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Auerbach, Berthold: Die Geschichte des Diethelm von Buchenberg. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 45–268. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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sie ihm sogar einmal einen Choral blasen, worüber viele Leute den Kopf schüttelten und sich entsetzten; Diethelm aber ließ an den Schlußton schnell einen Tanz heften und tanzte mit seiner Martha den Siebensprung wie ein junger Bursch. Es war spät in der Nacht, und Diethelm ließ allen Gästen warmen Gewürzwein auftischen, er selber aber stand bald auf, es fehlte ihm noch Jemand, und der mußte herbei; alle Welt sollte seiner Ehre voll sein, Keiner ausgenommen.

Es war mondhell. In seine Wolfsschur gehüllt, ging Diethelm das Dorf hinaus nach dem Hause des alten Schäferle. Vom Waldhorn herab, das glänzend in die Nacht hineinschimmerte, klangen bisweilen noch verlorene Töne; hier war Alles einsam und dunkel. Das Haus des alten Schäferle stand am Ende der sogenannten Luftgasse, die heute mit doppeltem Recht so hieß, denn der Wirbelwind tanzte gar lustig mit dem Schnee und machte sich selbst Musik dazu. Die Hausthür war offen, Diethelm schritt durch den Hausflur, der zugleich Küche war, in die Stube, auch hier öffnete sich die Thüre, aber Niemand regte sich, nur der Paßauf kam still herangeschlichen, und Diethelm fühlte erschreckt die kalte Schnauze an seiner Hand.

Ist Niemand daheim? rief Diethelm jetzt laut.

Ja freilich, ertönte eine dumpfe Stimme. Der alte Schäferle auf der Bank hinter dem Tische rauchte einsam, und die Pfeife im Mund haltend fuhr er fort:

Ich weiß, warum der Diethelm kommt, aber er kann unverrichteter Sache wieder fort gehen.

Diethelm setzte sich auf die Bank und redete dem alten Manne zu, seinen einfältigen Haß fahren zu lassen und glücklich zu sein mit den Glücklichen.

Der alte Schäferle antwortete Nichts, legte die Pfeife auf den Tisch, ging nach dem Schranke, brachte einen weiß eingebundenen Pack und legte ihn auf den Tisch, auf den ein schräger Mondstreif fiel.

Wenn du das nimmst, geh' ich mit, sagte er.

sie ihm sogar einmal einen Choral blasen, worüber viele Leute den Kopf schüttelten und sich entsetzten; Diethelm aber ließ an den Schlußton schnell einen Tanz heften und tanzte mit seiner Martha den Siebensprung wie ein junger Bursch. Es war spät in der Nacht, und Diethelm ließ allen Gästen warmen Gewürzwein auftischen, er selber aber stand bald auf, es fehlte ihm noch Jemand, und der mußte herbei; alle Welt sollte seiner Ehre voll sein, Keiner ausgenommen.

Es war mondhell. In seine Wolfsschur gehüllt, ging Diethelm das Dorf hinaus nach dem Hause des alten Schäferle. Vom Waldhorn herab, das glänzend in die Nacht hineinschimmerte, klangen bisweilen noch verlorene Töne; hier war Alles einsam und dunkel. Das Haus des alten Schäferle stand am Ende der sogenannten Luftgasse, die heute mit doppeltem Recht so hieß, denn der Wirbelwind tanzte gar lustig mit dem Schnee und machte sich selbst Musik dazu. Die Hausthür war offen, Diethelm schritt durch den Hausflur, der zugleich Küche war, in die Stube, auch hier öffnete sich die Thüre, aber Niemand regte sich, nur der Paßauf kam still herangeschlichen, und Diethelm fühlte erschreckt die kalte Schnauze an seiner Hand.

Ist Niemand daheim? rief Diethelm jetzt laut.

Ja freilich, ertönte eine dumpfe Stimme. Der alte Schäferle auf der Bank hinter dem Tische rauchte einsam, und die Pfeife im Mund haltend fuhr er fort:

Ich weiß, warum der Diethelm kommt, aber er kann unverrichteter Sache wieder fort gehen.

Diethelm setzte sich auf die Bank und redete dem alten Manne zu, seinen einfältigen Haß fahren zu lassen und glücklich zu sein mit den Glücklichen.

Der alte Schäferle antwortete Nichts, legte die Pfeife auf den Tisch, ging nach dem Schranke, brachte einen weiß eingebundenen Pack und legte ihn auf den Tisch, auf den ein schräger Mondstreif fiel.

Wenn du das nimmst, geh' ich mit, sagte er.

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[0165] sie ihm sogar einmal einen Choral blasen, worüber viele Leute den Kopf schüttelten und sich entsetzten; Diethelm aber ließ an den Schlußton schnell einen Tanz heften und tanzte mit seiner Martha den Siebensprung wie ein junger Bursch. Es war spät in der Nacht, und Diethelm ließ allen Gästen warmen Gewürzwein auftischen, er selber aber stand bald auf, es fehlte ihm noch Jemand, und der mußte herbei; alle Welt sollte seiner Ehre voll sein, Keiner ausgenommen. Es war mondhell. In seine Wolfsschur gehüllt, ging Diethelm das Dorf hinaus nach dem Hause des alten Schäferle. Vom Waldhorn herab, das glänzend in die Nacht hineinschimmerte, klangen bisweilen noch verlorene Töne; hier war Alles einsam und dunkel. Das Haus des alten Schäferle stand am Ende der sogenannten Luftgasse, die heute mit doppeltem Recht so hieß, denn der Wirbelwind tanzte gar lustig mit dem Schnee und machte sich selbst Musik dazu. Die Hausthür war offen, Diethelm schritt durch den Hausflur, der zugleich Küche war, in die Stube, auch hier öffnete sich die Thüre, aber Niemand regte sich, nur der Paßauf kam still herangeschlichen, und Diethelm fühlte erschreckt die kalte Schnauze an seiner Hand. Ist Niemand daheim? rief Diethelm jetzt laut. Ja freilich, ertönte eine dumpfe Stimme. Der alte Schäferle auf der Bank hinter dem Tische rauchte einsam, und die Pfeife im Mund haltend fuhr er fort: Ich weiß, warum der Diethelm kommt, aber er kann unverrichteter Sache wieder fort gehen. Diethelm setzte sich auf die Bank und redete dem alten Manne zu, seinen einfältigen Haß fahren zu lassen und glücklich zu sein mit den Glücklichen. Der alte Schäferle antwortete Nichts, legte die Pfeife auf den Tisch, ging nach dem Schranke, brachte einen weiß eingebundenen Pack und legte ihn auf den Tisch, auf den ein schräger Mondstreif fiel. Wenn du das nimmst, geh' ich mit, sagte er.

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T13:04:01Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T13:04:01Z)

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Zitationshilfe: Auerbach, Berthold: Die Geschichte des Diethelm von Buchenberg. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 45–268. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/auerbach_diethelm_1910/165>, abgerufen am 24.11.2024.