ministeriums verschaffte, und obgleich er in manchen nicht unwichtigen Punkten sich zur Nachgiebigkeit genöthigt sah, so wußte er doch mit einem Tact und einer Geschicklichkeit sich zu benehmen, daß das Wesentliche seiner Wünsche ihm durch den Tractat gesichert blieb. – Die Angelegenheit des griechischen Patriarchen ist wider alles Erwarten zu ihrer Entscheidung gelangt. Seine Rechtfertigungsschrift konnte die von Lord Ponsonby geführten Beweise nicht entkräften, da die jonische Regierung dafür gesorgt hatte, jeden Punkt der gegen den Patriarchen erhobenen Beschuldigungen actenmäßig zu belegen. Aus der Darstellung Lord Ponsonby's ergab sich nun, daß der Patriarch eine Menge Umtriebe sich zu Schuld hatte kommen lassen, daß derselbe den Anschlägen der Griechen von Macedonien, Epirus, Thessalien und des eigentlichen Griechenlands nicht fremd war, und daß der Einfluß, den er nach und nach auf die griechische, nicht unirte Geistlichkeit im ganzen Umfange seines weitläufigen Sprengels zu gewinnen gewußt hatte, bei seiner verwegenen Gemüthsart einen gefahrbringenden Charakter anzunehmen drohte, der die Pforte selbst für die Folge besorgt machen mußte, wenn ein Mann, wie der Patriarch, die Leitung der geistlichen Angelegenheiten eines nicht unbedeutenden, zugleich zu Widerspänstigkeit und Turbulenz sehr geneigten und in diesem Moment aufgeregten Theils der osmanischen Unterthanen in Händen behielte. Die Pforte sprach daher ihr „Schuldig“ aus, und der griechische Patriarch in Konstantinopel ward abgesetzt; zugleich wurden die Berufungsschreiben zur Wahl seines Nachfolgers, die noch in diesem Monat erfolgen dürfte, erlassen. Konstantinopel, 4 März. Erzherzog Friedrich von Oesterreich wird dießmal Konstantinopel nicht besuchen; es scheint, daß politische Rücksichten die Verschiebung dieser Reise auf eine günstigere Zeit räthlich gemacht haben. Die für den Sultan bestimmten Geschenke, die Se. kais. Hoh. selbst zu präsentiren gedachte, sind bereits hier angelangt, und werden wahrscheinlich durch den Internuncius überreicht werden. Dafür wird uns in den nächsten Tagen die Ehre eines andern hohen Besuchs zu Theil. Es ist bereits vorgestern für den Prinzen Heinrich von Oranien der Ferman zur Passirung der Dardanellen von hier abgegangen. – Der Gesundheitszustand des Großwessirs, Chosrew Pascha, hat wieder plötzlich eine ungünstige Wendung genommen, die seine Aerzte sehr besorgt zu machen scheint. Konstantinopel, 4 März. Die Nachrichten, die wir aus London und Paris erhalten haben, so wie jene, die über Alexandria aus Europa zu uns gelangt sind, stehen mit einander in offenem Widerspruche. Während die einen sagen, daß die Conferenzen in London einen Gang genommen hätten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0006" n="0654"/> Darstellung im städtischen Schauspielhause. Abends 10 Uhr: Feierliche Begrüßung der Statue Guttenbergs und Volksgesang. 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Morgens 10 Uhr: Allgemeine Versammlung im Hofe zum Guttenberg, vertrauliche Besprechungen, wie dergleichen kurze Reden nach Wahl der Versammlung, Beschauung der dort aufgestellten Prachtwerke der Typographie und seltener Drucke, welche Gegenstände sodann auch im Laufe der ganzen Woche dem Publicum zur Beschauung ausgestellt bleiben. Nachmittags um 3 Uhr: Volksfest im Freien. Abends 9 Uhr: Großer Festball, wozu die legitimirten Abgeordneten und mitwirkenden Künstler als Ehrengäste eingeführt werden. Während der drei Festtage, so wie die übrigen Tage der Woche haben die Vereine für Kunst und Litteratur, der naturforschenden Gesellschaft und des Gartenbauvereins es übernommen, in passenden Localen Ausstellungen von Gegenständen der Industrie, Kunst und Natur zu veranlassen.</p><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Rußland.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Galacz,</hi> 3 März.</dateline> <p> Alle Etablissements der Russen im Donaudelta sollen einer bedeutenden Reform unterworfen werden. Man spricht mit vielem Interesse hauptsächlich von der bevorstehenden Reorganisation der dort bestehenden Quarantäneanstalten und von neuen Bestimmungen über die Ladung der stromaufwärts fahrenden Handelsschiffe. Es werden in beider Hinsicht Maaßregeln getroffen werden, welche zunächst die Emporbringung Sulina's bezwecken. Diese russische Niederlassung an der Mündung jenes Donauarms, von dem sie den Namen führt, verspricht binnen einigen Jahrzehnten eine der blühendsten Städte an den Küsten des schwarzen Meeres zu werden. Aus Silistria erfährt man, daß die Pest in jener Stadt und Umgebung noch nicht aufgehört hat. Briefe aus Odessa versichern, daß das Gerücht von außerordentlichen Bewegungen in Südrußland übertrieben sey. Eben so schwankend ist das Gerücht, daß Se. Maj. der Kaiser von Rußland im Laufe des Sommers Südrußland besuchen werde. Das fünfte Corps, vom General Lüders commandirt, concentrirt sich um Odessa. 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Aus der Darstellung Lord Ponsonby's ergab sich nun, daß der Patriarch eine Menge Umtriebe sich zu Schuld hatte kommen lassen, daß derselbe den Anschlägen der Griechen von Macedonien, Epirus, Thessalien und des eigentlichen Griechenlands nicht fremd war, und daß der Einfluß, den er nach und nach auf die griechische, nicht unirte Geistlichkeit im ganzen Umfange seines weitläufigen Sprengels zu gewinnen gewußt hatte, bei seiner verwegenen Gemüthsart einen gefahrbringenden Charakter anzunehmen drohte, der die Pforte selbst für die Folge besorgt machen mußte, wenn ein Mann, wie der Patriarch, die Leitung der geistlichen Angelegenheiten eines nicht unbedeutenden, zugleich zu Widerspänstigkeit und Turbulenz sehr geneigten und in diesem Moment aufgeregten Theils der osmanischen Unterthanen in Händen behielte. 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Rußland.
_ Galacz, 3 März. Alle Etablissements der Russen im Donaudelta sollen einer bedeutenden Reform unterworfen werden. Man spricht mit vielem Interesse hauptsächlich von der bevorstehenden Reorganisation der dort bestehenden Quarantäneanstalten und von neuen Bestimmungen über die Ladung der stromaufwärts fahrenden Handelsschiffe. Es werden in beider Hinsicht Maaßregeln getroffen werden, welche zunächst die Emporbringung Sulina's bezwecken. Diese russische Niederlassung an der Mündung jenes Donauarms, von dem sie den Namen führt, verspricht binnen einigen Jahrzehnten eine der blühendsten Städte an den Küsten des schwarzen Meeres zu werden. Aus Silistria erfährt man, daß die Pest in jener Stadt und Umgebung noch nicht aufgehört hat. Briefe aus Odessa versichern, daß das Gerücht von außerordentlichen Bewegungen in Südrußland übertrieben sey. Eben so schwankend ist das Gerücht, daß Se. Maj. der Kaiser von Rußland im Laufe des Sommers Südrußland besuchen werde. Das fünfte Corps, vom General Lüders commandirt, concentrirt sich um Odessa. General Lüders selbst soll indessen Odessa wieder verlassen haben, und nach Sebastopal zurückgekehrt seyn, wo er längere Zeit verweilen soll, um die Vollziehung der in letzter Zeit angeordneten militärischen gesundheitspolizeilichen Maaßregeln in diesen Ländern zu überwachen.
Oesterreich.
_ Wien, Aus Grätz wird gemeldet, daß die Herzogin von Berry am 12 d. glücklich entbunden worden. – Graf Fiquelmont, österreichischer Botschafter am kais. russischen Hofe, befindet sich noch hier. Es scheint, daß der Graf erst dann auf seinen Posten zurückkehren werde, wenn die Schlichtung der orientalischen Wirren eine erfolgreichere Wendung genommen haben wird.
Türkei.
Der Sémaphore schreibt aus Konstantinopel vom 27 Febr. Hr. v. Pontois habe in der Unterredung, welche er am 11 d. M. mit Reschid Pascha gehabt, die Erklärung gegeben, daß ihm von seiner Regierung der förmliche Befehl zugekommen, sogleich seine Pässe zu verlangen, wenn die Pforte die bewaffnete Intervention irgend einer europäischen Macht gegen Mehemed Ali annähme. Das Journal des Débats gibt dieses Schreiben aus dem Sémaphore ohne weitere Bemerkung.
_ Konstantinopel, 4 März. Nachdem der Handelstractat zwischen der hohen Pforte und dem Königreiche Griechenland von den beiderseitigen Bevollmächtigten am 2 d. unterzeichnet worden, reiste Hr. Zographos gestern von hier ab, um nach Athen zurückzukehren. Hr. Zographos hatte hier der Pforte gegenüber eine Stellung einzunehmen gewußt, die ihm die Achtung und Gewogenheit des Sultans und eine große Bereitwilligkeit von Seite des osmanischen Ministeriums verschaffte, und obgleich er in manchen nicht unwichtigen Punkten sich zur Nachgiebigkeit genöthigt sah, so wußte er doch mit einem Tact und einer Geschicklichkeit sich zu benehmen, daß das Wesentliche seiner Wünsche ihm durch den Tractat gesichert blieb. – Die Angelegenheit des griechischen Patriarchen ist wider alles Erwarten zu ihrer Entscheidung gelangt. Seine Rechtfertigungsschrift konnte die von Lord Ponsonby geführten Beweise nicht entkräften, da die jonische Regierung dafür gesorgt hatte, jeden Punkt der gegen den Patriarchen erhobenen Beschuldigungen actenmäßig zu belegen. Aus der Darstellung Lord Ponsonby's ergab sich nun, daß der Patriarch eine Menge Umtriebe sich zu Schuld hatte kommen lassen, daß derselbe den Anschlägen der Griechen von Macedonien, Epirus, Thessalien und des eigentlichen Griechenlands nicht fremd war, und daß der Einfluß, den er nach und nach auf die griechische, nicht unirte Geistlichkeit im ganzen Umfange seines weitläufigen Sprengels zu gewinnen gewußt hatte, bei seiner verwegenen Gemüthsart einen gefahrbringenden Charakter anzunehmen drohte, der die Pforte selbst für die Folge besorgt machen mußte, wenn ein Mann, wie der Patriarch, die Leitung der geistlichen Angelegenheiten eines nicht unbedeutenden, zugleich zu Widerspänstigkeit und Turbulenz sehr geneigten und in diesem Moment aufgeregten Theils der osmanischen Unterthanen in Händen behielte. Die Pforte sprach daher ihr „Schuldig“ aus, und der griechische Patriarch in Konstantinopel ward abgesetzt; zugleich wurden die Berufungsschreiben zur Wahl seines Nachfolgers, die noch in diesem Monat erfolgen dürfte, erlassen.
_ Konstantinopel, 4 März. Erzherzog Friedrich von Oesterreich wird dießmal Konstantinopel nicht besuchen; es scheint, daß politische Rücksichten die Verschiebung dieser Reise auf eine günstigere Zeit räthlich gemacht haben. Die für den Sultan bestimmten Geschenke, die Se. kais. Hoh. selbst zu präsentiren gedachte, sind bereits hier angelangt, und werden wahrscheinlich durch den Internuncius überreicht werden. Dafür wird uns in den nächsten Tagen die Ehre eines andern hohen Besuchs zu Theil. Es ist bereits vorgestern für den Prinzen Heinrich von Oranien der Ferman zur Passirung der Dardanellen von hier abgegangen. – Der Gesundheitszustand des Großwessirs, Chosrew Pascha, hat wieder plötzlich eine ungünstige Wendung genommen, die seine Aerzte sehr besorgt zu machen scheint.
_ Konstantinopel, 4 März. Die Nachrichten, die wir aus London und Paris erhalten haben, so wie jene, die über Alexandria aus Europa zu uns gelangt sind, stehen mit einander in offenem Widerspruche. Während die einen sagen, daß die Conferenzen in London einen Gang genommen hätten
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