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Allgemeine Zeitung. Nr. 79. Augsburg, 19. März 1840.

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Sitte und Vaterlandsliebe heißt, keinen Halt und keine Wurzel mehr hätte - dann wäre es Zeit, die Plane des Capitole zu fürchten. Und selbst dann noch würde Europa berechtigt seyn zu fragen: woher dem wieder ins Leben sich zurückdrängenden Gespenste den Leib, woher dem neuen Bonapartismus der Bonaparte kommen sollte? Jene mitleidswürdigen Gestalten, die sich mit den Lappen des zerrissenen Kaisermantels behängen möchten, auch nur als Gegenstände ernster Besorgniß anzusehen - diese Zumuthung wäre für jene eine Ehre, die sie selbst in Verwunderung setzen würde, für Deutschland aber eine ärgere Schmach als Alles, was ihm seit Menschengedenken Schimpfliches angethan worden.

In der Sitzung der Ständeversammlung vom 12 März berichtete v. Eschwege 2r über den Militäretat. Der Kriegsminister, Generallieutenant v. Loßberg, war zugegen. Obrist Schmidt vertheidigte als Regierungscommissär die Propositionen. Bei der Berathung des Etats der Cavallerie, wo ein Mehrbetrag von 40,000 Thlrn. zur Errichtung von zwei Schwadronen beantragt war, wurde dieser abgelehnt. (K. A. Z.)

Seit acht Tagen circulirt bei sämmtlichen Mitgliedern der Universität, sofern sie Professoren oder diesen gleichstehend sind, ein Rescript hohen Universitätscuratoriums, worin in den gnädigsten Ausdrücken die Universität gelobt wird, daß sie gewählt habe; zugleich ist im Auftrage Sr. Maj. versichert, alles Vergangene soll vergessen seyn. Während alle Uebrigen diesem Schreiben ein bloßes vidi oder ihren Namen beigefügt, haben zwei wirkliche Mitglieder der medicinischen Facultät, Langenbeck und Marx, unterschrieben: "mit dem größten Vergnügen gelesen." Es ist dieses im höchsten Auftrag erlassene Schreiben jedoch schon kurz nach der Wahl und zu einer Zeit erlassen, wo man hoffte, daß das ganze Land "der freien unabhängigen Intelligenzwahl" der Universität folgen würde, und wo man der unbedingten Annahme der Wahl von Seite des Justizraths Bothmers sicher entgegen sah. Bis auf den heutigen Tag ist inzwischen noch kein Antwortschreiben von dem Gewählten hier angelangt, und man versichert, daß derselbe einem ihm nahestehenden, dem Cabinet sehr befreundeten Verwandten die Erklärung gegeben habe, sein Eintritt werde allein davon abhängen, ob sich die größeren Städte zur Beschickung der zweiten Kammer verständen. Im gleichen Sinn hat sich auch der Deputirte der Stadt ausgesprochen. Mit den Ergänzungswahlen scheint es jedoch den erwünschten Fortgang nicht zu nehmen; die Hannover'sche Zeitung ist bei der Aufzählung der dritten Wahl stehen geblieben. Die Stadt Uelzen hat gewählt, da aber diese Wahl eine Minoritätswahl war, so scheint das Cabinet dieselbe zu ignoriren, wenigstens ist, nachdem die Wahl schon in der Hannover'schen Zeitung publicirt war, der Stadt Uelzen eine Aufforderung zur Vornahme der Wahl zugegangen. Uebrigens ist nicht Ritter, sondern Gieseler als Prorector bestätigt, wie dieß nach den Vorgängen vom 21 Febr. auch das Wahrscheinlichere war. Die Vorlesungen an der Universität werden erst in der mit dem 22 d. M. beginnenden Woche geschlossen, worauf dießmal streng gehalten werden soll, da jeder Lehrer, nach einem schon vor einigen Wochen eingegangenen Rescript des Curatoriums, selbst anzeigen muß, an welchem Tage er seine Vorlesungen beendigt habe. - Die als Broschüre abgezogenen Verhandlungen der sächsischen Kammer über die hannover'schen Verfassungsangelegenheiten wurden verboten, und werden schon deßhalb, wie auch die neuesten Verhandlungen der großherzoglich hessischen Kammer, mit großer Gespanntheit in den Tagsblättern gelesen.

Preußen.

Aus Brüssel ist hieher berichtet worden, daß Hr. Laurent, Bischof von Chersones, im Begriff sey, abermals nach Deutschland abzureisen, und zwar diesesmal mit einem richtig aus estellten Passe, da man dort der Meinung ist, daß nur der Kunstgriff, durch den man belgischerseits die preußische Gesandtschaft in Brüssel zu bewegen gewußt hatte, ihr Visa beizusetzen, indem man den Paßinhaber für einen Andern, als den Bischof, ausgegeben, die Verweisung desselben aus Aachen zur Folge gehabt. Diese Ansicht mag allerdings begründet seyn, doch zweifelt man hier nicht, daß Hr. Laurent, nach jenem Vorgange, auch wenn diesesmal sein officieller Charakter im Passe angegeben seyn sollte, die Erlaubniß nicht erhalten werde, seinen Weg durch die preußischen Rheinprovinzen zu nehmen. - Die "Berl. Allg. Kirchenzeitung" widerspricht der in auswärtigen Blättern enthaltenen Nachricht, daß mehrere Dekane im Großherzogthum Posen die von dem Oberpräsidenten Hrn. Flottwell in Bezug auf die sogenannte Kirchentrauer erlassene Circularverfügung demselben, mit Anmerkungen versehen, zurückgeschickt haben. Allerdings hätten einige Dekane in der Gnesener Diöcese eine (in den Münchener historisch-politischen Blättern abgedruckte) Gegenvorstellung eingereicht, in welcher ganz unbegründete, die Unterbeamten der Provinz in ihrer Ehre verletzende Aeußerungen sich befänden, doch habe wegen der letzteren einzig und allein der Verfasser der Vorstellung, Dekan Sucharski in Gnesen, einen amtlichen Verweis erhalten. Ueber die von einigen Geistlichen noch immer nicht wiedereingeführte Benützung der Glocken, der Orgel und der Kirchenmusik sagt die genannte Zeitung: "Man zeige uns doch irgend ein policirtes Land in Europa, wo dem Clerus ein ähnlicher Versuch, durch Verunstaltung des öffentlichen Gottesdienstes die Bevölkerung gegen die Regierung aufzureizen, nachgesehen würde."

Schweden.

Die scheinbare Einigkeit im Ritterhause hat schnell ihr Ende erreicht. Kaum ist die Beamtenpartei durch die alsbaldige Annahme des Vorschlags über eine Departementalverwaltung sicher, daß nicht mehrere der Staatsräthe in Anklagestand versetzt werden, so hebt sie den Kopf wieder, ihre Sprache wird herber, und die Statstidning spricht von einem gewissen Hans Jansson, dessen Adressevorschlag das Ritterhaus so lange beschäftigt habe. Dieser Adressevorschlag ist aber immer noch der Angel, um den sich alle Verhandlungen drehen, und die Stellung, die der König selbst und das Ritterhaus einnehmen, ist von Wichtigkeit und Interesse. Der König ließ durch den Landmarschall dem Bauernstand privatim, nämlich in dem Club desselben erklären, es thue ihm leid, daß er die Adresse nicht habe annehmen können, indem die Thronrede an alle vier Stände gerichtet gewesen sey, und er die Antwort nur annehmen dürfte, wenn sie von allen vier Ständen gebilligt worden wäre; der König habe sich indeß die Adresse vorlesen lassen, und sie höchst beachtenswerth befunden. Dieser Schritt des Königs scheint anzudeuten, daß er seine Sache keineswegs mit der Beamtenpartei identificiren lassen will. Eine andere Erklärung kann man demselben nach dem Inhalt der Adresse nicht unterlegen. Es handelt sich nämlich ganz einfach darum: der Stand der Finanzen ist höchst blühend, aber das Volk unter diesem blühenden Finanzzustand auf eine furchtbare Art verarmt; die ganze Verwaltung ist höchst kostspielig, und wenn man den Landmann ernstlich erleichtern will, so muß hier geholfen werden, und durchgreifende, für manche Einzelnen allerdings herbe Maaßregeln sind nöthig.

Sitte und Vaterlandsliebe heißt, keinen Halt und keine Wurzel mehr hätte – dann wäre es Zeit, die Plane des Capitole zu fürchten. Und selbst dann noch würde Europa berechtigt seyn zu fragen: woher dem wieder ins Leben sich zurückdrängenden Gespenste den Leib, woher dem neuen Bonapartismus der Bonaparte kommen sollte? Jene mitleidswürdigen Gestalten, die sich mit den Lappen des zerrissenen Kaisermantels behängen möchten, auch nur als Gegenstände ernster Besorgniß anzusehen – diese Zumuthung wäre für jene eine Ehre, die sie selbst in Verwunderung setzen würde, für Deutschland aber eine ärgere Schmach als Alles, was ihm seit Menschengedenken Schimpfliches angethan worden.

In der Sitzung der Ständeversammlung vom 12 März berichtete v. Eschwege 2r über den Militäretat. Der Kriegsminister, Generallieutenant v. Loßberg, war zugegen. Obrist Schmidt vertheidigte als Regierungscommissär die Propositionen. Bei der Berathung des Etats der Cavallerie, wo ein Mehrbetrag von 40,000 Thlrn. zur Errichtung von zwei Schwadronen beantragt war, wurde dieser abgelehnt. (K. A. Z.)

Seit acht Tagen circulirt bei sämmtlichen Mitgliedern der Universität, sofern sie Professoren oder diesen gleichstehend sind, ein Rescript hohen Universitätscuratoriums, worin in den gnädigsten Ausdrücken die Universität gelobt wird, daß sie gewählt habe; zugleich ist im Auftrage Sr. Maj. versichert, alles Vergangene soll vergessen seyn. Während alle Uebrigen diesem Schreiben ein bloßes vidi oder ihren Namen beigefügt, haben zwei wirkliche Mitglieder der medicinischen Facultät, Langenbeck und Marx, unterschrieben: „mit dem größten Vergnügen gelesen.“ Es ist dieses im höchsten Auftrag erlassene Schreiben jedoch schon kurz nach der Wahl und zu einer Zeit erlassen, wo man hoffte, daß das ganze Land „der freien unabhängigen Intelligenzwahl“ der Universität folgen würde, und wo man der unbedingten Annahme der Wahl von Seite des Justizraths Bothmers sicher entgegen sah. Bis auf den heutigen Tag ist inzwischen noch kein Antwortschreiben von dem Gewählten hier angelangt, und man versichert, daß derselbe einem ihm nahestehenden, dem Cabinet sehr befreundeten Verwandten die Erklärung gegeben habe, sein Eintritt werde allein davon abhängen, ob sich die größeren Städte zur Beschickung der zweiten Kammer verständen. Im gleichen Sinn hat sich auch der Deputirte der Stadt ausgesprochen. Mit den Ergänzungswahlen scheint es jedoch den erwünschten Fortgang nicht zu nehmen; die Hannover'sche Zeitung ist bei der Aufzählung der dritten Wahl stehen geblieben. Die Stadt Uelzen hat gewählt, da aber diese Wahl eine Minoritätswahl war, so scheint das Cabinet dieselbe zu ignoriren, wenigstens ist, nachdem die Wahl schon in der Hannover'schen Zeitung publicirt war, der Stadt Uelzen eine Aufforderung zur Vornahme der Wahl zugegangen. Uebrigens ist nicht Ritter, sondern Gieseler als Prorector bestätigt, wie dieß nach den Vorgängen vom 21 Febr. auch das Wahrscheinlichere war. Die Vorlesungen an der Universität werden erst in der mit dem 22 d. M. beginnenden Woche geschlossen, worauf dießmal streng gehalten werden soll, da jeder Lehrer, nach einem schon vor einigen Wochen eingegangenen Rescript des Curatoriums, selbst anzeigen muß, an welchem Tage er seine Vorlesungen beendigt habe. – Die als Broschüre abgezogenen Verhandlungen der sächsischen Kammer über die hannover'schen Verfassungsangelegenheiten wurden verboten, und werden schon deßhalb, wie auch die neuesten Verhandlungen der großherzoglich hessischen Kammer, mit großer Gespanntheit in den Tagsblättern gelesen.

Preußen.

Aus Brüssel ist hieher berichtet worden, daß Hr. Laurent, Bischof von Chersones, im Begriff sey, abermals nach Deutschland abzureisen, und zwar diesesmal mit einem richtig aus estellten Passe, da man dort der Meinung ist, daß nur der Kunstgriff, durch den man belgischerseits die preußische Gesandtschaft in Brüssel zu bewegen gewußt hatte, ihr Visa beizusetzen, indem man den Paßinhaber für einen Andern, als den Bischof, ausgegeben, die Verweisung desselben aus Aachen zur Folge gehabt. Diese Ansicht mag allerdings begründet seyn, doch zweifelt man hier nicht, daß Hr. Laurent, nach jenem Vorgange, auch wenn diesesmal sein officieller Charakter im Passe angegeben seyn sollte, die Erlaubniß nicht erhalten werde, seinen Weg durch die preußischen Rheinprovinzen zu nehmen. – Die „Berl. Allg. Kirchenzeitung“ widerspricht der in auswärtigen Blättern enthaltenen Nachricht, daß mehrere Dekane im Großherzogthum Posen die von dem Oberpräsidenten Hrn. Flottwell in Bezug auf die sogenannte Kirchentrauer erlassene Circularverfügung demselben, mit Anmerkungen versehen, zurückgeschickt haben. Allerdings hätten einige Dekane in der Gnesener Diöcese eine (in den Münchener historisch-politischen Blättern abgedruckte) Gegenvorstellung eingereicht, in welcher ganz unbegründete, die Unterbeamten der Provinz in ihrer Ehre verletzende Aeußerungen sich befänden, doch habe wegen der letzteren einzig und allein der Verfasser der Vorstellung, Dekan Sucharski in Gnesen, einen amtlichen Verweis erhalten. Ueber die von einigen Geistlichen noch immer nicht wiedereingeführte Benützung der Glocken, der Orgel und der Kirchenmusik sagt die genannte Zeitung: „Man zeige uns doch irgend ein policirtes Land in Europa, wo dem Clerus ein ähnlicher Versuch, durch Verunstaltung des öffentlichen Gottesdienstes die Bevölkerung gegen die Regierung aufzureizen, nachgesehen würde.“

Schweden.

Die scheinbare Einigkeit im Ritterhause hat schnell ihr Ende erreicht. Kaum ist die Beamtenpartei durch die alsbaldige Annahme des Vorschlags über eine Departementalverwaltung sicher, daß nicht mehrere der Staatsräthe in Anklagestand versetzt werden, so hebt sie den Kopf wieder, ihre Sprache wird herber, und die Statstidning spricht von einem gewissen Hans Jansson, dessen Adressevorschlag das Ritterhaus so lange beschäftigt habe. Dieser Adressevorschlag ist aber immer noch der Angel, um den sich alle Verhandlungen drehen, und die Stellung, die der König selbst und das Ritterhaus einnehmen, ist von Wichtigkeit und Interesse. Der König ließ durch den Landmarschall dem Bauernstand privatim, nämlich in dem Club desselben erklären, es thue ihm leid, daß er die Adresse nicht habe annehmen können, indem die Thronrede an alle vier Stände gerichtet gewesen sey, und er die Antwort nur annehmen dürfte, wenn sie von allen vier Ständen gebilligt worden wäre; der König habe sich indeß die Adresse vorlesen lassen, und sie höchst beachtenswerth befunden. Dieser Schritt des Königs scheint anzudeuten, daß er seine Sache keineswegs mit der Beamtenpartei identificiren lassen will. Eine andere Erklärung kann man demselben nach dem Inhalt der Adresse nicht unterlegen. Es handelt sich nämlich ganz einfach darum: der Stand der Finanzen ist höchst blühend, aber das Volk unter diesem blühenden Finanzzustand auf eine furchtbare Art verarmt; die ganze Verwaltung ist höchst kostspielig, und wenn man den Landmann ernstlich erleichtern will, so muß hier geholfen werden, und durchgreifende, für manche Einzelnen allerdings herbe Maaßregeln sind nöthig.

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[0630/0006] Sitte und Vaterlandsliebe heißt, keinen Halt und keine Wurzel mehr hätte – dann wäre es Zeit, die Plane des Capitole zu fürchten. Und selbst dann noch würde Europa berechtigt seyn zu fragen: woher dem wieder ins Leben sich zurückdrängenden Gespenste den Leib, woher dem neuen Bonapartismus der Bonaparte kommen sollte? Jene mitleidswürdigen Gestalten, die sich mit den Lappen des zerrissenen Kaisermantels behängen möchten, auch nur als Gegenstände ernster Besorgniß anzusehen – diese Zumuthung wäre für jene eine Ehre, die sie selbst in Verwunderung setzen würde, für Deutschland aber eine ärgere Schmach als Alles, was ihm seit Menschengedenken Schimpfliches angethan worden. _ Kassel. In der Sitzung der Ständeversammlung vom 12 März berichtete v. Eschwege 2r über den Militäretat. Der Kriegsminister, Generallieutenant v. Loßberg, war zugegen. Obrist Schmidt vertheidigte als Regierungscommissär die Propositionen. Bei der Berathung des Etats der Cavallerie, wo ein Mehrbetrag von 40,000 Thlrn. zur Errichtung von zwei Schwadronen beantragt war, wurde dieser abgelehnt. (K. A. Z.) _ Göttingen, 13 März. Seit acht Tagen circulirt bei sämmtlichen Mitgliedern der Universität, sofern sie Professoren oder diesen gleichstehend sind, ein Rescript hohen Universitätscuratoriums, worin in den gnädigsten Ausdrücken die Universität gelobt wird, daß sie gewählt habe; zugleich ist im Auftrage Sr. Maj. versichert, alles Vergangene soll vergessen seyn. Während alle Uebrigen diesem Schreiben ein bloßes vidi oder ihren Namen beigefügt, haben zwei wirkliche Mitglieder der medicinischen Facultät, Langenbeck und Marx, unterschrieben: „mit dem größten Vergnügen gelesen.“ Es ist dieses im höchsten Auftrag erlassene Schreiben jedoch schon kurz nach der Wahl und zu einer Zeit erlassen, wo man hoffte, daß das ganze Land „der freien unabhängigen Intelligenzwahl“ der Universität folgen würde, und wo man der unbedingten Annahme der Wahl von Seite des Justizraths Bothmers sicher entgegen sah. Bis auf den heutigen Tag ist inzwischen noch kein Antwortschreiben von dem Gewählten hier angelangt, und man versichert, daß derselbe einem ihm nahestehenden, dem Cabinet sehr befreundeten Verwandten die Erklärung gegeben habe, sein Eintritt werde allein davon abhängen, ob sich die größeren Städte zur Beschickung der zweiten Kammer verständen. Im gleichen Sinn hat sich auch der Deputirte der Stadt ausgesprochen. Mit den Ergänzungswahlen scheint es jedoch den erwünschten Fortgang nicht zu nehmen; die Hannover'sche Zeitung ist bei der Aufzählung der dritten Wahl stehen geblieben. Die Stadt Uelzen hat gewählt, da aber diese Wahl eine Minoritätswahl war, so scheint das Cabinet dieselbe zu ignoriren, wenigstens ist, nachdem die Wahl schon in der Hannover'schen Zeitung publicirt war, der Stadt Uelzen eine Aufforderung zur Vornahme der Wahl zugegangen. Uebrigens ist nicht Ritter, sondern Gieseler als Prorector bestätigt, wie dieß nach den Vorgängen vom 21 Febr. auch das Wahrscheinlichere war. Die Vorlesungen an der Universität werden erst in der mit dem 22 d. M. beginnenden Woche geschlossen, worauf dießmal streng gehalten werden soll, da jeder Lehrer, nach einem schon vor einigen Wochen eingegangenen Rescript des Curatoriums, selbst anzeigen muß, an welchem Tage er seine Vorlesungen beendigt habe. – Die als Broschüre abgezogenen Verhandlungen der sächsischen Kammer über die hannover'schen Verfassungsangelegenheiten wurden verboten, und werden schon deßhalb, wie auch die neuesten Verhandlungen der großherzoglich hessischen Kammer, mit großer Gespanntheit in den Tagsblättern gelesen. Preußen. _ Berlin, 13 März. Aus Brüssel ist hieher berichtet worden, daß Hr. 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Flottwell in Bezug auf die sogenannte Kirchentrauer erlassene Circularverfügung demselben, mit Anmerkungen versehen, zurückgeschickt haben. Allerdings hätten einige Dekane in der Gnesener Diöcese eine (in den Münchener historisch-politischen Blättern abgedruckte) Gegenvorstellung eingereicht, in welcher ganz unbegründete, die Unterbeamten der Provinz in ihrer Ehre verletzende Aeußerungen sich befänden, doch habe wegen der letzteren einzig und allein der Verfasser der Vorstellung, Dekan Sucharski in Gnesen, einen amtlichen Verweis erhalten. Ueber die von einigen Geistlichen noch immer nicht wiedereingeführte Benützung der Glocken, der Orgel und der Kirchenmusik sagt die genannte Zeitung: „Man zeige uns doch irgend ein policirtes Land in Europa, wo dem Clerus ein ähnlicher Versuch, durch Verunstaltung des öffentlichen Gottesdienstes die Bevölkerung gegen die Regierung aufzureizen, nachgesehen würde.“ Schweden. _ Stockholm, 3 März. Die scheinbare Einigkeit im Ritterhause hat schnell ihr Ende erreicht. Kaum ist die Beamtenpartei durch die alsbaldige Annahme des Vorschlags über eine Departementalverwaltung sicher, daß nicht mehrere der Staatsräthe in Anklagestand versetzt werden, so hebt sie den Kopf wieder, ihre Sprache wird herber, und die Statstidning spricht von einem gewissen Hans Jansson, dessen Adressevorschlag das Ritterhaus so lange beschäftigt habe. Dieser Adressevorschlag ist aber immer noch der Angel, um den sich alle Verhandlungen drehen, und die Stellung, die der König selbst und das Ritterhaus einnehmen, ist von Wichtigkeit und Interesse. Der König ließ durch den Landmarschall dem Bauernstand privatim, nämlich in dem Club desselben erklären, es thue ihm leid, daß er die Adresse nicht habe annehmen können, indem die Thronrede an alle vier Stände gerichtet gewesen sey, und er die Antwort nur annehmen dürfte, wenn sie von allen vier Ständen gebilligt worden wäre; der König habe sich indeß die Adresse vorlesen lassen, und sie höchst beachtenswerth befunden. Dieser Schritt des Königs scheint anzudeuten, daß er seine Sache keineswegs mit der Beamtenpartei identificiren lassen will. Eine andere Erklärung kann man demselben nach dem Inhalt der Adresse nicht unterlegen. Es handelt sich nämlich ganz einfach darum: der Stand der Finanzen ist höchst blühend, aber das Volk unter diesem blühenden Finanzzustand auf eine furchtbare Art verarmt; die ganze Verwaltung ist höchst kostspielig, und wenn man den Landmann ernstlich erleichtern will, so muß hier geholfen werden, und durchgreifende, für manche Einzelnen allerdings herbe Maaßregeln sind nöthig.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 79. Augsburg, 19. März 1840, S. 0630. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_079_18400319/6>, abgerufen am 22.12.2024.