Aston, Louise: Meine Emancipation, Verweisung und Rechtfertigung. Brüssel, 1846.viele Einschränkungen und Entbehrungen bedingende Alimentation von Seiten meines geschiedenen Mannes angewiesen. Zur Verbesserung meiner ganzen Lage, hauptsächlich aber mir die Mittel zu einer sorgfältigen und anständigen Erziehung meines Kindes zu schaffen, habe ich meine Zeit, besonders das letzte Jahr in Berlin, damit zugebracht, mich theils durch eigene Studien, theils durch den Umgang wissenschaftlich gebildeter Leute zur Schriftstellerin heran zu bilden. Beides: meine schriftstellerische Laufbahn, und die Erziehung meines Kindes, ließ mich den Aufenthalt im Mittelpunkte des geistigen Verkehrs der Monarchie wünschen -- das Leben auf einem Dorfe würde mir jede geistige Anregung fern halten; meinem Kinde die Gelegenheit einer sorgfältigeren Ausbildung benehmen. Auf mein deßhalb bei einem hochlöblichen Polizei-Präsidium den 5ten Februar d. J., eingereichtes Niederlassungsgesuch hieselbst, ward mir nicht allein eine abschlägige Antwort, sondern auch die Weisung den Berliner Polizei-Distrikt binnen 8 Tagen zu verlassen und fernerhin zu meiden. Als Gründe dieser Maßregel wurden mir Bestrebungen viele Einschränkungen und Entbehrungen bedingende Alimentation von Seiten meines geschiedenen Mannes angewiesen. Zur Verbesserung meiner ganzen Lage, hauptsächlich aber mir die Mittel zu einer sorgfältigen und anständigen Erziehung meines Kindes zu schaffen, habe ich meine Zeit, besonders das letzte Jahr in Berlin, damit zugebracht, mich theils durch eigene Studien, theils durch den Umgang wissenschaftlich gebildeter Leute zur Schriftstellerin heran zu bilden. Beides: meine schriftstellerische Laufbahn, und die Erziehung meines Kindes, ließ mich den Aufenthalt im Mittelpunkte des geistigen Verkehrs der Monarchie wünschen — das Leben auf einem Dorfe würde mir jede geistige Anregung fern halten; meinem Kinde die Gelegenheit einer sorgfältigeren Ausbildung benehmen. Auf mein deßhalb bei einem hochlöblichen Polizei-Präsidium den 5ten Februar d. J., eingereichtes Niederlassungsgesuch hieselbst, ward mir nicht allein eine abschlägige Antwort, sondern auch die Weisung den Berliner Polizei-Distrikt binnen 8 Tagen zu verlassen und fernerhin zu meiden. Als Gründe dieser Maßregel wurden mir Bestrebungen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0028" n="28"/> viele Einschränkungen und Entbehrungen bedingende Alimentation von Seiten meines geschiedenen Mannes angewiesen. Zur Verbesserung meiner ganzen Lage, hauptsächlich aber mir die Mittel zu einer sorgfältigen und anständigen Erziehung meines Kindes zu schaffen, habe ich meine Zeit, besonders das letzte Jahr in <hi rendition="#g">Berlin</hi>, damit zugebracht, mich theils durch eigene Studien, theils durch den Umgang wissenschaftlich gebildeter Leute zur Schriftstellerin heran zu bilden. Beides: meine schriftstellerische Laufbahn, und die Erziehung meines Kindes, ließ mich den Aufenthalt im Mittelpunkte des geistigen Verkehrs der Monarchie wünschen — das Leben auf einem Dorfe würde mir jede geistige Anregung fern halten; meinem Kinde die Gelegenheit einer sorgfältigeren Ausbildung benehmen.</p> <p>Auf mein deßhalb bei einem hochlöblichen Polizei-Präsidium den 5ten Februar d. J., eingereichtes Niederlassungsgesuch hieselbst, ward mir nicht allein eine abschlägige Antwort, sondern auch die Weisung den Berliner Polizei-Distrikt binnen 8 Tagen zu verlassen und fernerhin zu meiden.</p> <p>Als Gründe dieser Maßregel wurden mir Bestrebungen </p> </div> </body> </text> </TEI> [28/0028]
viele Einschränkungen und Entbehrungen bedingende Alimentation von Seiten meines geschiedenen Mannes angewiesen. Zur Verbesserung meiner ganzen Lage, hauptsächlich aber mir die Mittel zu einer sorgfältigen und anständigen Erziehung meines Kindes zu schaffen, habe ich meine Zeit, besonders das letzte Jahr in Berlin, damit zugebracht, mich theils durch eigene Studien, theils durch den Umgang wissenschaftlich gebildeter Leute zur Schriftstellerin heran zu bilden. Beides: meine schriftstellerische Laufbahn, und die Erziehung meines Kindes, ließ mich den Aufenthalt im Mittelpunkte des geistigen Verkehrs der Monarchie wünschen — das Leben auf einem Dorfe würde mir jede geistige Anregung fern halten; meinem Kinde die Gelegenheit einer sorgfältigeren Ausbildung benehmen.
Auf mein deßhalb bei einem hochlöblichen Polizei-Präsidium den 5ten Februar d. J., eingereichtes Niederlassungsgesuch hieselbst, ward mir nicht allein eine abschlägige Antwort, sondern auch die Weisung den Berliner Polizei-Distrikt binnen 8 Tagen zu verlassen und fernerhin zu meiden.
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Zitationshilfe: | Aston, Louise: Meine Emancipation, Verweisung und Rechtfertigung. Brüssel, 1846, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/aston_emancipation_1846/28>, abgerufen am 02.03.2025. |