Arrhenius, Svante: Das Schicksal der Planeten. Leipzig, 1911.stoff und Chlorwasserstoff. Diese letzteren Gase setzten sich aber mit den im warmen Wasser, das sich auf der Erdoberfläche kondensiert hatte, gelösten Silikaten um, der Schwefelwasserstoff teilweise mit dem neugebildeten Sauerstoff zu Schwefelsäure. Immer neue Mengen von Wasserdampf und Kohlensäure gingen in die Luft hinein. Der Wasserdampf wurde zu Ozeanwasser verdichtet, die Kohlensäure zu Kohle und Sauerstoff umgesetzt und später von den Schalentieren in ihren Schalen als Karbonate niedergeschlagen, welche hernach zum Ursprung großer sedimentärer Erdschichten wurden. Bei der weiteren Abkühlung entstanden Hohlräume in der Erde und große Teile der Erdkruste stürzten ein, wobei meistens geradlinige Erdspalten gebildet wurden. Diese sind der Hauptsitz der vulkanischen und Erdbebenerscheinungen. Je dicker die Kruste wird, um so langsamer erfolgt die Abkühlung des Erdinnern und damit die Entgasung und der Zufluß von Wasser und Kohlensäure, den beiden Bedingungen des organischen Lebens. Diese Stoffe werden auf der anderen Seite durch den Pflanzenwuchs und die Verwitterung (Bildung von Karbonaten und Hydraten) verzehrt. Zuletzt wird die Zufuhr geringer als die Verluste durch Verwitterung. Das Wasser und die Kohlensäure verschwinden allmählich von der Erde. Und zwar ist die Kohlensäure in dieser Hinsicht viel größeren relativen Schwankungen ausgesetzt als das Wasser, da die Kohlensäuremenge in der Luft und im Meer nur etwa so groß ist wie die Wasserdampfmenge der Luft, welche etwa nur ein Hunderttausendstel von der Masse des Ozeanwassers beträgt. Die Menge Calcium- stoff und Chlorwasserstoff. Diese letzteren Gase setzten sich aber mit den im warmen Wasser, das sich auf der Erdoberfläche kondensiert hatte, gelösten Silikaten um, der Schwefelwasserstoff teilweise mit dem neugebildeten Sauerstoff zu Schwefelsäure. Immer neue Mengen von Wasserdampf und Kohlensäure gingen in die Luft hinein. Der Wasserdampf wurde zu Ozeanwasser verdichtet, die Kohlensäure zu Kohle und Sauerstoff umgesetzt und später von den Schalentieren in ihren Schalen als Karbonate niedergeschlagen, welche hernach zum Ursprung großer sedimentärer Erdschichten wurden. Bei der weiteren Abkühlung entstanden Hohlräume in der Erde und große Teile der Erdkruste stürzten ein, wobei meistens geradlinige Erdspalten gebildet wurden. Diese sind der Hauptsitz der vulkanischen und Erdbebenerscheinungen. Je dicker die Kruste wird, um so langsamer erfolgt die Abkühlung des Erdinnern und damit die Entgasung und der Zufluß von Wasser und Kohlensäure, den beiden Bedingungen des organischen Lebens. Diese Stoffe werden auf der anderen Seite durch den Pflanzenwuchs und die Verwitterung (Bildung von Karbonaten und Hydraten) verzehrt. Zuletzt wird die Zufuhr geringer als die Verluste durch Verwitterung. Das Wasser und die Kohlensäure verschwinden allmählich von der Erde. Und zwar ist die Kohlensäure in dieser Hinsicht viel größeren relativen Schwankungen ausgesetzt als das Wasser, da die Kohlensäuremenge in der Luft und im Meer nur etwa so groß ist wie die Wasserdampfmenge der Luft, welche etwa nur ein Hunderttausendstel von der Masse des Ozeanwassers beträgt. Die Menge Calcium- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0020"/> stoff und Chlorwasserstoff. Diese letzteren Gase setzten sich aber mit den im warmen Wasser, das sich auf der Erdoberfläche kondensiert hatte, gelösten Silikaten um, der Schwefelwasserstoff teilweise mit dem neugebildeten Sauerstoff zu Schwefelsäure. Immer neue Mengen von Wasserdampf und Kohlensäure gingen in die Luft hinein. Der Wasserdampf wurde zu Ozeanwasser verdichtet, die Kohlensäure zu Kohle und Sauerstoff umgesetzt und später von den Schalentieren in ihren Schalen als Karbonate niedergeschlagen, welche hernach zum Ursprung großer sedimentärer Erdschichten wurden.</p> <p>Bei der weiteren Abkühlung entstanden Hohlräume in der Erde und große Teile der Erdkruste stürzten ein, wobei meistens geradlinige Erdspalten gebildet wurden. Diese sind der Hauptsitz der vulkanischen und Erdbebenerscheinungen. Je dicker die Kruste wird, um so langsamer erfolgt die Abkühlung des Erdinnern und damit die Entgasung und der Zufluß von Wasser und Kohlensäure, den beiden Bedingungen des organischen Lebens. Diese Stoffe werden auf der anderen Seite durch den Pflanzenwuchs und die Verwitterung (Bildung von Karbonaten und Hydraten) verzehrt. Zuletzt wird die Zufuhr geringer als die Verluste durch Verwitterung. Das Wasser und die Kohlensäure verschwinden allmählich von der Erde. Und zwar ist die Kohlensäure in dieser Hinsicht viel größeren relativen Schwankungen ausgesetzt als das Wasser, da die Kohlensäuremenge in der Luft und im Meer nur etwa so groß ist wie die Wasserdampfmenge der Luft, welche etwa nur ein Hunderttausendstel von der Masse des Ozeanwassers beträgt. Die Menge Calcium- </p> </div> </body> </text> </TEI> [0020]
stoff und Chlorwasserstoff. Diese letzteren Gase setzten sich aber mit den im warmen Wasser, das sich auf der Erdoberfläche kondensiert hatte, gelösten Silikaten um, der Schwefelwasserstoff teilweise mit dem neugebildeten Sauerstoff zu Schwefelsäure. Immer neue Mengen von Wasserdampf und Kohlensäure gingen in die Luft hinein. Der Wasserdampf wurde zu Ozeanwasser verdichtet, die Kohlensäure zu Kohle und Sauerstoff umgesetzt und später von den Schalentieren in ihren Schalen als Karbonate niedergeschlagen, welche hernach zum Ursprung großer sedimentärer Erdschichten wurden.
Bei der weiteren Abkühlung entstanden Hohlräume in der Erde und große Teile der Erdkruste stürzten ein, wobei meistens geradlinige Erdspalten gebildet wurden. Diese sind der Hauptsitz der vulkanischen und Erdbebenerscheinungen. Je dicker die Kruste wird, um so langsamer erfolgt die Abkühlung des Erdinnern und damit die Entgasung und der Zufluß von Wasser und Kohlensäure, den beiden Bedingungen des organischen Lebens. Diese Stoffe werden auf der anderen Seite durch den Pflanzenwuchs und die Verwitterung (Bildung von Karbonaten und Hydraten) verzehrt. Zuletzt wird die Zufuhr geringer als die Verluste durch Verwitterung. Das Wasser und die Kohlensäure verschwinden allmählich von der Erde. Und zwar ist die Kohlensäure in dieser Hinsicht viel größeren relativen Schwankungen ausgesetzt als das Wasser, da die Kohlensäuremenge in der Luft und im Meer nur etwa so groß ist wie die Wasserdampfmenge der Luft, welche etwa nur ein Hunderttausendstel von der Masse des Ozeanwassers beträgt. Die Menge Calcium-
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Zitationshilfe: | Arrhenius, Svante: Das Schicksal der Planeten. Leipzig, 1911, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arrhenius_planeten_1911/20>, abgerufen am 22.07.2024. |