Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Auerbach, Berthold: Die Geschichte des Diethelm von Buchenberg. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 45–268. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

kommt, und betrügt damit alle Anderen. Aller Handel und Wandel ist auf Lug und Trug gestellt, ein bischen mehr, ein bischen weniger; und es kann ja wohl sein, es ist so viel als sicher, daß kein Mensch einen Heller verliert. -- Die Leute zeigten einander, wie zuversichtlich und froh der Diethelm dreinsah, und beneideten ihn um den Haupttreffer, den er heute mache.

Drittes Kapitel.

Wieder kehrte Diethelm mit großem Geleite in das Wirthshaus zurück. Es waren nun wirklich seine Vasallen, denn ihn umgaben alle die, denen er abgekauft hatte.

Unter dem Thore begegnete er seiner Tochter, die mit einigen Mädchen dort seiner harrte; sie fragte ihn, ob er nun mitgehe, ihr, wie versprochen, einen Marktkram zu kaufen. Diethelm sagte, er habe keine Zeit, und gab ihr zwei Kronenthaler, daß sie sich selber etwas kaufe.

Mit dem Steinbauer mußte nun vor Allem glatte Rechnung gemacht werden. Diethelm nahm ihn zuerst allein vor, aber er mochte reden, was er wollte, der Steinbauer blieb bei seiner Aussage, er verlangte ein Viertheil des Kaufpreises als Anzahlung und binnen acht Tagen die Unterschrift des Schäuflerdavid als Bürgen. Diethelm suchte das Ungerechte dieser Bedingungen, die gar nicht festgestellt waren, darzuthun; der Steinbauer verzog keine Miene und blieb dabei, selbst als Diethelm laut lachte und die Sache ins Scherzhafte ziehen wollte, blieb sein Widerpart ohne Theilnahme und war, was man so nennt, ein bestandener Bauer, der sich nicht so leicht aus seinem Schritt bringen ließ. Schnell in Zorn überspringend, schalt ihn Diethelm einen Betrüger, da er einen geringeren Kaufpreis angegeben habe, um die

kommt, und betrügt damit alle Anderen. Aller Handel und Wandel ist auf Lug und Trug gestellt, ein bischen mehr, ein bischen weniger; und es kann ja wohl sein, es ist so viel als sicher, daß kein Mensch einen Heller verliert. — Die Leute zeigten einander, wie zuversichtlich und froh der Diethelm dreinsah, und beneideten ihn um den Haupttreffer, den er heute mache.

Drittes Kapitel.

Wieder kehrte Diethelm mit großem Geleite in das Wirthshaus zurück. Es waren nun wirklich seine Vasallen, denn ihn umgaben alle die, denen er abgekauft hatte.

Unter dem Thore begegnete er seiner Tochter, die mit einigen Mädchen dort seiner harrte; sie fragte ihn, ob er nun mitgehe, ihr, wie versprochen, einen Marktkram zu kaufen. Diethelm sagte, er habe keine Zeit, und gab ihr zwei Kronenthaler, daß sie sich selber etwas kaufe.

Mit dem Steinbauer mußte nun vor Allem glatte Rechnung gemacht werden. Diethelm nahm ihn zuerst allein vor, aber er mochte reden, was er wollte, der Steinbauer blieb bei seiner Aussage, er verlangte ein Viertheil des Kaufpreises als Anzahlung und binnen acht Tagen die Unterschrift des Schäuflerdavid als Bürgen. Diethelm suchte das Ungerechte dieser Bedingungen, die gar nicht festgestellt waren, darzuthun; der Steinbauer verzog keine Miene und blieb dabei, selbst als Diethelm laut lachte und die Sache ins Scherzhafte ziehen wollte, blieb sein Widerpart ohne Theilnahme und war, was man so nennt, ein bestandener Bauer, der sich nicht so leicht aus seinem Schritt bringen ließ. Schnell in Zorn überspringend, schalt ihn Diethelm einen Betrüger, da er einen geringeren Kaufpreis angegeben habe, um die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="chapter" n="2">
        <p><pb facs="#f0021"/>
kommt, und betrügt damit alle Anderen. Aller Handel und Wandel ist auf Lug und Trug                gestellt, ein bischen mehr, ein bischen weniger; und es kann ja wohl sein, es ist so                viel als sicher, daß kein Mensch einen Heller verliert. &#x2014; Die Leute zeigten einander,                wie zuversichtlich und froh der Diethelm dreinsah, und beneideten ihn um den                Haupttreffer, den er heute mache.</p><lb/>
      </div>
      <div type="chapter" n="3">
        <head>Drittes Kapitel.</head><lb/>
        <p>Wieder kehrte Diethelm mit großem Geleite in das Wirthshaus zurück. Es waren nun                wirklich seine Vasallen, denn ihn umgaben alle die, denen er abgekauft hatte.</p><lb/>
        <p>Unter dem Thore begegnete er seiner Tochter, die mit einigen Mädchen dort seiner                harrte; sie fragte ihn, ob er nun mitgehe, ihr, wie versprochen, einen Marktkram zu                kaufen. Diethelm sagte, er habe keine Zeit, und gab ihr zwei Kronenthaler, daß sie                sich selber etwas kaufe.</p><lb/>
        <p>Mit dem Steinbauer mußte nun vor Allem glatte Rechnung gemacht werden. Diethelm nahm                ihn zuerst allein vor, aber er mochte reden, was er wollte, der Steinbauer blieb bei                seiner Aussage, er verlangte ein Viertheil des Kaufpreises als Anzahlung und binnen                acht Tagen die Unterschrift des Schäuflerdavid als Bürgen. Diethelm suchte das                Ungerechte dieser Bedingungen, die gar nicht festgestellt waren, darzuthun; der                Steinbauer verzog keine Miene und blieb dabei, selbst als Diethelm laut lachte und                die Sache ins Scherzhafte ziehen wollte, blieb sein Widerpart ohne Theilnahme und                war, was man so nennt, ein bestandener Bauer, der sich nicht so leicht aus seinem                Schritt bringen ließ. Schnell in Zorn überspringend, schalt ihn Diethelm einen                Betrüger, da er einen geringeren Kaufpreis angegeben habe, um die<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0021] kommt, und betrügt damit alle Anderen. Aller Handel und Wandel ist auf Lug und Trug gestellt, ein bischen mehr, ein bischen weniger; und es kann ja wohl sein, es ist so viel als sicher, daß kein Mensch einen Heller verliert. — Die Leute zeigten einander, wie zuversichtlich und froh der Diethelm dreinsah, und beneideten ihn um den Haupttreffer, den er heute mache. Drittes Kapitel. Wieder kehrte Diethelm mit großem Geleite in das Wirthshaus zurück. Es waren nun wirklich seine Vasallen, denn ihn umgaben alle die, denen er abgekauft hatte. Unter dem Thore begegnete er seiner Tochter, die mit einigen Mädchen dort seiner harrte; sie fragte ihn, ob er nun mitgehe, ihr, wie versprochen, einen Marktkram zu kaufen. Diethelm sagte, er habe keine Zeit, und gab ihr zwei Kronenthaler, daß sie sich selber etwas kaufe. Mit dem Steinbauer mußte nun vor Allem glatte Rechnung gemacht werden. Diethelm nahm ihn zuerst allein vor, aber er mochte reden, was er wollte, der Steinbauer blieb bei seiner Aussage, er verlangte ein Viertheil des Kaufpreises als Anzahlung und binnen acht Tagen die Unterschrift des Schäuflerdavid als Bürgen. Diethelm suchte das Ungerechte dieser Bedingungen, die gar nicht festgestellt waren, darzuthun; der Steinbauer verzog keine Miene und blieb dabei, selbst als Diethelm laut lachte und die Sache ins Scherzhafte ziehen wollte, blieb sein Widerpart ohne Theilnahme und war, was man so nennt, ein bestandener Bauer, der sich nicht so leicht aus seinem Schritt bringen ließ. Schnell in Zorn überspringend, schalt ihn Diethelm einen Betrüger, da er einen geringeren Kaufpreis angegeben habe, um die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T13:04:01Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T13:04:01Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: nicht gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/auerbach_diethelm_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/auerbach_diethelm_1910/21
Zitationshilfe: Auerbach, Berthold: Die Geschichte des Diethelm von Buchenberg. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 45–268. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/auerbach_diethelm_1910/21>, abgerufen am 18.12.2024.