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Auerbach, Berthold: Die Geschichte des Diethelm von Buchenberg. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 45–268. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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die Gäns' beißen. Ich sollt' eigentlich kein Wort mehr mit dir reden und dir die Peitsche anmessen. So denkst du von deinem Vater? Du bist's nicht werth, daß ich dir einen Groschen hinterlasse. Geh nur vor Gericht. Kannst Alles sagen, Alles. Aber gedenken will ich dir's, was du gethan hast. Jetzt weiß ich, warum der Lump so frech gegen mich gewesen ist. Mein eigen Kind, mein einzig Kind hat's ihm eingeben. Ich will hinaus und will die ganze Welt fragen, ob das noch einmal vorkommt, so weit der Himmel über der Erde steht.

Vater, verzeihet mir. Ich denk's ja gewiß nicht mehr, bat Fränz weinend.

Schlecht genug, daß du's Einmal gedacht hast. Wenn du von heut an -- hör zu, was ich sag', und guck nicht unter sich, sieh mir ins Gesicht, sag' ich, knirschte Diethelm, seine Tochter schüttelnd, -- wenn du von heut an nicht demüthig und gehorsam bist, wie's einem Kind zukommt, nein, ich will dir nicht sagen, was ich thu', ich behalt's bei mir, aber vergessen werd' ich's nicht, verlaß dich drauf. Jetzt komm, hinter mir drein gehst und machst ein heiter Gesicht, das sag' ich dir, und red mir kein Wort mehr davon.

Diethelm war es gelungen, den schlimmen Sinn seiner Tochter zu bezwingen, sie ging hinter ihm drein wie ein Lamm und erschrak bei jedem seiner Blicke, wenn er sich umwendete. Was war aber damit gewonnen? Handhaben für erneute Anklagen waren in fremde Gewalt gegeben und noch dazu in die eines aufs Aeußerste Erbitterten. Soll denn die That nie ruhen? Brennt das Feuer immer wieder auf? Nur Eines tröstete Diethelm, und dies war der weichmüthige Charakter Munde's. Aber hatte er sich nicht seit gestern so auffallend verändert? Nein, er ist noch derselbe, sonst wäre er ja nicht davon gelaufen, statt Diethelm und Fränz sogleich den Gerichten zu überliefern. Dennoch schickte Diethelm sogleich den Reppenberger nach Buchenberg, theilte ihm oberflächlich mit, was geschehen war, und gab ihm den dringenden Auftrag, zu erforschen,

die Gäns' beißen. Ich sollt' eigentlich kein Wort mehr mit dir reden und dir die Peitsche anmessen. So denkst du von deinem Vater? Du bist's nicht werth, daß ich dir einen Groschen hinterlasse. Geh nur vor Gericht. Kannst Alles sagen, Alles. Aber gedenken will ich dir's, was du gethan hast. Jetzt weiß ich, warum der Lump so frech gegen mich gewesen ist. Mein eigen Kind, mein einzig Kind hat's ihm eingeben. Ich will hinaus und will die ganze Welt fragen, ob das noch einmal vorkommt, so weit der Himmel über der Erde steht.

Vater, verzeihet mir. Ich denk's ja gewiß nicht mehr, bat Fränz weinend.

Schlecht genug, daß du's Einmal gedacht hast. Wenn du von heut an — hör zu, was ich sag', und guck nicht unter sich, sieh mir ins Gesicht, sag' ich, knirschte Diethelm, seine Tochter schüttelnd, — wenn du von heut an nicht demüthig und gehorsam bist, wie's einem Kind zukommt, nein, ich will dir nicht sagen, was ich thu', ich behalt's bei mir, aber vergessen werd' ich's nicht, verlaß dich drauf. Jetzt komm, hinter mir drein gehst und machst ein heiter Gesicht, das sag' ich dir, und red mir kein Wort mehr davon.

Diethelm war es gelungen, den schlimmen Sinn seiner Tochter zu bezwingen, sie ging hinter ihm drein wie ein Lamm und erschrak bei jedem seiner Blicke, wenn er sich umwendete. Was war aber damit gewonnen? Handhaben für erneute Anklagen waren in fremde Gewalt gegeben und noch dazu in die eines aufs Aeußerste Erbitterten. Soll denn die That nie ruhen? Brennt das Feuer immer wieder auf? Nur Eines tröstete Diethelm, und dies war der weichmüthige Charakter Munde's. Aber hatte er sich nicht seit gestern so auffallend verändert? Nein, er ist noch derselbe, sonst wäre er ja nicht davon gelaufen, statt Diethelm und Fränz sogleich den Gerichten zu überliefern. Dennoch schickte Diethelm sogleich den Reppenberger nach Buchenberg, theilte ihm oberflächlich mit, was geschehen war, und gab ihm den dringenden Auftrag, zu erforschen,

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T13:04:01Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T13:04:01Z)

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Zitationshilfe: Auerbach, Berthold: Die Geschichte des Diethelm von Buchenberg. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 45–268. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/auerbach_diethelm_1910/185>, abgerufen am 26.11.2024.