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Auerbach, Berthold: Die Geschichte des Diethelm von Buchenberg. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 45–268. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Zusicherung der Frau Martha hatte einen bittern Nachgeschmack. Diethelm hatte böse Träume und fror, er war doch schuldig; er durfte es aber jetzt nicht mehr sein, gewiß aber nicht am Tode Medard's. Munde hatte Lust, Jeden zu Boden zu schlagen, der so etwas dachte, und protzte mit seinem Vater, der immer darauf zurück kam. Der alte Schäferle hatte bald heraus, wo sein Munde trotz des Verbotes gewesen war, und blieb dabei, daß Diethelm ihm die Fränz geben wolle und ihn nur zappeln lasse, um jeden Anschein von sich zu entfernen. Als Munde wie zufällig um ein Mittel gegen böse Träume und Frost fragte, frohlockte der alte Schäferle:

So? Hat er auch böse Träume? So ist er doch noch nicht los, wenn er auch freigesprochen ist. Der Stolz auf seine sympathetische Heilkunst verleitete ihn aber doch zu dem Zusatze: Gegen böse Träume giebt es ein altes untrügliches Mittel: man muß auf einem Schaffell schlafen und vor Schlafengehen Thee von Brennesselwurzel trinken, und gegen Frost giebt es nichts Besseres als Morgens vor Tag sich in Wasser waschen, das man vom Menschenblut abgenommen hat, und dann drei Stunden vor die Sonne im Mittag steht und drei Stunden nachher ohne Ausschnaufen Erlenholz sägen, das man im Vollmond geschlagen hat.

Diethelm war andern Tags viel zuthätiger und herablassender gegen Munde, er saß in seine Wolfsschur gehüllt am Ofen und fror heftiger als je. Er hatte mit Fränz gesprochen, und in der Art wie sie einwilligte, den Munde zu heirathen, und dabei das unerhörte Verlangen stellte, daß der Vater bei Lebzeiten sein Besitzthum ihr abtreten müsse, erkannte er nicht undeutlich, daß sie an seine Schuld glaubte. Er that, als ob er das nicht merkte, und doch fraß es ihm das Herz ab, daß sein einziges Kind das Schlimmste von ihm dachte. Beim Eintritte Munde's war er rasch aufgestanden und schritt stolz die Stube auf und ab, dann hieß er Munde sich neben ihn setzen und fragte ihn, wie er ein

Zusicherung der Frau Martha hatte einen bittern Nachgeschmack. Diethelm hatte böse Träume und fror, er war doch schuldig; er durfte es aber jetzt nicht mehr sein, gewiß aber nicht am Tode Medard's. Munde hatte Lust, Jeden zu Boden zu schlagen, der so etwas dachte, und protzte mit seinem Vater, der immer darauf zurück kam. Der alte Schäferle hatte bald heraus, wo sein Munde trotz des Verbotes gewesen war, und blieb dabei, daß Diethelm ihm die Fränz geben wolle und ihn nur zappeln lasse, um jeden Anschein von sich zu entfernen. Als Munde wie zufällig um ein Mittel gegen böse Träume und Frost fragte, frohlockte der alte Schäferle:

So? Hat er auch böse Träume? So ist er doch noch nicht los, wenn er auch freigesprochen ist. Der Stolz auf seine sympathetische Heilkunst verleitete ihn aber doch zu dem Zusatze: Gegen böse Träume giebt es ein altes untrügliches Mittel: man muß auf einem Schaffell schlafen und vor Schlafengehen Thee von Brennesselwurzel trinken, und gegen Frost giebt es nichts Besseres als Morgens vor Tag sich in Wasser waschen, das man vom Menschenblut abgenommen hat, und dann drei Stunden vor die Sonne im Mittag steht und drei Stunden nachher ohne Ausschnaufen Erlenholz sägen, das man im Vollmond geschlagen hat.

Diethelm war andern Tags viel zuthätiger und herablassender gegen Munde, er saß in seine Wolfsschur gehüllt am Ofen und fror heftiger als je. Er hatte mit Fränz gesprochen, und in der Art wie sie einwilligte, den Munde zu heirathen, und dabei das unerhörte Verlangen stellte, daß der Vater bei Lebzeiten sein Besitzthum ihr abtreten müsse, erkannte er nicht undeutlich, daß sie an seine Schuld glaubte. Er that, als ob er das nicht merkte, und doch fraß es ihm das Herz ab, daß sein einziges Kind das Schlimmste von ihm dachte. Beim Eintritte Munde's war er rasch aufgestanden und schritt stolz die Stube auf und ab, dann hieß er Munde sich neben ihn setzen und fragte ihn, wie er ein

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[0162] Zusicherung der Frau Martha hatte einen bittern Nachgeschmack. Diethelm hatte böse Träume und fror, er war doch schuldig; er durfte es aber jetzt nicht mehr sein, gewiß aber nicht am Tode Medard's. Munde hatte Lust, Jeden zu Boden zu schlagen, der so etwas dachte, und protzte mit seinem Vater, der immer darauf zurück kam. Der alte Schäferle hatte bald heraus, wo sein Munde trotz des Verbotes gewesen war, und blieb dabei, daß Diethelm ihm die Fränz geben wolle und ihn nur zappeln lasse, um jeden Anschein von sich zu entfernen. Als Munde wie zufällig um ein Mittel gegen böse Träume und Frost fragte, frohlockte der alte Schäferle: So? Hat er auch böse Träume? So ist er doch noch nicht los, wenn er auch freigesprochen ist. Der Stolz auf seine sympathetische Heilkunst verleitete ihn aber doch zu dem Zusatze: Gegen böse Träume giebt es ein altes untrügliches Mittel: man muß auf einem Schaffell schlafen und vor Schlafengehen Thee von Brennesselwurzel trinken, und gegen Frost giebt es nichts Besseres als Morgens vor Tag sich in Wasser waschen, das man vom Menschenblut abgenommen hat, und dann drei Stunden vor die Sonne im Mittag steht und drei Stunden nachher ohne Ausschnaufen Erlenholz sägen, das man im Vollmond geschlagen hat. Diethelm war andern Tags viel zuthätiger und herablassender gegen Munde, er saß in seine Wolfsschur gehüllt am Ofen und fror heftiger als je. Er hatte mit Fränz gesprochen, und in der Art wie sie einwilligte, den Munde zu heirathen, und dabei das unerhörte Verlangen stellte, daß der Vater bei Lebzeiten sein Besitzthum ihr abtreten müsse, erkannte er nicht undeutlich, daß sie an seine Schuld glaubte. Er that, als ob er das nicht merkte, und doch fraß es ihm das Herz ab, daß sein einziges Kind das Schlimmste von ihm dachte. Beim Eintritte Munde's war er rasch aufgestanden und schritt stolz die Stube auf und ab, dann hieß er Munde sich neben ihn setzen und fragte ihn, wie er ein

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T13:04:01Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T13:04:01Z)

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Zitationshilfe: Auerbach, Berthold: Die Geschichte des Diethelm von Buchenberg. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 45–268. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/auerbach_diethelm_1910/162>, abgerufen am 24.11.2024.