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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. XII. Pantel Trappens lehr und ſchrifften.
[Spaltenumbruch] das heiſſe den ſtand der Obrigkeit auffheben/
wenn man nach GOttes willen eine ſehnliche
und ſchmertzliche klage fuͤhren muß/ daß es gar
nicht in der welt zugehe/ wie es GOtt durch
Chriſtum in ſeinem liebes-reiche gerne haben
wolte. Richtet ſelber/ ihr Muͤntzeriſche geſellen/
die ihr das ſchwerdt der Obrigkeit zu erhaltung
eures abgoͤttiſchen Gottesdienſts in die haͤnde
geprediget/ und an allem vergoſſenem blut die
ſchuld zuforderſt habet und traget/ Apoc. 16.
Matth.
5. 24. Ob ihr nicht eure wercke andern
auffbuͤrden wollet? Soll aber das Muͤntzeriſch
ſeyn/ wann eineꝛ uͤber den von euch angerichteten
verkehrten zuſtand klaget/ und dabey GOttes
gerechtes ſo ſonnenklar in H. Schrifft auch be-
ſchriebenes gerichte andeutet? ſo ſeynd Noah/
Loth/ Moyſes/ alle Propheten/ ja CHriſtus
ſelber und alle ſeine Apoſtel/ inſonderheit die
helden GOttes und Jerem. 18. Dan. Eſr. im
4. und Johannes in Apoc. ja Muͤnſteriſch ge-
weſen? oder meinet ihr/ daß der blutduͤrſtigen
falſchen heilande angerichtetes unweſen/ ſamt
eurem verkehrten urtheil/ Gottes gericht hinter-
treiben/ und zu keiner erfuͤllung kommen laſſen
wird/ wie ihr faͤlſchlich laͤſtert/ und den lohn
eurer laͤſterung/ wie er euch in der H. Schrifft
fuͤr augen gemahlet/ ſtehet/ deßwegen zu rechter
zeit wol erlangen werdet; Achtet nur nicht
GOttes willen fuͤr einen verzug/ er wird euch
viel zu eilig treffen. Ach wer iſt doch/ der da ſa-
get/ daß die unterthanen rebelliren/ ſich auff-
machen und die Obrigkeit vertreiben ſollen/ wie
laͤſterlich geſchrieben und geſchrieen wird: Jhr
menſchen-kinder ſeyd ſchuldig/ ſo wol der boͤ-
ſen zornigen/ als der guͤtigen liebreichen Obrig-
keit zu gehorſamen/ denn ihr leidet/ was eure
thaten werth ſeyn. O du menſchen-kind haͤt-
teſtu ein rechtſchaffenes hertz in liebe zu GOtt/
ſo wuͤrde GOtt ſolches wieder zu dir haben und
tragen. Darum O land/ daß du ſcorpion-
ſtiche und harte ſchlaͤge der treiber empfindeſt/
ſeuffze zu GOtt/ daß er dein zorniges/ das iſt/
ſuͤndhafftiges boͤſes hertz verwandeln/ und
durch CHriſtum in dir ein neu hertz ſchaffen
wolle. Siehe/ ſo wird GOttes hertz und das
hertz der Obrigkeitauch veraͤndertwerden; denn
GOtt hat es in ſeinen haͤnden/ und will und
kan es bald aͤndern/ wenn er furcht und ehre von
euch zu gewarten haͤtte. Er richtet ſich nach
euch menſchen/ ſeyd ihr fromm/ ſo iſt er auch
fromm: Seyd ihr liebreich/ ſo iſt er auch lieb-
reich: Seyd ihr barmhertzig und mitleidend/
ſo iſt GOttes vater hertz in gnaden uͤber euch:
Lebet ihr boͤß/ lieblos/ ungerecht und verkehrt/
ſo habt ihr auch ſolchen GOtt nach ſeiner ge-
rechtigkeit/ Pſ. 18. Deut. 28. Es pruͤfe nun wol
wer pruͤfen kan/ ob diß eine ſchrifftmaͤßige mei-
nung oder eine teuffels-lehre ſey? Ob hier-
durch eines einigen menſchens ſchaden/ nach-
theil/ verderb und untergang geſuchet werde/
und hernach richte er. Alſo iſts auch ferner da-
mit beſchaffen/ daß man den krieg in rechter
Goͤttlicher form/ wie davon die H. Schrifft
zeuget/ wolle auffheben (damit aber der heuti-
ge krieg nicht kan compariret werden/ wie un-
ſchwer aus der H. Schrifft zu erweiſeniſt. Denn
Chriſtliche kriege werden ſchlechter dinges nach
GOttes recht und gerichte zu erloͤſung der ar-
men und elenden gefuͤhret/ zorn-kriege a-
ber zu beſtraffung des unglaubens/ unge-
[Spaltenumbruch] rechtigkeit und abfalls von GOTT/ damit
die leute ihre abgoͤtterey nnd hertzens-boß-
heit an den aͤuſſern bildern moͤgen lernen
erkennen; denn wie der menſch inwendig be-
ſchaffen/ alſo iſt GOTT bey ihm in der be-
lohnung. O waͤret ihr Maul-Chriſten keine
zornkrieger (als die nach nichts ringen/ lauffen
und rennen/ als wie ſie moͤgen kriegen das zeitli-
che gut/ ehre/ gewalt uñ uͤbermuth) ſchinder/ raͤu-
ber/ pluͤnderer/ ungerechte/ unbarmhertzige und
ſcheußliche thiere fuͤr Gottes angeſicht/ wie koͤn-
ten eures gleichen uͤber euer haupt herfahren/
das waͤre ja wieder GOTT und die Heilige
Schrifft (daß man alle handwercker/ aͤmpter/ ꝛc.
wolle aufheben und verbieten. O lieber menſch
fahe an dich ſelber heute recht zu reformiren
in deinem ſtande/ darinn du nicht nach Chri-
ſto formiret oder geſtalt lebeſt/ ſondern viel-
mehr des teuffels geſtalt (es ſey nun oͤffentlich
oder ſcheinheilig) præſentireſt/ ſo darff niemand
uͤber deinen vorhergeßenden greuel ſeufftzen/
klagen und denſelben ſtraffen. Niemand bilde
ihm ein/ daß ers nicht beduͤrffe ſich zu pruͤfen/
oder zu reformiren; denn eben damit ſtuͤrtzet
er ſich in die verdammliche hoffart und ſicher-
heit/ in meinung/ er ſtehe ſo wohl in ſeinem
vermeintem Chriſtenthum oder ſtande/ daß er
auch keines reformirns und erinnerns beduͤrf-
fe; das war des Juͤdiſchen volcks irrthum bey
dem aͤuſſerem Gottesdienſt und der Heiligen
Schrifft/ dabey ſie doch zu grunde giengen/
welchen irrthum der teuffel wieder erwecket/
alſo/ daß wir auch dabey ferners gaͤntzlich an
leib und ſeel zu grunde gehen werden/ wo wir
uns nicht bald in den innern grund kehren wer-
den. O ihr menſchenkinder uͤberall/ erkennet es
fuͤr ein zeichen der barmhertzigkeit Gottes/ daß
er euch ſtraffen/ warnen und erinnern laͤſt/ von
euren werckē des fleiſches/ betrieglichen/ gewiñ-
nuͤtzigē haͤndeln/ liſt/ geitz/ betrug/ wucher/ fuͤnd-
lein/ practicken/ ſcheinrecht/ hoffart/ uͤppigkeit/
ſtoltziren/ zorn/ feindſchaft/ hader/ zancken/ mor-
den/ wuͤrgen/ rauben/ pluͤndern/ huren/ bu-
ben/ ſchaͤndieren/ freſſen/ ſauffen/ uͤber-
fluß treiben. So all daraus entſtan-
den/ daß ihr Chriſtum/ das wort des lebens/
aus euch verlaſſen/ und aͤuſſerliche Abgoͤtterey
getrieben habet/ abzuſtehen/ ehe die gnaden-
thuͤr wird verſchloſſen werden. Ein je-
der beſpiegele ſich/ wie oͤffters gedacht/ Chriſti
exempel und der Heiligen Schrifft zeugnis
nach/ ſo wird er bald gewahr werden/ zu wel-
chem reich er gehoͤre/ (denn die beyden reiche/
O menſch/ ſeynd in und nicht auſſer dir/ nem-
lich Chriſti und des teuffels/ darum iſt
nur alles an der pruͤfung/ und gar nicht an
viel ſchwatzen und wiſſen gelegen) zu verneh-
men/ was fuͤr ein reich in dir offenbar/ und fuͤr
ein Herr ſey/ der dich innerlich regieret/ und
dem du aͤuſſerlich dieneſt. Aber habe genau
acht auf des teuffels heucheley und ſcheinhei-
ligkeit/ darinn er ſich als ein licht verſtellen
kan/ uñ iſt doch eitel finſternis/ dazu alle natur-
wercke mit gehoͤren/ deñ die natur iſt finſternis/
und kan alſo auch nichts als finſternis wuͤr-
cken/ wie Johann Arndt heilſamlich in ſei-
nem Chriſtenthum cap. 7. lib. 2. andeutet/ und
auch in Gloſſa ſelbſt 1. Cor. 2. bezeuget wird.

Alſo iſt ſummenweiſe/ lieber Leſer/ diß der
ſtreit/ der gefuͤhret wird/ daß nemlich ein jeder

ſolle

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 642. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/950>, abgerufen am 07.01.2025.