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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. X. Doct. Mich. Waltheri Streit mit P. C.
[Spaltenumbruch]
Sententia. P.

Hiob a. III. 6. wir sind jetzund in sehr ge-
fährliche zeiten gerathen/ daß bey unser vielen
nur nicht weniger/ als zu des Königs Josiä zeit
das gesetz buch ist verloren/ 2. Reg. 22. 2. Chron.
34. Da war es verlohren/ und war doch im tem-
pel. Die bucher zwar haben wir/ aber nach den
büchern wird wenig gelebet. Das macht/ daß
wir sie zu viel verlieren/ und unter der banck las-
sen liegen. Dann so lang wir würcklich nicht
nach ihnen leben/ so lange achte ichsie verloren
zu seyn. Warlich ist bey männiglich das gesetz-
buch verloren.

Responsio ejusdem.

Daß das gesetzbuch sey verloren/ nenne ich/
daß man die sünde nicht erkennet/ dann wann
GOttes gesetz uns wäre für augen/ so würden
die sünden mehr und besser erkannt und vermei-
det.

Replica D. Walth.

Daß die meisten menschen-kinder durch boß-
heit und beliebung ihrer sünde/ nicht allein die
heil. bibel/ sondern auch Christum selber geistlich
verlieren/ ist leider am hellen tage. 2. Das aber
das gesetzbuch bey männiglich so verloren sey/
und männiglich die sünde nicht erkenne und
meide/ so gut man kan in dieser eussersten
schwachheit/ ist falsch/ sonsten wären keine
Außerwehlten/ und keine rechte Kirche mehr
auff erden; und wo wolten 3. die vermeinten
GOttes-gelehrten bleiben? Solten die das ge-
setzbuch verloren haben/ und die sünde nicht er-
kennen? Zwar beydes wird von ihnen mit
warheit gesaget/ sie aber werden keines dessen
geständig seyn.

Quaestio XV. D. Walth.

Ob man bey uns Lutheranern an allen orten
lügen predige/ und zu der lieben warheit GOt-
tes keine zuneigung trage.

Sententia P.

Progn. in praefat.) o (11. 6. O weh/ weh/
weh den armen leuten/ grossen und kleinen/ da
der warheit GOttes wiederfochten wird/ und
an statt der warheit/ lügen geprediget werden
da man an statt der gerechtigkeit zur unzeit pre-
diget die barmhertzigkeit GOttes. O! o! o wie
viel/ viel/ viel geschicht das nun noch in der
welt zu unsern zeiten/ und lässet GOTT denn
der lügen platz an allen orten/ da man zu der
lieben warheit GOttes keine zuneigung träget?
darum an allen orten/ auch mitten in der könige
höffe/ da man die warheit nicht liebet/ da müs-
sen sie sich mit lügen behelffen zur verführung
und verdamnüß.

Responsio ejusdem.

Daß an allen orten unter uns Lutheranern
man nur lügen predige/ achte ich GOttesläste-
rig zu seyn. Daß aber unter uns viel sind die
zu der warheit GOttes wenig neigung tra-
gen/ und ohne ernstliche busse ihren zuhörern
die seligkeit zusagen/ ist auch für GOTT
und menschen bekandt; daß auch noch GOTT
die seinigen habe/ ist ausser allem zweiffel.

Replica D. Walth.

1. Die unbedungene vorige erste rede kan man
nicht anders deuten/ als wann die lügen platz
hätte an allen orten. 2. Weil das nun deut-
lich erleutert worden/ so nimmet man es ger-
ne an. Und wird der/ so zu der warheit
[Spaltenumbruch] GOttes wenig neigung träget/ und ohne ernst-
liche busse den zuhörern die seligkeit zusaget/
er sey gleich in der Könige häuser/ oder auff
Universitaeten/ oder in den Städten/ oder
in den flecken/ oder auff den dörffern/ sein ur-
theil tragen/ und GOTT dem Herrn
schwere rechenschafft dafür geben müssen.
3. Ob aber die/ so sich bemühen falsche irrige
lehren in die leuth zu stecken/ zu der warheit
GOttes zuneigung tragen/ das mögen sie
selbst bedencken/ wo sie nicht schon in verkehr-
ten sinn gegeben sind.

Quaestio XVI. D. Waltheri.

Ob der Herr Lutherus nicht vocation von
GOTT erhalten/ das Pabstthum zu re-
formi
ren?

Responsio P.

Daß Lutherus p. m. von GOTT hab vo-
cation
gehabt/ das Pabstthum zu bestreiten/
solches bekenne ich von hertzen/ und hab zum
gedächtniß dessen zu Dornum drey gantzer tage
Jubel-predigten gehalten/ Anno 1617.

Replicatio D, Waltheri.

Wohlan/ so ist der punct richtig. Jch hab
denn einsmals nur von jemand referiren hören/
als solte man auch daran zweiffeln.

Quaestio XVII. D. Walth.

Ob der grosse Antichrist/ der Pabst zu
Rom/ und sein anhang noch nicht offenbah-
ret sey?

Responsio P.

Daß der Antichrist/ der Pabst und sein an-
hang in Europa vielen sey offenbahr/ solches
ist kündig. Daß aber auch noch viel sind in
Hispania, Italia &c. die ihn als einen Anti-
christ nicht kennen/ ist auch kündig.

Replica D. Waltheri.

Daß post reformationem B. Patris Lutheri
noch eine offenbahrung des Antichrists erfolgen
und nicht vielmehr die vorige/ dadurch der boß-
hafftige geoffenbahret/ und durch den Hn. um-
gebracht worden mit dem geist seines mundes/
2. Thess. 2. v. 8. continuiret werden soll/ ist
ein gedicht; dann wo stehet es/ daß auch in Hi-
spania
und Italia er noch/ durch eine neue offen-
bahrung in der streitenden kirchen zu erwarten/
für den Antichrist erkennet werden müsse. Daß
in beyden reichen ihn schon viel darfür erkennen/
und es doch öffentlich nicht bekennen dörffen/ ist
wohl zuzulassen/ daß das Kind des verderbens
sitzet in dem tempel GOttes/ 2. Thess. 2. v. 4.
und wo er am mächtigen ist/ als er da ist/ da
hat auch GOTT heimlich seine 7000. die für
dem Römischen Baal die knie nicht beugen;
unterdessen bleiben gleich wohl die allermeisten
an solchen orten ihme/ dem Pabst/ anhangend/
und haben das mahlzeichen des thiers an ihren
stirnen. Und die werden ihn nimmermehr alle
für den Antichrist erkennen/ biß an den jüng-
stentag. Alsdann wirder erst vollkomment-
lich und generaliter geoffenbahret werden al-
len und jeden menschen/ wann der Herr seiner
ein ende machen wird/ durch die erscheinung
seiner zukunfft.

Quaestio XVIII. D. Walth.

Ob kein König/ und fromme Gottesfürch-
tige Obrigkeit in dem Jsrael der Christl. Kirchen
mehr übrig sey?

Sententia
Th. IV. Sect. III. Num. X. Doct. Mich. Waltheri Streit mit P. C.
[Spaltenumbruch]
Sententia. P.

Hiob a. III. 6. wir ſind jetzund in ſehr ge-
faͤhrliche zeiten gerathen/ daß bey unſer vielen
nur nicht weniger/ als zu des Koͤnigs Joſiaͤ zeit
das geſetz buch iſt verloren/ 2. Reg. 22. 2. Chron.
34. Da war es verlohren/ und war doch im tem-
pel. Die bucher zwar haben wir/ aber nach den
buͤchern wird wenig gelebet. Das macht/ daß
wir ſie zu viel verlieren/ und unter der banck laſ-
ſen liegen. Dann ſo lang wir wuͤrcklich nicht
nach ihnen leben/ ſo lange achte ichſie verloren
zu ſeyn. Warlich iſt bey maͤnniglich das geſetz-
buch verloren.

Reſponſio ejuſdem.

Daß das geſetzbuch ſey verloren/ nenne ich/
daß man die ſuͤnde nicht erkennet/ dann wann
GOttes geſetz uns waͤre fuͤr augen/ ſo wuͤrden
die ſuͤnden mehr und beſſer erkannt und vermei-
det.

Replica D. Walth.

Daß die meiſten menſchen-kinder durch boß-
heit und beliebung ihrer ſuͤnde/ nicht allein die
heil. bibel/ ſondern auch Chriſtum ſelber geiſtlich
verlieren/ iſt leider am hellen tage. 2. Das aber
das geſetzbuch bey maͤnniglich ſo verloren ſey/
und maͤnniglich die ſuͤnde nicht erkenne und
meide/ ſo gut man kan in dieſer euſſerſten
ſchwachheit/ iſt falſch/ ſonſten waͤren keine
Außerwehlten/ und keine rechte Kirche mehr
auff erden; und wo wolten 3. die vermeinten
GOttes-gelehrten bleiben? Solten die das ge-
ſetzbuch verloren haben/ und die ſuͤnde nicht er-
kennen? Zwar beydes wird von ihnen mit
warheit geſaget/ ſie aber werden keines deſſen
geſtaͤndig ſeyn.

Quæſtio XV. D. Walth.

Ob man bey uns Lutheranern an allen orten
luͤgen predige/ und zu der lieben warheit GOt-
tes keine zuneigung trage.

Sententia P.

Progn. in præfat.) o (11. 6. O weh/ weh/
weh den armen leuten/ groſſen und kleinen/ da
der warheit GOttes wiederfochten wird/ und
an ſtatt der warheit/ luͤgen geprediget werden
da man an ſtatt der gerechtigkeit zur unzeit pre-
diget die barmhertzigkeit GOttes. O! o! o wie
viel/ viel/ viel geſchicht das nun noch in der
welt zu unſern zeiten/ und laͤſſet GOTT denn
der luͤgen platz an allen orten/ da man zu der
lieben warheit GOttes keine zuneigung traͤget?
darum an allen orten/ auch mitten in der koͤnige
hoͤffe/ da man die warheit nicht liebet/ da muͤſ-
ſen ſie ſich mit luͤgen behelffen zur verfuͤhrung
und verdamnuͤß.

Reſponſio ejusdem.

Daß an allen orten unter uns Lutheranern
man nur luͤgen predige/ achte ich GOtteslaͤſte-
rig zu ſeyn. Daß aber unter uns viel ſind die
zu der warheit GOttes wenig neigung tra-
gen/ und ohne ernſtliche buſſe ihren zuhoͤrern
die ſeligkeit zuſagen/ iſt auch fuͤr GOTT
und menſchen bekandt; daß auch noch GOTT
die ſeinigen habe/ iſt auſſer allem zweiffel.

Replica D. Walth.

1. Die unbedungene vorige erſte rede kan man
nicht anders deuten/ als wann die luͤgen platz
haͤtte an allen orten. 2. Weil das nun deut-
lich erleutert worden/ ſo nimmet man es ger-
ne an. Und wird der/ ſo zu der warheit
[Spaltenumbruch] GOttes wenig neigung traͤget/ und ohne ernſt-
liche buſſe den zuhoͤrern die ſeligkeit zuſaget/
er ſey gleich in der Koͤnige haͤuſer/ oder auff
Univerſitæten/ oder in den Staͤdten/ oder
in den flecken/ oder auff den doͤrffern/ ſein ur-
theil tragen/ und GOTT dem Herrn
ſchwere rechenſchafft dafuͤr geben muͤſſen.
3. Ob aber die/ ſo ſich bemuͤhen falſche irrige
lehren in die leuth zu ſtecken/ zu der warheit
GOttes zuneigung tragen/ das moͤgen ſie
ſelbſt bedencken/ wo ſie nicht ſchon in verkehr-
ten ſinn gegeben ſind.

Quæſtio XVI. D. Waltheri.

Ob der Herr Lutherus nicht vocation von
GOTT erhalten/ das Pabſtthum zu re-
formi
ren?

Reſponſio P.

Daß Lutherus p. m. von GOTT hab vo-
cation
gehabt/ das Pabſtthum zu beſtreiten/
ſolches bekenne ich von hertzen/ und hab zum
gedaͤchtniß deſſen zu Dornum drey gantzer tage
Jubel-predigten gehalten/ Anno 1617.

Replicatio D, Waltheri.

Wohlan/ ſo iſt der punct richtig. Jch hab
denn einsmals nur von jemand referiren hoͤren/
als ſolte man auch daran zweiffeln.

Quæſtio XVII. D. Walth.

Ob der groſſe Antichriſt/ der Pabſt zu
Rom/ und ſein anhang noch nicht offenbah-
ret ſey?

Reſponſio P.

Daß der Antichriſt/ der Pabſt und ſein an-
hang in Europa vielen ſey offenbahr/ ſolches
iſt kuͤndig. Daß aber auch noch viel ſind in
Hiſpania, Italia &c. die ihn als einen Anti-
chriſt nicht kennen/ iſt auch kuͤndig.

Replica D. Waltheri.

Daß poſt reformationem B. Patris Lutheri
noch eine offenbahrung des Antichriſts erfolgen
und nicht vielmehr die vorige/ dadurch der boß-
hafftige geoffenbahret/ und durch den Hn. um-
gebracht worden mit dem geiſt ſeines mundes/
2. Theſſ. 2. v. 8. continuiret werden ſoll/ iſt
ein gedicht; dann wo ſtehet es/ daß auch in Hi-
ſpania
und Italia er noch/ durch eine neue offen-
bahrung in der ſtreitenden kirchen zu erwarten/
fuͤr den Antichriſt erkennet werden muͤſſe. Daß
in beyden reichen ihn ſchon viel darfuͤr erkennen/
und es doch oͤffentlich nicht bekennen doͤrffen/ iſt
wohl zuzulaſſen/ daß das Kind des verderbens
ſitzet in dem tempel GOttes/ 2. Theſſ. 2. v. 4.
und wo er am maͤchtigen iſt/ als er da iſt/ da
hat auch GOTT heimlich ſeine 7000. die fuͤr
dem Roͤmiſchen Baal die knie nicht beugen;
unterdeſſen bleiben gleich wohl die allermeiſten
an ſolchen orten ihme/ dem Pabſt/ anhangend/
und haben das mahlzeichen des thiers an ihren
ſtirnen. Und die werden ihn nimmermehr alle
fuͤr den Antichriſt erkennen/ biß an den juͤng-
ſtentag. Alsdann wirder erſt vollkomment-
lich und generaliter geoffenbahret werden al-
len und jeden menſchen/ wann der Herr ſeiner
ein ende machen wird/ durch die erſcheinung
ſeiner zukunfft.

Quæſtio XVIII. D. Walth.

Ob kein Koͤnig/ und fromme Gottesfuͤrch-
tige Obrigkeit in dem Jſrael der Chriſtl. Kirchen
mehr uͤbrig ſey?

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[614/0922] Th. IV. Sect. III. Num. X. Doct. Mich. Waltheri Streit mit P. C. Sententia. P. Hiob a. III. 6. wir ſind jetzund in ſehr ge- faͤhrliche zeiten gerathen/ daß bey unſer vielen nur nicht weniger/ als zu des Koͤnigs Joſiaͤ zeit das geſetz buch iſt verloren/ 2. Reg. 22. 2. Chron. 34. Da war es verlohren/ und war doch im tem- pel. Die bucher zwar haben wir/ aber nach den buͤchern wird wenig gelebet. Das macht/ daß wir ſie zu viel verlieren/ und unter der banck laſ- ſen liegen. Dann ſo lang wir wuͤrcklich nicht nach ihnen leben/ ſo lange achte ichſie verloren zu ſeyn. Warlich iſt bey maͤnniglich das geſetz- buch verloren. Reſponſio ejuſdem. Daß das geſetzbuch ſey verloren/ nenne ich/ daß man die ſuͤnde nicht erkennet/ dann wann GOttes geſetz uns waͤre fuͤr augen/ ſo wuͤrden die ſuͤnden mehr und beſſer erkannt und vermei- det. Replica D. Walth. Daß die meiſten menſchen-kinder durch boß- heit und beliebung ihrer ſuͤnde/ nicht allein die heil. bibel/ ſondern auch Chriſtum ſelber geiſtlich verlieren/ iſt leider am hellen tage. 2. Das aber das geſetzbuch bey maͤnniglich ſo verloren ſey/ und maͤnniglich die ſuͤnde nicht erkenne und meide/ ſo gut man kan in dieſer euſſerſten ſchwachheit/ iſt falſch/ ſonſten waͤren keine Außerwehlten/ und keine rechte Kirche mehr auff erden; und wo wolten 3. die vermeinten GOttes-gelehrten bleiben? Solten die das ge- ſetzbuch verloren haben/ und die ſuͤnde nicht er- kennen? Zwar beydes wird von ihnen mit warheit geſaget/ ſie aber werden keines deſſen geſtaͤndig ſeyn. Quæſtio XV. D. Walth. Ob man bey uns Lutheranern an allen orten luͤgen predige/ und zu der lieben warheit GOt- tes keine zuneigung trage. Sententia P. Progn. in præfat.) o (11. 6. O weh/ weh/ weh den armen leuten/ groſſen und kleinen/ da der warheit GOttes wiederfochten wird/ und an ſtatt der warheit/ luͤgen geprediget werden da man an ſtatt der gerechtigkeit zur unzeit pre- diget die barmhertzigkeit GOttes. O! o! o wie viel/ viel/ viel geſchicht das nun noch in der welt zu unſern zeiten/ und laͤſſet GOTT denn der luͤgen platz an allen orten/ da man zu der lieben warheit GOttes keine zuneigung traͤget? darum an allen orten/ auch mitten in der koͤnige hoͤffe/ da man die warheit nicht liebet/ da muͤſ- ſen ſie ſich mit luͤgen behelffen zur verfuͤhrung und verdamnuͤß. Reſponſio ejusdem. Daß an allen orten unter uns Lutheranern man nur luͤgen predige/ achte ich GOtteslaͤſte- rig zu ſeyn. Daß aber unter uns viel ſind die zu der warheit GOttes wenig neigung tra- gen/ und ohne ernſtliche buſſe ihren zuhoͤrern die ſeligkeit zuſagen/ iſt auch fuͤr GOTT und menſchen bekandt; daß auch noch GOTT die ſeinigen habe/ iſt auſſer allem zweiffel. Replica D. Walth. 1. Die unbedungene vorige erſte rede kan man nicht anders deuten/ als wann die luͤgen platz haͤtte an allen orten. 2. Weil das nun deut- lich erleutert worden/ ſo nimmet man es ger- ne an. Und wird der/ ſo zu der warheit GOttes wenig neigung traͤget/ und ohne ernſt- liche buſſe den zuhoͤrern die ſeligkeit zuſaget/ er ſey gleich in der Koͤnige haͤuſer/ oder auff Univerſitæten/ oder in den Staͤdten/ oder in den flecken/ oder auff den doͤrffern/ ſein ur- theil tragen/ und GOTT dem Herrn ſchwere rechenſchafft dafuͤr geben muͤſſen. 3. Ob aber die/ ſo ſich bemuͤhen falſche irrige lehren in die leuth zu ſtecken/ zu der warheit GOttes zuneigung tragen/ das moͤgen ſie ſelbſt bedencken/ wo ſie nicht ſchon in verkehr- ten ſinn gegeben ſind. Quæſtio XVI. D. Waltheri. Ob der Herr Lutherus nicht vocation von GOTT erhalten/ das Pabſtthum zu re- formiren? Reſponſio P. Daß Lutherus p. m. von GOTT hab vo- cation gehabt/ das Pabſtthum zu beſtreiten/ ſolches bekenne ich von hertzen/ und hab zum gedaͤchtniß deſſen zu Dornum drey gantzer tage Jubel-predigten gehalten/ Anno 1617. Replicatio D, Waltheri. Wohlan/ ſo iſt der punct richtig. Jch hab denn einsmals nur von jemand referiren hoͤren/ als ſolte man auch daran zweiffeln. Quæſtio XVII. D. Walth. Ob der groſſe Antichriſt/ der Pabſt zu Rom/ und ſein anhang noch nicht offenbah- ret ſey? Reſponſio P. Daß der Antichriſt/ der Pabſt und ſein an- hang in Europa vielen ſey offenbahr/ ſolches iſt kuͤndig. Daß aber auch noch viel ſind in Hiſpania, Italia &c. die ihn als einen Anti- chriſt nicht kennen/ iſt auch kuͤndig. Replica D. Waltheri. Daß poſt reformationem B. Patris Lutheri noch eine offenbahrung des Antichriſts erfolgen und nicht vielmehr die vorige/ dadurch der boß- hafftige geoffenbahret/ und durch den Hn. um- gebracht worden mit dem geiſt ſeines mundes/ 2. Theſſ. 2. v. 8. continuiret werden ſoll/ iſt ein gedicht; dann wo ſtehet es/ daß auch in Hi- ſpania und Italia er noch/ durch eine neue offen- bahrung in der ſtreitenden kirchen zu erwarten/ fuͤr den Antichriſt erkennet werden muͤſſe. Daß in beyden reichen ihn ſchon viel darfuͤr erkennen/ und es doch oͤffentlich nicht bekennen doͤrffen/ iſt wohl zuzulaſſen/ daß das Kind des verderbens ſitzet in dem tempel GOttes/ 2. Theſſ. 2. v. 4. und wo er am maͤchtigen iſt/ als er da iſt/ da hat auch GOTT heimlich ſeine 7000. die fuͤr dem Roͤmiſchen Baal die knie nicht beugen; unterdeſſen bleiben gleich wohl die allermeiſten an ſolchen orten ihme/ dem Pabſt/ anhangend/ und haben das mahlzeichen des thiers an ihren ſtirnen. Und die werden ihn nimmermehr alle fuͤr den Antichriſt erkennen/ biß an den juͤng- ſtentag. Alsdann wirder erſt vollkomment- lich und generaliter geoffenbahret werden al- len und jeden menſchen/ wann der Herr ſeiner ein ende machen wird/ durch die erſcheinung ſeiner zukunfft. Quæſtio XVIII. D. Walth. Ob kein Koͤnig/ und fromme Gottesfuͤrch- tige Obrigkeit in dem Jſrael der Chriſtl. Kirchen mehr uͤbrig ſey? Sententia

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 614. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/922>, abgerufen am 20.11.2024.