Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung. Nr. 30. Augsburg, 30. Januar 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Mitgliedes desselben, von 9300 Thlrn. Für die Zinsen des ersten erhalten jährlich zwölf Zöglinge des Gewerbinstituts 300 Thlr. Stipendium ein jeder. Von den Zinsen der letzteren werden Vorlesungen für Handwerksgesellen und Lehrlinge gehalten, über Geometrie, Physik und Experimentalphysik. Wie nützlich dieselben sind, geht daraus hervor, daß die Zahl der Zuhörer derselben jetzt schon auf 87 angewachsen ist. -- Alle hier anwesenden Prinzen waren zu dem heutigen Feste geladen, allein nur Se. k. H. der Prinz August und die Prinzen Radziwill wohnten demselben bei. Se. k. H. der Kronprinz und der Prinz Karl hatten sehr bedauert, durch unabwendbare Hindernisse abgehalten zu seyn.

Schweden.

(Aftonblad vom 12 Jan.) Die Reichstagspredigt und das Plenum plenorum im Reichssaale erwartet man erst in der nächsten Woche, und die Vorlagen der Regierung über den Zustand des Staatshaushalts und seine Bedürfnisse nicht vor 14 Tagen. Die Geschäfte können also nicht früher in ordentlichen Gang kommen. Die zwischenliegenden Tage sind indeß keineswegs ohne Bedeutung, ja vielleicht bestimmen sie den bleibenden Charakter des Reichstags und dessen Richtung, und sind wichtiger als irgend eine spätere Periode des Reichstags, namentlich für die neuen Repräsentanten. Der Staatsrath Baron Gyllenhaal scheint mit dem ministere de la Diete beauftragt, wozu er sich auch durch sein glattes Gesicht, sein freundliches Wesen und seine persönliche Bekanntschaft mit einer Menge Menschen, die er auf seinen vielen Reisen von Haparanda bis Ystad und von Stockholm bis Swinesund gemacht hat, so wie durch seine Bekanntschaft mit dem Grafen v. Brahe und den Baronen Palmstjerna und Nordin besonders eignete.

(Aftonblad vom 14 Jan.) Der Zusammentritt der Reichsstände für das Jahr 1840 wurde heute mit den üblichen Cerimouien auf dem königlichen Schloßhof und auf den vornehmsten Marktplätzen der Stadt verkündet. Noch niemals früher hat sich dabei eine so große Volksmenge versammelt; überall wo der Zug ging, war er von einer großen Volksmasse, welche die Straßen und Plätze anfüllte, begleitet und gefolgt. Auf dem Ritterhausplatz sah man viele der erst angekommenen Reichstagsmitglieder, die von Bekannten begrüßt, und von Unbekannten mit Theilnahme empfangen wurden. Alles zeigte, daß die Hauptstadt für das jetzt beginnende politische Schauspiel ein lebhaftes Interesse nahm.

Oesterreich.

Seit etlichen Tagen ist Se. Exc. der Feldmarschall-Lieutenant und Generaladjutant Sr. Maj. des Kaisers, Graf Clam-Martinitz, von einer heftigen Entzündungskrankheit befallen, welche sich in der letzten Nacht durch Hinzutreten anderer Krankheitserscheinungen verschlimmert und einen gefährlicheren Charakter angenommen hat. -- In Venedig ist nach mehrjährigem Krankseyn die Fürstin Caroline Jablonowsky, Gemahlin des in früherer Zeit am neapolitanischen Hofe angestellt gewesenen kaiserl. österreichischen Gesandten, gestorben. -- Der schnelle Witterungswechsel, den wir hier von 12° Kälte zu ebensovielen der Wärme gehabt haben, dürfte Erzeuger der seither häufig sich ergebenen Krankheitsfälle seyn, wodurch es denn auch kommt, daß die hiesigen Spitäler in diesem Augenblicke mit Kranken überfüllt sind. -- Wie verlautet, wird die Prinzessin Victoire Coburg ihren Vater auf seiner Reise zur Vermählung der Königin von England nach London bis Gotha begleiten, und einige Zeit an dem coburg-gothaischen Hofe verweilen. -- Die Ihnen neulich gemeldete Reise des Fürsten Paul Esterhazy zur Vermählung der Königin nach London bedarf noch der Bestätigung, da sie vor der Hand nur als Vermuthung circulirt.

Persien.

Aus Persien hat man in Konstantinopel die wichtige Meldung erhalten, daß Fürst Kamram von Herat, berühmt durch die Vertheidigung seiner Hauptstadt gegen die ganze persische Macht, ganz unerwartet die Oberherrschaft des Schahs von Persien anerkannt habe. Man vermuthet, der Grund dieses auffallenden Entschlusses liege in der Furcht, die Engländer möchten nach dem Gelingen ihrer Expedition gegen Kabul sich auch Herats bemeistern wollen, welche Besorgniß eine Bestätigung fand in dem Umstande, daß die Engländer dem Fürsten Kamram das Anerbieten machten, Hülfstruppen in seine Hauptstadt aufzunehmen, was sogleich entschieden abgelehnt wurde. Die Agenten einer nordischen Macht sollen jene Besorgnisse angelegentlich genährt haben. *)*)

*) Auch die heute angelangten französischen Blätter vom 25 Jan. bringen nach einem aus Persien über Trapezunt und Konstantinopel eingelaufenen Schreiben dieselbe Nachricht.

Mitgliedes desselben, von 9300 Thlrn. Für die Zinsen des ersten erhalten jährlich zwölf Zöglinge des Gewerbinstituts 300 Thlr. Stipendium ein jeder. Von den Zinsen der letzteren werden Vorlesungen für Handwerksgesellen und Lehrlinge gehalten, über Geometrie, Physik und Experimentalphysik. Wie nützlich dieselben sind, geht daraus hervor, daß die Zahl der Zuhörer derselben jetzt schon auf 87 angewachsen ist. — Alle hier anwesenden Prinzen waren zu dem heutigen Feste geladen, allein nur Se. k. H. der Prinz August und die Prinzen Radziwill wohnten demselben bei. Se. k. H. der Kronprinz und der Prinz Karl hatten sehr bedauert, durch unabwendbare Hindernisse abgehalten zu seyn.

Schweden.

(Aftonblad vom 12 Jan.) Die Reichstagspredigt und das Plenum plenorum im Reichssaale erwartet man erst in der nächsten Woche, und die Vorlagen der Regierung über den Zustand des Staatshaushalts und seine Bedürfnisse nicht vor 14 Tagen. Die Geschäfte können also nicht früher in ordentlichen Gang kommen. Die zwischenliegenden Tage sind indeß keineswegs ohne Bedeutung, ja vielleicht bestimmen sie den bleibenden Charakter des Reichstags und dessen Richtung, und sind wichtiger als irgend eine spätere Periode des Reichstags, namentlich für die neuen Repräsentanten. Der Staatsrath Baron Gyllenhaal scheint mit dem ministère de la Diète beauftragt, wozu er sich auch durch sein glattes Gesicht, sein freundliches Wesen und seine persönliche Bekanntschaft mit einer Menge Menschen, die er auf seinen vielen Reisen von Haparanda bis Ystad und von Stockholm bis Swinesund gemacht hat, so wie durch seine Bekanntschaft mit dem Grafen v. Brahe und den Baronen Palmstjerna und Nordin besonders eignete.

(Aftonblad vom 14 Jan.) Der Zusammentritt der Reichsstände für das Jahr 1840 wurde heute mit den üblichen Cerimouien auf dem königlichen Schloßhof und auf den vornehmsten Marktplätzen der Stadt verkündet. Noch niemals früher hat sich dabei eine so große Volksmenge versammelt; überall wo der Zug ging, war er von einer großen Volksmasse, welche die Straßen und Plätze anfüllte, begleitet und gefolgt. Auf dem Ritterhausplatz sah man viele der erst angekommenen Reichstagsmitglieder, die von Bekannten begrüßt, und von Unbekannten mit Theilnahme empfangen wurden. Alles zeigte, daß die Hauptstadt für das jetzt beginnende politische Schauspiel ein lebhaftes Interesse nahm.

Oesterreich.

Seit etlichen Tagen ist Se. Exc. der Feldmarschall-Lieutenant und Generaladjutant Sr. Maj. des Kaisers, Graf Clam-Martinitz, von einer heftigen Entzündungskrankheit befallen, welche sich in der letzten Nacht durch Hinzutreten anderer Krankheitserscheinungen verschlimmert und einen gefährlicheren Charakter angenommen hat. — In Venedig ist nach mehrjährigem Krankseyn die Fürstin Caroline Jablonowsky, Gemahlin des in früherer Zeit am neapolitanischen Hofe angestellt gewesenen kaiserl. österreichischen Gesandten, gestorben. — Der schnelle Witterungswechsel, den wir hier von 12° Kälte zu ebensovielen der Wärme gehabt haben, dürfte Erzeuger der seither häufig sich ergebenen Krankheitsfälle seyn, wodurch es denn auch kommt, daß die hiesigen Spitäler in diesem Augenblicke mit Kranken überfüllt sind. — Wie verlautet, wird die Prinzessin Victoire Coburg ihren Vater auf seiner Reise zur Vermählung der Königin von England nach London bis Gotha begleiten, und einige Zeit an dem coburg-gothaischen Hofe verweilen. — Die Ihnen neulich gemeldete Reise des Fürsten Paul Esterházy zur Vermählung der Königin nach London bedarf noch der Bestätigung, da sie vor der Hand nur als Vermuthung circulirt.

Persien.

Aus Persien hat man in Konstantinopel die wichtige Meldung erhalten, daß Fürst Kamram von Herat, berühmt durch die Vertheidigung seiner Hauptstadt gegen die ganze persische Macht, ganz unerwartet die Oberherrschaft des Schahs von Persien anerkannt habe. Man vermuthet, der Grund dieses auffallenden Entschlusses liege in der Furcht, die Engländer möchten nach dem Gelingen ihrer Expedition gegen Kabul sich auch Herats bemeistern wollen, welche Besorgniß eine Bestätigung fand in dem Umstande, daß die Engländer dem Fürsten Kamram das Anerbieten machten, Hülfstruppen in seine Hauptstadt aufzunehmen, was sogleich entschieden abgelehnt wurde. Die Agenten einer nordischen Macht sollen jene Besorgnisse angelegentlich genährt haben. *)*)

*) Auch die heute angelangten französischen Blätter vom 25 Jan. bringen nach einem aus Persien über Trapezunt und Konstantinopel eingelaufenen Schreiben dieselbe Nachricht.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="jArticle" n="2">
          <p><pb facs="#f0008" n="0240"/>
Mitgliedes desselben, von 9300 Thlrn. Für die Zinsen des ersten erhalten jährlich zwölf Zöglinge des Gewerbinstituts 300 Thlr. Stipendium ein jeder. Von den Zinsen der letzteren werden Vorlesungen für Handwerksgesellen und Lehrlinge gehalten, über Geometrie, Physik und Experimentalphysik. Wie nützlich dieselben sind, geht daraus hervor, daß die Zahl der Zuhörer derselben jetzt schon auf 87 angewachsen ist. &#x2014; Alle hier anwesenden Prinzen waren zu dem heutigen Feste geladen, allein nur Se. k. H. der Prinz August und die Prinzen Radziwill wohnten demselben bei. Se. k. H. der Kronprinz und der Prinz Karl hatten sehr bedauert, durch unabwendbare Hindernisse abgehalten zu seyn.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Schweden.</hi> </head><lb/>
        <p>(<hi rendition="#g">Aftonblad</hi> vom 12 Jan.) Die Reichstagspredigt und das Plenum plenorum im Reichssaale erwartet man erst in der nächsten Woche, und die Vorlagen der Regierung über den Zustand des Staatshaushalts und seine Bedürfnisse nicht vor 14 Tagen. Die Geschäfte können also nicht früher in ordentlichen Gang kommen. Die zwischenliegenden Tage sind indeß keineswegs ohne Bedeutung, ja vielleicht bestimmen sie den bleibenden Charakter des Reichstags und dessen Richtung, und sind wichtiger als irgend eine spätere Periode des Reichstags, namentlich für die neuen Repräsentanten. Der Staatsrath Baron Gyllenhaal scheint mit dem ministère de la Diète beauftragt, wozu er sich auch durch sein glattes Gesicht, sein freundliches Wesen und seine persönliche Bekanntschaft mit einer Menge Menschen, die er auf seinen vielen Reisen von Haparanda bis Ystad und von Stockholm bis Swinesund gemacht hat, so wie durch seine Bekanntschaft mit dem Grafen v. Brahe und den Baronen Palmstjerna und Nordin besonders eignete.</p><lb/>
        <p>(<hi rendition="#g">Aftonblad</hi> vom 14 Jan.) Der Zusammentritt der Reichsstände für das Jahr 1840 wurde heute mit den üblichen Cerimouien auf dem königlichen Schloßhof und auf den vornehmsten Marktplätzen der Stadt verkündet. Noch niemals früher hat sich dabei eine so große Volksmenge versammelt; überall wo der Zug ging, war er von einer großen Volksmasse, welche die Straßen und Plätze anfüllte, begleitet und gefolgt. Auf dem Ritterhausplatz sah man viele der erst angekommenen Reichstagsmitglieder, die von Bekannten begrüßt, und von Unbekannten mit Theilnahme empfangen wurden. Alles zeigte, daß die Hauptstadt für das jetzt beginnende politische Schauspiel ein lebhaftes Interesse nahm.</p><lb/>
      </div>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Oesterreich.</hi> </head><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <byline>
            <docAuthor>
              <gap reason="insignificant"/>
            </docAuthor>
          </byline>
          <dateline><hi rendition="#b">Wien,</hi> 25 Jan.</dateline>
          <p> Seit etlichen Tagen ist Se. Exc. der Feldmarschall-Lieutenant und Generaladjutant Sr. Maj. des Kaisers, Graf Clam-Martinitz, von einer heftigen Entzündungskrankheit befallen, welche sich in der letzten Nacht durch Hinzutreten anderer Krankheitserscheinungen verschlimmert und einen gefährlicheren Charakter angenommen hat. &#x2014; In Venedig ist nach mehrjährigem Krankseyn die Fürstin Caroline Jablonowsky, Gemahlin des in früherer Zeit am neapolitanischen Hofe angestellt gewesenen kaiserl. österreichischen Gesandten, gestorben. &#x2014; Der schnelle Witterungswechsel, den wir hier von 12° Kälte zu ebensovielen der Wärme gehabt haben, dürfte Erzeuger der seither häufig sich ergebenen Krankheitsfälle seyn, wodurch es denn auch kommt, daß die hiesigen Spitäler in diesem Augenblicke mit Kranken überfüllt sind. &#x2014; Wie verlautet, wird die Prinzessin Victoire Coburg ihren Vater auf seiner Reise zur Vermählung der Königin von England nach London bis Gotha begleiten, und einige Zeit an dem coburg-gothaischen Hofe verweilen. &#x2014; Die Ihnen neulich gemeldete Reise des Fürsten Paul Esterházy zur Vermählung der Königin nach London bedarf noch der Bestätigung, da sie vor der Hand nur als Vermuthung circulirt.</p><lb/>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Persien.</hi> </head><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <byline>
            <docAuthor>
              <gap reason="insignificant"/>
            </docAuthor>
          </byline>
          <dateline><hi rendition="#b">Von der türkischen Gränze,</hi> 17 Jan.</dateline>
          <p> Aus <hi rendition="#g">Persien</hi> hat man in Konstantinopel die wichtige Meldung erhalten, daß Fürst Kamram von Herat, berühmt durch die Vertheidigung seiner Hauptstadt gegen die ganze persische Macht, <hi rendition="#g">ganz unerwartet die Oberherrschaft des Schahs von Persien anerkannt habe</hi>. Man vermuthet, der Grund dieses auffallenden Entschlusses liege in der Furcht, die Engländer möchten nach dem Gelingen ihrer Expedition gegen Kabul sich auch Herats bemeistern wollen, welche Besorgniß eine Bestätigung fand in dem Umstande, daß die Engländer dem Fürsten Kamram das Anerbieten machten, Hülfstruppen in seine Hauptstadt aufzunehmen, was sogleich entschieden abgelehnt wurde. Die Agenten einer nordischen Macht sollen jene Besorgnisse angelegentlich genährt haben. <hi rendition="#sup">*)</hi><note place="foot" n="*)"> Auch die heute angelangten französischen Blätter vom 25 Jan. bringen nach einem aus Persien über Trapezunt und Konstantinopel eingelaufenen Schreiben dieselbe Nachricht.</note></p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0240/0008] Mitgliedes desselben, von 9300 Thlrn. Für die Zinsen des ersten erhalten jährlich zwölf Zöglinge des Gewerbinstituts 300 Thlr. Stipendium ein jeder. Von den Zinsen der letzteren werden Vorlesungen für Handwerksgesellen und Lehrlinge gehalten, über Geometrie, Physik und Experimentalphysik. Wie nützlich dieselben sind, geht daraus hervor, daß die Zahl der Zuhörer derselben jetzt schon auf 87 angewachsen ist. — Alle hier anwesenden Prinzen waren zu dem heutigen Feste geladen, allein nur Se. k. H. der Prinz August und die Prinzen Radziwill wohnten demselben bei. Se. k. H. der Kronprinz und der Prinz Karl hatten sehr bedauert, durch unabwendbare Hindernisse abgehalten zu seyn. Schweden. (Aftonblad vom 12 Jan.) Die Reichstagspredigt und das Plenum plenorum im Reichssaale erwartet man erst in der nächsten Woche, und die Vorlagen der Regierung über den Zustand des Staatshaushalts und seine Bedürfnisse nicht vor 14 Tagen. Die Geschäfte können also nicht früher in ordentlichen Gang kommen. Die zwischenliegenden Tage sind indeß keineswegs ohne Bedeutung, ja vielleicht bestimmen sie den bleibenden Charakter des Reichstags und dessen Richtung, und sind wichtiger als irgend eine spätere Periode des Reichstags, namentlich für die neuen Repräsentanten. Der Staatsrath Baron Gyllenhaal scheint mit dem ministère de la Diète beauftragt, wozu er sich auch durch sein glattes Gesicht, sein freundliches Wesen und seine persönliche Bekanntschaft mit einer Menge Menschen, die er auf seinen vielen Reisen von Haparanda bis Ystad und von Stockholm bis Swinesund gemacht hat, so wie durch seine Bekanntschaft mit dem Grafen v. Brahe und den Baronen Palmstjerna und Nordin besonders eignete. (Aftonblad vom 14 Jan.) Der Zusammentritt der Reichsstände für das Jahr 1840 wurde heute mit den üblichen Cerimouien auf dem königlichen Schloßhof und auf den vornehmsten Marktplätzen der Stadt verkündet. Noch niemals früher hat sich dabei eine so große Volksmenge versammelt; überall wo der Zug ging, war er von einer großen Volksmasse, welche die Straßen und Plätze anfüllte, begleitet und gefolgt. Auf dem Ritterhausplatz sah man viele der erst angekommenen Reichstagsmitglieder, die von Bekannten begrüßt, und von Unbekannten mit Theilnahme empfangen wurden. Alles zeigte, daß die Hauptstadt für das jetzt beginnende politische Schauspiel ein lebhaftes Interesse nahm. Oesterreich. _ Wien, 25 Jan. Seit etlichen Tagen ist Se. Exc. der Feldmarschall-Lieutenant und Generaladjutant Sr. Maj. des Kaisers, Graf Clam-Martinitz, von einer heftigen Entzündungskrankheit befallen, welche sich in der letzten Nacht durch Hinzutreten anderer Krankheitserscheinungen verschlimmert und einen gefährlicheren Charakter angenommen hat. — In Venedig ist nach mehrjährigem Krankseyn die Fürstin Caroline Jablonowsky, Gemahlin des in früherer Zeit am neapolitanischen Hofe angestellt gewesenen kaiserl. österreichischen Gesandten, gestorben. — Der schnelle Witterungswechsel, den wir hier von 12° Kälte zu ebensovielen der Wärme gehabt haben, dürfte Erzeuger der seither häufig sich ergebenen Krankheitsfälle seyn, wodurch es denn auch kommt, daß die hiesigen Spitäler in diesem Augenblicke mit Kranken überfüllt sind. — Wie verlautet, wird die Prinzessin Victoire Coburg ihren Vater auf seiner Reise zur Vermählung der Königin von England nach London bis Gotha begleiten, und einige Zeit an dem coburg-gothaischen Hofe verweilen. — Die Ihnen neulich gemeldete Reise des Fürsten Paul Esterházy zur Vermählung der Königin nach London bedarf noch der Bestätigung, da sie vor der Hand nur als Vermuthung circulirt. Persien. _ Von der türkischen Gränze, 17 Jan. Aus Persien hat man in Konstantinopel die wichtige Meldung erhalten, daß Fürst Kamram von Herat, berühmt durch die Vertheidigung seiner Hauptstadt gegen die ganze persische Macht, ganz unerwartet die Oberherrschaft des Schahs von Persien anerkannt habe. Man vermuthet, der Grund dieses auffallenden Entschlusses liege in der Furcht, die Engländer möchten nach dem Gelingen ihrer Expedition gegen Kabul sich auch Herats bemeistern wollen, welche Besorgniß eine Bestätigung fand in dem Umstande, daß die Engländer dem Fürsten Kamram das Anerbieten machten, Hülfstruppen in seine Hauptstadt aufzunehmen, was sogleich entschieden abgelehnt wurde. Die Agenten einer nordischen Macht sollen jene Besorgnisse angelegentlich genährt haben. *) *) *) Auch die heute angelangten französischen Blätter vom 25 Jan. bringen nach einem aus Persien über Trapezunt und Konstantinopel eingelaufenen Schreiben dieselbe Nachricht.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_030_18400130
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_030_18400130/8
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 30. Augsburg, 30. Januar 1840, S. 0240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_030_18400130/8>, abgerufen am 21.11.2024.