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Allgemeine Zeitung. Nr. 6. Augsburg, 6. Januar 1840.

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zu Rumann und brachten demselben ihre Glückwünsche dar. So groß auch der Widerwille war, mit dem man von oben herab diese Beweise der Anhänglichkeit bemerkte, so nahm man doch Anstand, offene Maaßregeln dagegen zu ergreifen; doch gingen schon heute früh um 6 Uhr Polizeidiener in der ganzen Stadt umher und untersagten förmlich den Bürgern zu Rumann zu gehen, um ihm zu gratuliren; gar Manche ließen sich dadurch allerdings von ihrem Vorhaben abhalten, allein Alle doch nicht, und die Zahl derer, die dem Stadtdirector ihre Glückwünsche darbrachten, war noch immer sehr zahlreich. - Wie es heißt sind Verhaltungsbefehle an den Magistratsdirector Ebell nach Göttingen abgegangen in Betreff der neulichen Wahl des Gutsbesitzers Wehner zum Bürgervorsteher; man sagt, daß der Magistrat die bestimmte Weisung erhalten habe, sich der Zulassung Wehners zu widersetzen.

Preußen.

Die Zahl der Studirenden auf der hiesigen Universität hat sich in diesem Halbjahr weder vermindert noch vermehrt; es sind 626 geblieben, wozu jedoch noch einige Pharmaceuten und Chirurgen kommen, so daß im Ganzen 640 an den Vorlesungen Theil nehmen. Inländer sind 519 und darunter 350 aus der Provinz Sachsen, 26 aus der Stadt Halle; Ausländer 107, hauptsächlich Hamburger, Mecklenburger und Ungarn. Die Zahl der Theologen ist überwiegend, es sind 375; ihnen zunächst kommen die Mediciner, 101, unter denen sich ziemlich viele befinden, welche, nachdem sie ihre Studien auf andern Universitäten vollendet und bereits die Doctorwürde erlangt haben, ihren klinischen Cursus unter Krukenbergs ausgezeichneter Leitung machen. Neu berufen ist nur Ein Professor, der Prof. ord. der Theologie, Dr. Jul. Müller von Marburg, ein Bruder des Göttinger Philologen; ausgeschieden ist ein Privatdocent, Dr. A. Ruge, und zwar freiwillig; denn das in einigen Zeitungen verbreitete Gerücht, daß einem namhaften Lehrer der Philosophie das fernere Lesen von dem königl. Regierungsbevollmächtigten untersagt sey, ist völlig grundlos. (Hamb. C.)

Rußland und Polen.

Die Expedition gegen Khiwa wird jetzt das Ziel ihrer Bestimmung erreicht, und in kurzem die ihr gewordene Aufgabe gelöst haben. Wie aus guter Quelle vernommen wird, begleiten an 8000 Kamele, mit der Bagage und der Ammunition beladen, die Expedition, welche hinter Orenburg durch die weite Steppe ihren Zug zu nehmen hat, wo nur diese Thiere, durch ihre Ausdauer, Kraft und Genügsamkeit bekannt, ihr förderlich seyn können. Der als Kosak Lugansky durch seine anmuthigen, dem russischen Volksleben entlehnten Erzählungen, auch dem auswärtigen Publicum bereits bekannte Dr. Dahl, dem vorgedachten orenburgischen Generalgouverneur als Beamter für besondere Aufträge beigegeben, begleitet ihn auf dieser Expedition. Seinem scharfsinnigen Beobachtungsgeiste werden wir in der Folge manchen interessanten Bericht über asiatische Zustände zu danken haben, die uns bisher fast ganz unzugänglich blieben. (Hamb. C.)

Türkei.

Als wir gestern die Erklärung des französischen Moniteur gegen die in der Allg. Zeitung enthaltenen Correspondenzen aus Konstantinopel über den Admiral Lalande gaben, bemerkten wir unter Anderm dazu, es sey zu erwarten, daß die englischen Blätter in ihren türkischen Correspondenzen sich nächster Tage ebenfalls darüber aussprechen würden. Nachstehende Correspondenz bringt die neueste Nummer des M. Chronicle (vom 30 Dec.). Das ministerielle Blatt bevorwortet sie wie folgt: "Durch den Bericht unsers Konstantinopler Correspondenten, wenn er anders wohlbegründet ist, wird Admiral Lalande, der französische Admiral in der Levante, ernstlich compromittirt. Indem wir das Schreiben mittheilen, adoptiren wir jedoch keineswegs die darin ausgesprochenen Rügen gegen das Benehmen der französischen Regierung in dieser Sache. Indeß ist es gut, daß das Publicum beider Länder, Frankreichs und Englands, in den Stand gesetzt werde, die Wirkung zu würdigen, welche die gegen Lalande erhobene Beschuldigung in Konstantinopel hervorgebracht hat. Wenn er sie nicht befriedigend widerlegt, so wird doch, wie wir nicht zweifeln, die französische Regierung durch ihr Benehmen zeigen, daß wenigstens sie keine Theilnehmerin des vom türkischen Kapudan Pascha verübten Verrathes ist. Der Brief lautet: "Konstantinopel, 4 December. Das tiefangelegte zweideutige Spiel, das Frankreich in der orientalischen Angelegenheit mit England getrieben hat, ist in dem Moment, wo es fast vom Erfolg gekrönt worden wäre, durch das Zeugniß eines, wenn schon willenlosen, Hauptacteurs dabei, dessen Bündniß zu erkaufen Frankreich verabsäumte, in ein zu grelles Licht gesetzt worden, als daß der Zweck desselben sich länger bezweifeln ließe. Der Mann, dessen Enthüllungen das Mittel zur Aufdeckung dieser finstern Entwürfe geworden sind, ist Hr. Avedik, des Kapudan Pascha vormaliger Dragoman, der aus Alexandria entwischt und mit dem letzten Dampfboot hieher nach Konstantinopel zurückgekehrt ist. Seinen Aussagen zufolge möchte es scheinen, daß Admiral Lalande um den Abfall der türkischen Flotte nicht nur gewußt, sondern dem Achmed Pascha wirklich den Rath dazu gegeben habe. Hrn. Avediks schriftliche Aussagen, deren Wahrhaftigkeit sich dadurch verbürgt, daß sie in allen Punkten mit den von Capitän Walker nach seiner ersten Rückkehr von Alexandria dem Lord Ponsonby gemachten Mittheilungen übereinstimmen, klären jetzt Alles auf. Der Kapudan Pascha, der nach dem Hintritt des vorigen Sultans wirklich ein böses Spiel argwöhnte und die Herbeirufung der Russen fürchtete, hatte auf die erste Andeutung eines solchen Ereignisses bloß beschlossen aus den Dardanellen hinaus zu segeln und dort weitere Nachrichten abzuwarten. Er eröffnete dem Capitän Walker seine Absichten, und willigte auf dessen Begehren sogleich ein, daß Mittheilungen darüber an Lord Ponsonby stattfinden sollten. Nach diesem jedoch verfügte er sich an Bord des französischen Admiralschiffs, und hier wurde der Plan, mit der Flotte sogleich nach Alexandria zu segeln und sie in die Hände Mehemed Ali's zu überantworten - welcher Plan zwischen dem Contreadmiral Osman Pascha und Admiral Lalande zuvor abgemacht worden war - besprochen und genehmigt, und Lalande beurkundete bei der Entfernung des Kapudan Pascha seine Kenntniß von der Sache nicht bloß dadurch, daß er demselben glückliche Reise wünschte, sondern indem er ihm auch eine Brigg zum Geleit auf eine Strecke seines Wegs anbot, wobei er ihm zugleich streng anempfahl, darüber zu wachen, daß keine Kunde von dem Schritt nach Konstantinopel gelange, noch ein Verkehr mit der englischen Flotte, falls diese ihm zu Gesicht kommen würde, stattfinde. Die türkische Flotte lichtete am folgenden Morgen die Anker, wobei man gegen Capitän Walker einige nichtige Vorwände gebrauchte, warum die ihm früher ertheilte Erlaubniß, an Lord Ponsonby zu schreiben, fürs erste zurückgenommen werden müsse; selbst mit dem in der Nähe liegenden Vanguard durfte Capitän Walker nicht communiciren. Die erwähnte französische Brigg stieß erst auf der Höhe von Rhodus zur türkischen Flotte; aber die Botschaft von Admiral Lalande an den Kapudan Pascha, die der Capitän der Brigg diesem überbrachte, besagte, nach reiflicher


zu Rumann und brachten demselben ihre Glückwünsche dar. So groß auch der Widerwille war, mit dem man von oben herab diese Beweise der Anhänglichkeit bemerkte, so nahm man doch Anstand, offene Maaßregeln dagegen zu ergreifen; doch gingen schon heute früh um 6 Uhr Polizeidiener in der ganzen Stadt umher und untersagten förmlich den Bürgern zu Rumann zu gehen, um ihm zu gratuliren; gar Manche ließen sich dadurch allerdings von ihrem Vorhaben abhalten, allein Alle doch nicht, und die Zahl derer, die dem Stadtdirector ihre Glückwünsche darbrachten, war noch immer sehr zahlreich. – Wie es heißt sind Verhaltungsbefehle an den Magistratsdirector Ebell nach Göttingen abgegangen in Betreff der neulichen Wahl des Gutsbesitzers Wehner zum Bürgervorsteher; man sagt, daß der Magistrat die bestimmte Weisung erhalten habe, sich der Zulassung Wehners zu widersetzen.

Preußen.

Die Zahl der Studirenden auf der hiesigen Universität hat sich in diesem Halbjahr weder vermindert noch vermehrt; es sind 626 geblieben, wozu jedoch noch einige Pharmaceuten und Chirurgen kommen, so daß im Ganzen 640 an den Vorlesungen Theil nehmen. Inländer sind 519 und darunter 350 aus der Provinz Sachsen, 26 aus der Stadt Halle; Ausländer 107, hauptsächlich Hamburger, Mecklenburger und Ungarn. Die Zahl der Theologen ist überwiegend, es sind 375; ihnen zunächst kommen die Mediciner, 101, unter denen sich ziemlich viele befinden, welche, nachdem sie ihre Studien auf andern Universitäten vollendet und bereits die Doctorwürde erlangt haben, ihren klinischen Cursus unter Krukenbergs ausgezeichneter Leitung machen. Neu berufen ist nur Ein Professor, der Prof. ord. der Theologie, Dr. Jul. Müller von Marburg, ein Bruder des Göttinger Philologen; ausgeschieden ist ein Privatdocent, Dr. A. Ruge, und zwar freiwillig; denn das in einigen Zeitungen verbreitete Gerücht, daß einem namhaften Lehrer der Philosophie das fernere Lesen von dem königl. Regierungsbevollmächtigten untersagt sey, ist völlig grundlos. (Hamb. C.)

Rußland und Polen.

Die Expedition gegen Khiwa wird jetzt das Ziel ihrer Bestimmung erreicht, und in kurzem die ihr gewordene Aufgabe gelöst haben. Wie aus guter Quelle vernommen wird, begleiten an 8000 Kamele, mit der Bagage und der Ammunition beladen, die Expedition, welche hinter Orenburg durch die weite Steppe ihren Zug zu nehmen hat, wo nur diese Thiere, durch ihre Ausdauer, Kraft und Genügsamkeit bekannt, ihr förderlich seyn können. Der als Kosak Lugansky durch seine anmuthigen, dem russischen Volksleben entlehnten Erzählungen, auch dem auswärtigen Publicum bereits bekannte Dr. Dahl, dem vorgedachten orenburgischen Generalgouverneur als Beamter für besondere Aufträge beigegeben, begleitet ihn auf dieser Expedition. Seinem scharfsinnigen Beobachtungsgeiste werden wir in der Folge manchen interessanten Bericht über asiatische Zustände zu danken haben, die uns bisher fast ganz unzugänglich blieben. (Hamb. C.)

Türkei.

Als wir gestern die Erklärung des französischen Moniteur gegen die in der Allg. Zeitung enthaltenen Correspondenzen aus Konstantinopel über den Admiral Lalande gaben, bemerkten wir unter Anderm dazu, es sey zu erwarten, daß die englischen Blätter in ihren türkischen Correspondenzen sich nächster Tage ebenfalls darüber aussprechen würden. Nachstehende Correspondenz bringt die neueste Nummer des M. Chronicle (vom 30 Dec.). Das ministerielle Blatt bevorwortet sie wie folgt: „Durch den Bericht unsers Konstantinopler Correspondenten, wenn er anders wohlbegründet ist, wird Admiral Lalande, der französische Admiral in der Levante, ernstlich compromittirt. Indem wir das Schreiben mittheilen, adoptiren wir jedoch keineswegs die darin ausgesprochenen Rügen gegen das Benehmen der französischen Regierung in dieser Sache. Indeß ist es gut, daß das Publicum beider Länder, Frankreichs und Englands, in den Stand gesetzt werde, die Wirkung zu würdigen, welche die gegen Lalande erhobene Beschuldigung in Konstantinopel hervorgebracht hat. Wenn er sie nicht befriedigend widerlegt, so wird doch, wie wir nicht zweifeln, die französische Regierung durch ihr Benehmen zeigen, daß wenigstens sie keine Theilnehmerin des vom türkischen Kapudan Pascha verübten Verrathes ist. Der Brief lautet: „Konstantinopel, 4 December. Das tiefangelegte zweideutige Spiel, das Frankreich in der orientalischen Angelegenheit mit England getrieben hat, ist in dem Moment, wo es fast vom Erfolg gekrönt worden wäre, durch das Zeugniß eines, wenn schon willenlosen, Hauptacteurs dabei, dessen Bündniß zu erkaufen Frankreich verabsäumte, in ein zu grelles Licht gesetzt worden, als daß der Zweck desselben sich länger bezweifeln ließe. Der Mann, dessen Enthüllungen das Mittel zur Aufdeckung dieser finstern Entwürfe geworden sind, ist Hr. Avedik, des Kapudan Pascha vormaliger Dragoman, der aus Alexandria entwischt und mit dem letzten Dampfboot hieher nach Konstantinopel zurückgekehrt ist. Seinen Aussagen zufolge möchte es scheinen, daß Admiral Lalande um den Abfall der türkischen Flotte nicht nur gewußt, sondern dem Achmed Pascha wirklich den Rath dazu gegeben habe. Hrn. Avediks schriftliche Aussagen, deren Wahrhaftigkeit sich dadurch verbürgt, daß sie in allen Punkten mit den von Capitän Walker nach seiner ersten Rückkehr von Alexandria dem Lord Ponsonby gemachten Mittheilungen übereinstimmen, klären jetzt Alles auf. Der Kapudan Pascha, der nach dem Hintritt des vorigen Sultans wirklich ein böses Spiel argwöhnte und die Herbeirufung der Russen fürchtete, hatte auf die erste Andeutung eines solchen Ereignisses bloß beschlossen aus den Dardanellen hinaus zu segeln und dort weitere Nachrichten abzuwarten. Er eröffnete dem Capitän Walker seine Absichten, und willigte auf dessen Begehren sogleich ein, daß Mittheilungen darüber an Lord Ponsonby stattfinden sollten. Nach diesem jedoch verfügte er sich an Bord des französischen Admiralschiffs, und hier wurde der Plan, mit der Flotte sogleich nach Alexandria zu segeln und sie in die Hände Mehemed Ali's zu überantworten – welcher Plan zwischen dem Contreadmiral Osman Pascha und Admiral Lalande zuvor abgemacht worden war – besprochen und genehmigt, und Lalande beurkundete bei der Entfernung des Kapudan Pascha seine Kenntniß von der Sache nicht bloß dadurch, daß er demselben glückliche Reise wünschte, sondern indem er ihm auch eine Brigg zum Geleit auf eine Strecke seines Wegs anbot, wobei er ihm zugleich streng anempfahl, darüber zu wachen, daß keine Kunde von dem Schritt nach Konstantinopel gelange, noch ein Verkehr mit der englischen Flotte, falls diese ihm zu Gesicht kommen würde, stattfinde. Die türkische Flotte lichtete am folgenden Morgen die Anker, wobei man gegen Capitän Walker einige nichtige Vorwände gebrauchte, warum die ihm früher ertheilte Erlaubniß, an Lord Ponsonby zu schreiben, fürs erste zurückgenommen werden müsse; selbst mit dem in der Nähe liegenden Vanguard durfte Capitän Walker nicht communiciren. Die erwähnte französische Brigg stieß erst auf der Höhe von Rhodus zur türkischen Flotte; aber die Botschaft von Admiral Lalande an den Kapudan Pascha, die der Capitän der Brigg diesem überbrachte, besagte, nach reiflicher

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[0047/0007] zu Rumann und brachten demselben ihre Glückwünsche dar. So groß auch der Widerwille war, mit dem man von oben herab diese Beweise der Anhänglichkeit bemerkte, so nahm man doch Anstand, offene Maaßregeln dagegen zu ergreifen; doch gingen schon heute früh um 6 Uhr Polizeidiener in der ganzen Stadt umher und untersagten förmlich den Bürgern zu Rumann zu gehen, um ihm zu gratuliren; gar Manche ließen sich dadurch allerdings von ihrem Vorhaben abhalten, allein Alle doch nicht, und die Zahl derer, die dem Stadtdirector ihre Glückwünsche darbrachten, war noch immer sehr zahlreich. – Wie es heißt sind Verhaltungsbefehle an den Magistratsdirector Ebell nach Göttingen abgegangen in Betreff der neulichen Wahl des Gutsbesitzers Wehner zum Bürgervorsteher; man sagt, daß der Magistrat die bestimmte Weisung erhalten habe, sich der Zulassung Wehners zu widersetzen. Preußen. Halle, 27 Dec. Die Zahl der Studirenden auf der hiesigen Universität hat sich in diesem Halbjahr weder vermindert noch vermehrt; es sind 626 geblieben, wozu jedoch noch einige Pharmaceuten und Chirurgen kommen, so daß im Ganzen 640 an den Vorlesungen Theil nehmen. Inländer sind 519 und darunter 350 aus der Provinz Sachsen, 26 aus der Stadt Halle; Ausländer 107, hauptsächlich Hamburger, Mecklenburger und Ungarn. Die Zahl der Theologen ist überwiegend, es sind 375; ihnen zunächst kommen die Mediciner, 101, unter denen sich ziemlich viele befinden, welche, nachdem sie ihre Studien auf andern Universitäten vollendet und bereits die Doctorwürde erlangt haben, ihren klinischen Cursus unter Krukenbergs ausgezeichneter Leitung machen. Neu berufen ist nur Ein Professor, der Prof. ord. der Theologie, Dr. Jul. Müller von Marburg, ein Bruder des Göttinger Philologen; ausgeschieden ist ein Privatdocent, Dr. A. Ruge, und zwar freiwillig; denn das in einigen Zeitungen verbreitete Gerücht, daß einem namhaften Lehrer der Philosophie das fernere Lesen von dem königl. Regierungsbevollmächtigten untersagt sey, ist völlig grundlos. (Hamb. C.) Rußland und Polen. St. Petersburg, 21 Dec. Die Expedition gegen Khiwa wird jetzt das Ziel ihrer Bestimmung erreicht, und in kurzem die ihr gewordene Aufgabe gelöst haben. Wie aus guter Quelle vernommen wird, begleiten an 8000 Kamele, mit der Bagage und der Ammunition beladen, die Expedition, welche hinter Orenburg durch die weite Steppe ihren Zug zu nehmen hat, wo nur diese Thiere, durch ihre Ausdauer, Kraft und Genügsamkeit bekannt, ihr förderlich seyn können. Der als Kosak Lugansky durch seine anmuthigen, dem russischen Volksleben entlehnten Erzählungen, auch dem auswärtigen Publicum bereits bekannte Dr. Dahl, dem vorgedachten orenburgischen Generalgouverneur als Beamter für besondere Aufträge beigegeben, begleitet ihn auf dieser Expedition. Seinem scharfsinnigen Beobachtungsgeiste werden wir in der Folge manchen interessanten Bericht über asiatische Zustände zu danken haben, die uns bisher fast ganz unzugänglich blieben. (Hamb. C.) Türkei. Als wir gestern die Erklärung des französischen Moniteur gegen die in der Allg. Zeitung enthaltenen Correspondenzen aus Konstantinopel über den Admiral Lalande gaben, bemerkten wir unter Anderm dazu, es sey zu erwarten, daß die englischen Blätter in ihren türkischen Correspondenzen sich nächster Tage ebenfalls darüber aussprechen würden. Nachstehende Correspondenz bringt die neueste Nummer des M. Chronicle (vom 30 Dec.). Das ministerielle Blatt bevorwortet sie wie folgt: „Durch den Bericht unsers Konstantinopler Correspondenten, wenn er anders wohlbegründet ist, wird Admiral Lalande, der französische Admiral in der Levante, ernstlich compromittirt. Indem wir das Schreiben mittheilen, adoptiren wir jedoch keineswegs die darin ausgesprochenen Rügen gegen das Benehmen der französischen Regierung in dieser Sache. Indeß ist es gut, daß das Publicum beider Länder, Frankreichs und Englands, in den Stand gesetzt werde, die Wirkung zu würdigen, welche die gegen Lalande erhobene Beschuldigung in Konstantinopel hervorgebracht hat. Wenn er sie nicht befriedigend widerlegt, so wird doch, wie wir nicht zweifeln, die französische Regierung durch ihr Benehmen zeigen, daß wenigstens sie keine Theilnehmerin des vom türkischen Kapudan Pascha verübten Verrathes ist. Der Brief lautet: „Konstantinopel, 4 December. Das tiefangelegte zweideutige Spiel, das Frankreich in der orientalischen Angelegenheit mit England getrieben hat, ist in dem Moment, wo es fast vom Erfolg gekrönt worden wäre, durch das Zeugniß eines, wenn schon willenlosen, Hauptacteurs dabei, dessen Bündniß zu erkaufen Frankreich verabsäumte, in ein zu grelles Licht gesetzt worden, als daß der Zweck desselben sich länger bezweifeln ließe. Der Mann, dessen Enthüllungen das Mittel zur Aufdeckung dieser finstern Entwürfe geworden sind, ist Hr. Avedik, des Kapudan Pascha vormaliger Dragoman, der aus Alexandria entwischt und mit dem letzten Dampfboot hieher nach Konstantinopel zurückgekehrt ist. Seinen Aussagen zufolge möchte es scheinen, daß Admiral Lalande um den Abfall der türkischen Flotte nicht nur gewußt, sondern dem Achmed Pascha wirklich den Rath dazu gegeben habe. Hrn. Avediks schriftliche Aussagen, deren Wahrhaftigkeit sich dadurch verbürgt, daß sie in allen Punkten mit den von Capitän Walker nach seiner ersten Rückkehr von Alexandria dem Lord Ponsonby gemachten Mittheilungen übereinstimmen, klären jetzt Alles auf. Der Kapudan Pascha, der nach dem Hintritt des vorigen Sultans wirklich ein böses Spiel argwöhnte und die Herbeirufung der Russen fürchtete, hatte auf die erste Andeutung eines solchen Ereignisses bloß beschlossen aus den Dardanellen hinaus zu segeln und dort weitere Nachrichten abzuwarten. Er eröffnete dem Capitän Walker seine Absichten, und willigte auf dessen Begehren sogleich ein, daß Mittheilungen darüber an Lord Ponsonby stattfinden sollten. Nach diesem jedoch verfügte er sich an Bord des französischen Admiralschiffs, und hier wurde der Plan, mit der Flotte sogleich nach Alexandria zu segeln und sie in die Hände Mehemed Ali's zu überantworten – welcher Plan zwischen dem Contreadmiral Osman Pascha und Admiral Lalande zuvor abgemacht worden war – besprochen und genehmigt, und Lalande beurkundete bei der Entfernung des Kapudan Pascha seine Kenntniß von der Sache nicht bloß dadurch, daß er demselben glückliche Reise wünschte, sondern indem er ihm auch eine Brigg zum Geleit auf eine Strecke seines Wegs anbot, wobei er ihm zugleich streng anempfahl, darüber zu wachen, daß keine Kunde von dem Schritt nach Konstantinopel gelange, noch ein Verkehr mit der englischen Flotte, falls diese ihm zu Gesicht kommen würde, stattfinde. Die türkische Flotte lichtete am folgenden Morgen die Anker, wobei man gegen Capitän Walker einige nichtige Vorwände gebrauchte, warum die ihm früher ertheilte Erlaubniß, an Lord Ponsonby zu schreiben, fürs erste zurückgenommen werden müsse; selbst mit dem in der Nähe liegenden Vanguard durfte Capitän Walker nicht communiciren. Die erwähnte französische Brigg stieß erst auf der Höhe von Rhodus zur türkischen Flotte; aber die Botschaft von Admiral Lalande an den Kapudan Pascha, die der Capitän der Brigg diesem überbrachte, besagte, nach reiflicher

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 6. Augsburg, 6. Januar 1840, S. 0047. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_006_18400106/7>, abgerufen am 22.12.2024.