Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Th. IV. Sect. III. Num. XII. Pantel Trappens lehre und schrifften.
[Spaltenumbruch] der zu bringen seyn. Warlich mensch/ CHri-
stus JEsus der Sohn des hochgelobten GOt-
tes ist noch der erste und alte CHristus/ der da
kanin dir schaffen/ daß du den willen GOttes
thun kanst/ heilig/ gerecht und GOtt gefällig
leben und wandeln. Aber mensch/ dein un-
glaube/ dein böser zweiffel/ so durch den sauer-
teig deiner falschen lehrer und betrüglichen Apo-
steln bestätiget wird/ in dem sie fürgeben/ und
du es glaubest/ es möge oder könne CHristus
dein leben so in dir nicht seyn/ und dein amt füh-
ren/ wie er für dem gethan in seinen gliedern:
Warlich das ist der rechte verdammliche un-
glaubens-riegel/ den du für deine seele gestossen/
dafür dieser König der ehren nicht eingehen kan.
Darum thue doch heuteauff die sünden-thor und
unglaubens thür/ das ist/ bekenne und erkenne
(denn GOtt erfordert nichts mehr als deine
sünde/ innerliche noth/ seelen-schlamm/ boß-
heit/ eigenheit oder eigenen verderbten willen
zu erkennen/ und ihn um errettung/ erlösung/
und reinigung anzuruffen/ so will er dich erret-
ten und du solt ihn preisen) nur deine boßheit/
heucheley/ abgötterey und Phariseischen sauer-
teig/ und laß den König der ehren eingehen/ so
wirst du in der krafft empfinden/ daß ers noch
ist/ der alles wol machen kan? Du wirst/ lieber
mensch/ für das buchstäbliche wissen und er-
käntniß ein lebendiges empfinden und darauff
geistreiches bekäntniß thun/ daß er wahrhafftig
in dir der rechte wesentliche Hohepriester/ Pro-
phet und König sey/ und seines geistes krafft
dir mittheile nach der ihm gefälligen maaß:
Darum ohn diese lebendige empfindung sich
niemand was rühmen soll von CHristo/ damit
er möge bey den menschen angesehen seyn/ und
von CHristi bekäntniß sein gewerbe haben:
Sondern CHristi wahrhafftiges bekäntniß so
aus dem geist und wahrheit gehet/ beruhet dar-
auff bloß allein/ daß in allen/ mit allen/ und durch
alle Gottes des Vaters wille geschehen/ und sei-
ne ehre allein gesuchet werden möge. Ach ihr
menschen kinder/ sollet ja lieber GOtt von her-
tzen loben/ wenn ihr vernehmet/ daß GOTT
durch CHristum auch seine wercke in euch ha-
ben/ und seinen heiligen willen in der lebendi-
gen krafft offenbaren will/ welches er auch
thun wird/ wenn ihr nur erstlich euren in-
nerlichen greuel erkennen/ und GOTT in
dem vernunfft-licht nicht wiederstreben wer-
det. Jhr spötter und lästerer/ als von wel-
chen schon die Apostel gezeuget haben/ daß ihr
euch also dem reich Christi wiedersetzen werdet/
euch bitte ich noch einmal zum beschluß dieses
puncts/ daß ihr doch erstlich diß/ daß das innerli-
che amt JEsu CHristi und die mittheilung sei-
nes geistes auffgehaben/ und nun nicht mehr al-
so mit CHristi leibe beschaffen sey/ als es son-
sten gewesen/ (daraus denn folgen würde/ daß
Christus einen andern leib oder gemeine erweh-
let/ in der er nicht selber das haupt/ sondern nur
die H. Schrifft solle und müsse eine regiererin
seyn) mit der H. Schrifft klärlich beweisen/
und hernacher zu läftern fortfahren wollet. Daß
es in euch so nicht beschaffen/ das beklaget und
bereuet schmertzlich/ aber schliesset aus euerer
selbst eigenen ausrottung nicht/ daß deßwegen
CHristus mit seinem amt aus allen menschen
ausgerottet sey. Denn sein verborgener same
ist ihm bekannt/ ihr wollet denselben nicht
[Spaltenumbruch] knospen gewinnen/ ausschlagen/ und früchte
tragen lassen/ welches ein schreckliches urtheil
verursachen wird/ denn ihr werdet mit eueren
vernunfft-köpffen so an den eckstein stossen/
daß ihr zerschellen werdet. Niemand verlasse
sich auff menschen-hülffe schutz und beystand/
denn es wird am tage des HErrn mit aller
menschlicher hülff ausseyn. O fallet doch nicht
aus einer lästerung in die andere und schreyet:
Ja sehet und höret/ sie heben auch den stand der
Obrigkeit auff/ denn es ist mit wahrheit nicht
zu beweisen/ auch keinem in sinn kommen.
Denn man gestehet/ daß Obrigkeit eine ord-
nung GOttes sey/ und bleibe/ aber ein bild
GOttes/ dadurch GOtt sein volck regieret und
weidet/ seyn müsse/ wenn es eine Christliche
Obrigkeit heist/ so in allen worten und wercken
den namen von GOttes gnaden beweist; denn
wer von GOttes gnade ist/ was er ist/ der muß
sich durch GOttes gnade schlechter dinge regie-
ren/ leiten und führen lassen/ und muß der gnade
GOttes alles zu GOttes ehren und der unter-
thanen/ so sich durch die heilsame gnade GOt-
tes wollen züchtigen und regieren lassen/ (denn
gegen den boßhafftigen träget sie das schwerdt
nicht umsonst/ sondern muß es als eine dienerin
GOttes seiner gerechtigkeit nach/ aber in kei-
nem wege nach eigenem wille/ schneiden lassen)
bestes bloß allein anwenden/ in keinem aber ein
zorn oder ungnädiges bild erweisen/ denn die-
se können nimmermehr zusammen seyn/ liebe/
zorn/ geist/ fleisch etc. Aber ihr lieben Herren/
sehet zu/ wie ihrs zu verantworten habet/ daß
ihr eine solche trennung gemacht/ und von dem
stande der Obrigkeit das Priesterliche amt se-
parir
et/ abgeschieden/ und|aus einem stande
zwey gemacht/ und also eine vermeinte geistli-
che und weltliche Babel erbauet habet. Jst das
CHristi reichs-form gemäß/ daß sie hier Christ-
lich und dort weltlich heissen kan und muß?
Sein reich ist ja nicht weltlich/ noch von der
welt: Warum nennet ihr denn Christi ordnung
nach seinem abgesagten feinde? Warum muß
es nicht nach CHristi reichs-form allenthal-
ben Priester-Königlich und König-Priesterlich
zugehen? Weil der geist GOttes so wol in der
Obrigkeit/ wenn sie sich nach CHristi namen
nennet/ als den genannten priestern würcken soll/
und alles in allen ständen seyn muß/ damit die
glieder seines heiligen leibes die gaben zu GOt-
tes des himmlischen vaters ehren/ und des näch-
sten besten in einmüthigkeit der wahren unge-
färbten brüderlichen liebe/ ohn eigen nutz und na-
türlichem gutdüncken möchten zusammen tra-
gen/ damit also in dem leibe CHristi nach der
H. Schrifft zeugniß eine liebreiche/ und keine ei-
gene ehr-fleisch-und nutz-süchtige regierung seyn
möge. Derowegen eine jede Obrigkeit auch
selber prüffen und den inwendigen grund erfor-
schen soll und muß/ ob sie nemlich eine rechte
reichs-ähnlichkeit JEsu CHristi als ihres ober-
haups innerlich und äusserlich habe? Ob sie in al-
len und mit allen/ nach CHristi als des Ober-
haupts befehl/ GOttes ehr allein suche? Ob sie
lust habe nach dem inwendigen menschen an
dem gesetze des HErrn/ davon zu reden tag und
nacht/ und alles ihr thun in Christ-gebührli-
cher schuldigkeit nach CHristi exempel anstelle/
damit seine liebes-strahlen allenthalben erquick-
ilchen leuchten möchten? Ob sie alle rathschläge

aus

Th. IV. Sect. III. Num. XII. Pantel Trappens lehre und ſchrifften.
[Spaltenumbruch] der zu bringen ſeyn. Warlich menſch/ CHri-
ſtus JEſus der Sohn des hochgelobten GOt-
tes iſt noch der erſte und alte CHriſtus/ der da
kanin dir ſchaffen/ daß du den willen GOttes
thun kanſt/ heilig/ gerecht und GOtt gefaͤllig
leben und wandeln. Aber menſch/ dein un-
glaube/ dein boͤſer zweiffel/ ſo durch den ſauer-
teig deiner falſchen lehrer und betruͤglichen Apo-
ſteln beſtaͤtiget wird/ in dem ſie fuͤrgeben/ und
du es glaubeſt/ es moͤge oder koͤnne CHriſtus
dein leben ſo in dir nicht ſeyn/ und dein amt fuͤh-
ren/ wie er fuͤr dem gethan in ſeinen gliedern:
Warlich das iſt der rechte verdammliche un-
glaubens-riegel/ den du fuͤr deine ſeele geſtoſſen/
dafuͤr dieſer Koͤnig der ehren nicht eingehen kan.
Darum thue doch heuteauff die ſuͤnden-thor uñ
unglaubens thuͤr/ das iſt/ bekenne und erkenne
(denn GOtt erfordert nichts mehr als deine
ſuͤnde/ innerliche noth/ ſeelen-ſchlamm/ boß-
heit/ eigenheit oder eigenen verderbten willen
zu erkennen/ und ihn um errettung/ erloͤſung/
und reinigung anzuruffen/ ſo will er dich erret-
ten und du ſolt ihn preiſen) nur deine boßheit/
heucheley/ abgoͤtterey und Phariſeiſchen ſauer-
teig/ und laß den Koͤnig der ehren eingehen/ ſo
wirſt du in der krafft empfinden/ daß ers noch
iſt/ der alles wol machen kan? Du wirſt/ lieber
menſch/ fuͤr das buchſtaͤbliche wiſſen und er-
kaͤntniß ein lebendiges empfinden und darauff
geiſtreiches bekaͤntniß thun/ daß er wahrhafftig
in dir der rechte weſentliche Hoheprieſter/ Pro-
phet und Koͤnig ſey/ und ſeines geiſtes krafft
dir mittheile nach der ihm gefaͤlligen maaß:
Darum ohn dieſe lebendige empfindung ſich
niemand was ruͤhmen ſoll von CHriſto/ damit
er moͤge bey den menſchen angeſehen ſeyn/ und
von CHriſti bekaͤntniß ſein gewerbe haben:
Sondern CHriſti wahrhafftiges bekaͤntniß ſo
aus dem geiſt und wahrheit gehet/ beruhet dar-
auff bloß allein/ daß in allen/ mit allen/ uñ durch
alle Gottes des Vaters wille geſchehen/ und ſei-
ne ehre allein geſuchet werden moͤge. Ach ihr
menſchen kinder/ ſollet ja lieber GOtt von her-
tzen loben/ wenn ihr vernehmet/ daß GOTT
durch CHriſtum auch ſeine wercke in euch ha-
ben/ und ſeinen heiligen willen in der lebendi-
gen krafft offenbaren will/ welches er auch
thun wird/ wenn ihr nur erſtlich euren in-
nerlichen greuel erkennen/ und GOTT in
dem vernunfft-licht nicht wiederſtreben wer-
det. Jhr ſpoͤtter und laͤſterer/ als von wel-
chen ſchon die Apoſtel gezeuget haben/ daß ihr
euch alſo dem reich Chriſti wiederſetzen werdet/
euch bitte ich noch einmal zum beſchluß dieſes
puncts/ daß ihr doch erſtlich diß/ daß das iñerli-
che amt JEſu CHriſti und die mittheilung ſei-
nes geiſtes auffgehaben/ uñ nun nicht mehr al-
ſo mit CHriſti leibe beſchaffen ſey/ als es ſon-
ſten geweſen/ (daraus denn folgen wuͤrde/ daß
Chriſtus einen andern leib oder gemeine erweh-
let/ in der er nicht ſelber das haupt/ ſondern nur
die H. Schrifft ſolle und muͤſſe eine regiererin
ſeyn) mit der H. Schrifft klaͤrlich beweiſen/
und hernacher zu laͤftern fortfahren wollet. Daß
es in euch ſo nicht beſchaffen/ das beklaget und
bereuet ſchmertzlich/ aber ſchlieſſet aus euerer
ſelbſt eigenen ausrottung nicht/ daß deßwegen
CHriſtus mit ſeinem amt aus allen menſchen
ausgerottet ſey. Denn ſein verborgener ſame
iſt ihm bekannt/ ihr wollet denſelben nicht
[Spaltenumbruch] knoſpen gewinnen/ ausſchlagen/ und fruͤchte
tragen laſſen/ welches ein ſchreckliches urtheil
verurſachen wird/ denn ihr werdet mit eueren
vernunfft-koͤpffen ſo an den eckſtein ſtoſſen/
daß ihr zerſchellen werdet. Niemand verlaſſe
ſich auff menſchen-huͤlffe ſchutz und beyſtand/
denn es wird am tage des HErꝛn mit aller
menſchlicher huͤlff ausſeyn. O fallet doch nicht
aus einer laͤſterung in die andere und ſchreyet:
Ja ſehet und hoͤret/ ſie heben auch den ſtand der
Obrigkeit auff/ denn es iſt mit wahrheit nicht
zu beweiſen/ auch keinem in ſinn kommen.
Denn man geſtehet/ daß Obrigkeit eine ord-
nung GOttes ſey/ und bleibe/ aber ein bild
GOttes/ dadurch GOtt ſein volck regieret und
weidet/ ſeyn muͤſſe/ wenn es eine Chriſtliche
Obrigkeit heiſt/ ſo in allen worten und wercken
den namen von GOttes gnaden beweiſt; denn
wer von GOttes gnade iſt/ was er iſt/ der muß
ſich durch GOttes gnade ſchlechter dinge regie-
ren/ leiten und fuͤhren laſſen/ und muß der gnade
GOttes alles zu GOttes ehren und der unter-
thanen/ ſo ſich durch die heilſame gnade GOt-
tes wollen zuͤchtigen und regieren laſſen/ (denn
gegen den boßhafftigen traͤget ſie das ſchwerdt
nicht umſonſt/ ſondern muß es als eine dienerin
GOttes ſeiner gerechtigkeit nach/ aber in kei-
nem wege nach eigenem willē/ ſchneiden laſſen)
beſtes bloß allein anwenden/ in keinem aber ein
zorn oder ungnaͤdiges bild erweiſen/ denn die-
ſe koͤnnen nimmermehr zuſammen ſeyn/ liebe/
zorn/ geiſt/ fleiſch ꝛc. Aber ihr lieben Herren/
ſehet zu/ wie ihrs zu verantworten habet/ daß
ihr eine ſolche trennung gemacht/ und von dem
ſtande der Obrigkeit das Prieſterliche amt ſe-
parir
et/ abgeſchieden/ und|aus einem ſtande
zwey gemacht/ und alſo eine vermeinte geiſtli-
che und weltliche Babel erbauet habet. Jſt das
CHriſti reichs-form gemaͤß/ daß ſie hier Chriſt-
lich und dort weltlich heiſſen kan und muß?
Sein reich iſt ja nicht weltlich/ noch von der
welt: Warum nennet ihr denn Chriſti ordnung
nach ſeinem abgeſagten feinde? Warum muß
es nicht nach CHriſti reichs-form allenthal-
ben Prieſter-Koͤniglich und Koͤnig-Prieſterlich
zugehen? Weil der geiſt GOttes ſo wol in der
Obrigkeit/ wenn ſie ſich nach CHriſti namen
neñet/ als den genañten prieſtern wuͤrcken ſoll/
und alles in allen ſtaͤnden ſeyn muß/ damit die
glieder ſeines heiligen leibes die gaben zu GOt-
tes des himmliſchen vaters ehren/ und des naͤch-
ſten beſten in einmuͤthigkeit der wahren unge-
faͤꝛbten bꝛuͤdeꝛlichen liebe/ ohn eigen nutz und na-
tuͤrlichem gutduͤncken moͤchten zuſammen tra-
gen/ damit alſo in dem leibe CHriſti nach der
H. Schrifft zeugniß eine liebreiche/ und keine ei-
gene ehr-fleiſch-und nutz-ſuͤchtige regierung ſeyn
moͤge. Derowegen eine jede Obrigkeit auch
ſelber pruͤffen und den inwendigen grund erfor-
ſchen ſoll und muß/ ob ſie nemlich eine rechte
reichs-aͤhnlichkeit JEſu CHriſti als ihres ober-
haups inneꝛlich und aͤuſſeꝛlich habe? Ob ſie in al-
len und mit allen/ nach CHriſti als des Ober-
haupts befehl/ GOttes ehr allein ſuche? Ob ſie
luſt habe nach dem inwendigen menſchen an
dem geſetze des HErꝛn/ davon zu reden tag und
nacht/ und alles ihr thun in Chriſt-gebuͤhrli-
cher ſchuldigkeit nach CHriſti exempel anſtelle/
damit ſeine liebes-ſtrahlen allenthalben erquick-
ilchen leuchten moͤchten? Ob ſie alle rathſchlaͤge

aus
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0948" n="640"/><fw place="top" type="header">Th. <hi rendition="#aq">IV. Sect. III. Num. XII.</hi> Pantel Trappens lehre und &#x017F;chrifften.</fw><lb/><cb/>
der zu bringen &#x017F;eyn. Warlich men&#x017F;ch/ CHri-<lb/>
&#x017F;tus JE&#x017F;us der Sohn des hochgelobten GOt-<lb/>
tes i&#x017F;t noch der er&#x017F;te und alte CHri&#x017F;tus/ der da<lb/>
kanin dir &#x017F;chaffen/ daß du den willen GOttes<lb/>
thun kan&#x017F;t/ heilig/ gerecht und GOtt gefa&#x0364;llig<lb/>
leben und wandeln. Aber men&#x017F;ch/ dein un-<lb/>
glaube/ dein bo&#x0364;&#x017F;er zweiffel/ &#x017F;o durch den &#x017F;auer-<lb/>
teig deiner fal&#x017F;chen lehrer und betru&#x0364;glichen Apo-<lb/>
&#x017F;teln be&#x017F;ta&#x0364;tiget wird/ in dem &#x017F;ie fu&#x0364;rgeben/ und<lb/>
du es glaube&#x017F;t/ es mo&#x0364;ge oder ko&#x0364;nne CHri&#x017F;tus<lb/>
dein leben &#x017F;o in dir nicht &#x017F;eyn/ und dein amt fu&#x0364;h-<lb/>
ren/ wie er fu&#x0364;r dem gethan in &#x017F;einen gliedern:<lb/>
Warlich das i&#x017F;t der rechte verdammliche un-<lb/>
glaubens-riegel/ den du fu&#x0364;r deine &#x017F;eele ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
dafu&#x0364;r die&#x017F;er Ko&#x0364;nig der ehren nicht eingehen kan.<lb/>
Darum thue doch heuteauff die &#x017F;u&#x0364;nden-thor un&#x0303;<lb/>
unglaubens thu&#x0364;r/ das i&#x017F;t/ bekenne und erkenne<lb/>
(denn GOtt erfordert nichts mehr als deine<lb/>
&#x017F;u&#x0364;nde/ innerliche noth/ &#x017F;eelen-&#x017F;chlamm/ boß-<lb/>
heit/ eigenheit oder eigenen verderbten willen<lb/>
zu erkennen/ und ihn um errettung/ erlo&#x0364;&#x017F;ung/<lb/>
und reinigung anzuruffen/ &#x017F;o will er dich erret-<lb/>
ten und du &#x017F;olt ihn prei&#x017F;en) nur deine boßheit/<lb/>
heucheley/ abgo&#x0364;tterey und Phari&#x017F;ei&#x017F;chen &#x017F;auer-<lb/>
teig/ und laß den Ko&#x0364;nig der ehren eingehen/ &#x017F;o<lb/>
wir&#x017F;t du in der krafft empfinden/ daß ers noch<lb/>
i&#x017F;t/ der alles wol machen kan? Du wir&#x017F;t/ lieber<lb/>
men&#x017F;ch/ fu&#x0364;r das buch&#x017F;ta&#x0364;bliche wi&#x017F;&#x017F;en und er-<lb/>
ka&#x0364;ntniß ein lebendiges empfinden und darauff<lb/>
gei&#x017F;treiches beka&#x0364;ntniß thun/ daß er wahrhafftig<lb/>
in dir der rechte we&#x017F;entliche Hoheprie&#x017F;ter/ Pro-<lb/>
phet und Ko&#x0364;nig &#x017F;ey/ und &#x017F;eines gei&#x017F;tes krafft<lb/>
dir mittheile nach der ihm gefa&#x0364;lligen maaß:<lb/>
Darum ohn die&#x017F;e lebendige empfindung &#x017F;ich<lb/>
niemand was ru&#x0364;hmen &#x017F;oll von CHri&#x017F;to/ damit<lb/>
er mo&#x0364;ge bey den men&#x017F;chen ange&#x017F;ehen &#x017F;eyn/ und<lb/>
von CHri&#x017F;ti beka&#x0364;ntniß &#x017F;ein gewerbe haben:<lb/>
Sondern CHri&#x017F;ti wahrhafftiges beka&#x0364;ntniß &#x017F;o<lb/>
aus dem gei&#x017F;t und wahrheit gehet/ beruhet dar-<lb/>
auff bloß allein/ daß in allen/ mit allen/ un&#x0303; durch<lb/>
alle Gottes des Vaters wille ge&#x017F;chehen/ und &#x017F;ei-<lb/>
ne ehre allein ge&#x017F;uchet werden mo&#x0364;ge. Ach ihr<lb/>
men&#x017F;chen kinder/ &#x017F;ollet ja lieber GOtt von her-<lb/>
tzen loben/ wenn ihr vernehmet/ daß GOTT<lb/>
durch CHri&#x017F;tum auch &#x017F;eine wercke in euch ha-<lb/>
ben/ und &#x017F;einen heiligen willen in der lebendi-<lb/>
gen krafft offenbaren will/ welches er auch<lb/>
thun wird/ wenn ihr nur er&#x017F;tlich euren in-<lb/>
nerlichen greuel erkennen/ und <hi rendition="#g">GOTT</hi> in<lb/>
dem vernunfft-licht nicht wieder&#x017F;treben wer-<lb/>
det. Jhr &#x017F;po&#x0364;tter und la&#x0364;&#x017F;terer/ als von wel-<lb/>
chen &#x017F;chon die Apo&#x017F;tel gezeuget haben/ daß ihr<lb/>
euch al&#x017F;o dem reich Chri&#x017F;ti wieder&#x017F;etzen werdet/<lb/>
euch bitte ich noch einmal zum be&#x017F;chluß die&#x017F;es<lb/>
puncts/ daß ihr doch er&#x017F;tlich diß/ daß das in&#x0303;erli-<lb/>
che amt JE&#x017F;u CHri&#x017F;ti und die mittheilung &#x017F;ei-<lb/>
nes gei&#x017F;tes auffgehaben/ un&#x0303; nun nicht mehr al-<lb/>
&#x017F;o mit CHri&#x017F;ti leibe be&#x017F;chaffen &#x017F;ey/ als es &#x017F;on-<lb/>
&#x017F;ten gewe&#x017F;en/ (daraus denn folgen wu&#x0364;rde/ daß<lb/>
Chri&#x017F;tus einen andern leib oder gemeine erweh-<lb/>
let/ in der er nicht &#x017F;elber das haupt/ &#x017F;ondern nur<lb/>
die H. Schrifft &#x017F;olle und mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e eine regiererin<lb/>
&#x017F;eyn) mit der H. Schrifft kla&#x0364;rlich bewei&#x017F;en/<lb/>
und hernacher zu la&#x0364;ftern fortfahren wollet. Daß<lb/>
es in euch &#x017F;o nicht be&#x017F;chaffen/ das beklaget und<lb/>
bereuet &#x017F;chmertzlich/ aber &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;et aus euerer<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t eigenen ausrottung nicht/ daß deßwegen<lb/>
CHri&#x017F;tus mit &#x017F;einem amt aus allen men&#x017F;chen<lb/>
ausgerottet &#x017F;ey. Denn &#x017F;ein verborgener &#x017F;ame<lb/>
i&#x017F;t ihm bekannt/ ihr wollet den&#x017F;elben nicht<lb/><cb/>
kno&#x017F;pen gewinnen/ aus&#x017F;chlagen/ und fru&#x0364;chte<lb/>
tragen la&#x017F;&#x017F;en/ welches ein &#x017F;chreckliches urtheil<lb/>
verur&#x017F;achen wird/ denn ihr werdet mit eueren<lb/>
vernunfft-ko&#x0364;pffen &#x017F;o an den eck&#x017F;tein &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
daß ihr zer&#x017F;chellen werdet. Niemand verla&#x017F;&#x017F;e<lb/>
&#x017F;ich auff men&#x017F;chen-hu&#x0364;lffe &#x017F;chutz und bey&#x017F;tand/<lb/>
denn es wird am tage des HEr&#xA75B;n mit aller<lb/>
men&#x017F;chlicher hu&#x0364;lff aus&#x017F;eyn. O fallet doch nicht<lb/>
aus einer la&#x0364;&#x017F;terung in die andere und &#x017F;chreyet:<lb/>
Ja &#x017F;ehet und ho&#x0364;ret/ &#x017F;ie heben auch den &#x017F;tand der<lb/>
Obrigkeit auff/ denn es i&#x017F;t mit wahrheit nicht<lb/>
zu bewei&#x017F;en/ auch keinem in &#x017F;inn kommen.<lb/>
Denn man ge&#x017F;tehet/ daß Obrigkeit eine ord-<lb/>
nung GOttes &#x017F;ey/ und bleibe/ aber ein bild<lb/>
GOttes/ dadurch GOtt &#x017F;ein volck regieret und<lb/>
weidet/ &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/ wenn es eine Chri&#x017F;tliche<lb/>
Obrigkeit hei&#x017F;t/ &#x017F;o in allen worten und wercken<lb/>
den namen von GOttes gnaden bewei&#x017F;t; denn<lb/>
wer von GOttes gnade i&#x017F;t/ was er i&#x017F;t/ der muß<lb/>
&#x017F;ich durch GOttes gnade &#x017F;chlechter dinge regie-<lb/>
ren/ leiten und fu&#x0364;hren la&#x017F;&#x017F;en/ und muß der gnade<lb/>
GOttes alles zu GOttes ehren und der unter-<lb/>
thanen/ &#x017F;o &#x017F;ich durch die heil&#x017F;ame gnade GOt-<lb/>
tes wollen zu&#x0364;chtigen und regieren la&#x017F;&#x017F;en/ (denn<lb/>
gegen den boßhafftigen tra&#x0364;get &#x017F;ie das &#x017F;chwerdt<lb/>
nicht um&#x017F;on&#x017F;t/ &#x017F;ondern muß es als eine dienerin<lb/>
GOttes &#x017F;einer gerechtigkeit nach/ aber in kei-<lb/>
nem wege nach eigenem will&#x0113;/ &#x017F;chneiden la&#x017F;&#x017F;en)<lb/>
be&#x017F;tes bloß allein anwenden/ in keinem aber ein<lb/>
zorn oder ungna&#x0364;diges bild erwei&#x017F;en/ denn die-<lb/>
&#x017F;e ko&#x0364;nnen nimmermehr zu&#x017F;ammen &#x017F;eyn/ liebe/<lb/>
zorn/ gei&#x017F;t/ flei&#x017F;ch &#xA75B;c. Aber ihr lieben Herren/<lb/>
&#x017F;ehet zu/ wie ihrs zu verantworten habet/ daß<lb/>
ihr eine &#x017F;olche trennung gemacht/ und von dem<lb/>
&#x017F;tande der Obrigkeit das Prie&#x017F;terliche amt <hi rendition="#aq">&#x017F;e-<lb/>
parir</hi>et/ abge&#x017F;chieden/ und|aus einem &#x017F;tande<lb/>
zwey gemacht/ und al&#x017F;o eine vermeinte gei&#x017F;tli-<lb/>
che und weltliche Babel erbauet habet. J&#x017F;t das<lb/>
CHri&#x017F;ti reichs-form gema&#x0364;ß/ daß &#x017F;ie hier Chri&#x017F;t-<lb/>
lich und dort weltlich hei&#x017F;&#x017F;en kan und muß?<lb/>
Sein reich i&#x017F;t ja nicht weltlich/ noch von der<lb/>
welt: Warum nennet ihr denn Chri&#x017F;ti ordnung<lb/>
nach &#x017F;einem abge&#x017F;agten feinde? Warum muß<lb/>
es nicht nach CHri&#x017F;ti reichs-<hi rendition="#aq">form</hi> allenthal-<lb/>
ben Prie&#x017F;ter-Ko&#x0364;niglich und Ko&#x0364;nig-Prie&#x017F;terlich<lb/>
zugehen? Weil der gei&#x017F;t GOttes &#x017F;o wol in der<lb/>
Obrigkeit/ wenn &#x017F;ie &#x017F;ich nach CHri&#x017F;ti namen<lb/>
nen&#x0303;et/ als den genan&#x0303;ten prie&#x017F;tern wu&#x0364;rcken &#x017F;oll/<lb/>
und alles in allen &#x017F;ta&#x0364;nden &#x017F;eyn muß/ damit die<lb/>
glieder &#x017F;eines heiligen leibes die gaben zu GOt-<lb/>
tes des himmli&#x017F;chen vaters ehren/ und des na&#x0364;ch-<lb/>
&#x017F;ten be&#x017F;ten in einmu&#x0364;thigkeit der wahren unge-<lb/>
fa&#x0364;&#xA75B;bten b&#xA75B;u&#x0364;de&#xA75B;lichen liebe/ ohn eigen nutz und na-<lb/>
tu&#x0364;rlichem gutdu&#x0364;ncken mo&#x0364;chten zu&#x017F;ammen tra-<lb/>
gen/ damit al&#x017F;o in dem leibe CHri&#x017F;ti nach der<lb/>
H. Schrifft zeugniß eine liebreiche/ und keine ei-<lb/>
gene ehr-flei&#x017F;ch-und nutz-&#x017F;u&#x0364;chtige regierung &#x017F;eyn<lb/>
mo&#x0364;ge. Derowegen eine jede Obrigkeit auch<lb/>
&#x017F;elber pru&#x0364;ffen und den inwendigen grund erfor-<lb/>
&#x017F;chen &#x017F;oll und muß/ ob &#x017F;ie nemlich eine rechte<lb/>
reichs-a&#x0364;hnlichkeit JE&#x017F;u CHri&#x017F;ti als ihres ober-<lb/>
haups inne&#xA75B;lich und a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;e&#xA75B;lich habe? Ob &#x017F;ie in al-<lb/>
len und mit allen/ nach CHri&#x017F;ti als des Ober-<lb/>
haupts befehl/ GOttes ehr allein &#x017F;uche? Ob &#x017F;ie<lb/>
lu&#x017F;t habe nach dem inwendigen men&#x017F;chen an<lb/>
dem ge&#x017F;etze des HEr&#xA75B;n/ davon zu reden tag und<lb/>
nacht/ und alles ihr thun in Chri&#x017F;t-gebu&#x0364;hrli-<lb/>
cher &#x017F;chuldigkeit nach CHri&#x017F;ti exempel an&#x017F;telle/<lb/>
damit &#x017F;eine liebes-&#x017F;trahlen allenthalben erquick-<lb/>
ilchen leuchten mo&#x0364;chten? Ob &#x017F;ie alle rath&#x017F;chla&#x0364;ge<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">aus</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[640/0948] Th. IV. Sect. III. Num. XII. Pantel Trappens lehre und ſchrifften. der zu bringen ſeyn. Warlich menſch/ CHri- ſtus JEſus der Sohn des hochgelobten GOt- tes iſt noch der erſte und alte CHriſtus/ der da kanin dir ſchaffen/ daß du den willen GOttes thun kanſt/ heilig/ gerecht und GOtt gefaͤllig leben und wandeln. Aber menſch/ dein un- glaube/ dein boͤſer zweiffel/ ſo durch den ſauer- teig deiner falſchen lehrer und betruͤglichen Apo- ſteln beſtaͤtiget wird/ in dem ſie fuͤrgeben/ und du es glaubeſt/ es moͤge oder koͤnne CHriſtus dein leben ſo in dir nicht ſeyn/ und dein amt fuͤh- ren/ wie er fuͤr dem gethan in ſeinen gliedern: Warlich das iſt der rechte verdammliche un- glaubens-riegel/ den du fuͤr deine ſeele geſtoſſen/ dafuͤr dieſer Koͤnig der ehren nicht eingehen kan. Darum thue doch heuteauff die ſuͤnden-thor uñ unglaubens thuͤr/ das iſt/ bekenne und erkenne (denn GOtt erfordert nichts mehr als deine ſuͤnde/ innerliche noth/ ſeelen-ſchlamm/ boß- heit/ eigenheit oder eigenen verderbten willen zu erkennen/ und ihn um errettung/ erloͤſung/ und reinigung anzuruffen/ ſo will er dich erret- ten und du ſolt ihn preiſen) nur deine boßheit/ heucheley/ abgoͤtterey und Phariſeiſchen ſauer- teig/ und laß den Koͤnig der ehren eingehen/ ſo wirſt du in der krafft empfinden/ daß ers noch iſt/ der alles wol machen kan? Du wirſt/ lieber menſch/ fuͤr das buchſtaͤbliche wiſſen und er- kaͤntniß ein lebendiges empfinden und darauff geiſtreiches bekaͤntniß thun/ daß er wahrhafftig in dir der rechte weſentliche Hoheprieſter/ Pro- phet und Koͤnig ſey/ und ſeines geiſtes krafft dir mittheile nach der ihm gefaͤlligen maaß: Darum ohn dieſe lebendige empfindung ſich niemand was ruͤhmen ſoll von CHriſto/ damit er moͤge bey den menſchen angeſehen ſeyn/ und von CHriſti bekaͤntniß ſein gewerbe haben: Sondern CHriſti wahrhafftiges bekaͤntniß ſo aus dem geiſt und wahrheit gehet/ beruhet dar- auff bloß allein/ daß in allen/ mit allen/ uñ durch alle Gottes des Vaters wille geſchehen/ und ſei- ne ehre allein geſuchet werden moͤge. Ach ihr menſchen kinder/ ſollet ja lieber GOtt von her- tzen loben/ wenn ihr vernehmet/ daß GOTT durch CHriſtum auch ſeine wercke in euch ha- ben/ und ſeinen heiligen willen in der lebendi- gen krafft offenbaren will/ welches er auch thun wird/ wenn ihr nur erſtlich euren in- nerlichen greuel erkennen/ und GOTT in dem vernunfft-licht nicht wiederſtreben wer- det. Jhr ſpoͤtter und laͤſterer/ als von wel- chen ſchon die Apoſtel gezeuget haben/ daß ihr euch alſo dem reich Chriſti wiederſetzen werdet/ euch bitte ich noch einmal zum beſchluß dieſes puncts/ daß ihr doch erſtlich diß/ daß das iñerli- che amt JEſu CHriſti und die mittheilung ſei- nes geiſtes auffgehaben/ uñ nun nicht mehr al- ſo mit CHriſti leibe beſchaffen ſey/ als es ſon- ſten geweſen/ (daraus denn folgen wuͤrde/ daß Chriſtus einen andern leib oder gemeine erweh- let/ in der er nicht ſelber das haupt/ ſondern nur die H. Schrifft ſolle und muͤſſe eine regiererin ſeyn) mit der H. Schrifft klaͤrlich beweiſen/ und hernacher zu laͤftern fortfahren wollet. Daß es in euch ſo nicht beſchaffen/ das beklaget und bereuet ſchmertzlich/ aber ſchlieſſet aus euerer ſelbſt eigenen ausrottung nicht/ daß deßwegen CHriſtus mit ſeinem amt aus allen menſchen ausgerottet ſey. Denn ſein verborgener ſame iſt ihm bekannt/ ihr wollet denſelben nicht knoſpen gewinnen/ ausſchlagen/ und fruͤchte tragen laſſen/ welches ein ſchreckliches urtheil verurſachen wird/ denn ihr werdet mit eueren vernunfft-koͤpffen ſo an den eckſtein ſtoſſen/ daß ihr zerſchellen werdet. Niemand verlaſſe ſich auff menſchen-huͤlffe ſchutz und beyſtand/ denn es wird am tage des HErꝛn mit aller menſchlicher huͤlff ausſeyn. O fallet doch nicht aus einer laͤſterung in die andere und ſchreyet: Ja ſehet und hoͤret/ ſie heben auch den ſtand der Obrigkeit auff/ denn es iſt mit wahrheit nicht zu beweiſen/ auch keinem in ſinn kommen. Denn man geſtehet/ daß Obrigkeit eine ord- nung GOttes ſey/ und bleibe/ aber ein bild GOttes/ dadurch GOtt ſein volck regieret und weidet/ ſeyn muͤſſe/ wenn es eine Chriſtliche Obrigkeit heiſt/ ſo in allen worten und wercken den namen von GOttes gnaden beweiſt; denn wer von GOttes gnade iſt/ was er iſt/ der muß ſich durch GOttes gnade ſchlechter dinge regie- ren/ leiten und fuͤhren laſſen/ und muß der gnade GOttes alles zu GOttes ehren und der unter- thanen/ ſo ſich durch die heilſame gnade GOt- tes wollen zuͤchtigen und regieren laſſen/ (denn gegen den boßhafftigen traͤget ſie das ſchwerdt nicht umſonſt/ ſondern muß es als eine dienerin GOttes ſeiner gerechtigkeit nach/ aber in kei- nem wege nach eigenem willē/ ſchneiden laſſen) beſtes bloß allein anwenden/ in keinem aber ein zorn oder ungnaͤdiges bild erweiſen/ denn die- ſe koͤnnen nimmermehr zuſammen ſeyn/ liebe/ zorn/ geiſt/ fleiſch ꝛc. Aber ihr lieben Herren/ ſehet zu/ wie ihrs zu verantworten habet/ daß ihr eine ſolche trennung gemacht/ und von dem ſtande der Obrigkeit das Prieſterliche amt ſe- pariret/ abgeſchieden/ und|aus einem ſtande zwey gemacht/ und alſo eine vermeinte geiſtli- che und weltliche Babel erbauet habet. Jſt das CHriſti reichs-form gemaͤß/ daß ſie hier Chriſt- lich und dort weltlich heiſſen kan und muß? Sein reich iſt ja nicht weltlich/ noch von der welt: Warum nennet ihr denn Chriſti ordnung nach ſeinem abgeſagten feinde? Warum muß es nicht nach CHriſti reichs-form allenthal- ben Prieſter-Koͤniglich und Koͤnig-Prieſterlich zugehen? Weil der geiſt GOttes ſo wol in der Obrigkeit/ wenn ſie ſich nach CHriſti namen neñet/ als den genañten prieſtern wuͤrcken ſoll/ und alles in allen ſtaͤnden ſeyn muß/ damit die glieder ſeines heiligen leibes die gaben zu GOt- tes des himmliſchen vaters ehren/ und des naͤch- ſten beſten in einmuͤthigkeit der wahren unge- faͤꝛbten bꝛuͤdeꝛlichen liebe/ ohn eigen nutz und na- tuͤrlichem gutduͤncken moͤchten zuſammen tra- gen/ damit alſo in dem leibe CHriſti nach der H. Schrifft zeugniß eine liebreiche/ und keine ei- gene ehr-fleiſch-und nutz-ſuͤchtige regierung ſeyn moͤge. Derowegen eine jede Obrigkeit auch ſelber pruͤffen und den inwendigen grund erfor- ſchen ſoll und muß/ ob ſie nemlich eine rechte reichs-aͤhnlichkeit JEſu CHriſti als ihres ober- haups inneꝛlich und aͤuſſeꝛlich habe? Ob ſie in al- len und mit allen/ nach CHriſti als des Ober- haupts befehl/ GOttes ehr allein ſuche? Ob ſie luſt habe nach dem inwendigen menſchen an dem geſetze des HErꝛn/ davon zu reden tag und nacht/ und alles ihr thun in Chriſt-gebuͤhrli- cher ſchuldigkeit nach CHriſti exempel anſtelle/ damit ſeine liebes-ſtrahlen allenthalben erquick- ilchen leuchten moͤchten? Ob ſie alle rathſchlaͤge aus

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/948
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 640. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/948>, abgerufen am 23.12.2024.