Th. IV. Sect. III. Num. X. D. Mich. Waltheri streit mit P. C.
[Spaltenumbruch]
darinnen ihn conterfey ad vivum depingiret sehen.
Quaestio XXVIII. D. Walth.
Ob Gratianus, Petrus Comestor, und Lom- bardus so grosse baumeistere an den geistlichen kirchen-acker gewesen/ daß vor ihnen des Herrn Lutheri gantz müsse vergessen werden?
Sententia Past.
Stehet in Prog. 42. Darauff/ saget er/ sind kommen die grossen baumeister des geistlichen ackers Gratianus, Petrus Comestor, Petrus Lombardus Anno 1140. Diese männer haben grosse und sehr verwildete äcker fürgenommen zu bauen/ und hätten auch grössers können aus- richten/ wann ihnen die welt nicht im wege ge- standen.
Responsio ejusdem.
Daß Gratianus, Petrus Comestor und Pe- trus Lombardus zu ihrer zeit der kirchen bestes/ nach ihrem verstand/ haben gesuchet/ inmassen von ihnen und ihren nachfahren respective die Biblische bücher sind in capita redigiret/ und die Concordantia Biblica gemachet ist/ solches bezeuget die that. Daß aber Herr Lutherus, als der nicht auff menschen/ sondern nur auff GOtt und sein wort gesehen/ mehr hat kön- nen ausrichten/ und ausgerichtet/ das ist billig mit danck zu erkennen.
Replica D. Walth.
1. Ergo hätte dessen sollen gedacht/ und sei- ne arbeit im geistlichen ackerbau/ die nach der Apostel zeit ihres gleichen nie gehabt/ nicht be- trieglich untergeschlagen/ vielweniger densel- ben andere praeferiret werden/ die ihr das wasser nicht reichen kan. (2.) Was sonderbare arbeit zum geistlichen ackerbau ist die libros Biblicos in capita redigiren/ und die Concordantias adorniren? Was ist doch das gegen dem uner- messlichen Reformations-werck zu rechnen? 3. Die distinctionem capitum machen etliche viel älter/ und wollen sie gar dem Eßdras beymessen/ andere schreiben sie ex Dalaeo etlichen bekehr- ten Juden zu/ circa annum Domini 1220. Die dritten tribuiren sie Hugoni Card. circa annum 1254. Videatur idea disposit. Biblic. Bald part. 3. cap. 1. v. 4. Was Petrus Comestor mit sei- ner Historia scholastica, Gratianus mit dem corpore Canonico und Lombardus mit seinen scholasticis controversiis bey wenigem nutz für grossen schaden gestifftet/ ist denen Gelehr- ten unverborgen.
Quaestio XXIX. D. Walth.
Ob ein Pastor mit gutem gewissen könne artem medicam treiben/ und männiglich in sei- ner Gemeine darmit auffwarten?
Sententia & Responsio Pastoris.
Ob ein Pastor mit gutem gewissen könne ar- tem medicam treiben/ und männiglich darmit auffwarten/ ist meine meinung/ daß die wercke der liebe allezeit sollen geübet werden/ wenn das ordentliche befohlne amt deßwegen nicht wird in unacht gesetzet/ und der betrug und der geitz darvon bleibet.
[Spaltenumbruch]
Replica D. Walth.
1. Sirachs meinung ist cap. 3. v. 22. seqq. Was GOtt dir befohlen hat/ dessen nimm dich stäts an/ denn es frommet nichts/ daß du gaffest nach dem/ das dir nicht befohlen ist. Und was deines amtes nicht ist/ da laß deinen fürwitz. Denn dir ist vor mehr befohlen/ we- der du ausrichten kanst/ einem vermessenen menschen gehet es endlich übel aus/ etc. 2. Was jemand ohne Göttlichen und menschlichen be- ruff fürnimmt/ das kan das gewissen nicht stil- len; Solcher beruff beyderseits fehlet dem Me- dicastro, der indeß in der Medicina so viel weiß/ als das maul-pferd vom lauten-schlagen. 3. Die wercke der liebe soll ein jeder ausüben/ aber nach erforderung seines amts und stan- des; dann die liebe ist eine tochter des glau- bens/ der glaube hält sich an das wort GOttes. Drum wer sich nach dem nicht beruffen befin- det zu der arte medica/ der lasse sie nur anste- hen. Sonst möchte ein Pastor auch wol cau- sas in foro agiren/ weil das je ein werck der liebe ist/ sich seines nächsten erbarmen/ und anneh- men. 4. Es lieget und stecket aber auch dar- unter etwas anders; denn gemeiniglich wollen die Weigelianer kranckheiten curiren/ damit sie auch durch dieses schleicher-mittel/ desto ehe applausum vulgi erhalten/ und für wunder- thätige Propheten angesehen werden/ wie sie sich denn der Donorum miraculosorum unge- scheueter massen rühmen/ ungeachtet ich noch keinen gesehen/ der entweder teuffel ausgetrie- ben/ oder mit neuen zungen geredet oder todten aufferwecket/ oder die krancken mit blosser handaufflegung gesund gemachet/ oder etwas tödtliches getruncken hätte/ das ihm nicht ge- schadet/ wie solche zeichen den Aposteln nachzu- folgen verheissen worden. Marc. 16. v. 17. 18. und nicht den selbst-auffgeworffenen Pro- pheten.
Quaestio XXX. D. Walth.
Ob es nicht verdächtig sey/ mit den Wei- gelianischen ertz-phantasten/ Felgenhauero, Raselio, und ihres gleichen Familiar umzuge- hen/ und sie vertheidigen.
Responsio P.
Felgenhauer/ Raselius, M. Joachim Geber- hard/ und mehr Exulanten/ haben bey mir her- berg gehabt. Und möchte wünschen/ daß allen armen ich helffen könnte. Daß aber dieselben solten bey mir sich falscher lehr vernehmen las- sen/ wird niemand mit wahrheit sagen kön- nen/ oder daß ich die in falscher lehre solte ver- theidigen.
Replica D. Waltheri.
1. Wie ein vogel gern mit seines gleichen flieget/ so halten sich die tockmäuser/ die im fin- stern verborgen liegen/ gern zu einander. Et noscitur ex sociis, qui non cognoscitur ex se. Wer pech angreiffet/ der besudelt sich damit/ sa- get Sirach cap. 13. Daher ist die suspicio nicht ungültig/ zumalen weil der consensus in erroribus nunmehr kundt wird. Rasel soll von ihme ein gantzes jahr hindurch beherberget/ und ihme verstattet worden seyn/ öffentlich zu N. zu predigen/ sicutmihi narravit vir fide di-
gnus.
A. K. H. Vierter Theil. J i i i 2
Th. IV. Sect. III. Num. X. D. Mich. Waltheri ſtreit mit P. C.
[Spaltenumbruch]
darinnen ihn conterfey ad vivum depingiret ſehen.
Quæſtio XXVIII. D. Walth.
Ob Gratianus, Petrus Comeſtor, und Lom- bardus ſo groſſe baumeiſtere an den geiſtlichen kirchen-acker geweſen/ daß vor ihnen des Herꝛn Lutheri gantz muͤſſe vergeſſen werden?
Sententia Paſt.
Stehet in Prog. 42. Darauff/ ſaget er/ ſind kommen die groſſen baumeiſter des geiſtlichen ackers Gratianus, Petrus Comeſtor, Petrus Lombardus Anno 1140. Dieſe maͤnner haben groſſe und ſehr verwildete aͤcker fuͤrgenommen zu bauen/ und haͤtten auch groͤſſers koͤnnen aus- richten/ wann ihnen die welt nicht im wege ge- ſtanden.
Reſponſio ejusdem.
Daß Gratianus, Petrus Comeſtor und Pe- trus Lombardus zu ihrer zeit der kirchen beſtes/ nach ihrem verſtand/ haben geſuchet/ inmaſſen von ihnen und ihren nachfahren reſpectivè die Bibliſche buͤcher ſind in capita redigiret/ und die Concordantia Biblica gemachet iſt/ ſolches bezeuget die that. Daß aber Herꝛ Lutherus, als der nicht auff menſchen/ ſondern nur auff GOtt und ſein wort geſehen/ mehr hat koͤn- nen ausrichten/ und ausgerichtet/ das iſt billig mit danck zu erkennen.
Replica D. Walth.
1. Ergo haͤtte deſſen ſollen gedacht/ und ſei- ne arbeit im geiſtlichen ackerbau/ die nach der Apoſtel zeit ihres gleichen nie gehabt/ nicht be- trieglich untergeſchlagen/ vielweniger denſel- ben andere præferiret werden/ die ihr das waſſer nicht reichen kan. (2.) Was ſonderbare arbeit zum geiſtlichen ackerbau iſt die libros Biblicos in capita redigiren/ und die Concordantias adorniren? Was iſt doch das gegen dem uner- meſſlichen Reformations-werck zu rechnen? 3. Die diſtinctionem capitum machen etliche viel aͤlteꝛ/ und wollen ſie gaꝛ dem Eßdras beymeſſen/ andere ſchreiben ſie ex Dalæo etlichen bekehr- ten Juden zu/ circa annum Domini 1220. Die dritten tribuiren ſie Hugoni Card. circa annum 1254. Videatur idea diſpoſit. Biblic. Bald part. 3. cap. 1. v. 4. Was Petrus Comeſtor mit ſei- ner Hiſtoria ſcholaſtica, Gratianus mit dem corpore Canonico und Lombardus mit ſeinen ſcholaſticis controverſiis bey wenigem nutz fuͤr groſſen ſchaden geſtifftet/ iſt denen Gelehr- ten unverborgen.
Quæſtio XXIX. D. Walth.
Ob ein Paſtor mit gutem gewiſſen koͤnne artem medicam treiben/ und maͤnniglich in ſei- ner Gemeine darmit auffwarten?
Sententia & Reſponſio Paſtoris.
Ob ein Paſtor mit gutem gewiſſen koͤnne ar- tem medicam treiben/ und maͤnniglich darmit auffwarten/ iſt meine meinung/ daß die wercke der liebe allezeit ſollen geuͤbet werden/ wenn das ordentliche befohlne amt deßwegen nicht wird in unacht geſetzet/ und der betrug und der geitz darvon bleibet.
[Spaltenumbruch]
Replica D. Walth.
1. Sirachs meinung iſt cap. 3. v. 22. ſeqq. Was GOtt dir befohlen hat/ deſſen nimm dich ſtaͤts an/ denn es frommet nichts/ daß du gaffeſt nach dem/ das dir nicht befohlen iſt. Und was deines amtes nicht iſt/ da laß deinen fuͤrwitz. Denn dir iſt vor mehr befohlen/ we- der du ausrichten kanſt/ einem vermeſſenen menſchen gehet es endlich uͤbel aus/ ꝛc. 2. Was jemand ohne Goͤttlichen und menſchlichen be- ruff fuͤrnimmt/ das kan das gewiſſen nicht ſtil- len; Solcher beruff beyderſeits fehlet dem Me- dicaſtro, der indeß in der Medicina ſo viel weiß/ als das maul-pferd vom lauten-ſchlagen. 3. Die wercke der liebe ſoll ein jeder ausuͤben/ aber nach erforderung ſeines amts und ſtan- des; dann die liebe iſt eine tochter des glau- bens/ der glaube haͤlt ſich an das wort GOttes. Drum wer ſich nach dem nicht beruffen befin- det zu der arte medica/ der laſſe ſie nur anſte- hen. Sonſt moͤchte ein Paſtor auch wol cau- ſas in foro agiren/ weil das je ein werck der liebe iſt/ ſich ſeines naͤchſten erbarmen/ und anneh- men. 4. Es lieget und ſtecket aber auch dar- unter etwas anders; denn gemeiniglich wollen die Weigelianer kranckheiten curiren/ damit ſie auch durch dieſes ſchleicher-mittel/ deſto ehe applauſum vulgi erhalten/ und fuͤr wunder- thaͤtige Propheten angeſehen werden/ wie ſie ſich denn der Donorum miraculoſorum unge- ſcheueter maſſen ruͤhmen/ ungeachtet ich noch keinen geſehen/ der entweder teuffel ausgetrie- ben/ oder mit neuen zungen geredet oder todten aufferwecket/ oder die krancken mit bloſſer handaufflegung geſund gemachet/ oder etwas toͤdtliches getruncken haͤtte/ das ihm nicht ge- ſchadet/ wie ſolche zeichen den Apoſteln nachzu- folgen verheiſſen worden. Marc. 16. v. 17. 18. und nicht den ſelbſt-auffgeworffenen Pro- pheten.
Quæſtio XXX. D. Walth.
Ob es nicht verdaͤchtig ſey/ mit den Wei- gelianiſchen ertz-phantaſten/ Felgenhauero, Raſelio, und ihres gleichen Familiar umzuge- hen/ und ſie vertheidigen.
Reſponſio P.
Felgenhauer/ Raſelius, M. Joachim Geber- hard/ und mehr Exulanten/ haben bey mir her- berg gehabt. Und moͤchte wuͤnſchen/ daß allen armen ich helffen koͤnnte. Daß aber dieſelben ſolten bey mir ſich falſcher lehr vernehmen laſ- ſen/ wird niemand mit wahrheit ſagen koͤn- nen/ oder daß ich die in falſcher lehre ſolte ver- theidigen.
Replica D. Waltheri.
1. Wie ein vogel gern mit ſeines gleichen flieget/ ſo halten ſich die tockmaͤuſer/ die im fin- ſtern verborgen liegen/ gern zu einander. Et noſcitur ex ſociis, qui non cognoſcitur ex ſe. Wer pech angreiffet/ der beſudelt ſich damit/ ſa- get Sirach cap. 13. Daher iſt die ſuſpicio nicht unguͤltig/ zumalen weil der conſenſus in erroribus nunmehr kundt wird. Raſel ſoll von ihme ein gantzes jahr hindurch beherberget/ und ihme verſtattet worden ſeyn/ oͤffentlich zu N. zu predigen/ ſicutmihi narravit vir fide di-
gnus.
A. K. H. Vierter Theil. J i i i 2
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[619/0927]
Th. IV. Sect. III. Num. X. D. Mich. Waltheri ſtreit mit P. C.
darinnen ihn conterfey ad vivum depingiret
ſehen.
Quæſtio XXVIII. D. Walth.
Ob Gratianus, Petrus Comeſtor, und Lom-
bardus ſo groſſe baumeiſtere an den geiſtlichen
kirchen-acker geweſen/ daß vor ihnen des
Herꝛn Lutheri gantz muͤſſe vergeſſen werden?
Sententia Paſt.
Stehet in Prog. 42. Darauff/ ſaget er/ ſind
kommen die groſſen baumeiſter des geiſtlichen
ackers Gratianus, Petrus Comeſtor, Petrus
Lombardus Anno 1140. Dieſe maͤnner haben
groſſe und ſehr verwildete aͤcker fuͤrgenommen
zu bauen/ und haͤtten auch groͤſſers koͤnnen aus-
richten/ wann ihnen die welt nicht im wege ge-
ſtanden.
Reſponſio ejusdem.
Daß Gratianus, Petrus Comeſtor und Pe-
trus Lombardus zu ihrer zeit der kirchen beſtes/
nach ihrem verſtand/ haben geſuchet/ inmaſſen
von ihnen und ihren nachfahren reſpectivè die
Bibliſche buͤcher ſind in capita redigiret/ und
die Concordantia Biblica gemachet iſt/ ſolches
bezeuget die that. Daß aber Herꝛ Lutherus,
als der nicht auff menſchen/ ſondern nur auff
GOtt und ſein wort geſehen/ mehr hat koͤn-
nen ausrichten/ und ausgerichtet/ das iſt billig
mit danck zu erkennen.
Replica D. Walth.
1. Ergo haͤtte deſſen ſollen gedacht/ und ſei-
ne arbeit im geiſtlichen ackerbau/ die nach der
Apoſtel zeit ihres gleichen nie gehabt/ nicht be-
trieglich untergeſchlagen/ vielweniger denſel-
ben andere præferiret werden/ die ihr das waſſer
nicht reichen kan. (2.) Was ſonderbare arbeit
zum geiſtlichen ackerbau iſt die libros Biblicos
in capita redigiren/ und die Concordantias
adorniren? Was iſt doch das gegen dem uner-
meſſlichen Reformations-werck zu rechnen? 3.
Die diſtinctionem capitum machen etliche viel
aͤlteꝛ/ und wollen ſie gaꝛ dem Eßdras beymeſſen/
andere ſchreiben ſie ex Dalæo etlichen bekehr-
ten Juden zu/ circa annum Domini 1220. Die
dritten tribuiren ſie Hugoni Card. circa annum
1254. Videatur idea diſpoſit. Biblic. Bald part.
3. cap. 1. v. 4. Was Petrus Comeſtor mit ſei-
ner Hiſtoria ſcholaſtica, Gratianus mit dem
corpore Canonico und Lombardus mit ſeinen
ſcholaſticis controverſiis bey wenigem nutz
fuͤr groſſen ſchaden geſtifftet/ iſt denen Gelehr-
ten unverborgen.
Quæſtio XXIX. D. Walth.
Ob ein Paſtor mit gutem gewiſſen koͤnne
artem medicam treiben/ und maͤnniglich in ſei-
ner Gemeine darmit auffwarten?
Sententia & Reſponſio Paſtoris.
Ob ein Paſtor mit gutem gewiſſen koͤnne ar-
tem medicam treiben/ und maͤnniglich darmit
auffwarten/ iſt meine meinung/ daß die wercke
der liebe allezeit ſollen geuͤbet werden/ wenn das
ordentliche befohlne amt deßwegen nicht wird
in unacht geſetzet/ und der betrug und der geitz
darvon bleibet.
Replica D. Walth.
1. Sirachs meinung iſt cap. 3. v. 22. ſeqq.
Was GOtt dir befohlen hat/ deſſen nimm
dich ſtaͤts an/ denn es frommet nichts/ daß du
gaffeſt nach dem/ das dir nicht befohlen iſt.
Und was deines amtes nicht iſt/ da laß deinen
fuͤrwitz. Denn dir iſt vor mehr befohlen/ we-
der du ausrichten kanſt/ einem vermeſſenen
menſchen gehet es endlich uͤbel aus/ ꝛc. 2. Was
jemand ohne Goͤttlichen und menſchlichen be-
ruff fuͤrnimmt/ das kan das gewiſſen nicht ſtil-
len; Solcher beruff beyderſeits fehlet dem Me-
dicaſtro, der indeß in der Medicina ſo viel weiß/
als das maul-pferd vom lauten-ſchlagen. 3.
Die wercke der liebe ſoll ein jeder ausuͤben/
aber nach erforderung ſeines amts und ſtan-
des; dann die liebe iſt eine tochter des glau-
bens/ der glaube haͤlt ſich an das wort GOttes.
Drum wer ſich nach dem nicht beruffen befin-
det zu der arte medica/ der laſſe ſie nur anſte-
hen. Sonſt moͤchte ein Paſtor auch wol cau-
ſas in foro agiren/ weil das je ein werck der liebe
iſt/ ſich ſeines naͤchſten erbarmen/ und anneh-
men. 4. Es lieget und ſtecket aber auch dar-
unter etwas anders; denn gemeiniglich wollen
die Weigelianer kranckheiten curiren/ damit ſie
auch durch dieſes ſchleicher-mittel/ deſto ehe
applauſum vulgi erhalten/ und fuͤr wunder-
thaͤtige Propheten angeſehen werden/ wie ſie
ſich denn der Donorum miraculoſorum unge-
ſcheueter maſſen ruͤhmen/ ungeachtet ich noch
keinen geſehen/ der entweder teuffel ausgetrie-
ben/ oder mit neuen zungen geredet oder todten
aufferwecket/ oder die krancken mit bloſſer
handaufflegung geſund gemachet/ oder etwas
toͤdtliches getruncken haͤtte/ das ihm nicht ge-
ſchadet/ wie ſolche zeichen den Apoſteln nachzu-
folgen verheiſſen worden. Marc. 16. v. 17.
18. und nicht den ſelbſt-auffgeworffenen Pro-
pheten.
Quæſtio XXX. D. Walth.
Ob es nicht verdaͤchtig ſey/ mit den Wei-
gelianiſchen ertz-phantaſten/ Felgenhauero,
Raſelio, und ihres gleichen Familiar umzuge-
hen/ und ſie vertheidigen.
Reſponſio P.
Felgenhauer/ Raſelius, M. Joachim Geber-
hard/ und mehr Exulanten/ haben bey mir her-
berg gehabt. Und moͤchte wuͤnſchen/ daß allen
armen ich helffen koͤnnte. Daß aber dieſelben
ſolten bey mir ſich falſcher lehr vernehmen laſ-
ſen/ wird niemand mit wahrheit ſagen koͤn-
nen/ oder daß ich die in falſcher lehre ſolte ver-
theidigen.
Replica D. Waltheri.
1. Wie ein vogel gern mit ſeines gleichen
flieget/ ſo halten ſich die tockmaͤuſer/ die im fin-
ſtern verborgen liegen/ gern zu einander. Et
noſcitur ex ſociis, qui non cognoſcitur ex ſe.
Wer pech angreiffet/ der beſudelt ſich damit/ ſa-
get Sirach cap. 13. Daher iſt die ſuſpicio
nicht unguͤltig/ zumalen weil der conſenſus in
erroribus nunmehr kundt wird. Raſel ſoll
von ihme ein gantzes jahr hindurch beherberget/
und ihme verſtattet worden ſeyn/ oͤffentlich zu
N. zu predigen/ ſicutmihi narravit vir fide di-
gnus.
A. K. H. Vierter Theil. J i i i 2
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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 619. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/927>, abgerufen am 20.11.2024.
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