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Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847.

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würde, wenn unser Prinz selbst einmal mit dem Leibarzt die Rollen vertauschte!" --

"Glauben Sie an die Tugend dieser Frau? Heuchelei, nichts als Heuchelei! Die Tugend einer Frau, das perpetuum mobile, die Unsterblichkeit der Seele -- das sind so verschiedene Variationen zu dem unerschöpflichen Thema der Chimären; lauter Erfindungen müßiger Köpfe, patentirter Unsinn! Wie wär' es, lieber Stein, wenn wir selbst unser Glück versuchten? Sollte es uns so schwer werden, ihr Trost zu spenden und ihrem Stolz ein wenig unter die Arme zu greifen?" Kühn und siegsgewiß strich der Graf nach dieser Philippika seinen Schnurrbart, trällerte eine beliebte Opernmelodie und spielte mit der Reitgerte. Doch Stein entgegnete empfindlich: "Ich muß Sie bitten, ein für allemal über diese Dame in einem andern Ton mit mir zu sprechen. Nach dem Auftritt, dessen Zeugen wir eben waren, achte ich sie sehr hoch, wer sie auch sein mag; und wenn Sie es wagen sollten, über diese Scene, die wir unritterlich genug waren, zu belauschen, frivole Klatschereien zu verbreiten, so werde ich die Ehre der

würde, wenn unser Prinz selbst einmal mit dem Leibarzt die Rollen vertauschte!“ —

„Glauben Sie an die Tugend dieser Frau? Heuchelei, nichts als Heuchelei! Die Tugend einer Frau, das perpetuum mobile, die Unsterblichkeit der Seele — das sind so verschiedene Variationen zu dem unerschöpflichen Thema der Chimären; lauter Erfindungen müßiger Köpfe, patentirter Unsinn! Wie wär' es, lieber Stein, wenn wir selbst unser Glück versuchten? Sollte es uns so schwer werden, ihr Trost zu spenden und ihrem Stolz ein wenig unter die Arme zu greifen?“ Kühn und siegsgewiß strich der Graf nach dieser Philippika seinen Schnurrbart, trällerte eine beliebte Opernmelodie und spielte mit der Reitgerte. Doch Stein entgegnete empfindlich: „Ich muß Sie bitten, ein für allemal über diese Dame in einem andern Ton mit mir zu sprechen. Nach dem Auftritt, dessen Zeugen wir eben waren, achte ich sie sehr hoch, wer sie auch sein mag; und wenn Sie es wagen sollten, über diese Scene, die wir unritterlich genug waren, zu belauschen, frivole Klatschereien zu verbreiten, so werde ich die Ehre der

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[42/0054] würde, wenn unser Prinz selbst einmal mit dem Leibarzt die Rollen vertauschte!“ — „Glauben Sie an die Tugend dieser Frau? Heuchelei, nichts als Heuchelei! Die Tugend einer Frau, das perpetuum mobile, die Unsterblichkeit der Seele — das sind so verschiedene Variationen zu dem unerschöpflichen Thema der Chimären; lauter Erfindungen müßiger Köpfe, patentirter Unsinn! Wie wär' es, lieber Stein, wenn wir selbst unser Glück versuchten? Sollte es uns so schwer werden, ihr Trost zu spenden und ihrem Stolz ein wenig unter die Arme zu greifen?“ Kühn und siegsgewiß strich der Graf nach dieser Philippika seinen Schnurrbart, trällerte eine beliebte Opernmelodie und spielte mit der Reitgerte. Doch Stein entgegnete empfindlich: „Ich muß Sie bitten, ein für allemal über diese Dame in einem andern Ton mit mir zu sprechen. Nach dem Auftritt, dessen Zeugen wir eben waren, achte ich sie sehr hoch, wer sie auch sein mag; und wenn Sie es wagen sollten, über diese Scene, die wir unritterlich genug waren, zu belauschen, frivole Klatschereien zu verbreiten, so werde ich die Ehre der

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Zitationshilfe: Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/aston_leben_1847/54>, abgerufen am 24.11.2024.