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Auerbach, Berthold: Die Geschichte des Diethelm von Buchenberg. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 45–268. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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aber allerlei Ausreden, daß er sie nicht selbst führte, er wollte dem Medard den Schlitten mit den beiden Rappen übergeben, aber dieser klagte über Schmerzen in seinem gebrochenen Bein, und der Waldhornwirth war gerne bereit die Base zu führen. Diethelm empfahl ihm, bald zurück zu kehren, da er morgen auch verreisen müsse.

Als das Fuhrwerk mit Schellengeklingel davonrollte, hob Diethelm die Arme hoch empor und reckte sich wie zum Ausholen für eine schwere Arbeit.

Spät in der Nacht, als Alles schlief, ging Diethelm ohne Licht hinab in die Scheune, öffnete den Kutschensitz, nahm die Kerzen sorgfältig heraus, that das Kienholz in einen Sack, den er sich über den Rücken band, und stieg auf der Scheunenleiter hinauf nach dem Speicher. In der Mitte der gradaufstehenden Leiter, die er doch tausendmal auf- und abgestiegen war, überkam ihn plötzlich ein Schwindel, daß er nicht vor- und nicht rückwärts konnte; er hing wieder wie über einem Abgrund zwischen Leben und Tod, und fast schrie er laut auf nach Hülfe, aber noch hatte er Besinnung genug zu überlegen, daß er sich damit ins Elend stürze, und mit letzter Kraft in sich hinein fluchend stemmte er sich an und kletterte behende von Sprosse zu Sprosse und stand endlich keuchend auf dem obern Boden. Er legte jetzt Alles nieder, wo er stand, ja selbst die Pulversäckchen that er aus der Tasche. Er öffnete einen Laden, um das Mondlicht hereindringen zu lassen, und saß lange ausruhend auf einem Wollballen. Endlich vertheilte er das Kienholz in einzelne Schichten, die er zwischen die Ballen legte, dabei sprach er fast laut vor sich hin: Dorthin die eine, dort die andere Kerze und die dritte zwischen die aufgehobenen Bretter, daß kein Licht nach außen scheint. Ich muß sie kürzen, sie dürfen nur zwölf Stunden brennen. -- Jetzt hatte er Kienholz zwischen zwei Ballen geworfen, aber es fiel so dumpf, er griff hinab und ein Schrei des Entsetzens ertönte, Diethelm hatte einen haarigen Kopf erfaßt, er zitterte, daß die Bretter unter

aber allerlei Ausreden, daß er sie nicht selbst führte, er wollte dem Medard den Schlitten mit den beiden Rappen übergeben, aber dieser klagte über Schmerzen in seinem gebrochenen Bein, und der Waldhornwirth war gerne bereit die Base zu führen. Diethelm empfahl ihm, bald zurück zu kehren, da er morgen auch verreisen müsse.

Als das Fuhrwerk mit Schellengeklingel davonrollte, hob Diethelm die Arme hoch empor und reckte sich wie zum Ausholen für eine schwere Arbeit.

Spät in der Nacht, als Alles schlief, ging Diethelm ohne Licht hinab in die Scheune, öffnete den Kutschensitz, nahm die Kerzen sorgfältig heraus, that das Kienholz in einen Sack, den er sich über den Rücken band, und stieg auf der Scheunenleiter hinauf nach dem Speicher. In der Mitte der gradaufstehenden Leiter, die er doch tausendmal auf- und abgestiegen war, überkam ihn plötzlich ein Schwindel, daß er nicht vor- und nicht rückwärts konnte; er hing wieder wie über einem Abgrund zwischen Leben und Tod, und fast schrie er laut auf nach Hülfe, aber noch hatte er Besinnung genug zu überlegen, daß er sich damit ins Elend stürze, und mit letzter Kraft in sich hinein fluchend stemmte er sich an und kletterte behende von Sprosse zu Sprosse und stand endlich keuchend auf dem obern Boden. Er legte jetzt Alles nieder, wo er stand, ja selbst die Pulversäckchen that er aus der Tasche. Er öffnete einen Laden, um das Mondlicht hereindringen zu lassen, und saß lange ausruhend auf einem Wollballen. Endlich vertheilte er das Kienholz in einzelne Schichten, die er zwischen die Ballen legte, dabei sprach er fast laut vor sich hin: Dorthin die eine, dort die andere Kerze und die dritte zwischen die aufgehobenen Bretter, daß kein Licht nach außen scheint. Ich muß sie kürzen, sie dürfen nur zwölf Stunden brennen. — Jetzt hatte er Kienholz zwischen zwei Ballen geworfen, aber es fiel so dumpf, er griff hinab und ein Schrei des Entsetzens ertönte, Diethelm hatte einen haarigen Kopf erfaßt, er zitterte, daß die Bretter unter

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[0085] aber allerlei Ausreden, daß er sie nicht selbst führte, er wollte dem Medard den Schlitten mit den beiden Rappen übergeben, aber dieser klagte über Schmerzen in seinem gebrochenen Bein, und der Waldhornwirth war gerne bereit die Base zu führen. Diethelm empfahl ihm, bald zurück zu kehren, da er morgen auch verreisen müsse. Als das Fuhrwerk mit Schellengeklingel davonrollte, hob Diethelm die Arme hoch empor und reckte sich wie zum Ausholen für eine schwere Arbeit. Spät in der Nacht, als Alles schlief, ging Diethelm ohne Licht hinab in die Scheune, öffnete den Kutschensitz, nahm die Kerzen sorgfältig heraus, that das Kienholz in einen Sack, den er sich über den Rücken band, und stieg auf der Scheunenleiter hinauf nach dem Speicher. In der Mitte der gradaufstehenden Leiter, die er doch tausendmal auf- und abgestiegen war, überkam ihn plötzlich ein Schwindel, daß er nicht vor- und nicht rückwärts konnte; er hing wieder wie über einem Abgrund zwischen Leben und Tod, und fast schrie er laut auf nach Hülfe, aber noch hatte er Besinnung genug zu überlegen, daß er sich damit ins Elend stürze, und mit letzter Kraft in sich hinein fluchend stemmte er sich an und kletterte behende von Sprosse zu Sprosse und stand endlich keuchend auf dem obern Boden. Er legte jetzt Alles nieder, wo er stand, ja selbst die Pulversäckchen that er aus der Tasche. Er öffnete einen Laden, um das Mondlicht hereindringen zu lassen, und saß lange ausruhend auf einem Wollballen. Endlich vertheilte er das Kienholz in einzelne Schichten, die er zwischen die Ballen legte, dabei sprach er fast laut vor sich hin: Dorthin die eine, dort die andere Kerze und die dritte zwischen die aufgehobenen Bretter, daß kein Licht nach außen scheint. Ich muß sie kürzen, sie dürfen nur zwölf Stunden brennen. — Jetzt hatte er Kienholz zwischen zwei Ballen geworfen, aber es fiel so dumpf, er griff hinab und ein Schrei des Entsetzens ertönte, Diethelm hatte einen haarigen Kopf erfaßt, er zitterte, daß die Bretter unter

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T13:04:01Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T13:04:01Z)

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Zitationshilfe: Auerbach, Berthold: Die Geschichte des Diethelm von Buchenberg. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 45–268. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/auerbach_diethelm_1910/85>, abgerufen am 26.11.2024.