Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung. Nr. 28. Augsburg, 28. Januar 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

sind sie jetzt auf den Gedanken verfallen, eine sogenannte freie Negereinfuhr aus Afrika zu bewirken; sie schlagen vor, daß dazu Abkünfte mit den Negerfürsten der Küste abgeschlossen werden und das Ganze unter Aufsicht und Leitung der englischen Regierung geschehe. Dieß wäre natürlich nichts als ein erneuerter Sklavenhandel; denn wer hat je von einem afrikanischen Neger gehört, der freiwillig ausgewandert wäre? Die Regierung kann sich natürlich nicht darauf einlassen. Der einzige Plan, der eine bedeutende Einführung von Arbeitern verspricht, ist die Unterhandlung mit den freien Negern in Nordamerika, da man diesen das Leben in den Freistaaten zu sauer macht, und sie wäre allerdings ein Gewinn für Westindien und die freien Neger selbst, wie diese wohl fühlen, denn sie haben Deputirte nach Jamaica und Trinidad geschickt, um die Verhältnisse dort kennen zu lernen und einen Bericht zu erstatten. Aber wenn auch diese Auswanderung in dem größten Maaßstab, der zu erwarten seyn kann, vor sich ginge, so würde sie doch den natürlichen Lauf der Dinge nicht hindern, der ist, daß die Neger nach und nach zu eigentlichen Bauern und Landbesitzern, und die Pflanzer zu Fabricanten und Großhändlern werden. Zur Zeit der Sklaverei konnte die Pflanzer die ganze Arbeit der Bevölkerung auf die fast ausschließliche Cultur einiger großen Handelsartikel richten, aber der freie Neger verwendet natürlich einen großen Theil seiner Zeit auf seine eigene Cultur im Kleinen, deren Producte er theils selbst consumirt, theils verkauft. Man kann daher mit Gewißheit voraussehen, daß die Zahl der Ausfuhrproducte aus den Inseln zunehmen, aber die Hauptstapelartikel an Wichtigkeit abnehmen werden, namentlich Zucker. Der Hafen von London hat im Jahr 1839 aus Westindien etwa 22,000 Tonnen Zucker weniger erhalten als im Jahr 1838 - eine Lücke, welche zum Theil durch eine Zunahme von 6000 Tonnen ostindischen Zuckers ausgefüllt wurde. Diese Abnahme des westindischen Products und die Zunahme des bengalischen wird wahrscheinlich von Jahr zu Jahr bedeutender werden, aber der englische Handel leidet nicht darunter, denn die Ausfuhr nach Westindien hat seit der Emancipation beträchtlich zugenommen, weil die Neger sich nicht mehr mit der Kleidung und den Wohnungen begnügen, die ihnen die Pflanzer gaben, und sie finden die Mittel, ihre neuen Bedürfnisse zu bezahlen, leicht in der Cultur einer Menge tropischer Producte, welche die Pflanzer vernachlässigten, weil sie weniger für Anbau im Großen paßten als Zucker.

Botschaft des Präsidenten der Vereinigten Staaten.

III. Finanzen.

Die Finanzoperationen der Regierung im Laufe des gegenwärtigen Jahres sind glücklicherweise sehr erfolgreich gewesen. Die Schwierigkeiten, mit denen das Schatzdepartement wegen bekannter Mängel in den bestehenden Gesetzen in Betreff sicherer Aufbewahrung öffentlicher Gelder zu kämpfen gehabt, und die noch vergrößert wurden durch die Einstellung der Baarzahlungen von Seite mehrerer der Banken, die Staatsdepositen besaßen oder an Staatsbeamte für Wechsel schuldeten, die sie zur Zahlung von Staatsabgaben erhalten, sind in sehr befriedigendem Maaße überwunden. Die großen laufenden Ausgaben sind pünktlich bezahlt und Treu' und Glauben der Regierung in allen ihren Geldangelegenheiten gewissenhaft gewahrt worden. Die 19,000,000 Dollars Schatzscheine, autorisirt durch die Congreßacte von 1838 und deren Modificationen zu Gunsten von Kaufleuten hinsichtlich ihrer Zollscheine und zu Gunsten der Depositenbanken, sind so pünktlich eingelöst worden, daß jederzeit weniger als die ursprünglichen 10,000,000 ausstanden, und die gesammte uneingelöste Summe jetzt nicht 3,000,000 beträgt. Hievon wird der größere Theil erst nächstes Jahr fällig, und das Ganze würde bereits getilgt seyn, hätte der Schatz die ihm von Seite der Banken schuldigen Zahlungen realisiren können. Wenn diejenigen, welche sie ihm im nächsten Jahr schulden, pünktlich entrichtet werden, und wenn der Congreß bei der Verwendung die Anschläge nicht überschreitet, so ist aller Grund vorhanden zu glauben, daß sämmtliche ausstehende Schatznoten eingelöst und die ordentlichen Ausgaben bestritten werden können, ohne dem Volk eine weitere Last, sey es in Anleihen oder erhöhten Abgaben, aufzulegen. Dieß ist zu vermeiden, und die Ausgaben innerhalb vernünftiger Gränzen zu halten, ist eine Pflicht, die an Wichtigkeit nur der Bewahrung unsers Nationalcharakters und der Schützung unserer Bürger in ihren bürgerlichen und politischen Rechten nachsteht. Die Schaffung einer möglicher Weise ständig werdenden Schuld zu Friedenszeiten ist ein Uebel, wofür es keinen Ersatz gibt. Die Schnelligkeit, mit der viele der Staaten sich anscheinend dieser Lage nähern, mahnt uns zu dringend an unsere Pflichten, als daß sie mißachtet werden könnte. Eine, nicht die mindest wichtige, besteht darin, die Föderalregierung stets in einer Lage zu erhalten, daß sie mit Ruhe und Kraft ihre höchsten Functionen, falls die öffentlichen Angelegenheiten deren Ausübung plötzlich erheischen sollten, zu erfüllen im Stand ist - eine Lage, der wir stets ausgesetzt sind und die eintreten kann, wenn man es am wenigsten erwartet. Zu diesem Ende ist es unumgänglich, daß ihre Finanzen ungefesselt, und ihre Hülfsquellen, so weit als thunlich, unbelastet seyen. Kein Umstand könnte der Erreichung dieser hochwichtigen Zwecke größere Hindernisse in Weg legen, als die Schaffung einer lästigen Nationalschuld. Unsere eigene Erfahrung, so wie diejenige anderer Nationen haben uns die unvermeidliche und furchtbare Schnelligkeit gezeigt, mit der eine Staatsschuld anwächst, wenn die Regierung einmal der verderblichen Praxis sich ergeben hat, ihre vorgeblichen Bedürfnisse durch Anleihen zu bestreiten. Unser Kampf dagegen muß daher, um siegreich zu seyn, schon an der Schwelle bestanden werden. Das beste Mittel ist strenge Sparsamkeit; Einfachheit und Sparsamkeit im Staatshaushalt haben nie verfehlt republicanische Principien zu läutern und zu kräftigen, während diese eben so sicher durch Nationalverschwendung, unter welch' scheinbaren Vorwänden man sie auch eingeführt haben mag, untergraben wurden. - Diese Betrachtungen können bei einem Volke nicht verloren seyn, das die Wirkung, welche seine Politik auf die Institutionen übte, die es sich geschaffen, nie außer Acht gelassen; im gegenwärtigen Augenblick aber wird ihre Kraft erhöht durch die Nothwendigkeit, die ein abnehmendes Einkommen auflegt. Der Stoß, den die verzollbaren Einfuhrartikel erlitten, die Verwirrung im innern Handel, und besonders die allmählich eintretenden Ermäßigungen in unserm Zolltarif - all dieß trägt zur Verminderung unserer Einnahmen bei. Aller Wahrscheinlichkeit nach dürfte die Verminderung, die aus der letzten Ursache allein entspringt, im Jahr 1842, wo die endliche Herabsetzung aller Zölle auf 20 Procent ins Leben tritt, nicht weniger als 5,000,000 Dollars betragen. Das dann aus den Zöllen und den Verkäufen öffentlicher Ländereien erwachsende Gesammteinkommen, wo nicht mehr, wird unzweifelhaft zur Bestreitung der nothwendigen Ausgaben der Regierung bei der umsichtigsten Verwaltung ihrer Angelegenheiten in Anspruch genommen werden. Dieß sind Umstände, welche gebieterisch strenge Sparsamkeit empfehlen, und deren treue und beständige Ausübung

sind sie jetzt auf den Gedanken verfallen, eine sogenannte freie Negereinfuhr aus Afrika zu bewirken; sie schlagen vor, daß dazu Abkünfte mit den Negerfürsten der Küste abgeschlossen werden und das Ganze unter Aufsicht und Leitung der englischen Regierung geschehe. Dieß wäre natürlich nichts als ein erneuerter Sklavenhandel; denn wer hat je von einem afrikanischen Neger gehört, der freiwillig ausgewandert wäre? Die Regierung kann sich natürlich nicht darauf einlassen. Der einzige Plan, der eine bedeutende Einführung von Arbeitern verspricht, ist die Unterhandlung mit den freien Negern in Nordamerika, da man diesen das Leben in den Freistaaten zu sauer macht, und sie wäre allerdings ein Gewinn für Westindien und die freien Neger selbst, wie diese wohl fühlen, denn sie haben Deputirte nach Jamaica und Trinidad geschickt, um die Verhältnisse dort kennen zu lernen und einen Bericht zu erstatten. Aber wenn auch diese Auswanderung in dem größten Maaßstab, der zu erwarten seyn kann, vor sich ginge, so würde sie doch den natürlichen Lauf der Dinge nicht hindern, der ist, daß die Neger nach und nach zu eigentlichen Bauern und Landbesitzern, und die Pflanzer zu Fabricanten und Großhändlern werden. Zur Zeit der Sklaverei konnte die Pflanzer die ganze Arbeit der Bevölkerung auf die fast ausschließliche Cultur einiger großen Handelsartikel richten, aber der freie Neger verwendet natürlich einen großen Theil seiner Zeit auf seine eigene Cultur im Kleinen, deren Producte er theils selbst consumirt, theils verkauft. Man kann daher mit Gewißheit voraussehen, daß die Zahl der Ausfuhrproducte aus den Inseln zunehmen, aber die Hauptstapelartikel an Wichtigkeit abnehmen werden, namentlich Zucker. Der Hafen von London hat im Jahr 1839 aus Westindien etwa 22,000 Tonnen Zucker weniger erhalten als im Jahr 1838 – eine Lücke, welche zum Theil durch eine Zunahme von 6000 Tonnen ostindischen Zuckers ausgefüllt wurde. Diese Abnahme des westindischen Products und die Zunahme des bengalischen wird wahrscheinlich von Jahr zu Jahr bedeutender werden, aber der englische Handel leidet nicht darunter, denn die Ausfuhr nach Westindien hat seit der Emancipation beträchtlich zugenommen, weil die Neger sich nicht mehr mit der Kleidung und den Wohnungen begnügen, die ihnen die Pflanzer gaben, und sie finden die Mittel, ihre neuen Bedürfnisse zu bezahlen, leicht in der Cultur einer Menge tropischer Producte, welche die Pflanzer vernachlässigten, weil sie weniger für Anbau im Großen paßten als Zucker.

Botschaft des Präsidenten der Vereinigten Staaten.

III. Finanzen.

Die Finanzoperationen der Regierung im Laufe des gegenwärtigen Jahres sind glücklicherweise sehr erfolgreich gewesen. Die Schwierigkeiten, mit denen das Schatzdepartement wegen bekannter Mängel in den bestehenden Gesetzen in Betreff sicherer Aufbewahrung öffentlicher Gelder zu kämpfen gehabt, und die noch vergrößert wurden durch die Einstellung der Baarzahlungen von Seite mehrerer der Banken, die Staatsdepositen besaßen oder an Staatsbeamte für Wechsel schuldeten, die sie zur Zahlung von Staatsabgaben erhalten, sind in sehr befriedigendem Maaße überwunden. Die großen laufenden Ausgaben sind pünktlich bezahlt und Treu' und Glauben der Regierung in allen ihren Geldangelegenheiten gewissenhaft gewahrt worden. Die 19,000,000 Dollars Schatzscheine, autorisirt durch die Congreßacte von 1838 und deren Modificationen zu Gunsten von Kaufleuten hinsichtlich ihrer Zollscheine und zu Gunsten der Depositenbanken, sind so pünktlich eingelöst worden, daß jederzeit weniger als die ursprünglichen 10,000,000 ausstanden, und die gesammte uneingelöste Summe jetzt nicht 3,000,000 beträgt. Hievon wird der größere Theil erst nächstes Jahr fällig, und das Ganze würde bereits getilgt seyn, hätte der Schatz die ihm von Seite der Banken schuldigen Zahlungen realisiren können. Wenn diejenigen, welche sie ihm im nächsten Jahr schulden, pünktlich entrichtet werden, und wenn der Congreß bei der Verwendung die Anschläge nicht überschreitet, so ist aller Grund vorhanden zu glauben, daß sämmtliche ausstehende Schatznoten eingelöst und die ordentlichen Ausgaben bestritten werden können, ohne dem Volk eine weitere Last, sey es in Anleihen oder erhöhten Abgaben, aufzulegen. Dieß ist zu vermeiden, und die Ausgaben innerhalb vernünftiger Gränzen zu halten, ist eine Pflicht, die an Wichtigkeit nur der Bewahrung unsers Nationalcharakters und der Schützung unserer Bürger in ihren bürgerlichen und politischen Rechten nachsteht. Die Schaffung einer möglicher Weise ständig werdenden Schuld zu Friedenszeiten ist ein Uebel, wofür es keinen Ersatz gibt. Die Schnelligkeit, mit der viele der Staaten sich anscheinend dieser Lage nähern, mahnt uns zu dringend an unsere Pflichten, als daß sie mißachtet werden könnte. Eine, nicht die mindest wichtige, besteht darin, die Föderalregierung stets in einer Lage zu erhalten, daß sie mit Ruhe und Kraft ihre höchsten Functionen, falls die öffentlichen Angelegenheiten deren Ausübung plötzlich erheischen sollten, zu erfüllen im Stand ist – eine Lage, der wir stets ausgesetzt sind und die eintreten kann, wenn man es am wenigsten erwartet. Zu diesem Ende ist es unumgänglich, daß ihre Finanzen ungefesselt, und ihre Hülfsquellen, so weit als thunlich, unbelastet seyen. Kein Umstand könnte der Erreichung dieser hochwichtigen Zwecke größere Hindernisse in Weg legen, als die Schaffung einer lästigen Nationalschuld. Unsere eigene Erfahrung, so wie diejenige anderer Nationen haben uns die unvermeidliche und furchtbare Schnelligkeit gezeigt, mit der eine Staatsschuld anwächst, wenn die Regierung einmal der verderblichen Praxis sich ergeben hat, ihre vorgeblichen Bedürfnisse durch Anleihen zu bestreiten. Unser Kampf dagegen muß daher, um siegreich zu seyn, schon an der Schwelle bestanden werden. Das beste Mittel ist strenge Sparsamkeit; Einfachheit und Sparsamkeit im Staatshaushalt haben nie verfehlt republicanische Principien zu läutern und zu kräftigen, während diese eben so sicher durch Nationalverschwendung, unter welch' scheinbaren Vorwänden man sie auch eingeführt haben mag, untergraben wurden. – Diese Betrachtungen können bei einem Volke nicht verloren seyn, das die Wirkung, welche seine Politik auf die Institutionen übte, die es sich geschaffen, nie außer Acht gelassen; im gegenwärtigen Augenblick aber wird ihre Kraft erhöht durch die Nothwendigkeit, die ein abnehmendes Einkommen auflegt. Der Stoß, den die verzollbaren Einfuhrartikel erlitten, die Verwirrung im innern Handel, und besonders die allmählich eintretenden Ermäßigungen in unserm Zolltarif – all dieß trägt zur Verminderung unserer Einnahmen bei. Aller Wahrscheinlichkeit nach dürfte die Verminderung, die aus der letzten Ursache allein entspringt, im Jahr 1842, wo die endliche Herabsetzung aller Zölle auf 20 Procent ins Leben tritt, nicht weniger als 5,000,000 Dollars betragen. Das dann aus den Zöllen und den Verkäufen öffentlicher Ländereien erwachsende Gesammteinkommen, wo nicht mehr, wird unzweifelhaft zur Bestreitung der nothwendigen Ausgaben der Regierung bei der umsichtigsten Verwaltung ihrer Angelegenheiten in Anspruch genommen werden. Dieß sind Umstände, welche gebieterisch strenge Sparsamkeit empfehlen, und deren treue und beständige Ausübung

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="jArticle" n="2">
          <p><pb facs="#f0010" n="0218"/>
sind sie jetzt auf den Gedanken verfallen, eine sogenannte freie Negereinfuhr aus Afrika zu bewirken; sie schlagen vor, daß dazu Abkünfte mit den Negerfürsten der Küste abgeschlossen werden und das Ganze unter Aufsicht und Leitung der englischen Regierung geschehe. Dieß wäre natürlich nichts als ein erneuerter Sklavenhandel; denn wer hat je von einem afrikanischen Neger gehört, der freiwillig ausgewandert wäre? Die Regierung kann sich natürlich nicht darauf einlassen. Der einzige Plan, der eine bedeutende Einführung von Arbeitern verspricht, ist die Unterhandlung mit den freien Negern in Nordamerika, da man diesen das Leben in den Freistaaten zu sauer macht, und sie wäre allerdings ein Gewinn für Westindien und die freien Neger selbst, wie diese wohl fühlen, denn sie haben Deputirte nach Jamaica und Trinidad geschickt, um die Verhältnisse dort kennen zu lernen und einen Bericht zu erstatten. Aber wenn auch diese Auswanderung in dem größten Maaßstab, der zu erwarten seyn kann, vor sich ginge, so würde sie doch den natürlichen Lauf der Dinge nicht hindern, der ist, daß die Neger nach und nach zu eigentlichen Bauern und Landbesitzern, und die Pflanzer zu Fabricanten und Großhändlern werden. Zur Zeit der Sklaverei konnte die Pflanzer die ganze Arbeit der Bevölkerung auf die fast ausschließliche Cultur einiger großen Handelsartikel richten, aber der freie Neger verwendet natürlich einen großen Theil seiner Zeit auf seine eigene Cultur im Kleinen, deren Producte er theils selbst consumirt, theils verkauft. Man kann daher mit Gewißheit voraussehen, daß die Zahl der Ausfuhrproducte aus den Inseln zunehmen, aber die Hauptstapelartikel an Wichtigkeit abnehmen werden, namentlich Zucker. Der Hafen von London hat im Jahr 1839 aus Westindien etwa 22,000 Tonnen Zucker weniger erhalten als im Jahr 1838 &#x2013; eine Lücke, welche zum Theil durch eine Zunahme von 6000 Tonnen ostindischen Zuckers ausgefüllt wurde. Diese Abnahme des westindischen Products und die Zunahme des bengalischen wird wahrscheinlich von Jahr zu Jahr bedeutender werden, aber der englische Handel leidet nicht darunter, denn die Ausfuhr nach Westindien hat seit der Emancipation beträchtlich zugenommen, weil die Neger sich nicht mehr mit der Kleidung und den Wohnungen begnügen, die ihnen die Pflanzer gaben, und sie finden die Mittel, ihre neuen Bedürfnisse zu bezahlen, leicht in der Cultur einer Menge tropischer Producte, welche die Pflanzer vernachlässigten, weil sie weniger für Anbau im Großen paßten als Zucker.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Botschaft des Präsidenten der Vereinigten Staaten</hi>.</hi> </head><lb/>
        <p>III. <hi rendition="#g">Finanzen</hi>.</p><lb/>
        <p>Die Finanzoperationen der Regierung im Laufe des gegenwärtigen Jahres sind glücklicherweise sehr erfolgreich gewesen. Die Schwierigkeiten, mit denen das Schatzdepartement wegen bekannter Mängel in den bestehenden Gesetzen in Betreff sicherer Aufbewahrung öffentlicher Gelder zu kämpfen gehabt, und die noch vergrößert wurden durch die Einstellung der Baarzahlungen von Seite mehrerer der Banken, die Staatsdepositen besaßen oder an Staatsbeamte für Wechsel schuldeten, die sie zur Zahlung von Staatsabgaben erhalten, sind in sehr befriedigendem Maaße überwunden. Die großen laufenden Ausgaben sind pünktlich bezahlt und Treu' und Glauben der Regierung in allen ihren Geldangelegenheiten gewissenhaft gewahrt worden. Die 19,000,000 Dollars Schatzscheine, autorisirt durch die Congreßacte von 1838 und deren Modificationen zu Gunsten von Kaufleuten hinsichtlich ihrer Zollscheine und zu Gunsten der Depositenbanken, sind so pünktlich eingelöst worden, daß jederzeit weniger als die ursprünglichen 10,000,000 ausstanden, und die gesammte uneingelöste Summe jetzt nicht 3,000,000 beträgt. Hievon wird der größere Theil erst nächstes Jahr fällig, und das Ganze würde bereits getilgt seyn, hätte der Schatz die ihm von Seite der Banken schuldigen Zahlungen realisiren können. Wenn diejenigen, welche sie ihm im nächsten Jahr schulden, pünktlich entrichtet werden, und wenn der Congreß bei der Verwendung die Anschläge nicht überschreitet, so ist aller Grund vorhanden zu glauben, daß sämmtliche ausstehende Schatznoten eingelöst und die ordentlichen Ausgaben bestritten werden können, ohne dem Volk eine weitere Last, sey es in Anleihen oder erhöhten Abgaben, aufzulegen. Dieß ist zu vermeiden, und die Ausgaben innerhalb vernünftiger Gränzen zu halten, ist eine Pflicht, die an Wichtigkeit nur der Bewahrung unsers Nationalcharakters und der Schützung unserer Bürger in ihren bürgerlichen und politischen Rechten nachsteht. Die Schaffung einer möglicher Weise ständig werdenden Schuld zu Friedenszeiten ist ein Uebel, wofür es keinen Ersatz gibt. Die Schnelligkeit, mit der viele der Staaten sich anscheinend dieser Lage nähern, mahnt uns zu dringend an unsere Pflichten, als daß sie mißachtet werden könnte. Eine, nicht die mindest wichtige, besteht darin, die Föderalregierung stets in einer Lage zu erhalten, daß sie mit Ruhe und Kraft ihre höchsten Functionen, falls die öffentlichen Angelegenheiten deren Ausübung plötzlich erheischen sollten, zu erfüllen im Stand ist &#x2013; eine Lage, der wir stets ausgesetzt sind und die eintreten kann, wenn man es am wenigsten erwartet. Zu diesem Ende ist es unumgänglich, daß ihre Finanzen ungefesselt, und ihre Hülfsquellen, so weit als thunlich, unbelastet seyen. Kein Umstand könnte der Erreichung dieser hochwichtigen Zwecke größere Hindernisse in Weg legen, als die Schaffung einer lästigen Nationalschuld. Unsere eigene Erfahrung, so wie diejenige anderer Nationen haben uns die unvermeidliche und furchtbare Schnelligkeit gezeigt, mit der eine Staatsschuld anwächst, wenn die Regierung einmal der verderblichen Praxis sich ergeben hat, ihre vorgeblichen Bedürfnisse durch Anleihen zu bestreiten. Unser Kampf dagegen muß daher, um siegreich zu seyn, schon an der Schwelle bestanden werden. Das beste Mittel ist strenge Sparsamkeit; Einfachheit und Sparsamkeit im Staatshaushalt haben nie verfehlt republicanische Principien zu läutern und zu kräftigen, während diese eben so sicher durch Nationalverschwendung, unter welch' scheinbaren Vorwänden man sie auch eingeführt haben mag, untergraben wurden. &#x2013; Diese Betrachtungen können bei einem Volke nicht verloren seyn, das die Wirkung, welche seine Politik auf die Institutionen übte, die es sich geschaffen, nie außer Acht gelassen; im gegenwärtigen Augenblick aber wird ihre Kraft erhöht durch die Nothwendigkeit, die ein abnehmendes Einkommen auflegt. Der Stoß, den die verzollbaren Einfuhrartikel erlitten, die Verwirrung im innern Handel, und besonders die allmählich eintretenden Ermäßigungen in unserm Zolltarif &#x2013; all dieß trägt zur Verminderung unserer Einnahmen bei. Aller Wahrscheinlichkeit nach dürfte die Verminderung, die aus der letzten Ursache allein entspringt, im Jahr 1842, wo die endliche Herabsetzung aller Zölle auf 20 Procent ins Leben tritt, nicht weniger als 5,000,000 Dollars betragen. Das dann aus den Zöllen und den Verkäufen öffentlicher Ländereien erwachsende Gesammteinkommen, wo nicht mehr, wird unzweifelhaft zur Bestreitung der nothwendigen Ausgaben der Regierung bei der umsichtigsten Verwaltung ihrer Angelegenheiten in Anspruch genommen werden. Dieß sind Umstände, welche gebieterisch strenge Sparsamkeit empfehlen, und deren treue und beständige Ausübung<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0218/0010] sind sie jetzt auf den Gedanken verfallen, eine sogenannte freie Negereinfuhr aus Afrika zu bewirken; sie schlagen vor, daß dazu Abkünfte mit den Negerfürsten der Küste abgeschlossen werden und das Ganze unter Aufsicht und Leitung der englischen Regierung geschehe. Dieß wäre natürlich nichts als ein erneuerter Sklavenhandel; denn wer hat je von einem afrikanischen Neger gehört, der freiwillig ausgewandert wäre? Die Regierung kann sich natürlich nicht darauf einlassen. Der einzige Plan, der eine bedeutende Einführung von Arbeitern verspricht, ist die Unterhandlung mit den freien Negern in Nordamerika, da man diesen das Leben in den Freistaaten zu sauer macht, und sie wäre allerdings ein Gewinn für Westindien und die freien Neger selbst, wie diese wohl fühlen, denn sie haben Deputirte nach Jamaica und Trinidad geschickt, um die Verhältnisse dort kennen zu lernen und einen Bericht zu erstatten. Aber wenn auch diese Auswanderung in dem größten Maaßstab, der zu erwarten seyn kann, vor sich ginge, so würde sie doch den natürlichen Lauf der Dinge nicht hindern, der ist, daß die Neger nach und nach zu eigentlichen Bauern und Landbesitzern, und die Pflanzer zu Fabricanten und Großhändlern werden. Zur Zeit der Sklaverei konnte die Pflanzer die ganze Arbeit der Bevölkerung auf die fast ausschließliche Cultur einiger großen Handelsartikel richten, aber der freie Neger verwendet natürlich einen großen Theil seiner Zeit auf seine eigene Cultur im Kleinen, deren Producte er theils selbst consumirt, theils verkauft. Man kann daher mit Gewißheit voraussehen, daß die Zahl der Ausfuhrproducte aus den Inseln zunehmen, aber die Hauptstapelartikel an Wichtigkeit abnehmen werden, namentlich Zucker. Der Hafen von London hat im Jahr 1839 aus Westindien etwa 22,000 Tonnen Zucker weniger erhalten als im Jahr 1838 – eine Lücke, welche zum Theil durch eine Zunahme von 6000 Tonnen ostindischen Zuckers ausgefüllt wurde. Diese Abnahme des westindischen Products und die Zunahme des bengalischen wird wahrscheinlich von Jahr zu Jahr bedeutender werden, aber der englische Handel leidet nicht darunter, denn die Ausfuhr nach Westindien hat seit der Emancipation beträchtlich zugenommen, weil die Neger sich nicht mehr mit der Kleidung und den Wohnungen begnügen, die ihnen die Pflanzer gaben, und sie finden die Mittel, ihre neuen Bedürfnisse zu bezahlen, leicht in der Cultur einer Menge tropischer Producte, welche die Pflanzer vernachlässigten, weil sie weniger für Anbau im Großen paßten als Zucker. Botschaft des Präsidenten der Vereinigten Staaten. III. Finanzen. Die Finanzoperationen der Regierung im Laufe des gegenwärtigen Jahres sind glücklicherweise sehr erfolgreich gewesen. Die Schwierigkeiten, mit denen das Schatzdepartement wegen bekannter Mängel in den bestehenden Gesetzen in Betreff sicherer Aufbewahrung öffentlicher Gelder zu kämpfen gehabt, und die noch vergrößert wurden durch die Einstellung der Baarzahlungen von Seite mehrerer der Banken, die Staatsdepositen besaßen oder an Staatsbeamte für Wechsel schuldeten, die sie zur Zahlung von Staatsabgaben erhalten, sind in sehr befriedigendem Maaße überwunden. Die großen laufenden Ausgaben sind pünktlich bezahlt und Treu' und Glauben der Regierung in allen ihren Geldangelegenheiten gewissenhaft gewahrt worden. Die 19,000,000 Dollars Schatzscheine, autorisirt durch die Congreßacte von 1838 und deren Modificationen zu Gunsten von Kaufleuten hinsichtlich ihrer Zollscheine und zu Gunsten der Depositenbanken, sind so pünktlich eingelöst worden, daß jederzeit weniger als die ursprünglichen 10,000,000 ausstanden, und die gesammte uneingelöste Summe jetzt nicht 3,000,000 beträgt. Hievon wird der größere Theil erst nächstes Jahr fällig, und das Ganze würde bereits getilgt seyn, hätte der Schatz die ihm von Seite der Banken schuldigen Zahlungen realisiren können. Wenn diejenigen, welche sie ihm im nächsten Jahr schulden, pünktlich entrichtet werden, und wenn der Congreß bei der Verwendung die Anschläge nicht überschreitet, so ist aller Grund vorhanden zu glauben, daß sämmtliche ausstehende Schatznoten eingelöst und die ordentlichen Ausgaben bestritten werden können, ohne dem Volk eine weitere Last, sey es in Anleihen oder erhöhten Abgaben, aufzulegen. Dieß ist zu vermeiden, und die Ausgaben innerhalb vernünftiger Gränzen zu halten, ist eine Pflicht, die an Wichtigkeit nur der Bewahrung unsers Nationalcharakters und der Schützung unserer Bürger in ihren bürgerlichen und politischen Rechten nachsteht. Die Schaffung einer möglicher Weise ständig werdenden Schuld zu Friedenszeiten ist ein Uebel, wofür es keinen Ersatz gibt. Die Schnelligkeit, mit der viele der Staaten sich anscheinend dieser Lage nähern, mahnt uns zu dringend an unsere Pflichten, als daß sie mißachtet werden könnte. Eine, nicht die mindest wichtige, besteht darin, die Föderalregierung stets in einer Lage zu erhalten, daß sie mit Ruhe und Kraft ihre höchsten Functionen, falls die öffentlichen Angelegenheiten deren Ausübung plötzlich erheischen sollten, zu erfüllen im Stand ist – eine Lage, der wir stets ausgesetzt sind und die eintreten kann, wenn man es am wenigsten erwartet. Zu diesem Ende ist es unumgänglich, daß ihre Finanzen ungefesselt, und ihre Hülfsquellen, so weit als thunlich, unbelastet seyen. Kein Umstand könnte der Erreichung dieser hochwichtigen Zwecke größere Hindernisse in Weg legen, als die Schaffung einer lästigen Nationalschuld. Unsere eigene Erfahrung, so wie diejenige anderer Nationen haben uns die unvermeidliche und furchtbare Schnelligkeit gezeigt, mit der eine Staatsschuld anwächst, wenn die Regierung einmal der verderblichen Praxis sich ergeben hat, ihre vorgeblichen Bedürfnisse durch Anleihen zu bestreiten. Unser Kampf dagegen muß daher, um siegreich zu seyn, schon an der Schwelle bestanden werden. Das beste Mittel ist strenge Sparsamkeit; Einfachheit und Sparsamkeit im Staatshaushalt haben nie verfehlt republicanische Principien zu läutern und zu kräftigen, während diese eben so sicher durch Nationalverschwendung, unter welch' scheinbaren Vorwänden man sie auch eingeführt haben mag, untergraben wurden. – Diese Betrachtungen können bei einem Volke nicht verloren seyn, das die Wirkung, welche seine Politik auf die Institutionen übte, die es sich geschaffen, nie außer Acht gelassen; im gegenwärtigen Augenblick aber wird ihre Kraft erhöht durch die Nothwendigkeit, die ein abnehmendes Einkommen auflegt. Der Stoß, den die verzollbaren Einfuhrartikel erlitten, die Verwirrung im innern Handel, und besonders die allmählich eintretenden Ermäßigungen in unserm Zolltarif – all dieß trägt zur Verminderung unserer Einnahmen bei. Aller Wahrscheinlichkeit nach dürfte die Verminderung, die aus der letzten Ursache allein entspringt, im Jahr 1842, wo die endliche Herabsetzung aller Zölle auf 20 Procent ins Leben tritt, nicht weniger als 5,000,000 Dollars betragen. Das dann aus den Zöllen und den Verkäufen öffentlicher Ländereien erwachsende Gesammteinkommen, wo nicht mehr, wird unzweifelhaft zur Bestreitung der nothwendigen Ausgaben der Regierung bei der umsichtigsten Verwaltung ihrer Angelegenheiten in Anspruch genommen werden. Dieß sind Umstände, welche gebieterisch strenge Sparsamkeit empfehlen, und deren treue und beständige Ausübung

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_028_18400128
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_028_18400128/10
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 28. Augsburg, 28. Januar 1840, S. 0218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_028_18400128/10>, abgerufen am 21.11.2024.