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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels.
[Spaltenumbruch] lufftgeister seyn/ die Adam/ darvon zu leben/
bauen muß. 6. Man soll sein gesicht in sich
niederwarts kehren/ und allda die erde bauen/
die uns gezeiget wird durchs leben GOttes.
7. Wer da recht arbeitet des eigenthums loß-
zu werden/ wird seiner zeit auch früchte ernd-
ten/ darvon zu leben. 8. Wann die erde (irrdi-
sche sinne/ gedancken und lüste) mürb und mild
gemacht/ verliert sie ihre rauheit/ und wird be-
quem/ guten saamen zu empfangen. 9. Dann
wird die erde mit seelen erfüllet/ mit einem neuen
himmel überzogen/ und nichts dann klarheit
und licht gespürt/ wo mans recht in seiner art-
heit wahrnimmt. 10. Der mensch ist nichts
nothdürfftiger/ dann mit seinen sinnen und
gedancken ohne verzug in sich umzukehren/ und
sein eigen werck wahrzunehmen. 11. Daß kei-
ne zeit zu harren/ wann man durch GOttes
wesentlichen Geist berühret wird/ weil der
Hauß-herr das hauß des hertzens kommt ein-
zunehmen entweder mit recht oder mit gnade.

Cap. 44.

1. Daß man acht haben solle/ ob die ge-
rechtigkeit in uns regiert/ jedem/ was recht/ zu
beweisen/ daß wir nicht zur verdammnis/ son-
dern zur gnade gewiesen werden. 2. Das we-
sen Gottes erhält alle von ihm ergrieffene gei-
ster im Göttlichen leben/ daß sie nicht zu grun-
de gehen mögen. 3. Das ungerechte leben aber
muß durchs gerechte leben untergehen. 4 Heilige
im wesen Gottes ermahnen die menschheit alle-
zeit das leben des todes zu verlassen/ und Got-
tes leben in ihr anzunehmen. 5. Das leben ist
ein licht der menschen/ kommt in sein eigen-
thum/ Joh. 1. v. 11. Wird nicht mit lust an-
genommen. 6. Daß die verdammnis/ wann
das licht sich in der menschheit erzeigt/ sie a-
ber die finsternis (ihre irrdische lust) lieber hat
denn selbiges. 7. Das recht beschirmt die/ so
es annehmen. 8. Jeder soll wachen/ dem HErrn/
in sein hertz kommend/ mit fleisches-lust nicht
zu wiederstehen; sondern ihn ausser dem thore
(eigenthum im fleische) annehmen/ damit ihm
die macht gegeben werde GOTTes kind zu
werden. 9. GOTT begehrt vom menschen
nichts/ als das ihm eigenthümlich angehöri-
ge inwendige hertz/ lust/ liebe/ und willen/ so
durch seinen Geist getrieben wird. 10. Wenn
der HErr das hertz wieder in liebe bewohnet/
wird der mensch von seinem Heiligen Geist
zu allen tugenden getrieben. 11. Daß diß das
rechte erbe der aus dem geiste gebohrnen kin-
der des HErrn. 12. Daß viel menschen ver-
gehen müssen/ ehe GOTT sein hertz und liebe
einnehmen kan. Die erste wirckung Christi im
tempel des hertzens/ die käuffer &c. austreiben/
darinn die Gottheit ermordet ist/ und doch ein
bethaus seyn soll/ Matth. 21. v. 12. 13. Die-
sen unreinen tempel (hertz) muß Christus mit
der gesetzlichen gerechtigkeit reinigen. 14. Die-
ser straffdienst muß dauren/ biß Christus die
liebe des menschen zu seinem Vater findet. 15.
Diese straff kommt übern menschen/ weil er
sein hertz so vest an seine lüste/ liebe und willen
im fleisch verbunden. 16. Nichts/ das den men-
schen mehr verblendt und gefangen hält/ dann
eigene liebe des fleisches; darum er so viel elen-
de unterworffen/ und keine ruhe in der eignen
liebe finden mag. 17. Die begierde zur eigenen
liebe ist unersättlich/ und treibt in alle unruhe;
[Spaltenumbruch] wird von GOTT gestrafft. 18. Welche un
ruhe nicht aufhört/ biß der mensch die liebe von
sich selbst zu GOTT wende. 19. Weil die
liebe und wille des hertzens zu GOTT nicht
eingekehrt/ muß furcht und schrecken den vor-
gang haben. 20. Welches der straffdienst über
das fleisch/ sodurch Christum im hertzen bedient
wird. 21. Diesem unlust wird keine gnade
verkündigt/ so lang der wille nicht zu Gottes
wesentlicher gerechtigkeit im geiste umgewendt.
22. So aber der wille zu GOTT eingekehrt/
hat der straffdienst über die gutwillige seele kei-
ne macht/ sondern die gnade Christi beginnt
herr zu werden im menschen.

Cap. 45.

Daß der mensch/ mit dem lust im fleische
verbunden/ seinen willen GOtt schwerlich zu-
bringen könte/ biß er durchs elend innen wird/
daß er mit sich betrogen sey. 2. Und so lange
ihm der gute wille zu GOtt gebricht/ muß er
unter der zucht-ruthe und verdammniß bleiben.
3. Straffe ihme auch gut/ weil die sünde dar-
durch gebrochen wird. 4. Menschen/ so den lüsten
unterworffen/ und den straff-dienst nicht kennen/
nichts süssers als der zufall der sünde. 5. Urtheil
Gottes/ wie schwer dem menschen/ weil er Got-
tes gnade nicht in sich fühlt/ muß/ wann die zeit er-
füllet/ Gottes macht empfinden. 6. Grosser ver-
fall/ daß Gott dem menschen durch die liebe sein
selbst ein tod worden. 7. GOtt zu bitten/ die
züchtigung nicht von uns zu nehmen/ biß wir
die liebe zu ihm in uns fühlen/ und daß
seine züchtigung uns zu gute geschehen möge.
8. Der straffdienst wird immer schwerer in der
seele wieder die lüste. 9. Mensch/ den lüsten er-
geben/ stehetunter der verdammniß und mag oh-
ne liebe zu GOtt weder erlösung noch gnade er-
langen. 10. So der mensch unter dem straff-
dienst gutwillig zu GOtt wird/ ist GOtt mit-
leidig und läst ihn nicht über sein vermögen
straffen. 11. Wenn die straffe der schwachheit
zu hart/ und keine krafft im menschen zu hoffen
noch zu glauben/ kommt das Göttliche erbar-
men ihn zu erleichtern/ und verkündiget die
verführung/ wordurch der schwache mensch zur
hoffnung und glauben erneurt wird. 12.
Mensch sehend/ daß noch gnade für ihn sey bey
GOtt/ freut sich/ ersinckt in die gedult/ darinn
die zeit der erlösung zu erwarten. 13. Wann
er dann erkennt/ wie gedultig GOtt in CHri-
sto mit ihm leidet/ ergiebt er sich dem leiden biß
in tod des fleisches. 14. Welches die hand
des HErrn über den schwachen gutwilligen
menschen/ der lust zu seinem schöpffer hat. 15.
Die bößwillige und hartnäckigte müssen mit
der sünde/ unterm straff-dienste der gerechtig-
keit GOttes in der verdammnis bleiben/ biß sie
busse thun. 16. Gerechtigkeit des vaters hö-
ret über die ungebüssete sünden nimmer auff/
welches die verdammniß der gottlosen. 17.
Trost der gerechten/ daß weil sie des todes biter-
keit geschmäckt/ nicht mehr sterben etc. Rom. 6. 9.

Cap. 46.

Daß alle wesen/ geister und naturen durch
ihre wercke und früchte aus ihren wercken er-
kandt werden/ nicht durch den wahn-geist noch
der irrdischen unerleuchteten menschen-vernunfft
in ihrer ge machten sünde oder gerechtigkeit. 2.
Dieses einwesentliche zeugniß in der wirckung

CHristi

Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der ſchrifften Hiels.
[Spaltenumbruch] lufftgeiſter ſeyn/ die Adam/ darvon zu leben/
bauen muß. 6. Man ſoll ſein geſicht in ſich
niederwarts kehren/ und allda die erde bauen/
die uns gezeiget wird durchs leben GOttes.
7. Wer da recht arbeitet des eigenthums loß-
zu werden/ wird ſeiner zeit auch fruͤchte ernd-
ten/ darvon zu leben. 8. Wann die erde (irrdi-
ſche ſinne/ gedancken und luͤſte) muͤrb und mild
gemacht/ verliert ſie ihre rauheit/ und wird be-
quem/ guten ſaamen zu empfangen. 9. Dann
wird die erde mit ſeelen erfuͤllet/ mit einem neuen
himmel uͤberzogen/ und nichts dann klarheit
und licht geſpuͤrt/ wo mans recht in ſeiner art-
heit wahrnimmt. 10. Der menſch iſt nichts
nothduͤrfftiger/ dann mit ſeinen ſinnen und
gedancken ohne verzug in ſich umzukehren/ und
ſein eigen werck wahrzunehmen. 11. Daß kei-
ne zeit zu harren/ wann man durch GOttes
weſentlichen Geiſt beruͤhret wird/ weil der
Hauß-herr das hauß des hertzens kommt ein-
zunehmen entweder mit recht oder mit gnade.

Cap. 44.

1. Daß man acht haben ſolle/ ob die ge-
rechtigkeit in uns regiert/ jedem/ was recht/ zu
beweiſen/ daß wir nicht zur verdammnis/ ſon-
dern zur gnade gewieſen werden. 2. Das we-
ſen Gottes erhaͤlt alle von ihm ergrieffene gei-
ſter im Goͤttlichen leben/ daß ſie nicht zu grun-
de gehen moͤgen. 3. Das ungerechte leben aber
muß durchs gerechte leben untergehen. 4 Heilige
im weſen Gottes ermahnen die menſchheit alle-
zeit das leben des todes zu verlaſſen/ und Got-
tes leben in ihr anzunehmen. 5. Das leben iſt
ein licht der menſchen/ kommt in ſein eigen-
thum/ Joh. 1. v. 11. Wird nicht mit luſt an-
genommen. 6. Daß die verdammnis/ wann
das licht ſich in der menſchheit erzeigt/ ſie a-
ber die finſternis (ihre irrdiſche luſt) lieber hat
denn ſelbiges. 7. Das recht beſchirmt die/ ſo
es annehmen. 8. Jeder ſoll wachen/ dem HErrn/
in ſein hertz kommend/ mit fleiſches-luſt nicht
zu wiederſtehen; ſondern ihn auſſer dem thore
(eigenthum im fleiſche) annehmen/ damit ihm
die macht gegeben werde GOTTes kind zu
werden. 9. GOTT begehrt vom menſchen
nichts/ als das ihm eigenthuͤmlich angehoͤri-
ge inwendige hertz/ luſt/ liebe/ und willen/ ſo
durch ſeinen Geiſt getrieben wird. 10. Wenn
der HErr das hertz wieder in liebe bewohnet/
wird der menſch von ſeinem Heiligen Geiſt
zu allen tugenden getrieben. 11. Daß diß das
rechte erbe der aus dem geiſte gebohrnen kin-
der des HErrn. 12. Daß viel menſchen ver-
gehen muͤſſen/ ehe GOTT ſein hertz und liebe
einnehmen kan. Die erſte wirckung Chriſti im
tempel des hertzens/ die kaͤuffer &c. austreiben/
darinn die Gottheit ermordet iſt/ und doch ein
bethaus ſeyn ſoll/ Matth. 21. v. 12. 13. Die-
ſen unreinen tempel (hertz) muß Chriſtus mit
der geſetzlichen gerechtigkeit reinigen. 14. Die-
ſer ſtraffdienſt muß dauren/ biß Chriſtus die
liebe des menſchen zu ſeinem Vater findet. 15.
Dieſe ſtraff kommt uͤbern menſchen/ weil er
ſein hertz ſo veſt an ſeine luͤſte/ liebe und willen
im fleiſch verbunden. 16. Nichts/ das den men-
ſchen mehr verblendt und gefangen haͤlt/ dann
eigene liebe des fleiſches; darum er ſo viel elen-
de unterworffen/ und keine ruhe in der eignen
liebe finden mag. 17. Die begierde zur eigenen
liebe iſt unerſaͤttlich/ uñ treibt in alle unruhe;
[Spaltenumbruch] wird von GOTT geſtrafft. 18. Welche un
ruhe nicht aufhoͤrt/ biß der menſch die liebe von
ſich ſelbſt zu GOTT wende. 19. Weil die
liebe und wille des hertzens zu GOTT nicht
eingekehrt/ muß furcht und ſchrecken den vor-
gang haben. 20. Welches der ſtraffdienſt uͤber
das fleiſch/ ſodurch Chriſtum im hertzen bedient
wird. 21. Dieſem unluſt wird keine gnade
verkuͤndigt/ ſo lang der wille nicht zu Gottes
weſentlicher gerechtigkeit im geiſte umgewendt.
22. So aber der wille zu GOTT eingekehrt/
hat der ſtraffdienſt uͤber die gutwillige ſeele kei-
ne macht/ ſondern die gnade Chriſti beginnt
herr zu werden im menſchen.

Cap. 45.

Daß der menſch/ mit dem luſt im fleiſche
verbunden/ ſeinen willen GOtt ſchwerlich zu-
bringen koͤnte/ biß er durchs elend innen wird/
daß er mit ſich betrogen ſey. 2. Und ſo lange
ihm der gute wille zu GOtt gebricht/ muß er
unter der zucht-ruthe und verdammniß bleiben.
3. Straffe ihme auch gut/ weil die ſuͤnde dar-
durch gebrochen wird. 4. Menſchen/ ſo den luͤſten
unterworffẽ/ und den ſtraff-dienſt nicht kennen/
nichts ſuͤſſers als der zufall der ſuͤnde. 5. Urtheil
Gottes/ wie ſchwer dem menſchen/ weil er Got-
tes gnade nicht in ſich fuͤhlt/ muß/ wañ die zeit eꝛ-
fuͤllet/ Gottes macht empfinden. 6. Groſſer ver-
fall/ daß Gott dem menſchen durch die liebe ſein
ſelbſt ein tod worden. 7. GOtt zu bitten/ die
zuͤchtigung nicht von uns zu nehmen/ biß wir
die liebe zu ihm in uns fuͤhlen/ und daß
ſeine zuͤchtigung uns zu gute geſchehen moͤge.
8. Der ſtraffdienſt wird immer ſchwerer in der
ſeele wieder die luͤſte. 9. Menſch/ den luͤſten er-
geben/ ſtehetunteꝛ deꝛ veꝛdammniß und mag oh-
ne liebe zu GOtt weder erloͤſung noch gnade er-
langen. 10. So der menſch unter dem ſtraff-
dienſt gutwillig zu GOtt wird/ iſt GOtt mit-
leidig und laͤſt ihn nicht uͤber ſein vermoͤgen
ſtraffen. 11. Wenn die ſtraffe der ſchwachheit
zu hart/ und keine krafft im menſchen zu hoffen
noch zu glauben/ kommt das Goͤttliche erbar-
men ihn zu erleichtern/ und verkuͤndiget die
verfuͤhrung/ wordurch der ſchwache menſch zur
hoffnung und glauben erneurt wird. 12.
Menſch ſehend/ daß noch gnade fuͤr ihn ſey bey
GOtt/ freut ſich/ erſinckt in die gedult/ darinn
die zeit der erloͤſung zu erwarten. 13. Wann
er dann erkennt/ wie gedultig GOtt in CHri-
ſto mit ihm leidet/ ergiebt er ſich dem leiden biß
in tod des fleiſches. 14. Welches die hand
des HErꝛn uͤber den ſchwachen gutwilligen
menſchen/ der luſt zu ſeinem ſchoͤpffer hat. 15.
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der ſuͤnde/ unterm ſtraff-dienſte der gerechtig-
keit GOttes in der verdammnis bleiben/ biß ſie
buſſe thun. 16. Gerechtigkeit des vaters hoͤ-
ret uͤber die ungebuͤſſete ſuͤnden nimmer auff/
welches die verdammniß der gottloſen. 17.
Troſt deꝛ gerechten/ daß weil ſie des todes biter-
keit geſchmaͤckt/ nicht mehr ſterben ꝛc. Rom. 6. 9.

Cap. 46.

Daß alle weſen/ geiſter und naturen durch
ihre wercke und fruͤchte aus ihren wercken er-
kandt werden/ nicht durch den wahn-geiſt noch
der irꝛdiſchen unerleuchteten menſchen-vernunfft
in ihrer ge machten ſuͤnde oder gerechtigkeit. 2.
Dieſes einweſentliche zeugniß in der wirckung

CHriſti
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[524/0832] Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der ſchrifften Hiels. lufftgeiſter ſeyn/ die Adam/ darvon zu leben/ bauen muß. 6. Man ſoll ſein geſicht in ſich niederwarts kehren/ und allda die erde bauen/ die uns gezeiget wird durchs leben GOttes. 7. Wer da recht arbeitet des eigenthums loß- zu werden/ wird ſeiner zeit auch fruͤchte ernd- ten/ darvon zu leben. 8. Wann die erde (irrdi- ſche ſinne/ gedancken und luͤſte) muͤrb und mild gemacht/ verliert ſie ihre rauheit/ und wird be- quem/ guten ſaamen zu empfangen. 9. Dann wird die erde mit ſeelen erfuͤllet/ mit einem neuen himmel uͤberzogen/ und nichts dann klarheit und licht geſpuͤrt/ wo mans recht in ſeiner art- heit wahrnimmt. 10. Der menſch iſt nichts nothduͤrfftiger/ dann mit ſeinen ſinnen und gedancken ohne verzug in ſich umzukehren/ und ſein eigen werck wahrzunehmen. 11. Daß kei- ne zeit zu harren/ wann man durch GOttes weſentlichen Geiſt beruͤhret wird/ weil der Hauß-herr das hauß des hertzens kommt ein- zunehmen entweder mit recht oder mit gnade. Cap. 44. 1. Daß man acht haben ſolle/ ob die ge- rechtigkeit in uns regiert/ jedem/ was recht/ zu beweiſen/ daß wir nicht zur verdammnis/ ſon- dern zur gnade gewieſen werden. 2. Das we- ſen Gottes erhaͤlt alle von ihm ergrieffene gei- ſter im Goͤttlichen leben/ daß ſie nicht zu grun- de gehen moͤgen. 3. Das ungerechte leben aber muß durchs gerechte leben untergehen. 4 Heilige im weſen Gottes ermahnen die menſchheit alle- zeit das leben des todes zu verlaſſen/ und Got- tes leben in ihr anzunehmen. 5. Das leben iſt ein licht der menſchen/ kommt in ſein eigen- thum/ Joh. 1. v. 11. Wird nicht mit luſt an- genommen. 6. Daß die verdammnis/ wann das licht ſich in der menſchheit erzeigt/ ſie a- ber die finſternis (ihre irrdiſche luſt) lieber hat denn ſelbiges. 7. Das recht beſchirmt die/ ſo es annehmen. 8. Jeder ſoll wachen/ dem HErrn/ in ſein hertz kommend/ mit fleiſches-luſt nicht zu wiederſtehen; ſondern ihn auſſer dem thore (eigenthum im fleiſche) annehmen/ damit ihm die macht gegeben werde GOTTes kind zu werden. 9. GOTT begehrt vom menſchen nichts/ als das ihm eigenthuͤmlich angehoͤri- ge inwendige hertz/ luſt/ liebe/ und willen/ ſo durch ſeinen Geiſt getrieben wird. 10. Wenn der HErr das hertz wieder in liebe bewohnet/ wird der menſch von ſeinem Heiligen Geiſt zu allen tugenden getrieben. 11. Daß diß das rechte erbe der aus dem geiſte gebohrnen kin- der des HErrn. 12. Daß viel menſchen ver- gehen muͤſſen/ ehe GOTT ſein hertz und liebe einnehmen kan. Die erſte wirckung Chriſti im tempel des hertzens/ die kaͤuffer &c. austreiben/ darinn die Gottheit ermordet iſt/ und doch ein bethaus ſeyn ſoll/ Matth. 21. v. 12. 13. Die- ſen unreinen tempel (hertz) muß Chriſtus mit der geſetzlichen gerechtigkeit reinigen. 14. Die- ſer ſtraffdienſt muß dauren/ biß Chriſtus die liebe des menſchen zu ſeinem Vater findet. 15. Dieſe ſtraff kommt uͤbern menſchen/ weil er ſein hertz ſo veſt an ſeine luͤſte/ liebe und willen im fleiſch verbunden. 16. Nichts/ das den men- ſchen mehr verblendt und gefangen haͤlt/ dann eigene liebe des fleiſches; darum er ſo viel elen- de unterworffen/ und keine ruhe in der eignen liebe finden mag. 17. Die begierde zur eigenen liebe iſt unerſaͤttlich/ uñ treibt in alle unruhe; wird von GOTT geſtrafft. 18. Welche un ruhe nicht aufhoͤrt/ biß der menſch die liebe von ſich ſelbſt zu GOTT wende. 19. Weil die liebe und wille des hertzens zu GOTT nicht eingekehrt/ muß furcht und ſchrecken den vor- gang haben. 20. Welches der ſtraffdienſt uͤber das fleiſch/ ſodurch Chriſtum im hertzen bedient wird. 21. Dieſem unluſt wird keine gnade verkuͤndigt/ ſo lang der wille nicht zu Gottes weſentlicher gerechtigkeit im geiſte umgewendt. 22. So aber der wille zu GOTT eingekehrt/ hat der ſtraffdienſt uͤber die gutwillige ſeele kei- ne macht/ ſondern die gnade Chriſti beginnt herr zu werden im menſchen. Cap. 45. Daß der menſch/ mit dem luſt im fleiſche verbunden/ ſeinen willen GOtt ſchwerlich zu- bringen koͤnte/ biß er durchs elend innen wird/ daß er mit ſich betrogen ſey. 2. Und ſo lange ihm der gute wille zu GOtt gebricht/ muß er unter der zucht-ruthe und verdammniß bleiben. 3. Straffe ihme auch gut/ weil die ſuͤnde dar- durch gebrochen wird. 4. Menſchen/ ſo den luͤſten unterworffẽ/ und den ſtraff-dienſt nicht kennen/ nichts ſuͤſſers als der zufall der ſuͤnde. 5. Urtheil Gottes/ wie ſchwer dem menſchen/ weil er Got- tes gnade nicht in ſich fuͤhlt/ muß/ wañ die zeit eꝛ- fuͤllet/ Gottes macht empfinden. 6. Groſſer ver- fall/ daß Gott dem menſchen durch die liebe ſein ſelbſt ein tod worden. 7. GOtt zu bitten/ die zuͤchtigung nicht von uns zu nehmen/ biß wir die liebe zu ihm in uns fuͤhlen/ und daß ſeine zuͤchtigung uns zu gute geſchehen moͤge. 8. Der ſtraffdienſt wird immer ſchwerer in der ſeele wieder die luͤſte. 9. Menſch/ den luͤſten er- geben/ ſtehetunteꝛ deꝛ veꝛdammniß und mag oh- ne liebe zu GOtt weder erloͤſung noch gnade er- langen. 10. So der menſch unter dem ſtraff- dienſt gutwillig zu GOtt wird/ iſt GOtt mit- leidig und laͤſt ihn nicht uͤber ſein vermoͤgen ſtraffen. 11. Wenn die ſtraffe der ſchwachheit zu hart/ und keine krafft im menſchen zu hoffen noch zu glauben/ kommt das Goͤttliche erbar- men ihn zu erleichtern/ und verkuͤndiget die verfuͤhrung/ wordurch der ſchwache menſch zur hoffnung und glauben erneurt wird. 12. Menſch ſehend/ daß noch gnade fuͤr ihn ſey bey GOtt/ freut ſich/ erſinckt in die gedult/ darinn die zeit der erloͤſung zu erwarten. 13. Wann er dann erkennt/ wie gedultig GOtt in CHri- ſto mit ihm leidet/ ergiebt er ſich dem leiden biß in tod des fleiſches. 14. Welches die hand des HErꝛn uͤber den ſchwachen gutwilligen menſchen/ der luſt zu ſeinem ſchoͤpffer hat. 15. Die boͤßwillige und hartnaͤckigte muͤſſen mit der ſuͤnde/ unterm ſtraff-dienſte der gerechtig- keit GOttes in der verdammnis bleiben/ biß ſie buſſe thun. 16. Gerechtigkeit des vaters hoͤ- ret uͤber die ungebuͤſſete ſuͤnden nimmer auff/ welches die verdammniß der gottloſen. 17. Troſt deꝛ gerechten/ daß weil ſie des todes biter- keit geſchmaͤckt/ nicht mehr ſterben ꝛc. Rom. 6. 9. Cap. 46. Daß alle weſen/ geiſter und naturen durch ihre wercke und fruͤchte aus ihren wercken er- kandt werden/ nicht durch den wahn-geiſt noch der irꝛdiſchen unerleuchteten menſchen-vernunfft in ihrer ge machten ſuͤnde oder gerechtigkeit. 2. Dieſes einweſentliche zeugniß in der wirckung CHriſti

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 524. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/832>, abgerufen am 20.11.2024.