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Auerbach, Berthold: Die Geschichte des Diethelm von Buchenberg. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 45–268. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Vater, ich hör' Musik den Berg herauf, horchet, sie kommt näher, was ist das?

Auch Diethelm hörte es, das Leitseil schwankte hin und her, so zitterten seine Hände, er faßte es straff.

Ich mein' immer, sagte die Mutter mit verklärtem Antlitze, es sei Alles nur ein Traum gewesen. O das wär' doch prächtig, wenn unser Haus noch stünde und Alles wär' nicht wahr.

Weibergeschwätz, es ist Alles wahr, still! sagte Diethelm zornig; die Kälte, die er immer innerlich spürte, fast wie einen gefrornen Punkt, so sehr er sich äußerlich erwärmte, rann ihm jetzt wieder durch Mark und Bein. Er hielt an und trank einen mächtigen Zug Heidelbeergeist. Die Musik kam immer näher. Man sah jetzt einen großen Trupp Reiter, und einer ritt im Galopp vorauf nach Diethelm zu, kehrte aber bald wieder um und ordnete die Zurückgebliebenen hüben und drüben an der Straße zu Spalier.

Was sollte das sein? Sollte Diethelm wieder gefangen genommen werden? Aber wozu war dann die Musik? Die Rappen, von den Klängen erweckt, hoben die Köpfe hoch und rannten wiehernd davon.

Fränz hatte das beste weitsichtige Auge, sie erkannte bald den Vetter Waldhornwirth, der nun ein wirklicher Trompeter war; auch andere Buchenberger erkannte sie, und Diethelm übergoß es wieder abwechselnd flammend heiß und schauerlich kalt.

Dort, genau an der Stelle, wo im Sommer die Deichsel gebrochen war, dort scholl Diethelm ein Trompetentusch und hundertstimmiges Hoch entgegen. Alles was in Buchenberg beritten war und eine große Anzahl von Unterthailfingen, die sich dazu gesellt hatten, hielt Diethelm einen feierlichen sogenannten Gegenritt und holte ihn im Triumphe ein. Diethelm fand nicht Worte, seiner Empfindung Luft zu machen; es bedurfte dessen aber auch nicht, denn unter beständigem Hochrufen und Trompetenblasen und Peitschenknallen setzte sich

Vater, ich hör' Musik den Berg herauf, horchet, sie kommt näher, was ist das?

Auch Diethelm hörte es, das Leitseil schwankte hin und her, so zitterten seine Hände, er faßte es straff.

Ich mein' immer, sagte die Mutter mit verklärtem Antlitze, es sei Alles nur ein Traum gewesen. O das wär' doch prächtig, wenn unser Haus noch stünde und Alles wär' nicht wahr.

Weibergeschwätz, es ist Alles wahr, still! sagte Diethelm zornig; die Kälte, die er immer innerlich spürte, fast wie einen gefrornen Punkt, so sehr er sich äußerlich erwärmte, rann ihm jetzt wieder durch Mark und Bein. Er hielt an und trank einen mächtigen Zug Heidelbeergeist. Die Musik kam immer näher. Man sah jetzt einen großen Trupp Reiter, und einer ritt im Galopp vorauf nach Diethelm zu, kehrte aber bald wieder um und ordnete die Zurückgebliebenen hüben und drüben an der Straße zu Spalier.

Was sollte das sein? Sollte Diethelm wieder gefangen genommen werden? Aber wozu war dann die Musik? Die Rappen, von den Klängen erweckt, hoben die Köpfe hoch und rannten wiehernd davon.

Fränz hatte das beste weitsichtige Auge, sie erkannte bald den Vetter Waldhornwirth, der nun ein wirklicher Trompeter war; auch andere Buchenberger erkannte sie, und Diethelm übergoß es wieder abwechselnd flammend heiß und schauerlich kalt.

Dort, genau an der Stelle, wo im Sommer die Deichsel gebrochen war, dort scholl Diethelm ein Trompetentusch und hundertstimmiges Hoch entgegen. Alles was in Buchenberg beritten war und eine große Anzahl von Unterthailfingen, die sich dazu gesellt hatten, hielt Diethelm einen feierlichen sogenannten Gegenritt und holte ihn im Triumphe ein. Diethelm fand nicht Worte, seiner Empfindung Luft zu machen; es bedurfte dessen aber auch nicht, denn unter beständigem Hochrufen und Trompetenblasen und Peitschenknallen setzte sich

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[0148] Vater, ich hör' Musik den Berg herauf, horchet, sie kommt näher, was ist das? Auch Diethelm hörte es, das Leitseil schwankte hin und her, so zitterten seine Hände, er faßte es straff. Ich mein' immer, sagte die Mutter mit verklärtem Antlitze, es sei Alles nur ein Traum gewesen. O das wär' doch prächtig, wenn unser Haus noch stünde und Alles wär' nicht wahr. Weibergeschwätz, es ist Alles wahr, still! sagte Diethelm zornig; die Kälte, die er immer innerlich spürte, fast wie einen gefrornen Punkt, so sehr er sich äußerlich erwärmte, rann ihm jetzt wieder durch Mark und Bein. Er hielt an und trank einen mächtigen Zug Heidelbeergeist. Die Musik kam immer näher. Man sah jetzt einen großen Trupp Reiter, und einer ritt im Galopp vorauf nach Diethelm zu, kehrte aber bald wieder um und ordnete die Zurückgebliebenen hüben und drüben an der Straße zu Spalier. Was sollte das sein? Sollte Diethelm wieder gefangen genommen werden? Aber wozu war dann die Musik? Die Rappen, von den Klängen erweckt, hoben die Köpfe hoch und rannten wiehernd davon. Fränz hatte das beste weitsichtige Auge, sie erkannte bald den Vetter Waldhornwirth, der nun ein wirklicher Trompeter war; auch andere Buchenberger erkannte sie, und Diethelm übergoß es wieder abwechselnd flammend heiß und schauerlich kalt. Dort, genau an der Stelle, wo im Sommer die Deichsel gebrochen war, dort scholl Diethelm ein Trompetentusch und hundertstimmiges Hoch entgegen. Alles was in Buchenberg beritten war und eine große Anzahl von Unterthailfingen, die sich dazu gesellt hatten, hielt Diethelm einen feierlichen sogenannten Gegenritt und holte ihn im Triumphe ein. Diethelm fand nicht Worte, seiner Empfindung Luft zu machen; es bedurfte dessen aber auch nicht, denn unter beständigem Hochrufen und Trompetenblasen und Peitschenknallen setzte sich

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T13:04:01Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Auerbach, Berthold: Die Geschichte des Diethelm von Buchenberg. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 45–268. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/auerbach_diethelm_1910/148>, abgerufen am 23.11.2024.