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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels.
[Spaltenumbruch] heit zum vater/ und die heilige lehre zur mutter
angenommen/ und zur fruchtbarkeit sich ziehen
lassen/ sie das sechste Gebot: Du solt nicht
tödten/ empfahe. 2. Welches zeugt/ daß die
menschheit die rachgierige böse art; die die ein-
fältige Gottheit zu tödten geneigt/ auch ver-
lassen muß/ und die Göttliche leydsamkeit an-
nehmen/ &c. 3. Dann GOTT hat den tod
nicht gewolt weder am leben Gottes/ noch am
leben der natur. 4. Aber durch die begierde der
eigenen besitzung im fleische (die Cainische art)
hat der tod über den unschuldigen Habel macht
bekommen/ und das lamm getödtet/ darauf
er auch alle GOttes-diener und Propheten/
durch bewilligung der verfallenen menschheit
überwältiget/ und zwar noch unter einem schein
der heiligkeit/ die menschheit in ihrer boßheit
desto mehr zu stärcken. 5. Weil aber das le-
ben GOTTes vom tode nicht ist/ hats der
tod nicht halten können/ sondern es ist durch-
gebrochen/ und hat dem tode seinen tod wie-
der zugebracht. 6. Nun gebeut das leben der
irrdischen menschheit: So tödte deine irrdische
glieder/ hurerey/ unreinigkeit/ lust/ böse begier-
den/ geitz/ etc.

Cap. 50.

Daß/ wann die menschheit die Gottheit im
leben erkennt und annimmt/ sie das siebende ge-
bot: Du solst nicht die ehe brechen/ empfange.
2. Welches zeugt/ daß sie mit den irrdischen
lüsten im fleische die einwesigkeit des lebens
zwischen der Gottheit und der menschheit nicht
brechen soll/ sondern allzeit acht haben auff die
ehe und vereinigung GOttes/ daraus die rech-
te kinder und erben des einwesigen lebens gebo-
ren werden. 3. Welches die kinder/ die zuihm
kommen sollen/ und die weißheit gepriesen
wird. 4. Diß ist die schöne geburt/ mit lie-
be/ dero gedächtniß unsterblich. 5. Diese hei-
lige kinder bewahren die reine ehe/ die ehebreche-
rische kinder aber sind dem HErrn ein greuel.
6. Weil die menschheit sich in lust der unkeusch-
heit mit den fremden irrdischen geistern zur
fruchtbarkeit begiebt/ wird durch ihre geburt
und saamen das reich der höllen im hertzen der
irrdischen menschheit gestifft/ und der böse geist
hat gewalt über sie: Welches der Gottheit zu-
wieder ist. 7 Darum gibt sie der mit einem
hurischen hertzen eingenommenen menschheit das
gebot aus ihrer gerechtigkeit/ daß sie den huri-
schen lust tödten solle.

Cap. 51.

Daß wann die menschheit die heilige einwe-
sigkeit in GOtt erkennt/ sie das achte gebot:
Du solt nicht stehlen/ empfängt. 2. Das ist/
daß sie sich im luste ihres lebens GOTTES
gerechtem wesen ergeben/ und ihr nichts
annehmen solle/ weil ihr nichts zukommt. 3.
Alles was die menschheit ihr anmast ausser dem
heiligen wesen GOttes/ darinn ist sie vor GOtt
ein dieb. 4. Wann sie wesentlich auffs recht
GOttes angewiesen wird/ befindet sie/ daß sie
alles verlassen muß/ was sie ihr selbst zur eigen-
schafft angemast hat: Ja alles was sie begehrt
hat. 5. Du solt nicht begehren was deines
nächsten ist. Wer ein weib ansieht und ihr be-
gehrt/ hat schon die ehe gebrochen. 6. Es ist
alles dieberey/ was das irrdische wesen für sich
selbst begehrt/ und ist der menschheit zu einem
urtheile/ daß sie in der gemeinschafft GOttes
[Spaltenumbruch] nicht sey. 7. Darum sie sich/ (so lange sie
nicht aus GOtt geboren ist) allzeit unter das
gerechte wesen beugen/ und darmit ihre begier-
gen abmessen muß. 8. Daß das gerechte we-
sen GOTTes sich allein der gerechtigkeit an-
nimmt/ die das urtheil führtüber gut und böß.
Welches die regierung GOttes/ die alle einfäl-
tige seelen für den lüsten im fleische bewah-
ret. 9. Wer auff die gerechtigkeit acht hat/
stiehlt nicht. Wird doch an nichts mangel
haben. 10. Wer nicht zu stehlen geneigt ist/
hat gnug; und der nicht begehrt/ ist reich: Wer
aber zu stehlen geneigtist/ hat nimmer gnug.
11. Welches die diebische begierden vor dem ta-
ge des urtheils schwerlich erkennen wollen/ und
daher mit allerley schrifft-sprüchen zu bedecken
suchen. Achten das wol/ daß GOtt seinem
volcke aus Egypten gehende befahl silberne und
güldene gefäse von ihren nächsten zu entlehnen/
für eine erlaubte dieberey. 12. Da doch die
meinung GOttes ist/ daß wann die mensch-
heit durch die krafft der gerechtigkeit GOttes
aus der angst und dienstbarkeit des fleisches
ausgehen werde/ sie dann die liebe und lust ih-
res hertzens/ die sie GOtt entwendt und dem
fleische giebt/ entlehne und mitnehmen solle. 13.
Daher die begierde des fleisches draussen blei-
ben muß und sich nicht entschuldigen kan/ aber
wol verurtheilt dardurch wird.

Cap. 52.

Daß die menschheit/ wann sie diß voll-
bracht/ das neunte gebot: Du solt kein falsch
zeugniß geben wider deinen nächsten empfan-
ge. Welches bezeugt/ daß sie acht auff die we-
sentliche wahrheit haben und anders nicht we-
der von GOtt noch der menschheit zeugen solle/
als wie sie drinnen befestigt ist/ damit sie durch
die wahrheit beschirmt werde. 3. Durchs zeug-
niß der falschen geister wird die einfältige wahr-
heit in der menschheit dem tode übergeben. 4.
Daß diese falschheit und tod an den falschen
zeugen gerochen werden müsse. 5. Daß die
menschheit GOttes gerechtes wesen in der see-
len wol wahrzunehmen/ daß sie sich keines eit-
len ruhms anmasse/ als ob sie mit GOtt und
seiner wahrheit eins sey/ so lange sie mit ihrem
luste des lebens noch im irrdischen wesen verei-
nigt ist. 6. Kan sie aber darauff nicht wesent-
lich mercken/ wird sie vom falschen zeugniß
nicht mögen erlöset werden/ und viel straffe vom
gerechten geiste des HErrn unterworffen seyn.
etc. 7. Dann weil GOtt die wahrheit/ muß
die lügen und das falsche zeugniß gestrafft wer-
den. An Anania und Saphira zu sehen. 8.
Darum ermahnt Paulus; Leget ab die lügen/
und redet die wahrheit/ etc.

Cap. 53.

Daß/ nachdem die menschheit das wahre
zeugniß begreifft/ sie das zehende gebot: Du solt
nicht begehren etc. empfahe. 2. Das ist/ die unter
die Gottheit sich beugende menschheit soll nichts
zur eigenschaft im fleische von ihrem nächsten be-
gehre. 3. Jhr aller nächster ist die gerechte Gott-
heit/ die in ihrer wohnstätte/ im innersten der
seelen/ wohnt. 4. So sie dann/ das hertz innenhat/
gehört ihr alles menschliches und thierisches/
so drinnen ist/ zu. 5. Des nächsten der Gott-
heit hauß ist hertz und leben der menschheit/

daß
A. K. H. Vierter Theil. F f f f

Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der ſchrifften Hiels.
[Spaltenumbruch] heit zum vater/ und die heilige lehre zur mutter
angenommen/ und zur fruchtbarkeit ſich ziehen
laſſen/ ſie das ſechſte Gebot: Du ſolt nicht
toͤdten/ empfahe. 2. Welches zeugt/ daß die
menſchheit die rachgierige boͤſe art; die die ein-
faͤltige Gottheit zu toͤdten geneigt/ auch ver-
laſſen muß/ und die Goͤttliche leydſamkeit an-
nehmen/ &c. 3. Dann GOTT hat den tod
nicht gewolt weder am leben Gottes/ noch am
leben der natur. 4. Aber durch die begierde der
eigenen beſitzung im fleiſche (die Cainiſche art)
hat der tod uͤber den unſchuldigen Habel macht
bekommen/ und das lamm getoͤdtet/ darauf
er auch alle GOttes-diener und Propheten/
durch bewilligung der verfallenen menſchheit
uͤberwaͤltiget/ und zwar noch unter einem ſchein
der heiligkeit/ die menſchheit in ihrer boßheit
deſto mehr zu ſtaͤrcken. 5. Weil aber das le-
ben GOTTes vom tode nicht iſt/ hats der
tod nicht halten koͤnnen/ ſondern es iſt durch-
gebrochen/ und hat dem tode ſeinen tod wie-
der zugebracht. 6. Nun gebeut das leben der
irrdiſchen menſchheit: So toͤdte deine irrdiſche
glieder/ hurerey/ unreinigkeit/ luſt/ boͤſe begier-
den/ geitz/ ꝛc.

Cap. 50.

Daß/ wann die menſchheit die Gottheit im
leben erkennt und annimmt/ ſie das ſiebende ge-
bot: Du ſolſt nicht die ehe brechen/ empfange.
2. Welches zeugt/ daß ſie mit den irꝛdiſchen
luͤſten im fleiſche die einweſigkeit des lebens
zwiſchen der Gottheit und der menſchheit nicht
brechen ſoll/ ſondern allzeit acht haben auff die
ehe und vereinigung GOttes/ daraus die rech-
te kinder und erben des einweſigen lebens gebo-
ren werden. 3. Welches die kinder/ die zuihm
kommen ſollen/ und die weißheit geprieſen
wird. 4. Diß iſt die ſchoͤne geburt/ mit lie-
be/ dero gedaͤchtniß unſterblich. 5. Dieſe hei-
lige kinder bewahren die reine ehe/ die ehebreche-
riſche kinder aber ſind dem HErꝛn ein greuel.
6. Weil die menſchheit ſich in luſt der unkeuſch-
heit mit den fremden irꝛdiſchen geiſtern zur
fruchtbarkeit begiebt/ wird durch ihre geburt
und ſaamen das reich der hoͤllen im hertzen der
irꝛdiſchen menſchheit geſtifft/ und der boͤſe geiſt
hat gewalt uͤber ſie: Welches der Gottheit zu-
wieder iſt. 7 Darum gibt ſie der mit einem
huriſchen hertzen eingenom̃enen menſchheit das
gebot aus ihrer gerechtigkeit/ daß ſie den huri-
ſchen luſt toͤdten ſolle.

Cap. 51.

Daß wann die menſchheit die heilige einwe-
ſigkeit in GOtt erkennt/ ſie das achte gebot:
Du ſolt nicht ſtehlen/ empfaͤngt. 2. Das iſt/
daß ſie ſich im luſte ihres lebens GOTTES
gerechtem weſen ergeben/ und ihr nichts
annehmen ſolle/ weil ihr nichts zukommt. 3.
Alles was die menſchheit ihr anmaſt auſſer dem
heiligen weſen GOttes/ darinn iſt ſie vor GOtt
ein dieb. 4. Wann ſie weſentlich auffs recht
GOttes angewieſen wird/ befindet ſie/ daß ſie
alles verlaſſen muß/ was ſie ihr ſelbſt zur eigen-
ſchafft angemaſt hat: Ja alles was ſie begehrt
hat. 5. Du ſolt nicht begehren was deines
naͤchſten iſt. Wer ein weib anſieht und ihr be-
gehrt/ hat ſchon die ehe gebrochen. 6. Es iſt
alles dieberey/ was das irꝛdiſche weſen fuͤr ſich
ſelbſt begehrt/ und iſt der menſchheit zu einem
urtheile/ daß ſie in der gemeinſchafft GOttes
[Spaltenumbruch] nicht ſey. 7. Darum ſie ſich/ (ſo lange ſie
nicht aus GOtt geboren iſt) allzeit unter das
gerechte weſen beugen/ und darmit ihre begier-
gen abmeſſen muß. 8. Daß das gerechte we-
ſen GOTTes ſich allein der gerechtigkeit an-
nimmt/ die das urtheil fuͤhrtuͤber gut und boͤß.
Welches die regierung GOttes/ die alle einfaͤl-
tige ſeelen fuͤr den luͤſten im fleiſche bewah-
ret. 9. Wer auff die gerechtigkeit acht hat/
ſtiehlt nicht. Wird doch an nichts mangel
haben. 10. Wer nicht zu ſtehlen geneigt iſt/
hat gnug; und der nicht begehrt/ iſt reich: Wer
aber zu ſtehlen geneigtiſt/ hat nimmer gnug.
11. Welches die diebiſche begierden vor dem ta-
ge des urtheils ſchwerlich erkennen wollen/ und
daher mit allerley ſchrifft-ſpruͤchen zu bedecken
ſuchen. Achten das wol/ daß GOtt ſeinem
volcke aus Egypten gehende befahl ſilberne und
guͤldene gefaͤſe von ihren naͤchſten zu entlehnen/
fuͤr eine erlaubte dieberey. 12. Da doch die
meinung GOttes iſt/ daß wann die menſch-
heit durch die krafft der gerechtigkeit GOttes
aus der angſt und dienſtbarkeit des fleiſches
ausgehen werde/ ſie dann die liebe und luſt ih-
res hertzens/ die ſie GOtt entwendt und dem
fleiſche giebt/ entlehnē und mitnehmen ſolle. 13.
Daher die begierde des fleiſches drauſſen blei-
ben muß und ſich nicht entſchuldigen kan/ aber
wol verurtheilt dardurch wird.

Cap. 52.

Daß die menſchheit/ wann ſie diß voll-
bracht/ das neunte gebot: Du ſolt kein falſch
zeugniß geben wider deinen naͤchſten empfan-
ge. Welches bezeugt/ daß ſie acht auff die we-
ſentliche wahrheit haben und anders nicht we-
der von GOtt noch der menſchheit zeugen ſolle/
als wie ſie drinnen befeſtigt iſt/ damit ſie durch
die wahrheit beſchirmt werde. 3. Durchs zeug-
niß der falſchen geiſter wiꝛd die einfaͤltige wahr-
heit in der menſchheit dem tode uͤbergeben. 4.
Daß dieſe falſchheit und tod an den falſchen
zeugen gerochen werden muͤſſe. 5. Daß die
menſchheit GOttes gerechtes weſen in der ſee-
len wol wahrzunehmen/ daß ſie ſich keines eit-
len ruhms anmaſſe/ als ob ſie mit GOtt und
ſeiner wahrheit eins ſey/ ſo lange ſie mit ihrem
luſte des lebens noch im irꝛdiſchen weſen verei-
nigt iſt. 6. Kan ſie aber darauff nicht weſent-
lich mercken/ wird ſie vom falſchen zeugniß
nicht moͤgen erloͤſet werden/ und viel ſtraffe vom
gerechten geiſte des HErꝛn unterworffen ſeyn.
ꝛc. 7. Dann weil GOtt die wahrheit/ muß
die luͤgen und das falſche zeugniß geſtrafft wer-
den. An Anania und Saphira zu ſehen. 8.
Darum ermahnt Paulus; Leget ab die luͤgen/
und redet die wahrheit/ ꝛc.

Cap. 53.

Daß/ nachdem die menſchheit das wahre
zeugniß begreifft/ ſie das zehende gebot: Du ſolt
nicht begehren ꝛc. empfahe. 2. Das iſt/ die unter
die Gottheit ſich beugende menſchheit ſoll nichts
zur eigenſchaft im fleiſche von ihꝛem naͤchſten be-
gehrē. 3. Jhr aller naͤchſter iſt die gerechte Gott-
heit/ die in ihrer wohnſtaͤtte/ im innerſten der
ſeelen/ wohnt. 4. So ſie dañ/ das hertz innenhat/
gehoͤrt ihr alles menſchliches und thieriſches/
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heit hauß iſt hertz und leben der menſchheit/

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A. K. H. Vierter Theil. F f f f
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[593/0901] Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der ſchrifften Hiels. heit zum vater/ und die heilige lehre zur mutter angenommen/ und zur fruchtbarkeit ſich ziehen laſſen/ ſie das ſechſte Gebot: Du ſolt nicht toͤdten/ empfahe. 2. Welches zeugt/ daß die menſchheit die rachgierige boͤſe art; die die ein- faͤltige Gottheit zu toͤdten geneigt/ auch ver- laſſen muß/ und die Goͤttliche leydſamkeit an- nehmen/ &c. 3. Dann GOTT hat den tod nicht gewolt weder am leben Gottes/ noch am leben der natur. 4. Aber durch die begierde der eigenen beſitzung im fleiſche (die Cainiſche art) hat der tod uͤber den unſchuldigen Habel macht bekommen/ und das lamm getoͤdtet/ darauf er auch alle GOttes-diener und Propheten/ durch bewilligung der verfallenen menſchheit uͤberwaͤltiget/ und zwar noch unter einem ſchein der heiligkeit/ die menſchheit in ihrer boßheit deſto mehr zu ſtaͤrcken. 5. Weil aber das le- ben GOTTes vom tode nicht iſt/ hats der tod nicht halten koͤnnen/ ſondern es iſt durch- gebrochen/ und hat dem tode ſeinen tod wie- der zugebracht. 6. Nun gebeut das leben der irrdiſchen menſchheit: So toͤdte deine irrdiſche glieder/ hurerey/ unreinigkeit/ luſt/ boͤſe begier- den/ geitz/ ꝛc. Cap. 50. Daß/ wann die menſchheit die Gottheit im leben erkennt und annimmt/ ſie das ſiebende ge- bot: Du ſolſt nicht die ehe brechen/ empfange. 2. Welches zeugt/ daß ſie mit den irꝛdiſchen luͤſten im fleiſche die einweſigkeit des lebens zwiſchen der Gottheit und der menſchheit nicht brechen ſoll/ ſondern allzeit acht haben auff die ehe und vereinigung GOttes/ daraus die rech- te kinder und erben des einweſigen lebens gebo- ren werden. 3. Welches die kinder/ die zuihm kommen ſollen/ und die weißheit geprieſen wird. 4. Diß iſt die ſchoͤne geburt/ mit lie- be/ dero gedaͤchtniß unſterblich. 5. Dieſe hei- lige kinder bewahren die reine ehe/ die ehebreche- riſche kinder aber ſind dem HErꝛn ein greuel. 6. Weil die menſchheit ſich in luſt der unkeuſch- heit mit den fremden irꝛdiſchen geiſtern zur fruchtbarkeit begiebt/ wird durch ihre geburt und ſaamen das reich der hoͤllen im hertzen der irꝛdiſchen menſchheit geſtifft/ und der boͤſe geiſt hat gewalt uͤber ſie: Welches der Gottheit zu- wieder iſt. 7 Darum gibt ſie der mit einem huriſchen hertzen eingenom̃enen menſchheit das gebot aus ihrer gerechtigkeit/ daß ſie den huri- ſchen luſt toͤdten ſolle. Cap. 51. Daß wann die menſchheit die heilige einwe- ſigkeit in GOtt erkennt/ ſie das achte gebot: Du ſolt nicht ſtehlen/ empfaͤngt. 2. Das iſt/ daß ſie ſich im luſte ihres lebens GOTTES gerechtem weſen ergeben/ und ihr nichts annehmen ſolle/ weil ihr nichts zukommt. 3. Alles was die menſchheit ihr anmaſt auſſer dem heiligen weſen GOttes/ darinn iſt ſie vor GOtt ein dieb. 4. Wann ſie weſentlich auffs recht GOttes angewieſen wird/ befindet ſie/ daß ſie alles verlaſſen muß/ was ſie ihr ſelbſt zur eigen- ſchafft angemaſt hat: Ja alles was ſie begehrt hat. 5. Du ſolt nicht begehren was deines naͤchſten iſt. Wer ein weib anſieht und ihr be- gehrt/ hat ſchon die ehe gebrochen. 6. Es iſt alles dieberey/ was das irꝛdiſche weſen fuͤr ſich ſelbſt begehrt/ und iſt der menſchheit zu einem urtheile/ daß ſie in der gemeinſchafft GOttes nicht ſey. 7. Darum ſie ſich/ (ſo lange ſie nicht aus GOtt geboren iſt) allzeit unter das gerechte weſen beugen/ und darmit ihre begier- gen abmeſſen muß. 8. Daß das gerechte we- ſen GOTTes ſich allein der gerechtigkeit an- nimmt/ die das urtheil fuͤhrtuͤber gut und boͤß. Welches die regierung GOttes/ die alle einfaͤl- tige ſeelen fuͤr den luͤſten im fleiſche bewah- ret. 9. Wer auff die gerechtigkeit acht hat/ ſtiehlt nicht. Wird doch an nichts mangel haben. 10. Wer nicht zu ſtehlen geneigt iſt/ hat gnug; und der nicht begehrt/ iſt reich: Wer aber zu ſtehlen geneigtiſt/ hat nimmer gnug. 11. Welches die diebiſche begierden vor dem ta- ge des urtheils ſchwerlich erkennen wollen/ und daher mit allerley ſchrifft-ſpruͤchen zu bedecken ſuchen. Achten das wol/ daß GOtt ſeinem volcke aus Egypten gehende befahl ſilberne und guͤldene gefaͤſe von ihren naͤchſten zu entlehnen/ fuͤr eine erlaubte dieberey. 12. Da doch die meinung GOttes iſt/ daß wann die menſch- heit durch die krafft der gerechtigkeit GOttes aus der angſt und dienſtbarkeit des fleiſches ausgehen werde/ ſie dann die liebe und luſt ih- res hertzens/ die ſie GOtt entwendt und dem fleiſche giebt/ entlehnē und mitnehmen ſolle. 13. Daher die begierde des fleiſches drauſſen blei- ben muß und ſich nicht entſchuldigen kan/ aber wol verurtheilt dardurch wird. Cap. 52. Daß die menſchheit/ wann ſie diß voll- bracht/ das neunte gebot: Du ſolt kein falſch zeugniß geben wider deinen naͤchſten empfan- ge. Welches bezeugt/ daß ſie acht auff die we- ſentliche wahrheit haben und anders nicht we- der von GOtt noch der menſchheit zeugen ſolle/ als wie ſie drinnen befeſtigt iſt/ damit ſie durch die wahrheit beſchirmt werde. 3. Durchs zeug- niß der falſchen geiſter wiꝛd die einfaͤltige wahr- heit in der menſchheit dem tode uͤbergeben. 4. Daß dieſe falſchheit und tod an den falſchen zeugen gerochen werden muͤſſe. 5. Daß die menſchheit GOttes gerechtes weſen in der ſee- len wol wahrzunehmen/ daß ſie ſich keines eit- len ruhms anmaſſe/ als ob ſie mit GOtt und ſeiner wahrheit eins ſey/ ſo lange ſie mit ihrem luſte des lebens noch im irꝛdiſchen weſen verei- nigt iſt. 6. Kan ſie aber darauff nicht weſent- lich mercken/ wird ſie vom falſchen zeugniß nicht moͤgen erloͤſet werden/ und viel ſtraffe vom gerechten geiſte des HErꝛn unterworffen ſeyn. ꝛc. 7. Dann weil GOtt die wahrheit/ muß die luͤgen und das falſche zeugniß geſtrafft wer- den. An Anania und Saphira zu ſehen. 8. Darum ermahnt Paulus; Leget ab die luͤgen/ und redet die wahrheit/ ꝛc. Cap. 53. Daß/ nachdem die menſchheit das wahre zeugniß begreifft/ ſie das zehende gebot: Du ſolt nicht begehren ꝛc. empfahe. 2. Das iſt/ die unter die Gottheit ſich beugende menſchheit ſoll nichts zur eigenſchaft im fleiſche von ihꝛem naͤchſten be- gehrē. 3. Jhr aller naͤchſter iſt die gerechte Gott- heit/ die in ihrer wohnſtaͤtte/ im innerſten der ſeelen/ wohnt. 4. So ſie dañ/ das hertz innenhat/ gehoͤrt ihr alles menſchliches und thieriſches/ ſo drinnen iſt/ zu. 5. Des naͤchſten der Gott- heit hauß iſt hertz und leben der menſchheit/ daß A. K. H. Vierter Theil. F f f f

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 593. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/901>, abgerufen am 20.11.2024.