Allgemeine Zeitung. Nr. 4. Augsburg, 4. Januar 1840.
Java und General van den Bosch. Aus dem Haag. Die Zustände dieser für Holland und seinen ostindischen Handel so überaus wichtigen Colonie sind in neuesten Zeiten mehrfach und in verschiedenartigem Sinne besprochen worden, besonders seitdem das Interesse Großbritanniens es zu erheischen scheint, die moralische Kraft der niederländischen Regierung auf jener Insel, und durch sie die commercielle und politische Macht des Mutterlandes bestmöglichst zu schwächen. Es dürfte von Interesse seyn, den gegenwärtigen Zustand, nach zusammentreffenden Berichten, die auch von glaubwürdigen Zeugen bestätigt werden, so wie die in letzter Zeit zum Besten der fraglichen Besitzung angeordneten Maaßregeln etwas näher zu beleuchten. Man wird sich aus früheren Beschreibungen noch erinnern, daß von Java bis Anjar, von der äußersten Westspitze der Insel bis zur östlichen, eine schöne und breite Poststraße, ungefähr 350 Meilen lang, aufgeführt worden ist, welche vier Wagen zu gleicher Zeit die Passage gestattete. Man verdankte sie der unermüdlichen Sorgfalt des Gouverneurs Daendels. Etwas später baute man eine ähnliche Straße von Tagas bis Banjoemas, auf eine Länge von 46 Poteaur, welche durch das Gebirg auf eine Weise beherrscht wird, daß sie zur Zeit des Kriegs unter allen Umständen vollkommene Sicherheit darbietet. Es gibt noch eine dritte, nämlich die von Bandang (in den Regentschaften von Preanger bis Sourabaya), welche über das Gebirg sich hinzieht. Das Bedürfniß großer Straßen in sämmtlichen Richtungen der Insel machte sich um so dringender geltend, je mehr die Agricultur an Ausdehnung gewann und das Innere des Landes sich mit europäischen Pflanzern, Zuckerfabricanten und andern industriösen Einwohnern bevölkerte, wodurch jene Gegenden allmählich in blühende, fruchtbare Erdstriche umgeschaffen wurden. Auch hiebei blieb man nicht stehen, sondern noch verschiedene neue Straßenzüge kamen in Folge der unermüdlichen Sorgfalt eines Mannes zu Stande, welcher die Cultur und die Ausbeute von aller Art jener reichen Producte des javanischen Bodens überall hin getragen und den Wohlstand der Insel auf einen bis dahin unerhörten Grad gesteigert hat. Seit den zwei Jahrhunderten, während welcher die Niederländer im Besitze von Java sich befinden, haben alle Inseln des ostindischen Archipels zusammen jährlich nicht so viel producirt, als das einzige Java, so wie es gegenwärtig durch das Genie jenes gewandten und kenntnißreichen Staatsmannes, des Generalcommissärs van den Bosch, regenerirt worden ist, der eben sein Portefeuille als Minister niedergelegt hat. Reisende, welche nach einer Abwesenheit von zehn Jahren wieder nach Java zurückgekehrt, würden sich gar nicht mehr in die Physiognomie des schönen Eilandes finden können. Ein englischer Obrist, welcher während der interimistischen brittischen Regierung die Stelle eines Präsidenten bekleidet hatte, war überrascht, erstaunt bei dem Anblick der zahlreichen Verbesserungen, die er allenthalben wahrnahm. Er erklärte: die Insel komme ihm wie ein ganz anderes Land, gegen früher, vor. Und in der That, man muß gestehen, daß hier wie durch einen Zauberschlag dürre, ungeheure Wüsten in fruchtbare Gefilde, freundliche Plantagen und prachtvolle Gärten verwandelt worden sind. Die Ueberraschung in solchen Fortschritten des Landbaues
Java und General van den Bosch. Aus dem Haag. Die Zustände dieser für Holland und seinen ostindischen Handel so überaus wichtigen Colonie sind in neuesten Zeiten mehrfach und in verschiedenartigem Sinne besprochen worden, besonders seitdem das Interesse Großbritanniens es zu erheischen scheint, die moralische Kraft der niederländischen Regierung auf jener Insel, und durch sie die commercielle und politische Macht des Mutterlandes bestmöglichst zu schwächen. Es dürfte von Interesse seyn, den gegenwärtigen Zustand, nach zusammentreffenden Berichten, die auch von glaubwürdigen Zeugen bestätigt werden, so wie die in letzter Zeit zum Besten der fraglichen Besitzung angeordneten Maaßregeln etwas näher zu beleuchten. Man wird sich aus früheren Beschreibungen noch erinnern, daß von Java bis Anjar, von der äußersten Westspitze der Insel bis zur östlichen, eine schöne und breite Poststraße, ungefähr 350 Meilen lang, aufgeführt worden ist, welche vier Wagen zu gleicher Zeit die Passage gestattete. Man verdankte sie der unermüdlichen Sorgfalt des Gouverneurs Daendels. Etwas später baute man eine ähnliche Straße von Tagas bis Banjoemâs, auf eine Länge von 46 Poteaur, welche durch das Gebirg auf eine Weise beherrscht wird, daß sie zur Zeit des Kriegs unter allen Umständen vollkommene Sicherheit darbietet. Es gibt noch eine dritte, nämlich die von Bandang (in den Regentschaften von Preanger bis Sourabaya), welche über das Gebirg sich hinzieht. Das Bedürfniß großer Straßen in sämmtlichen Richtungen der Insel machte sich um so dringender geltend, je mehr die Agricultur an Ausdehnung gewann und das Innere des Landes sich mit europäischen Pflanzern, Zuckerfabricanten und andern industriösen Einwohnern bevölkerte, wodurch jene Gegenden allmählich in blühende, fruchtbare Erdstriche umgeschaffen wurden. Auch hiebei blieb man nicht stehen, sondern noch verschiedene neue Straßenzüge kamen in Folge der unermüdlichen Sorgfalt eines Mannes zu Stande, welcher die Cultur und die Ausbeute von aller Art jener reichen Producte des javanischen Bodens überall hin getragen und den Wohlstand der Insel auf einen bis dahin unerhörten Grad gesteigert hat. Seit den zwei Jahrhunderten, während welcher die Niederländer im Besitze von Java sich befinden, haben alle Inseln des ostindischen Archipels zusammen jährlich nicht so viel producirt, als das einzige Java, so wie es gegenwärtig durch das Genie jenes gewandten und kenntnißreichen Staatsmannes, des Generalcommissärs van den Bosch, regenerirt worden ist, der eben sein Portefeuille als Minister niedergelegt hat. Reisende, welche nach einer Abwesenheit von zehn Jahren wieder nach Java zurückgekehrt, würden sich gar nicht mehr in die Physiognomie des schönen Eilandes finden können. Ein englischer Obrist, welcher während der interimistischen brittischen Regierung die Stelle eines Präsidenten bekleidet hatte, war überrascht, erstaunt bei dem Anblick der zahlreichen Verbesserungen, die er allenthalben wahrnahm. Er erklärte: die Insel komme ihm wie ein ganz anderes Land, gegen früher, vor. Und in der That, man muß gestehen, daß hier wie durch einen Zauberschlag dürre, ungeheure Wüsten in fruchtbare Gefilde, freundliche Plantagen und prachtvolle Gärten verwandelt worden sind. Die Ueberraschung in solchen Fortschritten des Landbaues <TEI> <text> <body> <div type="jArticle" n="1"> <div type="jSupplement" n="1"> <floatingText> <body> <div n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <p><pb facs="#f0011" n="0028"/><lb/> Reitern zurück. Sein arabisches Pferdchen, voll Feuer und Muth, ist schon in einem Bache, den er durchschneiden will, als der Reiter sich noch einmal umwendet und sein langes Feuerrohr gegen den Feind richtet. – Im Gebiete der frommen Kunst haben wir einen schönen Stich von Girard, der den Daniel in der Löwengrube von Ziegler darstellt. Noch zwei andere Kunsterzeugnisse will ich hier, für heute schließlich, nennen: den wüthenden Roland, in illustrirter Ausgabe, und die prachtvollen Zeichnungen, die Hr. v. Sommerard seiner Geschichte der Künste im Mittelalter beigibt. Der <hi rendition="#g">wüthende Roland</hi> erscheint bei dem Verleger Kuab; die Uebersetzung ist von Mazny, der bereits über das befreite Jerusalem von Tasso eine verdienstvolle Arbeit geliefert hat. Die Illustrationen sind von den ausgezeichnetsten Pariser Künstlern gefertigt, und füllen nicht weniger als 86 getrennte Blätter, welche die interessantesten Auftritte des Epos versinnlichen. Die Idee des großen Unternehmens von Sommerard ist bekannt; er will die Entwicklung der Kunst im Mittelalter durch ihre Werke selbst versinnlichen. Sein Werk ist bereits zu der 17ten und 18ten Lieferung seines Atlas und zur 17ten, 18ten, 19ten und 20sten Lieferung des Albums gediehen. Alles, was an die größten Namen und gefeiertsten Künstler erinnert, findet in diesen beiden Sammlungen seine Stelle. Hr. v. Sommerard war schon durch seine eigenen Kunstschätze mehr als irgend Jemand berufen, dieses Werk zu unternehmen. Außerdem spart er keine Kosten, um sich die treue Abschrift fremder Werke zu verschaffen, und der von ihm selbst beigegebene Text vollendet den Werth der Sammlung. – Es war eine Zeit, wo der Fürst von Canino, Lucian Bonaparte, sich mit großer Vorliebe der Astronomie hingab, und auf die Befriedigung dieser Liebhaberei große Summen verwandte. Diese Liebhaberei aber, wie so manche andere der Reichen, hatte ihre Zeit und was sonst um keinen Preis der Welt von ihm hätte erkauft werden können, fällt jetzt dem großen Zufall anheim, und die Steigerer werden das Loos darüber werfen. Den Liebhabern von Kunstgegenständen mag es willkommen seyn zu erfahren, daß das Cabinet des Fürsten nächsten Monat, am 15, 16 und 17 Januar, dahier in Paris, öffentlich versteigert werden wird. Es befinden sich in demselben eine große Anzahl Gemälde der berühmtesten Meister, Kunstwerke jeglicher Art, Statuen und Antiken, und namentlich optische Instrumente von dem größten Werth; darunter die Gläser eines Teleskops, dessen Durchmesser nicht weniger als 20 Zoll beträgt, ein anderer, dessen Durchmesser 15 Zoll hat, beide von Herschel selbst gefertigt. Freunden der Astronomie insbesondere sind die schönen Werkzeuge von Dollond zu empfehlen. – Die Gesellschaft der Schriftsteller (Société des gens de lettres) setzt ihre Versammlungen und ihre Arbeiten fort. Man hat in manchen Urtheilen ungerecht und ohne Ueberlegung gegen sie verfahren. In der Theorie ist nicht wohl einzusehen, warum die Schriftsteller nicht befugt seyn sollten, sich gegen Verkümmerung ihres Eigenthums zu schützen, da doch Jedermann den Nachdruck tadelt, und warum sie zu diesem Schutze nicht den Weg der Association wählen sollten, den man doch allen andern Interessen so sehr empfiehlt. In praktischer Beziehung hat die Gesellschaft ihren ersten, vielleicht etwas eng aufgefaßten Gesichtspunkt der Verfolgung aller derer, welche irgend einen Zeitungsartikel wiedergeben, bedeutend erweitert, und beschäftigt sich jetzt mit Entwürfen, welche die Stellung des Schriftstellers in der Gesellschaft, seine Rechte, seine Laufbahn u. s. w. betreffen, und die dem Ministerium und den Kammern demnächst vorgelegt werden sollen. Was in ihren Bestrebungen und Planen anfänglich unklar und unsicher war, wird nach und nach geläuterter und deutlicher hervortreten. Niemand kann bezweifeln, daß in dieser Richtung viel Gutes und für die Litteratur selbst Förderliches geschehen könne; wer aber sollte mehr Beruf haben, es herbeizuführen, als diejenigen gerade, deren Interesse es zunächst berührt!</p><lb/> </div> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Java und General van den Bosch</hi>.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <byline>✝ ✝</byline> <dateline> <hi rendition="#b">Aus dem Haag.</hi> </dateline> <p> Die Zustände dieser für Holland und seinen ostindischen Handel so überaus wichtigen Colonie sind in neuesten Zeiten mehrfach und in verschiedenartigem Sinne besprochen worden, besonders seitdem das Interesse Großbritanniens es zu erheischen scheint, die moralische Kraft der niederländischen Regierung auf jener Insel, und durch sie die commercielle und politische Macht des Mutterlandes bestmöglichst zu schwächen. 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Es gibt noch eine dritte, nämlich die von Bandang (in den Regentschaften von Preanger bis Sourabaya), welche über das Gebirg sich hinzieht. Das Bedürfniß großer Straßen in sämmtlichen Richtungen der Insel machte sich um so dringender geltend, je mehr die Agricultur an Ausdehnung gewann und das Innere des Landes sich mit europäischen Pflanzern, Zuckerfabricanten und andern industriösen Einwohnern bevölkerte, wodurch jene Gegenden allmählich in blühende, fruchtbare Erdstriche umgeschaffen wurden. Auch hiebei blieb man nicht stehen, sondern noch verschiedene neue Straßenzüge kamen in Folge der unermüdlichen Sorgfalt eines Mannes zu Stande, welcher die Cultur und die Ausbeute von aller Art jener reichen Producte des javanischen Bodens überall hin getragen und den Wohlstand der Insel auf einen bis dahin unerhörten Grad gesteigert hat. Seit den zwei Jahrhunderten, während welcher die Niederländer im Besitze von Java sich befinden, haben alle Inseln des ostindischen Archipels zusammen jährlich nicht so viel producirt, als das einzige Java, so wie es gegenwärtig durch das Genie jenes gewandten und kenntnißreichen Staatsmannes, des Generalcommissärs <hi rendition="#g">van den Bosch</hi>, regenerirt worden ist, der eben sein Portefeuille als Minister niedergelegt hat.</p><lb/> <p>Reisende, welche nach einer Abwesenheit von zehn Jahren wieder nach Java zurückgekehrt, würden sich gar nicht mehr in die Physiognomie des schönen Eilandes finden können. Ein englischer Obrist, welcher während der interimistischen brittischen Regierung die Stelle eines Präsidenten bekleidet hatte, war überrascht, erstaunt bei dem Anblick der zahlreichen Verbesserungen, die er allenthalben wahrnahm. Er erklärte: die Insel komme ihm wie ein ganz anderes Land, gegen früher, vor. Und in der That, man muß gestehen, daß hier wie durch einen Zauberschlag dürre, ungeheure Wüsten in fruchtbare Gefilde, freundliche Plantagen und prachtvolle Gärten verwandelt worden sind. Die Ueberraschung in solchen Fortschritten des Landbaues<lb/></p> </div> </div> </body> </floatingText> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0028/0011]
Reitern zurück. Sein arabisches Pferdchen, voll Feuer und Muth, ist schon in einem Bache, den er durchschneiden will, als der Reiter sich noch einmal umwendet und sein langes Feuerrohr gegen den Feind richtet. – Im Gebiete der frommen Kunst haben wir einen schönen Stich von Girard, der den Daniel in der Löwengrube von Ziegler darstellt. Noch zwei andere Kunsterzeugnisse will ich hier, für heute schließlich, nennen: den wüthenden Roland, in illustrirter Ausgabe, und die prachtvollen Zeichnungen, die Hr. v. Sommerard seiner Geschichte der Künste im Mittelalter beigibt. Der wüthende Roland erscheint bei dem Verleger Kuab; die Uebersetzung ist von Mazny, der bereits über das befreite Jerusalem von Tasso eine verdienstvolle Arbeit geliefert hat. Die Illustrationen sind von den ausgezeichnetsten Pariser Künstlern gefertigt, und füllen nicht weniger als 86 getrennte Blätter, welche die interessantesten Auftritte des Epos versinnlichen. Die Idee des großen Unternehmens von Sommerard ist bekannt; er will die Entwicklung der Kunst im Mittelalter durch ihre Werke selbst versinnlichen. Sein Werk ist bereits zu der 17ten und 18ten Lieferung seines Atlas und zur 17ten, 18ten, 19ten und 20sten Lieferung des Albums gediehen. Alles, was an die größten Namen und gefeiertsten Künstler erinnert, findet in diesen beiden Sammlungen seine Stelle. Hr. v. Sommerard war schon durch seine eigenen Kunstschätze mehr als irgend Jemand berufen, dieses Werk zu unternehmen. Außerdem spart er keine Kosten, um sich die treue Abschrift fremder Werke zu verschaffen, und der von ihm selbst beigegebene Text vollendet den Werth der Sammlung. – Es war eine Zeit, wo der Fürst von Canino, Lucian Bonaparte, sich mit großer Vorliebe der Astronomie hingab, und auf die Befriedigung dieser Liebhaberei große Summen verwandte. Diese Liebhaberei aber, wie so manche andere der Reichen, hatte ihre Zeit und was sonst um keinen Preis der Welt von ihm hätte erkauft werden können, fällt jetzt dem großen Zufall anheim, und die Steigerer werden das Loos darüber werfen. Den Liebhabern von Kunstgegenständen mag es willkommen seyn zu erfahren, daß das Cabinet des Fürsten nächsten Monat, am 15, 16 und 17 Januar, dahier in Paris, öffentlich versteigert werden wird. Es befinden sich in demselben eine große Anzahl Gemälde der berühmtesten Meister, Kunstwerke jeglicher Art, Statuen und Antiken, und namentlich optische Instrumente von dem größten Werth; darunter die Gläser eines Teleskops, dessen Durchmesser nicht weniger als 20 Zoll beträgt, ein anderer, dessen Durchmesser 15 Zoll hat, beide von Herschel selbst gefertigt. Freunden der Astronomie insbesondere sind die schönen Werkzeuge von Dollond zu empfehlen. – Die Gesellschaft der Schriftsteller (Société des gens de lettres) setzt ihre Versammlungen und ihre Arbeiten fort. Man hat in manchen Urtheilen ungerecht und ohne Ueberlegung gegen sie verfahren. In der Theorie ist nicht wohl einzusehen, warum die Schriftsteller nicht befugt seyn sollten, sich gegen Verkümmerung ihres Eigenthums zu schützen, da doch Jedermann den Nachdruck tadelt, und warum sie zu diesem Schutze nicht den Weg der Association wählen sollten, den man doch allen andern Interessen so sehr empfiehlt. In praktischer Beziehung hat die Gesellschaft ihren ersten, vielleicht etwas eng aufgefaßten Gesichtspunkt der Verfolgung aller derer, welche irgend einen Zeitungsartikel wiedergeben, bedeutend erweitert, und beschäftigt sich jetzt mit Entwürfen, welche die Stellung des Schriftstellers in der Gesellschaft, seine Rechte, seine Laufbahn u. s. w. betreffen, und die dem Ministerium und den Kammern demnächst vorgelegt werden sollen. Was in ihren Bestrebungen und Planen anfänglich unklar und unsicher war, wird nach und nach geläuterter und deutlicher hervortreten. Niemand kann bezweifeln, daß in dieser Richtung viel Gutes und für die Litteratur selbst Förderliches geschehen könne; wer aber sollte mehr Beruf haben, es herbeizuführen, als diejenigen gerade, deren Interesse es zunächst berührt!
Java und General van den Bosch.
✝ ✝ Aus dem Haag. Die Zustände dieser für Holland und seinen ostindischen Handel so überaus wichtigen Colonie sind in neuesten Zeiten mehrfach und in verschiedenartigem Sinne besprochen worden, besonders seitdem das Interesse Großbritanniens es zu erheischen scheint, die moralische Kraft der niederländischen Regierung auf jener Insel, und durch sie die commercielle und politische Macht des Mutterlandes bestmöglichst zu schwächen. Es dürfte von Interesse seyn, den gegenwärtigen Zustand, nach zusammentreffenden Berichten, die auch von glaubwürdigen Zeugen bestätigt werden, so wie die in letzter Zeit zum Besten der fraglichen Besitzung angeordneten Maaßregeln etwas näher zu beleuchten.
Man wird sich aus früheren Beschreibungen noch erinnern, daß von Java bis Anjar, von der äußersten Westspitze der Insel bis zur östlichen, eine schöne und breite Poststraße, ungefähr 350 Meilen lang, aufgeführt worden ist, welche vier Wagen zu gleicher Zeit die Passage gestattete. Man verdankte sie der unermüdlichen Sorgfalt des Gouverneurs Daendels. Etwas später baute man eine ähnliche Straße von Tagas bis Banjoemâs, auf eine Länge von 46 Poteaur, welche durch das Gebirg auf eine Weise beherrscht wird, daß sie zur Zeit des Kriegs unter allen Umständen vollkommene Sicherheit darbietet. Es gibt noch eine dritte, nämlich die von Bandang (in den Regentschaften von Preanger bis Sourabaya), welche über das Gebirg sich hinzieht. Das Bedürfniß großer Straßen in sämmtlichen Richtungen der Insel machte sich um so dringender geltend, je mehr die Agricultur an Ausdehnung gewann und das Innere des Landes sich mit europäischen Pflanzern, Zuckerfabricanten und andern industriösen Einwohnern bevölkerte, wodurch jene Gegenden allmählich in blühende, fruchtbare Erdstriche umgeschaffen wurden. Auch hiebei blieb man nicht stehen, sondern noch verschiedene neue Straßenzüge kamen in Folge der unermüdlichen Sorgfalt eines Mannes zu Stande, welcher die Cultur und die Ausbeute von aller Art jener reichen Producte des javanischen Bodens überall hin getragen und den Wohlstand der Insel auf einen bis dahin unerhörten Grad gesteigert hat. Seit den zwei Jahrhunderten, während welcher die Niederländer im Besitze von Java sich befinden, haben alle Inseln des ostindischen Archipels zusammen jährlich nicht so viel producirt, als das einzige Java, so wie es gegenwärtig durch das Genie jenes gewandten und kenntnißreichen Staatsmannes, des Generalcommissärs van den Bosch, regenerirt worden ist, der eben sein Portefeuille als Minister niedergelegt hat.
Reisende, welche nach einer Abwesenheit von zehn Jahren wieder nach Java zurückgekehrt, würden sich gar nicht mehr in die Physiognomie des schönen Eilandes finden können. Ein englischer Obrist, welcher während der interimistischen brittischen Regierung die Stelle eines Präsidenten bekleidet hatte, war überrascht, erstaunt bei dem Anblick der zahlreichen Verbesserungen, die er allenthalben wahrnahm. Er erklärte: die Insel komme ihm wie ein ganz anderes Land, gegen früher, vor. Und in der That, man muß gestehen, daß hier wie durch einen Zauberschlag dürre, ungeheure Wüsten in fruchtbare Gefilde, freundliche Plantagen und prachtvolle Gärten verwandelt worden sind. Die Ueberraschung in solchen Fortschritten des Landbaues
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