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Allgemeine Zeitung. Nr. 20. Augsburg, 20. Januar 1840.

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Der Beobachtungs-Thermometer ist gegen Norden und 455 Fuß über der Meeresfläche aufgehängt. Der Barometer ist in französische Zoll und Linien eingetheilt, und befindet sich in einem Zimmer ebenfalls 455 Fuß über der Meeresfläche. Der höchste Stand des Thermometers war am 18 und 19 Jul. 25°. Der niedrigste am 17 und 24 Dec. 1° über Null. Der höchste Stand des Barometers am 1 Jan. 28. 1. 1; der niedrigste am 26 Jan. 27. 1. 4.

Deutschland.

Unsre Eisenbahn ist seit meinem letzten Berichte bedeutend vorangeschritten. Die Erdarbeiten werden ungeachtet der strengen Kälte Tag und Nacht fortgesetzt. Der Durchstich der Sandhügel in dem Friedrichsfelder Walde ist gegenwärtig bis zu dem höchsten Punkte gediehen, wo das abzutragende Erdreich eine Höhe von 50 Fuß ausmacht. Von diesem Punkte aus ist nur noch eine Strecke von 2000 Fuß zu durchschneiden. Oberhalb dieser Strecke ist der Bahndamm bis Heidelberg fertig und größtentheils mit Schienen belegt. Die Abtragung der vorerwähnten Strecke wird bis zu Ende Februar fertig seyn, zu welcher Periode gleichzeitig der Bahndamm bis an die Schwetzinger Chaussee bei Mannheim vollendet seyn wird. Die noch auszufüllende Lücke bis zur Schwetzinger Chaussee beträgt eine Entfernung von einer starken Viertelstunde. Der hiesige Bahnhof und die Curve von dem Bahnhof bis zur Schwetzinger Chaussee ist ausgesteckt, und man ist damit beschäftigt, die in diese Direction fallenden Güterstücke zu expropriiren. (Mannh. Journ.)

Des Hrn. Laurent, ernannten apostolischen Vikars im Norden, als sehr nahe angekündigte Reise nach Hamburg ist auf ganz unbestimmte Zeit ausgesetzt, in Folge der hierüber von dänischer, mecklenburgischer, oldenburgischer und hanseatischer Seite einhellig und unumwunden ausgesprochenen Gesinnung. Der hierüber aus einer erprobten hanseatischen Feder hervorgegangene, documentirte Artikel der Lübecker Blätter ging aus selben in die meisten norddeutschen unverkümmert über, und wurde als ein bedeutsamer Beitrag zur deutschen Kirchengeschichte und zum Nationalkirchenrecht mit vieler Theilnahme aufgenommen.

Dänemark.

Die Collegialzeitung enthält ein Rescript vom 2 d. über die gänzliche Reform und bedeutende Beschränkung des Gratialwesens. Zum Staatssecretär der Gnadensachen ist der geheime Cabinetssecretär des Königs, geheimer Etatsrath Adler, ernannt worden. Man sieht hieraus den ersten Schritt zur Erfüllung des Versprechens, welches der König namentlich der Deputation des Kopenhagener Handelsstandes gegeben hatte, daß seine erste und vornehmste Sorge auf die Verbesserung der Finanzen des Landes gerichtet seyn solle, und es ist in der That erfreulich, daß dieser erste Schritt die hoffentlich totale Aufhebung des von dem ganzen Volke und den Repräsentanten desselben bei den Ständen als unvereinbar mit den allernothwendigsten Ersparnissen und für das Volk demoralisirend erklärten Gratialwesens hoffen läßt. "Daß der König - bemerkt Fädrelandet - mit Bedauern gefühlt hat, daß Einzelne eine Unterstützung entbehren werden, an welche sie gewohnt waren, und deren sie in höherem oder geringerem Grade bedurften, macht seinem Herzen Ehre. Daß er aber zugleich gefühlt hat, daß das Herz nicht allein rathen muß, daß höhere Pflichten es ihm zur Nothwendigkeit machen können, den Drang seines Herzens unerfüllt zu lassen, daß er eingesehen hat, wie er da, wo das Wohl des Staats mit seinen Neigungen in Conflict kömmt, seine Neigungen den höheren Staatsrücksichten unterordnen müsse, macht ihm nicht minder Ehre. Daß der König einsieht, daß er mit dem Gratialsystem zugleich eines der Mittel aufgibt, durch welches der Vertheiler der Gnade so leicht manches Herz fesseln und manchen blinden Anhänger gewinnen kann, und es doch aufgibt; dieß muß uns überzeugen, daß es nicht nur seine Person, sondern der Staat ist, an den er das Volk knüpfen will, und daß er die Ansicht aufstellt, gleichwie Niemand das Land lieber um seiner selbst willen vergessen, vielmehr seine Pflicht als Staatsbürger mehr vor Augen haben soll, als das, was ihm eine augenblickliche Gnade verschaffen könnte, so auch jeder auf das mehr achten solle, was der König beginnt, um das Wohl des Landes auf einem sichern Fundamente zu bauen, als auf das, was er thut, um den persönlichen Wünschen Einzelner entgegenzukommen."

Türkei.

Nach der Colonial Gazette soll die christliche Bevölkerung Konstantinopels so angewachsen seyn, daß ganz in der Nähe, an der Vereinigung der Straße von Pera und Tabavla, und auf den Hügeln zwischen Therapia und Bujukdere mit Einemmal zwei neue Dörfer entstanden sind. Man schreibt diese rasche Vermehrung dem Elend zu, das in den Provincialstädten herrscht und die Einwohner zwingt, ihren Unterhalt in der Hauptstadt zu suchen.

Als ein Factum kann erwähnt werden, daß hier in Konstantinopel sich noch immer das Gerücht erhält, Kiamil Effendi habe von der Pforte Instructionen erhalten, denen zufolge er neue Anträge zu einem Vergleich dem Pascha von Aegypten zu machen habe. Gut unterrichtete Personen versichern indessen, daß der Auftrag des türkischen Abgesandten bloß dahin gehe, die Kundmachung des Hattischerifs in Aegypten und in den andern der Administration des Vicekönigs und seines Sohnes Ibrahim untergebenen Ländern zu bewirken. Ein von Erzerum vorgestern hier eingetroffener Tatar erzählt folgenden Fall, der sich in jener Stadt zugetragen haben soll. Die Frau des französischen Arztes, der im Gefolge des in Europa bekannten persischen Botschafters, Hussein Khan, sich befindet, erkrankte plötzlich in Erzerum. Ihr Gatte, der sie nicht verlassen wollte, versprach dem Gesandten in einigen Tagen nach Teheran nachzufolgen. Allein Hussein Khan, der den Verdacht schöpfte, daß sich der Arzt unter diesem Vorwande von ihm loszumachen suche, protestirte dagegen und wandte sich an den in Erzerum accreditirten brittischen Consul, um sein vermeintliches Recht geltend zu machen. Die französischen Officiere, die Hussein in seinem Gefolge hat und einige persische Diener des Gesandten, geriethen nun im Hause des brittischen Consuls in einen heftigen Wortstreit, der bald in eine förmliche Rauferei ausartete, wobei fünf Personen auf beiden Seiten mehr oder minder gefährlich verletzt wurden.

Aegypten.

Kiamil-Pascha ist nach Kairo abgereist, um daselbst in dem großen Conseil den von ihm mitgebrachten Hattischeriff vorzulesen. Daß dieser Hattischeriff eben so wirkungslos für Aegypten seyn wird, wie der mit England und den übrigen Mächten abgeschlossene Handelstractat, ist gar keinem Zweifel unterworfen. Hier werden die Sachen ganz auf demselben Fuß bleiben wie früher: das was der Pascha reformiren will, weiß er durchzusetzen, und das was von Konstantinopel kommt und gegen seinen Willen ist, weiß er zu paralysiren. Daß der Hattischeriff an den erblichen Statthalter Aegyptens adressirt ist, hat einiges Aufsehen erregt, denn obgleich ihm die Pforte die Erblichkeit bewilligte, so weiß man doch, daß einestheils der Pascha sie ausschlug, da sie sich nicht

Der Beobachtungs-Thermometer ist gegen Norden und 455 Fuß über der Meeresfläche aufgehängt. Der Barometer ist in französische Zoll und Linien eingetheilt, und befindet sich in einem Zimmer ebenfalls 455 Fuß über der Meeresfläche. Der höchste Stand des Thermometers war am 18 und 19 Jul. 25°. Der niedrigste am 17 und 24 Dec. 1° über Null. Der höchste Stand des Barometers am 1 Jan. 28. 1. 1; der niedrigste am 26 Jan. 27. 1. 4.

Deutschland.

Unsre Eisenbahn ist seit meinem letzten Berichte bedeutend vorangeschritten. Die Erdarbeiten werden ungeachtet der strengen Kälte Tag und Nacht fortgesetzt. Der Durchstich der Sandhügel in dem Friedrichsfelder Walde ist gegenwärtig bis zu dem höchsten Punkte gediehen, wo das abzutragende Erdreich eine Höhe von 50 Fuß ausmacht. Von diesem Punkte aus ist nur noch eine Strecke von 2000 Fuß zu durchschneiden. Oberhalb dieser Strecke ist der Bahndamm bis Heidelberg fertig und größtentheils mit Schienen belegt. Die Abtragung der vorerwähnten Strecke wird bis zu Ende Februar fertig seyn, zu welcher Periode gleichzeitig der Bahndamm bis an die Schwetzinger Chaussée bei Mannheim vollendet seyn wird. Die noch auszufüllende Lücke bis zur Schwetzinger Chaussée beträgt eine Entfernung von einer starken Viertelstunde. Der hiesige Bahnhof und die Curve von dem Bahnhof bis zur Schwetzinger Chaussée ist ausgesteckt, und man ist damit beschäftigt, die in diese Direction fallenden Güterstücke zu expropriiren. (Mannh. Journ.)

Des Hrn. Laurent, ernannten apostolischen Vikars im Norden, als sehr nahe angekündigte Reise nach Hamburg ist auf ganz unbestimmte Zeit ausgesetzt, in Folge der hierüber von dänischer, mecklenburgischer, oldenburgischer und hanseatischer Seite einhellig und unumwunden ausgesprochenen Gesinnung. Der hierüber aus einer erprobten hanseatischen Feder hervorgegangene, documentirte Artikel der Lübecker Blätter ging aus selben in die meisten norddeutschen unverkümmert über, und wurde als ein bedeutsamer Beitrag zur deutschen Kirchengeschichte und zum Nationalkirchenrecht mit vieler Theilnahme aufgenommen.

Dänemark.

Die Collegialzeitung enthält ein Rescript vom 2 d. über die gänzliche Reform und bedeutende Beschränkung des Gratialwesens. Zum Staatssecretär der Gnadensachen ist der geheime Cabinetssecretär des Königs, geheimer Etatsrath Adler, ernannt worden. Man sieht hieraus den ersten Schritt zur Erfüllung des Versprechens, welches der König namentlich der Deputation des Kopenhagener Handelsstandes gegeben hatte, daß seine erste und vornehmste Sorge auf die Verbesserung der Finanzen des Landes gerichtet seyn solle, und es ist in der That erfreulich, daß dieser erste Schritt die hoffentlich totale Aufhebung des von dem ganzen Volke und den Repräsentanten desselben bei den Ständen als unvereinbar mit den allernothwendigsten Ersparnissen und für das Volk demoralisirend erklärten Gratialwesens hoffen läßt. „Daß der König – bemerkt Fädrelandet – mit Bedauern gefühlt hat, daß Einzelne eine Unterstützung entbehren werden, an welche sie gewohnt waren, und deren sie in höherem oder geringerem Grade bedurften, macht seinem Herzen Ehre. Daß er aber zugleich gefühlt hat, daß das Herz nicht allein rathen muß, daß höhere Pflichten es ihm zur Nothwendigkeit machen können, den Drang seines Herzens unerfüllt zu lassen, daß er eingesehen hat, wie er da, wo das Wohl des Staats mit seinen Neigungen in Conflict kömmt, seine Neigungen den höheren Staatsrücksichten unterordnen müsse, macht ihm nicht minder Ehre. Daß der König einsieht, daß er mit dem Gratialsystem zugleich eines der Mittel aufgibt, durch welches der Vertheiler der Gnade so leicht manches Herz fesseln und manchen blinden Anhänger gewinnen kann, und es doch aufgibt; dieß muß uns überzeugen, daß es nicht nur seine Person, sondern der Staat ist, an den er das Volk knüpfen will, und daß er die Ansicht aufstellt, gleichwie Niemand das Land lieber um seiner selbst willen vergessen, vielmehr seine Pflicht als Staatsbürger mehr vor Augen haben soll, als das, was ihm eine augenblickliche Gnade verschaffen könnte, so auch jeder auf das mehr achten solle, was der König beginnt, um das Wohl des Landes auf einem sichern Fundamente zu bauen, als auf das, was er thut, um den persönlichen Wünschen Einzelner entgegenzukommen.“

Türkei.

Nach der Colonial Gazette soll die christliche Bevölkerung Konstantinopels so angewachsen seyn, daß ganz in der Nähe, an der Vereinigung der Straße von Pera und Tabavla, und auf den Hügeln zwischen Therapia und Bujukdere mit Einemmal zwei neue Dörfer entstanden sind. Man schreibt diese rasche Vermehrung dem Elend zu, das in den Provincialstädten herrscht und die Einwohner zwingt, ihren Unterhalt in der Hauptstadt zu suchen.

Als ein Factum kann erwähnt werden, daß hier in Konstantinopel sich noch immer das Gerücht erhält, Kiamil Effendi habe von der Pforte Instructionen erhalten, denen zufolge er neue Anträge zu einem Vergleich dem Pascha von Aegypten zu machen habe. Gut unterrichtete Personen versichern indessen, daß der Auftrag des türkischen Abgesandten bloß dahin gehe, die Kundmachung des Hattischerifs in Aegypten und in den andern der Administration des Vicekönigs und seines Sohnes Ibrahim untergebenen Ländern zu bewirken. Ein von Erzerum vorgestern hier eingetroffener Tatar erzählt folgenden Fall, der sich in jener Stadt zugetragen haben soll. Die Frau des französischen Arztes, der im Gefolge des in Europa bekannten persischen Botschafters, Hussein Khan, sich befindet, erkrankte plötzlich in Erzerum. Ihr Gatte, der sie nicht verlassen wollte, versprach dem Gesandten in einigen Tagen nach Teheran nachzufolgen. Allein Hussein Khan, der den Verdacht schöpfte, daß sich der Arzt unter diesem Vorwande von ihm loszumachen suche, protestirte dagegen und wandte sich an den in Erzerum accreditirten brittischen Consul, um sein vermeintliches Recht geltend zu machen. Die französischen Officiere, die Hussein in seinem Gefolge hat und einige persische Diener des Gesandten, geriethen nun im Hause des brittischen Consuls in einen heftigen Wortstreit, der bald in eine förmliche Rauferei ausartete, wobei fünf Personen auf beiden Seiten mehr oder minder gefährlich verletzt wurden.

Aegypten.

Kiamil-Pascha ist nach Kairo abgereist, um daselbst in dem großen Conseil den von ihm mitgebrachten Hattischeriff vorzulesen. Daß dieser Hattischeriff eben so wirkungslos für Aegypten seyn wird, wie der mit England und den übrigen Mächten abgeschlossene Handelstractat, ist gar keinem Zweifel unterworfen. Hier werden die Sachen ganz auf demselben Fuß bleiben wie früher: das was der Pascha reformiren will, weiß er durchzusetzen, und das was von Konstantinopel kommt und gegen seinen Willen ist, weiß er zu paralysiren. Daß der Hattischeriff an den erblichen Statthalter Aegyptens adressirt ist, hat einiges Aufsehen erregt, denn obgleich ihm die Pforte die Erblichkeit bewilligte, so weiß man doch, daß einestheils der Pascha sie ausschlug, da sie sich nicht

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[0159/0007] Der Beobachtungs-Thermometer ist gegen Norden und 455 Fuß über der Meeresfläche aufgehängt. Der Barometer ist in französische Zoll und Linien eingetheilt, und befindet sich in einem Zimmer ebenfalls 455 Fuß über der Meeresfläche. Der höchste Stand des Thermometers war am 18 und 19 Jul. 25°. Der niedrigste am 17 und 24 Dec. 1° über Null. Der höchste Stand des Barometers am 1 Jan. 28. 1. 1; der niedrigste am 26 Jan. 27. 1. 4. Deutschland. _ Mannheim, 15 Jan. Unsre Eisenbahn ist seit meinem letzten Berichte bedeutend vorangeschritten. Die Erdarbeiten werden ungeachtet der strengen Kälte Tag und Nacht fortgesetzt. Der Durchstich der Sandhügel in dem Friedrichsfelder Walde ist gegenwärtig bis zu dem höchsten Punkte gediehen, wo das abzutragende Erdreich eine Höhe von 50 Fuß ausmacht. Von diesem Punkte aus ist nur noch eine Strecke von 2000 Fuß zu durchschneiden. Oberhalb dieser Strecke ist der Bahndamm bis Heidelberg fertig und größtentheils mit Schienen belegt. Die Abtragung der vorerwähnten Strecke wird bis zu Ende Februar fertig seyn, zu welcher Periode gleichzeitig der Bahndamm bis an die Schwetzinger Chaussée bei Mannheim vollendet seyn wird. Die noch auszufüllende Lücke bis zur Schwetzinger Chaussée beträgt eine Entfernung von einer starken Viertelstunde. Der hiesige Bahnhof und die Curve von dem Bahnhof bis zur Schwetzinger Chaussée ist ausgesteckt, und man ist damit beschäftigt, die in diese Direction fallenden Güterstücke zu expropriiren. (Mannh. Journ.) _ Hamburg, 15 Jan. Des Hrn. Laurent, ernannten apostolischen Vikars im Norden, als sehr nahe angekündigte Reise nach Hamburg ist auf ganz unbestimmte Zeit ausgesetzt, in Folge der hierüber von dänischer, mecklenburgischer, oldenburgischer und hanseatischer Seite einhellig und unumwunden ausgesprochenen Gesinnung. Der hierüber aus einer erprobten hanseatischen Feder hervorgegangene, documentirte Artikel der Lübecker Blätter ging aus selben in die meisten norddeutschen unverkümmert über, und wurde als ein bedeutsamer Beitrag zur deutschen Kirchengeschichte und zum Nationalkirchenrecht mit vieler Theilnahme aufgenommen. Dänemark. _ Kopenhagen, 7 Jan. Die Collegialzeitung enthält ein Rescript vom 2 d. über die gänzliche Reform und bedeutende Beschränkung des Gratialwesens. Zum Staatssecretär der Gnadensachen ist der geheime Cabinetssecretär des Königs, geheimer Etatsrath Adler, ernannt worden. Man sieht hieraus den ersten Schritt zur Erfüllung des Versprechens, welches der König namentlich der Deputation des Kopenhagener Handelsstandes gegeben hatte, daß seine erste und vornehmste Sorge auf die Verbesserung der Finanzen des Landes gerichtet seyn solle, und es ist in der That erfreulich, daß dieser erste Schritt die hoffentlich totale Aufhebung des von dem ganzen Volke und den Repräsentanten desselben bei den Ständen als unvereinbar mit den allernothwendigsten Ersparnissen und für das Volk demoralisirend erklärten Gratialwesens hoffen läßt. „Daß der König – bemerkt Fädrelandet – mit Bedauern gefühlt hat, daß Einzelne eine Unterstützung entbehren werden, an welche sie gewohnt waren, und deren sie in höherem oder geringerem Grade bedurften, macht seinem Herzen Ehre. Daß er aber zugleich gefühlt hat, daß das Herz nicht allein rathen muß, daß höhere Pflichten es ihm zur Nothwendigkeit machen können, den Drang seines Herzens unerfüllt zu lassen, daß er eingesehen hat, wie er da, wo das Wohl des Staats mit seinen Neigungen in Conflict kömmt, seine Neigungen den höheren Staatsrücksichten unterordnen müsse, macht ihm nicht minder Ehre. Daß der König einsieht, daß er mit dem Gratialsystem zugleich eines der Mittel aufgibt, durch welches der Vertheiler der Gnade so leicht manches Herz fesseln und manchen blinden Anhänger gewinnen kann, und es doch aufgibt; dieß muß uns überzeugen, daß es nicht nur seine Person, sondern der Staat ist, an den er das Volk knüpfen will, und daß er die Ansicht aufstellt, gleichwie Niemand das Land lieber um seiner selbst willen vergessen, vielmehr seine Pflicht als Staatsbürger mehr vor Augen haben soll, als das, was ihm eine augenblickliche Gnade verschaffen könnte, so auch jeder auf das mehr achten solle, was der König beginnt, um das Wohl des Landes auf einem sichern Fundamente zu bauen, als auf das, was er thut, um den persönlichen Wünschen Einzelner entgegenzukommen.“ Türkei. Nach der Colonial Gazette soll die christliche Bevölkerung Konstantinopels so angewachsen seyn, daß ganz in der Nähe, an der Vereinigung der Straße von Pera und Tabavla, und auf den Hügeln zwischen Therapia und Bujukdere mit Einemmal zwei neue Dörfer entstanden sind. Man schreibt diese rasche Vermehrung dem Elend zu, das in den Provincialstädten herrscht und die Einwohner zwingt, ihren Unterhalt in der Hauptstadt zu suchen. _ Konstantinopel, 31 Dec. Als ein Factum kann erwähnt werden, daß hier in Konstantinopel sich noch immer das Gerücht erhält, Kiamil Effendi habe von der Pforte Instructionen erhalten, denen zufolge er neue Anträge zu einem Vergleich dem Pascha von Aegypten zu machen habe. Gut unterrichtete Personen versichern indessen, daß der Auftrag des türkischen Abgesandten bloß dahin gehe, die Kundmachung des Hattischerifs in Aegypten und in den andern der Administration des Vicekönigs und seines Sohnes Ibrahim untergebenen Ländern zu bewirken. Ein von Erzerum vorgestern hier eingetroffener Tatar erzählt folgenden Fall, der sich in jener Stadt zugetragen haben soll. Die Frau des französischen Arztes, der im Gefolge des in Europa bekannten persischen Botschafters, Hussein Khan, sich befindet, erkrankte plötzlich in Erzerum. Ihr Gatte, der sie nicht verlassen wollte, versprach dem Gesandten in einigen Tagen nach Teheran nachzufolgen. Allein Hussein Khan, der den Verdacht schöpfte, daß sich der Arzt unter diesem Vorwande von ihm loszumachen suche, protestirte dagegen und wandte sich an den in Erzerum accreditirten brittischen Consul, um sein vermeintliches Recht geltend zu machen. Die französischen Officiere, die Hussein in seinem Gefolge hat und einige persische Diener des Gesandten, geriethen nun im Hause des brittischen Consuls in einen heftigen Wortstreit, der bald in eine förmliche Rauferei ausartete, wobei fünf Personen auf beiden Seiten mehr oder minder gefährlich verletzt wurden. Aegypten. _ Alexandria, 27 Dec. Kiamil-Pascha ist nach Kairo abgereist, um daselbst in dem großen Conseil den von ihm mitgebrachten Hattischeriff vorzulesen. Daß dieser Hattischeriff eben so wirkungslos für Aegypten seyn wird, wie der mit England und den übrigen Mächten abgeschlossene Handelstractat, ist gar keinem Zweifel unterworfen. Hier werden die Sachen ganz auf demselben Fuß bleiben wie früher: das was der Pascha reformiren will, weiß er durchzusetzen, und das was von Konstantinopel kommt und gegen seinen Willen ist, weiß er zu paralysiren. Daß der Hattischeriff an den erblichen Statthalter Aegyptens adressirt ist, hat einiges Aufsehen erregt, denn obgleich ihm die Pforte die Erblichkeit bewilligte, so weiß man doch, daß einestheils der Pascha sie ausschlug, da sie sich nicht

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 20. Augsburg, 20. Januar 1840, S. 0159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_020_18400120/7>, abgerufen am 24.11.2024.