Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung. Nr. 54. Augsburg, 23. Februar 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

das Capital der Colonie durch Wegschenken der Ländereien verschwendet: so hat man z. B. der australischen Ackerbaugesellschaft eine Million Morgen geschenkt, so wie die Steinkohlenminen in Newcastle; diese Gesellschaft hat nicht über hundert freie Arbeiter eingeführt. Hätte man dagegen diese Masse Landes auch nur zu dem ursprünglichen Preis von 5 Shilling verkauft, so hätte sie 250,000 Pfd. St. eingetragen und den Transport von 15,000 Arbeitern bezahlt. Dieser Mißbrauch kann nicht mehr vorkommen, aber der neuere der Verwendung des Landfonds zu den Bedürfnissen der Verwaltung ist nicht geringer. In Port Phillip hat die Bekanntmachung des Budjets einen so großen Unwillen erregt, daß eine Petition von dort angekommen ist, welche die Trennung des Districts von Neu-Südwallis und seine Anerkennung als selbstständige Colonie, oder seine Anexation zu Südaustralien verlangt. Das wahrscheinliche Resultat dieser sehr gerechten Klagen wird seyn, daß Neu-Südwallis etwas vor der Zeit eine Constitution erhält, damit eine gesetzgebende Versammlung entweder die Ausgaben herabsetze, oder neue Steuern erhebe, denn nur so kann das Ministerium der Colonien die Verantwortlichkeit von sich abweisen. Es ist eine schwierige Sache, bei dem gegenwärtigen Zustand der Bevölkerung ihr ein Wahlrecht zu geben, denn ein großer Theil des Vermögens ist in Händen von Emancipisten, d. h. ehemaligen Sträflingen, und man hat bei der Einführung der Jury in der Colonie die Folgen dieser Umstände nur allzu deutlich gesehen. Man hätte eigentlich nach Abschaffung des pönalen Systems noch eine Generation vorbeigehen lassen sollen, ehe man der Colonie politische Rechte gegeben, aber dazu hätte England die Einkünfte der Colonie so verwalten müssen, daß die Sache hätte bestehen können, was nicht geschehen ist. Ich will nur Ein Beispiel geben: der Generallandvermesser, einer der wichtigsten Beamten in einer Colonie, wo beständig Landverkäufe vor sich gehen, ist seit zwei Jahren in England, und bezieht während der Zeit seine Besoldung von 1000 Pfd. St.! Der Secretär des Gouverneurs hat neben einem Assistenten noch 25 Schreiber, der Bischof ist Mitglied des Colonialraths, daher haben die Ausgaben für die anglicanische Kirche, welche den Grafschaften überlassen seyn sollten, über alle Maaßen zugenommen u. s. w. Kurz die ganze Verwaltung ist so geführt worden, daß eine Krisis unvermeidlich ist, und doch hat England ein eben so großes Interesse an dem Gedeihen der Colonie als wir selbst, denn wir öffnen ihm einen Verschluß für seine Waaren, seine Capitalien und seine überflüssige Bevölkerung.

China.

Englische Blätter bringen einige nachträgliche Details über das Gefecht, welches die Fregatten Hyacinth und Volage gegen 29 chinesische Kriegsdschonken in der Bay von Canton bestanden. Jede Dschonke war von 140 bis 200 Chinesen bemannt. Das Gefecht dauerte einen halben Tag, sechs Dschonken wurden in den Grund gebohrt, worauf die übrigen die Flucht ergriffen. Der Verlust der Chinesen wurde auf 900 Mann geschätzt.

Der Admiral der chinesischen Seemacht in Canton, Kwan, hat folgende Proclamation erlassen. Ich habe von dem hohen Mandarin Lin und dem Vicekönig von Canton Tang folgende Mittheilung erhalten: "Der englische Commandant Elliot hat uns nach Auslieferung des Opiums um Erlaubniß, seine Schiffe in Macao zu befrachten, welche Bitte wir ihm damals rund abschlugen. Das Benehmen des besagten Commandanten war seitdem im höchsten Grad widerrechtlich und beleidigend. Er hat die leeren Opiumschiffe nicht aufgefordert, unter Segel zu gehen, er hat die schändlichen Fremden, welche durch kaiserlichen Befehl verbannt worden, nicht zur Rückkehr in ihr Land ermahnt; er hat sich geweigert, den Mann seines Volks auszuliefern, der einen unserer Landsleute gemordet hat. Den kürzlich angekommenen Handelsschiffen hat er die Einfahrt in unsern Hafen verboten, ihnen aber erlaubt, ihr Opium wie früher an unsern Küsten zu verkaufen; unsere Verordnungen, die wir ihm zuschickten, hat er anzunehmen sich hartnäckig geweigert; er ging selbst so weit, in eigener Person die fremden Schiffe gegen unsere, zur Vertheidigung der Küste aufgestellten Dschonken zu führen und, unsere Abwesenheit benützend, auf dieselben mit seinen Kanonen zu feuern, wodurch er mehrere unserer Mandarine und Soldaten verwundete. Unsere tapfern Truppen aber erwiederten sein Feuer mit einem Donnergeräusche, worauf die fremden Schiffe zurückgetrieben und zerstreut, nach Tsim-schatsny zurückkehrten, wo sie Anker warfen. Obwohl Elliot am 7ten Tag des 8ten Monats (14 September) selbst nach Macao kam und den portugiesischen Gouverneur bat, dem Tung-cho-Keum-min-foo (Mandarin von Caza branca) eine Note von ihm zu überreichen, worin er sagte: er wünsche Friede und Ruhe, so fanden wir doch, daß er dabei nur nichtssagende Worte gebrauchte, und daß dieß nicht im mindesten die Aufrichtigkeit seiner Unterwerfung beweise. Am 9ten Tag besagten Monats reiste er von Macao ab und kehrte nach Hong-kong zurück, und am 10ten näherte sich ein fremdes Schiff heimlicherweise der Küste, und spähte umher, so daß wir deutlich genug sahen, daß es tolle und verwegene Absichten hege und weder Furcht noch Reue im Herzen spüre. Da nun alle Mandarine und Truppen für den Land- und Seedienst an der Bocca Tigris kampfbereit versammelt sind, so richte ich vorläufig diese Mittheilung an Euch, Admiral, auf daß Ihr Eure Flotte und Armee in Schlachtordnung stellt und einen Tag bestimmt, an dem Ihr sie (die Fremden) angreifen und besiegen wollt; Ihr dürft nicht dulden, daß sie noch länger vor Tsim-scha-tsun bleiben, von wo sie ihr Opium einschmuggeln und das himmlische Reich mit ihrem Gift überschwemmen."

Nachdem ich, fährt der Admiral Kwan fort, obige Mittheilung richtig erhalten, erkläre ich, daß ich, der Admiral, über all' diese Meere gebiete, und daß als meine besondere Pflicht mir obliegt, die schändlichen und verworfenen Menschen daraus zu verjagen. Da ich den Knopf als Oberbefehlshaber der Armee erhalten, muß ich einen Tag zur allgemeinen Versammlung meiner Truppen festsetzen. Ich, Admiral, stamme von einer Familie, die ihren Ursprung von der Dynastie Han (von 2000 Jahren) herleitet. Der Kaiser Kwan-foo-tze (gewöhnlich der Kriegsgott von China genannt) war mein Ahnherr; glänzend und leuchtend war sein Ruhm; prächtig der Ort seiner kaiserlichen Residenz. Der glühende Wunsch dieses göttergleichen Kriegers war, Tugend und Wohlthätigkeit zu üben; sein Verstand war groß und mächtig, wie die Winde und die Wolken; sein edles Herz glänzte wie die Sonne am Tage und der Mond bei Nacht. Ich, der Admiral, empfange demüthig die Mahnungen meines Ahnherrn. Ich liebe weder Betrug noch Falschheit und trachte nicht nach den blutigen Lorbeern des Schlächters. Da Elliot der alleinige Rädelsführer des begangenen Verbrechens ist und die Mehrzahl der Fremden wahrscheinlich von ihm nur eingeschüchtert oder verführt worden, so müßte ich, wenn ich meine Streitkräfte plötzlich vereinigen und das Blutbad beginnen würde, befürchten, den Edelstein und den schlechten Stein mit einander zu zerstören. Daher erlasse ich zuvor diese Proclamation, die aus meinem Herzen und meinen Eingeweiden kommt, auf daß sie allenthalben bekannt werde. Fremde, wenn ihr jenen Opiumschiffen angehöret,

das Capital der Colonie durch Wegschenken der Ländereien verschwendet: so hat man z. B. der australischen Ackerbaugesellschaft eine Million Morgen geschenkt, so wie die Steinkohlenminen in Newcastle; diese Gesellschaft hat nicht über hundert freie Arbeiter eingeführt. Hätte man dagegen diese Masse Landes auch nur zu dem ursprünglichen Preis von 5 Shilling verkauft, so hätte sie 250,000 Pfd. St. eingetragen und den Transport von 15,000 Arbeitern bezahlt. Dieser Mißbrauch kann nicht mehr vorkommen, aber der neuere der Verwendung des Landfonds zu den Bedürfnissen der Verwaltung ist nicht geringer. In Port Phillip hat die Bekanntmachung des Budjets einen so großen Unwillen erregt, daß eine Petition von dort angekommen ist, welche die Trennung des Districts von Neu-Südwallis und seine Anerkennung als selbstständige Colonie, oder seine Anexation zu Südaustralien verlangt. Das wahrscheinliche Resultat dieser sehr gerechten Klagen wird seyn, daß Neu-Südwallis etwas vor der Zeit eine Constitution erhält, damit eine gesetzgebende Versammlung entweder die Ausgaben herabsetze, oder neue Steuern erhebe, denn nur so kann das Ministerium der Colonien die Verantwortlichkeit von sich abweisen. Es ist eine schwierige Sache, bei dem gegenwärtigen Zustand der Bevölkerung ihr ein Wahlrecht zu geben, denn ein großer Theil des Vermögens ist in Händen von Emancipisten, d. h. ehemaligen Sträflingen, und man hat bei der Einführung der Jury in der Colonie die Folgen dieser Umstände nur allzu deutlich gesehen. Man hätte eigentlich nach Abschaffung des pönalen Systems noch eine Generation vorbeigehen lassen sollen, ehe man der Colonie politische Rechte gegeben, aber dazu hätte England die Einkünfte der Colonie so verwalten müssen, daß die Sache hätte bestehen können, was nicht geschehen ist. Ich will nur Ein Beispiel geben: der Generallandvermesser, einer der wichtigsten Beamten in einer Colonie, wo beständig Landverkäufe vor sich gehen, ist seit zwei Jahren in England, und bezieht während der Zeit seine Besoldung von 1000 Pfd. St.! Der Secretär des Gouverneurs hat neben einem Assistenten noch 25 Schreiber, der Bischof ist Mitglied des Colonialraths, daher haben die Ausgaben für die anglicanische Kirche, welche den Grafschaften überlassen seyn sollten, über alle Maaßen zugenommen u. s. w. Kurz die ganze Verwaltung ist so geführt worden, daß eine Krisis unvermeidlich ist, und doch hat England ein eben so großes Interesse an dem Gedeihen der Colonie als wir selbst, denn wir öffnen ihm einen Verschluß für seine Waaren, seine Capitalien und seine überflüssige Bevölkerung.

China.

Englische Blätter bringen einige nachträgliche Details über das Gefecht, welches die Fregatten Hyacinth und Volage gegen 29 chinesische Kriegsdschonken in der Bay von Canton bestanden. Jede Dschonke war von 140 bis 200 Chinesen bemannt. Das Gefecht dauerte einen halben Tag, sechs Dschonken wurden in den Grund gebohrt, worauf die übrigen die Flucht ergriffen. Der Verlust der Chinesen wurde auf 900 Mann geschätzt.

Der Admiral der chinesischen Seemacht in Canton, Kwan, hat folgende Proclamation erlassen. Ich habe von dem hohen Mandarin Lin und dem Vicekönig von Canton Tang folgende Mittheilung erhalten: „Der englische Commandant Elliot hat uns nach Auslieferung des Opiums um Erlaubniß, seine Schiffe in Macao zu befrachten, welche Bitte wir ihm damals rund abschlugen. Das Benehmen des besagten Commandanten war seitdem im höchsten Grad widerrechtlich und beleidigend. Er hat die leeren Opiumschiffe nicht aufgefordert, unter Segel zu gehen, er hat die schändlichen Fremden, welche durch kaiserlichen Befehl verbannt worden, nicht zur Rückkehr in ihr Land ermahnt; er hat sich geweigert, den Mann seines Volks auszuliefern, der einen unserer Landsleute gemordet hat. Den kürzlich angekommenen Handelsschiffen hat er die Einfahrt in unsern Hafen verboten, ihnen aber erlaubt, ihr Opium wie früher an unsern Küsten zu verkaufen; unsere Verordnungen, die wir ihm zuschickten, hat er anzunehmen sich hartnäckig geweigert; er ging selbst so weit, in eigener Person die fremden Schiffe gegen unsere, zur Vertheidigung der Küste aufgestellten Dschonken zu führen und, unsere Abwesenheit benützend, auf dieselben mit seinen Kanonen zu feuern, wodurch er mehrere unserer Mandarine und Soldaten verwundete. Unsere tapfern Truppen aber erwiederten sein Feuer mit einem Donnergeräusche, worauf die fremden Schiffe zurückgetrieben und zerstreut, nach Tsim-schatsny zurückkehrten, wo sie Anker warfen. Obwohl Elliot am 7ten Tag des 8ten Monats (14 September) selbst nach Macao kam und den portugiesischen Gouverneur bat, dem Tung-cho-Keum-min-foo (Mandarin von Caza branca) eine Note von ihm zu überreichen, worin er sagte: er wünsche Friede und Ruhe, so fanden wir doch, daß er dabei nur nichtssagende Worte gebrauchte, und daß dieß nicht im mindesten die Aufrichtigkeit seiner Unterwerfung beweise. Am 9ten Tag besagten Monats reiste er von Macao ab und kehrte nach Hong-kong zurück, und am 10ten näherte sich ein fremdes Schiff heimlicherweise der Küste, und spähte umher, so daß wir deutlich genug sahen, daß es tolle und verwegene Absichten hege und weder Furcht noch Reue im Herzen spüre. Da nun alle Mandarine und Truppen für den Land- und Seedienst an der Bocca Tigris kampfbereit versammelt sind, so richte ich vorläufig diese Mittheilung an Euch, Admiral, auf daß Ihr Eure Flotte und Armee in Schlachtordnung stellt und einen Tag bestimmt, an dem Ihr sie (die Fremden) angreifen und besiegen wollt; Ihr dürft nicht dulden, daß sie noch länger vor Tsim-scha-tsun bleiben, von wo sie ihr Opium einschmuggeln und das himmlische Reich mit ihrem Gift überschwemmen.“

Nachdem ich, fährt der Admiral Kwan fort, obige Mittheilung richtig erhalten, erkläre ich, daß ich, der Admiral, über all' diese Meere gebiete, und daß als meine besondere Pflicht mir obliegt, die schändlichen und verworfenen Menschen daraus zu verjagen. Da ich den Knopf als Oberbefehlshaber der Armee erhalten, muß ich einen Tag zur allgemeinen Versammlung meiner Truppen festsetzen. Ich, Admiral, stamme von einer Familie, die ihren Ursprung von der Dynastie Han (von 2000 Jahren) herleitet. Der Kaiser Kwan-foo-tze (gewöhnlich der Kriegsgott von China genannt) war mein Ahnherr; glänzend und leuchtend war sein Ruhm; prächtig der Ort seiner kaiserlichen Residenz. Der glühende Wunsch dieses göttergleichen Kriegers war, Tugend und Wohlthätigkeit zu üben; sein Verstand war groß und mächtig, wie die Winde und die Wolken; sein edles Herz glänzte wie die Sonne am Tage und der Mond bei Nacht. Ich, der Admiral, empfange demüthig die Mahnungen meines Ahnherrn. Ich liebe weder Betrug noch Falschheit und trachte nicht nach den blutigen Lorbeern des Schlächters. Da Elliot der alleinige Rädelsführer des begangenen Verbrechens ist und die Mehrzahl der Fremden wahrscheinlich von ihm nur eingeschüchtert oder verführt worden, so müßte ich, wenn ich meine Streitkräfte plötzlich vereinigen und das Blutbad beginnen würde, befürchten, den Edelstein und den schlechten Stein mit einander zu zerstören. Daher erlasse ich zuvor diese Proclamation, die aus meinem Herzen und meinen Eingeweiden kommt, auf daß sie allenthalben bekannt werde. Fremde, wenn ihr jenen Opiumschiffen angehöret,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="jArticle" n="2">
          <p><pb facs="#f0014" n="0430"/>
das Capital der Colonie durch Wegschenken der Ländereien verschwendet: so hat man z. B. der australischen Ackerbaugesellschaft eine Million Morgen geschenkt, so wie die Steinkohlenminen in Newcastle; diese Gesellschaft hat nicht über hundert freie Arbeiter eingeführt. Hätte man dagegen diese Masse Landes auch nur zu dem ursprünglichen Preis von 5 Shilling verkauft, so hätte sie 250,000 Pfd. St. eingetragen und den Transport von 15,000 Arbeitern bezahlt. Dieser Mißbrauch kann nicht mehr vorkommen, aber der neuere der Verwendung des Landfonds zu den Bedürfnissen der Verwaltung ist nicht geringer. In Port Phillip hat die Bekanntmachung des Budjets einen so großen Unwillen erregt, daß eine Petition von dort angekommen ist, welche die Trennung des Districts von Neu-Südwallis und seine Anerkennung als selbstständige Colonie, oder seine Anexation zu Südaustralien verlangt. Das wahrscheinliche Resultat dieser sehr gerechten Klagen wird seyn, daß Neu-Südwallis etwas vor der Zeit eine Constitution erhält, damit eine gesetzgebende Versammlung entweder die Ausgaben herabsetze, oder neue Steuern erhebe, denn nur so kann das Ministerium der Colonien die Verantwortlichkeit von sich abweisen. Es ist eine schwierige Sache, bei dem gegenwärtigen Zustand der Bevölkerung ihr ein Wahlrecht zu geben, denn ein großer Theil des Vermögens ist in Händen von Emancipisten, d. h. ehemaligen Sträflingen, und man hat bei der Einführung der Jury in der Colonie die Folgen dieser Umstände nur allzu deutlich gesehen. Man hätte eigentlich nach Abschaffung des pönalen Systems noch eine Generation vorbeigehen lassen sollen, ehe man der Colonie politische Rechte gegeben, aber dazu hätte England die Einkünfte der Colonie so verwalten müssen, daß die Sache hätte bestehen können, was nicht geschehen ist. Ich will nur Ein Beispiel geben: der Generallandvermesser, einer der wichtigsten Beamten in einer Colonie, wo beständig Landverkäufe vor sich gehen, ist seit zwei Jahren in England, und bezieht während der Zeit seine Besoldung von 1000 Pfd. St.! Der Secretär des Gouverneurs hat neben einem Assistenten noch 25 Schreiber, der Bischof ist Mitglied des Colonialraths, daher haben die Ausgaben für die anglicanische Kirche, welche den Grafschaften überlassen seyn sollten, über alle Maaßen zugenommen u. s. w. Kurz die ganze Verwaltung ist so geführt worden, daß eine Krisis unvermeidlich ist, und doch hat England ein eben so großes Interesse an dem Gedeihen der Colonie als wir selbst, denn wir öffnen ihm einen Verschluß für seine Waaren, seine Capitalien und seine überflüssige Bevölkerung.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">China.</hi> </head><lb/>
        <p>Englische Blätter bringen einige nachträgliche Details über das Gefecht, welches die Fregatten Hyacinth und Volage gegen 29 chinesische Kriegsdschonken in der Bay von Canton bestanden. Jede Dschonke war von 140 bis 200 Chinesen bemannt. Das Gefecht dauerte einen halben Tag, sechs Dschonken wurden in den Grund gebohrt, worauf die übrigen die Flucht ergriffen. Der Verlust der Chinesen wurde auf 900 Mann geschätzt.</p><lb/>
        <p>Der Admiral der chinesischen Seemacht in Canton, Kwan, hat folgende Proclamation erlassen. Ich habe von dem hohen Mandarin Lin und dem Vicekönig von Canton Tang folgende Mittheilung erhalten: &#x201E;Der englische Commandant Elliot hat uns nach Auslieferung des Opiums um Erlaubniß, seine Schiffe in Macao zu befrachten, welche Bitte wir ihm damals rund abschlugen. Das Benehmen des besagten Commandanten war seitdem im höchsten Grad widerrechtlich und beleidigend. Er hat die leeren Opiumschiffe nicht aufgefordert, unter Segel zu gehen, er hat die schändlichen Fremden, welche durch kaiserlichen Befehl verbannt worden, nicht zur Rückkehr in ihr Land ermahnt; er hat sich geweigert, den Mann seines Volks auszuliefern, der einen unserer Landsleute gemordet hat. Den kürzlich angekommenen Handelsschiffen hat er die Einfahrt in unsern Hafen verboten, ihnen aber erlaubt, ihr Opium wie früher an unsern Küsten zu verkaufen; unsere Verordnungen, die wir ihm zuschickten, hat er anzunehmen sich hartnäckig geweigert; er ging selbst so weit, in eigener Person die fremden Schiffe gegen unsere, zur Vertheidigung der Küste aufgestellten Dschonken zu führen und, unsere Abwesenheit benützend, auf dieselben mit seinen Kanonen zu feuern, wodurch er mehrere unserer Mandarine und Soldaten verwundete. Unsere tapfern Truppen aber erwiederten sein Feuer mit einem Donnergeräusche, worauf die fremden Schiffe zurückgetrieben und zerstreut, nach Tsim-schatsny zurückkehrten, wo sie Anker warfen. Obwohl Elliot am 7ten Tag des 8ten Monats (14 September) selbst nach Macao kam und den portugiesischen Gouverneur bat, dem Tung-cho-Keum-min-foo (Mandarin von Caza branca) eine Note von ihm zu überreichen, worin er sagte: er wünsche Friede und Ruhe, so fanden wir doch, daß er dabei nur nichtssagende Worte gebrauchte, und daß dieß nicht im mindesten die Aufrichtigkeit seiner Unterwerfung beweise. Am 9ten Tag besagten Monats reiste er von Macao ab und kehrte nach Hong-kong zurück, und am 10ten näherte sich ein fremdes Schiff heimlicherweise der Küste, und spähte umher, so daß wir deutlich genug sahen, daß es tolle und verwegene Absichten hege und weder Furcht noch Reue im Herzen spüre. Da nun alle Mandarine und Truppen für den Land- und Seedienst an der Bocca Tigris kampfbereit versammelt sind, so richte ich vorläufig diese Mittheilung an Euch, Admiral, auf daß Ihr Eure Flotte und Armee in Schlachtordnung stellt und einen Tag bestimmt, an dem Ihr sie (die Fremden) angreifen und besiegen wollt; Ihr dürft nicht dulden, daß sie noch länger vor Tsim-scha-tsun bleiben, von wo sie ihr Opium einschmuggeln und das himmlische Reich mit ihrem Gift überschwemmen.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Nachdem ich, fährt der Admiral Kwan fort, obige Mittheilung richtig erhalten, erkläre ich, daß ich, der Admiral, über all' diese Meere gebiete, und daß als meine besondere Pflicht mir obliegt, die schändlichen und verworfenen Menschen daraus zu verjagen. Da ich den Knopf als Oberbefehlshaber der Armee erhalten, muß ich einen Tag zur allgemeinen Versammlung meiner Truppen festsetzen. Ich, Admiral, stamme von einer Familie, die ihren Ursprung von der Dynastie Han (von 2000 Jahren) herleitet. Der Kaiser Kwan-foo-tze (gewöhnlich der Kriegsgott von China genannt) war mein Ahnherr; glänzend und leuchtend war sein Ruhm; prächtig der Ort seiner kaiserlichen Residenz. Der glühende Wunsch dieses göttergleichen Kriegers war, Tugend und Wohlthätigkeit zu üben; sein Verstand war groß und mächtig, wie die Winde und die Wolken; sein edles Herz glänzte wie die Sonne am Tage und der Mond bei Nacht. Ich, der Admiral, empfange demüthig die Mahnungen meines Ahnherrn. Ich liebe weder Betrug noch Falschheit und trachte nicht nach den blutigen Lorbeern des Schlächters. Da Elliot der alleinige Rädelsführer des begangenen Verbrechens ist und die Mehrzahl der Fremden wahrscheinlich von ihm nur eingeschüchtert oder verführt worden, so müßte ich, wenn ich meine Streitkräfte plötzlich vereinigen und das Blutbad beginnen würde, befürchten, den Edelstein und den schlechten Stein mit einander zu zerstören. Daher erlasse ich zuvor diese Proclamation, die aus meinem Herzen und meinen Eingeweiden kommt, auf daß sie allenthalben bekannt werde. Fremde, wenn ihr jenen Opiumschiffen angehöret,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0430/0014] das Capital der Colonie durch Wegschenken der Ländereien verschwendet: so hat man z. B. der australischen Ackerbaugesellschaft eine Million Morgen geschenkt, so wie die Steinkohlenminen in Newcastle; diese Gesellschaft hat nicht über hundert freie Arbeiter eingeführt. Hätte man dagegen diese Masse Landes auch nur zu dem ursprünglichen Preis von 5 Shilling verkauft, so hätte sie 250,000 Pfd. St. eingetragen und den Transport von 15,000 Arbeitern bezahlt. Dieser Mißbrauch kann nicht mehr vorkommen, aber der neuere der Verwendung des Landfonds zu den Bedürfnissen der Verwaltung ist nicht geringer. In Port Phillip hat die Bekanntmachung des Budjets einen so großen Unwillen erregt, daß eine Petition von dort angekommen ist, welche die Trennung des Districts von Neu-Südwallis und seine Anerkennung als selbstständige Colonie, oder seine Anexation zu Südaustralien verlangt. Das wahrscheinliche Resultat dieser sehr gerechten Klagen wird seyn, daß Neu-Südwallis etwas vor der Zeit eine Constitution erhält, damit eine gesetzgebende Versammlung entweder die Ausgaben herabsetze, oder neue Steuern erhebe, denn nur so kann das Ministerium der Colonien die Verantwortlichkeit von sich abweisen. Es ist eine schwierige Sache, bei dem gegenwärtigen Zustand der Bevölkerung ihr ein Wahlrecht zu geben, denn ein großer Theil des Vermögens ist in Händen von Emancipisten, d. h. ehemaligen Sträflingen, und man hat bei der Einführung der Jury in der Colonie die Folgen dieser Umstände nur allzu deutlich gesehen. Man hätte eigentlich nach Abschaffung des pönalen Systems noch eine Generation vorbeigehen lassen sollen, ehe man der Colonie politische Rechte gegeben, aber dazu hätte England die Einkünfte der Colonie so verwalten müssen, daß die Sache hätte bestehen können, was nicht geschehen ist. Ich will nur Ein Beispiel geben: der Generallandvermesser, einer der wichtigsten Beamten in einer Colonie, wo beständig Landverkäufe vor sich gehen, ist seit zwei Jahren in England, und bezieht während der Zeit seine Besoldung von 1000 Pfd. St.! Der Secretär des Gouverneurs hat neben einem Assistenten noch 25 Schreiber, der Bischof ist Mitglied des Colonialraths, daher haben die Ausgaben für die anglicanische Kirche, welche den Grafschaften überlassen seyn sollten, über alle Maaßen zugenommen u. s. w. Kurz die ganze Verwaltung ist so geführt worden, daß eine Krisis unvermeidlich ist, und doch hat England ein eben so großes Interesse an dem Gedeihen der Colonie als wir selbst, denn wir öffnen ihm einen Verschluß für seine Waaren, seine Capitalien und seine überflüssige Bevölkerung. China. Englische Blätter bringen einige nachträgliche Details über das Gefecht, welches die Fregatten Hyacinth und Volage gegen 29 chinesische Kriegsdschonken in der Bay von Canton bestanden. Jede Dschonke war von 140 bis 200 Chinesen bemannt. Das Gefecht dauerte einen halben Tag, sechs Dschonken wurden in den Grund gebohrt, worauf die übrigen die Flucht ergriffen. Der Verlust der Chinesen wurde auf 900 Mann geschätzt. Der Admiral der chinesischen Seemacht in Canton, Kwan, hat folgende Proclamation erlassen. Ich habe von dem hohen Mandarin Lin und dem Vicekönig von Canton Tang folgende Mittheilung erhalten: „Der englische Commandant Elliot hat uns nach Auslieferung des Opiums um Erlaubniß, seine Schiffe in Macao zu befrachten, welche Bitte wir ihm damals rund abschlugen. Das Benehmen des besagten Commandanten war seitdem im höchsten Grad widerrechtlich und beleidigend. Er hat die leeren Opiumschiffe nicht aufgefordert, unter Segel zu gehen, er hat die schändlichen Fremden, welche durch kaiserlichen Befehl verbannt worden, nicht zur Rückkehr in ihr Land ermahnt; er hat sich geweigert, den Mann seines Volks auszuliefern, der einen unserer Landsleute gemordet hat. Den kürzlich angekommenen Handelsschiffen hat er die Einfahrt in unsern Hafen verboten, ihnen aber erlaubt, ihr Opium wie früher an unsern Küsten zu verkaufen; unsere Verordnungen, die wir ihm zuschickten, hat er anzunehmen sich hartnäckig geweigert; er ging selbst so weit, in eigener Person die fremden Schiffe gegen unsere, zur Vertheidigung der Küste aufgestellten Dschonken zu führen und, unsere Abwesenheit benützend, auf dieselben mit seinen Kanonen zu feuern, wodurch er mehrere unserer Mandarine und Soldaten verwundete. Unsere tapfern Truppen aber erwiederten sein Feuer mit einem Donnergeräusche, worauf die fremden Schiffe zurückgetrieben und zerstreut, nach Tsim-schatsny zurückkehrten, wo sie Anker warfen. Obwohl Elliot am 7ten Tag des 8ten Monats (14 September) selbst nach Macao kam und den portugiesischen Gouverneur bat, dem Tung-cho-Keum-min-foo (Mandarin von Caza branca) eine Note von ihm zu überreichen, worin er sagte: er wünsche Friede und Ruhe, so fanden wir doch, daß er dabei nur nichtssagende Worte gebrauchte, und daß dieß nicht im mindesten die Aufrichtigkeit seiner Unterwerfung beweise. Am 9ten Tag besagten Monats reiste er von Macao ab und kehrte nach Hong-kong zurück, und am 10ten näherte sich ein fremdes Schiff heimlicherweise der Küste, und spähte umher, so daß wir deutlich genug sahen, daß es tolle und verwegene Absichten hege und weder Furcht noch Reue im Herzen spüre. Da nun alle Mandarine und Truppen für den Land- und Seedienst an der Bocca Tigris kampfbereit versammelt sind, so richte ich vorläufig diese Mittheilung an Euch, Admiral, auf daß Ihr Eure Flotte und Armee in Schlachtordnung stellt und einen Tag bestimmt, an dem Ihr sie (die Fremden) angreifen und besiegen wollt; Ihr dürft nicht dulden, daß sie noch länger vor Tsim-scha-tsun bleiben, von wo sie ihr Opium einschmuggeln und das himmlische Reich mit ihrem Gift überschwemmen.“ Nachdem ich, fährt der Admiral Kwan fort, obige Mittheilung richtig erhalten, erkläre ich, daß ich, der Admiral, über all' diese Meere gebiete, und daß als meine besondere Pflicht mir obliegt, die schändlichen und verworfenen Menschen daraus zu verjagen. Da ich den Knopf als Oberbefehlshaber der Armee erhalten, muß ich einen Tag zur allgemeinen Versammlung meiner Truppen festsetzen. Ich, Admiral, stamme von einer Familie, die ihren Ursprung von der Dynastie Han (von 2000 Jahren) herleitet. Der Kaiser Kwan-foo-tze (gewöhnlich der Kriegsgott von China genannt) war mein Ahnherr; glänzend und leuchtend war sein Ruhm; prächtig der Ort seiner kaiserlichen Residenz. Der glühende Wunsch dieses göttergleichen Kriegers war, Tugend und Wohlthätigkeit zu üben; sein Verstand war groß und mächtig, wie die Winde und die Wolken; sein edles Herz glänzte wie die Sonne am Tage und der Mond bei Nacht. Ich, der Admiral, empfange demüthig die Mahnungen meines Ahnherrn. Ich liebe weder Betrug noch Falschheit und trachte nicht nach den blutigen Lorbeern des Schlächters. Da Elliot der alleinige Rädelsführer des begangenen Verbrechens ist und die Mehrzahl der Fremden wahrscheinlich von ihm nur eingeschüchtert oder verführt worden, so müßte ich, wenn ich meine Streitkräfte plötzlich vereinigen und das Blutbad beginnen würde, befürchten, den Edelstein und den schlechten Stein mit einander zu zerstören. Daher erlasse ich zuvor diese Proclamation, die aus meinem Herzen und meinen Eingeweiden kommt, auf daß sie allenthalben bekannt werde. Fremde, wenn ihr jenen Opiumschiffen angehöret,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_054_18400223
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_054_18400223/14
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 54. Augsburg, 23. Februar 1840, S. 0430. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_054_18400223/14>, abgerufen am 27.11.2024.