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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. VI. Der Lutheraner verhalten gegen die Reform.
[Spaltenumbruch] Göttliche mitwürckung dienen kan. Aufs
dritte habe ich/ wie aus der erklärung auf den
ersten Puncten von selbst fleust/ mich mit ja er-
kläret/ daß ich durchgehends eine blindheit/
unwissenheit/ verkehrte einbildung und andere
wider das wahre Christenthum streitende sa-
chen funden/ deswegen ich ihnen das Abend-
mahl nicht reichen könte. Welchen Puncten
ich denn auch in letzter Consistorial-versamm-
lung ferner erkläret/ und mich anerboten/ daß
ich/ so weit ich in der Visitation kommen wäre/
specifice dem Consistorio einbringen wolte/ wie
ich es von hauß zu hauß befunden/ und wel-
chen ich das Abendmahl nicht reichen könte/
mich auch ferner anerboten/ bey fortsetzung der
Visitation noch weiter zu specificiren/ was ich
ohn unterscheid bey grossen und kleinen funden/
und wie die beschaffenheit des mir anvertraue-
ten Quartiers wäre; Zu dem ende/ daß her-
nacher das Consistorium mit mir nicht nach
alter gewohnheit/ sondern nach Gottes wort
die sachen untersuchen/ nach befindung urthei-
len/ und dem verfall abhelffen möchte. Unter-
dessen aber/ weilen die zum heiligen Abend-
mahl unbequeme und mir bekante nebenst an-
dern nicht abbleiben würden/ ein Consistori-
um
sie auch annoch nicht abhalten wolte/ oder
würde/ habe ich sustiniret/ und sustinire an-
noch mit diesem/ welches ich auch ersuche ad
Acta Consistorialia
zu bringen/ daß mir pro
tempore, rebus sic stantibus,
da meine Con-
sciens
hart gebunden ist/ zugelassen würde hoc
tempore & ad tempus
biß die sachen gehoben
und verbessert wären/ mich von ausspendung
des heiligen Abendmahls frey zulassen damit
ich mein gewissen/ und die unwürdig hinzu
tretende seelen nicht beschweren möchte. Ob
mir nun solches hat können und sollen oder
mögen abgeschlagen und so eilig verfahren wer-
den/ stelle ich GOTT und aller unpartheyi-
schen urtheil anheim; Ob mir/ da ich deme/
was im ersten und zweyten Consessu Consisto-
rii
mir vor und frey gestellet worden/ nemlich
zu benennen und anzuzeigen/ wo der verfall wäre/
und welche ich untüchtig hielte/ ein genügen
zu leisten mich erboten/ solches auch den bey-
den/ von einem Wohlachtbaren Magistrat an
mich gesandten Deputatis, Herrn Bürgermei-
ster Keller/ und Doctor Jansen, wie auch im
letzten Consessu Consistoriali angegeben/ mir
eine suspension und enthaltung des predigens/
das mir unwürdigem geringem erdwurm so
weit von JEsu Christo anvertrauet ist/ ange-
kündiget werden können/ solches stelle ich auch
GOTT und aller unpartheyischen urtheil
anheim/ wozu mir aber eines Monats frist zu
fernerer erklärung im letzten am 23. gehaltenen
Consistorial Consessu indulgiret und gege-
ben sey/ muß ich ein Ehrwürdiges Consistori-
um
hiemit freundlichst fragen/ und ersuchen/ mir
die Puncta schrifftlich mitzutheilen; damit/
wenn etwas darunter/ welches hiemit nicht
gnugsam erkläret und ausgedrucket wäre/ noch
ferner möge erkläret und ausgedrucket wer-
den/ wozu ich mich mit beystand GOttes er-
biete. Duißburg 1682. den 28. Decembr.

NUM. VI.
Der Lutheraner verhalten gegen die
Reformirten.

Gleich wie aber die Reformirten an vielen
[Spaltenumbruch] orten mit denen also gehandelt/ welche
nicht in allem mit ihnen überein stimmen wol-
len; also ist ihnen auch von andern dergleichen
wiederfahren/ so/ daß immer eine parthey die
andere verfolget und gedrucket hat. Zu denen
exempeln/ die in der historie selbst zu finden/ kan
noch das folgende mit gesetzet werden, Es
findet sich in denen Consiliis Wittebergensi-
bus
ein Responsum wieder einen Prediger in
der Nieder-Lausnitz auff einem Dorffe Star-
gard: (woraus Andreas Carolus in seinen
memorabilibus Ecclesiasticis Tom. II. L VI.
c. 66. p.
212. die Pommerische Stadt Star-
gard macht) namens Christian Nicolaus
Kolckwi
tz/ welcher/ weil er der Reformirten re-
ligion zugethan gewesen/ anno 1660. seines
amts/ so er etlich und 20. jahr ungehindert ver-
waltet/ entsetzet/ und mit weib und kind im ho-
hen alter aus dem lande gewiesen worden.
(vid. P. l. Consil. Theol. p. 503 seqq.) Dieser
mann ist gleich darauf vom Churfürsten zu Bran-
denburg wiederum in ein Pastorat im Hertzog-
thum Crossen gesetzet worden/ und hat anno
1661. zu Franckfurt an der Oder eine schrifft in
8vo heraus gegeben/ unter dem titul: Lu-
therischer
Inquisition Tragoedien. Hierinne
erzehleer in der dedication an den Churfürsten
den gantzen proceß nach einander/ wie er von
dem Consistorio des Merseburgischen Fürsten
zu Lübben citiret/ und wider ihn inquitiret/
auch von Leipzig und Wittenberg urtheile wi-
der ihn eingeholet worden/ welche er selber samt
allen andern unkosten bezahlen/ und deswegen
an seinem haab und gut ausgepfändet werden
müssen. Hiebey klaget er sonderlich über eine
von Adel/ welche durch ihren mann ihm dieses
ungemach alles vermittelst des Consistorii aus
Rachgier zu wege gebracht hätte. Er führet
aber sonderlich die bedencklichen worte der Leip-
ziger Theologorum p. 123. an/ und beweiset
dagegen aus dem Instrumento Pacis und aus
der Praxi derer Reichs-Fürsten insgemein/ daß
die Protestanten einander dulten und nicht ty-
rannischer weise ausjagen solten/ welches auch
die Reformirten im Brandenburgischen/
Pfältzischen/ Casselischen/ Anhältischen/
Schlesischen und Westphälischen Landen de-
nen Lutheranern wircklich thäten/ da hingegen
diese sich wider jene so gar bärbarisch bezeigten.
Die worte des Leipziger urtheils sind folgende:
Jst demnach unser unvorgreifliches be-
dencken/ weil besagter Pfarrer zu Star-
gard Christian
Nicolai Kolckwitz einen Ha-
bitum Calvinismi
hat/ der über 40. jahr in
ihm gewurtzelt und unterschiedenen
gläubigen groß ärgernis gegeben hat/
daß erbey dem Lutherischen predig-amt
keine stunde mehr zu dulten/ sondern ihm
auf ein viertel jahr
spatium zu ertheilen/ ob
er denen in der Chur- und Fürstl. Sächs.
kirchen-ordnung denen
ordinandis vor-
geschriebenen
examens- und Visitations-ar-
ticuln affirmative
und negative unterschrei-
ben/ sich darauff auffs neue
ordiniren und
investiren lassen; oder ohne sententz aus
ihrer Fürstl. Durchl. des Herrn
Admini-
stratoris
und dero Herrn Brüdern Landen
weggehen wolle. Weil zumal keinem
Calvinisten/ wer sie auch seyn/ in keines
Lutherischen Herrn Landen und gebiet

auch
A. K. H. Vierter Theil. O o o 2

Th. IV. Sect. III. Num. VI. Der Lutheraner verhalten gegen die Reform.
[Spaltenumbruch] Goͤttliche mitwuͤrckung dienen kan. Aufs
dritte habe ich/ wie aus der erklaͤrung auf den
erſten Puncten von ſelbſt fleuſt/ mich mit ja er-
klaͤret/ daß ich durchgehends eine blindheit/
unwiſſenheit/ verkehrte einbildung und andere
wider das wahre Chriſtenthum ſtreitende ſa-
chen funden/ deswegen ich ihnen das Abend-
mahl nicht reichen koͤnte. Welchen Puncten
ich denn auch in letzter Conſiſtorial-verſam̃-
lung ferner erklaͤret/ und mich anerboten/ daß
ich/ ſo weit ich in der Viſitation kommen waͤre/
ſpecificè dem Conſiſtorio einbringen wolte/ wie
ich es von hauß zu hauß befunden/ und wel-
chen ich das Abendmahl nicht reichen koͤnte/
mich auch ferner anerboten/ bey fortſetzung der
Viſitation noch weiter zu ſpecificiren/ was ich
ohn unterſcheid bey groſſen uñ kleinen funden/
und wie die beſchaffenheit des mir anvertraue-
ten Quartiers waͤre; Zu dem ende/ daß her-
nacher das Conſiſtorium mit mir nicht nach
alter gewohnheit/ ſondern nach Gottes wort
die ſachen unterſuchen/ nach befindung urthei-
len/ und dem verfall abhelffen moͤchte. Unter-
deſſen aber/ weilen die zum heiligen Abend-
mahl unbequeme und mir bekante nebenſt an-
dern nicht abbleiben wuͤrden/ ein Conſiſtori-
um
ſie auch annoch nicht abhalten wolte/ oder
wuͤrde/ habe ich ſuſtiniret/ und ſuſtinire an-
noch mit dieſem/ welches ich auch erſuche ad
Acta Conſiſtorialia
zu bringen/ daß mir pro
tempore, rebus ſic ſtantibus,
da meine Con-
ſciens
hart gebunden iſt/ zugelaſſen wuͤrde hoc
tempore & ad tempus
biß die ſachen gehoben
und verbeſſert waͤren/ mich von ausſpendung
des heiligen Abendmahls frey zulaſſen damit
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tretende ſeelen nicht beſchweren moͤchte. Ob
mir nun ſolches hat koͤnnen und ſollen oder
moͤgen abgeſchlagen und ſo eilig verfahren wer-
den/ ſtelle ich GOTT und aller unpartheyi-
ſchen urtheil anheim; Ob mir/ da ich deme/
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rii
mir vor und frey geſtellet worden/ nemlich
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und welche ich untuͤchtig hielte/ ein genuͤgen
zu leiſten mich erboten/ ſolches auch den bey-
den/ von einem Wohlachtbaren Magiſtrat an
mich geſandten Deputatis, Herrn Buͤrgermei-
ſter Keller/ und Doctor Janſen, wie auch im
letzten Conſeſſu Conſiſtoriali angegeben/ mir
eine ſuſpenſion und enthaltung des predigens/
das mir unwuͤrdigem geringem erdwurm ſo
weit von JEſu Chriſto anvertrauet iſt/ ange-
kuͤndiget werden koͤnnen/ ſolches ſtelle ich auch
GOTT und aller unpartheyiſchen urtheil
anheim/ wozu mir aber eines Monats friſt zu
fernerer erklaͤrung im letzten am 23. gehaltenen
Conſiſtorial Conſeſſu indulgiret und gege-
ben ſey/ muß ich ein Ehrwuͤrdiges Conſiſtori-
um
hiemit freundlichſt fragen/ uñ erſuchen/ mir
die Puncta ſchrifftlich mitzutheilen; damit/
wenn etwas darunter/ welches hiemit nicht
gnugſam erklaͤret und ausgedrucket waͤre/ noch
ferner moͤge erklaͤret und ausgedrucket wer-
den/ wozu ich mich mit beyſtand GOttes er-
biete. Duißburg 1682. den 28. Decembr.

NUM. VI.
Der Lutheraner verhalten gegen die
Reformirten.

Gleich wie aber die Reformirten an vielen
[Spaltenumbruch] orten mit denen alſo gehandelt/ welche
nicht in allem mit ihnen uͤberein ſtimmen wol-
len; alſo iſt ihnen auch von andern dergleichen
wiederfahren/ ſo/ daß immer eine parthey die
andere verfolget und gedrucket hat. Zu denen
exempeln/ die in der hiſtorie ſelbſt zu finden/ kan
noch das folgende mit geſetzet werden, Es
findet ſich in denen Conſiliis Wittebergenſi-
bus
ein Reſponſum wieder einen Prediger in
der Nieder-Lauſnitz auff einem Dorffe Star-
gard: (woraus Andreas Carolus in ſeinen
memorabilibus Eccleſiaſticis Tom. II. L VI.
c. 66. p.
212. die Pommeriſche Stadt Star-
gard macht) namens Chriſtian Nicolaus
Kolckwi
tz/ welcher/ weil er der Reformirten re-
ligion zugethan geweſen/ anno 1660. ſeines
amts/ ſo er etlich und 20. jahr ungehindert ver-
waltet/ entſetzet/ und mit weib und kind im ho-
hen alter aus dem lande gewieſen worden.
(vid. P. l. Conſil. Theol. p. 503 ſeqq.) Dieſer
mañ iſt gleich darauf vom Churfuͤrſtẽ zu Bran-
denburg wiederum in ein Paſtorat im Hertzog-
thum Croſſen geſetzet worden/ und hat anno
1661. zu Franckfurt an der Oder eine ſchrifft in
8vo heraus gegeben/ unter dem titul: Lu-
theriſcher
Inquiſition Tragœdien. Hierinne
erzehleer in der dedication an den Churfuͤrſten
den gantzen proceß nach einander/ wie er von
dem Conſiſtorio des Merſeburgiſchen Fuͤrſten
zu Luͤbben citiret/ und wider ihn inquitiret/
auch von Leipzig und Wittenberg urtheile wi-
der ihn eingeholet worden/ welche er ſelber ſamt
allen andern unkoſten bezahlen/ und deswegen
an ſeinem haab und gut ausgepfaͤndet werden
muͤſſen. Hiebey klaget er ſonderlich uͤber eine
von Adel/ welche durch ihren mann ihm dieſes
ungemach alles vermittelſt des Conſiſtorii aus
Rachgier zu wege gebracht haͤtte. Er fuͤhret
aber ſonderlich die bedencklichen worte der Leip-
ziger Theologorum p. 123. an/ und beweiſet
dagegen aus dem Inſtrumento Pacis und aus
der Praxi derer Reichs-Fuͤrſten insgemein/ daß
die Proteſtanten einander dulten und nicht ty-
ranniſcher weiſe ausjagen ſolten/ welches auch
die Reformirten im Brandenburgiſchen/
Pfaͤltziſchen/ Caſſeliſchen/ Anhaͤltiſchen/
Schleſiſchen und Weſtphaͤliſchen Landen de-
nen Lutheranern wircklich thaͤten/ da hingegen
dieſe ſich wider jene ſo gar baͤrbariſch bezeigten.
Die worte des Leipziger urtheils ſind folgende:
Jſt demnach unſer unvorgreifliches be-
dencken/ weil beſagter Pfarrer zu Star-
gard Chriſtian
Nicolai Kolckwitz einen Ha-
bitum Calviniſmi
hat/ der uͤber 40. jahr in
ihm gewurtzelt und unterſchiedenen
glaͤubigen groß aͤrgernis gegeben hat/
daß erbey dem Lutheriſchen predig-amt
keine ſtunde mehr zu dulten/ ſondern ihm
auf ein viertel jahr
ſpatium zu ertheilẽ/ ob
er denen in der Chur- und Fuͤrſtl. Saͤchſ.
kirchen-ordnung denen
ordinandis vor-
geſchriebenen
examens- und Viſitations-ar-
ticuln affirmative
und negative unterſchrei-
ben/ ſich darauff auffs neue
ordiniren und
inveſtiren laſſen; oder ohne ſententz aus
ihrer Fuͤrſtl. Durchl. des Herꝛn
Admini-
ſtratoris
und dero Herꝛn Bruͤdeꝛn Landen
weggehen wolle. Weil zumal keinem
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A. K. H. Vierter Theil. O o o 2
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[475/0783] Th. IV. Sect. III. Num. VI. Der Lutheraner verhalten gegen die Reform. Goͤttliche mitwuͤrckung dienen kan. Aufs dritte habe ich/ wie aus der erklaͤrung auf den erſten Puncten von ſelbſt fleuſt/ mich mit ja er- klaͤret/ daß ich durchgehends eine blindheit/ unwiſſenheit/ verkehrte einbildung und andere wider das wahre Chriſtenthum ſtreitende ſa- chen funden/ deswegen ich ihnen das Abend- mahl nicht reichen koͤnte. Welchen Puncten ich denn auch in letzter Conſiſtorial-verſam̃- lung ferner erklaͤret/ und mich anerboten/ daß ich/ ſo weit ich in der Viſitation kommen waͤre/ ſpecificè dem Conſiſtorio einbringen wolte/ wie ich es von hauß zu hauß befunden/ und wel- chen ich das Abendmahl nicht reichen koͤnte/ mich auch ferner anerboten/ bey fortſetzung der Viſitation noch weiter zu ſpecificiren/ was ich ohn unterſcheid bey groſſen uñ kleinen funden/ und wie die beſchaffenheit des mir anvertraue- ten Quartiers waͤre; Zu dem ende/ daß her- nacher das Conſiſtorium mit mir nicht nach alter gewohnheit/ ſondern nach Gottes wort die ſachen unterſuchen/ nach befindung urthei- len/ und dem verfall abhelffen moͤchte. Unter- deſſen aber/ weilen die zum heiligen Abend- mahl unbequeme und mir bekante nebenſt an- dern nicht abbleiben wuͤrden/ ein Conſiſtori- um ſie auch annoch nicht abhalten wolte/ oder wuͤrde/ habe ich ſuſtiniret/ und ſuſtinire an- noch mit dieſem/ welches ich auch erſuche ad Acta Conſiſtorialia zu bringen/ daß mir pro tempore, rebus ſic ſtantibus, da meine Con- ſciens hart gebunden iſt/ zugelaſſen wuͤrde hoc tempore & ad tempus biß die ſachen gehoben und verbeſſert waͤren/ mich von ausſpendung des heiligen Abendmahls frey zulaſſen damit ich mein gewiſſen/ und die unwuͤrdig hinzu tretende ſeelen nicht beſchweren moͤchte. Ob mir nun ſolches hat koͤnnen und ſollen oder moͤgen abgeſchlagen und ſo eilig verfahren wer- den/ ſtelle ich GOTT und aller unpartheyi- ſchen urtheil anheim; Ob mir/ da ich deme/ was im erſten und zweyten Conſeſſu Conſiſto- rii mir vor und frey geſtellet worden/ nemlich zu beneñen und anzuzeigen/ wo der verfall waͤre/ und welche ich untuͤchtig hielte/ ein genuͤgen zu leiſten mich erboten/ ſolches auch den bey- den/ von einem Wohlachtbaren Magiſtrat an mich geſandten Deputatis, Herrn Buͤrgermei- ſter Keller/ und Doctor Janſen, wie auch im letzten Conſeſſu Conſiſtoriali angegeben/ mir eine ſuſpenſion und enthaltung des predigens/ das mir unwuͤrdigem geringem erdwurm ſo weit von JEſu Chriſto anvertrauet iſt/ ange- kuͤndiget werden koͤnnen/ ſolches ſtelle ich auch GOTT und aller unpartheyiſchen urtheil anheim/ wozu mir aber eines Monats friſt zu fernerer erklaͤrung im letzten am 23. gehaltenen Conſiſtorial Conſeſſu indulgiret und gege- ben ſey/ muß ich ein Ehrwuͤrdiges Conſiſtori- um hiemit freundlichſt fragen/ uñ erſuchen/ mir die Puncta ſchrifftlich mitzutheilen; damit/ wenn etwas darunter/ welches hiemit nicht gnugſam erklaͤret und ausgedrucket waͤre/ noch ferner moͤge erklaͤret und ausgedrucket wer- den/ wozu ich mich mit beyſtand GOttes er- biete. Duißburg 1682. den 28. Decembr. NUM. VI. Der Lutheraner verhalten gegen die Reformirten. Gleich wie aber die Reformirten an vielen orten mit denen alſo gehandelt/ welche nicht in allem mit ihnen uͤberein ſtimmen wol- len; alſo iſt ihnen auch von andern dergleichen wiederfahren/ ſo/ daß immer eine parthey die andere verfolget und gedrucket hat. Zu denen exempeln/ die in der hiſtorie ſelbſt zu finden/ kan noch das folgende mit geſetzet werden, Es findet ſich in denen Conſiliis Wittebergenſi- bus ein Reſponſum wieder einen Prediger in der Nieder-Lauſnitz auff einem Dorffe Star- gard: (woraus Andreas Carolus in ſeinen memorabilibus Eccleſiaſticis Tom. II. L VI. c. 66. p. 212. die Pommeriſche Stadt Star- gard macht) namens Chriſtian Nicolaus Kolckwitz/ welcher/ weil er der Reformirten re- ligion zugethan geweſen/ anno 1660. ſeines amts/ ſo er etlich und 20. jahr ungehindert ver- waltet/ entſetzet/ und mit weib und kind im ho- hen alter aus dem lande gewieſen worden. (vid. P. l. Conſil. Theol. p. 503 ſeqq.) Dieſer mañ iſt gleich darauf vom Churfuͤrſtẽ zu Bran- denburg wiederum in ein Paſtorat im Hertzog- thum Croſſen geſetzet worden/ und hat anno 1661. zu Franckfurt an der Oder eine ſchrifft in 8vo heraus gegeben/ unter dem titul: Lu- theriſcher Inquiſition Tragœdien. Hierinne erzehleer in der dedication an den Churfuͤrſten den gantzen proceß nach einander/ wie er von dem Conſiſtorio des Merſeburgiſchen Fuͤrſten zu Luͤbben citiret/ und wider ihn inquitiret/ auch von Leipzig und Wittenberg urtheile wi- der ihn eingeholet worden/ welche er ſelber ſamt allen andern unkoſten bezahlen/ und deswegen an ſeinem haab und gut ausgepfaͤndet werden muͤſſen. Hiebey klaget er ſonderlich uͤber eine von Adel/ welche durch ihren mann ihm dieſes ungemach alles vermittelſt des Conſiſtorii aus Rachgier zu wege gebracht haͤtte. Er fuͤhret aber ſonderlich die bedencklichen worte der Leip- ziger Theologorum p. 123. an/ und beweiſet dagegen aus dem Inſtrumento Pacis und aus der Praxi derer Reichs-Fuͤrſten insgemein/ daß die Proteſtanten einander dulten und nicht ty- ranniſcher weiſe ausjagen ſolten/ welches auch die Reformirten im Brandenburgiſchen/ Pfaͤltziſchen/ Caſſeliſchen/ Anhaͤltiſchen/ Schleſiſchen und Weſtphaͤliſchen Landen de- nen Lutheranern wircklich thaͤten/ da hingegen dieſe ſich wider jene ſo gar baͤrbariſch bezeigten. Die worte des Leipziger urtheils ſind folgende: Jſt demnach unſer unvorgreifliches be- dencken/ weil beſagter Pfarrer zu Star- gard Chriſtian Nicolai Kolckwitz einen Ha- bitum Calviniſmi hat/ der uͤber 40. jahr in ihm gewurtzelt und unterſchiedenen glaͤubigen groß aͤrgernis gegeben hat/ daß erbey dem Lutheriſchen predig-amt keine ſtunde mehr zu dulten/ ſondern ihm auf ein viertel jahr ſpatium zu ertheilẽ/ ob er denen in der Chur- und Fuͤrſtl. Saͤchſ. kirchen-ordnung denen ordinandis vor- geſchriebenen examens- und Viſitations-ar- ticuln affirmative und negative unterſchrei- ben/ ſich darauff auffs neue ordiniren und inveſtiren laſſen; oder ohne ſententz aus ihrer Fuͤrſtl. Durchl. des Herꝛn Admini- ſtratoris und dero Herꝛn Bruͤdeꝛn Landen weggehen wolle. Weil zumal keinem Calviniſten/ wer ſie auch ſeyn/ in keines Lutheriſchen Herrn Landen und gebiet auch A. K. H. Vierter Theil. O o o 2

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 475. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/783>, abgerufen am 20.11.2024.