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Allgemeine Zeitung. Nr. 62. Augsburg, 2. März 1840.

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der St. Jamescapelle versammelt, wo das königliche Paar dem Gottesdienste beiwohnte. Man bemerkte darunter viele elegant gekleidete Damen. Die erlauchten jungen Eheleute, die sehr gut und heiter aussahen, wurden bei ihrer Rückkehr aus der Kirche mit lauten Acclamationen begrüßt. Prinz Albert war in einfacher Morgenkleidung, ohne Decoration. Am 22 hatte Se. k. Hoh. im Buckinghampalast wieder mehrere Deputationen mit Glückwunschadressen empfangen. Auch die "deutsch-protestantische (d. h. lutherisch evangelische) Geistlichkeit" in London hat eine Adresse überreicht. Eine Deputation der Universität Cambridge, den Vicekanzler und die Proctors an der Spitze, die zu gleichem Zweck in London angekommen ist, wird an einem der nächsten Tage Audienz erhalten. - Die Herzogin von Kent leidet seit mehreren Tagen an einem Rheumatismus, der sie an das Zimmer fesselt. - Der Herzog von Cambridge (am 24 Febr. 1774 geboren) feiert heute seinen 66sten Geburtstag.

Der Herzog v. Wellington ist so weit wieder hergestellt, daß er am 23 ausreiten und mehrere Besuche in der Stadt machen konnte.

Der hohe Adel gab in den letzten Tagen glänzende Feste. So Lord Palmerston und seine Neuvermählte, die vordem verwittibte Gräfin Cowper, am 22 Febr. ein großes Diner, welchem der Herzog, die Herzogin und der Prinz Georg von Cambridge, der Herzog und der Erbprinz von Coburg, die Herzoge v. Devonshire und Sutherland, Graf und Gräfin v. Clarendon, die Lords Duncannon, Morpeth etc. beiwohnten. Dem Feste, welches am Tage zuvor der Herzog v. Devonshire veranstaltete, wohnte unter Andern die so eben von Italien zurückgekehrte Mistreß Norton, geb. Sheridan, bei, welche in der hohen englischen Gesellschaft noch ebenso fashionable zu seyn scheint wie vor jenem unglücklichen Proceß.

Oberhaussitzung vom 24 Febr. Der Marquis v. Londonderry brachte die Besetzung des kleinen Eilands bei Minorca durch die Franzosen wieder zur Sprache (die Engländer nennen es King's Island - Königsinsel; einige französische Blätter bezeichneten unlängst Isla del Ayre, oder, wie sie den spanischen Namen übersetzen: Isle du vent als den besetzten Punkt. Letzteres, etwas größeres Eiland liegt aber von Port Mahon ziemlich entfernt, während die im Oberhaus urgirte Frage ausdrücklich ein Inselchen in der Mitte des Hafens von Port Mahon betrifft). Sollte England, so bemerkte der edle Lord, wieder einmal mit Frankreich in Krieg gerathen, so würde dieser nach aller Wahrscheinlichkeit im Mittelmeer ausgefochten werden, und dann sey jenes Eiland, auf dem die Franzosen Festungswerke anlegen könnten, ein wichtiger militärischer Punkt. Er wünsche daher zu wissen, warum man den Franzosen, statt eines besondern Eilands, nicht lieber ein Gebäude auf der Insel Minorca für ihre Zwecke eingeräumt habe. Ihm scheine die Sache sehr wichtig, und er werde sie später zum Gegenstand einer Motion machen. Lord Clarendon antwortete, er sehe nicht ein, welches Recht die brittische Regierung habe, die spanische Regierung darüber zur Rede zu setzen, daß sie diesen Miethvertrag mit den Franzosen abgeschlossen, und nicht lieber die Resolution des Cortesausschusses angenommen habe, welche der Ansicht des edlen Marquis entsprochen. Der Miethcontract sey übrigens auf zwei Jahre abgeschlossen, und enthalte die Clausel, daß er sogleich zu cessiren habe, falls die spanische Regierung des Eilands früher selbst benöthigt seyn sollte. Auf die deßhalb von der brittischen Regierung gestellte Anfrage habe das französische Cabinet geantwortet, es brauche die Insel zu einem Hospital für seine unterwegs nach Algier erkrankenden Seeleute und zu einem Kohlendepot für die Dampfschifffahrt, denke aber nicht daran, dieselbe sich zuzueignen. (Die betreffende Correspondenz liegt auf dem Tisch des Hauses.) Die Sitzung dauerte noch beim Abgange der Post. - Im Unterhause wurde die irische Municipalreformbill in der Committee berathen.

Lord Beresford, der bekannten in Irland reichbegüterten, anglicanisch-zelotischen Familie angehörig, hat seinen Libellproceß gegen das Morning Chronicle vor der Queensbench gewonnen. Das ministerielle Blatt hatte dem edlen Viscount nachgesagt, daß er eine beträchtliche Anzahl seiner katholischen Pächter im Elend von Haus und Hof gejagt habe. Hierauf ließ Lord Beresford durch seinen Sachwalter Sir W. Follett die Klage anhängig machen, in welcher er jene Behauptung für eine Verleumdung erklärte. Der Eigenthümer des M. Chronicle bewies seine exceptio veritatis durch mehrere Zeugen, welche unter Anderm den Umstand erhärteten, daß Mylord eine alte kranke Frau auf ihrem ärmlichen Bett aus dem Hause tragen und in einen Straßengraben legen ließ. Aber das Chronicle hatte weiter behauptet, der Gutsherr habe jene Pächter fortgejagt, weil sie bei einer Parlamentswahl gegen den von ihm begünstigten Candidaten gestimmt. Dieß konnte nicht bewiesen werden, und so fiel der Spruch des Gerichtshofs gegen das Journal aus, welches zu 100 Pf. St. Schadenersatz verurtheilt wurde. - Ein Dechant aus der Familie Beresford - die ihre jüngern Söhne alle sehr comfortable theils in schwarzen, theils in rothen Röcken untergebracht hat - äußerte vor einiger Zeit in einer Protestantenversammlung in Dublin, er wolle lieber mit anglicanischen Protestanten von Salz und Kartoffeln, als mit römischen Katholiken, wären es auch die besten, in Palästen im Ueberfluß leben. Der Examiner bemerkte dazu, das sey Geschmackssache, indessen wünschte er wohl Se. Hochwürden einmal auf die Probe gestellt zu sehen, da das Haus Beresford bisher sich im Kartoffelessen weit weniger als in der Orthodoxie ausgezeichnet habe.

Mehrere Londoner Blätter, auch der Globe, melden, Graf Demidoff, der reichste russische Edelmann, Besitzer der berühmten Silber- und Platinabergwerke im Ural, befinde sich jetzt in London, und habe sich so eben mit der Prinzessin Louise, der schönen Tochter des Prinzen Jerome Bonaparte, verlobt. Zwischen dem Bonapartismus und dem Russenthum, bemerkt ein Blatt, scheine trotz des großen historischen Zwiespaltes, worein diese beiden Factoren gerathen, eine geheime Wahlverwandtschaft zu bestehen.

(Globe.) Die in letzter Zeit in Paris vor sich gehenden Negociationen zur Einleitung von Handelsverträgen mit England, Holland u. s. w. auf dem Fuße der Gegenseitigkeit haben die französischen Fabricanten, die sich an das alte Prohibitivsystem der Schutzzölle festklammern, beunruhigt, und leicht dürfte die französische Regierung durch die Opposition derselben von jenen heilsamen Reformen sich zurückschrecken lassen. Die nämlichen Gesinnungen zeigten sich in England vor fünfzehn Jahren, als Hr. Huskisson eine liberalere Bahn in unserer Handelspolitik gegen das Ausland einschlug. Anfangs wurde heftig dawider geschrieen, später aber die Vernunftmäßigkeit und Gerechtigkeit dieser Politik allgemein anerkannt, und gegenwärtig fühlen wir ihren wohlthätigen Einfluß.

Frankreich.

Die Königin und der Herzog von Orleans sind am 25 Abends um 10 Uhr nach Brüssel abgereist.

Der Moniteur meldet amtlich die Abreise des Hrn. Guizot nach London, die am 25 Febr. Morgens 4 erfolgte.

(Presse.) Nach zwei fruchtlosen Besuchen hat endlich Hr. v. Broglie den Marschall Soult sprechen können, und ihm die

der St. Jamescapelle versammelt, wo das königliche Paar dem Gottesdienste beiwohnte. Man bemerkte darunter viele elegant gekleidete Damen. Die erlauchten jungen Eheleute, die sehr gut und heiter aussahen, wurden bei ihrer Rückkehr aus der Kirche mit lauten Acclamationen begrüßt. Prinz Albert war in einfacher Morgenkleidung, ohne Decoration. Am 22 hatte Se. k. Hoh. im Buckinghampalast wieder mehrere Deputationen mit Glückwunschadressen empfangen. Auch die „deutsch-protestantische (d. h. lutherisch evangelische) Geistlichkeit“ in London hat eine Adresse überreicht. Eine Deputation der Universität Cambridge, den Vicekanzler und die Proctors an der Spitze, die zu gleichem Zweck in London angekommen ist, wird an einem der nächsten Tage Audienz erhalten. – Die Herzogin von Kent leidet seit mehreren Tagen an einem Rheumatismus, der sie an das Zimmer fesselt. – Der Herzog von Cambridge (am 24 Febr. 1774 geboren) feiert heute seinen 66sten Geburtstag.

Der Herzog v. Wellington ist so weit wieder hergestellt, daß er am 23 ausreiten und mehrere Besuche in der Stadt machen konnte.

Der hohe Adel gab in den letzten Tagen glänzende Feste. So Lord Palmerston und seine Neuvermählte, die vordem verwittibte Gräfin Cowper, am 22 Febr. ein großes Diner, welchem der Herzog, die Herzogin und der Prinz Georg von Cambridge, der Herzog und der Erbprinz von Coburg, die Herzoge v. Devonshire und Sutherland, Graf und Gräfin v. Clarendon, die Lords Duncannon, Morpeth etc. beiwohnten. Dem Feste, welches am Tage zuvor der Herzog v. Devonshire veranstaltete, wohnte unter Andern die so eben von Italien zurückgekehrte Mistreß Norton, geb. Sheridan, bei, welche in der hohen englischen Gesellschaft noch ebenso fashionable zu seyn scheint wie vor jenem unglücklichen Proceß.

Oberhaussitzung vom 24 Febr. Der Marquis v. Londonderry brachte die Besetzung des kleinen Eilands bei Minorca durch die Franzosen wieder zur Sprache (die Engländer nennen es King's Island – Königsinsel; einige französische Blätter bezeichneten unlängst Isla del Ayre, oder, wie sie den spanischen Namen übersetzen: Isle du vent als den besetzten Punkt. Letzteres, etwas größeres Eiland liegt aber von Port Mahon ziemlich entfernt, während die im Oberhaus urgirte Frage ausdrücklich ein Inselchen in der Mitte des Hafens von Port Mahon betrifft). Sollte England, so bemerkte der edle Lord, wieder einmal mit Frankreich in Krieg gerathen, so würde dieser nach aller Wahrscheinlichkeit im Mittelmeer ausgefochten werden, und dann sey jenes Eiland, auf dem die Franzosen Festungswerke anlegen könnten, ein wichtiger militärischer Punkt. Er wünsche daher zu wissen, warum man den Franzosen, statt eines besondern Eilands, nicht lieber ein Gebäude auf der Insel Minorca für ihre Zwecke eingeräumt habe. Ihm scheine die Sache sehr wichtig, und er werde sie später zum Gegenstand einer Motion machen. Lord Clarendon antwortete, er sehe nicht ein, welches Recht die brittische Regierung habe, die spanische Regierung darüber zur Rede zu setzen, daß sie diesen Miethvertrag mit den Franzosen abgeschlossen, und nicht lieber die Resolution des Cortesausschusses angenommen habe, welche der Ansicht des edlen Marquis entsprochen. Der Miethcontract sey übrigens auf zwei Jahre abgeschlossen, und enthalte die Clausel, daß er sogleich zu cessiren habe, falls die spanische Regierung des Eilands früher selbst benöthigt seyn sollte. Auf die deßhalb von der brittischen Regierung gestellte Anfrage habe das französische Cabinet geantwortet, es brauche die Insel zu einem Hospital für seine unterwegs nach Algier erkrankenden Seeleute und zu einem Kohlendepot für die Dampfschifffahrt, denke aber nicht daran, dieselbe sich zuzueignen. (Die betreffende Correspondenz liegt auf dem Tisch des Hauses.) Die Sitzung dauerte noch beim Abgange der Post. – Im Unterhause wurde die irische Municipalreformbill in der Committee berathen.

Lord Beresford, der bekannten in Irland reichbegüterten, anglicanisch-zelotischen Familie angehörig, hat seinen Libellproceß gegen das Morning Chronicle vor der Queensbench gewonnen. Das ministerielle Blatt hatte dem edlen Viscount nachgesagt, daß er eine beträchtliche Anzahl seiner katholischen Pächter im Elend von Haus und Hof gejagt habe. Hierauf ließ Lord Beresford durch seinen Sachwalter Sir W. Follett die Klage anhängig machen, in welcher er jene Behauptung für eine Verleumdung erklärte. Der Eigenthümer des M. Chronicle bewies seine exceptio veritatis durch mehrere Zeugen, welche unter Anderm den Umstand erhärteten, daß Mylord eine alte kranke Frau auf ihrem ärmlichen Bett aus dem Hause tragen und in einen Straßengraben legen ließ. Aber das Chronicle hatte weiter behauptet, der Gutsherr habe jene Pächter fortgejagt, weil sie bei einer Parlamentswahl gegen den von ihm begünstigten Candidaten gestimmt. Dieß konnte nicht bewiesen werden, und so fiel der Spruch des Gerichtshofs gegen das Journal aus, welches zu 100 Pf. St. Schadenersatz verurtheilt wurde. – Ein Dechant aus der Familie Beresford – die ihre jüngern Söhne alle sehr comfortable theils in schwarzen, theils in rothen Röcken untergebracht hat – äußerte vor einiger Zeit in einer Protestantenversammlung in Dublin, er wolle lieber mit anglicanischen Protestanten von Salz und Kartoffeln, als mit römischen Katholiken, wären es auch die besten, in Palästen im Ueberfluß leben. Der Examiner bemerkte dazu, das sey Geschmackssache, indessen wünschte er wohl Se. Hochwürden einmal auf die Probe gestellt zu sehen, da das Haus Beresford bisher sich im Kartoffelessen weit weniger als in der Orthodoxie ausgezeichnet habe.

Mehrere Londoner Blätter, auch der Globe, melden, Graf Demidoff, der reichste russische Edelmann, Besitzer der berühmten Silber- und Platinabergwerke im Ural, befinde sich jetzt in London, und habe sich so eben mit der Prinzessin Louise, der schönen Tochter des Prinzen Jerome Bonaparte, verlobt. Zwischen dem Bonapartismus und dem Russenthum, bemerkt ein Blatt, scheine trotz des großen historischen Zwiespaltes, worein diese beiden Factoren gerathen, eine geheime Wahlverwandtschaft zu bestehen.

(Globe.) Die in letzter Zeit in Paris vor sich gehenden Negociationen zur Einleitung von Handelsverträgen mit England, Holland u. s. w. auf dem Fuße der Gegenseitigkeit haben die französischen Fabricanten, die sich an das alte Prohibitivsystem der Schutzzölle festklammern, beunruhigt, und leicht dürfte die französische Regierung durch die Opposition derselben von jenen heilsamen Reformen sich zurückschrecken lassen. Die nämlichen Gesinnungen zeigten sich in England vor fünfzehn Jahren, als Hr. Huskisson eine liberalere Bahn in unserer Handelspolitik gegen das Ausland einschlug. Anfangs wurde heftig dawider geschrieen, später aber die Vernunftmäßigkeit und Gerechtigkeit dieser Politik allgemein anerkannt, und gegenwärtig fühlen wir ihren wohlthätigen Einfluß.

Frankreich.

Die Königin und der Herzog von Orleans sind am 25 Abends um 10 Uhr nach Brüssel abgereist.

Der Moniteur meldet amtlich die Abreise des Hrn. Guizot nach London, die am 25 Febr. Morgens 4 erfolgte.

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[0490/0002] der St. Jamescapelle versammelt, wo das königliche Paar dem Gottesdienste beiwohnte. Man bemerkte darunter viele elegant gekleidete Damen. Die erlauchten jungen Eheleute, die sehr gut und heiter aussahen, wurden bei ihrer Rückkehr aus der Kirche mit lauten Acclamationen begrüßt. Prinz Albert war in einfacher Morgenkleidung, ohne Decoration. Am 22 hatte Se. k. Hoh. im Buckinghampalast wieder mehrere Deputationen mit Glückwunschadressen empfangen. Auch die „deutsch-protestantische (d. h. lutherisch evangelische) Geistlichkeit“ in London hat eine Adresse überreicht. Eine Deputation der Universität Cambridge, den Vicekanzler und die Proctors an der Spitze, die zu gleichem Zweck in London angekommen ist, wird an einem der nächsten Tage Audienz erhalten. – Die Herzogin von Kent leidet seit mehreren Tagen an einem Rheumatismus, der sie an das Zimmer fesselt. – Der Herzog von Cambridge (am 24 Febr. 1774 geboren) feiert heute seinen 66sten Geburtstag. Der Herzog v. Wellington ist so weit wieder hergestellt, daß er am 23 ausreiten und mehrere Besuche in der Stadt machen konnte. Der hohe Adel gab in den letzten Tagen glänzende Feste. So Lord Palmerston und seine Neuvermählte, die vordem verwittibte Gräfin Cowper, am 22 Febr. ein großes Diner, welchem der Herzog, die Herzogin und der Prinz Georg von Cambridge, der Herzog und der Erbprinz von Coburg, die Herzoge v. Devonshire und Sutherland, Graf und Gräfin v. Clarendon, die Lords Duncannon, Morpeth etc. beiwohnten. Dem Feste, welches am Tage zuvor der Herzog v. Devonshire veranstaltete, wohnte unter Andern die so eben von Italien zurückgekehrte Mistreß Norton, geb. Sheridan, bei, welche in der hohen englischen Gesellschaft noch ebenso fashionable zu seyn scheint wie vor jenem unglücklichen Proceß. Oberhaussitzung vom 24 Febr. Der Marquis v. Londonderry brachte die Besetzung des kleinen Eilands bei Minorca durch die Franzosen wieder zur Sprache (die Engländer nennen es King's Island – Königsinsel; einige französische Blätter bezeichneten unlängst Isla del Ayre, oder, wie sie den spanischen Namen übersetzen: Isle du vent als den besetzten Punkt. Letzteres, etwas größeres Eiland liegt aber von Port Mahon ziemlich entfernt, während die im Oberhaus urgirte Frage ausdrücklich ein Inselchen in der Mitte des Hafens von Port Mahon betrifft). Sollte England, so bemerkte der edle Lord, wieder einmal mit Frankreich in Krieg gerathen, so würde dieser nach aller Wahrscheinlichkeit im Mittelmeer ausgefochten werden, und dann sey jenes Eiland, auf dem die Franzosen Festungswerke anlegen könnten, ein wichtiger militärischer Punkt. Er wünsche daher zu wissen, warum man den Franzosen, statt eines besondern Eilands, nicht lieber ein Gebäude auf der Insel Minorca für ihre Zwecke eingeräumt habe. Ihm scheine die Sache sehr wichtig, und er werde sie später zum Gegenstand einer Motion machen. Lord Clarendon antwortete, er sehe nicht ein, welches Recht die brittische Regierung habe, die spanische Regierung darüber zur Rede zu setzen, daß sie diesen Miethvertrag mit den Franzosen abgeschlossen, und nicht lieber die Resolution des Cortesausschusses angenommen habe, welche der Ansicht des edlen Marquis entsprochen. Der Miethcontract sey übrigens auf zwei Jahre abgeschlossen, und enthalte die Clausel, daß er sogleich zu cessiren habe, falls die spanische Regierung des Eilands früher selbst benöthigt seyn sollte. Auf die deßhalb von der brittischen Regierung gestellte Anfrage habe das französische Cabinet geantwortet, es brauche die Insel zu einem Hospital für seine unterwegs nach Algier erkrankenden Seeleute und zu einem Kohlendepot für die Dampfschifffahrt, denke aber nicht daran, dieselbe sich zuzueignen. (Die betreffende Correspondenz liegt auf dem Tisch des Hauses.) 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Aber das Chronicle hatte weiter behauptet, der Gutsherr habe jene Pächter fortgejagt, weil sie bei einer Parlamentswahl gegen den von ihm begünstigten Candidaten gestimmt. Dieß konnte nicht bewiesen werden, und so fiel der Spruch des Gerichtshofs gegen das Journal aus, welches zu 100 Pf. St. Schadenersatz verurtheilt wurde. – Ein Dechant aus der Familie Beresford – die ihre jüngern Söhne alle sehr comfortable theils in schwarzen, theils in rothen Röcken untergebracht hat – äußerte vor einiger Zeit in einer Protestantenversammlung in Dublin, er wolle lieber mit anglicanischen Protestanten von Salz und Kartoffeln, als mit römischen Katholiken, wären es auch die besten, in Palästen im Ueberfluß leben. Der Examiner bemerkte dazu, das sey Geschmackssache, indessen wünschte er wohl Se. Hochwürden einmal auf die Probe gestellt zu sehen, da das Haus Beresford bisher sich im Kartoffelessen weit weniger als in der Orthodoxie ausgezeichnet habe. Mehrere Londoner Blätter, auch der Globe, melden, Graf Demidoff, der reichste russische Edelmann, Besitzer der berühmten Silber- und Platinabergwerke im Ural, befinde sich jetzt in London, und habe sich so eben mit der Prinzessin Louise, der schönen Tochter des Prinzen Jerome Bonaparte, verlobt. Zwischen dem Bonapartismus und dem Russenthum, bemerkt ein Blatt, scheine trotz des großen historischen Zwiespaltes, worein diese beiden Factoren gerathen, eine geheime Wahlverwandtschaft zu bestehen. (Globe.) Die in letzter Zeit in Paris vor sich gehenden Negociationen zur Einleitung von Handelsverträgen mit England, Holland u. s. w. auf dem Fuße der Gegenseitigkeit haben die französischen Fabricanten, die sich an das alte Prohibitivsystem der Schutzzölle festklammern, beunruhigt, und leicht dürfte die französische Regierung durch die Opposition derselben von jenen heilsamen Reformen sich zurückschrecken lassen. Die nämlichen Gesinnungen zeigten sich in England vor fünfzehn Jahren, als Hr. Huskisson eine liberalere Bahn in unserer Handelspolitik gegen das Ausland einschlug. Anfangs wurde heftig dawider geschrieen, später aber die Vernunftmäßigkeit und Gerechtigkeit dieser Politik allgemein anerkannt, und gegenwärtig fühlen wir ihren wohlthätigen Einfluß. Frankreich. _ Paris, 26 Febr. Die Königin und der Herzog von Orleans sind am 25 Abends um 10 Uhr nach Brüssel abgereist. Der Moniteur meldet amtlich die Abreise des Hrn. Guizot nach London, die am 25 Febr. Morgens 4 erfolgte. (Presse.) Nach zwei fruchtlosen Besuchen hat endlich Hr. v. Broglie den Marschall Soult sprechen können, und ihm die

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Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 62. Augsburg, 2. März 1840, S. 0490. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_062_18400302/2>, abgerufen am 23.11.2024.