Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847.Versäumniß die übliche Taxe eures Wochenlohns abziehen. Geht schnell zurück; was wollt ihr hier?" Da ergriff der älteste unter ihnen, Webermeister Schmidt, das Wort: "Was wir wollen, Herr Buchhalter, das will ich Ihnen jetzt im Namen aller meiner Kameraden sagen. Wir sind hier um mit unserm Herrn zu reden, weil wir nicht Hungers sterben wollen mit Weib und Kind. Das ist wahrhaftig Grund genug! Ihr Herren wißt nicht, wie weh der Hunger thut, wie es einem alten Vater fast das Herz bricht, wenn die Kinder, die ihm der Himmel geschenkt, vergeblich nach Brod rufen. Ja, Herr Ehrig, so kann es nicht länger mit uns bleiben! Wir sind Menschen und wollen auch menschlich leben. Vor Jahren, als Herr Oburn diese Fabriken gründete, bekamen wir doch wenigstens Lohn genug, um, wenn wir des Tags rechtschaffen und fleißig gearbeitet, des Abends ein gesundes Nachtessen zu genießen, und in einem reinlichen Bett Kräfte für den kommenden Morgen zu sammeln. Sonntags ruhten wir uns aus, gingen mit unseren Kindern in die Kirche, und dankten Versäumniß die übliche Taxe eures Wochenlohns abziehen. Geht schnell zurück; was wollt ihr hier?“ Da ergriff der älteste unter ihnen, Webermeister Schmidt, das Wort: „Was wir wollen, Herr Buchhalter, das will ich Ihnen jetzt im Namen aller meiner Kameraden sagen. Wir sind hier um mit unserm Herrn zu reden, weil wir nicht Hungers sterben wollen mit Weib und Kind. Das ist wahrhaftig Grund genug! Ihr Herren wißt nicht, wie weh der Hunger thut, wie es einem alten Vater fast das Herz bricht, wenn die Kinder, die ihm der Himmel geschenkt, vergeblich nach Brod rufen. Ja, Herr Ehrig, so kann es nicht länger mit uns bleiben! Wir sind Menschen und wollen auch menschlich leben. Vor Jahren, als Herr Oburn diese Fabriken gründete, bekamen wir doch wenigstens Lohn genug, um, wenn wir des Tags rechtschaffen und fleißig gearbeitet, des Abends ein gesundes Nachtessen zu genießen, und in einem reinlichen Bett Kräfte für den kommenden Morgen zu sammeln. Sonntags ruhten wir uns aus, gingen mit unseren Kindern in die Kirche, und dankten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0127" n="115"/> Versäumniß die übliche Taxe eures Wochenlohns abziehen. Geht schnell zurück; was wollt ihr hier?“ Da ergriff der älteste unter ihnen, Webermeister Schmidt, das Wort: „Was wir wollen, Herr Buchhalter, das will ich Ihnen jetzt im Namen aller meiner Kameraden sagen. Wir sind hier um mit unserm Herrn zu reden, weil wir nicht Hungers sterben wollen mit Weib und Kind. Das ist wahrhaftig Grund genug! Ihr Herren wißt nicht, wie weh der Hunger thut, wie es einem alten Vater fast das Herz bricht, wenn die Kinder, die ihm der Himmel geschenkt, vergeblich nach Brod rufen. Ja, Herr Ehrig, so kann es nicht länger mit uns bleiben! Wir sind Menschen und wollen auch menschlich leben. Vor Jahren, als Herr Oburn diese Fabriken gründete, bekamen wir doch wenigstens Lohn genug, um, wenn wir des Tags rechtschaffen und fleißig gearbeitet, des Abends ein gesundes Nachtessen zu genießen, und in einem reinlichen Bett Kräfte für den kommenden Morgen zu sammeln. Sonntags ruhten wir uns aus, gingen mit unseren Kindern in die Kirche, und dankten </p> </div> </body> </text> </TEI> [115/0127]
Versäumniß die übliche Taxe eures Wochenlohns abziehen. Geht schnell zurück; was wollt ihr hier?“ Da ergriff der älteste unter ihnen, Webermeister Schmidt, das Wort: „Was wir wollen, Herr Buchhalter, das will ich Ihnen jetzt im Namen aller meiner Kameraden sagen. Wir sind hier um mit unserm Herrn zu reden, weil wir nicht Hungers sterben wollen mit Weib und Kind. Das ist wahrhaftig Grund genug! Ihr Herren wißt nicht, wie weh der Hunger thut, wie es einem alten Vater fast das Herz bricht, wenn die Kinder, die ihm der Himmel geschenkt, vergeblich nach Brod rufen. Ja, Herr Ehrig, so kann es nicht länger mit uns bleiben! Wir sind Menschen und wollen auch menschlich leben. Vor Jahren, als Herr Oburn diese Fabriken gründete, bekamen wir doch wenigstens Lohn genug, um, wenn wir des Tags rechtschaffen und fleißig gearbeitet, des Abends ein gesundes Nachtessen zu genießen, und in einem reinlichen Bett Kräfte für den kommenden Morgen zu sammeln. Sonntags ruhten wir uns aus, gingen mit unseren Kindern in die Kirche, und dankten
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Zitationshilfe: | Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/aston_leben_1847/127>, abgerufen am 16.02.2025. |