Allgemeine Zeitung. Nr. 81. Augsburg, 21. März 1840.dachten. Der Vladika hatte, vermuthlich in dieser Aussicht, Medaillen prägen lassen, um die Tapfersten seiner Leute damit zu belohnen; sie tragen auf der einen Seite die Aufschrift "Montenegro", auf der andern "für Tapferkeit und den Glauben." Ein Zeuge, welcher diese Medaillen gesehen hat, kann übrigens von ihrer elenden Beschaffenheit nicht genug erzählen. Wahrscheinlich wurden sie in Montenegro selbst gemacht. Aus Anlaß einiger frühern Gefechte mit den Türken hatte sich der Vladika erlaubt "russische" Tapferkeitsmedaillen zu ertheilen, worüber ihm neulich von Seite des Petersburger Cabinets großes Mißfallen bezeigt wurde; dieß hat ihn vollends bestimmt, eigene Medaillen zu stiften. Ostindien und China. Nach einem Schreiben aus Calcutta vom 20 Jan., das der Standard vom 14 März mittheilt, sollten folgende Truppen gegen China eingeschifft werden: von Bengal das 21ste und 26ste brittische Regiment, und 2 Regimenter Sipahis-Infanterie; von Madras 1 königliches und 4 Sipahis-Regimenter, nebst einem Regiment Artillerie und einem Regiment Ingenieurs; aus Ceylon 1 königliches Regiment. Das Obercommando der Truppen übernimmt General Arbuthnot aus Ceylon, unter welchem die Generale Oglander und Walker Divisionen commandiren. Der Standard bezweifelt indeß noch den wirklichen Ausbruch des Kriegs. "Wir glauben, sagt er, am Ende wird es zu keinem Kriege kommen, die sprüchwörtliche Starrköpfigkeit (pigheadedness) der Chinesen müßte denn, in Verbindung mit der Ueberzeugung, daß sie das Recht auf ihrer Seite haben, sie zu dem tollkühnen Entschluß treiben, Gewalt der Gewalt entgegenzusetzen. In dieser Meinung werden wir bestärkt durch die Wirkung, welche der scharfe Strauß des Volage mit den chinesischen Kriegsdschunken bereits hervorgebracht hat. Der Mandarin, der die dreißig Dschunken commandirte ist seitdem an seinen Wunden gestorben, und dem Commissär Lin wurde von Peking aus ein College an die Seite gesetzt, der hoffentlich etwas mehr Besonnenheit besitzt, auch, wie man sagt, bereits Neigung gezeigt hat zu unterhandeln - eine Stimmung, auf welche die Erscheinung der brittischen Flotte im Angesicht von Canton nur fördernd wirken wird. Ohne Zweifel haben die Chinesen mittlerweile auch von dem Erfolg unsrer Waffen in Afghanistan Kunde erhalten. Eine friedliche Beendigung des Streithandels ist in allem Betracht um so mehr zu wünschen, als ein feindliches Zusammenstoßen viel Blut kosten würde, und die moralische Kraft, die das Bewußtseyn einer gerechten Sache gibt, offenbar nicht auf unsrer Seite ist. Das Decret, das den Handel mit England auf ewige Zeiten verbietet, scheint bis jetzt nicht sehr streng in Ausführung gebracht zu werden; - eine neue Bekräftigung unsrer Ansicht, daß der Streit ohne Anwendung äußerster Mittel beigelegt werden dürfte." - Der ministerielle Globe schreibt: "Die Nachricht eines indischen Blattes, daß Lord Auckland im Begriffe gestanden, als außerordentlicher Botschafter nach Peking zu gehen, um eine Ausgleichung zu bewirken, ist rein belachenswerth. Darüber zu debattiren, wie viele Prostrationen und Aufstoßungen des Kopfs auf den Boden, Angesicht des Kaisers des himmlischen Reichs, des "Ruhms der Vernunft" zu machen seyen, war eines Repräsentanten Englands jederzeit unwürdig, im vorliegenden Fall aber würde eine solche Mission nicht bloß kindisch, sondern verbrecherisch seyn. Der Admiral, der nach dem Aufhören der Monsuns mit einer angemessenen Streitmacht ins chinesische Meer segelt, wird seinen Instructionen gemäß Genugthuung fordern, und ist allerdings ermächtigt, eventuell mit der chinesischen Regierung zu vertragen. Geht diese die gestellten Bedingungen ein, so unterbleiben die Feindseligkeiten, und die friedlichen Verhältnisse werden erneuert. Außerdem wird die ultima ratio in Anwendung kommen, um eine arrogante Regierung zur Besinnung zu bringen." Der Globe bemerkt ferner: "Seitdem das Privilegium des ausschließlichen Handels mit China, das vordem die ostindische Compagnie genoß, aufgehoben ist, haben die Beziehungen Englands zu China eine wesentliche, ja gänzliche Veränderung erlitten. Unterhandlungen, Proclamationen und Erklärungen müssen jetzt nothwendigerweise im Namen der Souveränin von Großbritannien geschehen. (Eben darum, argumentirt die Times mit Sir R. Peel, sollte aber auch eine Botschaft der Krone ans Parlament ergehen.) Der Generalstatthalter von Indien konnte also nicht, wie einige Berichte meldeten, an China den Krieg erklären. Ueberhaupt sind förmliche Kriegserklärungen heutzutage ein veralteter Gebrauch. Offene Uebergriffe, Angriffe, Repressalien, das ist die Art und Weise, wie jetzt Krieg erklärt wird." - Die Insel Sapata, die zum Sammelplatz für die brittische Expedition bestimmt ist, liegt ungefähr 100 engl. Meilen von der Küste Cochinchina's ab, und eignet sich trefflich zu einem Kriegsdepot. - Aus den im Parlament vorgelegten Papieren, die übrigens auch mit den neuesten Depeschen, nach Lord Palmerstons Erklärung vom 13 März, nicht über das Gefecht zwischen dem Volage und den Dschunken hinausreichen, geht hervor, daß Capitän Elliot der Regierung den Vorschlag gemacht hat, durch eine Uebereinkunft mit Portugal Besitz von Macao zu ergreifen. Er hatte dem portugiesischen Statthalter von Macao bereits angeboten, die Stadt in Vertheidigungsstand zu setzen, dieser hatte jedoch für das "großmüthige Anerbieten" gedankt, da ihm seine Instructionen strenge Neutralität zur Pflicht machen. - Wie gut sich die Nordamerikaner den gesperrten Handel zwischen England und China zu Nutzen machen, erhellt z. B. aus dem Umstand, daß sie sich von den Engländern für die Fracht eines Ballens Kattun von Hongkong bis Macao (keine 100 englische Meilen) fünf Dollars bezahlen lassen. dachten. Der Vladika hatte, vermuthlich in dieser Aussicht, Medaillen prägen lassen, um die Tapfersten seiner Leute damit zu belohnen; sie tragen auf der einen Seite die Aufschrift „Montenegro“, auf der andern „für Tapferkeit und den Glauben.“ Ein Zeuge, welcher diese Medaillen gesehen hat, kann übrigens von ihrer elenden Beschaffenheit nicht genug erzählen. Wahrscheinlich wurden sie in Montenegro selbst gemacht. Aus Anlaß einiger frühern Gefechte mit den Türken hatte sich der Vladika erlaubt „russische“ Tapferkeitsmedaillen zu ertheilen, worüber ihm neulich von Seite des Petersburger Cabinets großes Mißfallen bezeigt wurde; dieß hat ihn vollends bestimmt, eigene Medaillen zu stiften. Ostindien und China. Nach einem Schreiben aus Calcutta vom 20 Jan., das der Standard vom 14 März mittheilt, sollten folgende Truppen gegen China eingeschifft werden: von Bengal das 21ste und 26ste brittische Regiment, und 2 Regimenter Sipahis-Infanterie; von Madras 1 königliches und 4 Sipahis-Regimenter, nebst einem Regiment Artillerie und einem Regiment Ingenieurs; aus Ceylon 1 königliches Regiment. Das Obercommando der Truppen übernimmt General Arbuthnot aus Ceylon, unter welchem die Generale Oglander und Walker Divisionen commandiren. Der Standard bezweifelt indeß noch den wirklichen Ausbruch des Kriegs. „Wir glauben, sagt er, am Ende wird es zu keinem Kriege kommen, die sprüchwörtliche Starrköpfigkeit (pigheadedness) der Chinesen müßte denn, in Verbindung mit der Ueberzeugung, daß sie das Recht auf ihrer Seite haben, sie zu dem tollkühnen Entschluß treiben, Gewalt der Gewalt entgegenzusetzen. In dieser Meinung werden wir bestärkt durch die Wirkung, welche der scharfe Strauß des Volage mit den chinesischen Kriegsdschunken bereits hervorgebracht hat. Der Mandarin, der die dreißig Dschunken commandirte ist seitdem an seinen Wunden gestorben, und dem Commissär Lin wurde von Peking aus ein College an die Seite gesetzt, der hoffentlich etwas mehr Besonnenheit besitzt, auch, wie man sagt, bereits Neigung gezeigt hat zu unterhandeln – eine Stimmung, auf welche die Erscheinung der brittischen Flotte im Angesicht von Canton nur fördernd wirken wird. Ohne Zweifel haben die Chinesen mittlerweile auch von dem Erfolg unsrer Waffen in Afghanistan Kunde erhalten. Eine friedliche Beendigung des Streithandels ist in allem Betracht um so mehr zu wünschen, als ein feindliches Zusammenstoßen viel Blut kosten würde, und die moralische Kraft, die das Bewußtseyn einer gerechten Sache gibt, offenbar nicht auf unsrer Seite ist. Das Decret, das den Handel mit England auf ewige Zeiten verbietet, scheint bis jetzt nicht sehr streng in Ausführung gebracht zu werden; – eine neue Bekräftigung unsrer Ansicht, daß der Streit ohne Anwendung äußerster Mittel beigelegt werden dürfte.“ – Der ministerielle Globe schreibt: „Die Nachricht eines indischen Blattes, daß Lord Auckland im Begriffe gestanden, als außerordentlicher Botschafter nach Peking zu gehen, um eine Ausgleichung zu bewirken, ist rein belachenswerth. Darüber zu debattiren, wie viele Prostrationen und Aufstoßungen des Kopfs auf den Boden, Angesicht des Kaisers des himmlischen Reichs, des „Ruhms der Vernunft“ zu machen seyen, war eines Repräsentanten Englands jederzeit unwürdig, im vorliegenden Fall aber würde eine solche Mission nicht bloß kindisch, sondern verbrecherisch seyn. Der Admiral, der nach dem Aufhören der Monsuns mit einer angemessenen Streitmacht ins chinesische Meer segelt, wird seinen Instructionen gemäß Genugthuung fordern, und ist allerdings ermächtigt, eventuell mit der chinesischen Regierung zu vertragen. Geht diese die gestellten Bedingungen ein, so unterbleiben die Feindseligkeiten, und die friedlichen Verhältnisse werden erneuert. Außerdem wird die ultima ratio in Anwendung kommen, um eine arrogante Regierung zur Besinnung zu bringen.“ Der Globe bemerkt ferner: „Seitdem das Privilegium des ausschließlichen Handels mit China, das vordem die ostindische Compagnie genoß, aufgehoben ist, haben die Beziehungen Englands zu China eine wesentliche, ja gänzliche Veränderung erlitten. Unterhandlungen, Proclamationen und Erklärungen müssen jetzt nothwendigerweise im Namen der Souveränin von Großbritannien geschehen. (Eben darum, argumentirt die Times mit Sir R. Peel, sollte aber auch eine Botschaft der Krone ans Parlament ergehen.) Der Generalstatthalter von Indien konnte also nicht, wie einige Berichte meldeten, an China den Krieg erklären. Ueberhaupt sind förmliche Kriegserklärungen heutzutage ein veralteter Gebrauch. Offene Uebergriffe, Angriffe, Repressalien, das ist die Art und Weise, wie jetzt Krieg erklärt wird.“ – Die Insel Sapata, die zum Sammelplatz für die brittische Expedition bestimmt ist, liegt ungefähr 100 engl. Meilen von der Küste Cochinchina's ab, und eignet sich trefflich zu einem Kriegsdepot. – Aus den im Parlament vorgelegten Papieren, die übrigens auch mit den neuesten Depeschen, nach Lord Palmerstons Erklärung vom 13 März, nicht über das Gefecht zwischen dem Volage und den Dschunken hinausreichen, geht hervor, daß Capitän Elliot der Regierung den Vorschlag gemacht hat, durch eine Uebereinkunft mit Portugal Besitz von Macao zu ergreifen. Er hatte dem portugiesischen Statthalter von Macao bereits angeboten, die Stadt in Vertheidigungsstand zu setzen, dieser hatte jedoch für das „großmüthige Anerbieten“ gedankt, da ihm seine Instructionen strenge Neutralität zur Pflicht machen. – Wie gut sich die Nordamerikaner den gesperrten Handel zwischen England und China zu Nutzen machen, erhellt z. B. aus dem Umstand, daß sie sich von den Engländern für die Fracht eines Ballens Kattun von Hongkong bis Macao (keine 100 englische Meilen) fünf Dollars bezahlen lassen. <TEI> <text> <body> <div type="jArticle" n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0008" n="0648"/> dachten. Der Vladika hatte, vermuthlich in dieser Aussicht, Medaillen prägen lassen, um die Tapfersten seiner Leute damit zu belohnen; sie tragen auf der einen Seite die Aufschrift „Montenegro“, auf der andern „für Tapferkeit und den Glauben.“ Ein Zeuge, welcher diese Medaillen gesehen hat, kann übrigens von ihrer elenden Beschaffenheit nicht genug erzählen. Wahrscheinlich wurden sie in Montenegro selbst gemacht. Aus Anlaß einiger frühern Gefechte mit den Türken hatte sich der Vladika erlaubt „<hi rendition="#g">russische</hi>“ Tapferkeitsmedaillen zu ertheilen, worüber ihm neulich von Seite des Petersburger Cabinets großes Mißfallen bezeigt wurde; dieß hat ihn vollends bestimmt, eigene Medaillen zu stiften.</p> </div> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Ostindien und China.</hi> </head><lb/> <p>Nach einem Schreiben aus <hi rendition="#b">Calcutta</hi> vom 20 Jan., das der <hi rendition="#g">Standard</hi> vom 14 März mittheilt, sollten folgende Truppen gegen China eingeschifft werden: von Bengal das 21ste und 26ste brittische Regiment, und 2 Regimenter Sipahis-Infanterie; von Madras 1 königliches und 4 Sipahis-Regimenter, nebst einem Regiment Artillerie und einem Regiment Ingenieurs; aus Ceylon 1 königliches Regiment. Das Obercommando der Truppen übernimmt General <hi rendition="#g">Arbuthnot</hi> aus Ceylon, unter welchem die Generale Oglander und Walker Divisionen commandiren. Der <hi rendition="#g">Standard</hi> bezweifelt indeß noch den wirklichen Ausbruch des Kriegs. „Wir glauben, sagt er, am Ende wird es zu keinem Kriege kommen, die sprüchwörtliche Starrköpfigkeit (pigheadedness) der Chinesen müßte denn, in Verbindung mit der Ueberzeugung, daß sie das Recht auf ihrer Seite haben, sie zu dem tollkühnen Entschluß treiben, Gewalt der Gewalt entgegenzusetzen. In dieser Meinung werden wir bestärkt durch die Wirkung, welche der scharfe Strauß des Volage mit den chinesischen Kriegsdschunken bereits hervorgebracht hat. Der Mandarin, der die dreißig Dschunken commandirte ist seitdem an seinen Wunden gestorben, und dem Commissär Lin wurde von Peking aus ein College an die Seite gesetzt, der hoffentlich etwas mehr Besonnenheit besitzt, auch, wie man sagt, bereits Neigung gezeigt hat zu unterhandeln – eine Stimmung, auf welche die Erscheinung der brittischen Flotte im Angesicht von Canton nur fördernd wirken wird. Ohne Zweifel haben die Chinesen mittlerweile auch von dem Erfolg unsrer Waffen in Afghanistan Kunde erhalten. Eine friedliche Beendigung des Streithandels ist in allem Betracht um so mehr zu wünschen, als ein feindliches Zusammenstoßen viel Blut kosten würde, und die moralische Kraft, die das Bewußtseyn einer gerechten Sache gibt, offenbar nicht auf unsrer Seite ist. Das Decret, das den Handel mit England auf ewige Zeiten verbietet, scheint bis jetzt nicht sehr streng in Ausführung gebracht zu werden; – eine neue Bekräftigung unsrer Ansicht, daß der Streit ohne Anwendung äußerster Mittel beigelegt werden dürfte.“ – Der ministerielle <hi rendition="#g">Globe</hi> schreibt: „Die Nachricht eines indischen Blattes, daß Lord Auckland im Begriffe gestanden, als außerordentlicher Botschafter nach Peking zu gehen, um eine Ausgleichung zu bewirken, ist rein belachenswerth. Darüber zu debattiren, wie viele Prostrationen und Aufstoßungen des Kopfs auf den Boden, Angesicht des Kaisers des himmlischen Reichs, des „Ruhms der Vernunft“ zu machen seyen, war eines Repräsentanten Englands jederzeit unwürdig, im vorliegenden Fall aber würde eine solche Mission nicht bloß kindisch, sondern verbrecherisch seyn. Der Admiral, der nach dem Aufhören der Monsuns mit einer angemessenen Streitmacht ins chinesische Meer segelt, wird seinen Instructionen gemäß Genugthuung fordern, und ist allerdings ermächtigt, eventuell mit der chinesischen Regierung zu vertragen. Geht diese die gestellten Bedingungen ein, so unterbleiben die Feindseligkeiten, und die friedlichen Verhältnisse werden erneuert. Außerdem wird die ultima ratio in Anwendung kommen, um eine arrogante Regierung zur Besinnung zu bringen.“ Der <hi rendition="#g">Globe</hi> bemerkt ferner: „Seitdem das Privilegium des ausschließlichen Handels mit China, das vordem die ostindische Compagnie genoß, aufgehoben ist, haben die Beziehungen Englands zu China eine wesentliche, ja gänzliche Veränderung erlitten. Unterhandlungen, Proclamationen und Erklärungen müssen jetzt nothwendigerweise im Namen der Souveränin von Großbritannien geschehen. (Eben darum, argumentirt die <hi rendition="#g">Times</hi> mit Sir R. Peel, sollte aber auch eine Botschaft der Krone ans Parlament ergehen.) Der Generalstatthalter von Indien konnte also nicht, wie einige Berichte meldeten, an China den Krieg erklären. Ueberhaupt sind förmliche Kriegserklärungen heutzutage ein <hi rendition="#g">veralteter Gebrauch</hi>. Offene Uebergriffe, Angriffe, Repressalien, das ist die Art und Weise, wie jetzt Krieg erklärt wird.“ – Die Insel Sapata, die zum Sammelplatz für die brittische Expedition bestimmt ist, liegt ungefähr 100 engl. Meilen von der Küste Cochinchina's ab, und eignet sich trefflich zu einem Kriegsdepot. – Aus den im Parlament vorgelegten Papieren, die übrigens auch mit den neuesten Depeschen, nach Lord Palmerstons Erklärung vom 13 März, nicht über das Gefecht zwischen dem Volage und den Dschunken hinausreichen, geht hervor, daß Capitän Elliot der Regierung den Vorschlag gemacht hat, durch eine Uebereinkunft mit Portugal Besitz von Macao zu ergreifen. Er hatte dem portugiesischen Statthalter von Macao bereits angeboten, die Stadt in Vertheidigungsstand zu setzen, dieser hatte jedoch für das „großmüthige Anerbieten“ gedankt, da ihm seine Instructionen strenge Neutralität zur Pflicht machen. – Wie gut sich die Nordamerikaner den gesperrten Handel zwischen England und China zu Nutzen machen, erhellt z. B. aus dem Umstand, daß sie sich von den Engländern für die Fracht eines Ballens Kattun von Hongkong bis Macao (keine 100 englische Meilen) fünf Dollars bezahlen lassen.</p> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [0648/0008]
dachten. Der Vladika hatte, vermuthlich in dieser Aussicht, Medaillen prägen lassen, um die Tapfersten seiner Leute damit zu belohnen; sie tragen auf der einen Seite die Aufschrift „Montenegro“, auf der andern „für Tapferkeit und den Glauben.“ Ein Zeuge, welcher diese Medaillen gesehen hat, kann übrigens von ihrer elenden Beschaffenheit nicht genug erzählen. Wahrscheinlich wurden sie in Montenegro selbst gemacht. Aus Anlaß einiger frühern Gefechte mit den Türken hatte sich der Vladika erlaubt „russische“ Tapferkeitsmedaillen zu ertheilen, worüber ihm neulich von Seite des Petersburger Cabinets großes Mißfallen bezeigt wurde; dieß hat ihn vollends bestimmt, eigene Medaillen zu stiften.
Ostindien und China.
Nach einem Schreiben aus Calcutta vom 20 Jan., das der Standard vom 14 März mittheilt, sollten folgende Truppen gegen China eingeschifft werden: von Bengal das 21ste und 26ste brittische Regiment, und 2 Regimenter Sipahis-Infanterie; von Madras 1 königliches und 4 Sipahis-Regimenter, nebst einem Regiment Artillerie und einem Regiment Ingenieurs; aus Ceylon 1 königliches Regiment. Das Obercommando der Truppen übernimmt General Arbuthnot aus Ceylon, unter welchem die Generale Oglander und Walker Divisionen commandiren. Der Standard bezweifelt indeß noch den wirklichen Ausbruch des Kriegs. „Wir glauben, sagt er, am Ende wird es zu keinem Kriege kommen, die sprüchwörtliche Starrköpfigkeit (pigheadedness) der Chinesen müßte denn, in Verbindung mit der Ueberzeugung, daß sie das Recht auf ihrer Seite haben, sie zu dem tollkühnen Entschluß treiben, Gewalt der Gewalt entgegenzusetzen. In dieser Meinung werden wir bestärkt durch die Wirkung, welche der scharfe Strauß des Volage mit den chinesischen Kriegsdschunken bereits hervorgebracht hat. Der Mandarin, der die dreißig Dschunken commandirte ist seitdem an seinen Wunden gestorben, und dem Commissär Lin wurde von Peking aus ein College an die Seite gesetzt, der hoffentlich etwas mehr Besonnenheit besitzt, auch, wie man sagt, bereits Neigung gezeigt hat zu unterhandeln – eine Stimmung, auf welche die Erscheinung der brittischen Flotte im Angesicht von Canton nur fördernd wirken wird. Ohne Zweifel haben die Chinesen mittlerweile auch von dem Erfolg unsrer Waffen in Afghanistan Kunde erhalten. Eine friedliche Beendigung des Streithandels ist in allem Betracht um so mehr zu wünschen, als ein feindliches Zusammenstoßen viel Blut kosten würde, und die moralische Kraft, die das Bewußtseyn einer gerechten Sache gibt, offenbar nicht auf unsrer Seite ist. Das Decret, das den Handel mit England auf ewige Zeiten verbietet, scheint bis jetzt nicht sehr streng in Ausführung gebracht zu werden; – eine neue Bekräftigung unsrer Ansicht, daß der Streit ohne Anwendung äußerster Mittel beigelegt werden dürfte.“ – Der ministerielle Globe schreibt: „Die Nachricht eines indischen Blattes, daß Lord Auckland im Begriffe gestanden, als außerordentlicher Botschafter nach Peking zu gehen, um eine Ausgleichung zu bewirken, ist rein belachenswerth. Darüber zu debattiren, wie viele Prostrationen und Aufstoßungen des Kopfs auf den Boden, Angesicht des Kaisers des himmlischen Reichs, des „Ruhms der Vernunft“ zu machen seyen, war eines Repräsentanten Englands jederzeit unwürdig, im vorliegenden Fall aber würde eine solche Mission nicht bloß kindisch, sondern verbrecherisch seyn. Der Admiral, der nach dem Aufhören der Monsuns mit einer angemessenen Streitmacht ins chinesische Meer segelt, wird seinen Instructionen gemäß Genugthuung fordern, und ist allerdings ermächtigt, eventuell mit der chinesischen Regierung zu vertragen. Geht diese die gestellten Bedingungen ein, so unterbleiben die Feindseligkeiten, und die friedlichen Verhältnisse werden erneuert. Außerdem wird die ultima ratio in Anwendung kommen, um eine arrogante Regierung zur Besinnung zu bringen.“ Der Globe bemerkt ferner: „Seitdem das Privilegium des ausschließlichen Handels mit China, das vordem die ostindische Compagnie genoß, aufgehoben ist, haben die Beziehungen Englands zu China eine wesentliche, ja gänzliche Veränderung erlitten. Unterhandlungen, Proclamationen und Erklärungen müssen jetzt nothwendigerweise im Namen der Souveränin von Großbritannien geschehen. (Eben darum, argumentirt die Times mit Sir R. Peel, sollte aber auch eine Botschaft der Krone ans Parlament ergehen.) Der Generalstatthalter von Indien konnte also nicht, wie einige Berichte meldeten, an China den Krieg erklären. Ueberhaupt sind förmliche Kriegserklärungen heutzutage ein veralteter Gebrauch. Offene Uebergriffe, Angriffe, Repressalien, das ist die Art und Weise, wie jetzt Krieg erklärt wird.“ – Die Insel Sapata, die zum Sammelplatz für die brittische Expedition bestimmt ist, liegt ungefähr 100 engl. Meilen von der Küste Cochinchina's ab, und eignet sich trefflich zu einem Kriegsdepot. – Aus den im Parlament vorgelegten Papieren, die übrigens auch mit den neuesten Depeschen, nach Lord Palmerstons Erklärung vom 13 März, nicht über das Gefecht zwischen dem Volage und den Dschunken hinausreichen, geht hervor, daß Capitän Elliot der Regierung den Vorschlag gemacht hat, durch eine Uebereinkunft mit Portugal Besitz von Macao zu ergreifen. Er hatte dem portugiesischen Statthalter von Macao bereits angeboten, die Stadt in Vertheidigungsstand zu setzen, dieser hatte jedoch für das „großmüthige Anerbieten“ gedankt, da ihm seine Instructionen strenge Neutralität zur Pflicht machen. – Wie gut sich die Nordamerikaner den gesperrten Handel zwischen England und China zu Nutzen machen, erhellt z. B. aus dem Umstand, daß sie sich von den Engländern für die Fracht eines Ballens Kattun von Hongkong bis Macao (keine 100 englische Meilen) fünf Dollars bezahlen lassen.
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