Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847.eben vermählten Madame Oburn, wurden in den bequemen Wagen gebracht. Herr Oburn sah den Vorkehrungen gemüthlich zu, rieb sich seelenvergnügt die weichlichen und doch unzarten Hände, spielte mit der übermäßig dicken Uhrkette, und sah mit widerlichem Lächeln von Zeit zu Zeit auf seine Uhr. "Gott sei Dank," murmelte er vor sich hin, "der langweilige Tag neigt sich zu Ende, und näher kommt die Stunde, in der mein Weib ganz mein eigen wird. Wie will ich schwelgen in ihren jungfräulichen Reizen! Wahrhaftig, sie ist schön, und werth, meine Frau zu sein!" Und sich zum Diener wendend, fuhr er fort: "James, höre! Du giebst dem Postillon dreifaches Trinkgeld, wenn er mich rasch, sehr rasch zur nächsten Station führt; Du nimmst ein Pferd, reitest meinem Wagen voraus; jage, so rasch Du kannst, wenn auch das Pferd drauf geht -- darauf kommt es nicht an -- nur schnell, schnell wie der Teufel! Bestelle im Hotel Zimmer zur Nacht für mich und meine Frau; hörst Du, James, so schön wie möglich! Ich hab' ja Geld; ich kann's bezahlen! Nur schnell, schnell! Ich komme gleich nach mit meiner Frau!" eben vermählten Madame Oburn, wurden in den bequemen Wagen gebracht. Herr Oburn sah den Vorkehrungen gemüthlich zu, rieb sich seelenvergnügt die weichlichen und doch unzarten Hände, spielte mit der übermäßig dicken Uhrkette, und sah mit widerlichem Lächeln von Zeit zu Zeit auf seine Uhr. „Gott sei Dank,“ murmelte er vor sich hin, „der langweilige Tag neigt sich zu Ende, und näher kommt die Stunde, in der mein Weib ganz mein eigen wird. Wie will ich schwelgen in ihren jungfräulichen Reizen! Wahrhaftig, sie ist schön, und werth, meine Frau zu sein!“ Und sich zum Diener wendend, fuhr er fort: „James, höre! Du giebst dem Postillon dreifaches Trinkgeld, wenn er mich rasch, sehr rasch zur nächsten Station führt; Du nimmst ein Pferd, reitest meinem Wagen voraus; jage, so rasch Du kannst, wenn auch das Pferd drauf geht — darauf kommt es nicht an — nur schnell, schnell wie der Teufel! Bestelle im Hotel Zimmer zur Nacht für mich und meine Frau; hörst Du, James, so schön wie möglich! Ich hab' ja Geld; ich kann's bezahlen! Nur schnell, schnell! Ich komme gleich nach mit meiner Frau!“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0036" n="24"/> eben vermählten Madame Oburn, wurden in den bequemen Wagen gebracht. Herr Oburn sah den Vorkehrungen gemüthlich zu, rieb sich seelenvergnügt die weichlichen und doch unzarten Hände, spielte mit der übermäßig dicken Uhrkette, und sah mit widerlichem Lächeln von Zeit zu Zeit auf seine Uhr. „Gott sei Dank,“ murmelte er vor sich hin, „der langweilige Tag neigt sich zu Ende, und näher kommt die Stunde, in der mein Weib ganz mein eigen wird. Wie will ich schwelgen in ihren jungfräulichen Reizen! Wahrhaftig, sie ist schön, und werth, <hi rendition="#g">meine</hi> Frau zu sein!“ Und sich zum Diener wendend, fuhr er fort: „James, höre! Du giebst dem Postillon dreifaches Trinkgeld, wenn er mich rasch, sehr rasch zur nächsten Station führt; Du nimmst ein Pferd, reitest meinem Wagen voraus; jage, so rasch Du kannst, wenn auch das Pferd drauf geht — darauf kommt es nicht an — nur schnell, schnell wie der Teufel! Bestelle im Hotel Zimmer zur Nacht für mich und meine Frau; hörst Du, James, so schön wie möglich! Ich hab' ja Geld; ich kann's bezahlen! Nur schnell, schnell! Ich komme gleich nach mit meiner Frau!“ </p> </div> </body> </text> </TEI> [24/0036]
eben vermählten Madame Oburn, wurden in den bequemen Wagen gebracht. Herr Oburn sah den Vorkehrungen gemüthlich zu, rieb sich seelenvergnügt die weichlichen und doch unzarten Hände, spielte mit der übermäßig dicken Uhrkette, und sah mit widerlichem Lächeln von Zeit zu Zeit auf seine Uhr. „Gott sei Dank,“ murmelte er vor sich hin, „der langweilige Tag neigt sich zu Ende, und näher kommt die Stunde, in der mein Weib ganz mein eigen wird. Wie will ich schwelgen in ihren jungfräulichen Reizen! Wahrhaftig, sie ist schön, und werth, meine Frau zu sein!“ Und sich zum Diener wendend, fuhr er fort: „James, höre! Du giebst dem Postillon dreifaches Trinkgeld, wenn er mich rasch, sehr rasch zur nächsten Station führt; Du nimmst ein Pferd, reitest meinem Wagen voraus; jage, so rasch Du kannst, wenn auch das Pferd drauf geht — darauf kommt es nicht an — nur schnell, schnell wie der Teufel! Bestelle im Hotel Zimmer zur Nacht für mich und meine Frau; hörst Du, James, so schön wie möglich! Ich hab' ja Geld; ich kann's bezahlen! Nur schnell, schnell! Ich komme gleich nach mit meiner Frau!“
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Zitationshilfe: | Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/aston_leben_1847/36>, abgerufen am 16.02.2025. |