Allgemeine Zeitung. Nr. 7. Augsburg, 7. Januar 1840. Konstantinopel, 18 Dec. Die letzten Nachrichten aus Alexandria verbreiten sich ziemlich weitläufig über die unvortheilhafte Stellung, in die sich der Pascha versetzt sieht. Das Paketboot, das am 14 d. von Aegypten hier ankam, brachte mehrere Handelsbriefe, welche sämmtlich von der äußerst unruhigen Stimmung der auf der ottomanischen Flotte befindlichen Mannschaft sprechen. Man erwartete täglich Ausbrüche der Unzufriedenheit, die sich durch Auszahlung eines rückständigen Monatsoldes nicht hatte beschwichtigen lassen. Mehemed Ali soll sehr verstimmt und über seine Lage äußerst nachdenklich geworden seyn. Es scheint, daß er es nicht bis zur Anwendung von Zwangsmaaßregeln kommen lassen würde, wenn nur die Großmächte einmal mit Energie aufträten, und der Pascha die Ueberzeugung erhielte, daß man in Europa hinsichtlich der Abgränzung seiner Besitzungen und seiner künftigen Stellung zur Pforte übereingekommen und bereit sey, das Beschlossene durchzusetzen. Auch Syrien ist noch nicht beruhigt und der Schatz, trotz der eben erfolgten Losschlagung aller Getreidevorräthe, geleert. Der Vicekönig soll in letzter Zeit gegen zwei Millionen Metzen Getreide an europäische Handelsleute verkauft haben; das davon gelöste Geld ist bereits verwendet. Die europäischen Consuln beobachten mit Ausnahme des Hrn. Cochelet, der Alles thut, um Mehemed Ali's Muth und Beharrlichkeit aufrecht zu erhalten, ein auffallend reservirtes Betragen. - Die Stürme auf dem schwarzen Meere haben dießmal viel Unheil angerichtet; von den Dampfbooten soll der "Principe Metternich" bedeutende Beschädigungen erlitten haben. Der "Veloce" ist nach vielen Unfällen in Trapezunt angelangt; Hr. v. Sercey wird nach einem kurzen Aufenthalt in jener Stadt seinen Weg nach Persien fortsetzen. - Wir haben wieder eine Feuersbrunst in Pera gehabt; der angerichtete Schaden ist unbedeutend; es sind etwa 5 Häuser und einige Boutiquen vom Feuer verzehrt worden. Konstantinopel, 18 Dec. Die letzten Nachrichten aus Alexandria verbreiten sich ziemlich weitläufig über die unvortheilhafte Stellung, in die sich der Pascha versetzt sieht. Das Paketboot, das am 14 d. von Aegypten hier ankam, brachte mehrere Handelsbriefe, welche sämmtlich von der äußerst unruhigen Stimmung der auf der ottomanischen Flotte befindlichen Mannschaft sprechen. Man erwartete täglich Ausbrüche der Unzufriedenheit, die sich durch Auszahlung eines rückständigen Monatsoldes nicht hatte beschwichtigen lassen. Mehemed Ali soll sehr verstimmt und über seine Lage äußerst nachdenklich geworden seyn. Es scheint, daß er es nicht bis zur Anwendung von Zwangsmaaßregeln kommen lassen würde, wenn nur die Großmächte einmal mit Energie aufträten, und der Pascha die Ueberzeugung erhielte, daß man in Europa hinsichtlich der Abgränzung seiner Besitzungen und seiner künftigen Stellung zur Pforte übereingekommen und bereit sey, das Beschlossene durchzusetzen. Auch Syrien ist noch nicht beruhigt und der Schatz, trotz der eben erfolgten Losschlagung aller Getreidevorräthe, geleert. Der Vicekönig soll in letzter Zeit gegen zwei Millionen Metzen Getreide an europäische Handelsleute verkauft haben; das davon gelöste Geld ist bereits verwendet. Die europäischen Consuln beobachten mit Ausnahme des Hrn. Cochelet, der Alles thut, um Mehemed Ali's Muth und Beharrlichkeit aufrecht zu erhalten, ein auffallend reservirtes Betragen. – Die Stürme auf dem schwarzen Meere haben dießmal viel Unheil angerichtet; von den Dampfbooten soll der „Principe Metternich“ bedeutende Beschädigungen erlitten haben. Der „Veloce“ ist nach vielen Unfällen in Trapezunt angelangt; Hr. v. Sercey wird nach einem kurzen Aufenthalt in jener Stadt seinen Weg nach Persien fortsetzen. – Wir haben wieder eine Feuersbrunst in Pera gehabt; der angerichtete Schaden ist unbedeutend; es sind etwa 5 Häuser und einige Boutiquen vom Feuer verzehrt worden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0008" n="0056"/> <div type="jArticle" n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Konstantinopel,</hi> 18 Dec.</dateline> <p> Die letzten Nachrichten aus Alexandria verbreiten sich ziemlich weitläufig über die unvortheilhafte Stellung, in die sich der Pascha versetzt sieht. Das Paketboot, das am 14 d. von Aegypten hier ankam, brachte mehrere Handelsbriefe, welche sämmtlich von der äußerst unruhigen Stimmung der auf der ottomanischen Flotte befindlichen Mannschaft sprechen. Man erwartete täglich Ausbrüche der Unzufriedenheit, die sich durch Auszahlung eines rückständigen Monatsoldes nicht hatte beschwichtigen lassen. Mehemed Ali soll sehr verstimmt und über seine Lage äußerst nachdenklich geworden seyn. Es scheint, daß er es nicht bis zur Anwendung von Zwangsmaaßregeln kommen lassen würde, wenn nur die Großmächte einmal mit Energie aufträten, und der Pascha die Ueberzeugung erhielte, daß man in Europa hinsichtlich der Abgränzung seiner Besitzungen und seiner künftigen Stellung zur Pforte übereingekommen und bereit sey, das Beschlossene durchzusetzen. Auch Syrien ist noch nicht beruhigt und der Schatz, trotz der eben erfolgten Losschlagung aller Getreidevorräthe, geleert. Der Vicekönig soll in letzter Zeit gegen zwei Millionen Metzen Getreide an europäische Handelsleute verkauft haben; das davon gelöste Geld ist bereits verwendet. Die europäischen Consuln beobachten mit Ausnahme des Hrn. Cochelet, der Alles thut, um Mehemed Ali's Muth und Beharrlichkeit aufrecht zu erhalten, ein auffallend reservirtes Betragen. – Die Stürme auf dem schwarzen Meere haben dießmal viel Unheil angerichtet; von den Dampfbooten soll der „Principe Metternich“ bedeutende Beschädigungen erlitten haben. Der „Veloce“ ist nach vielen Unfällen in Trapezunt angelangt; Hr. v. Sercey wird nach einem kurzen Aufenthalt in jener Stadt seinen Weg nach Persien fortsetzen. – Wir haben wieder eine Feuersbrunst in Pera gehabt; der angerichtete Schaden ist unbedeutend; es sind etwa 5 Häuser und einige Boutiquen vom Feuer verzehrt worden.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0056/0008]
_ Konstantinopel, 18 Dec. Die letzten Nachrichten aus Alexandria verbreiten sich ziemlich weitläufig über die unvortheilhafte Stellung, in die sich der Pascha versetzt sieht. Das Paketboot, das am 14 d. von Aegypten hier ankam, brachte mehrere Handelsbriefe, welche sämmtlich von der äußerst unruhigen Stimmung der auf der ottomanischen Flotte befindlichen Mannschaft sprechen. Man erwartete täglich Ausbrüche der Unzufriedenheit, die sich durch Auszahlung eines rückständigen Monatsoldes nicht hatte beschwichtigen lassen. Mehemed Ali soll sehr verstimmt und über seine Lage äußerst nachdenklich geworden seyn. Es scheint, daß er es nicht bis zur Anwendung von Zwangsmaaßregeln kommen lassen würde, wenn nur die Großmächte einmal mit Energie aufträten, und der Pascha die Ueberzeugung erhielte, daß man in Europa hinsichtlich der Abgränzung seiner Besitzungen und seiner künftigen Stellung zur Pforte übereingekommen und bereit sey, das Beschlossene durchzusetzen. Auch Syrien ist noch nicht beruhigt und der Schatz, trotz der eben erfolgten Losschlagung aller Getreidevorräthe, geleert. Der Vicekönig soll in letzter Zeit gegen zwei Millionen Metzen Getreide an europäische Handelsleute verkauft haben; das davon gelöste Geld ist bereits verwendet. Die europäischen Consuln beobachten mit Ausnahme des Hrn. Cochelet, der Alles thut, um Mehemed Ali's Muth und Beharrlichkeit aufrecht zu erhalten, ein auffallend reservirtes Betragen. – Die Stürme auf dem schwarzen Meere haben dießmal viel Unheil angerichtet; von den Dampfbooten soll der „Principe Metternich“ bedeutende Beschädigungen erlitten haben. Der „Veloce“ ist nach vielen Unfällen in Trapezunt angelangt; Hr. v. Sercey wird nach einem kurzen Aufenthalt in jener Stadt seinen Weg nach Persien fortsetzen. – Wir haben wieder eine Feuersbrunst in Pera gehabt; der angerichtete Schaden ist unbedeutend; es sind etwa 5 Häuser und einige Boutiquen vom Feuer verzehrt worden.
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Zitationshilfe: | Allgemeine Zeitung. Nr. 7. Augsburg, 7. Januar 1840, S. 0056. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_007_18400107/8>, abgerufen am 16.02.2025. |