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Auerbach, Berthold: Die Geschichte des Diethelm von Buchenberg. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 45–268. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Gesichts, und es war leicht zu erkennen, daß sie mit Stolz daran dachte, welche Augen die fremden Herren machen würden, wenn sie über Kisten und Kasten kämen. Festen Schrittes verließ Martha die Stube.

Diethelm stand wie gebannt an das Fenstersims gelehnt, er rieb sich die plötzlich so trocken und kalt gewordenen Hände und fühlte mit Behagen, wie die Sonne ihm den Rücken durchwärmte. Durch seinen Sinn zog die gräßliche Anmuthung, die ihn auf dem Marktplatze in G. zum Erstenmale getroffen und niedergeworfen hatte, dann auf der kalten Herberge so verlockend und doch widerlich, und jetzt daheim so vorwurfsvoll an ihn gekommen war. Wie kann nur ein Mensch daran denken, und gar ihm solches zumuthen? Und doch, drängt ihn nicht Alles mit Gewalt dazu, und ist das nicht die letzte Rettung, wenn er sich in seinen Aussichten betrogen und die Waare ihm auf dem Halse liegen bleibt?

Diethelm war's, als ob die Mauer daran er sich lehnte, plötzlich morsch würde und zurückwiche, und ein Schwindel erfaßte ihn wie gestern, als er oben in freier Luft zwischen Himmel und Erde schwebte. Diethelm schob die Ursache hievon auf die brennenden Sonnenstrahlen, die wie zu Zeugen angerufen ihm heiß auf Haupt und Rücken brannten. Wie mit traulichem Gruß an alle seine Habe ging er durch Stube und Kammern, durch Ställe und Scheunen; er gedachte der Zeiten, wie er als armer Bursch hiehergekommen war und nichts sein genannt, als was er auf dem Leibe trug, und wie er so glücklich war, als das ganze Haus mit Allem, was darin war, sein Besitzthum wurde; jedes Messer, jede Sense, jedes Feldgeräth bewillkommte er damals mit freudigem Blicke, das war jetzt alles sein eigen. Das ist doch ein ander Leben, in der Welt zu Haus zu sein, Theil zu haben an ihr. Es war ihm damals, als hätte er an dem Hause und dem, was es erfüllte, einen neuen Leib gewonnen. Wer darf daran denken, das Alles in Staub zu verwandeln? Ist das nicht wie ein Selbstmord? Freilich sind das nur leblose Dinge, die man

Gesichts, und es war leicht zu erkennen, daß sie mit Stolz daran dachte, welche Augen die fremden Herren machen würden, wenn sie über Kisten und Kasten kämen. Festen Schrittes verließ Martha die Stube.

Diethelm stand wie gebannt an das Fenstersims gelehnt, er rieb sich die plötzlich so trocken und kalt gewordenen Hände und fühlte mit Behagen, wie die Sonne ihm den Rücken durchwärmte. Durch seinen Sinn zog die gräßliche Anmuthung, die ihn auf dem Marktplatze in G. zum Erstenmale getroffen und niedergeworfen hatte, dann auf der kalten Herberge so verlockend und doch widerlich, und jetzt daheim so vorwurfsvoll an ihn gekommen war. Wie kann nur ein Mensch daran denken, und gar ihm solches zumuthen? Und doch, drängt ihn nicht Alles mit Gewalt dazu, und ist das nicht die letzte Rettung, wenn er sich in seinen Aussichten betrogen und die Waare ihm auf dem Halse liegen bleibt?

Diethelm war's, als ob die Mauer daran er sich lehnte, plötzlich morsch würde und zurückwiche, und ein Schwindel erfaßte ihn wie gestern, als er oben in freier Luft zwischen Himmel und Erde schwebte. Diethelm schob die Ursache hievon auf die brennenden Sonnenstrahlen, die wie zu Zeugen angerufen ihm heiß auf Haupt und Rücken brannten. Wie mit traulichem Gruß an alle seine Habe ging er durch Stube und Kammern, durch Ställe und Scheunen; er gedachte der Zeiten, wie er als armer Bursch hiehergekommen war und nichts sein genannt, als was er auf dem Leibe trug, und wie er so glücklich war, als das ganze Haus mit Allem, was darin war, sein Besitzthum wurde; jedes Messer, jede Sense, jedes Feldgeräth bewillkommte er damals mit freudigem Blicke, das war jetzt alles sein eigen. Das ist doch ein ander Leben, in der Welt zu Haus zu sein, Theil zu haben an ihr. Es war ihm damals, als hätte er an dem Hause und dem, was es erfüllte, einen neuen Leib gewonnen. Wer darf daran denken, das Alles in Staub zu verwandeln? Ist das nicht wie ein Selbstmord? Freilich sind das nur leblose Dinge, die man

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[0066] Gesichts, und es war leicht zu erkennen, daß sie mit Stolz daran dachte, welche Augen die fremden Herren machen würden, wenn sie über Kisten und Kasten kämen. Festen Schrittes verließ Martha die Stube. Diethelm stand wie gebannt an das Fenstersims gelehnt, er rieb sich die plötzlich so trocken und kalt gewordenen Hände und fühlte mit Behagen, wie die Sonne ihm den Rücken durchwärmte. Durch seinen Sinn zog die gräßliche Anmuthung, die ihn auf dem Marktplatze in G. zum Erstenmale getroffen und niedergeworfen hatte, dann auf der kalten Herberge so verlockend und doch widerlich, und jetzt daheim so vorwurfsvoll an ihn gekommen war. Wie kann nur ein Mensch daran denken, und gar ihm solches zumuthen? Und doch, drängt ihn nicht Alles mit Gewalt dazu, und ist das nicht die letzte Rettung, wenn er sich in seinen Aussichten betrogen und die Waare ihm auf dem Halse liegen bleibt? Diethelm war's, als ob die Mauer daran er sich lehnte, plötzlich morsch würde und zurückwiche, und ein Schwindel erfaßte ihn wie gestern, als er oben in freier Luft zwischen Himmel und Erde schwebte. Diethelm schob die Ursache hievon auf die brennenden Sonnenstrahlen, die wie zu Zeugen angerufen ihm heiß auf Haupt und Rücken brannten. Wie mit traulichem Gruß an alle seine Habe ging er durch Stube und Kammern, durch Ställe und Scheunen; er gedachte der Zeiten, wie er als armer Bursch hiehergekommen war und nichts sein genannt, als was er auf dem Leibe trug, und wie er so glücklich war, als das ganze Haus mit Allem, was darin war, sein Besitzthum wurde; jedes Messer, jede Sense, jedes Feldgeräth bewillkommte er damals mit freudigem Blicke, das war jetzt alles sein eigen. Das ist doch ein ander Leben, in der Welt zu Haus zu sein, Theil zu haben an ihr. Es war ihm damals, als hätte er an dem Hause und dem, was es erfüllte, einen neuen Leib gewonnen. Wer darf daran denken, das Alles in Staub zu verwandeln? Ist das nicht wie ein Selbstmord? Freilich sind das nur leblose Dinge, die man

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T13:04:01Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T13:04:01Z)

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Zitationshilfe: Auerbach, Berthold: Die Geschichte des Diethelm von Buchenberg. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 45–268. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/auerbach_diethelm_1910/66>, abgerufen am 24.11.2024.