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Allgemeine Zeitung. Nr. 3. Augsburg, 3. Januar 1840.

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Allianz mit Preußen, durch die Rußland so viel gewonnen hatte, wurde undankbar vergessen und Rußland verband sich mit Oesterreich, Frankreich, Schweden und Sachsen zum Verderben Preußens, im berüchtigten Versailler Bunde 1756. Eine Theilung Preußens war bereits verabredet. Wie nahe lag die Realisirung dieses Plans! Fast ganz Europa stritt gegen das kleine Preußen. Ein Wunder schien nöthig, es zu retten, und dieses Wunder bewirkte Friedrichs Genie. Aber werden solche Wunder immer bereit gehalten, kann man sie bestellen? Als der Plan auf Preußen mißlungen war, unternahm Rußland - unausgesetzt auf Eroberungen im Westen bedacht - sogleich die Theilung Polens und trat zu diesem Behuf wieder mit Preußen in Allianz. Diese Allianz dauerte fort, weil Rußland derselben auch noch zur zweiten und dritten Theilung Polens bedurfte. Allein sie endete in dem Augenblick, in welchem Preußen, von Napoleon besiegt und geschwächt, nicht mehr zu fürchten und nichts mehr von ihm zu hoffen war. Rußland verband sich mit Napoleon schon zu Tilsit, duldete nicht nur Preußens Theilung, sondern nahm sich auch selbst ein Stück von Preußen hinweg, und ließ das Versprechen, daß Preußen für Hannover entschädigt werden sollte, obgleich es einen der Tilsiter Friedensartikel bildete, unerfüllt. Bald darauf verband es sich mit Napoleon noch förmlicher zu Erfurt und theilte mit ihm die Herrschaft über Europa, wodurch es Finnland und ein Stück von Gallizien auf Kosten Oesterreichs bekam, also in seinem Plan, gegen Westen vorzurücken, abermals gefördert wurde. Inzwischen machte die Katastrophe von 1812 dem französisch - russischen Bündniß ein Ende und Rußland alliirte sich abermals mit Preußen, wodurch es in den Stand gesetzt wurde, den französischen Kaiser bis nach Paris zu verfolgen, und sofort den größten Theil des ehemaligen Preußisch-Polen, das Gebiet von Warschau, erhielt, also abermals sein Gebiet weiter nach Westen ausdehnte. Seitdem nun hat die preußisch - russische Allianz siebenundzwanzig Jahre lang gedauert. Preußen hat viel für Rußland gethan, namentlich im letzten polnischen Krieg, allein es hat sich dadurch auch nicht die kleinste Erleichterung seiner durch die russische Sperre hart gedrückten Ostseeprovinzen erkaufen können. Den anonymen russischen Publicisten, die in der Denkschrift von 1834 und in dem Buch "die europäische Pentarchie" in den kleinen deutschen Bundesstaaten Antipathien gegen Preußen zu nähren gesucht, und denselben ein russisches Protectorat in nicht freundlichem Sinne gegen Preußen vorgeschlagen haben, wollen wir zwar keine Wichtigkeit beilegen, allein sie erinnern doch, daß Rußland ein anderes Interesse hat, als Preußen.

"Die Nähe eines intelligenten, kriegerischen, ruhmvollen und dabei überdieß noch jungen und aufstrebenden Staates, der im Hintergrunde den ganzen Nachdruck deutscher Nationalität hat, kann einem Staate, der mit universalmonarchischer Tendenz bisher nach allen Seiten sich vergrößert hat und nur schwache Reste alter Staaten um sich zu dulden liebt, nicht angenehm seyn. Was einst Schweden und Polen waren, das ist jetzt Preußen in noch höherem Grade, jener geharnischte Ritter, der nie die Weichselufer verläßt, und, mag er mit dem deutschen Orden begraben oder im alten litthauischen Wappen ausgelöscht seyn, gleichwohl immer wieder ersteht. Dieses Ritterthum des Nordens hat Preußen geerbt und ist des stolzen und rühmlichen Erbtheils werth....

(Beschluß folgt.)

Nothombs Bericht über die belgischen Eisenbahnen.

Der Bericht des Ministers der öffentlichen Bauten, Hrn. Nothomb, an die Kammern über die Eisenbahnen und gewöhnlichen Landstraßen ist besonders in Beziehung auf erstere eine sehr umständliche Arbeit, aus der es von großem Interesse ist, das Wesentlichste zur allgemeineren Kenntniß zu bringen. Der erste Entwurf der Regierung zu dem Bau einer Eisenbahn datirt vom 19 Jun. 1833. Er bezweckte eine Verbindung der Häfen Antwerpen und Ostende mit Verviers, nebst Fortsetzung der Linie von dieser letztern Stadt bis an die preußische Gränze. In den Kammern aber wurde der Entwurf verschiedentlich modificirt, und so kam das Gesetz vom 1 Mai 1834 zu Stande, das die Stadt Mecheln zum Mittelpunkt eines umfassenden Eisenbahnsystems setzte, und von dort aus vier Hauptlinien decretirte: eine östliche über Löwen, Lüttich und Verviers nach der preußischen Gränze (136,363 Meter); eine nördliche von Mecheln nach Antwerpen (25,500 Meter); eine westliche über Termonde, Gent und Brügge nach Ostende (127,111 Meter), und eine südliche über Brüssel und durch die Provinz Hennegau nach der französischen Gränze in der Richtung von Valenciennes (108,132 Meter), zusammen also 397,106 Meter oder 79 1/2 Lieues, die Lieue zu 5000 Meter gerechnet.

Hiebei blieb man indessen noch nicht stehen. Kaum waren die ersten Sectionen zwischen Brüssel, Mecheln und Antwerpen eröffnet, und hier das Unternehmen mit dem schönsten Erfolg gekrönt, so regte sich in allen Provinzen die Begierde und eine Art von Eifersucht, ihren Antheil an dem Eisenbahnsystem zu haben. Die Regierung begriff den Vortheil, der hieraus für die Identification und Consolidation der verschiedenen Landestheile in Einem großen Nationalinteresse zu ziehen war, und brachte einen neuen Entwurf in die Kammern, der am 26 Mai 1837 die gesetzliche Sanction erhielt. Hienach wurden noch decretirt: 1) eine Linie von Gent über Courtray nach der französischen Gränze in der Richtung von Lille, nebst Seitenlinien auf Tournay (75,100 Meter); eine Seitenlinie von Braine-le-Comte, einem auf der unterm 1 Mai 1834 decretirten südlichen Linie gelegenen Städtchen, auf Namur (66,704 Meter), und eine Seitenlinie von Landen (zwischen Tirlemont und Lüttich) nach St. Trond (10,802 Meter), zusammen 151,976 Meter oder 30 1/2 Lieues. Auch sogar eine Linie nach dem Luxemburgischen wurde in diesem zweiten Gesetz in Aussicht gestellt, einstweilen aber nichts Näheres darüber bestimmt.

So begreift also das gesammte bisher decretirte System von Eisenbahnen eine Totalstrecke von 549,082 Meter oder 110 Lieues. Hievon sind in diesem Augenblick fertig und werden wirklich schon befahren: 1) die östliche Linie von Mecheln bis Ans bei Lüttich (87,600 Meter); die nördliche Linie von Mecheln bis Antwerpen (23,500 Meter); die westliche von Mecheln bis an Ostende (125,200 Meter); die südliche von Mecheln bis Brüssel (20,300 Meter); die Linie von Gent bis Courtray (41,889 Meter); die Linie von Landen bis St. Trond (10,802 Meter); in Allem also 309,291 Meter oder 62 Lieus, mithin ungefähr drei Fünftel des gesammten Unternehmens. Angefangen sind überdieß die Arbeiten schon: von Ans bis Lüttich auf einer Strecke von 6777 Meter, und seit einigen Tagen die Arbeiten jenseits Lüttich nach Pepinster hin; innerhalb Ostende bis in den Hafen auf einer Strecke von 1911 Meter, die eigentlich schon als beendigt angesehen werden muß; auf der südlichen Linie von Brüssel nach dem Hennegau hin auf einer Strecke von 20,265 Meter; zwischen Namur und Mornimont auf einer Strecke von 14,500 Meter, so daß also nur noch eine

Allianz mit Preußen, durch die Rußland so viel gewonnen hatte, wurde undankbar vergessen und Rußland verband sich mit Oesterreich, Frankreich, Schweden und Sachsen zum Verderben Preußens, im berüchtigten Versailler Bunde 1756. Eine Theilung Preußens war bereits verabredet. Wie nahe lag die Realisirung dieses Plans! Fast ganz Europa stritt gegen das kleine Preußen. Ein Wunder schien nöthig, es zu retten, und dieses Wunder bewirkte Friedrichs Genie. Aber werden solche Wunder immer bereit gehalten, kann man sie bestellen? Als der Plan auf Preußen mißlungen war, unternahm Rußland – unausgesetzt auf Eroberungen im Westen bedacht – sogleich die Theilung Polens und trat zu diesem Behuf wieder mit Preußen in Allianz. Diese Allianz dauerte fort, weil Rußland derselben auch noch zur zweiten und dritten Theilung Polens bedurfte. Allein sie endete in dem Augenblick, in welchem Preußen, von Napoleon besiegt und geschwächt, nicht mehr zu fürchten und nichts mehr von ihm zu hoffen war. Rußland verband sich mit Napoleon schon zu Tilsit, duldete nicht nur Preußens Theilung, sondern nahm sich auch selbst ein Stück von Preußen hinweg, und ließ das Versprechen, daß Preußen für Hannover entschädigt werden sollte, obgleich es einen der Tilsiter Friedensartikel bildete, unerfüllt. Bald darauf verband es sich mit Napoleon noch förmlicher zu Erfurt und theilte mit ihm die Herrschaft über Europa, wodurch es Finnland und ein Stück von Gallizien auf Kosten Oesterreichs bekam, also in seinem Plan, gegen Westen vorzurücken, abermals gefördert wurde. Inzwischen machte die Katastrophe von 1812 dem französisch - russischen Bündniß ein Ende und Rußland alliirte sich abermals mit Preußen, wodurch es in den Stand gesetzt wurde, den französischen Kaiser bis nach Paris zu verfolgen, und sofort den größten Theil des ehemaligen Preußisch-Polen, das Gebiet von Warschau, erhielt, also abermals sein Gebiet weiter nach Westen ausdehnte. Seitdem nun hat die preußisch - russische Allianz siebenundzwanzig Jahre lang gedauert. Preußen hat viel für Rußland gethan, namentlich im letzten polnischen Krieg, allein es hat sich dadurch auch nicht die kleinste Erleichterung seiner durch die russische Sperre hart gedrückten Ostseeprovinzen erkaufen können. Den anonymen russischen Publicisten, die in der Denkschrift von 1834 und in dem Buch „die europäische Pentarchie“ in den kleinen deutschen Bundesstaaten Antipathien gegen Preußen zu nähren gesucht, und denselben ein russisches Protectorat in nicht freundlichem Sinne gegen Preußen vorgeschlagen haben, wollen wir zwar keine Wichtigkeit beilegen, allein sie erinnern doch, daß Rußland ein anderes Interesse hat, als Preußen.

„Die Nähe eines intelligenten, kriegerischen, ruhmvollen und dabei überdieß noch jungen und aufstrebenden Staates, der im Hintergrunde den ganzen Nachdruck deutscher Nationalität hat, kann einem Staate, der mit universalmonarchischer Tendenz bisher nach allen Seiten sich vergrößert hat und nur schwache Reste alter Staaten um sich zu dulden liebt, nicht angenehm seyn. Was einst Schweden und Polen waren, das ist jetzt Preußen in noch höherem Grade, jener geharnischte Ritter, der nie die Weichselufer verläßt, und, mag er mit dem deutschen Orden begraben oder im alten litthauischen Wappen ausgelöscht seyn, gleichwohl immer wieder ersteht. Dieses Ritterthum des Nordens hat Preußen geerbt und ist des stolzen und rühmlichen Erbtheils werth....

(Beschluß folgt.)

Nothombs Bericht über die belgischen Eisenbahnen.

Der Bericht des Ministers der öffentlichen Bauten, Hrn. Nothomb, an die Kammern über die Eisenbahnen und gewöhnlichen Landstraßen ist besonders in Beziehung auf erstere eine sehr umständliche Arbeit, aus der es von großem Interesse ist, das Wesentlichste zur allgemeineren Kenntniß zu bringen. Der erste Entwurf der Regierung zu dem Bau einer Eisenbahn datirt vom 19 Jun. 1833. Er bezweckte eine Verbindung der Häfen Antwerpen und Ostende mit Verviers, nebst Fortsetzung der Linie von dieser letztern Stadt bis an die preußische Gränze. In den Kammern aber wurde der Entwurf verschiedentlich modificirt, und so kam das Gesetz vom 1 Mai 1834 zu Stande, das die Stadt Mecheln zum Mittelpunkt eines umfassenden Eisenbahnsystems setzte, und von dort aus vier Hauptlinien decretirte: eine östliche über Löwen, Lüttich und Verviers nach der preußischen Gränze (136,363 Meter); eine nördliche von Mecheln nach Antwerpen (25,500 Meter); eine westliche über Termonde, Gent und Brügge nach Ostende (127,111 Meter), und eine südliche über Brüssel und durch die Provinz Hennegau nach der französischen Gränze in der Richtung von Valenciennes (108,132 Meter), zusammen also 397,106 Meter oder 79 1/2 Lieues, die Lieue zu 5000 Meter gerechnet.

Hiebei blieb man indessen noch nicht stehen. Kaum waren die ersten Sectionen zwischen Brüssel, Mecheln und Antwerpen eröffnet, und hier das Unternehmen mit dem schönsten Erfolg gekrönt, so regte sich in allen Provinzen die Begierde und eine Art von Eifersucht, ihren Antheil an dem Eisenbahnsystem zu haben. Die Regierung begriff den Vortheil, der hieraus für die Identification und Consolidation der verschiedenen Landestheile in Einem großen Nationalinteresse zu ziehen war, und brachte einen neuen Entwurf in die Kammern, der am 26 Mai 1837 die gesetzliche Sanction erhielt. Hienach wurden noch decretirt: 1) eine Linie von Gent über Courtray nach der französischen Gränze in der Richtung von Lille, nebst Seitenlinien auf Tournay (75,100 Meter); eine Seitenlinie von Braine-le-Comte, einem auf der unterm 1 Mai 1834 decretirten südlichen Linie gelegenen Städtchen, auf Namur (66,704 Meter), und eine Seitenlinie von Landen (zwischen Tirlemont und Lüttich) nach St. Trond (10,802 Meter), zusammen 151,976 Meter oder 30 1/2 Lieues. Auch sogar eine Linie nach dem Luxemburgischen wurde in diesem zweiten Gesetz in Aussicht gestellt, einstweilen aber nichts Näheres darüber bestimmt.

So begreift also das gesammte bisher decretirte System von Eisenbahnen eine Totalstrecke von 549,082 Meter oder 110 Lieues. Hievon sind in diesem Augenblick fertig und werden wirklich schon befahren: 1) die östliche Linie von Mecheln bis Ans bei Lüttich (87,600 Meter); die nördliche Linie von Mecheln bis Antwerpen (23,500 Meter); die westliche von Mecheln bis an Ostende (125,200 Meter); die südliche von Mecheln bis Brüssel (20,300 Meter); die Linie von Gent bis Courtray (41,889 Meter); die Linie von Landen bis St. Trond (10,802 Meter); in Allem also 309,291 Meter oder 62 Lieus, mithin ungefähr drei Fünftel des gesammten Unternehmens. Angefangen sind überdieß die Arbeiten schon: von Ans bis Lüttich auf einer Strecke von 6777 Meter, und seit einigen Tagen die Arbeiten jenseits Lüttich nach Pepinster hin; innerhalb Ostende bis in den Hafen auf einer Strecke von 1911 Meter, die eigentlich schon als beendigt angesehen werden muß; auf der südlichen Linie von Brüssel nach dem Hennegau hin auf einer Strecke von 20,265 Meter; zwischen Namur und Mornimont auf einer Strecke von 14,500 Meter, so daß also nur noch eine

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[0018/0010] Allianz mit Preußen, durch die Rußland so viel gewonnen hatte, wurde undankbar vergessen und Rußland verband sich mit Oesterreich, Frankreich, Schweden und Sachsen zum Verderben Preußens, im berüchtigten Versailler Bunde 1756. Eine Theilung Preußens war bereits verabredet. Wie nahe lag die Realisirung dieses Plans! Fast ganz Europa stritt gegen das kleine Preußen. Ein Wunder schien nöthig, es zu retten, und dieses Wunder bewirkte Friedrichs Genie. Aber werden solche Wunder immer bereit gehalten, kann man sie bestellen? Als der Plan auf Preußen mißlungen war, unternahm Rußland – unausgesetzt auf Eroberungen im Westen bedacht – sogleich die Theilung Polens und trat zu diesem Behuf wieder mit Preußen in Allianz. Diese Allianz dauerte fort, weil Rußland derselben auch noch zur zweiten und dritten Theilung Polens bedurfte. Allein sie endete in dem Augenblick, in welchem Preußen, von Napoleon besiegt und geschwächt, nicht mehr zu fürchten und nichts mehr von ihm zu hoffen war. Rußland verband sich mit Napoleon schon zu Tilsit, duldete nicht nur Preußens Theilung, sondern nahm sich auch selbst ein Stück von Preußen hinweg, und ließ das Versprechen, daß Preußen für Hannover entschädigt werden sollte, obgleich es einen der Tilsiter Friedensartikel bildete, unerfüllt. Bald darauf verband es sich mit Napoleon noch förmlicher zu Erfurt und theilte mit ihm die Herrschaft über Europa, wodurch es Finnland und ein Stück von Gallizien auf Kosten Oesterreichs bekam, also in seinem Plan, gegen Westen vorzurücken, abermals gefördert wurde. Inzwischen machte die Katastrophe von 1812 dem französisch - russischen Bündniß ein Ende und Rußland alliirte sich abermals mit Preußen, wodurch es in den Stand gesetzt wurde, den französischen Kaiser bis nach Paris zu verfolgen, und sofort den größten Theil des ehemaligen Preußisch-Polen, das Gebiet von Warschau, erhielt, also abermals sein Gebiet weiter nach Westen ausdehnte. Seitdem nun hat die preußisch - russische Allianz siebenundzwanzig Jahre lang gedauert. Preußen hat viel für Rußland gethan, namentlich im letzten polnischen Krieg, allein es hat sich dadurch auch nicht die kleinste Erleichterung seiner durch die russische Sperre hart gedrückten Ostseeprovinzen erkaufen können. Den anonymen russischen Publicisten, die in der Denkschrift von 1834 und in dem Buch „die europäische Pentarchie“ in den kleinen deutschen Bundesstaaten Antipathien gegen Preußen zu nähren gesucht, und denselben ein russisches Protectorat in nicht freundlichem Sinne gegen Preußen vorgeschlagen haben, wollen wir zwar keine Wichtigkeit beilegen, allein sie erinnern doch, daß Rußland ein anderes Interesse hat, als Preußen. „Die Nähe eines intelligenten, kriegerischen, ruhmvollen und dabei überdieß noch jungen und aufstrebenden Staates, der im Hintergrunde den ganzen Nachdruck deutscher Nationalität hat, kann einem Staate, der mit universalmonarchischer Tendenz bisher nach allen Seiten sich vergrößert hat und nur schwache Reste alter Staaten um sich zu dulden liebt, nicht angenehm seyn. Was einst Schweden und Polen waren, das ist jetzt Preußen in noch höherem Grade, jener geharnischte Ritter, der nie die Weichselufer verläßt, und, mag er mit dem deutschen Orden begraben oder im alten litthauischen Wappen ausgelöscht seyn, gleichwohl immer wieder ersteht. Dieses Ritterthum des Nordens hat Preußen geerbt und ist des stolzen und rühmlichen Erbtheils werth.... (Beschluß folgt.) Nothombs Bericht über die belgischen Eisenbahnen. _ Brüssel, 26 Dec. Der Bericht des Ministers der öffentlichen Bauten, Hrn. Nothomb, an die Kammern über die Eisenbahnen und gewöhnlichen Landstraßen ist besonders in Beziehung auf erstere eine sehr umständliche Arbeit, aus der es von großem Interesse ist, das Wesentlichste zur allgemeineren Kenntniß zu bringen. Der erste Entwurf der Regierung zu dem Bau einer Eisenbahn datirt vom 19 Jun. 1833. Er bezweckte eine Verbindung der Häfen Antwerpen und Ostende mit Verviers, nebst Fortsetzung der Linie von dieser letztern Stadt bis an die preußische Gränze. In den Kammern aber wurde der Entwurf verschiedentlich modificirt, und so kam das Gesetz vom 1 Mai 1834 zu Stande, das die Stadt Mecheln zum Mittelpunkt eines umfassenden Eisenbahnsystems setzte, und von dort aus vier Hauptlinien decretirte: eine östliche über Löwen, Lüttich und Verviers nach der preußischen Gränze (136,363 Meter); eine nördliche von Mecheln nach Antwerpen (25,500 Meter); eine westliche über Termonde, Gent und Brügge nach Ostende (127,111 Meter), und eine südliche über Brüssel und durch die Provinz Hennegau nach der französischen Gränze in der Richtung von Valenciennes (108,132 Meter), zusammen also 397,106 Meter oder 79 1/2 Lieues, die Lieue zu 5000 Meter gerechnet. Hiebei blieb man indessen noch nicht stehen. Kaum waren die ersten Sectionen zwischen Brüssel, Mecheln und Antwerpen eröffnet, und hier das Unternehmen mit dem schönsten Erfolg gekrönt, so regte sich in allen Provinzen die Begierde und eine Art von Eifersucht, ihren Antheil an dem Eisenbahnsystem zu haben. Die Regierung begriff den Vortheil, der hieraus für die Identification und Consolidation der verschiedenen Landestheile in Einem großen Nationalinteresse zu ziehen war, und brachte einen neuen Entwurf in die Kammern, der am 26 Mai 1837 die gesetzliche Sanction erhielt. Hienach wurden noch decretirt: 1) eine Linie von Gent über Courtray nach der französischen Gränze in der Richtung von Lille, nebst Seitenlinien auf Tournay (75,100 Meter); eine Seitenlinie von Braine-le-Comte, einem auf der unterm 1 Mai 1834 decretirten südlichen Linie gelegenen Städtchen, auf Namur (66,704 Meter), und eine Seitenlinie von Landen (zwischen Tirlemont und Lüttich) nach St. Trond (10,802 Meter), zusammen 151,976 Meter oder 30 1/2 Lieues. Auch sogar eine Linie nach dem Luxemburgischen wurde in diesem zweiten Gesetz in Aussicht gestellt, einstweilen aber nichts Näheres darüber bestimmt. So begreift also das gesammte bisher decretirte System von Eisenbahnen eine Totalstrecke von 549,082 Meter oder 110 Lieues. Hievon sind in diesem Augenblick fertig und werden wirklich schon befahren: 1) die östliche Linie von Mecheln bis Ans bei Lüttich (87,600 Meter); die nördliche Linie von Mecheln bis Antwerpen (23,500 Meter); die westliche von Mecheln bis an Ostende (125,200 Meter); die südliche von Mecheln bis Brüssel (20,300 Meter); die Linie von Gent bis Courtray (41,889 Meter); die Linie von Landen bis St. Trond (10,802 Meter); in Allem also 309,291 Meter oder 62 Lieus, mithin ungefähr drei Fünftel des gesammten Unternehmens. Angefangen sind überdieß die Arbeiten schon: von Ans bis Lüttich auf einer Strecke von 6777 Meter, und seit einigen Tagen die Arbeiten jenseits Lüttich nach Pepinster hin; innerhalb Ostende bis in den Hafen auf einer Strecke von 1911 Meter, die eigentlich schon als beendigt angesehen werden muß; auf der südlichen Linie von Brüssel nach dem Hennegau hin auf einer Strecke von 20,265 Meter; zwischen Namur und Mornimont auf einer Strecke von 14,500 Meter, so daß also nur noch eine

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 3. Augsburg, 3. Januar 1840, S. 0018. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_003_18400103/10>, abgerufen am 23.11.2024.