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Allgemeine Zeitung. Nr. 66. Augsburg, 6. März 1840.

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Theater zusteht) zu Gunsten seines Sohnes, J. M. Kemble Esq., niedergelegt. Aus diesem Anlaß wurde dem ältern Kemble von seinen Bewunderern ein prachtvoller Becher im Werth von 450 Pfd. St. überreicht. - Die früher erwähnte deutsche Oper, ein Unternehmen Hrn. Schumanns aus Mainz, soll im April auf dem St. James-Theater eröffnet werden.

Zur Ausbeutung der Goldbergwerke in Irland, welche zu verschiedenen Zeiten die Aufmerksamkeit von Abenteurern auf sich zogen, hat jetzt die Regierung Erlaubniß ertheilt. Der Goldbezirk umfaßt zehn engl. Quadratmeilen und dehnt sich in einem Halbkreis um den Chroghanberg aus. In den Flüssen, die aus diesem Bezirk entspringen, findet sich Goldsand. Ob die Unternehmung durch einzelne Speculanten oder durch eine Actiengesellschaft wird begonnen werden, ist noch unbekannt.

Der Themse-Tunnel schreitet jetzt, wo man uferwärts unter dem seichten Wasser arbeitet, rasch seiner Vollendung entgegen. Die ganze Länge des Schachtes beträgt 1320 Fuß, von welcher nur noch 220 fehlen, und wöchentlich rückt das Werk um 10 Fuß vor.

Die Minister haben abermals eine financielle Schlappe im Unterhaus erlitten, und zwar eine, die sie reichlich verdienten. Zuerst gaben sie dem Sir John Newport, einem achtzigjährigen Greise, schon seit mehrern Jahren zu alt, um auch nur im Parlament zu sitzen, die wichtige Stelle des Controleurs der Schatzkammer. Dann, als Spring-Rice sein Amt als Minister des Schatzes zu überwältigend fand, und, obgleich noch in den besten Jahren, sich nach Ruhe sehnte, entdeckten sie auf einmal, daß Newport zu alt für sein Amt war. Man ließ ihn um seine Entlassung einkommen, übergab seine jährlich 2000 Pf. St. abwerfende Stelle an den nun zum Lord Mounteagle umgeschaffenen Rice, und sicherte ihm einen Gnadengehalt von 1000 Pf., und zwar aus dem unbedeutenden Fonds von 1200 Pf., welcher der Krone zu Gebote steht, um außerordentliche Verdienste zu belohnen und zu ermuntern - besonders im Fache der Litteratur, der Wissenschaften u. dgl. Wer die Sache auch nur mit einem halben Auge ansieht, muß bekennen, daß das Ganze nur die Absicht hatte, begünstigte Freunde zu versorgen; das Schändlichste aber ist, daß man die für diesen großen Staat so elende Summe, welche allein zur Belohnung und Beförderung verdienter Gelehrten ausgesetzt ist, fast gänzlich einem politischen Anhänger in den Schooß warf, welcher - wenn er ja besondere Verdienste hatte, das Parlament um deren Belohnung hätte angehen sollen. Die Tories verdienen daher unsern wärmsten Dank, daß sie diese Sünde auf eine auffallende Weise vors Publicum gebracht haben, und man muß bedauern, daß so viele unabhängige Volksvertreter, aus bloßer Abneigung gegen diese Partei, sich haben bewegen lassen, nicht in eine Erklärung mit einzustimmen, welche das ministerielle Verfahren noch in viel zu gelinden Ausdrücken mißbilligte. Indessen fanden sich doch auch viele Radicale, welche pflichtgemäß entweder gegen die Minister stimmten, oder sich des Stimmens enthielten; und so geschah es denn, daß diese in einer Versammlung von beinahe zwei Dritteln aller Mitglieder, in einer Minorität von 28 (240 gegen 212) verblieben. Es ist demnach offenbar, daß, wenn sie bei der Frage, ob sie das Zutrauen des Hauses besäßen oder nicht, eine Mehrheit fanden, dieß nur so viel hieß, daß man lieber sie als die Tories am Ruder sehen wolle. So oft eine Frage mittelbar oder unmittelbar sich um diesen Punkt dreht, oder die Minister irgend etwas vorschlagen oder unterstützen, was den Forderungen des Zeitalters gemäß ist - Vermehrung der Verantwortlichkeit des Parlaments oder der Regierung, Erziehung des Volks ohne Bevorrechtung der Kirche, Abschaffung von Monopolien in Sachen der Religion oder des Handels, Abstellung von Mißbräuchen jeder Art, Ausdehnung des Princips verantwortlicher Regierung im Ausland u. dgl. - können sie einer Mehrheit gewiß seyn. Treten aber die Tories als bessere Financiers auf, bestreiten sie Verschwendungen und politische Begünstigungen im Staatshaushalte, so haben diese die Mehrheit für sich. Ja dieß wird um so öfter der Fall seyn, wenn man findet, daß die Minister darum nicht ans Austreten denken, sondern ihre Schläge geduldig einstecken, und sich nur bemühen, ihren Gegnern für die Zukunft weniger Blößen zu geben. Dabei kann die Nation nur gewinnen; und die Radicalen befriedigen sowohl ihre Committenten als das eigene Gewissen, rächen sich auch mitunter für die Verachtung, womit die Minister oft ihre ernsthaftesten Vorschläge behandeln, wie neulich Duncombe's Motion wegen der Abschaffung der Kirchensteuer und der Freilassung Thorogoods. Auch erhält dieß die Tories bei guter Laune, und indem die Masse derselben dabei immer die Hoffnung hegen darf, ein oder das anderemal die Gegner zum Abdanken gezwungen zu sehen, wird sie wohl mäßiger, und läßt vielleicht nach und nach die Gewohnheit, die Königin zu verleumden und zu verspotten, fahren, wie sie schon größtentheils die Verleumdung und Verlästerung der Papisten, und namentlich der Irländer, aus gleicher Hoffnung, aufgeben. Freilich hat das Verfahren auch das Unbequeme für die Tories, daß sie sich selbst für die Zukunft für die Belohnung ihrer Freunde mittelst der Staatscasse das Feld verengen, indem sie gewiß seyn dürfen, daß ihnen die Whigs in der Opposition alle Finanzfragen, womit sie diese jetzt plagen, mit Wucher zurückgeben werden, so wie gerade jetzt die Tories den Whigs nur den Spiegel vorhalten, den dieselben ihnen einst so oft vorgehalten haben, wodurch sie oft Hume und andere Oekonomisten zwingen, nolens volens mit ihnen zu stimmen. Aber dieß ist nun einmal nicht zu ändern, da offenbar eine Opposition wenig Einfluß beim Publicum zu erlangen vermag, wenn sie sich nicht als wachsame Hüterin des öffentlichen Säckels erweist. - Vorgestern fand eine interessante Debatte im Unterhause über den Handel mit Ostindien statt, welche mit der Ernennung eines Ausschusses endigte, dem die Aufgabe gestellt ist, die Mittel zu entdecken, wie die Beförderung des Anbaues von Colonialwaaren in Ostindien mit dem Interesse der westindischen Pflanzer zu vereinbaren seyn möchte. Bei dieser Gelegenheit erhielten die Whigs vom Präsidenten der ostindischen Compagnie das Zeugniß, daß die Veränderungen, welche sie unter dem Grafen Grey mit so vieler Mühe in der Verfassung dieser Gesellschaft durchgesetzt und die Handelsfreiheiten, die sie darauf gegründet, bereits für Indien sowohl als Großbritannien die heilsamsten Früchte getragen. Dieß muß allen Parteien zum Sporn dienen, bei diesem liberalen Verfahren zu beharren, und es kann gar nicht fehlen, daß wenn wir auch alle Märkte der Welt verlören, wir in dem Austausch von Erzeugnissen mit jener ungeheuern Länderkette mit ihren 100 Millionen Bewohnern eine unerschöpfliche Quelle des Reichthums behalten. Schon ist unsere Ausfuhr dahin binnen 25 Jahren von etwa 125,000 auf mehr als 2 1/4 Mill. Pf. St. gestiegen! - Ein Vorschlag des Lords Stanley, das irische Parlamentsregistrations-System auf einen festeren Fuß zu setzen, ist (obgleich das Fehlerhafte desselben, welches so häufig zu Bestreitung der Wahlen durch Bittschriften Anlaß gegeben, von allen Seiten anerkannt ist) aus Mißtrauen gegen die Gesinnungen des edlen Lords von den Ministern sowohl als O'Connelln mit bitterer Ironie aufgenommen worden. Die Sache ist aber in so weit merkwürdig, als

Theater zusteht) zu Gunsten seines Sohnes, J. M. Kemble Esq., niedergelegt. Aus diesem Anlaß wurde dem ältern Kemble von seinen Bewunderern ein prachtvoller Becher im Werth von 450 Pfd. St. überreicht. – Die früher erwähnte deutsche Oper, ein Unternehmen Hrn. Schumanns aus Mainz, soll im April auf dem St. James-Theater eröffnet werden.

Zur Ausbeutung der Goldbergwerke in Irland, welche zu verschiedenen Zeiten die Aufmerksamkeit von Abenteurern auf sich zogen, hat jetzt die Regierung Erlaubniß ertheilt. Der Goldbezirk umfaßt zehn engl. Quadratmeilen und dehnt sich in einem Halbkreis um den Chroghanberg aus. In den Flüssen, die aus diesem Bezirk entspringen, findet sich Goldsand. Ob die Unternehmung durch einzelne Speculanten oder durch eine Actiengesellschaft wird begonnen werden, ist noch unbekannt.

Der Themse-Tunnel schreitet jetzt, wo man uferwärts unter dem seichten Wasser arbeitet, rasch seiner Vollendung entgegen. Die ganze Länge des Schachtes beträgt 1320 Fuß, von welcher nur noch 220 fehlen, und wöchentlich rückt das Werk um 10 Fuß vor.

Die Minister haben abermals eine financielle Schlappe im Unterhaus erlitten, und zwar eine, die sie reichlich verdienten. Zuerst gaben sie dem Sir John Newport, einem achtzigjährigen Greise, schon seit mehrern Jahren zu alt, um auch nur im Parlament zu sitzen, die wichtige Stelle des Controleurs der Schatzkammer. Dann, als Spring-Rice sein Amt als Minister des Schatzes zu überwältigend fand, und, obgleich noch in den besten Jahren, sich nach Ruhe sehnte, entdeckten sie auf einmal, daß Newport zu alt für sein Amt war. Man ließ ihn um seine Entlassung einkommen, übergab seine jährlich 2000 Pf. St. abwerfende Stelle an den nun zum Lord Mounteagle umgeschaffenen Rice, und sicherte ihm einen Gnadengehalt von 1000 Pf., und zwar aus dem unbedeutenden Fonds von 1200 Pf., welcher der Krone zu Gebote steht, um außerordentliche Verdienste zu belohnen und zu ermuntern – besonders im Fache der Litteratur, der Wissenschaften u. dgl. Wer die Sache auch nur mit einem halben Auge ansieht, muß bekennen, daß das Ganze nur die Absicht hatte, begünstigte Freunde zu versorgen; das Schändlichste aber ist, daß man die für diesen großen Staat so elende Summe, welche allein zur Belohnung und Beförderung verdienter Gelehrten ausgesetzt ist, fast gänzlich einem politischen Anhänger in den Schooß warf, welcher – wenn er ja besondere Verdienste hatte, das Parlament um deren Belohnung hätte angehen sollen. Die Tories verdienen daher unsern wärmsten Dank, daß sie diese Sünde auf eine auffallende Weise vors Publicum gebracht haben, und man muß bedauern, daß so viele unabhängige Volksvertreter, aus bloßer Abneigung gegen diese Partei, sich haben bewegen lassen, nicht in eine Erklärung mit einzustimmen, welche das ministerielle Verfahren noch in viel zu gelinden Ausdrücken mißbilligte. Indessen fanden sich doch auch viele Radicale, welche pflichtgemäß entweder gegen die Minister stimmten, oder sich des Stimmens enthielten; und so geschah es denn, daß diese in einer Versammlung von beinahe zwei Dritteln aller Mitglieder, in einer Minorität von 28 (240 gegen 212) verblieben. Es ist demnach offenbar, daß, wenn sie bei der Frage, ob sie das Zutrauen des Hauses besäßen oder nicht, eine Mehrheit fanden, dieß nur so viel hieß, daß man lieber sie als die Tories am Ruder sehen wolle. So oft eine Frage mittelbar oder unmittelbar sich um diesen Punkt dreht, oder die Minister irgend etwas vorschlagen oder unterstützen, was den Forderungen des Zeitalters gemäß ist – Vermehrung der Verantwortlichkeit des Parlaments oder der Regierung, Erziehung des Volks ohne Bevorrechtung der Kirche, Abschaffung von Monopolien in Sachen der Religion oder des Handels, Abstellung von Mißbräuchen jeder Art, Ausdehnung des Princips verantwortlicher Regierung im Ausland u. dgl. – können sie einer Mehrheit gewiß seyn. Treten aber die Tories als bessere Financiers auf, bestreiten sie Verschwendungen und politische Begünstigungen im Staatshaushalte, so haben diese die Mehrheit für sich. Ja dieß wird um so öfter der Fall seyn, wenn man findet, daß die Minister darum nicht ans Austreten denken, sondern ihre Schläge geduldig einstecken, und sich nur bemühen, ihren Gegnern für die Zukunft weniger Blößen zu geben. Dabei kann die Nation nur gewinnen; und die Radicalen befriedigen sowohl ihre Committenten als das eigene Gewissen, rächen sich auch mitunter für die Verachtung, womit die Minister oft ihre ernsthaftesten Vorschläge behandeln, wie neulich Duncombe's Motion wegen der Abschaffung der Kirchensteuer und der Freilassung Thorogoods. Auch erhält dieß die Tories bei guter Laune, und indem die Masse derselben dabei immer die Hoffnung hegen darf, ein oder das anderemal die Gegner zum Abdanken gezwungen zu sehen, wird sie wohl mäßiger, und läßt vielleicht nach und nach die Gewohnheit, die Königin zu verleumden und zu verspotten, fahren, wie sie schon größtentheils die Verleumdung und Verlästerung der Papisten, und namentlich der Irländer, aus gleicher Hoffnung, aufgeben. Freilich hat das Verfahren auch das Unbequeme für die Tories, daß sie sich selbst für die Zukunft für die Belohnung ihrer Freunde mittelst der Staatscasse das Feld verengen, indem sie gewiß seyn dürfen, daß ihnen die Whigs in der Opposition alle Finanzfragen, womit sie diese jetzt plagen, mit Wucher zurückgeben werden, so wie gerade jetzt die Tories den Whigs nur den Spiegel vorhalten, den dieselben ihnen einst so oft vorgehalten haben, wodurch sie oft Hume und andere Oekonomisten zwingen, nolens volens mit ihnen zu stimmen. Aber dieß ist nun einmal nicht zu ändern, da offenbar eine Opposition wenig Einfluß beim Publicum zu erlangen vermag, wenn sie sich nicht als wachsame Hüterin des öffentlichen Säckels erweist. – Vorgestern fand eine interessante Debatte im Unterhause über den Handel mit Ostindien statt, welche mit der Ernennung eines Ausschusses endigte, dem die Aufgabe gestellt ist, die Mittel zu entdecken, wie die Beförderung des Anbaues von Colonialwaaren in Ostindien mit dem Interesse der westindischen Pflanzer zu vereinbaren seyn möchte. Bei dieser Gelegenheit erhielten die Whigs vom Präsidenten der ostindischen Compagnie das Zeugniß, daß die Veränderungen, welche sie unter dem Grafen Grey mit so vieler Mühe in der Verfassung dieser Gesellschaft durchgesetzt und die Handelsfreiheiten, die sie darauf gegründet, bereits für Indien sowohl als Großbritannien die heilsamsten Früchte getragen. Dieß muß allen Parteien zum Sporn dienen, bei diesem liberalen Verfahren zu beharren, und es kann gar nicht fehlen, daß wenn wir auch alle Märkte der Welt verlören, wir in dem Austausch von Erzeugnissen mit jener ungeheuern Länderkette mit ihren 100 Millionen Bewohnern eine unerschöpfliche Quelle des Reichthums behalten. Schon ist unsere Ausfuhr dahin binnen 25 Jahren von etwa 125,000 auf mehr als 2 1/4 Mill. Pf. St. gestiegen! – Ein Vorschlag des Lords Stanley, das irische Parlamentsregistrations-System auf einen festeren Fuß zu setzen, ist (obgleich das Fehlerhafte desselben, welches so häufig zu Bestreitung der Wahlen durch Bittschriften Anlaß gegeben, von allen Seiten anerkannt ist) aus Mißtrauen gegen die Gesinnungen des edlen Lords von den Ministern sowohl als O'Connelln mit bitterer Ironie aufgenommen worden. Die Sache ist aber in so weit merkwürdig, als

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Indessen fanden sich doch auch viele Radicale, welche pflichtgemäß entweder gegen die Minister stimmten, oder sich des Stimmens enthielten; und so geschah es denn, daß diese in einer Versammlung von beinahe zwei Dritteln aller Mitglieder, in einer Minorität von 28 (240 gegen 212) verblieben. Es ist demnach offenbar, daß, wenn sie bei der Frage, ob sie das Zutrauen des Hauses besäßen oder nicht, eine Mehrheit fanden, dieß nur so viel hieß, daß man lieber sie als die Tories am Ruder sehen wolle. So oft eine Frage mittelbar oder unmittelbar sich um diesen Punkt dreht, oder die Minister irgend etwas vorschlagen oder unterstützen, was den Forderungen des Zeitalters gemäß ist &#x2013; Vermehrung der Verantwortlichkeit des Parlaments oder der Regierung, Erziehung des Volks ohne Bevorrechtung der Kirche, Abschaffung von Monopolien in Sachen der Religion oder des Handels, Abstellung von Mißbräuchen jeder Art, Ausdehnung des Princips verantwortlicher Regierung im Ausland u. dgl. &#x2013; können sie einer Mehrheit gewiß seyn. Treten aber die Tories als bessere Financiers auf, bestreiten sie Verschwendungen und politische Begünstigungen im Staatshaushalte, so haben diese die Mehrheit für sich. Ja dieß wird um so öfter der Fall seyn, wenn man findet, daß die Minister darum nicht ans Austreten denken, sondern ihre Schläge geduldig einstecken, und sich nur bemühen, ihren Gegnern für die Zukunft weniger Blößen zu geben. Dabei kann die Nation nur gewinnen; und die Radicalen befriedigen sowohl ihre Committenten als das eigene Gewissen, rächen sich auch mitunter für die Verachtung, womit die Minister oft ihre ernsthaftesten Vorschläge behandeln, wie neulich Duncombe's Motion wegen der Abschaffung der Kirchensteuer und der Freilassung Thorogoods. Auch erhält dieß die Tories bei guter Laune, und indem die Masse derselben dabei immer die Hoffnung hegen darf, ein oder das anderemal die Gegner zum Abdanken gezwungen zu sehen, wird sie wohl mäßiger, und läßt vielleicht nach und nach die Gewohnheit, die Königin zu verleumden und zu verspotten, fahren, wie sie schon größtentheils die Verleumdung und Verlästerung der Papisten, und namentlich der Irländer, aus gleicher Hoffnung, aufgeben. 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Aber dieß ist nun einmal nicht zu ändern, da offenbar eine Opposition wenig Einfluß beim Publicum zu erlangen vermag, wenn sie sich nicht als wachsame Hüterin des öffentlichen Säckels erweist. &#x2013; Vorgestern fand eine interessante Debatte im Unterhause über den Handel mit Ostindien statt, welche mit der Ernennung eines Ausschusses endigte, dem die Aufgabe gestellt ist, die Mittel zu entdecken, wie die Beförderung des Anbaues von Colonialwaaren in Ostindien mit dem Interesse der westindischen Pflanzer zu vereinbaren seyn möchte. Bei dieser Gelegenheit erhielten die Whigs vom Präsidenten der ostindischen Compagnie das Zeugniß, daß die Veränderungen, welche sie unter dem Grafen Grey mit so vieler Mühe in der Verfassung dieser Gesellschaft durchgesetzt und die Handelsfreiheiten, die sie darauf gegründet, bereits für Indien sowohl als Großbritannien die heilsamsten Früchte getragen. Dieß muß allen Parteien zum Sporn dienen, bei diesem liberalen Verfahren zu beharren, und es kann gar nicht fehlen, daß wenn wir auch alle Märkte der Welt verlören, wir in dem Austausch von Erzeugnissen mit jener ungeheuern Länderkette mit ihren 100 Millionen Bewohnern eine unerschöpfliche Quelle des Reichthums behalten. Schon ist unsere Ausfuhr dahin binnen 25 Jahren von etwa 125,000 auf mehr als 2 1/4 Mill. Pf. St. gestiegen! &#x2013; Ein Vorschlag des Lords Stanley, das irische Parlamentsregistrations-System auf einen festeren Fuß zu setzen, ist (obgleich das Fehlerhafte desselben, welches so häufig zu Bestreitung der Wahlen durch Bittschriften Anlaß gegeben, von allen Seiten anerkannt ist) aus Mißtrauen gegen die Gesinnungen des edlen Lords von den Ministern sowohl als O'Connelln mit bitterer Ironie aufgenommen worden. Die Sache ist aber in so weit merkwürdig, als<lb/></p>
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[0522/0002] Theater zusteht) zu Gunsten seines Sohnes, J. M. Kemble Esq., niedergelegt. Aus diesem Anlaß wurde dem ältern Kemble von seinen Bewunderern ein prachtvoller Becher im Werth von 450 Pfd. St. überreicht. – Die früher erwähnte deutsche Oper, ein Unternehmen Hrn. Schumanns aus Mainz, soll im April auf dem St. James-Theater eröffnet werden. Zur Ausbeutung der Goldbergwerke in Irland, welche zu verschiedenen Zeiten die Aufmerksamkeit von Abenteurern auf sich zogen, hat jetzt die Regierung Erlaubniß ertheilt. Der Goldbezirk umfaßt zehn engl. Quadratmeilen und dehnt sich in einem Halbkreis um den Chroghanberg aus. In den Flüssen, die aus diesem Bezirk entspringen, findet sich Goldsand. Ob die Unternehmung durch einzelne Speculanten oder durch eine Actiengesellschaft wird begonnen werden, ist noch unbekannt. Der Themse-Tunnel schreitet jetzt, wo man uferwärts unter dem seichten Wasser arbeitet, rasch seiner Vollendung entgegen. Die ganze Länge des Schachtes beträgt 1320 Fuß, von welcher nur noch 220 fehlen, und wöchentlich rückt das Werk um 10 Fuß vor. _ London, 28 Febr. Die Minister haben abermals eine financielle Schlappe im Unterhaus erlitten, und zwar eine, die sie reichlich verdienten. Zuerst gaben sie dem Sir John Newport, einem achtzigjährigen Greise, schon seit mehrern Jahren zu alt, um auch nur im Parlament zu sitzen, die wichtige Stelle des Controleurs der Schatzkammer. Dann, als Spring-Rice sein Amt als Minister des Schatzes zu überwältigend fand, und, obgleich noch in den besten Jahren, sich nach Ruhe sehnte, entdeckten sie auf einmal, daß Newport zu alt für sein Amt war. Man ließ ihn um seine Entlassung einkommen, übergab seine jährlich 2000 Pf. St. abwerfende Stelle an den nun zum Lord Mounteagle umgeschaffenen Rice, und sicherte ihm einen Gnadengehalt von 1000 Pf., und zwar aus dem unbedeutenden Fonds von 1200 Pf., welcher der Krone zu Gebote steht, um außerordentliche Verdienste zu belohnen und zu ermuntern – besonders im Fache der Litteratur, der Wissenschaften u. dgl. Wer die Sache auch nur mit einem halben Auge ansieht, muß bekennen, daß das Ganze nur die Absicht hatte, begünstigte Freunde zu versorgen; das Schändlichste aber ist, daß man die für diesen großen Staat so elende Summe, welche allein zur Belohnung und Beförderung verdienter Gelehrten ausgesetzt ist, fast gänzlich einem politischen Anhänger in den Schooß warf, welcher – wenn er ja besondere Verdienste hatte, das Parlament um deren Belohnung hätte angehen sollen. Die Tories verdienen daher unsern wärmsten Dank, daß sie diese Sünde auf eine auffallende Weise vors Publicum gebracht haben, und man muß bedauern, daß so viele unabhängige Volksvertreter, aus bloßer Abneigung gegen diese Partei, sich haben bewegen lassen, nicht in eine Erklärung mit einzustimmen, welche das ministerielle Verfahren noch in viel zu gelinden Ausdrücken mißbilligte. Indessen fanden sich doch auch viele Radicale, welche pflichtgemäß entweder gegen die Minister stimmten, oder sich des Stimmens enthielten; und so geschah es denn, daß diese in einer Versammlung von beinahe zwei Dritteln aller Mitglieder, in einer Minorität von 28 (240 gegen 212) verblieben. Es ist demnach offenbar, daß, wenn sie bei der Frage, ob sie das Zutrauen des Hauses besäßen oder nicht, eine Mehrheit fanden, dieß nur so viel hieß, daß man lieber sie als die Tories am Ruder sehen wolle. So oft eine Frage mittelbar oder unmittelbar sich um diesen Punkt dreht, oder die Minister irgend etwas vorschlagen oder unterstützen, was den Forderungen des Zeitalters gemäß ist – Vermehrung der Verantwortlichkeit des Parlaments oder der Regierung, Erziehung des Volks ohne Bevorrechtung der Kirche, Abschaffung von Monopolien in Sachen der Religion oder des Handels, Abstellung von Mißbräuchen jeder Art, Ausdehnung des Princips verantwortlicher Regierung im Ausland u. dgl. – können sie einer Mehrheit gewiß seyn. Treten aber die Tories als bessere Financiers auf, bestreiten sie Verschwendungen und politische Begünstigungen im Staatshaushalte, so haben diese die Mehrheit für sich. Ja dieß wird um so öfter der Fall seyn, wenn man findet, daß die Minister darum nicht ans Austreten denken, sondern ihre Schläge geduldig einstecken, und sich nur bemühen, ihren Gegnern für die Zukunft weniger Blößen zu geben. Dabei kann die Nation nur gewinnen; und die Radicalen befriedigen sowohl ihre Committenten als das eigene Gewissen, rächen sich auch mitunter für die Verachtung, womit die Minister oft ihre ernsthaftesten Vorschläge behandeln, wie neulich Duncombe's Motion wegen der Abschaffung der Kirchensteuer und der Freilassung Thorogoods. Auch erhält dieß die Tories bei guter Laune, und indem die Masse derselben dabei immer die Hoffnung hegen darf, ein oder das anderemal die Gegner zum Abdanken gezwungen zu sehen, wird sie wohl mäßiger, und läßt vielleicht nach und nach die Gewohnheit, die Königin zu verleumden und zu verspotten, fahren, wie sie schon größtentheils die Verleumdung und Verlästerung der Papisten, und namentlich der Irländer, aus gleicher Hoffnung, aufgeben. Freilich hat das Verfahren auch das Unbequeme für die Tories, daß sie sich selbst für die Zukunft für die Belohnung ihrer Freunde mittelst der Staatscasse das Feld verengen, indem sie gewiß seyn dürfen, daß ihnen die Whigs in der Opposition alle Finanzfragen, womit sie diese jetzt plagen, mit Wucher zurückgeben werden, so wie gerade jetzt die Tories den Whigs nur den Spiegel vorhalten, den dieselben ihnen einst so oft vorgehalten haben, wodurch sie oft Hume und andere Oekonomisten zwingen, nolens volens mit ihnen zu stimmen. Aber dieß ist nun einmal nicht zu ändern, da offenbar eine Opposition wenig Einfluß beim Publicum zu erlangen vermag, wenn sie sich nicht als wachsame Hüterin des öffentlichen Säckels erweist. – Vorgestern fand eine interessante Debatte im Unterhause über den Handel mit Ostindien statt, welche mit der Ernennung eines Ausschusses endigte, dem die Aufgabe gestellt ist, die Mittel zu entdecken, wie die Beförderung des Anbaues von Colonialwaaren in Ostindien mit dem Interesse der westindischen Pflanzer zu vereinbaren seyn möchte. Bei dieser Gelegenheit erhielten die Whigs vom Präsidenten der ostindischen Compagnie das Zeugniß, daß die Veränderungen, welche sie unter dem Grafen Grey mit so vieler Mühe in der Verfassung dieser Gesellschaft durchgesetzt und die Handelsfreiheiten, die sie darauf gegründet, bereits für Indien sowohl als Großbritannien die heilsamsten Früchte getragen. Dieß muß allen Parteien zum Sporn dienen, bei diesem liberalen Verfahren zu beharren, und es kann gar nicht fehlen, daß wenn wir auch alle Märkte der Welt verlören, wir in dem Austausch von Erzeugnissen mit jener ungeheuern Länderkette mit ihren 100 Millionen Bewohnern eine unerschöpfliche Quelle des Reichthums behalten. Schon ist unsere Ausfuhr dahin binnen 25 Jahren von etwa 125,000 auf mehr als 2 1/4 Mill. Pf. St. gestiegen! – Ein Vorschlag des Lords Stanley, das irische Parlamentsregistrations-System auf einen festeren Fuß zu setzen, ist (obgleich das Fehlerhafte desselben, welches so häufig zu Bestreitung der Wahlen durch Bittschriften Anlaß gegeben, von allen Seiten anerkannt ist) aus Mißtrauen gegen die Gesinnungen des edlen Lords von den Ministern sowohl als O'Connelln mit bitterer Ironie aufgenommen worden. Die Sache ist aber in so weit merkwürdig, als

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Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 66. Augsburg, 6. März 1840, S. 0522. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_066_18400306/2>, abgerufen am 23.11.2024.