Allgemeine Zeitung. Nr. 68. Augsburg, 8. März 1840.um 10 Contos stipulirt ist. Der Rückstand datirt vom September 1837. Auch die Ihrer k. Hoheit, der vormaligen Regentin, Prinzessin Dona Isabel Maria, zugesicherte Vermehrung ihres Einkommens ist noch unbezahlt. Die Debatten über die Adresse auf die Thronrede ziehen sich noch immer hin. Am Schluß der gestrigen Sitzung erhoben, um einen Tumult zu veranlassen, einige Mitglieder auf der linken Bank (Septembristas) ein lautes Geschrei, die englische oder Sklavenhandel-Frage sey nun genug discutirt und solle zur Abstimmung gebracht werden. Es folgte ein Auftritt der Verwirrung, der Präsident erklärte, er wisse vor dem Lärm nicht mehr, wo ihm der Kopf stehe, und hob die Sitzung auf. - Der englische Handel mit Portugal ist sehr im Sinken; in einigen Einfuhrartikeln, namentlich Butter, thun Norwegen und Hamburg großen Abbruch." Belgien. Brüssel, 28 Febr. Die Convention, welche die Regierung mit der rheinischen Eisenbahngesellschaft wegen Ankaufs von 4000 Actien zum Nominalwerthe abgeschlossen, ist in den Sectionen der Repräsentantenkammer der Gegenstand vielfacher Einwürfe gewesen, und doch hängt von der Annahme oder Verwerfung derselben die Entscheidung der Frage ab, ob Belgien eine Eisenbahnverbindung mit dem Rheine haben werde oder nicht. Für die rheinische Gesellschaft ist der Stand der Dinge so, daß sie, wenn Belgien dem dortigen Unternehmen durch Uebernahme jener Actien nicht zu Hülfe kommt, darauf verzichten muß, die Bahn bis an die belgische Gränze fortzusetzen, und sich damit wird begnügen müssen, eine bloße Verbindung zwischen Köln und Aachen zu Stande zu bringen. In diesem Falle würde dann auch von belgischer Seite der Bau nur bis Verviers fortgeführt werden, von dieser Stadt also bis Aachen eine Lücke bleiben, was für den Gütertransport mit den größten Nachtheilen verbunden seyn würde. Die Kölner Bankiers, welche sich zur Zeit, als es galt das Capital der Gesellschaft zu vermehren, zur Annahme der 4000 Actien bereitwillig erwiesen hatten, damit eine Emission derselben an der Börse den Preis nicht zu sehr herunterdrücke, glaubten damals ein gutes Geschäft zu machen, da die Actien 16 bis 18 Proc. über Pari standen. Seit dem allgemeinen Sinken aller industrieller Actien in Folge der vorjährigen Krisis hatte die Sache aber ein anderes Ansehen genommen, und da diese Herren noch keine Einzahlungen gemacht, während alle andern Actionnäre nun schon die Hälfte ihres Capitals eingezahlt, so fanden sie sich in der vortheilhaften Stellung, ohne sich selbst großen Verlusten auszusetzen, in der Generalversammlung der Actionnäre, wo sie das Uebergewicht hatten, die Auflösung der Gesellschaft veranlassen zu können, wodurch dann die andern Actionnäre ihrer eingezahlten Gelder verlustig gegangen wären. Dieser Auflösung vorzubeugen, sah sich die Direction genöthigt, den ursprünglichen Vertrag mit den erwähnten Bankiers zurückzunehmen, und darauf zu sinnen, die 4000 Actien anderwärts unterzubringen, was, da die preußische Regierung sich dessen geweigert, nur bei der belgischen mit Vortheil für beide Theile geschehen konnte. Die Sache hat nun allerdings das Ansehen, als solle die belgische Regierung ihr Geld dazu hergeben, um jenen Bankiers aus der Verlegenheit zu helfen, daher man auch von mehreren Seiten her diesen Einwurf hört. Diese Ansicht des Geschäfts ist aber eben so oberflächlich als unrichtig. Es handelt sich vielmehr davon, ob man, nicht einige Bankiers, sondern die rheinische Gesellschaft überhaupt in einer Stellung lassen wolle, in der es ihr unmöglich wird, den ursprünglichen Plan einer Bahn bis an die Gränze durchzuführen. Will man dieses, so muß man sich zugleich darauf resigniren, daß die belgische Bahn selbst ihre Hauptbedeutung, ihre europäische Wichtigkeit, verliere. Will man dieses nicht, so bietet die Convention mit der rheinischen Gesellschaft hiezu das geeignetste Mittel an die Hand. Man kann ihr dann nur den Vorwurf machen, daß Belgien nicht eine noch größere Zahl von Actien nehme, um ein entschiedeneres Gewicht in die Wagschale legen zu können, denn es ist für dieses Land von höchstem Interesse, in der Versammlung der rheinischen Actionnäre einen solchen Einfluß auszuüben, daß ohne seine Zustimmung kein wesentlicher Beschluß gefaßt werden könne. Ungeachtet aller in den Sectionen gemachten Einwürfe zweifeln wir doch nicht daran, daß die Gründe zu Gunsten der Annahme der Convention bei der Mehrzahl den Ausschlag geben werden. Es dürfte aber noch zwei bis drei Wochen dauern, ehe die Sache zur öffentlichen Discussion kommt, denn wahrscheinlich wird das Budget des Kriegsdepartements, das schon längst hätte erledigt seyn müssen, vorher noch an die Reihe kommen; der Director der rheinischen Gesellschaft ist unterdessen hier, um diese Angelegenheit im Interesse seiner Committenten zu betreiben. Schweden. Stockholm, 18 Febr. Ich glaube Ihnen die hiesigen Zustände nicht besser schildern zu können, als wenn ich fortfahre Ihnen Auszüge aus den Verhandlungen der vier Stände zu senden, so weit sie ein allgemeineres Interesse haben und die jetzige Lage der Sache bezeichnen. Das Ritterhaus und der Bauernstand sind am thätigsten; der Bürgerstand könnte eben sowohl ganz in dem Bauernstand aufgehen, da derselbe Geist ihn belebt, und ganz ähnliche Vorschläge und Reden gemacht werden, nur daß allenfalls der Bürgerstand auch noch den Handel und das Zollwesen in seine Berathungen zieht, die dem Bauernstand ferner liegen. Der Priesterstand läßt am wenigsten von sich hören. Der wahrhaft feindselige Geist, welcher den Bauernstand gegen die höhern Beamten beseelt, trat kürzlich (am 12 Febr.) bei Gelegenheit einer an sich unbedeutenden Sache hervor, nämlich des k. Vorschlags, das Län von Calmar, welcher 95 schw. Quadratmeilen und 174,000 Einwohner enthält, in zwei Theile zu theilen. Hans Jansson erklärte, er wolle den Nutzen der Sache an und für sich selbst nicht bestreiten, es scheine ihm aber unpassend, dieselbe anders als im Zusammenhang mit der lange gewünschten neuen Eintheilung des Landes in Läne und Härads vorzunehmen. Die vorgeschlagene Theilung werde nur eine neue Vermehrung des Beamtenpersonals veranlassen ohne weitern Nutzen für das Land. Sven Heurlin ergriff gleichfalls die Gelegenheit, auf die Nothwendigkeit einer Verminderung des Beamtenpersonals zu dringen. Strindlund nahm das Wort, um einen Ausfall gegen den sehr verhaßten Hrn. v. Hartmannsdorf zu machen. "Wir wissen, daß Hr. v. Hartmannsdorf auf diesem Reichstage im Ritterhause geäußert hat, Calmar Län sey nicht zur Hälfte so stark besteuer, als es bezahlen könne; eben so müßten die Eigenthümer der Kronschatzhemmane nicht anders als wie Kronbauern und Pächter betrachtet werden, und ihre Kaufschillinge nur als eine Art Handgeld. Hr. v. Hartmannsdorf würde wohl als Kronbeamter im Län diese von ihm als Pachtgeld angesehenen Abgaben bald zu erhöhen wissen." Hans Jansson setzte hinzu, der genannte Beamte zeige sich, seit er die Opposition aufgegeben und die Beamtenlaufbahn betreten, äußerst eifrig die Lasten des Volks zu vermehren; es werde aber ohne Zweifel die Zeit kommen, wo man dafür Rechenschaft von ihm fordern werde. Kurz darauf ward ein Auszug der Verhandlungen um 10 Contos stipulirt ist. Der Rückstand datirt vom September 1837. Auch die Ihrer k. Hoheit, der vormaligen Regentin, Prinzessin Dona Isabel Maria, zugesicherte Vermehrung ihres Einkommens ist noch unbezahlt. Die Debatten über die Adresse auf die Thronrede ziehen sich noch immer hin. Am Schluß der gestrigen Sitzung erhoben, um einen Tumult zu veranlassen, einige Mitglieder auf der linken Bank (Septembristas) ein lautes Geschrei, die englische oder Sklavenhandel-Frage sey nun genug discutirt und solle zur Abstimmung gebracht werden. Es folgte ein Auftritt der Verwirrung, der Präsident erklärte, er wisse vor dem Lärm nicht mehr, wo ihm der Kopf stehe, und hob die Sitzung auf. – Der englische Handel mit Portugal ist sehr im Sinken; in einigen Einfuhrartikeln, namentlich Butter, thun Norwegen und Hamburg großen Abbruch.“ Belgien. Brüssel, 28 Febr. Die Convention, welche die Regierung mit der rheinischen Eisenbahngesellschaft wegen Ankaufs von 4000 Actien zum Nominalwerthe abgeschlossen, ist in den Sectionen der Repräsentantenkammer der Gegenstand vielfacher Einwürfe gewesen, und doch hängt von der Annahme oder Verwerfung derselben die Entscheidung der Frage ab, ob Belgien eine Eisenbahnverbindung mit dem Rheine haben werde oder nicht. Für die rheinische Gesellschaft ist der Stand der Dinge so, daß sie, wenn Belgien dem dortigen Unternehmen durch Uebernahme jener Actien nicht zu Hülfe kommt, darauf verzichten muß, die Bahn bis an die belgische Gränze fortzusetzen, und sich damit wird begnügen müssen, eine bloße Verbindung zwischen Köln und Aachen zu Stande zu bringen. In diesem Falle würde dann auch von belgischer Seite der Bau nur bis Verviers fortgeführt werden, von dieser Stadt also bis Aachen eine Lücke bleiben, was für den Gütertransport mit den größten Nachtheilen verbunden seyn würde. Die Kölner Bankiers, welche sich zur Zeit, als es galt das Capital der Gesellschaft zu vermehren, zur Annahme der 4000 Actien bereitwillig erwiesen hatten, damit eine Emission derselben an der Börse den Preis nicht zu sehr herunterdrücke, glaubten damals ein gutes Geschäft zu machen, da die Actien 16 bis 18 Proc. über Pari standen. Seit dem allgemeinen Sinken aller industrieller Actien in Folge der vorjährigen Krisis hatte die Sache aber ein anderes Ansehen genommen, und da diese Herren noch keine Einzahlungen gemacht, während alle andern Actionnäre nun schon die Hälfte ihres Capitals eingezahlt, so fanden sie sich in der vortheilhaften Stellung, ohne sich selbst großen Verlusten auszusetzen, in der Generalversammlung der Actionnäre, wo sie das Uebergewicht hatten, die Auflösung der Gesellschaft veranlassen zu können, wodurch dann die andern Actionnäre ihrer eingezahlten Gelder verlustig gegangen wären. Dieser Auflösung vorzubeugen, sah sich die Direction genöthigt, den ursprünglichen Vertrag mit den erwähnten Bankiers zurückzunehmen, und darauf zu sinnen, die 4000 Actien anderwärts unterzubringen, was, da die preußische Regierung sich dessen geweigert, nur bei der belgischen mit Vortheil für beide Theile geschehen konnte. Die Sache hat nun allerdings das Ansehen, als solle die belgische Regierung ihr Geld dazu hergeben, um jenen Bankiers aus der Verlegenheit zu helfen, daher man auch von mehreren Seiten her diesen Einwurf hört. Diese Ansicht des Geschäfts ist aber eben so oberflächlich als unrichtig. Es handelt sich vielmehr davon, ob man, nicht einige Bankiers, sondern die rheinische Gesellschaft überhaupt in einer Stellung lassen wolle, in der es ihr unmöglich wird, den ursprünglichen Plan einer Bahn bis an die Gränze durchzuführen. Will man dieses, so muß man sich zugleich darauf resigniren, daß die belgische Bahn selbst ihre Hauptbedeutung, ihre europäische Wichtigkeit, verliere. Will man dieses nicht, so bietet die Convention mit der rheinischen Gesellschaft hiezu das geeignetste Mittel an die Hand. Man kann ihr dann nur den Vorwurf machen, daß Belgien nicht eine noch größere Zahl von Actien nehme, um ein entschiedeneres Gewicht in die Wagschale legen zu können, denn es ist für dieses Land von höchstem Interesse, in der Versammlung der rheinischen Actionnäre einen solchen Einfluß auszuüben, daß ohne seine Zustimmung kein wesentlicher Beschluß gefaßt werden könne. Ungeachtet aller in den Sectionen gemachten Einwürfe zweifeln wir doch nicht daran, daß die Gründe zu Gunsten der Annahme der Convention bei der Mehrzahl den Ausschlag geben werden. Es dürfte aber noch zwei bis drei Wochen dauern, ehe die Sache zur öffentlichen Discussion kommt, denn wahrscheinlich wird das Budget des Kriegsdepartements, das schon längst hätte erledigt seyn müssen, vorher noch an die Reihe kommen; der Director der rheinischen Gesellschaft ist unterdessen hier, um diese Angelegenheit im Interesse seiner Committenten zu betreiben. Schweden. Stockholm, 18 Febr. Ich glaube Ihnen die hiesigen Zustände nicht besser schildern zu können, als wenn ich fortfahre Ihnen Auszüge aus den Verhandlungen der vier Stände zu senden, so weit sie ein allgemeineres Interesse haben und die jetzige Lage der Sache bezeichnen. Das Ritterhaus und der Bauernstand sind am thätigsten; der Bürgerstand könnte eben sowohl ganz in dem Bauernstand aufgehen, da derselbe Geist ihn belebt, und ganz ähnliche Vorschläge und Reden gemacht werden, nur daß allenfalls der Bürgerstand auch noch den Handel und das Zollwesen in seine Berathungen zieht, die dem Bauernstand ferner liegen. Der Priesterstand läßt am wenigsten von sich hören. Der wahrhaft feindselige Geist, welcher den Bauernstand gegen die höhern Beamten beseelt, trat kürzlich (am 12 Febr.) bei Gelegenheit einer an sich unbedeutenden Sache hervor, nämlich des k. Vorschlags, das Län von Calmar, welcher 95 schw. Quadratmeilen und 174,000 Einwohner enthält, in zwei Theile zu theilen. Hans Jansson erklärte, er wolle den Nutzen der Sache an und für sich selbst nicht bestreiten, es scheine ihm aber unpassend, dieselbe anders als im Zusammenhang mit der lange gewünschten neuen Eintheilung des Landes in Läne und Härads vorzunehmen. Die vorgeschlagene Theilung werde nur eine neue Vermehrung des Beamtenpersonals veranlassen ohne weitern Nutzen für das Land. Sven Heurlin ergriff gleichfalls die Gelegenheit, auf die Nothwendigkeit einer Verminderung des Beamtenpersonals zu dringen. Strindlund nahm das Wort, um einen Ausfall gegen den sehr verhaßten Hrn. v. Hartmannsdorf zu machen. „Wir wissen, daß Hr. v. Hartmannsdorf auf diesem Reichstage im Ritterhause geäußert hat, Calmar Län sey nicht zur Hälfte so stark besteuer, als es bezahlen könne; eben so müßten die Eigenthümer der Kronschatzhemmane nicht anders als wie Kronbauern und Pächter betrachtet werden, und ihre Kaufschillinge nur als eine Art Handgeld. Hr. v. Hartmannsdorf würde wohl als Kronbeamter im Län diese von ihm als Pachtgeld angesehenen Abgaben bald zu erhöhen wissen.“ Hans Jansson setzte hinzu, der genannte Beamte zeige sich, seit er die Opposition aufgegeben und die Beamtenlaufbahn betreten, äußerst eifrig die Lasten des Volks zu vermehren; es werde aber ohne Zweifel die Zeit kommen, wo man dafür Rechenschaft von ihm fordern werde. Kurz darauf ward ein Auszug der Verhandlungen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0012" n="0540"/> um 10 Contos stipulirt ist. Der Rückstand datirt vom September 1837. Auch die Ihrer k. 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Für die rheinische Gesellschaft ist der Stand der Dinge so, daß sie, wenn Belgien dem dortigen Unternehmen durch Uebernahme jener Actien nicht zu Hülfe kommt, darauf verzichten muß, die Bahn bis an die belgische Gränze fortzusetzen, und sich damit wird begnügen müssen, eine bloße Verbindung zwischen Köln und Aachen zu Stande zu bringen. In diesem Falle würde dann auch von belgischer Seite der Bau nur bis Verviers fortgeführt werden, von dieser Stadt also bis Aachen eine Lücke bleiben, was für den Gütertransport mit den größten Nachtheilen verbunden seyn würde. Die Kölner Bankiers, welche sich zur Zeit, als es galt das Capital der Gesellschaft zu vermehren, zur Annahme der 4000 Actien bereitwillig erwiesen hatten, damit eine Emission derselben an der Börse den Preis nicht zu sehr herunterdrücke, glaubten damals ein gutes Geschäft zu machen, da die Actien 16 bis 18 Proc. über Pari standen. Seit dem allgemeinen Sinken aller industrieller Actien in Folge der vorjährigen Krisis hatte die Sache aber ein anderes Ansehen genommen, und da diese Herren noch keine Einzahlungen gemacht, während alle andern Actionnäre nun schon die Hälfte ihres Capitals eingezahlt, so fanden sie sich in der vortheilhaften Stellung, ohne sich selbst großen Verlusten auszusetzen, in der Generalversammlung der Actionnäre, wo sie das Uebergewicht hatten, die Auflösung der Gesellschaft veranlassen zu können, wodurch dann die andern Actionnäre ihrer eingezahlten Gelder verlustig gegangen wären. Dieser Auflösung vorzubeugen, sah sich die Direction genöthigt, den ursprünglichen Vertrag mit den erwähnten Bankiers zurückzunehmen, und darauf zu sinnen, die 4000 Actien anderwärts unterzubringen, was, da die preußische Regierung sich dessen geweigert, nur bei der belgischen mit Vortheil für beide Theile geschehen konnte. Die Sache hat nun allerdings das Ansehen, als solle die belgische Regierung ihr Geld dazu hergeben, um jenen Bankiers aus der Verlegenheit zu helfen, daher man auch von mehreren Seiten her diesen Einwurf hört. Diese Ansicht des Geschäfts ist aber eben so oberflächlich als unrichtig. Es handelt sich vielmehr davon, ob man, nicht einige Bankiers, sondern die rheinische Gesellschaft überhaupt in einer Stellung lassen wolle, in der es ihr unmöglich wird, den ursprünglichen Plan einer Bahn bis an die Gränze durchzuführen. Will man dieses, so muß man sich zugleich darauf resigniren, daß die belgische Bahn selbst ihre Hauptbedeutung, ihre europäische Wichtigkeit, verliere. Will man dieses nicht, so bietet die Convention mit der rheinischen Gesellschaft hiezu das geeignetste Mittel an die Hand. Man kann ihr dann nur den Vorwurf machen, daß Belgien nicht eine noch größere Zahl von Actien nehme, um ein entschiedeneres Gewicht in die Wagschale legen zu können, denn es ist für dieses Land von höchstem Interesse, in der Versammlung der rheinischen Actionnäre einen solchen Einfluß auszuüben, daß ohne seine Zustimmung kein wesentlicher Beschluß gefaßt werden könne. Ungeachtet aller in den Sectionen gemachten Einwürfe zweifeln wir doch nicht daran, daß die Gründe zu Gunsten der Annahme der Convention bei der Mehrzahl den Ausschlag geben werden. Es dürfte aber noch zwei bis drei Wochen dauern, ehe die Sache zur öffentlichen Discussion kommt, denn wahrscheinlich wird das Budget des Kriegsdepartements, das schon längst hätte erledigt seyn müssen, vorher noch an die Reihe kommen; der Director der rheinischen Gesellschaft ist unterdessen hier, um diese Angelegenheit im Interesse seiner Committenten zu betreiben.</p><lb/> </div> </div> <div type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Schweden.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Stockholm,</hi> 18 Febr.</dateline> <p> Ich glaube Ihnen die hiesigen Zustände nicht besser schildern zu können, als wenn ich fortfahre Ihnen Auszüge aus den Verhandlungen der vier Stände zu senden, so weit sie ein allgemeineres Interesse haben und die jetzige Lage der Sache bezeichnen. Das Ritterhaus und der Bauernstand sind am thätigsten; der Bürgerstand könnte eben sowohl ganz in dem Bauernstand aufgehen, da derselbe Geist ihn belebt, und ganz ähnliche Vorschläge und Reden gemacht werden, nur daß allenfalls der Bürgerstand auch noch den Handel und das Zollwesen in seine Berathungen zieht, die dem Bauernstand ferner liegen. Der Priesterstand läßt am wenigsten von sich hören. Der wahrhaft feindselige Geist, welcher den Bauernstand gegen die höhern Beamten beseelt, trat kürzlich (am 12 Febr.) bei Gelegenheit einer an sich unbedeutenden Sache hervor, nämlich des k. Vorschlags, das Län von Calmar, welcher 95 schw. Quadratmeilen und 174,000 Einwohner enthält, in zwei Theile zu theilen. Hans Jansson erklärte, er wolle den Nutzen der Sache an und für sich selbst nicht bestreiten, es scheine ihm aber unpassend, dieselbe anders als im Zusammenhang mit der lange gewünschten neuen Eintheilung des Landes in Läne und Härads vorzunehmen. Die vorgeschlagene Theilung werde nur eine neue Vermehrung des Beamtenpersonals veranlassen ohne weitern Nutzen für das Land. Sven Heurlin ergriff gleichfalls die Gelegenheit, auf die Nothwendigkeit einer Verminderung des Beamtenpersonals zu dringen. Strindlund nahm das Wort, um einen Ausfall gegen den sehr verhaßten Hrn. v. Hartmannsdorf zu machen. „Wir wissen, daß Hr. v. Hartmannsdorf auf diesem Reichstage im Ritterhause geäußert hat, Calmar Län sey nicht zur Hälfte so stark besteuer, als es bezahlen könne; eben so müßten die Eigenthümer der Kronschatzhemmane nicht anders als wie Kronbauern und Pächter betrachtet werden, und ihre Kaufschillinge nur als eine Art Handgeld. Hr. v. Hartmannsdorf würde wohl als Kronbeamter im Län diese von ihm als Pachtgeld angesehenen Abgaben bald zu erhöhen wissen.“ Hans Jansson setzte hinzu, der genannte Beamte zeige sich, seit er die Opposition aufgegeben und die Beamtenlaufbahn betreten, äußerst eifrig die Lasten des Volks zu vermehren; es werde aber ohne Zweifel die Zeit kommen, wo man dafür Rechenschaft von ihm fordern werde. Kurz darauf ward ein Auszug der Verhandlungen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0540/0012]
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Belgien.
Brüssel, 28 Febr. Die Convention, welche die Regierung mit der rheinischen Eisenbahngesellschaft wegen Ankaufs von 4000 Actien zum Nominalwerthe abgeschlossen, ist in den Sectionen der Repräsentantenkammer der Gegenstand vielfacher Einwürfe gewesen, und doch hängt von der Annahme oder Verwerfung derselben die Entscheidung der Frage ab, ob Belgien eine Eisenbahnverbindung mit dem Rheine haben werde oder nicht. Für die rheinische Gesellschaft ist der Stand der Dinge so, daß sie, wenn Belgien dem dortigen Unternehmen durch Uebernahme jener Actien nicht zu Hülfe kommt, darauf verzichten muß, die Bahn bis an die belgische Gränze fortzusetzen, und sich damit wird begnügen müssen, eine bloße Verbindung zwischen Köln und Aachen zu Stande zu bringen. In diesem Falle würde dann auch von belgischer Seite der Bau nur bis Verviers fortgeführt werden, von dieser Stadt also bis Aachen eine Lücke bleiben, was für den Gütertransport mit den größten Nachtheilen verbunden seyn würde. Die Kölner Bankiers, welche sich zur Zeit, als es galt das Capital der Gesellschaft zu vermehren, zur Annahme der 4000 Actien bereitwillig erwiesen hatten, damit eine Emission derselben an der Börse den Preis nicht zu sehr herunterdrücke, glaubten damals ein gutes Geschäft zu machen, da die Actien 16 bis 18 Proc. über Pari standen. Seit dem allgemeinen Sinken aller industrieller Actien in Folge der vorjährigen Krisis hatte die Sache aber ein anderes Ansehen genommen, und da diese Herren noch keine Einzahlungen gemacht, während alle andern Actionnäre nun schon die Hälfte ihres Capitals eingezahlt, so fanden sie sich in der vortheilhaften Stellung, ohne sich selbst großen Verlusten auszusetzen, in der Generalversammlung der Actionnäre, wo sie das Uebergewicht hatten, die Auflösung der Gesellschaft veranlassen zu können, wodurch dann die andern Actionnäre ihrer eingezahlten Gelder verlustig gegangen wären. Dieser Auflösung vorzubeugen, sah sich die Direction genöthigt, den ursprünglichen Vertrag mit den erwähnten Bankiers zurückzunehmen, und darauf zu sinnen, die 4000 Actien anderwärts unterzubringen, was, da die preußische Regierung sich dessen geweigert, nur bei der belgischen mit Vortheil für beide Theile geschehen konnte. Die Sache hat nun allerdings das Ansehen, als solle die belgische Regierung ihr Geld dazu hergeben, um jenen Bankiers aus der Verlegenheit zu helfen, daher man auch von mehreren Seiten her diesen Einwurf hört. Diese Ansicht des Geschäfts ist aber eben so oberflächlich als unrichtig. Es handelt sich vielmehr davon, ob man, nicht einige Bankiers, sondern die rheinische Gesellschaft überhaupt in einer Stellung lassen wolle, in der es ihr unmöglich wird, den ursprünglichen Plan einer Bahn bis an die Gränze durchzuführen. Will man dieses, so muß man sich zugleich darauf resigniren, daß die belgische Bahn selbst ihre Hauptbedeutung, ihre europäische Wichtigkeit, verliere. Will man dieses nicht, so bietet die Convention mit der rheinischen Gesellschaft hiezu das geeignetste Mittel an die Hand. Man kann ihr dann nur den Vorwurf machen, daß Belgien nicht eine noch größere Zahl von Actien nehme, um ein entschiedeneres Gewicht in die Wagschale legen zu können, denn es ist für dieses Land von höchstem Interesse, in der Versammlung der rheinischen Actionnäre einen solchen Einfluß auszuüben, daß ohne seine Zustimmung kein wesentlicher Beschluß gefaßt werden könne. Ungeachtet aller in den Sectionen gemachten Einwürfe zweifeln wir doch nicht daran, daß die Gründe zu Gunsten der Annahme der Convention bei der Mehrzahl den Ausschlag geben werden. Es dürfte aber noch zwei bis drei Wochen dauern, ehe die Sache zur öffentlichen Discussion kommt, denn wahrscheinlich wird das Budget des Kriegsdepartements, das schon längst hätte erledigt seyn müssen, vorher noch an die Reihe kommen; der Director der rheinischen Gesellschaft ist unterdessen hier, um diese Angelegenheit im Interesse seiner Committenten zu betreiben.
Schweden.
Stockholm, 18 Febr. Ich glaube Ihnen die hiesigen Zustände nicht besser schildern zu können, als wenn ich fortfahre Ihnen Auszüge aus den Verhandlungen der vier Stände zu senden, so weit sie ein allgemeineres Interesse haben und die jetzige Lage der Sache bezeichnen. Das Ritterhaus und der Bauernstand sind am thätigsten; der Bürgerstand könnte eben sowohl ganz in dem Bauernstand aufgehen, da derselbe Geist ihn belebt, und ganz ähnliche Vorschläge und Reden gemacht werden, nur daß allenfalls der Bürgerstand auch noch den Handel und das Zollwesen in seine Berathungen zieht, die dem Bauernstand ferner liegen. Der Priesterstand läßt am wenigsten von sich hören. Der wahrhaft feindselige Geist, welcher den Bauernstand gegen die höhern Beamten beseelt, trat kürzlich (am 12 Febr.) bei Gelegenheit einer an sich unbedeutenden Sache hervor, nämlich des k. Vorschlags, das Län von Calmar, welcher 95 schw. Quadratmeilen und 174,000 Einwohner enthält, in zwei Theile zu theilen. Hans Jansson erklärte, er wolle den Nutzen der Sache an und für sich selbst nicht bestreiten, es scheine ihm aber unpassend, dieselbe anders als im Zusammenhang mit der lange gewünschten neuen Eintheilung des Landes in Läne und Härads vorzunehmen. Die vorgeschlagene Theilung werde nur eine neue Vermehrung des Beamtenpersonals veranlassen ohne weitern Nutzen für das Land. Sven Heurlin ergriff gleichfalls die Gelegenheit, auf die Nothwendigkeit einer Verminderung des Beamtenpersonals zu dringen. Strindlund nahm das Wort, um einen Ausfall gegen den sehr verhaßten Hrn. v. Hartmannsdorf zu machen. „Wir wissen, daß Hr. v. Hartmannsdorf auf diesem Reichstage im Ritterhause geäußert hat, Calmar Län sey nicht zur Hälfte so stark besteuer, als es bezahlen könne; eben so müßten die Eigenthümer der Kronschatzhemmane nicht anders als wie Kronbauern und Pächter betrachtet werden, und ihre Kaufschillinge nur als eine Art Handgeld. Hr. v. Hartmannsdorf würde wohl als Kronbeamter im Län diese von ihm als Pachtgeld angesehenen Abgaben bald zu erhöhen wissen.“ Hans Jansson setzte hinzu, der genannte Beamte zeige sich, seit er die Opposition aufgegeben und die Beamtenlaufbahn betreten, äußerst eifrig die Lasten des Volks zu vermehren; es werde aber ohne Zweifel die Zeit kommen, wo man dafür Rechenschaft von ihm fordern werde. Kurz darauf ward ein Auszug der Verhandlungen
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(2016-06-28T11:37:15Z)
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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
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