Allgemeine Zeitung. Nr. 12. Augsburg, 12. Januar 1840.
China. Hong Kong, 9 Sept. (Mit er eben eingehenden alexandrinischen Post vom 23 Dec. erhalten.) Die Feindseligkeiten zwischen den Chinesen und Engländern haben begonnen. Die Engländer haben Makao verlassen und sich auf ihre Schiffe in der hiesigen Bay zurückgezogen; die Ursache dieser neuen Verfolgung von Seite der Chinesen war der Tod eines ihrer Landsleute, der in einer Schlägerei mit betrunkenen englischen Matrosen umkam. Unterdessen hat Capitän Elliot, Superintendent des englischen Handels in China, dem Capitän Smith von der englischen Fregatte Volage das Obercommando der Kauffahrteiflotte übergeben, und Alles bereitet sich vor, um einen Angriff der Chinesen zurückzuschlagen, oder wenn dieses nicht thunlich, nach Manilla abzusegeln. Eine schnellsegelnde Goelette ist an Admiral Maitland in Bombay abgesandt worden und daselbst angekommen. Admiral Maitland erwartete in Bombay Verhaltungsbefehle seiner Regierung. Hier befinden sich 59 englische Schiffe von 300 bis 1500 Tonnen, vier Amerikaner und zwei Franzosen. Opium verkaufte sich noch immer gut längs der Küste auf bewaffneten Goeletten. Lin, kaiserlicher Commissär, sucht sich auf alle Art eines Engländers zu bemächtigen, um ihn als Wiedervergeltung dem Schatten des getödteten Chinesen zu opfern.
China. Hong Kong, 9 Sept. (Mit er eben eingehenden alexandrinischen Post vom 23 Dec. erhalten.) Die Feindseligkeiten zwischen den Chinesen und Engländern haben begonnen. Die Engländer haben Makao verlassen und sich auf ihre Schiffe in der hiesigen Bay zurückgezogen; die Ursache dieser neuen Verfolgung von Seite der Chinesen war der Tod eines ihrer Landsleute, der in einer Schlägerei mit betrunkenen englischen Matrosen umkam. Unterdessen hat Capitän Elliot, Superintendent des englischen Handels in China, dem Capitän Smith von der englischen Fregatte Volage das Obercommando der Kauffahrteiflotte übergeben, und Alles bereitet sich vor, um einen Angriff der Chinesen zurückzuschlagen, oder wenn dieses nicht thunlich, nach Manilla abzusegeln. Eine schnellsegelnde Goelette ist an Admiral Maitland in Bombay abgesandt worden und daselbst angekommen. Admiral Maitland erwartete in Bombay Verhaltungsbefehle seiner Regierung. Hier befinden sich 59 englische Schiffe von 300 bis 1500 Tonnen, vier Amerikaner und zwei Franzosen. Opium verkaufte sich noch immer gut längs der Küste auf bewaffneten Goeletten. Lin, kaiserlicher Commissär, sucht sich auf alle Art eines Engländers zu bemächtigen, um ihn als Wiedervergeltung dem Schatten des getödteten Chinesen zu opfern. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0008" n="0096"/><lb/> scheint indessen, daß eine bedeutendere Macht als früher für nöthig gehalten worden, in Afghanistan zurückbleiben werde. Dost Mohammed befindet sich in Khanduz, wo er sich neue Anhänger zu verschaffen sucht. Hyder Ali, Sohn Dost Mohammeds, ist als Staatsgefangener von Ghisni in Kabul angekommen. – Nach einer an Sir A. Burnes gerichteten Note in englischer Sprache, welche durch einen Hindu nach Kabul gebracht wurde, befindet sich der Obrist Stoddart im Gefängniß von Bukhara, wo er öfters im Bazar ausgestellt wird; er bittet den englischen Residenten ihn lebendig oder todt aus dieser Sklaverei zu retten. – Wie ich Ihnen mit meinem Letzten berichtet, hatte sich der Nabob von Kurnul, angeblich von seinen Truppen dazu gezwungen, nach Zorapur begeben; die englischen Truppen folgten ihm dahin. Man knüpfte Unterhandlungen mit ihm an; da diese indessen zu nichts führten, so wurden seine Soldaten angegriffen, und nach einem hartnäckigen Wiederstand theils gefangen genommen, theils zerstreut; der Nabob mit seinen Schätzen ist Gefangener. Die Engländer haben bedeutend gelitten; mehrere Rohillahhäupter befinden sich unter den Erschlagenen. Man schätzt das bis jetzt in Kurnul aufgefundene Eigenthum des Nabobs auf mehr als eine Million Pf. St. – gute Prisengelder für diese kleine Armee. – Aus Lahore werden bedeutende Spaltungen und blutige Zwiste zwischen Rundschit Singhs Nachfolger und einigen Großen des Landes gemeldet. Die Engländer werden interveniren müssen, wenn sie die Integrität des Pendschab erhalten wollen. (Wir müssen aus Mangel an Raum das Nähere auf morgen verschieben.)</p><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">China.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <byline>*</byline> <dateline><hi rendition="#b">Hong Kong,</hi> 9 Sept.</dateline> <p> (Mit er eben eingehenden alexandrinischen Post vom 23 Dec. erhalten.) Die Feindseligkeiten zwischen den Chinesen und Engländern haben begonnen. Die Engländer haben Makao verlassen und sich auf ihre Schiffe in der hiesigen Bay zurückgezogen; die Ursache dieser neuen Verfolgung von Seite der Chinesen war der Tod eines ihrer Landsleute, der in einer Schlägerei mit betrunkenen englischen Matrosen umkam. Unterdessen hat Capitän Elliot, Superintendent des englischen Handels in China, dem Capitän Smith von der englischen Fregatte Volage das Obercommando der Kauffahrteiflotte übergeben, und Alles bereitet sich vor, um einen Angriff der Chinesen zurückzuschlagen, oder wenn dieses nicht thunlich, nach Manilla abzusegeln. Eine schnellsegelnde Goelette ist an Admiral Maitland in Bombay abgesandt worden und daselbst angekommen. Admiral Maitland erwartete in Bombay Verhaltungsbefehle seiner Regierung. Hier befinden sich 59 englische Schiffe von 300 bis 1500 Tonnen, vier Amerikaner und zwei Franzosen. Opium verkaufte sich noch immer gut längs der Küste auf bewaffneten Goeletten. Lin, kaiserlicher Commissär, sucht sich auf alle Art eines Engländers zu bemächtigen, um ihn als Wiedervergeltung dem Schatten des getödteten Chinesen zu opfern.</p><lb/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0096/0008]
scheint indessen, daß eine bedeutendere Macht als früher für nöthig gehalten worden, in Afghanistan zurückbleiben werde. Dost Mohammed befindet sich in Khanduz, wo er sich neue Anhänger zu verschaffen sucht. Hyder Ali, Sohn Dost Mohammeds, ist als Staatsgefangener von Ghisni in Kabul angekommen. – Nach einer an Sir A. Burnes gerichteten Note in englischer Sprache, welche durch einen Hindu nach Kabul gebracht wurde, befindet sich der Obrist Stoddart im Gefängniß von Bukhara, wo er öfters im Bazar ausgestellt wird; er bittet den englischen Residenten ihn lebendig oder todt aus dieser Sklaverei zu retten. – Wie ich Ihnen mit meinem Letzten berichtet, hatte sich der Nabob von Kurnul, angeblich von seinen Truppen dazu gezwungen, nach Zorapur begeben; die englischen Truppen folgten ihm dahin. Man knüpfte Unterhandlungen mit ihm an; da diese indessen zu nichts führten, so wurden seine Soldaten angegriffen, und nach einem hartnäckigen Wiederstand theils gefangen genommen, theils zerstreut; der Nabob mit seinen Schätzen ist Gefangener. Die Engländer haben bedeutend gelitten; mehrere Rohillahhäupter befinden sich unter den Erschlagenen. Man schätzt das bis jetzt in Kurnul aufgefundene Eigenthum des Nabobs auf mehr als eine Million Pf. St. – gute Prisengelder für diese kleine Armee. – Aus Lahore werden bedeutende Spaltungen und blutige Zwiste zwischen Rundschit Singhs Nachfolger und einigen Großen des Landes gemeldet. Die Engländer werden interveniren müssen, wenn sie die Integrität des Pendschab erhalten wollen. (Wir müssen aus Mangel an Raum das Nähere auf morgen verschieben.)
China.
* Hong Kong, 9 Sept. (Mit er eben eingehenden alexandrinischen Post vom 23 Dec. erhalten.) Die Feindseligkeiten zwischen den Chinesen und Engländern haben begonnen. Die Engländer haben Makao verlassen und sich auf ihre Schiffe in der hiesigen Bay zurückgezogen; die Ursache dieser neuen Verfolgung von Seite der Chinesen war der Tod eines ihrer Landsleute, der in einer Schlägerei mit betrunkenen englischen Matrosen umkam. Unterdessen hat Capitän Elliot, Superintendent des englischen Handels in China, dem Capitän Smith von der englischen Fregatte Volage das Obercommando der Kauffahrteiflotte übergeben, und Alles bereitet sich vor, um einen Angriff der Chinesen zurückzuschlagen, oder wenn dieses nicht thunlich, nach Manilla abzusegeln. Eine schnellsegelnde Goelette ist an Admiral Maitland in Bombay abgesandt worden und daselbst angekommen. Admiral Maitland erwartete in Bombay Verhaltungsbefehle seiner Regierung. Hier befinden sich 59 englische Schiffe von 300 bis 1500 Tonnen, vier Amerikaner und zwei Franzosen. Opium verkaufte sich noch immer gut längs der Küste auf bewaffneten Goeletten. Lin, kaiserlicher Commissär, sucht sich auf alle Art eines Engländers zu bemächtigen, um ihn als Wiedervergeltung dem Schatten des getödteten Chinesen zu opfern.
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