Auerbach, Berthold: Die Geschichte des Diethelm von Buchenberg. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 45–268. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.dere schon viel Aergeres gethan und sind doch ruhmvoll durch die Welt gegangen. Jetzt fang' ich das Leben von vorn an. Ich will ihnen zeigen, wer der Diethelm ist. Der Amtsdiener, der das Gewünschte Diethelm übergab, freute sich ob seines Frohmuthes und erklärte schlau: Ich hab' Euch nur wie einen gemeinen Verbrecher behandelt, damit man kein Mißtrauen in mich haben soll, weil wir so nah verwandt werden. Ich hab's wohl gewußt, daß Ihr ein unschuldiger Ehrenmann seid, auf den wir stolz sein können. Im Gesicht vom Amtsrichter ist deutlich geschrieben gestanden: der ist freigesprochen. Es kann noch ein paar Tag' dauern, aber gewiß ist's, da verlaßt Euch drauf. Ich versteh' das. Wie nach einer vollbrachten Großthat streckte sich Diethelm auf die Pritsche, er befahl noch tüchtig einzuheizen, denn es fror ihn noch immer so mörderlich; wollte ihm auch manchmal ein Gedanke dessen kommen, was er gethan, er verscheuchte ihn und entschlief ruhig. Tief in der Nacht aber wurde er aufgeweckt und im Scheine einer Blendlaterne standen zwei Männer vor ihm. Neunzehntes Kapitel. Diethelm hatte dem jungen Kübler gesagt, er möge den Vetter Waldhornwirth nach der Stadt entbieten, damit er die Pferde hole. Das konnte offenbar nichts als ein versteckter Auftrag sein, der eigentlich hieß: mach, daß ich den Vetter so bald als möglich hier habe und spreche. Mit fröhlicher Eilfertigkeit -- denn es liegt im Hülfebringen für einen Leidenden oft eine Fröhlichkeit -- eilte der junge Kübler selbst nach Buchen- dere schon viel Aergeres gethan und sind doch ruhmvoll durch die Welt gegangen. Jetzt fang' ich das Leben von vorn an. Ich will ihnen zeigen, wer der Diethelm ist. Der Amtsdiener, der das Gewünschte Diethelm übergab, freute sich ob seines Frohmuthes und erklärte schlau: Ich hab' Euch nur wie einen gemeinen Verbrecher behandelt, damit man kein Mißtrauen in mich haben soll, weil wir so nah verwandt werden. Ich hab's wohl gewußt, daß Ihr ein unschuldiger Ehrenmann seid, auf den wir stolz sein können. Im Gesicht vom Amtsrichter ist deutlich geschrieben gestanden: der ist freigesprochen. Es kann noch ein paar Tag' dauern, aber gewiß ist's, da verlaßt Euch drauf. Ich versteh' das. Wie nach einer vollbrachten Großthat streckte sich Diethelm auf die Pritsche, er befahl noch tüchtig einzuheizen, denn es fror ihn noch immer so mörderlich; wollte ihm auch manchmal ein Gedanke dessen kommen, was er gethan, er verscheuchte ihn und entschlief ruhig. Tief in der Nacht aber wurde er aufgeweckt und im Scheine einer Blendlaterne standen zwei Männer vor ihm. Neunzehntes Kapitel. Diethelm hatte dem jungen Kübler gesagt, er möge den Vetter Waldhornwirth nach der Stadt entbieten, damit er die Pferde hole. Das konnte offenbar nichts als ein versteckter Auftrag sein, der eigentlich hieß: mach, daß ich den Vetter so bald als möglich hier habe und spreche. Mit fröhlicher Eilfertigkeit — denn es liegt im Hülfebringen für einen Leidenden oft eine Fröhlichkeit — eilte der junge Kübler selbst nach Buchen- <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="18"> <p><pb facs="#f0132"/> dere schon viel Aergeres gethan und sind doch ruhmvoll durch die Welt gegangen. Jetzt fang' ich das Leben von vorn an. Ich will ihnen zeigen, wer der Diethelm ist.</p><lb/> <p>Der Amtsdiener, der das Gewünschte Diethelm übergab, freute sich ob seines Frohmuthes und erklärte schlau:</p><lb/> <p>Ich hab' Euch nur wie einen gemeinen Verbrecher behandelt, damit man kein Mißtrauen in mich haben soll, weil wir so nah verwandt werden. Ich hab's wohl gewußt, daß Ihr ein unschuldiger Ehrenmann seid, auf den wir stolz sein können. Im Gesicht vom Amtsrichter ist deutlich geschrieben gestanden: der ist freigesprochen. Es kann noch ein paar Tag' dauern, aber gewiß ist's, da verlaßt Euch drauf. Ich versteh' das.</p><lb/> <p>Wie nach einer vollbrachten Großthat streckte sich Diethelm auf die Pritsche, er befahl noch tüchtig einzuheizen, denn es fror ihn noch immer so mörderlich; wollte ihm auch manchmal ein Gedanke dessen kommen, was er gethan, er verscheuchte ihn und entschlief ruhig.</p><lb/> <p>Tief in der Nacht aber wurde er aufgeweckt und im Scheine einer Blendlaterne standen zwei Männer vor ihm.</p><lb/> </div> <div type="chapter" n="19"> <head>Neunzehntes Kapitel.</head><lb/> <p>Diethelm hatte dem jungen Kübler gesagt, er möge den Vetter Waldhornwirth nach der Stadt entbieten, damit er die Pferde hole. Das konnte offenbar nichts als ein versteckter Auftrag sein, der eigentlich hieß: mach, daß ich den Vetter so bald als möglich hier habe und spreche. Mit fröhlicher Eilfertigkeit — denn es liegt im Hülfebringen für einen Leidenden oft eine Fröhlichkeit — eilte der junge Kübler selbst nach Buchen-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0132]
dere schon viel Aergeres gethan und sind doch ruhmvoll durch die Welt gegangen. Jetzt fang' ich das Leben von vorn an. Ich will ihnen zeigen, wer der Diethelm ist.
Der Amtsdiener, der das Gewünschte Diethelm übergab, freute sich ob seines Frohmuthes und erklärte schlau:
Ich hab' Euch nur wie einen gemeinen Verbrecher behandelt, damit man kein Mißtrauen in mich haben soll, weil wir so nah verwandt werden. Ich hab's wohl gewußt, daß Ihr ein unschuldiger Ehrenmann seid, auf den wir stolz sein können. Im Gesicht vom Amtsrichter ist deutlich geschrieben gestanden: der ist freigesprochen. Es kann noch ein paar Tag' dauern, aber gewiß ist's, da verlaßt Euch drauf. Ich versteh' das.
Wie nach einer vollbrachten Großthat streckte sich Diethelm auf die Pritsche, er befahl noch tüchtig einzuheizen, denn es fror ihn noch immer so mörderlich; wollte ihm auch manchmal ein Gedanke dessen kommen, was er gethan, er verscheuchte ihn und entschlief ruhig.
Tief in der Nacht aber wurde er aufgeweckt und im Scheine einer Blendlaterne standen zwei Männer vor ihm.
Neunzehntes Kapitel.
Diethelm hatte dem jungen Kübler gesagt, er möge den Vetter Waldhornwirth nach der Stadt entbieten, damit er die Pferde hole. Das konnte offenbar nichts als ein versteckter Auftrag sein, der eigentlich hieß: mach, daß ich den Vetter so bald als möglich hier habe und spreche. Mit fröhlicher Eilfertigkeit — denn es liegt im Hülfebringen für einen Leidenden oft eine Fröhlichkeit — eilte der junge Kübler selbst nach Buchen-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-14T13:04:01Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-03-14T13:04:01Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: nicht gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |