Allgemeine Zeitung. Nr. 3. Augsburg, 3. Januar 1840.Türkei. In einem Schreiben des Messager aus Konstantinopel vom 9 Dec. heißt es: "Sie wissen, daß der Prinz Joinville während seines Aufenthalts in Konstantinopel eine Reise nach Trapezunt gemacht hat. Es ist Ihnen auch wohl bekannt, daß der Prinz damals seine Fregatte verließ, und ein österreichisches Dampfboot bestieg; Sie theilten unser Erstaunen darüber. Wir haben aber jetzt erfahren, daß der Prinz nicht aus Laune so handelte, sondern daß er hiezu genöthigt war. In Folge des Vertrags von Hunkiar-Skelessi hatte man der Belle-Poule das Einlaufen ins schwarze Meer verweigert, eben so dem Dampfboot, welches die Fregatte bis Konstantinopel am Schlepptau führte. Derselbe Fall hatte sich zur Zeit der Ankunft des Hrn. v. Sercey mit dem Dampfboot Veloce zugetragen. Daß dieser Gesandte seine Reise nach Persien fortsetzen durfte, verdankte man irgend einem besondern Einfluß, aber erst nach langen Unterhandlungen erhielt er die Erlaubniß hiezu *)*) Jedem steht es frei, diesen Vorfall nach seiner Weise zu erklären, uns scheint derselbe eine Beleidigung gegen Frankreich. - Küstenwächter von Anatolien melden, daß dort ein Dampfboot und 45 Segelschiffe während des letzten Sturmes untergegangen sind." Von der türkischen Gränze, 19 Dec. Die letzten Berichte aus Konstantinopel sagen, daß die Missionen von Schweden, Dänemark und Niederland von ihren Höfen den Auftrag erhalten haben, mit der Pforte Handelsverträge nach Maaßgabe des Vertrags vom 16 Aug. 1838 abzuschließen. - 280 Familien aus Montenegro, wo, wie schon berichtet, in Folge des Mißwachses dieses Jahrs Hungersnoth herrscht, sind in Serbien angekommen, um vorerst den Winter über dort ihr Brod zu suchen, vielleicht auch sich gänzlich in diesem Lande anzusiedeln. China. Vom Genfer See, 24 Dec. Vor einigen Tagen kam in Genf der Brief eines protestantischen Missionärs d. d. Canton 13 Mai, der sich über die jetzigen Angelegenheiten in China und deren mögliche Folgen also ausspricht. "Zwei Monate lang waren wir (die Europäer) angewiesen, uns in unsern Wohnungen still zu halten, wir waren nichts Anderes als Gefangene. Die Bedingung unserer Freilassung war die Uebergabe von 20,000 Kisten Opium, von denen die Regierung wußte, daß sie sich auf den fremden Schiffen befanden, die in den Meeren China's vor Anker lagen... Es ist mir unmöglich, in das Einzelne der immer wechselnden Lage der Fremden einzugehen, die sich noch alle Tage zu verändern scheint. Für uns Missionäre ist diese Sache von der größten Wichtigkeit und Bedeutung. Schon vorher waren wir in unsern Bemühungen sehr beschränkt, jetzt aber sind uns mehr denn je Hände und Zungen gebunden. Das protestantische Hospital, das seit einigen Jahren glücklichen Einfluß übte, die große Ueberlegenheit der europäischen Wissenschaft bewies, die gränzenlose Wohlthat des Christenthums darthat und vielfache Gelegenheit gab das Evangelium zu verbreiten, unser Hospital ist so eben geschlossen und selbst der dahinführende Weg vermauert worden. Unsere Sprachlehrer haben uns bereits verlassen, denn sie fürchten ihr Leben zu verlieren, wenn sie länger zu uns kommen; wir sind auch ungewiß darüber, ob sie je wieder kommen werden.... Ueberdieß besteht in China ein Gesetz, wodurch den Chinesen verboten wird, Fremden Unterricht in der chinesischen Sprache zu geben.... Wer von uns öffentlich das Evangelium predigte, könnte sogleich auf Verhaftung oder noch härtere Strafe rechnen; Bibeln und religiöse Flugschriften können wir nur auf sehr beschränkte Weise austheilen. Das Christenthum gilt in China als etwas Verworfenes, und viele von denen, die Christen heißen, bestärken die Chinesen durch ihr Betragen in dieser Meinung; was sollen sie von den christlichen Opiumschmugglern denken? ... Was aber auch in naher oder ferner Zukunft über uns ergehe, nimmer wird es uns in unserm Bemühen irre machen, wir werden in unserer Gefangenschaft fortfahren die Sprache zu studiren und auf diese Weise die Uebersetzung der Bibel und anderer nützlicher Bücher ins Chinesische fortzusetzen... Immer sind die jetzigen Ereignisse von großer Wichtigkeit für uns. Wenn die Engländer wegen der gegen uns ergriffenen Maaßregeln bei der chinesischen Regierung Vorstellungen thun oder darüber Erklärung verlangen, so ist es möglich, daß das Land ganz fremdem Einfluß geöffnet wird, es kann ihm aber auch mehr denn je verschlossen werden." *) Aus unsern eigenen Correspondenzen ist bekannt, daß das Kriegsdampfboot des Grafen Sercey vorher seine Kanonen rück stellen, kurz sich als Kauffahrteischiff maskiren mußte.
Türkei. In einem Schreiben des Messager aus Konstantinopel vom 9 Dec. heißt es: „Sie wissen, daß der Prinz Joinville während seines Aufenthalts in Konstantinopel eine Reise nach Trapezunt gemacht hat. Es ist Ihnen auch wohl bekannt, daß der Prinz damals seine Fregatte verließ, und ein österreichisches Dampfboot bestieg; Sie theilten unser Erstaunen darüber. Wir haben aber jetzt erfahren, daß der Prinz nicht aus Laune so handelte, sondern daß er hiezu genöthigt war. In Folge des Vertrags von Hunkiar-Skelessi hatte man der Belle-Poule das Einlaufen ins schwarze Meer verweigert, eben so dem Dampfboot, welches die Fregatte bis Konstantinopel am Schlepptau führte. Derselbe Fall hatte sich zur Zeit der Ankunft des Hrn. v. Sercey mit dem Dampfboot Véloce zugetragen. Daß dieser Gesandte seine Reise nach Persien fortsetzen durfte, verdankte man irgend einem besondern Einfluß, aber erst nach langen Unterhandlungen erhielt er die Erlaubniß hiezu *)*) Jedem steht es frei, diesen Vorfall nach seiner Weise zu erklären, uns scheint derselbe eine Beleidigung gegen Frankreich. – Küstenwächter von Anatolien melden, daß dort ein Dampfboot und 45 Segelschiffe während des letzten Sturmes untergegangen sind.“ Von der türkischen Gränze, 19 Dec. Die letzten Berichte aus Konstantinopel sagen, daß die Missionen von Schweden, Dänemark und Niederland von ihren Höfen den Auftrag erhalten haben, mit der Pforte Handelsverträge nach Maaßgabe des Vertrags vom 16 Aug. 1838 abzuschließen. – 280 Familien aus Montenegro, wo, wie schon berichtet, in Folge des Mißwachses dieses Jahrs Hungersnoth herrscht, sind in Serbien angekommen, um vorerst den Winter über dort ihr Brod zu suchen, vielleicht auch sich gänzlich in diesem Lande anzusiedeln. China. Vom Genfer See, 24 Dec. Vor einigen Tagen kam in Genf der Brief eines protestantischen Missionärs d. d. Canton 13 Mai, der sich über die jetzigen Angelegenheiten in China und deren mögliche Folgen also ausspricht. „Zwei Monate lang waren wir (die Europäer) angewiesen, uns in unsern Wohnungen still zu halten, wir waren nichts Anderes als Gefangene. Die Bedingung unserer Freilassung war die Uebergabe von 20,000 Kisten Opium, von denen die Regierung wußte, daß sie sich auf den fremden Schiffen befanden, die in den Meeren China's vor Anker lagen... Es ist mir unmöglich, in das Einzelne der immer wechselnden Lage der Fremden einzugehen, die sich noch alle Tage zu verändern scheint. Für uns Missionäre ist diese Sache von der größten Wichtigkeit und Bedeutung. Schon vorher waren wir in unsern Bemühungen sehr beschränkt, jetzt aber sind uns mehr denn je Hände und Zungen gebunden. Das protestantische Hospital, das seit einigen Jahren glücklichen Einfluß übte, die große Ueberlegenheit der europäischen Wissenschaft bewies, die gränzenlose Wohlthat des Christenthums darthat und vielfache Gelegenheit gab das Evangelium zu verbreiten, unser Hospital ist so eben geschlossen und selbst der dahinführende Weg vermauert worden. Unsere Sprachlehrer haben uns bereits verlassen, denn sie fürchten ihr Leben zu verlieren, wenn sie länger zu uns kommen; wir sind auch ungewiß darüber, ob sie je wieder kommen werden.... Ueberdieß besteht in China ein Gesetz, wodurch den Chinesen verboten wird, Fremden Unterricht in der chinesischen Sprache zu geben.... Wer von uns öffentlich das Evangelium predigte, könnte sogleich auf Verhaftung oder noch härtere Strafe rechnen; Bibeln und religiöse Flugschriften können wir nur auf sehr beschränkte Weise austheilen. Das Christenthum gilt in China als etwas Verworfenes, und viele von denen, die Christen heißen, bestärken die Chinesen durch ihr Betragen in dieser Meinung; was sollen sie von den christlichen Opiumschmugglern denken? ... Was aber auch in naher oder ferner Zukunft über uns ergehe, nimmer wird es uns in unserm Bemühen irre machen, wir werden in unserer Gefangenschaft fortfahren die Sprache zu studiren und auf diese Weise die Uebersetzung der Bibel und anderer nützlicher Bücher ins Chinesische fortzusetzen... Immer sind die jetzigen Ereignisse von großer Wichtigkeit für uns. Wenn die Engländer wegen der gegen uns ergriffenen Maaßregeln bei der chinesischen Regierung Vorstellungen thun oder darüber Erklärung verlangen, so ist es möglich, daß das Land ganz fremdem Einfluß geöffnet wird, es kann ihm aber auch mehr denn je verschlossen werden.“ *) Aus unsern eigenen Correspondenzen ist bekannt, daß das Kriegsdampfboot des Grafen Sercey vorher seine Kanonen rück stellen, kurz sich als Kauffahrteischiff maskiren mußte.
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Canton 13 Mai, der sich über die jetzigen Angelegenheiten in China und deren mögliche Folgen also ausspricht. „Zwei Monate lang waren wir (die Europäer) angewiesen, uns in unsern Wohnungen still zu halten, wir waren nichts Anderes als Gefangene. Die Bedingung unserer Freilassung war die Uebergabe von 20,000 Kisten Opium, von denen die Regierung wußte, daß sie sich auf den fremden Schiffen befanden, die in den Meeren China's vor Anker lagen... Es ist mir unmöglich, in das Einzelne der immer wechselnden Lage der Fremden einzugehen, die sich noch alle Tage zu verändern scheint. Für uns Missionäre ist diese Sache von der größten Wichtigkeit und Bedeutung. Schon vorher waren wir in unsern Bemühungen sehr beschränkt, jetzt aber sind uns mehr denn je Hände und Zungen gebunden. Das protestantische Hospital, das seit einigen Jahren glücklichen Einfluß übte, die große Ueberlegenheit der europäischen Wissenschaft bewies, die gränzenlose Wohlthat des Christenthums darthat und vielfache Gelegenheit gab das Evangelium zu verbreiten, unser Hospital ist so eben geschlossen und selbst der dahinführende Weg vermauert worden. Unsere Sprachlehrer haben uns bereits verlassen, denn sie fürchten ihr Leben zu verlieren, wenn sie länger zu uns kommen; wir sind auch ungewiß darüber, ob sie je wieder kommen werden.... Ueberdieß besteht in China ein Gesetz, wodurch den Chinesen verboten wird, Fremden Unterricht in der chinesischen Sprache zu geben.... Wer von uns öffentlich das Evangelium predigte, könnte sogleich auf Verhaftung oder noch härtere Strafe rechnen; Bibeln und religiöse Flugschriften können wir nur auf sehr beschränkte Weise austheilen. Das Christenthum gilt in China als etwas Verworfenes, und viele von denen, die Christen heißen, bestärken die Chinesen durch ihr Betragen in dieser Meinung; was sollen sie von den christlichen Opiumschmugglern denken? ... Was aber auch in naher oder ferner Zukunft über uns ergehe, nimmer wird es uns in unserm Bemühen irre machen, wir werden in unserer Gefangenschaft fortfahren die Sprache zu studiren und auf diese Weise die Uebersetzung der Bibel und anderer nützlicher Bücher ins Chinesische fortzusetzen... Immer sind die jetzigen Ereignisse von großer Wichtigkeit für uns. Wenn die Engländer wegen der gegen uns ergriffenen Maaßregeln bei der chinesischen Regierung Vorstellungen thun oder darüber Erklärung verlangen, so ist es möglich, daß das Land ganz fremdem Einfluß geöffnet wird, es kann ihm aber auch mehr denn je verschlossen werden.“</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0024/0008]
Türkei.
In einem Schreiben des Messager aus Konstantinopel vom 9 Dec. heißt es: „Sie wissen, daß der Prinz Joinville während seines Aufenthalts in Konstantinopel eine Reise nach Trapezunt gemacht hat. Es ist Ihnen auch wohl bekannt, daß der Prinz damals seine Fregatte verließ, und ein österreichisches Dampfboot bestieg; Sie theilten unser Erstaunen darüber. Wir haben aber jetzt erfahren, daß der Prinz nicht aus Laune so handelte, sondern daß er hiezu genöthigt war. In Folge des Vertrags von Hunkiar-Skelessi hatte man der Belle-Poule das Einlaufen ins schwarze Meer verweigert, eben so dem Dampfboot, welches die Fregatte bis Konstantinopel am Schlepptau führte. Derselbe Fall hatte sich zur Zeit der Ankunft des Hrn. v. Sercey mit dem Dampfboot Véloce zugetragen. Daß dieser Gesandte seine Reise nach Persien fortsetzen durfte, verdankte man irgend einem besondern Einfluß, aber erst nach langen Unterhandlungen erhielt er die Erlaubniß hiezu *) *) Jedem steht es frei, diesen Vorfall nach seiner Weise zu erklären, uns scheint derselbe eine Beleidigung gegen Frankreich. – Küstenwächter von Anatolien melden, daß dort ein Dampfboot und 45 Segelschiffe während des letzten Sturmes untergegangen sind.“
_ Von der türkischen Gränze, 19 Dec. Die letzten Berichte aus Konstantinopel sagen, daß die Missionen von Schweden, Dänemark und Niederland von ihren Höfen den Auftrag erhalten haben, mit der Pforte Handelsverträge nach Maaßgabe des Vertrags vom 16 Aug. 1838 abzuschließen. – 280 Familien aus Montenegro, wo, wie schon berichtet, in Folge des Mißwachses dieses Jahrs Hungersnoth herrscht, sind in Serbien angekommen, um vorerst den Winter über dort ihr Brod zu suchen, vielleicht auch sich gänzlich in diesem Lande anzusiedeln.
China.
_ Vom Genfer See, 24 Dec. Vor einigen Tagen kam in Genf der Brief eines protestantischen Missionärs d. d. Canton 13 Mai, der sich über die jetzigen Angelegenheiten in China und deren mögliche Folgen also ausspricht. „Zwei Monate lang waren wir (die Europäer) angewiesen, uns in unsern Wohnungen still zu halten, wir waren nichts Anderes als Gefangene. Die Bedingung unserer Freilassung war die Uebergabe von 20,000 Kisten Opium, von denen die Regierung wußte, daß sie sich auf den fremden Schiffen befanden, die in den Meeren China's vor Anker lagen... Es ist mir unmöglich, in das Einzelne der immer wechselnden Lage der Fremden einzugehen, die sich noch alle Tage zu verändern scheint. Für uns Missionäre ist diese Sache von der größten Wichtigkeit und Bedeutung. Schon vorher waren wir in unsern Bemühungen sehr beschränkt, jetzt aber sind uns mehr denn je Hände und Zungen gebunden. Das protestantische Hospital, das seit einigen Jahren glücklichen Einfluß übte, die große Ueberlegenheit der europäischen Wissenschaft bewies, die gränzenlose Wohlthat des Christenthums darthat und vielfache Gelegenheit gab das Evangelium zu verbreiten, unser Hospital ist so eben geschlossen und selbst der dahinführende Weg vermauert worden. Unsere Sprachlehrer haben uns bereits verlassen, denn sie fürchten ihr Leben zu verlieren, wenn sie länger zu uns kommen; wir sind auch ungewiß darüber, ob sie je wieder kommen werden.... Ueberdieß besteht in China ein Gesetz, wodurch den Chinesen verboten wird, Fremden Unterricht in der chinesischen Sprache zu geben.... Wer von uns öffentlich das Evangelium predigte, könnte sogleich auf Verhaftung oder noch härtere Strafe rechnen; Bibeln und religiöse Flugschriften können wir nur auf sehr beschränkte Weise austheilen. Das Christenthum gilt in China als etwas Verworfenes, und viele von denen, die Christen heißen, bestärken die Chinesen durch ihr Betragen in dieser Meinung; was sollen sie von den christlichen Opiumschmugglern denken? ... Was aber auch in naher oder ferner Zukunft über uns ergehe, nimmer wird es uns in unserm Bemühen irre machen, wir werden in unserer Gefangenschaft fortfahren die Sprache zu studiren und auf diese Weise die Uebersetzung der Bibel und anderer nützlicher Bücher ins Chinesische fortzusetzen... Immer sind die jetzigen Ereignisse von großer Wichtigkeit für uns. Wenn die Engländer wegen der gegen uns ergriffenen Maaßregeln bei der chinesischen Regierung Vorstellungen thun oder darüber Erklärung verlangen, so ist es möglich, daß das Land ganz fremdem Einfluß geöffnet wird, es kann ihm aber auch mehr denn je verschlossen werden.“
*) Aus unsern eigenen Correspondenzen ist bekannt, daß das Kriegsdampfboot des Grafen Sercey vorher seine Kanonen rück stellen, kurz sich als Kauffahrteischiff maskiren mußte.
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