Allgemeine Zeitung. Nr. 45. Augsburg, 14. Februar 1840.ganz und gar nicht in die Gerichtsbarkeit über ihre Administriten mischen wolle. Da sämmtliche Consuln wegen der Quarantäne-Angelegenheiten an ihre Höfe geschrieben haben, so wird wohl fürs erste auf diese Note keine Antwort folgen. - Gestern hatten wir wieder zwei Pestfälle. - Der Pascha scheint fest entschlossen, wenn man ihn angreift, Gewalt mit Gewalt zu vertreiben. So sagte er noch gestern, daß man ihn in Europa nur wenig kenne, wenn man glaube, daß er sich ohne Widerstand das in 30 Jahren mühsam Erworbene werde entreißen lassen; ruhig werde er jetzt zuwarten, fernerhin von den Consuln nur geschriebene Mittheilungen annehmen, und einmal für allemal darauf antworten und seinen Entschluß schriftlich bekannt machen, auf welchem er bis zu seinem Tode fest beharren, auch bei allen weiteren Vorstellungen sich nur darauf beziehen werde. Diesen Entschluß wird er wahrscheinlich veröffentlichen, wenn man von dem, was die verbündeten Mächte beschlossen, ihn in Kenntniß gesetzt haben wird. Französische Blätter schreiben aus Bairuth vom 4 Jan.: "Soliman Pascha ! (der französische Renegat) ist fortwährend zu Said, wo er an einer ziemlich langen Krankheit gelitten, von der er nun wieder genesen ist. Horace Vernet ist jetzt der Gast Soliman Pascha's in Said. Dieser Künstler wird von dort nach Nisib reisen, um den Schauplatz zu seinem Schlachtgemälde aufzunehmen. Täglich trifft in Damaskus Artillerie ein, und man versichert, daß 1500 Zelte für die Umgebungen dieser Stadt bestimmt sind; 10,000 Mann sollen sich in Bälde zu Aleppo und in den umliegenden Ortschaften versammeln, was auf eine rückgängige Bewegung der ägyptischen Armee schließen läßt. Ibrahim Pascha hat gleichwohl Marasch noch nicht verlassen. Die Drusen des Emirs Beschir haben die Straßen der Küste von den Mutualis, welche sie früher unsicher machten, gesäubert; zweiundzwanzig Häuptlinge der Empörer wurden gefangen genommen, und nach Damaskus gebracht. Man spricht noch ziemlich unbestimmt von Unruhen in Samarien, wohin Verstärkungen verlangt worden seyn sollen. Der Hattischerif vom 3 Nov. wurde mit lebhaftestem Enthusiasmus und tiefster Dankbarkeit von allen syrischen Völkerschaften aufgenommen." Ostindien und Afghanistan. ***Alexandrien, 24 Jan. Die ostindische Post ist gestern hier angekommen, sie bringt Briefe aus Bombay bis zum 1 Januar. - Große Sensation machte in Ostindien die Hrn. Macnaghten durch Hrn. Burnes mitgetheilte Nachricht, daß 50 Bataillone russischer Truppen auf der östlichen Seite des caspischen Meeres ausgeschifft, und auf dem Marsche nach Khiwa und Bukhara wären. Das bombay'sche Armeecorps soll sogleich Befehl erhalten haben, seinen Rückmarsch nicht weiter fortzusetzen; ein Theil ist bereits in Sukhur und Schikarpur angekommen. Den umlaufenden Gerüchten zufolge wäre die englische Regierung von der russischen schon seit einiger Zeit von ihrem Vorhaben, Truppen zur Befreiung der in Khiwa und Bukhara als Sklaven zurückgehaltenen Russen abzuschicken, unterrichtet worden. Die erste Colonne des bengalischen Armeecorps war in Attok angekommen. In Peschawer wurden die Officiere der englischen Armee von General Avitabile aufs freundschaftlichste in seinem schönen Palaste bewirthet. Derselbe befehligt eine Armee von 30,000 Sikhs. Er hat bei Peschawer eine kleine Festung gebaut, die seinen militärischen Kenntnissen Ehre machen soll. Die Keiberpässe wurden nicht ohne bedeutenden Verlust an Kamelen und Bagage durchschritten, da man unterlassen hatte, sich mit den Bewohnern zu verständigen, die seit langen Jahren gewohnt sind, von den Herrschern Kabuls einen jährlichen Tribut zu erhalten, um die Pässe frei zu lassen. Als die Armee in Peschawer angekommen war, erhielt man die Nachricht, daß die kleine von den Engländern nur schwach besetzte Festung Ali Muschid in den Pässen von den Keiberiern blokirt und alle Pässe besetzt wären; man mußte daher Truppen zurücksenden, die Festung entsetzen und mit Lebensmitteln versehen, bis zwei Regimenter, die zur Vertreibung der Keiberier von Dschellalabad abgegangen, angekommen wären, und die Keiberier gezüchtigt hätten. Es scheint Schach Schudschahs Absicht zu seyn, sich mit diesen Bergvölkern zu verstehen. Ohne ihr Zuthun werden die Pässe niemals sicher zu passiren seyn. Dost Mohammed zahlte ihnen 50,000 Rupien jährlich. Das kleine vom bombay'schen Armeecorps auf seinem Rückmarsch detaschirte Corps unter General Wildshire hat Kelat mit Sturm eingenommen, sich des Häuptlings, seines Harems und seiner wenigen Schätze bemächtigt. Der Generalgouverneur von Ostindien befand sich am 17 Dec. auf seiner Rückreise nach Calcutta in Agra. - Sir Jasper Nicholls hat seine Stelle als Oberbefehlsaber der englischen und Compagnietruppen in Ostindien angetreten; er befand sich noch in Calcutta. Lieutenant Pottinger und Dr. Ritchie waren aus Herat angekommen. Die Sachen sollen daselbst nicht zum besten aussehen. Der Bezier des Schah Kamran, Yar Mahmud schaltet nach Belieben; die Söhne Kamrans haben sich vor ihm geflüchtet, und eine Karawane, die von Kandahar kam und dem Major Todd Geld und Waaren bringen sollte, gänzlich geplündert. Yar Mahmud, der den Fürsten Kamran gänzlich beherrscht, soll dem Major Todd und den übrigen Engländern erklärt haben, sie müßten Herat alsbald verlassen. Die Bank von Bombay wird wahrscheinlich im April in Wirkung treten; alle Schwierigkeiten scheinen gehoben. China. ***Alexandria, 24 Jan. Unsere Berichte aus China gehen von Singapur bis zum 7 Nov. Ein neues Gefecht hatte zwischen den englischen Fregatten Volage und Hyacinth und 29 Kriegsdschonken der Chinesen bei Chumpy, der Bay von Canton, statt; fünf der chinesischen Kriegsdschonken wurden in den Grund gebohrt und eine in die Luft gesprengt, die übrigen nahmen die Flucht, ihren Admiral Kwan an der Spitze. Dieses Gefecht wurde, wie folgt, herbeigeführt. Auf Verlangen des Commissärs Lin hatte sich Capitän Elliot am 14 October dazu verstanden, eine Convention mit ihm abzuschließen, nach welcher, bis Antwort aus England und Verhaltungsbefehle angekommen, welches in drei oder vier Monaten der Fall seyn könne, die englischen Schiffe in Chumpy, außer dem Hafen von Canton gelegen, ihre Waaren ausladen und dagegen chinesische einnehmen könnten, daß keine weitern Schritte des getödteten Chinesen halber gemacht werden, und daß die chinesischen Officiere unter Aufsicht der englischen das Recht haben sollten, die englischen Schiffe zu untersuchen, um sich zu versichern, daß kein Opium an Bord sey. Auf diese Convention hin begaben sich mehrere Engländer nach Macao, die Hong-Kaufleute waren auf dem Wege nach Chumpi und man hoffte, daß wenigstens für einige Zeit der legale Handel seinen Fortgang haben würde, als auf einmal Lin andern Sinnes wurde, die Kaufleute zurückkommen, die Engländer wieder aus Macao verjagen und dem Capitän Elliot bekannt machen ließ, daß er in Zeit von drei Tagen den Mörder des getödteten Chinesen auszuliefern, die englischen Schiffe in den Hafen von Canton zu senden und die Empfangsschiffe mit den 22 aus dem Reiche Verbannten, absegeln zu lassen habe, wo nicht, so werde er alles englische Eigenthum ganz und gar nicht in die Gerichtsbarkeit über ihre Administriten mischen wolle. Da sämmtliche Consuln wegen der Quarantäne-Angelegenheiten an ihre Höfe geschrieben haben, so wird wohl fürs erste auf diese Note keine Antwort folgen. – Gestern hatten wir wieder zwei Pestfälle. – Der Pascha scheint fest entschlossen, wenn man ihn angreift, Gewalt mit Gewalt zu vertreiben. So sagte er noch gestern, daß man ihn in Europa nur wenig kenne, wenn man glaube, daß er sich ohne Widerstand das in 30 Jahren mühsam Erworbene werde entreißen lassen; ruhig werde er jetzt zuwarten, fernerhin von den Consuln nur geschriebene Mittheilungen annehmen, und einmal für allemal darauf antworten und seinen Entschluß schriftlich bekannt machen, auf welchem er bis zu seinem Tode fest beharren, auch bei allen weiteren Vorstellungen sich nur darauf beziehen werde. Diesen Entschluß wird er wahrscheinlich veröffentlichen, wenn man von dem, was die verbündeten Mächte beschlossen, ihn in Kenntniß gesetzt haben wird. Französische Blätter schreiben aus Bairuth vom 4 Jan.: „Soliman Pascha ! (der französische Renegat) ist fortwährend zu Said, wo er an einer ziemlich langen Krankheit gelitten, von der er nun wieder genesen ist. Horace Vernet ist jetzt der Gast Soliman Pascha's in Said. Dieser Künstler wird von dort nach Nisib reisen, um den Schauplatz zu seinem Schlachtgemälde aufzunehmen. Täglich trifft in Damaskus Artillerie ein, und man versichert, daß 1500 Zelte für die Umgebungen dieser Stadt bestimmt sind; 10,000 Mann sollen sich in Bälde zu Aleppo und in den umliegenden Ortschaften versammeln, was auf eine rückgängige Bewegung der ägyptischen Armee schließen läßt. Ibrahim Pascha hat gleichwohl Marasch noch nicht verlassen. Die Drusen des Emirs Beschir haben die Straßen der Küste von den Mutualis, welche sie früher unsicher machten, gesäubert; zweiundzwanzig Häuptlinge der Empörer wurden gefangen genommen, und nach Damaskus gebracht. Man spricht noch ziemlich unbestimmt von Unruhen in Samarien, wohin Verstärkungen verlangt worden seyn sollen. Der Hattischerif vom 3 Nov. wurde mit lebhaftestem Enthusiasmus und tiefster Dankbarkeit von allen syrischen Völkerschaften aufgenommen.“ Ostindien und Afghanistan. ***Alexandrien, 24 Jan. Die ostindische Post ist gestern hier angekommen, sie bringt Briefe aus Bombay bis zum 1 Januar. – Große Sensation machte in Ostindien die Hrn. Macnaghten durch Hrn. Burnes mitgetheilte Nachricht, daß 50 Bataillone russischer Truppen auf der östlichen Seite des caspischen Meeres ausgeschifft, und auf dem Marsche nach Khiwa und Bukhara wären. Das bombay'sche Armeecorps soll sogleich Befehl erhalten haben, seinen Rückmarsch nicht weiter fortzusetzen; ein Theil ist bereits in Sukhur und Schikarpur angekommen. Den umlaufenden Gerüchten zufolge wäre die englische Regierung von der russischen schon seit einiger Zeit von ihrem Vorhaben, Truppen zur Befreiung der in Khiwa und Bukhara als Sklaven zurückgehaltenen Russen abzuschicken, unterrichtet worden. Die erste Colonne des bengalischen Armeecorps war in Attok angekommen. In Peschawer wurden die Officiere der englischen Armee von General Avitabile aufs freundschaftlichste in seinem schönen Palaste bewirthet. Derselbe befehligt eine Armee von 30,000 Sikhs. Er hat bei Peschawer eine kleine Festung gebaut, die seinen militärischen Kenntnissen Ehre machen soll. Die Keiberpässe wurden nicht ohne bedeutenden Verlust an Kamelen und Bagage durchschritten, da man unterlassen hatte, sich mit den Bewohnern zu verständigen, die seit langen Jahren gewohnt sind, von den Herrschern Kabuls einen jährlichen Tribut zu erhalten, um die Pässe frei zu lassen. Als die Armee in Peschawer angekommen war, erhielt man die Nachricht, daß die kleine von den Engländern nur schwach besetzte Festung Ali Muschid in den Pässen von den Keiberiern blokirt und alle Pässe besetzt wären; man mußte daher Truppen zurücksenden, die Festung entsetzen und mit Lebensmitteln versehen, bis zwei Regimenter, die zur Vertreibung der Keiberier von Dschellalabad abgegangen, angekommen wären, und die Keiberier gezüchtigt hätten. Es scheint Schach Schudschahs Absicht zu seyn, sich mit diesen Bergvölkern zu verstehen. Ohne ihr Zuthun werden die Pässe niemals sicher zu passiren seyn. Dost Mohammed zahlte ihnen 50,000 Rupien jährlich. Das kleine vom bombay'schen Armeecorps auf seinem Rückmarsch detaschirte Corps unter General Wildshire hat Kelat mit Sturm eingenommen, sich des Häuptlings, seines Harems und seiner wenigen Schätze bemächtigt. Der Generalgouverneur von Ostindien befand sich am 17 Dec. auf seiner Rückreise nach Calcutta in Agra. – Sir Jasper Nicholls hat seine Stelle als Oberbefehlsaber der englischen und Compagnietruppen in Ostindien angetreten; er befand sich noch in Calcutta. Lieutenant Pottinger und Dr. Ritchie waren aus Herat angekommen. Die Sachen sollen daselbst nicht zum besten aussehen. Der Bezier des Schah Kamran, Yar Mahmud schaltet nach Belieben; die Söhne Kamrans haben sich vor ihm geflüchtet, und eine Karawane, die von Kandahar kam und dem Major Todd Geld und Waaren bringen sollte, gänzlich geplündert. Yar Mahmud, der den Fürsten Kamran gänzlich beherrscht, soll dem Major Todd und den übrigen Engländern erklärt haben, sie müßten Herat alsbald verlassen. Die Bank von Bombay wird wahrscheinlich im April in Wirkung treten; alle Schwierigkeiten scheinen gehoben. China. ***Alexandria, 24 Jan. Unsere Berichte aus China gehen von Singapur bis zum 7 Nov. Ein neues Gefecht hatte zwischen den englischen Fregatten Volage und Hyacinth und 29 Kriegsdschonken der Chinesen bei Chumpy, der Bay von Canton, statt; fünf der chinesischen Kriegsdschonken wurden in den Grund gebohrt und eine in die Luft gesprengt, die übrigen nahmen die Flucht, ihren Admiral Kwan an der Spitze. Dieses Gefecht wurde, wie folgt, herbeigeführt. Auf Verlangen des Commissärs Lin hatte sich Capitän Elliot am 14 October dazu verstanden, eine Convention mit ihm abzuschließen, nach welcher, bis Antwort aus England und Verhaltungsbefehle angekommen, welches in drei oder vier Monaten der Fall seyn könne, die englischen Schiffe in Chumpy, außer dem Hafen von Canton gelegen, ihre Waaren ausladen und dagegen chinesische einnehmen könnten, daß keine weitern Schritte des getödteten Chinesen halber gemacht werden, und daß die chinesischen Officiere unter Aufsicht der englischen das Recht haben sollten, die englischen Schiffe zu untersuchen, um sich zu versichern, daß kein Opium an Bord sey. Auf diese Convention hin begaben sich mehrere Engländer nach Macao, die Hong-Kaufleute waren auf dem Wege nach Chumpi und man hoffte, daß wenigstens für einige Zeit der legale Handel seinen Fortgang haben würde, als auf einmal Lin andern Sinnes wurde, die Kaufleute zurückkommen, die Engländer wieder aus Macao verjagen und dem Capitän Elliot bekannt machen ließ, daß er in Zeit von drei Tagen den Mörder des getödteten Chinesen auszuliefern, die englischen Schiffe in den Hafen von Canton zu senden und die Empfangsschiffe mit den 22 aus dem Reiche Verbannten, absegeln zu lassen habe, wo nicht, so werde er alles englische Eigenthum <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0007" n="0359"/> ganz und gar nicht in die Gerichtsbarkeit über ihre Administriten mischen wolle. Da sämmtliche Consuln wegen der Quarantäne-Angelegenheiten an ihre Höfe geschrieben haben, so wird wohl fürs erste auf diese Note keine Antwort folgen. – Gestern hatten wir wieder zwei Pestfälle. – Der Pascha scheint fest entschlossen, wenn man ihn angreift, Gewalt mit Gewalt zu vertreiben. So sagte er noch gestern, daß man ihn in Europa nur wenig kenne, wenn man glaube, daß er sich ohne Widerstand das in 30 Jahren mühsam Erworbene werde entreißen lassen; ruhig werde er jetzt zuwarten, fernerhin von den Consuln nur geschriebene Mittheilungen annehmen, und einmal für allemal darauf antworten und seinen Entschluß schriftlich bekannt machen, auf welchem er bis zu seinem Tode fest beharren, auch bei allen weiteren Vorstellungen sich nur darauf beziehen werde. Diesen Entschluß wird er wahrscheinlich veröffentlichen, wenn man von dem, was die verbündeten Mächte beschlossen, ihn in Kenntniß gesetzt haben wird.</p><lb/> <p>Französische Blätter schreiben aus <hi rendition="#b">Bairuth</hi> vom 4 Jan.: „Soliman Pascha ! (der französische Renegat) ist fortwährend zu Said, wo er an einer ziemlich langen Krankheit gelitten, von der er nun wieder genesen ist. Horace Vernet ist jetzt der Gast Soliman Pascha's in Said. Dieser Künstler wird von dort nach Nisib reisen, um den Schauplatz zu seinem Schlachtgemälde aufzunehmen. Täglich trifft in Damaskus Artillerie ein, und man versichert, daß 1500 Zelte für die Umgebungen dieser Stadt bestimmt sind; 10,000 Mann sollen sich in Bälde zu Aleppo und in den umliegenden Ortschaften versammeln, was auf eine rückgängige Bewegung der ägyptischen Armee schließen läßt. Ibrahim Pascha hat gleichwohl Marasch noch nicht verlassen. Die Drusen des Emirs Beschir haben die Straßen der Küste von den Mutualis, welche sie früher unsicher machten, gesäubert; zweiundzwanzig Häuptlinge der Empörer wurden gefangen genommen, und nach Damaskus gebracht. Man spricht noch ziemlich unbestimmt von Unruhen in Samarien, wohin Verstärkungen verlangt worden seyn sollen. Der Hattischerif vom 3 Nov. wurde mit lebhaftestem Enthusiasmus und tiefster Dankbarkeit von allen syrischen Völkerschaften aufgenommen.“</p><lb/> </div> </div> <div type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Ostindien und Afghanistan.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>***</head> <dateline><hi rendition="#b">Alexandrien,</hi> 24 Jan.</dateline> <p> Die ostindische Post ist gestern hier angekommen, sie bringt Briefe aus Bombay bis zum 1 Januar. – Große Sensation machte in Ostindien die Hrn. Macnaghten durch Hrn. Burnes mitgetheilte Nachricht, daß 50 Bataillone russischer Truppen auf der östlichen Seite des caspischen Meeres ausgeschifft, und auf dem Marsche nach Khiwa und Bukhara wären. Das bombay'sche Armeecorps soll sogleich Befehl erhalten haben, seinen Rückmarsch nicht weiter fortzusetzen; ein Theil ist bereits in Sukhur und Schikarpur angekommen. Den umlaufenden Gerüchten zufolge wäre die englische Regierung von der russischen schon seit einiger Zeit von ihrem Vorhaben, Truppen zur Befreiung der in Khiwa und Bukhara als Sklaven zurückgehaltenen Russen abzuschicken, unterrichtet worden.</p><lb/> <p>Die erste Colonne des bengalischen Armeecorps war in Attok angekommen. In Peschawer wurden die Officiere der englischen Armee von General Avitabile aufs freundschaftlichste in seinem schönen Palaste bewirthet. Derselbe befehligt eine Armee von 30,000 Sikhs. Er hat bei Peschawer eine kleine Festung gebaut, die seinen militärischen Kenntnissen Ehre machen soll. Die Keiberpässe wurden nicht ohne bedeutenden Verlust an Kamelen und Bagage durchschritten, da man unterlassen hatte, sich mit den Bewohnern zu verständigen, die seit langen Jahren gewohnt sind, von den Herrschern Kabuls einen jährlichen Tribut zu erhalten, um die Pässe frei zu lassen. Als die Armee in Peschawer angekommen war, erhielt man die Nachricht, daß die kleine von den Engländern nur schwach besetzte Festung Ali Muschid in den Pässen von den Keiberiern blokirt und alle Pässe besetzt wären; man mußte daher Truppen zurücksenden, die Festung entsetzen und mit Lebensmitteln versehen, bis zwei Regimenter, die zur Vertreibung der Keiberier von Dschellalabad abgegangen, angekommen wären, und die Keiberier gezüchtigt hätten. Es scheint Schach Schudschahs Absicht zu seyn, sich mit diesen Bergvölkern zu verstehen. Ohne ihr Zuthun werden die Pässe niemals sicher zu passiren seyn. Dost Mohammed zahlte ihnen 50,000 Rupien jährlich.</p><lb/> <p>Das kleine vom bombay'schen Armeecorps auf seinem Rückmarsch detaschirte Corps unter General Wildshire hat Kelat mit Sturm eingenommen, sich des Häuptlings, seines Harems und seiner wenigen Schätze bemächtigt.</p><lb/> <p>Der Generalgouverneur von Ostindien befand sich am 17 Dec. auf seiner Rückreise nach Calcutta in Agra. – Sir Jasper Nicholls hat seine Stelle als Oberbefehlsaber der englischen und Compagnietruppen in Ostindien angetreten; er befand sich noch in Calcutta.</p><lb/> <p>Lieutenant Pottinger und Dr. Ritchie waren aus Herat angekommen. Die Sachen sollen daselbst nicht zum besten aussehen. Der Bezier des Schah Kamran, Yar Mahmud schaltet nach Belieben; die Söhne Kamrans haben sich vor ihm geflüchtet, und eine Karawane, die von Kandahar kam und dem Major Todd Geld und Waaren bringen sollte, gänzlich geplündert. Yar Mahmud, der den Fürsten Kamran gänzlich beherrscht, soll dem Major Todd und den übrigen Engländern erklärt haben, sie müßten Herat alsbald verlassen.</p><lb/> <p>Die Bank von Bombay wird wahrscheinlich im April in Wirkung treten; alle Schwierigkeiten scheinen gehoben.</p><lb/> </div> </div> <div type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#b">China.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>***</head> <dateline><hi rendition="#b">Alexandria,</hi> 24 Jan.</dateline> <p> Unsere Berichte aus China gehen von Singapur bis zum 7 Nov. Ein neues Gefecht hatte zwischen den englischen Fregatten Volage und Hyacinth und 29 Kriegsdschonken der Chinesen bei Chumpy, der Bay von Canton, statt; fünf der chinesischen Kriegsdschonken wurden in den Grund gebohrt und eine in die Luft gesprengt, die übrigen nahmen die Flucht, ihren Admiral Kwan an der Spitze. Dieses Gefecht wurde, wie folgt, herbeigeführt. Auf Verlangen des Commissärs Lin hatte sich Capitän Elliot am 14 October dazu verstanden, eine Convention mit ihm abzuschließen, nach welcher, bis Antwort aus England und Verhaltungsbefehle angekommen, welches in drei oder vier Monaten der Fall seyn könne, die englischen Schiffe in Chumpy, außer dem Hafen von Canton gelegen, ihre Waaren ausladen und dagegen chinesische einnehmen könnten, daß keine weitern Schritte des getödteten Chinesen halber gemacht werden, und daß die chinesischen Officiere unter Aufsicht der englischen das Recht haben sollten, die englischen Schiffe zu untersuchen, um sich zu versichern, daß kein Opium an Bord sey. Auf diese Convention hin begaben sich mehrere Engländer nach Macao, die Hong-Kaufleute waren auf dem Wege nach Chumpi und man hoffte, daß wenigstens für einige Zeit der legale Handel seinen Fortgang haben würde, als auf einmal Lin andern Sinnes wurde, die Kaufleute zurückkommen, die Engländer wieder aus Macao verjagen und dem Capitän Elliot bekannt machen ließ, daß er in Zeit von drei Tagen den Mörder des getödteten Chinesen auszuliefern, die englischen Schiffe in den Hafen von Canton zu senden und die Empfangsschiffe mit den 22 aus dem Reiche Verbannten, absegeln zu lassen habe, wo nicht, so werde er alles englische Eigenthum<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0359/0007]
ganz und gar nicht in die Gerichtsbarkeit über ihre Administriten mischen wolle. Da sämmtliche Consuln wegen der Quarantäne-Angelegenheiten an ihre Höfe geschrieben haben, so wird wohl fürs erste auf diese Note keine Antwort folgen. – Gestern hatten wir wieder zwei Pestfälle. – Der Pascha scheint fest entschlossen, wenn man ihn angreift, Gewalt mit Gewalt zu vertreiben. So sagte er noch gestern, daß man ihn in Europa nur wenig kenne, wenn man glaube, daß er sich ohne Widerstand das in 30 Jahren mühsam Erworbene werde entreißen lassen; ruhig werde er jetzt zuwarten, fernerhin von den Consuln nur geschriebene Mittheilungen annehmen, und einmal für allemal darauf antworten und seinen Entschluß schriftlich bekannt machen, auf welchem er bis zu seinem Tode fest beharren, auch bei allen weiteren Vorstellungen sich nur darauf beziehen werde. Diesen Entschluß wird er wahrscheinlich veröffentlichen, wenn man von dem, was die verbündeten Mächte beschlossen, ihn in Kenntniß gesetzt haben wird.
Französische Blätter schreiben aus Bairuth vom 4 Jan.: „Soliman Pascha ! (der französische Renegat) ist fortwährend zu Said, wo er an einer ziemlich langen Krankheit gelitten, von der er nun wieder genesen ist. Horace Vernet ist jetzt der Gast Soliman Pascha's in Said. Dieser Künstler wird von dort nach Nisib reisen, um den Schauplatz zu seinem Schlachtgemälde aufzunehmen. Täglich trifft in Damaskus Artillerie ein, und man versichert, daß 1500 Zelte für die Umgebungen dieser Stadt bestimmt sind; 10,000 Mann sollen sich in Bälde zu Aleppo und in den umliegenden Ortschaften versammeln, was auf eine rückgängige Bewegung der ägyptischen Armee schließen läßt. Ibrahim Pascha hat gleichwohl Marasch noch nicht verlassen. Die Drusen des Emirs Beschir haben die Straßen der Küste von den Mutualis, welche sie früher unsicher machten, gesäubert; zweiundzwanzig Häuptlinge der Empörer wurden gefangen genommen, und nach Damaskus gebracht. Man spricht noch ziemlich unbestimmt von Unruhen in Samarien, wohin Verstärkungen verlangt worden seyn sollen. Der Hattischerif vom 3 Nov. wurde mit lebhaftestem Enthusiasmus und tiefster Dankbarkeit von allen syrischen Völkerschaften aufgenommen.“
Ostindien und Afghanistan.
***Alexandrien, 24 Jan. Die ostindische Post ist gestern hier angekommen, sie bringt Briefe aus Bombay bis zum 1 Januar. – Große Sensation machte in Ostindien die Hrn. Macnaghten durch Hrn. Burnes mitgetheilte Nachricht, daß 50 Bataillone russischer Truppen auf der östlichen Seite des caspischen Meeres ausgeschifft, und auf dem Marsche nach Khiwa und Bukhara wären. Das bombay'sche Armeecorps soll sogleich Befehl erhalten haben, seinen Rückmarsch nicht weiter fortzusetzen; ein Theil ist bereits in Sukhur und Schikarpur angekommen. Den umlaufenden Gerüchten zufolge wäre die englische Regierung von der russischen schon seit einiger Zeit von ihrem Vorhaben, Truppen zur Befreiung der in Khiwa und Bukhara als Sklaven zurückgehaltenen Russen abzuschicken, unterrichtet worden.
Die erste Colonne des bengalischen Armeecorps war in Attok angekommen. In Peschawer wurden die Officiere der englischen Armee von General Avitabile aufs freundschaftlichste in seinem schönen Palaste bewirthet. Derselbe befehligt eine Armee von 30,000 Sikhs. Er hat bei Peschawer eine kleine Festung gebaut, die seinen militärischen Kenntnissen Ehre machen soll. Die Keiberpässe wurden nicht ohne bedeutenden Verlust an Kamelen und Bagage durchschritten, da man unterlassen hatte, sich mit den Bewohnern zu verständigen, die seit langen Jahren gewohnt sind, von den Herrschern Kabuls einen jährlichen Tribut zu erhalten, um die Pässe frei zu lassen. Als die Armee in Peschawer angekommen war, erhielt man die Nachricht, daß die kleine von den Engländern nur schwach besetzte Festung Ali Muschid in den Pässen von den Keiberiern blokirt und alle Pässe besetzt wären; man mußte daher Truppen zurücksenden, die Festung entsetzen und mit Lebensmitteln versehen, bis zwei Regimenter, die zur Vertreibung der Keiberier von Dschellalabad abgegangen, angekommen wären, und die Keiberier gezüchtigt hätten. Es scheint Schach Schudschahs Absicht zu seyn, sich mit diesen Bergvölkern zu verstehen. Ohne ihr Zuthun werden die Pässe niemals sicher zu passiren seyn. Dost Mohammed zahlte ihnen 50,000 Rupien jährlich.
Das kleine vom bombay'schen Armeecorps auf seinem Rückmarsch detaschirte Corps unter General Wildshire hat Kelat mit Sturm eingenommen, sich des Häuptlings, seines Harems und seiner wenigen Schätze bemächtigt.
Der Generalgouverneur von Ostindien befand sich am 17 Dec. auf seiner Rückreise nach Calcutta in Agra. – Sir Jasper Nicholls hat seine Stelle als Oberbefehlsaber der englischen und Compagnietruppen in Ostindien angetreten; er befand sich noch in Calcutta.
Lieutenant Pottinger und Dr. Ritchie waren aus Herat angekommen. Die Sachen sollen daselbst nicht zum besten aussehen. Der Bezier des Schah Kamran, Yar Mahmud schaltet nach Belieben; die Söhne Kamrans haben sich vor ihm geflüchtet, und eine Karawane, die von Kandahar kam und dem Major Todd Geld und Waaren bringen sollte, gänzlich geplündert. Yar Mahmud, der den Fürsten Kamran gänzlich beherrscht, soll dem Major Todd und den übrigen Engländern erklärt haben, sie müßten Herat alsbald verlassen.
Die Bank von Bombay wird wahrscheinlich im April in Wirkung treten; alle Schwierigkeiten scheinen gehoben.
China.
***Alexandria, 24 Jan. Unsere Berichte aus China gehen von Singapur bis zum 7 Nov. Ein neues Gefecht hatte zwischen den englischen Fregatten Volage und Hyacinth und 29 Kriegsdschonken der Chinesen bei Chumpy, der Bay von Canton, statt; fünf der chinesischen Kriegsdschonken wurden in den Grund gebohrt und eine in die Luft gesprengt, die übrigen nahmen die Flucht, ihren Admiral Kwan an der Spitze. Dieses Gefecht wurde, wie folgt, herbeigeführt. Auf Verlangen des Commissärs Lin hatte sich Capitän Elliot am 14 October dazu verstanden, eine Convention mit ihm abzuschließen, nach welcher, bis Antwort aus England und Verhaltungsbefehle angekommen, welches in drei oder vier Monaten der Fall seyn könne, die englischen Schiffe in Chumpy, außer dem Hafen von Canton gelegen, ihre Waaren ausladen und dagegen chinesische einnehmen könnten, daß keine weitern Schritte des getödteten Chinesen halber gemacht werden, und daß die chinesischen Officiere unter Aufsicht der englischen das Recht haben sollten, die englischen Schiffe zu untersuchen, um sich zu versichern, daß kein Opium an Bord sey. Auf diese Convention hin begaben sich mehrere Engländer nach Macao, die Hong-Kaufleute waren auf dem Wege nach Chumpi und man hoffte, daß wenigstens für einige Zeit der legale Handel seinen Fortgang haben würde, als auf einmal Lin andern Sinnes wurde, die Kaufleute zurückkommen, die Engländer wieder aus Macao verjagen und dem Capitän Elliot bekannt machen ließ, daß er in Zeit von drei Tagen den Mörder des getödteten Chinesen auszuliefern, die englischen Schiffe in den Hafen von Canton zu senden und die Empfangsschiffe mit den 22 aus dem Reiche Verbannten, absegeln zu lassen habe, wo nicht, so werde er alles englische Eigenthum
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-06-28T11:37:15Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-06-28T11:37:15Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |