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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. David Joris Schrifft vom Glauben.
[Spaltenumbruch]
Das 3. Capitel.

So höret nun und sehet/ ob ihr einen
warhafften Glauben habt/ ob er lebendig o-
der todt/ kräfftig oder kranck/ kindisch oder
männlich ist. Merckt hier wol auff! Dieser
glaube ist GOttes natur in der krafft/ welche
ist in CHRisto JESU/ den wir anziehen
müssen/ als der ein Geist/ und die weißheit
und warheit selber ist; aus welchem/ durch
welchen/ und in welchem uns der Vater zu
söhnen und töchtern machet. Jm gegen-
theil ist der unglaube des satans und teuffels
natur in der krafft; welcher unglaube der
wiedrige geist aller lügen oder die art des An-
tichrists ist/ aus-und durch welchen alle un-
gehorsame muthwillige kinder des unglau-
bens von dem teuffel hervorgebracht werden
zur qual/ leiden und trangsal/ und zu vielem
streit und versuchung der wahren kinder Got-
tes des glaubens/ welche darinn und dadurch
gesäubert und geprüffet werden. Die zweiff-
ler aber werden zu den weichlingen und treu-
losen/ als dem schaum von allen gerechnet. Es
wird sich so befinden. Wäre nun glauben
in euch/ so wäre auch GOttes krafft/ wahre
erkäntniß/ und das leben in euch/ es wäre
sein eigen wesen/ oder geist/ und GOttes ewige
natur in euch.

Es ist gewiß/ kein böses könte sich zu euch
nahen (ich sage vornemlich erst innerlich) son-
dern müste euch in allen dingen glücken.
Keinerley feinde würden euch beschädigen
oder nach sich ziehen können/ sondern es mü-
ste sich alles vor euch beugen und zittern/
o Zion/ üm des lebendigen GOttes willen/
der in euch grösser denn alles ist. Darum/
wäre der unglaube weg/ so wäre sathan über-
wunden/ und gantz weg/ und der teuffel mü-
ste weichen. Wäre der unglaube weg/ so
wäre die sünde und der tod/ hölle und ver-
dammniß/ und alle furcht des fleisches weg.
Wäre der unglaube gantz weg oder überwun-
den/ so wäre die welt und die finsterniß über-
wunden/ und gantz ohnmächtig/ die einwoh-
ner aber nichts als heu/ und die pforten des
todes lägen im staube/ und die macht der
höllen als dreck unter unsern füssen. Wäre
der unglaube weg/ so wäre kein schade noch
verderben/ keine pein noch schmertzen/ keine
verdammniß oder leiden mehr/ und würde kei-
ne sünde noch übel unter Jacob mehr gefun-
den werden.

Ach der unglaub/ der unglaub/ der un-
glaub/ der unglaub/ der unglaub/ o/ o/ o
der unglaub/ der unglaub/ sage ich/ ists al-
lein/ allein/ ja gantz allein/ der die menschen
verletzet/ hindert und ihnen schadet/ welcher
auch den menschen von GOtt abscheidet/
und ausser seinem reich und leben im tode
und in der finsterniß hält. Jm unglauben
ist alles/ was böse aus dem bösen/ heim-
lich verborgen/ ja feste beschlossen. Wäre
aber/ sage ich/ der unglaube gantz weg/ so
wäre da kein streit mehr/ der uns treffen kön-
te/ ja kein leiden/ verletzung oder tod/ kei-
ne sünde oder teuffel mehr in demselben.
Darum/ wol dem/ der im glauben über-
windet/ und die nacht der finsterniß durch-
kämpffet/ nemlich dem unglauben wieder-
[Spaltenumbruch] stehet/ den zweiffel hasset und neidet/ und
also die macht desselben/ nemlich des höl-
lischen abgrunds sein wesen durch das ver-
trauen auff den wahren lebendigen GOTT
unter sich bringet. Wer also gantz ohne
zweiffel streitet/ kämpffet und überwindet/
und JESUM an seiner stirn trägt/ der
sol leben/ leben sol er und nicht sterben; Aber
das hat viel in sich/ viel leiden/ streit und
jammer oder verdruß muß üm desselben wil-
len im fleisch gelitten seyn/ dieweil der kampff
nicht gewonnen ist. Ein solcher so gar mäch-
tiger starcker teuffel ist der unglaube. Doch
kan durch einen guten/ geneigten/ grossen/
ernsten/ heiligen willen/ und begierde der liebe/
der streit mit dem gebet des gläubigen ritter-
lich in dem namen JESU gewonnen wer-
den. Es ist also/ und ohne alles wiederspre-
chen gewiß und wahrhafftig.

Das 4. Capitel.

O allerköstlichster/ heiliger Glaube/ wie
sehr groß ist dein vermögen! O allerhöch-
ste krafft/ leben und Heiliger Geist! o Gött-
liche art und väterliche natur! O allerreine-
stes wesen/ in dir ist kein flecken oder run-
tzel. Wer daraus und darinn auffwächset/
nemlich des teuffels geist/ willen/ lust und
begierde wiederstehet/ und also auff den
HErrn Herrn fest vertrauet/ der sol leben
und wol bleiben in ewigkeit. Der unglaub
ist/ sage ich/ sathans geist/ art und stärcke/
welcher dir deine krafft und leben beraubet/
das sag ich dir. Darum so schicket euer hertz
dazu/ daß ihr auff den HERRN trauet/
damit ihr GOtt oder seinem worte nicht un-
glaubig seyd/ wollet ihr anders gesegnet seyn
und leben in ewigkeit. Denn wer rechtschaf-
fenen glauben hat/ von dessen leibe sollen
ströme des lebendigen wassers fliessen/ ja sol-
che gantz klare und süsse brunnen/ die auch
springen werden ins ewige leben/ spricht der
HErr Herr Zebaoth/ der Heilige in Jsrael.
Glaubets.

Weiche nun/ o du unglaube/ weiche/
weiche! stosset den zweiffel weg/ last fahren
sein gesichte/ und verkehrtes/ böses/ tödtliches
schalckswesen/ achtets gantz nicht/ das ist
so viel/ achtet den teuffel nichts/ so ist er
nichts/ und sol auch bey und in euch keine
macht mehr haben; nein/ überall nicht mehr/
als ihr ihm gebet durch den unglauben. Glau-
bet/ so ist er gebunden/ und ohne eintzig ver-
mögen/ ja gantz weg und zu nichte. Glaubt
schlechter dings/ sage ich euch/ euren GOtt
von gantzem eurem hertzen/ in allen seinen
worten. Ach glaubet/ glaubet/ er muß ge-
bunden seyn/ zu nichte werden/ und in dem
unglauben oder finsterniß wegfliehen/ denn
er muß in dem brunn des verdammniß/ und in
den abgrund der höllen gehen/ daraus er auff-
gestiegen ist/ und man sol ihn nicht mehr se-
hen. Das ist gewiß/ und ein festes wort des
HErrn. Höret ihr wol/ höret ihr wol/ sage ich/
was der Geist sagt. Gehet als rechte diener/ und
als gehorsame gläubige Gottes-kinder in eu-
res HErrn dienst und willen immer fort/
fürchtet euch/ und erschrecket nicht üm ein
haar/ da ist kein zweiffel dran/ als eure eige-

ne
Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. David Joris Schrifft vom Glauben.
[Spaltenumbruch]
Das 3. Capitel.

So hoͤret nun und ſehet/ ob ihr einen
warhafften Glauben habt/ ob er lebendig o-
der todt/ kraͤfftig oder kranck/ kindiſch oder
maͤnnlich iſt. Merckt hier wol auff! Dieſer
glaube iſt GOttes natur in der krafft/ welche
iſt in CHRiſto JESU/ den wir anziehen
muͤſſen/ als der ein Geiſt/ und die weißheit
und warheit ſelber iſt; aus welchem/ durch
welchen/ und in welchem uns der Vater zu
ſoͤhnen und toͤchtern machet. Jm gegen-
theil iſt der unglaube des ſatans und teuffels
natur in der krafft; welcher unglaube der
wiedrige geiſt aller luͤgen oder die art des An-
tichriſts iſt/ aus-und durch welchen alle un-
gehorſame muthwillige kinder des unglau-
bens von dem teuffel hervorgebracht werden
zur qual/ leiden und trangſal/ und zu vielem
ſtreit und verſuchung der wahren kinder Got-
tes des glaubens/ welche darinn und dadurch
geſaͤubert und gepruͤffet werden. Die zweiff-
ler aber werden zu den weichlingen und treu-
loſen/ als dem ſchaum von allen gerechnet. Es
wird ſich ſo befinden. Waͤre nun glauben
in euch/ ſo waͤre auch GOttes krafft/ wahre
erkaͤntniß/ und das leben in euch/ es waͤre
ſein eigen weſen/ oder geiſt/ und GOttes ewige
natur in euch.

Es iſt gewiß/ kein boͤſes koͤnte ſich zu euch
nahen (ich ſage vornemlich erſt innerlich) ſon-
dern muͤſte euch in allen dingen gluͤcken.
Keinerley feinde wuͤrden euch beſchaͤdigen
oder nach ſich ziehen koͤnnen/ ſondern es muͤ-
ſte ſich alles vor euch beugen und zittern/
o Zion/ uͤm des lebendigen GOttes willen/
der in euch groͤſſer denn alles iſt. Darum/
waͤre der unglaube weg/ ſo waͤre ſathan uͤber-
wunden/ und gantz weg/ und der teuffel muͤ-
ſte weichen. Waͤre der unglaube weg/ ſo
waͤre die ſuͤnde und der tod/ hoͤlle und ver-
dam̃niß/ und alle furcht des fleiſches weg.
Waͤre der unglaube gantz weg oder uͤberwun-
den/ ſo waͤre die welt und die finſterniß uͤber-
wunden/ und gantz ohnmaͤchtig/ die einwoh-
ner aber nichts als heu/ und die pforten des
todes laͤgen im ſtaube/ und die macht der
hoͤllen als dreck unter unſern fuͤſſen. Waͤre
der unglaube weg/ ſo waͤre kein ſchade noch
verderben/ keine pein noch ſchmertzen/ keine
verdam̃niß oder leiden mehr/ und wuͤrde kei-
ne ſuͤnde noch uͤbel unter Jacob mehr gefun-
den werden.

Ach der unglaub/ der unglaub/ der un-
glaub/ der unglaub/ der unglaub/ o/ o/ o
der unglaub/ der unglaub/ ſage ich/ iſts al-
lein/ allein/ ja gantz allein/ der die menſchen
verletzet/ hindert und ihnen ſchadet/ welcher
auch den menſchen von GOtt abſcheidet/
und auſſer ſeinem reich und leben im tode
und in der finſterniß haͤlt. Jm unglauben
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lich verborgen/ ja feſte beſchloſſen. Waͤre
aber/ ſage ich/ der unglaube gantz weg/ ſo
waͤre da kein ſtreit mehr/ der uns treffen koͤn-
te/ ja kein leiden/ verletzung oder tod/ kei-
ne ſuͤnde oder teuffel mehr in demſelben.
Darum/ wol dem/ der im glauben uͤber-
windet/ und die nacht der finſterniß durch-
kaͤmpffet/ nemlich dem unglauben wieder-
[Spaltenumbruch] ſtehet/ den zweiffel haſſet und neidet/ und
alſo die macht deſſelben/ nemlich des hoͤl-
liſchen abgrunds ſein weſen durch das ver-
trauen auff den wahren lebendigen GOTT
unter ſich bringet. Wer alſo gantz ohne
zweiffel ſtreitet/ kaͤmpffet und uͤberwindet/
und JESUM an ſeiner ſtirn traͤgt/ der
ſol leben/ leben ſol er und nicht ſterben; Aber
das hat viel in ſich/ viel leiden/ ſtreit und
jammer oder verdruß muß uͤm deſſelben wil-
len im fleiſch gelitten ſeyn/ dieweil der kampff
nicht gewonnen iſt. Ein ſolcher ſo gar maͤch-
tiger ſtarcker teuffel iſt der unglaube. Doch
kan durch einen guten/ geneigten/ groſſen/
ernſten/ heiligen willen/ und begierde der liebe/
der ſtreit mit dem gebet des glaͤubigen ritter-
lich in dem namen JESU gewonnen wer-
den. Es iſt alſo/ und ohne alles wiederſpre-
chen gewiß und wahrhafftig.

Das 4. Capitel.

O allerkoͤſtlichſter/ heiliger Glaube/ wie
ſehr groß iſt dein vermoͤgen! O allerhoͤch-
ſte krafft/ leben und Heiliger Geiſt! o Goͤtt-
liche art und vaͤterliche natur! O allerreine-
ſtes weſen/ in dir iſt kein flecken oder run-
tzel. Wer daraus und darinn auffwaͤchſet/
nemlich des teuffels geiſt/ willen/ luſt und
begierde wiederſtehet/ und alſo auff den
HErrn Herrn feſt vertrauet/ der ſol leben
und wol bleiben in ewigkeit. Der unglaub
iſt/ ſage ich/ ſathans geiſt/ art und ſtaͤrcke/
welcher dir deine krafft und leben beraubet/
das ſag ich dir. Darum ſo ſchicket euer hertz
dazu/ daß ihr auff den HERRN trauet/
damit ihr GOtt oder ſeinem worte nicht un-
glaubig ſeyd/ wollet ihr anders geſegnet ſeyn
und leben in ewigkeit. Denn wer rechtſchaf-
fenen glauben hat/ von deſſen leibe ſollen
ſtroͤme des lebendigen waſſers flieſſen/ ja ſol-
che gantz klare und ſuͤſſe brunnen/ die auch
ſpringen werden ins ewige leben/ ſpricht der
HErr Herr Zebaoth/ der Heilige in Jſrael.
Glaubets.

Weiche nun/ o du unglaube/ weiche/
weiche! ſtoſſet den zweiffel weg/ laſt fahren
ſein geſichte/ und verkehrtes/ boͤſes/ toͤdtliches
ſchalcksweſen/ achtets gantz nicht/ das iſt
ſo viel/ achtet den teuffel nichts/ ſo iſt er
nichts/ und ſol auch bey und in euch keine
macht mehr haben; nein/ uͤberall nicht mehr/
als ihr ihm gebet durch den unglauben. Glau-
bet/ ſo iſt er gebunden/ und ohne eintzig ver-
moͤgen/ ja gantz weg und zu nichte. Glaubt
ſchlechter dings/ ſage ich euch/ euren GOtt
von gantzem eurem hertzen/ in allen ſeinen
worten. Ach glaubet/ glaubet/ er muß ge-
bunden ſeyn/ zu nichte werden/ und in dem
unglauben oder finſterniß wegfliehen/ denn
er muß in dem brunn des verdam̃niß/ und in
den abgrund der hoͤllen gehen/ daraus er auff-
geſtiegen iſt/ und man ſol ihn nicht mehr ſe-
hen. Das iſt gewiß/ und ein feſtes wort des
HErrn. Hoͤret ihr wol/ hoͤret ihr wol/ ſage ich/
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als gehorſame glaͤubige Gottes-kinder in eu-
res HErrn dienſt und willen immer fort/
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&#x017F;o viel/ achtet den teuffel nichts/ &#x017F;o i&#x017F;t er<lb/>
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&#x017F;chlechter dings/ &#x017F;age ich euch/ euren GOtt<lb/>
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[386/0682] Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. David Joris Schrifft vom Glauben. Das 3. Capitel. So hoͤret nun und ſehet/ ob ihr einen warhafften Glauben habt/ ob er lebendig o- der todt/ kraͤfftig oder kranck/ kindiſch oder maͤnnlich iſt. Merckt hier wol auff! Dieſer glaube iſt GOttes natur in der krafft/ welche iſt in CHRiſto JESU/ den wir anziehen muͤſſen/ als der ein Geiſt/ und die weißheit und warheit ſelber iſt; aus welchem/ durch welchen/ und in welchem uns der Vater zu ſoͤhnen und toͤchtern machet. Jm gegen- theil iſt der unglaube des ſatans und teuffels natur in der krafft; welcher unglaube der wiedrige geiſt aller luͤgen oder die art des An- tichriſts iſt/ aus-und durch welchen alle un- gehorſame muthwillige kinder des unglau- bens von dem teuffel hervorgebracht werden zur qual/ leiden und trangſal/ und zu vielem ſtreit und verſuchung der wahren kinder Got- tes des glaubens/ welche darinn und dadurch geſaͤubert und gepruͤffet werden. Die zweiff- ler aber werden zu den weichlingen und treu- loſen/ als dem ſchaum von allen gerechnet. Es wird ſich ſo befinden. Waͤre nun glauben in euch/ ſo waͤre auch GOttes krafft/ wahre erkaͤntniß/ und das leben in euch/ es waͤre ſein eigen weſen/ oder geiſt/ und GOttes ewige natur in euch. Es iſt gewiß/ kein boͤſes koͤnte ſich zu euch nahen (ich ſage vornemlich erſt innerlich) ſon- dern muͤſte euch in allen dingen gluͤcken. Keinerley feinde wuͤrden euch beſchaͤdigen oder nach ſich ziehen koͤnnen/ ſondern es muͤ- ſte ſich alles vor euch beugen und zittern/ o Zion/ uͤm des lebendigen GOttes willen/ der in euch groͤſſer denn alles iſt. Darum/ waͤre der unglaube weg/ ſo waͤre ſathan uͤber- wunden/ und gantz weg/ und der teuffel muͤ- ſte weichen. Waͤre der unglaube weg/ ſo waͤre die ſuͤnde und der tod/ hoͤlle und ver- dam̃niß/ und alle furcht des fleiſches weg. Waͤre der unglaube gantz weg oder uͤberwun- den/ ſo waͤre die welt und die finſterniß uͤber- wunden/ und gantz ohnmaͤchtig/ die einwoh- ner aber nichts als heu/ und die pforten des todes laͤgen im ſtaube/ und die macht der hoͤllen als dreck unter unſern fuͤſſen. Waͤre der unglaube weg/ ſo waͤre kein ſchade noch verderben/ keine pein noch ſchmertzen/ keine verdam̃niß oder leiden mehr/ und wuͤrde kei- ne ſuͤnde noch uͤbel unter Jacob mehr gefun- den werden. Ach der unglaub/ der unglaub/ der un- glaub/ der unglaub/ der unglaub/ o/ o/ o der unglaub/ der unglaub/ ſage ich/ iſts al- lein/ allein/ ja gantz allein/ der die menſchen verletzet/ hindert und ihnen ſchadet/ welcher auch den menſchen von GOtt abſcheidet/ und auſſer ſeinem reich und leben im tode und in der finſterniß haͤlt. Jm unglauben iſt alles/ was boͤſe aus dem boͤſen/ heim- lich verborgen/ ja feſte beſchloſſen. Waͤre aber/ ſage ich/ der unglaube gantz weg/ ſo waͤre da kein ſtreit mehr/ der uns treffen koͤn- te/ ja kein leiden/ verletzung oder tod/ kei- ne ſuͤnde oder teuffel mehr in demſelben. Darum/ wol dem/ der im glauben uͤber- windet/ und die nacht der finſterniß durch- kaͤmpffet/ nemlich dem unglauben wieder- ſtehet/ den zweiffel haſſet und neidet/ und alſo die macht deſſelben/ nemlich des hoͤl- liſchen abgrunds ſein weſen durch das ver- trauen auff den wahren lebendigen GOTT unter ſich bringet. Wer alſo gantz ohne zweiffel ſtreitet/ kaͤmpffet und uͤberwindet/ und JESUM an ſeiner ſtirn traͤgt/ der ſol leben/ leben ſol er und nicht ſterben; Aber das hat viel in ſich/ viel leiden/ ſtreit und jammer oder verdruß muß uͤm deſſelben wil- len im fleiſch gelitten ſeyn/ dieweil der kampff nicht gewonnen iſt. Ein ſolcher ſo gar maͤch- tiger ſtarcker teuffel iſt der unglaube. Doch kan durch einen guten/ geneigten/ groſſen/ ernſten/ heiligen willen/ und begierde der liebe/ der ſtreit mit dem gebet des glaͤubigen ritter- lich in dem namen JESU gewonnen wer- den. Es iſt alſo/ und ohne alles wiederſpre- chen gewiß und wahrhafftig. Das 4. Capitel. O allerkoͤſtlichſter/ heiliger Glaube/ wie ſehr groß iſt dein vermoͤgen! O allerhoͤch- ſte krafft/ leben und Heiliger Geiſt! o Goͤtt- liche art und vaͤterliche natur! O allerreine- ſtes weſen/ in dir iſt kein flecken oder run- tzel. Wer daraus und darinn auffwaͤchſet/ nemlich des teuffels geiſt/ willen/ luſt und begierde wiederſtehet/ und alſo auff den HErrn Herrn feſt vertrauet/ der ſol leben und wol bleiben in ewigkeit. Der unglaub iſt/ ſage ich/ ſathans geiſt/ art und ſtaͤrcke/ welcher dir deine krafft und leben beraubet/ das ſag ich dir. Darum ſo ſchicket euer hertz dazu/ daß ihr auff den HERRN trauet/ damit ihr GOtt oder ſeinem worte nicht un- glaubig ſeyd/ wollet ihr anders geſegnet ſeyn und leben in ewigkeit. Denn wer rechtſchaf- fenen glauben hat/ von deſſen leibe ſollen ſtroͤme des lebendigen waſſers flieſſen/ ja ſol- che gantz klare und ſuͤſſe brunnen/ die auch ſpringen werden ins ewige leben/ ſpricht der HErr Herr Zebaoth/ der Heilige in Jſrael. Glaubets. Weiche nun/ o du unglaube/ weiche/ weiche! ſtoſſet den zweiffel weg/ laſt fahren ſein geſichte/ und verkehrtes/ boͤſes/ toͤdtliches ſchalcksweſen/ achtets gantz nicht/ das iſt ſo viel/ achtet den teuffel nichts/ ſo iſt er nichts/ und ſol auch bey und in euch keine macht mehr haben; nein/ uͤberall nicht mehr/ als ihr ihm gebet durch den unglauben. Glau- bet/ ſo iſt er gebunden/ und ohne eintzig ver- moͤgen/ ja gantz weg und zu nichte. Glaubt ſchlechter dings/ ſage ich euch/ euren GOtt von gantzem eurem hertzen/ in allen ſeinen worten. Ach glaubet/ glaubet/ er muß ge- bunden ſeyn/ zu nichte werden/ und in dem unglauben oder finſterniß wegfliehen/ denn er muß in dem brunn des verdam̃niß/ und in den abgrund der hoͤllen gehen/ daraus er auff- geſtiegen iſt/ und man ſol ihn nicht mehr ſe- hen. Das iſt gewiß/ und ein feſtes wort des HErrn. Hoͤret ihr wol/ hoͤret ihr wol/ ſage ich/ was der Geiſt ſagt. Gehet als rechte diener/ und als gehorſame glaͤubige Gottes-kinder in eu- res HErrn dienſt und willen immer fort/ fuͤrchtet euch/ und erſchrecket nicht uͤm ein haar/ da iſt kein zweiffel dran/ als eure eige- ne

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/682>, abgerufen am 20.11.2024.