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Allgemeine Zeitung. Nr. 66. Augsburg, 6. März 1840.

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Monate November und December ein Medium von 43 Strichen, als Maximum 52, als Minimum 34. Das Instrument richtete sich dabei durchaus nicht nach der großen Tageshitze, eher nach dem herrschenden Winde; bei Süd- und Südostwind niedriger, bei West und Nord höherer Stand. Das Psychrometer leistete mir keine Dienste und scheint nur für solche Gegenden von Werth, wo starke und regelmäßige Nebel herrschen, wie z. B. Lima und das Cap der guten Hoffnung, Cap Horn u. s. w. Ich will nun verschiedene Versuche im tropischen Afrika anstellen.

Eine merkwürdige Erscheinung in Aegypten ist der beinahe immer gleiche Stand des Barometers, selbst bei heftigen Winden; der höchste Barometerstand vom 4 Nov. bis 1 Jan. war 28''4, 10''', der niedrigste 27''11, 4'''. Vom 4 Nov. bis 5 Dec. (Alexandrien und Kairo 28''4, 8''' und 28''1, 9''') bis Assuan 28''4, 3''' höchster, und 27''11, 4''' niedrigster Stand. Da nun Assuan 350' höher als Kairo liegen mag, so wäre der Barometerstand immer als sehr hoch zu erachten.

Von nun an gedenke ich auch die von Arago vorgeschlagenen Beobachtungen über die Intensität der Sonnenstrahlen und die Temperatur der Erde in einer gewissen Tiefe anzustellen. Daß die Sonnenstrahlen einen großen Einfluß in Aegypten haben, ist ausgemacht, denn wenn vor Sonnenaufgang das Thermometer (im Schatten) 6° + zeigte, so zeigte es 10 Minuten nach Sonnenaufgang schon 12 bis 14° + R.; wenn das Thermometer im Schatten 17° + zeigte, hob es sich in 4 bis 5 Minuten in den Strahlen der Sonne auf 29 und 30° +. Die Temperatur des Nilwassers ist Tag und Nacht beinahe gleich; im November und December von Assuan bis Kairo von 13 bis 20° +, im Mittel 18,6° +. Die Mirage beobachtete ich in Alexandrien und bei Abukir, sonst nicht.

Ein Kalkgebirg, welches das Nilthal bildet, und von Kairo ununterbrochen in zwei parallel laufenden Ketten westlich und östlich den Strom begränzt, das fruchtbare, bewässerungsfähige Land einschließend, erstreckt sich bis Edfou, wo es unter dem 25° nördl. Br. in harten Sandstein übergeht, welcher in soliden Massen erscheint, so daß aus ihm, namentlich in den Brüchen von Hadschar Silsilis (24° 37' nördl. Br.) jene kolossalen Blöcke gehauen wurden, aus denen die herrlichen Tempel Tentyra's, Karnacks, Thebens, Luxors, Edfou's und Koum Ombo's, nebst den bewunderungswürdigen Kolossen des Memuons, namentlich jene weltberühmte, 60 Fuß hohe tönende Statue geformt wurden. Das vorbenannte, an Versteinerungen reiche, in die östliche und westliche Wüste mit Seitenzweigen auslaufende, durch 6 Breitengrade nach Süden streichende Kalkgebirge wird durch die Bezeichnung: das arabische und das libysche, unterschieden. Etwas südlich von Kairo gaben diese Felsmassen das Material zum Aufbau jener riesenhaften Pyramiden von Ghizeh, Sakarah und Daschur, welche die Welt schon durch so viele Jahrhunderte hindurch mit Recht in Erstaunen setzen. Wie alle Gebirgsarten Aegyptens, vom härtesten Granit bis zum lockern Kalkstein, widerstehen sie dem Einfluß der zerstörenden Zeit, geschützt durch eine ewig heitere und trockene Atmosphäre. Die arabische Gebirgskette wird Gebel Mokatam genannt, bildet die merkwürdigsten Formen: zackige Felskuppen, abgerissene Blöcke, schroffe Abgründe und lange Wandungen, die sich steil in den Strom senken, oder wiederum allmählich und sanft abdachen. Es zerfallen beide Gebirgsreihen in eine Menge einzelner oder zusammenhängender Gruppen, welche besondere Namen führen, und deren Lage ich in meinem Tagebuche mit möglichster Treue aufgezeichnet und beschrieben habe.

Vor Assuan (Es-suan) 24° 7' nördl. Br. erhebt sich eines jener berühmten Granitgebirge, dessen Gestein nach dem alten Syene seinen Namen erhielt und, mit seinen Urgebirgsmassen nach Süd und Südwesten fortstreichend und den Lauf des Nils oft hemmend, die Katarakten bildet, welche diesen Strom durch 4-5 Breitengrade mehr oder weniger für die Schifffahrt unsicher machen. Die ersten Katarakten, welche keinen so bedeutenden Fall haben, können Barken mit einigem Kraftaufwand bei mittlerem Wasserstande wohl überwinden; die Fälle oder Stromschnellen von Wadi Halfa sind aber schon schwieriger.

(Beschluß folgt.)

Großbritannien.

Am 26 Abends besuchten die Königin und Prinz Albert das Drurylane-Theater, wo die, übrigens nicht sehr bedeutende Oper "the Mountain Sylph - die Bergsylphe" gegeben wurde. Bei dem königlichen Paar im Wagen saßen die Herzogin von Sutherland, als erste Palastdame, und der Oberstallmeister Graf v. Albemarle; das Hofgefolge füllte acht Wagen. Da der Besuch mehrere Tage zuvor angekündigt worden, so war der Zudrang außerordentlich; obschon die Oper erst um 7 Uhr begann, drängte man sich schon um halb 3 Uhr Nachmittags an der Casse. Die Theaterunternehmer wollten, auf den Umstand speculirend, die Preise bedeutend erhöhen, was aber die Königin, welche durch die Journale davon erfahren, ausdrücklich verbat; dennoch soll für eine der königlichen gegenüber gelegene Loge gegen 15 Guineen geboten worden seyn. Als gegen 7 Uhr eine Abtheilung Hartschiere vor der Fronte der königlichen Loge aufzog, war das Haus bis in die entferntesten Winkel zum Ersticken gefüllt; Neugierige waren an Pfeilern und Vorsprüngen hinaufgeklettert. Das Erscheinen des hohen Paars in der eigens neudecorirten königlichen Loge war das Zeichen zu einem donnernden Applaus, für welchen die erlauchten Personen mit wiederholten Verneigungen dankten. Sofort wurde von den Schauspielern und dem Publicum, unter voller Orchesterbegleitung, das "God save the Queen" angestimmt, welchem, dem Prinzen zu Ehren, folgende Strophen angehängt waren:

"Welcome to Albion's isle,
Prince, whom Victoria's smile
Lit o'er the wave;
Writ in the scroll of fame,
Albert, long shall thy name
Kindred and country claim
With England's brave.
Oh Lord! her consort bless,
Grant him, in happiness,
With her to reign;
In virtues great and strong,
May Albert's name be long
The theme of Britain's song,
God save the Queen!"
Die Königin, die sehr blaß aussah, war wegen des Ablebens ihrer erlauchten Tante, der verwittweten Landgräfin von Hessen-Homburg, in tiefe Trauer gekleidet, dabei aber im reichsten Diamantenschmuck, dessen Beschreibung in den Londoner Zeitungen ausführlich zu lesen ist. "Auf dem Haupte", sagt der Standard, "trug Ihre Maj. das vielbewunderte Diamantendiadem von Rose, Klee und Distel, dazu große Brillant-Ohrenringe. Ihr Haar fiel in langen Flechten auf die Wangen, und schlang sich unter den Ohren hin. Da das Schauspielhaus an dem kalten Abend schlecht geheizt war, so hüllte sich Ihre Maj. klüglich in einen comfortablen Shawl und weiße Hermelinboa. Ihre Maj. schien an dem Stück großes Interesse zu nehmen, und wendete sich sehr oft, wie um dasselbe zu commentiren, an Prinz Albert, der in der Marschalluniform, mit Band und

Monate November und December ein Medium von 43 Strichen, als Maximum 52, als Minimum 34. Das Instrument richtete sich dabei durchaus nicht nach der großen Tageshitze, eher nach dem herrschenden Winde; bei Süd- und Südostwind niedriger, bei West und Nord höherer Stand. Das Psychrometer leistete mir keine Dienste und scheint nur für solche Gegenden von Werth, wo starke und regelmäßige Nebel herrschen, wie z. B. Lima und das Cap der guten Hoffnung, Cap Horn u. s. w. Ich will nun verschiedene Versuche im tropischen Afrika anstellen.

Eine merkwürdige Erscheinung in Aegypten ist der beinahe immer gleiche Stand des Barometers, selbst bei heftigen Winden; der höchste Barometerstand vom 4 Nov. bis 1 Jan. war 28''4, 10''', der niedrigste 27''11, 4'''. Vom 4 Nov. bis 5 Dec. (Alexandrien und Kairo 28''4, 8''' und 28''1, 9''') bis Assuan 28''4, 3''' höchster, und 27''11, 4''' niedrigster Stand. Da nun Assuan 350' höher als Kairo liegen mag, so wäre der Barometerstand immer als sehr hoch zu erachten.

Von nun an gedenke ich auch die von Arago vorgeschlagenen Beobachtungen über die Intensität der Sonnenstrahlen und die Temperatur der Erde in einer gewissen Tiefe anzustellen. Daß die Sonnenstrahlen einen großen Einfluß in Aegypten haben, ist ausgemacht, denn wenn vor Sonnenaufgang das Thermometer (im Schatten) 6° + zeigte, so zeigte es 10 Minuten nach Sonnenaufgang schon 12 bis 14° + R.; wenn das Thermometer im Schatten 17° + zeigte, hob es sich in 4 bis 5 Minuten in den Strahlen der Sonne auf 29 und 30° +. Die Temperatur des Nilwassers ist Tag und Nacht beinahe gleich; im November und December von Assuan bis Kairo von 13 bis 20° +, im Mittel 18,6° +. Die Mirage beobachtete ich in Alexandrien und bei Abukir, sonst nicht.

Ein Kalkgebirg, welches das Nilthal bildet, und von Kairo ununterbrochen in zwei parallel laufenden Ketten westlich und östlich den Strom begränzt, das fruchtbare, bewässerungsfähige Land einschließend, erstreckt sich bis Edfou, wo es unter dem 25° nördl. Br. in harten Sandstein übergeht, welcher in soliden Massen erscheint, so daß aus ihm, namentlich in den Brüchen von Hadschar Silsilis (24° 37' nördl. Br.) jene kolossalen Blöcke gehauen wurden, aus denen die herrlichen Tempel Tentyra's, Karnacks, Thebens, Luxors, Edfou's und Koum Ombo's, nebst den bewunderungswürdigen Kolossen des Memuons, namentlich jene weltberühmte, 60 Fuß hohe tönende Statue geformt wurden. Das vorbenannte, an Versteinerungen reiche, in die östliche und westliche Wüste mit Seitenzweigen auslaufende, durch 6 Breitengrade nach Süden streichende Kalkgebirge wird durch die Bezeichnung: das arabische und das libysche, unterschieden. Etwas südlich von Kairo gaben diese Felsmassen das Material zum Aufbau jener riesenhaften Pyramiden von Ghizeh, Sakarah und Daschur, welche die Welt schon durch so viele Jahrhunderte hindurch mit Recht in Erstaunen setzen. Wie alle Gebirgsarten Aegyptens, vom härtesten Granit bis zum lockern Kalkstein, widerstehen sie dem Einfluß der zerstörenden Zeit, geschützt durch eine ewig heitere und trockene Atmosphäre. Die arabische Gebirgskette wird Gebel Mokatam genannt, bildet die merkwürdigsten Formen: zackige Felskuppen, abgerissene Blöcke, schroffe Abgründe und lange Wandungen, die sich steil in den Strom senken, oder wiederum allmählich und sanft abdachen. Es zerfallen beide Gebirgsreihen in eine Menge einzelner oder zusammenhängender Gruppen, welche besondere Namen führen, und deren Lage ich in meinem Tagebuche mit möglichster Treue aufgezeichnet und beschrieben habe.

Vor Assuan (Es-suan) 24° 7' nördl. Br. erhebt sich eines jener berühmten Granitgebirge, dessen Gestein nach dem alten Syene seinen Namen erhielt und, mit seinen Urgebirgsmassen nach Süd und Südwesten fortstreichend und den Lauf des Nils oft hemmend, die Katarakten bildet, welche diesen Strom durch 4-5 Breitengrade mehr oder weniger für die Schifffahrt unsicher machen. Die ersten Katarakten, welche keinen so bedeutenden Fall haben, können Barken mit einigem Kraftaufwand bei mittlerem Wasserstande wohl überwinden; die Fälle oder Stromschnellen von Wadi Halfa sind aber schon schwieriger.

(Beschluß folgt.)

Großbritannien.

Am 26 Abends besuchten die Königin und Prinz Albert das Drurylane-Theater, wo die, übrigens nicht sehr bedeutende Oper „the Mountain Sylph – die Bergsylphe“ gegeben wurde. Bei dem königlichen Paar im Wagen saßen die Herzogin von Sutherland, als erste Palastdame, und der Oberstallmeister Graf v. Albemarle; das Hofgefolge füllte acht Wagen. Da der Besuch mehrere Tage zuvor angekündigt worden, so war der Zudrang außerordentlich; obschon die Oper erst um 7 Uhr begann, drängte man sich schon um halb 3 Uhr Nachmittags an der Casse. Die Theaterunternehmer wollten, auf den Umstand speculirend, die Preise bedeutend erhöhen, was aber die Königin, welche durch die Journale davon erfahren, ausdrücklich verbat; dennoch soll für eine der königlichen gegenüber gelegene Loge gegen 15 Guineen geboten worden seyn. Als gegen 7 Uhr eine Abtheilung Hartschiere vor der Fronte der königlichen Loge aufzog, war das Haus bis in die entferntesten Winkel zum Ersticken gefüllt; Neugierige waren an Pfeilern und Vorsprüngen hinaufgeklettert. Das Erscheinen des hohen Paars in der eigens neudecorirten königlichen Loge war das Zeichen zu einem donnernden Applaus, für welchen die erlauchten Personen mit wiederholten Verneigungen dankten. Sofort wurde von den Schauspielern und dem Publicum, unter voller Orchesterbegleitung, das „God save the Queen“ angestimmt, welchem, dem Prinzen zu Ehren, folgende Strophen angehängt waren:

„Welcome to Albion's isle,
Prince, whom Victoria's smile
Lit o'er the wave;
Writ in the scroll of fame,
Albert, long shall thy name
Kindred and country claim
With England's brave.
Oh Lord! her consort bless,
Grant him, in happiness,
With her to reign;
In virtues great and strong,
May Albert's name be long
The theme of Britain's song,
God save the Queen!“
Die Königin, die sehr blaß aussah, war wegen des Ablebens ihrer erlauchten Tante, der verwittweten Landgräfin von Hessen-Homburg, in tiefe Trauer gekleidet, dabei aber im reichsten Diamantenschmuck, dessen Beschreibung in den Londoner Zeitungen ausführlich zu lesen ist. „Auf dem Haupte“, sagt der Standard, „trug Ihre Maj. das vielbewunderte Diamantendiadem von Rose, Klee und Distel, dazu große Brillant-Ohrenringe. Ihr Haar fiel in langen Flechten auf die Wangen, und schlang sich unter den Ohren hin. Da das Schauspielhaus an dem kalten Abend schlecht geheizt war, so hüllte sich Ihre Maj. klüglich in einen comfortablen Shawl und weiße Hermelinboa. Ihre Maj. schien an dem Stück großes Interesse zu nehmen, und wendete sich sehr oft, wie um dasselbe zu commentiren, an Prinz Albert, der in der Marschalluniform, mit Band und

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[0522/0010] Monate November und December ein Medium von 43 Strichen, als Maximum 52, als Minimum 34. Das Instrument richtete sich dabei durchaus nicht nach der großen Tageshitze, eher nach dem herrschenden Winde; bei Süd- und Südostwind niedriger, bei West und Nord höherer Stand. Das Psychrometer leistete mir keine Dienste und scheint nur für solche Gegenden von Werth, wo starke und regelmäßige Nebel herrschen, wie z. B. Lima und das Cap der guten Hoffnung, Cap Horn u. s. w. Ich will nun verschiedene Versuche im tropischen Afrika anstellen. Eine merkwürdige Erscheinung in Aegypten ist der beinahe immer gleiche Stand des Barometers, selbst bei heftigen Winden; der höchste Barometerstand vom 4 Nov. bis 1 Jan. war 28''4, 10''', der niedrigste 27''11, 4'''. Vom 4 Nov. bis 5 Dec. (Alexandrien und Kairo 28''4, 8''' und 28''1, 9''') bis Assuan 28''4, 3''' höchster, und 27''11, 4''' niedrigster Stand. Da nun Assuan 350' höher als Kairo liegen mag, so wäre der Barometerstand immer als sehr hoch zu erachten. Von nun an gedenke ich auch die von Arago vorgeschlagenen Beobachtungen über die Intensität der Sonnenstrahlen und die Temperatur der Erde in einer gewissen Tiefe anzustellen. Daß die Sonnenstrahlen einen großen Einfluß in Aegypten haben, ist ausgemacht, denn wenn vor Sonnenaufgang das Thermometer (im Schatten) 6° + zeigte, so zeigte es 10 Minuten nach Sonnenaufgang schon 12 bis 14° + R.; wenn das Thermometer im Schatten 17° + zeigte, hob es sich in 4 bis 5 Minuten in den Strahlen der Sonne auf 29 und 30° +. Die Temperatur des Nilwassers ist Tag und Nacht beinahe gleich; im November und December von Assuan bis Kairo von 13 bis 20° +, im Mittel 18,6° +. Die Mirage beobachtete ich in Alexandrien und bei Abukir, sonst nicht. Ein Kalkgebirg, welches das Nilthal bildet, und von Kairo ununterbrochen in zwei parallel laufenden Ketten westlich und östlich den Strom begränzt, das fruchtbare, bewässerungsfähige Land einschließend, erstreckt sich bis Edfou, wo es unter dem 25° nördl. Br. in harten Sandstein übergeht, welcher in soliden Massen erscheint, so daß aus ihm, namentlich in den Brüchen von Hadschar Silsilis (24° 37' nördl. Br.) jene kolossalen Blöcke gehauen wurden, aus denen die herrlichen Tempel Tentyra's, Karnacks, Thebens, Luxors, Edfou's und Koum Ombo's, nebst den bewunderungswürdigen Kolossen des Memuons, namentlich jene weltberühmte, 60 Fuß hohe tönende Statue geformt wurden. Das vorbenannte, an Versteinerungen reiche, in die östliche und westliche Wüste mit Seitenzweigen auslaufende, durch 6 Breitengrade nach Süden streichende Kalkgebirge wird durch die Bezeichnung: das arabische und das libysche, unterschieden. Etwas südlich von Kairo gaben diese Felsmassen das Material zum Aufbau jener riesenhaften Pyramiden von Ghizeh, Sakarah und Daschur, welche die Welt schon durch so viele Jahrhunderte hindurch mit Recht in Erstaunen setzen. Wie alle Gebirgsarten Aegyptens, vom härtesten Granit bis zum lockern Kalkstein, widerstehen sie dem Einfluß der zerstörenden Zeit, geschützt durch eine ewig heitere und trockene Atmosphäre. Die arabische Gebirgskette wird Gebel Mokatam genannt, bildet die merkwürdigsten Formen: zackige Felskuppen, abgerissene Blöcke, schroffe Abgründe und lange Wandungen, die sich steil in den Strom senken, oder wiederum allmählich und sanft abdachen. Es zerfallen beide Gebirgsreihen in eine Menge einzelner oder zusammenhängender Gruppen, welche besondere Namen führen, und deren Lage ich in meinem Tagebuche mit möglichster Treue aufgezeichnet und beschrieben habe. Vor Assuan (Es-suan) 24° 7' nördl. Br. erhebt sich eines jener berühmten Granitgebirge, dessen Gestein nach dem alten Syene seinen Namen erhielt und, mit seinen Urgebirgsmassen nach Süd und Südwesten fortstreichend und den Lauf des Nils oft hemmend, die Katarakten bildet, welche diesen Strom durch 4-5 Breitengrade mehr oder weniger für die Schifffahrt unsicher machen. Die ersten Katarakten, welche keinen so bedeutenden Fall haben, können Barken mit einigem Kraftaufwand bei mittlerem Wasserstande wohl überwinden; die Fälle oder Stromschnellen von Wadi Halfa sind aber schon schwieriger. (Beschluß folgt.) Großbritannien. _ London, 27 Febr. Am 26 Abends besuchten die Königin und Prinz Albert das Drurylane-Theater, wo die, übrigens nicht sehr bedeutende Oper „the Mountain Sylph – die Bergsylphe“ gegeben wurde. Bei dem königlichen Paar im Wagen saßen die Herzogin von Sutherland, als erste Palastdame, und der Oberstallmeister Graf v. Albemarle; das Hofgefolge füllte acht Wagen. Da der Besuch mehrere Tage zuvor angekündigt worden, so war der Zudrang außerordentlich; obschon die Oper erst um 7 Uhr begann, drängte man sich schon um halb 3 Uhr Nachmittags an der Casse. Die Theaterunternehmer wollten, auf den Umstand speculirend, die Preise bedeutend erhöhen, was aber die Königin, welche durch die Journale davon erfahren, ausdrücklich verbat; dennoch soll für eine der königlichen gegenüber gelegene Loge gegen 15 Guineen geboten worden seyn. Als gegen 7 Uhr eine Abtheilung Hartschiere vor der Fronte der königlichen Loge aufzog, war das Haus bis in die entferntesten Winkel zum Ersticken gefüllt; Neugierige waren an Pfeilern und Vorsprüngen hinaufgeklettert. Das Erscheinen des hohen Paars in der eigens neudecorirten königlichen Loge war das Zeichen zu einem donnernden Applaus, für welchen die erlauchten Personen mit wiederholten Verneigungen dankten. Sofort wurde von den Schauspielern und dem Publicum, unter voller Orchesterbegleitung, das „God save the Queen“ angestimmt, welchem, dem Prinzen zu Ehren, folgende Strophen angehängt waren: „Welcome to Albion's isle, Prince, whom Victoria's smile Lit o'er the wave; Writ in the scroll of fame, Albert, long shall thy name Kindred and country claim With England's brave. Oh Lord! her consort bless, Grant him, in happiness, With her to reign; In virtues great and strong, May Albert's name be long The theme of Britain's song, God save the Queen!“ Die Königin, die sehr blaß aussah, war wegen des Ablebens ihrer erlauchten Tante, der verwittweten Landgräfin von Hessen-Homburg, in tiefe Trauer gekleidet, dabei aber im reichsten Diamantenschmuck, dessen Beschreibung in den Londoner Zeitungen ausführlich zu lesen ist. „Auf dem Haupte“, sagt der Standard, „trug Ihre Maj. das vielbewunderte Diamantendiadem von Rose, Klee und Distel, dazu große Brillant-Ohrenringe. Ihr Haar fiel in langen Flechten auf die Wangen, und schlang sich unter den Ohren hin. Da das Schauspielhaus an dem kalten Abend schlecht geheizt war, so hüllte sich Ihre Maj. klüglich in einen comfortablen Shawl und weiße Hermelinboa. Ihre Maj. schien an dem Stück großes Interesse zu nehmen, und wendete sich sehr oft, wie um dasselbe zu commentiren, an Prinz Albert, der in der Marschalluniform, mit Band und

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Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 66. Augsburg, 6. März 1840, S. 0522. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_066_18400306/10>, abgerufen am 28.11.2024.