Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung. Nr. 19. Augsburg, 19. Januar 1840.

Bild:
erste Seite
Ausgburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Sonntag
Nr. 19.
19 Januar 1840.

Portugal.

Die Eröffnung der Kammern ist auf den 2 Jan. festgesetzt, und das Programm bekannt gemacht. Dem Act der Eröffnung geht eine feierliche Messe, do Espirito Santo, in der Kathedrale voraus, der alle Senatoren und Deputirten beiwohnen. Um Mittag versammeln sich dieselben in dem Cortes-Palast und erwarten die Ankunft der Königin, die durch eine Girandola angekündigt wird. Der Königin voraus schreiten die Porteiros, Herolde, Wappenkönige, Arautos und Passavantes, die Baronen, Viscomtes, die Hofbeamten, die Minister und Oberhofchargen, die Deputationen der Kammern, welche die Königin am Eingang empfangen. Darauf die beiden Majestäten. Die Oberhofmeisterin trägt den Schlepp des königlichen Mantels. Sobald sich die Majestäten gesetzt haben, setzen sich auch die Senatoren und Deputirten, worauf die Königin die Thronrede verliest, und die Sitzung der Kammer für eröffnet erklärt. Girandolas knallen, die Forts und die Kriegsschiffe salutiren. - Noch liegt es ziemlich im Dunkeln, was diesesmal von den Arbeiten der Kammern zu erwarten ist, ja, ob es wirklich so weit kommt, daß sie Beschlüsse fassen können. Die Senatoren zeigten schon in letzter Session, wie wenig Eifer sie haben, ihr Geld in Lissabon zum Wohl des Vaterlandes zu verzehren. Man hätte glauben sollen, daß die Senatoren, die zum erstenmal nach der neuen Constitution zusammen traten, wenigstens durch das Neue ihrer Lage zum Erscheinen bestimmt werden würden, allein ihre Privatinteressen überwogen den Patriotismus. Die von den alten Pairs, welche man abermals zu Senatoren erwählt, sehen sich nicht geschmeichelt dadurch, daß sie vom Volke gewählt wurden, da eben dieses Volk sie ihrer erblichen Pairswürde beraubt hat. - Der Herzog v. Palmella soll bedeutend krank seyn. Der König stattete ihm vor einigen Tagen einen Besuch ab. Die Sonntags-Soireen am Hof haben seit einiger Zeit wieder ihren Anfang genommen. Die beiden kleinen Prinzen gedeihen trefflich. Der Kronprinz besonders zeigt viele Anlagen. Der König, der sich in müßigen Stunden mit Kupferstechen beschäftigt, hat dessen Bild in allen Situationen seiner kindischen Beschäftigungen auf einer Kupferplatte meisterhaft dargestellt, und vielen Personen damit eine Weihnachtsfreude gemacht. - Aus der Provinz Tras - os - Montes berichtet man, daß der Schmuggelhandel mit allen möglichen Artikeln aus Spanien gegenwärtig außerordentlich überhand nimmt, so daß man dessen Betrag jährlich auf 60-70 Contos (100,000 Thlr.) schätzt. - Nach Maranhao ist zum Schutze portugiesischer Unterthanen gegen die Rebellen ein Kriegsschiff von hier abgegangen. - Von den Oppositionsblättern werden noch fortwährend die vergiftetsten Pfeile auf das neue Ministerium abgeschossen, so wie selbst gegen die ersten Personen des Staats, jedoch ohne Wirkung. Man kümmert sich nicht um die Schreier.

Großbritannien.

Ein norddeutsches Blatt meldet Lord Clarendons Eintritt ins Cabinet als bereits erfolgt, mit dem Beisatz, derselbe sey am 3 Jan. in Windsorschloß als Lord Siegelbewahrer, an Lord Duncannons Stelle, beeidigt worden. Daß der edle Graf dem Ministerium beitreten werde, haben ministerielle Blätter wiederholt als unzweifelhaft angegeben; daß dieses aber bereits geschehen, darüber liegt zur Zeit nichts Officielles vor, auch möchte seine Uebernahme des obenangegebenen Departements einigermaßen zweifelhaft seyn.

Die M. Post ertheilt auf die vorgestern erwähnte vornehme, aber in der That sehr vage Abfertigung dieses Journals von Seite des Globe, in Betreff des Standes der Unterhandlungen mit Rußland in der orientalischen Frage, die Replik: "Indem der ministerielle Globe sich die Miene gibt, uns der Unwissenheit hinsichtlich der Thatsachen zu überführen, sieht er sich leider nur vermüssigt, seine eigene Unwissenheit darüber einzugestehen. Die Wahrheit ist, das Ministerium des Auswärtigen durfte es nicht wagen, sein gehorsames Organ mit einem Widerspruch unserer Behauptung zu beauftragen, und so unternahm der Globe sie auf eigene Faust. Aber ja, du redliches und würdiges Zeitungsblatt der Downing-Street! der Vertrag von Hunkiar-Skelessi enthält eine Stipulation, vermöge welcher die Türkei den Russen ein ausschließliches Recht der Dardanellendurchfahrt für russische Kriegsschiffe zugesteht, und dieses Recht involvirt, für den Fall einer etwanigen Modification jenes Vertrags, für Rußland das weitere Recht, die Zahl der englischen und französischen Kriegsschiffe zu bestimmen, denen fortan die Durchfahrt gestattet seyn soll. Lord Palmerstons Erklärung im Parlament, die der Globe gegen uns anführt, beweist eben nur, daß der Vertrag von Hunkiar-Skelessi die erwähnte Stipulation wirklich enthält." - Es ist überhaupt auffallend, wie die englische Presse, der in Angelegenheiten der inneren Politik auch das Kleinste nicht entgeht, in Fragen der auswärtigen Politik so oft ganz im Dunkeln tastet. Charakteristisch ist z. B. folgende Notiz des Courier: "Hinsichtlich

Ausgburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Sonntag
Nr. 19.
19 Januar 1840.

Portugal.

Die Eröffnung der Kammern ist auf den 2 Jan. festgesetzt, und das Programm bekannt gemacht. Dem Act der Eröffnung geht eine feierliche Messe, do Espirito Santo, in der Kathedrale voraus, der alle Senatoren und Deputirten beiwohnen. Um Mittag versammeln sich dieselben in dem Cortes-Palast und erwarten die Ankunft der Königin, die durch eine Girandola angekündigt wird. Der Königin voraus schreiten die Porteiros, Herolde, Wappenkönige, Arautos und Passavantes, die Baronen, Viscomtes, die Hofbeamten, die Minister und Oberhofchargen, die Deputationen der Kammern, welche die Königin am Eingang empfangen. Darauf die beiden Majestäten. Die Oberhofmeisterin trägt den Schlepp des königlichen Mantels. Sobald sich die Majestäten gesetzt haben, setzen sich auch die Senatoren und Deputirten, worauf die Königin die Thronrede verliest, und die Sitzung der Kammer für eröffnet erklärt. Girandolas knallen, die Forts und die Kriegsschiffe salutiren. – Noch liegt es ziemlich im Dunkeln, was diesesmal von den Arbeiten der Kammern zu erwarten ist, ja, ob es wirklich so weit kommt, daß sie Beschlüsse fassen können. Die Senatoren zeigten schon in letzter Session, wie wenig Eifer sie haben, ihr Geld in Lissabon zum Wohl des Vaterlandes zu verzehren. Man hätte glauben sollen, daß die Senatoren, die zum erstenmal nach der neuen Constitution zusammen traten, wenigstens durch das Neue ihrer Lage zum Erscheinen bestimmt werden würden, allein ihre Privatinteressen überwogen den Patriotismus. Die von den alten Pairs, welche man abermals zu Senatoren erwählt, sehen sich nicht geschmeichelt dadurch, daß sie vom Volke gewählt wurden, da eben dieses Volk sie ihrer erblichen Pairswürde beraubt hat. – Der Herzog v. Palmella soll bedeutend krank seyn. Der König stattete ihm vor einigen Tagen einen Besuch ab. Die Sonntags-Soiréen am Hof haben seit einiger Zeit wieder ihren Anfang genommen. Die beiden kleinen Prinzen gedeihen trefflich. Der Kronprinz besonders zeigt viele Anlagen. Der König, der sich in müßigen Stunden mit Kupferstechen beschäftigt, hat dessen Bild in allen Situationen seiner kindischen Beschäftigungen auf einer Kupferplatte meisterhaft dargestellt, und vielen Personen damit eine Weihnachtsfreude gemacht. – Aus der Provinz Tras - os - Montes berichtet man, daß der Schmuggelhandel mit allen möglichen Artikeln aus Spanien gegenwärtig außerordentlich überhand nimmt, so daß man dessen Betrag jährlich auf 60-70 Contos (100,000 Thlr.) schätzt. – Nach Maranhao ist zum Schutze portugiesischer Unterthanen gegen die Rebellen ein Kriegsschiff von hier abgegangen. – Von den Oppositionsblättern werden noch fortwährend die vergiftetsten Pfeile auf das neue Ministerium abgeschossen, so wie selbst gegen die ersten Personen des Staats, jedoch ohne Wirkung. Man kümmert sich nicht um die Schreier.

Großbritannien.

Ein norddeutsches Blatt meldet Lord Clarendons Eintritt ins Cabinet als bereits erfolgt, mit dem Beisatz, derselbe sey am 3 Jan. in Windsorschloß als Lord Siegelbewahrer, an Lord Duncannons Stelle, beeidigt worden. Daß der edle Graf dem Ministerium beitreten werde, haben ministerielle Blätter wiederholt als unzweifelhaft angegeben; daß dieses aber bereits geschehen, darüber liegt zur Zeit nichts Officielles vor, auch möchte seine Uebernahme des obenangegebenen Departements einigermaßen zweifelhaft seyn.

Die M. Post ertheilt auf die vorgestern erwähnte vornehme, aber in der That sehr vage Abfertigung dieses Journals von Seite des Globe, in Betreff des Standes der Unterhandlungen mit Rußland in der orientalischen Frage, die Replik: „Indem der ministerielle Globe sich die Miene gibt, uns der Unwissenheit hinsichtlich der Thatsachen zu überführen, sieht er sich leider nur vermüssigt, seine eigene Unwissenheit darüber einzugestehen. Die Wahrheit ist, das Ministerium des Auswärtigen durfte es nicht wagen, sein gehorsames Organ mit einem Widerspruch unserer Behauptung zu beauftragen, und so unternahm der Globe sie auf eigene Faust. Aber ja, du redliches und würdiges Zeitungsblatt der Downing-Street! der Vertrag von Hunkiar-Skelessi enthält eine Stipulation, vermöge welcher die Türkei den Russen ein ausschließliches Recht der Dardanellendurchfahrt für russische Kriegsschiffe zugesteht, und dieses Recht involvirt, für den Fall einer etwanigen Modification jenes Vertrags, für Rußland das weitere Recht, die Zahl der englischen und französischen Kriegsschiffe zu bestimmen, denen fortan die Durchfahrt gestattet seyn soll. Lord Palmerstons Erklärung im Parlament, die der Globe gegen uns anführt, beweist eben nur, daß der Vertrag von Hunkiar-Skelessi die erwähnte Stipulation wirklich enthält.“ – Es ist überhaupt auffallend, wie die englische Presse, der in Angelegenheiten der inneren Politik auch das Kleinste nicht entgeht, in Fragen der auswärtigen Politik so oft ganz im Dunkeln tastet. Charakteristisch ist z. B. folgende Notiz des Courier: „Hinsichtlich

<TEI>
  <text>
    <front>
      <pb facs="#f0001" n="0145"/>
      <titlePage type="heading">
        <docTitle>
          <titlePart type="main">Ausgburger Allgemeine Zeitung.</titlePart><lb/>
          <titlePart type="jImprimatur">Mit allerhöchsten Privilegien.</titlePart>
        </docTitle><lb/>
        <docImprint>
          <docDate>Sonntag</docDate>
        </docImprint><lb/>
        <titlePart type="volume">Nr. 19.</titlePart><lb/>
        <docImprint>
          <docDate>19 Januar 1840.</docDate>
        </docImprint>
      </titlePage>
    </front>
    <body><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Portugal.</hi> </head><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <byline>
            <docAuthor>
              <gap reason="insignificant"/>
            </docAuthor>
          </byline>
          <dateline><hi rendition="#b">Lissabon,</hi> 31 Dec.</dateline>
          <p> Die Eröffnung der Kammern ist auf den 2 Jan. festgesetzt, und das Programm bekannt gemacht. Dem Act der Eröffnung geht eine feierliche Messe, do Espirito Santo, in der Kathedrale voraus, der alle Senatoren und Deputirten beiwohnen. Um Mittag versammeln sich dieselben in dem Cortes-Palast und erwarten die Ankunft der Königin, die durch eine Girandola angekündigt wird. Der Königin voraus schreiten die Porteiros, Herolde, Wappenkönige, Arautos und Passavantes, die Baronen, Viscomtes, die Hofbeamten, die Minister und Oberhofchargen, die Deputationen der Kammern, welche die Königin am Eingang empfangen. Darauf die beiden Majestäten. Die Oberhofmeisterin trägt den Schlepp des königlichen Mantels. Sobald sich die Majestäten gesetzt haben, setzen sich auch die Senatoren und Deputirten, worauf die Königin die Thronrede verliest, und die Sitzung der Kammer für eröffnet erklärt. Girandolas knallen, die Forts und die Kriegsschiffe salutiren. &#x2013; Noch liegt es ziemlich im Dunkeln, was diesesmal von den Arbeiten der Kammern zu erwarten ist, ja, ob es wirklich so weit kommt, daß sie Beschlüsse fassen können. Die Senatoren zeigten schon in letzter Session, wie wenig Eifer sie haben, ihr Geld in Lissabon zum Wohl des Vaterlandes zu verzehren. Man hätte glauben sollen, daß die Senatoren, die zum erstenmal nach der neuen Constitution zusammen traten, wenigstens durch das Neue ihrer Lage zum Erscheinen bestimmt werden würden, allein ihre Privatinteressen überwogen den Patriotismus. Die von den alten Pairs, welche man abermals zu Senatoren erwählt, sehen sich nicht geschmeichelt dadurch, daß sie vom Volke gewählt wurden, da eben dieses Volk sie ihrer erblichen Pairswürde beraubt hat. &#x2013; Der Herzog v. Palmella soll bedeutend krank seyn. Der König stattete ihm vor einigen Tagen einen Besuch ab. Die Sonntags-Soiréen am Hof haben seit einiger Zeit wieder ihren Anfang genommen. Die beiden kleinen Prinzen gedeihen trefflich. Der Kronprinz besonders zeigt viele Anlagen. Der König, der sich in müßigen Stunden mit Kupferstechen beschäftigt, hat dessen Bild in allen Situationen seiner kindischen Beschäftigungen auf einer Kupferplatte meisterhaft dargestellt, und vielen Personen damit eine Weihnachtsfreude gemacht. &#x2013; Aus der Provinz Tras - os - Montes berichtet man, daß der Schmuggelhandel mit allen möglichen Artikeln aus Spanien gegenwärtig außerordentlich überhand nimmt, so daß man dessen Betrag jährlich auf 60-70 Contos (100,000 Thlr.) schätzt. &#x2013; Nach Maranhao ist zum Schutze portugiesischer Unterthanen gegen die Rebellen ein Kriegsschiff von hier abgegangen. &#x2013; Von den Oppositionsblättern werden noch fortwährend die vergiftetsten Pfeile auf das neue Ministerium abgeschossen, so wie selbst gegen die ersten Personen des Staats, jedoch ohne Wirkung. Man kümmert sich nicht um die Schreier.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Großbritannien.</hi> </head><lb/>
        <p>Ein norddeutsches Blatt meldet Lord Clarendons Eintritt ins Cabinet als bereits erfolgt, mit dem Beisatz, derselbe sey am 3 Jan. in Windsorschloß als Lord Siegelbewahrer, an Lord Duncannons Stelle, beeidigt worden. Daß der edle Graf dem Ministerium beitreten werde, haben ministerielle Blätter wiederholt als unzweifelhaft angegeben; daß dieses aber bereits geschehen, darüber liegt zur Zeit nichts Officielles vor, auch möchte seine Uebernahme des obenangegebenen Departements einigermaßen zweifelhaft seyn.</p><lb/>
        <p>Die M. <hi rendition="#g">Post</hi> ertheilt auf die vorgestern erwähnte vornehme, aber in der That sehr vage Abfertigung dieses Journals von Seite des Globe, in Betreff des Standes der Unterhandlungen mit Rußland in der orientalischen Frage, die Replik: &#x201E;Indem der ministerielle Globe sich die Miene gibt, uns der Unwissenheit hinsichtlich der Thatsachen zu überführen, sieht er sich leider nur vermüssigt, seine eigene Unwissenheit darüber einzugestehen. Die Wahrheit ist, das Ministerium des Auswärtigen durfte es nicht wagen, sein gehorsames Organ mit einem Widerspruch unserer Behauptung zu beauftragen, und so unternahm der Globe sie auf eigene Faust. Aber ja, du redliches und würdiges Zeitungsblatt der Downing-Street! der Vertrag von Hunkiar-Skelessi <hi rendition="#g">enthält</hi> eine Stipulation, vermöge welcher die Türkei den Russen ein ausschließliches Recht der Dardanellendurchfahrt für russische Kriegsschiffe zugesteht, und dieses Recht involvirt, für den Fall einer etwanigen Modification jenes Vertrags, für Rußland das weitere Recht, die Zahl der englischen und französischen Kriegsschiffe zu bestimmen, denen fortan die Durchfahrt gestattet seyn soll. Lord Palmerstons Erklärung im Parlament, die der Globe gegen uns anführt, beweist eben nur, daß der Vertrag von Hunkiar-Skelessi die erwähnte Stipulation wirklich enthält.&#x201C; &#x2013; Es ist überhaupt auffallend, wie die englische Presse, der in Angelegenheiten der inneren Politik auch das Kleinste nicht entgeht, in Fragen der auswärtigen Politik so oft ganz im Dunkeln tastet. Charakteristisch ist z. B. folgende Notiz des <hi rendition="#g">Courier</hi>: &#x201E;Hinsichtlich<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0145/0001] Ausgburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. Sonntag Nr. 19. 19 Januar 1840. Portugal. _ Lissabon, 31 Dec. Die Eröffnung der Kammern ist auf den 2 Jan. festgesetzt, und das Programm bekannt gemacht. Dem Act der Eröffnung geht eine feierliche Messe, do Espirito Santo, in der Kathedrale voraus, der alle Senatoren und Deputirten beiwohnen. Um Mittag versammeln sich dieselben in dem Cortes-Palast und erwarten die Ankunft der Königin, die durch eine Girandola angekündigt wird. Der Königin voraus schreiten die Porteiros, Herolde, Wappenkönige, Arautos und Passavantes, die Baronen, Viscomtes, die Hofbeamten, die Minister und Oberhofchargen, die Deputationen der Kammern, welche die Königin am Eingang empfangen. Darauf die beiden Majestäten. Die Oberhofmeisterin trägt den Schlepp des königlichen Mantels. Sobald sich die Majestäten gesetzt haben, setzen sich auch die Senatoren und Deputirten, worauf die Königin die Thronrede verliest, und die Sitzung der Kammer für eröffnet erklärt. Girandolas knallen, die Forts und die Kriegsschiffe salutiren. – Noch liegt es ziemlich im Dunkeln, was diesesmal von den Arbeiten der Kammern zu erwarten ist, ja, ob es wirklich so weit kommt, daß sie Beschlüsse fassen können. Die Senatoren zeigten schon in letzter Session, wie wenig Eifer sie haben, ihr Geld in Lissabon zum Wohl des Vaterlandes zu verzehren. Man hätte glauben sollen, daß die Senatoren, die zum erstenmal nach der neuen Constitution zusammen traten, wenigstens durch das Neue ihrer Lage zum Erscheinen bestimmt werden würden, allein ihre Privatinteressen überwogen den Patriotismus. Die von den alten Pairs, welche man abermals zu Senatoren erwählt, sehen sich nicht geschmeichelt dadurch, daß sie vom Volke gewählt wurden, da eben dieses Volk sie ihrer erblichen Pairswürde beraubt hat. – Der Herzog v. Palmella soll bedeutend krank seyn. Der König stattete ihm vor einigen Tagen einen Besuch ab. Die Sonntags-Soiréen am Hof haben seit einiger Zeit wieder ihren Anfang genommen. Die beiden kleinen Prinzen gedeihen trefflich. Der Kronprinz besonders zeigt viele Anlagen. Der König, der sich in müßigen Stunden mit Kupferstechen beschäftigt, hat dessen Bild in allen Situationen seiner kindischen Beschäftigungen auf einer Kupferplatte meisterhaft dargestellt, und vielen Personen damit eine Weihnachtsfreude gemacht. – Aus der Provinz Tras - os - Montes berichtet man, daß der Schmuggelhandel mit allen möglichen Artikeln aus Spanien gegenwärtig außerordentlich überhand nimmt, so daß man dessen Betrag jährlich auf 60-70 Contos (100,000 Thlr.) schätzt. – Nach Maranhao ist zum Schutze portugiesischer Unterthanen gegen die Rebellen ein Kriegsschiff von hier abgegangen. – Von den Oppositionsblättern werden noch fortwährend die vergiftetsten Pfeile auf das neue Ministerium abgeschossen, so wie selbst gegen die ersten Personen des Staats, jedoch ohne Wirkung. Man kümmert sich nicht um die Schreier. Großbritannien. Ein norddeutsches Blatt meldet Lord Clarendons Eintritt ins Cabinet als bereits erfolgt, mit dem Beisatz, derselbe sey am 3 Jan. in Windsorschloß als Lord Siegelbewahrer, an Lord Duncannons Stelle, beeidigt worden. Daß der edle Graf dem Ministerium beitreten werde, haben ministerielle Blätter wiederholt als unzweifelhaft angegeben; daß dieses aber bereits geschehen, darüber liegt zur Zeit nichts Officielles vor, auch möchte seine Uebernahme des obenangegebenen Departements einigermaßen zweifelhaft seyn. Die M. Post ertheilt auf die vorgestern erwähnte vornehme, aber in der That sehr vage Abfertigung dieses Journals von Seite des Globe, in Betreff des Standes der Unterhandlungen mit Rußland in der orientalischen Frage, die Replik: „Indem der ministerielle Globe sich die Miene gibt, uns der Unwissenheit hinsichtlich der Thatsachen zu überführen, sieht er sich leider nur vermüssigt, seine eigene Unwissenheit darüber einzugestehen. Die Wahrheit ist, das Ministerium des Auswärtigen durfte es nicht wagen, sein gehorsames Organ mit einem Widerspruch unserer Behauptung zu beauftragen, und so unternahm der Globe sie auf eigene Faust. Aber ja, du redliches und würdiges Zeitungsblatt der Downing-Street! der Vertrag von Hunkiar-Skelessi enthält eine Stipulation, vermöge welcher die Türkei den Russen ein ausschließliches Recht der Dardanellendurchfahrt für russische Kriegsschiffe zugesteht, und dieses Recht involvirt, für den Fall einer etwanigen Modification jenes Vertrags, für Rußland das weitere Recht, die Zahl der englischen und französischen Kriegsschiffe zu bestimmen, denen fortan die Durchfahrt gestattet seyn soll. Lord Palmerstons Erklärung im Parlament, die der Globe gegen uns anführt, beweist eben nur, daß der Vertrag von Hunkiar-Skelessi die erwähnte Stipulation wirklich enthält.“ – Es ist überhaupt auffallend, wie die englische Presse, der in Angelegenheiten der inneren Politik auch das Kleinste nicht entgeht, in Fragen der auswärtigen Politik so oft ganz im Dunkeln tastet. Charakteristisch ist z. B. folgende Notiz des Courier: „Hinsichtlich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_019_18400119
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_019_18400119/1
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 19. Augsburg, 19. Januar 1840, S. 0145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_019_18400119/1>, abgerufen am 23.11.2024.