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Allgemeine Zeitung. Nr. 44. Augsburg, 13. Februar 1840.

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nunmehr der Abguß in Erz stattfinden wird, öffentlich ausgestellt. In seinen jetzigen Dimensionen tritt das Kunstwerk viel deutlicher hervor, und die Contouren desselben sind viel schärfer und bestimmter, als in dem frühern Thonmodell. Die Zeichnung, nach der Ihr Münchener Berichterstatter geurtheilt hat, gibt nur einen sehr unvollkommenen Begriff von dem Werke, und der Verein, der die Ausführung desselben leitet, thut sogar gegen alle bisher erschienenen Abbildungen Einspruch, da er selbst eine vollständigere herausgeben wird. Das, was an diesem Werke am meisten angesprochen und was wohl, nächst dem vielverbreiteten Sinne für Förderung der Kunst, auch am meisten dazu beigetragen, die Subscriptionen zu vermehren, ist die darin sich aussprechende Idee des Sieges der Schönheit (Bildung) und der Freiheit (Civilisation) über die rohe Gewalt und die thierische Kraft. Die auf edelm Rosse den wilden Tiger bewältigende Amazone ist, von diesem Gesichtspunkte betrachtet, nicht bloß ein schönes Kunstwerk, sondern auch ein sinniges Symbol. Die jetzige Ausstellung desselben hat wiederum neue Subscriptionen verschafft, und es dürfte bald nicht mehr viel an 25,000 Thlrn. fehlen. - Unsere elegante Welt beschäftigt sich viel mit einem großen Ballfeste, das morgen in den Räumen unseres Schauspielhauses, verbunden mit dem Concertsaale, stattfinden wird. Beide Localitäten sind durch einen Wald von Orangerien geschmückt, die man aus allen Treibhäusern herbeigeschafft hat. Dazu kommen spanische Tänzer, die jetzt hier anwesend sind, italienische Maskenscherze und Blumenvertheilungen in Masse. Es wird aber auch auf ein Publicum von 4 bis 5000 Gästen gerechnet.

Schweden.

In der Antwort, die der Bürgerstand durch seinen Wortführer auf die königliche Rede ertheilte, heißt es unter Anderem nach den Worten ehrerbietiger Anerkennung: "Die hinsichtlich der vergangenen Zeit erworbene Erfahrung hat die Repräsentanten des Volks von der Nothwendigkeit mehrerer Verbesserungen in unsern innern Verhältnissen überzeugt, und der Bürgerstand ist auch gewiß, daß Ew. k. Majestät auf einen jeden ruhigen Vorsatz, auf ein jedes redliche Bestreben, welches einem geliebten Vaterlande, dessen Ehre und Glück mit Ew. Majestät eigner Ehre und eignem Glücke so genau vereint ist, mit Zufriedenheit herabsehen und es mit Ihrer königl. Gnade beschützen werden."

Sowohl beim Adel als beim Bürgerstande des Reichstags hat gestern bei der Wahl der Bänkemänner und Electoren die Partei der Unabhängigen gegen die des Hofs den Sieg davon getragen.

Die Stockholmer Blätter heben aus der Antwort, die der König am 24 d. auf die Anrede von Ritterschaft und Adel ertheilte, besonders hervor, daß darin ein vorzügliches Gewicht darauf gelegt werde, "daß der Adel Vorzüge besitze, welche seine Dienste und unsre uralten Sitten ihm verliehen," und daß "König und Vaterland nie vergebens seine Unterstützung aufrufen werden." So auch wird in der Antwort an den Priesterstand der Ausdruck hervorgehoben von "Bewahrung der Vortheile, die wir genießen", und in der an den Bauernstand die Erinnerung an sein steigendes Vermögen, nebst dem Versprechen einer Minderung der Auflagen auf den Landbau. Das Aftonblad meint: "Die Hauptsumme von diesem Allem kann keinem Zweifel unterworfen seyn; der conservative Geist sticht allenthalben hervor."

Rußland.

Die kaiserliche Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg zählt gegenwärtig 27 wirkliche Mitglieder, 98 Ehrenmitglieder, 130 Correspondenten, zusammen 255 Mitglieder. Davon befinden sich in Rußland 27 wirkliche Mitglieder, 53 Ehrenmitglieder, 64 Correspondenten, in Preußen 11 Ehrenmitglieder und 20 Correspondenten, in Oesterreich 1 Ehrenmitglied und 4 Correspondenten, in den übrigen deutschen Staaten 8 Ehrenmitglieder und 14 Correspondenten, in Frankreich 9 Ehrenmitglieder und 13 Correspondenten, in Großbritannien 9 Ehrenmitglieder und 6 Correspondenten, in Italien 2 Ehrenmitglieder und 2 Correspondenten, in Schweden und Norwegen 2 Ehrenmitglieder und 1 Correspondent u. s. w.

*

Ich brauche Ihnen wohl nicht erst darzulegen, daß die vom Journal de Commerce berichtete Entdeckung einer Verschwörung in St. Petersburg eine Erfindung ist, welche jedes Momentes der Wahrheit entbehrt. Die Verschwörung soll in dem prächtigen Hotel Bestuscheff berathschlagt worden seyn. Nun weiß aber Jeder, der St. Petersburg kennt, daß ein Palast Bestuscheff daselbst gar nicht existirt, so wenig als eine Straße Namens Mata-Dworanskaja. Was demnach von militärischer Cernirung und vom Niederbrennen dieses Hotels gesagt wird, ist erlogen. Mit der Angabe, daß hundert junge Leute des höhern Kaufmannsstandes verbannt worden, wollte man wohl andeuten, daß vorzüglich dieser höhere Kaufmannsstand an der Verschwörung Theil genommen. Dagegen ist zu bemerken, daß der höhere Handelsstand in St. Petersburg größtentheils bloß aus angesiedelten Deutschen besteht, welche den Handel en gros in Händen haben, während die russischen Kaufleute fast nur mit dem Detailhandel sich befassen. Ob aber die deutschen Kaufleute es ihren Interessen angemessen finden, in Rußland, und zumal in der Residenz eine Verschwörung anzuzetteln, möge sich jeder Vernünftige fragen. Wenn man weiß, daß die am Kaukasus stationirten Truppen dort so sehr Mann für Mann verwendet werden, daß auch nicht Einer entbehrlich seyn möchte, so wird Jedermann einsehen, was es für eine Bewandtniß mit Herbeischaffung der Reserve von 15,000 Mann aus russisch Georgien habe, um Khirgistan zu besetzen. Man braucht bloß die Karte zur Hand zu nehmen, und die der Terrainverhältnisse wegen überdieß noch mit einem ungeheuern Umweg verbundenen Distanzen ins Auge zu fassen, um die Unthunlichkeit dieser Maaßregel sogleich zu erkennen. Das Journal de Commerce scheint von Expeditionen in die Steppenländer keinen Begriff zu haben, sonst würde es nicht von Truppennachsendungen sprechen. Die Expedition nach Khiwa hat eine Vorbereitung von einigen Jahren nöthig gemacht. Da bei derselben große, ganz unwirthbare Strecken zu passiren waren, so mußte vorerst die nöthige enorme Anzahl von Kamelen aufgebracht werden. Es leuchtet ein, daß dieselbe Menge dieser Thiere für eine Nachhut herbeizuschaffen binnen kurzer Frist eine ganz unmögliche Sache wäre.

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Nachrichten aus Odessa zufolge herrscht unter den russischen Truppen in den Provinzen des schwarzen Meeres eine ungewöhnliche Thätigkeit. Sämmtliche Truppen, die in der Krim zerstreut waren, haben sich in Sebastopol concentrirt, und man glaubte jeden Augenblick, ihre Einschiffung erwarten zu müssen. Freilich wäre die Jahreszeit für eine Expedition über das schwarze Meer sehr ungünstig; der Hafen von Sebastopol soll von bedeutenden Eismassen umschwommen seyn, und die im Winter häufigen Stürme auf dem schwarzen Meere lassen allerdings kaum dem Gedanken Raum, daß jetzt schon eine Expedition unternommen werden könnte. - Viel Aufsehen hat hier die russische Expedition nach Khiwa erregt. Man begreift nicht, wie ein solches Unternehmen zu einem günstigen Resultate führen könne, da die Wüste,

nunmehr der Abguß in Erz stattfinden wird, öffentlich ausgestellt. In seinen jetzigen Dimensionen tritt das Kunstwerk viel deutlicher hervor, und die Contouren desselben sind viel schärfer und bestimmter, als in dem frühern Thonmodell. Die Zeichnung, nach der Ihr Münchener Berichterstatter geurtheilt hat, gibt nur einen sehr unvollkommenen Begriff von dem Werke, und der Verein, der die Ausführung desselben leitet, thut sogar gegen alle bisher erschienenen Abbildungen Einspruch, da er selbst eine vollständigere herausgeben wird. Das, was an diesem Werke am meisten angesprochen und was wohl, nächst dem vielverbreiteten Sinne für Förderung der Kunst, auch am meisten dazu beigetragen, die Subscriptionen zu vermehren, ist die darin sich aussprechende Idee des Sieges der Schönheit (Bildung) und der Freiheit (Civilisation) über die rohe Gewalt und die thierische Kraft. Die auf edelm Rosse den wilden Tiger bewältigende Amazone ist, von diesem Gesichtspunkte betrachtet, nicht bloß ein schönes Kunstwerk, sondern auch ein sinniges Symbol. Die jetzige Ausstellung desselben hat wiederum neue Subscriptionen verschafft, und es dürfte bald nicht mehr viel an 25,000 Thlrn. fehlen. – Unsere elegante Welt beschäftigt sich viel mit einem großen Ballfeste, das morgen in den Räumen unseres Schauspielhauses, verbunden mit dem Concertsaale, stattfinden wird. Beide Localitäten sind durch einen Wald von Orangerien geschmückt, die man aus allen Treibhäusern herbeigeschafft hat. Dazu kommen spanische Tänzer, die jetzt hier anwesend sind, italienische Maskenscherze und Blumenvertheilungen in Masse. Es wird aber auch auf ein Publicum von 4 bis 5000 Gästen gerechnet.

Schweden.

In der Antwort, die der Bürgerstand durch seinen Wortführer auf die königliche Rede ertheilte, heißt es unter Anderem nach den Worten ehrerbietiger Anerkennung: „Die hinsichtlich der vergangenen Zeit erworbene Erfahrung hat die Repräsentanten des Volks von der Nothwendigkeit mehrerer Verbesserungen in unsern innern Verhältnissen überzeugt, und der Bürgerstand ist auch gewiß, daß Ew. k. Majestät auf einen jeden ruhigen Vorsatz, auf ein jedes redliche Bestreben, welches einem geliebten Vaterlande, dessen Ehre und Glück mit Ew. Majestät eigner Ehre und eignem Glücke so genau vereint ist, mit Zufriedenheit herabsehen und es mit Ihrer königl. Gnade beschützen werden.“

Sowohl beim Adel als beim Bürgerstande des Reichstags hat gestern bei der Wahl der Bänkemänner und Electoren die Partei der Unabhängigen gegen die des Hofs den Sieg davon getragen.

Die Stockholmer Blätter heben aus der Antwort, die der König am 24 d. auf die Anrede von Ritterschaft und Adel ertheilte, besonders hervor, daß darin ein vorzügliches Gewicht darauf gelegt werde, „daß der Adel Vorzüge besitze, welche seine Dienste und unsre uralten Sitten ihm verliehen,“ und daß „König und Vaterland nie vergebens seine Unterstützung aufrufen werden.“ So auch wird in der Antwort an den Priesterstand der Ausdruck hervorgehoben von „Bewahrung der Vortheile, die wir genießen“, und in der an den Bauernstand die Erinnerung an sein steigendes Vermögen, nebst dem Versprechen einer Minderung der Auflagen auf den Landbau. Das Aftonblad meint: „Die Hauptsumme von diesem Allem kann keinem Zweifel unterworfen seyn; der conservative Geist sticht allenthalben hervor.“

Rußland.

Die kaiserliche Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg zählt gegenwärtig 27 wirkliche Mitglieder, 98 Ehrenmitglieder, 130 Correspondenten, zusammen 255 Mitglieder. Davon befinden sich in Rußland 27 wirkliche Mitglieder, 53 Ehrenmitglieder, 64 Correspondenten, in Preußen 11 Ehrenmitglieder und 20 Correspondenten, in Oesterreich 1 Ehrenmitglied und 4 Correspondenten, in den übrigen deutschen Staaten 8 Ehrenmitglieder und 14 Correspondenten, in Frankreich 9 Ehrenmitglieder und 13 Correspondenten, in Großbritannien 9 Ehrenmitglieder und 6 Correspondenten, in Italien 2 Ehrenmitglieder und 2 Correspondenten, in Schweden und Norwegen 2 Ehrenmitglieder und 1 Correspondent u. s. w.

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Ich brauche Ihnen wohl nicht erst darzulegen, daß die vom Journal de Commerce berichtete Entdeckung einer Verschwörung in St. Petersburg eine Erfindung ist, welche jedes Momentes der Wahrheit entbehrt. Die Verschwörung soll in dem prächtigen Hotel Bestuscheff berathschlagt worden seyn. Nun weiß aber Jeder, der St. Petersburg kennt, daß ein Palast Bestuscheff daselbst gar nicht existirt, so wenig als eine Straße Namens Mata-Dworanskaja. Was demnach von militärischer Cernirung und vom Niederbrennen dieses Hotels gesagt wird, ist erlogen. Mit der Angabe, daß hundert junge Leute des höhern Kaufmannsstandes verbannt worden, wollte man wohl andeuten, daß vorzüglich dieser höhere Kaufmannsstand an der Verschwörung Theil genommen. Dagegen ist zu bemerken, daß der höhere Handelsstand in St. Petersburg größtentheils bloß aus angesiedelten Deutschen besteht, welche den Handel en gros in Händen haben, während die russischen Kaufleute fast nur mit dem Detailhandel sich befassen. Ob aber die deutschen Kaufleute es ihren Interessen angemessen finden, in Rußland, und zumal in der Residenz eine Verschwörung anzuzetteln, möge sich jeder Vernünftige fragen. Wenn man weiß, daß die am Kaukasus stationirten Truppen dort so sehr Mann für Mann verwendet werden, daß auch nicht Einer entbehrlich seyn möchte, so wird Jedermann einsehen, was es für eine Bewandtniß mit Herbeischaffung der Reserve von 15,000 Mann aus russisch Georgien habe, um Khirgistan zu besetzen. Man braucht bloß die Karte zur Hand zu nehmen, und die der Terrainverhältnisse wegen überdieß noch mit einem ungeheuern Umweg verbundenen Distanzen ins Auge zu fassen, um die Unthunlichkeit dieser Maaßregel sogleich zu erkennen. Das Journal de Commerce scheint von Expeditionen in die Steppenländer keinen Begriff zu haben, sonst würde es nicht von Truppennachsendungen sprechen. Die Expedition nach Khiwa hat eine Vorbereitung von einigen Jahren nöthig gemacht. Da bei derselben große, ganz unwirthbare Strecken zu passiren waren, so mußte vorerst die nöthige enorme Anzahl von Kamelen aufgebracht werden. Es leuchtet ein, daß dieselbe Menge dieser Thiere für eine Nachhut herbeizuschaffen binnen kurzer Frist eine ganz unmögliche Sache wäre.

Nachrichten aus Odessa zufolge herrscht unter den russischen Truppen in den Provinzen des schwarzen Meeres eine ungewöhnliche Thätigkeit. Sämmtliche Truppen, die in der Krim zerstreut waren, haben sich in Sebastopol concentrirt, und man glaubte jeden Augenblick, ihre Einschiffung erwarten zu müssen. Freilich wäre die Jahreszeit für eine Expedition über das schwarze Meer sehr ungünstig; der Hafen von Sebastopol soll von bedeutenden Eismassen umschwommen seyn, und die im Winter häufigen Stürme auf dem schwarzen Meere lassen allerdings kaum dem Gedanken Raum, daß jetzt schon eine Expedition unternommen werden könnte. – Viel Aufsehen hat hier die russische Expedition nach Khiwa erregt. Man begreift nicht, wie ein solches Unternehmen zu einem günstigen Resultate führen könne, da die Wüste,

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nunmehr der Abguß in Erz stattfinden wird, öffentlich ausgestellt. In seinen jetzigen Dimensionen tritt das Kunstwerk viel deutlicher hervor, und die Contouren desselben sind viel schärfer und bestimmter, als in dem frühern Thonmodell. Die Zeichnung, nach der Ihr Münchener Berichterstatter geurtheilt hat, gibt nur einen sehr unvollkommenen Begriff von dem Werke, und der Verein, der die Ausführung desselben leitet, thut sogar gegen alle bisher erschienenen Abbildungen Einspruch, da er selbst eine vollständigere herausgeben wird. Das, was an diesem Werke am meisten angesprochen und was wohl, nächst dem vielverbreiteten Sinne für Förderung der Kunst, auch am meisten dazu beigetragen, die Subscriptionen zu vermehren, ist die darin sich aussprechende Idee des Sieges der Schönheit (Bildung) und der Freiheit (Civilisation) über die rohe Gewalt und die thierische Kraft. Die auf edelm Rosse den wilden Tiger bewältigende Amazone ist, von diesem Gesichtspunkte betrachtet, nicht bloß ein schönes Kunstwerk, sondern auch ein sinniges Symbol. Die jetzige Ausstellung desselben hat wiederum neue Subscriptionen verschafft, und es dürfte bald nicht mehr viel an 25,000 Thlrn. fehlen. &#x2013; Unsere elegante Welt beschäftigt sich viel mit einem großen Ballfeste, das morgen in den Räumen unseres Schauspielhauses, verbunden mit dem Concertsaale, stattfinden wird. Beide Localitäten sind durch einen Wald von Orangerien geschmückt, die man aus allen Treibhäusern herbeigeschafft hat. Dazu kommen spanische Tänzer, die jetzt hier anwesend sind, italienische Maskenscherze und Blumenvertheilungen in Masse. Es wird aber auch auf ein Publicum von 4 bis 5000 Gästen gerechnet.</p>
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[0350/0006] nunmehr der Abguß in Erz stattfinden wird, öffentlich ausgestellt. In seinen jetzigen Dimensionen tritt das Kunstwerk viel deutlicher hervor, und die Contouren desselben sind viel schärfer und bestimmter, als in dem frühern Thonmodell. Die Zeichnung, nach der Ihr Münchener Berichterstatter geurtheilt hat, gibt nur einen sehr unvollkommenen Begriff von dem Werke, und der Verein, der die Ausführung desselben leitet, thut sogar gegen alle bisher erschienenen Abbildungen Einspruch, da er selbst eine vollständigere herausgeben wird. Das, was an diesem Werke am meisten angesprochen und was wohl, nächst dem vielverbreiteten Sinne für Förderung der Kunst, auch am meisten dazu beigetragen, die Subscriptionen zu vermehren, ist die darin sich aussprechende Idee des Sieges der Schönheit (Bildung) und der Freiheit (Civilisation) über die rohe Gewalt und die thierische Kraft. Die auf edelm Rosse den wilden Tiger bewältigende Amazone ist, von diesem Gesichtspunkte betrachtet, nicht bloß ein schönes Kunstwerk, sondern auch ein sinniges Symbol. Die jetzige Ausstellung desselben hat wiederum neue Subscriptionen verschafft, und es dürfte bald nicht mehr viel an 25,000 Thlrn. fehlen. – Unsere elegante Welt beschäftigt sich viel mit einem großen Ballfeste, das morgen in den Räumen unseres Schauspielhauses, verbunden mit dem Concertsaale, stattfinden wird. Beide Localitäten sind durch einen Wald von Orangerien geschmückt, die man aus allen Treibhäusern herbeigeschafft hat. Dazu kommen spanische Tänzer, die jetzt hier anwesend sind, italienische Maskenscherze und Blumenvertheilungen in Masse. Es wird aber auch auf ein Publicum von 4 bis 5000 Gästen gerechnet. Schweden. _ Stockholm, 26 Jan. In der Antwort, die der Bürgerstand durch seinen Wortführer auf die königliche Rede ertheilte, heißt es unter Anderem nach den Worten ehrerbietiger Anerkennung: „Die hinsichtlich der vergangenen Zeit erworbene Erfahrung hat die Repräsentanten des Volks von der Nothwendigkeit mehrerer Verbesserungen in unsern innern Verhältnissen überzeugt, und der Bürgerstand ist auch gewiß, daß Ew. k. Majestät auf einen jeden ruhigen Vorsatz, auf ein jedes redliche Bestreben, welches einem geliebten Vaterlande, dessen Ehre und Glück mit Ew. Majestät eigner Ehre und eignem Glücke so genau vereint ist, mit Zufriedenheit herabsehen und es mit Ihrer königl. Gnade beschützen werden.“ Sowohl beim Adel als beim Bürgerstande des Reichstags hat gestern bei der Wahl der Bänkemänner und Electoren die Partei der Unabhängigen gegen die des Hofs den Sieg davon getragen. Die Stockholmer Blätter heben aus der Antwort, die der König am 24 d. auf die Anrede von Ritterschaft und Adel ertheilte, besonders hervor, daß darin ein vorzügliches Gewicht darauf gelegt werde, „daß der Adel Vorzüge besitze, welche seine Dienste und unsre uralten Sitten ihm verliehen,“ und daß „König und Vaterland nie vergebens seine Unterstützung aufrufen werden.“ So auch wird in der Antwort an den Priesterstand der Ausdruck hervorgehoben von „Bewahrung der Vortheile, die wir genießen“, und in der an den Bauernstand die Erinnerung an sein steigendes Vermögen, nebst dem Versprechen einer Minderung der Auflagen auf den Landbau. Das Aftonblad meint: „Die Hauptsumme von diesem Allem kann keinem Zweifel unterworfen seyn; der conservative Geist sticht allenthalben hervor.“ Rußland. Die kaiserliche Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg zählt gegenwärtig 27 wirkliche Mitglieder, 98 Ehrenmitglieder, 130 Correspondenten, zusammen 255 Mitglieder. Davon befinden sich in Rußland 27 wirkliche Mitglieder, 53 Ehrenmitglieder, 64 Correspondenten, in Preußen 11 Ehrenmitglieder und 20 Correspondenten, in Oesterreich 1 Ehrenmitglied und 4 Correspondenten, in den übrigen deutschen Staaten 8 Ehrenmitglieder und 14 Correspondenten, in Frankreich 9 Ehrenmitglieder und 13 Correspondenten, in Großbritannien 9 Ehrenmitglieder und 6 Correspondenten, in Italien 2 Ehrenmitglieder und 2 Correspondenten, in Schweden und Norwegen 2 Ehrenmitglieder und 1 Correspondent u. s. w. ✝* Vom Main, 3 Febr. Ich brauche Ihnen wohl nicht erst darzulegen, daß die vom Journal de Commerce berichtete Entdeckung einer Verschwörung in St. Petersburg eine Erfindung ist, welche jedes Momentes der Wahrheit entbehrt. Die Verschwörung soll in dem prächtigen Hotel Bestuscheff berathschlagt worden seyn. Nun weiß aber Jeder, der St. Petersburg kennt, daß ein Palast Bestuscheff daselbst gar nicht existirt, so wenig als eine Straße Namens Mata-Dworanskaja. Was demnach von militärischer Cernirung und vom Niederbrennen dieses Hotels gesagt wird, ist erlogen. Mit der Angabe, daß hundert junge Leute des höhern Kaufmannsstandes verbannt worden, wollte man wohl andeuten, daß vorzüglich dieser höhere Kaufmannsstand an der Verschwörung Theil genommen. Dagegen ist zu bemerken, daß der höhere Handelsstand in St. Petersburg größtentheils bloß aus angesiedelten Deutschen besteht, welche den Handel en gros in Händen haben, während die russischen Kaufleute fast nur mit dem Detailhandel sich befassen. Ob aber die deutschen Kaufleute es ihren Interessen angemessen finden, in Rußland, und zumal in der Residenz eine Verschwörung anzuzetteln, möge sich jeder Vernünftige fragen. Wenn man weiß, daß die am Kaukasus stationirten Truppen dort so sehr Mann für Mann verwendet werden, daß auch nicht Einer entbehrlich seyn möchte, so wird Jedermann einsehen, was es für eine Bewandtniß mit Herbeischaffung der Reserve von 15,000 Mann aus russisch Georgien habe, um Khirgistan zu besetzen. Man braucht bloß die Karte zur Hand zu nehmen, und die der Terrainverhältnisse wegen überdieß noch mit einem ungeheuern Umweg verbundenen Distanzen ins Auge zu fassen, um die Unthunlichkeit dieser Maaßregel sogleich zu erkennen. Das Journal de Commerce scheint von Expeditionen in die Steppenländer keinen Begriff zu haben, sonst würde es nicht von Truppennachsendungen sprechen. Die Expedition nach Khiwa hat eine Vorbereitung von einigen Jahren nöthig gemacht. Da bei derselben große, ganz unwirthbare Strecken zu passiren waren, so mußte vorerst die nöthige enorme Anzahl von Kamelen aufgebracht werden. Es leuchtet ein, daß dieselbe Menge dieser Thiere für eine Nachhut herbeizuschaffen binnen kurzer Frist eine ganz unmögliche Sache wäre. △ Jassy, Ende Januar. Nachrichten aus Odessa zufolge herrscht unter den russischen Truppen in den Provinzen des schwarzen Meeres eine ungewöhnliche Thätigkeit. Sämmtliche Truppen, die in der Krim zerstreut waren, haben sich in Sebastopol concentrirt, und man glaubte jeden Augenblick, ihre Einschiffung erwarten zu müssen. Freilich wäre die Jahreszeit für eine Expedition über das schwarze Meer sehr ungünstig; der Hafen von Sebastopol soll von bedeutenden Eismassen umschwommen seyn, und die im Winter häufigen Stürme auf dem schwarzen Meere lassen allerdings kaum dem Gedanken Raum, daß jetzt schon eine Expedition unternommen werden könnte. – Viel Aufsehen hat hier die russische Expedition nach Khiwa erregt. Man begreift nicht, wie ein solches Unternehmen zu einem günstigen Resultate führen könne, da die Wüste,

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 44. Augsburg, 13. Februar 1840, S. 0350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_044_18400213/6>, abgerufen am 23.11.2024.