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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. David Joris Schrifft/
[Spaltenumbruch] ungerechten auch recht thun/ und sie in tod
weisen. Denn der lohn der sünden ist der tod/
und die krafft der sünden ist das gebot. Also
kommt mit dem gebot die gerechtigkeit/ und
beweiset/ daß die andern auch recht gethan
haben.

O meine liebe Brüder/ lasset uns wol zuse-
hen/ denn hier werden die kinder dieser welt im
Psalm. I. 5gerichte nicht stehen bleiben/ noch die
sünder in der gemeine der gerechten. Denn

Gal. V. 9.ein wenig sauerteig versäuret den gan-
tzen teig/ darum feget den alten teig

1. Cor. V. 7aus/ auff daß ihr ungesäuret seyd; und
unsträfflich vor der gerechtigkeit im lichte
wandlende erfunden werdet. Denn alsdann
sol alle ungerechtigkeit zu nichte gemacht wer-
NB.den von der erden. Ja/ alsdann sol die welt
Esaus untergehen/ und die welt Jacobs her-
vor treten. Da gehet denn unsere erhöhung
auff allerley weise vollkömmlich an/ und wer-
den unsere lust sehen/ und wird keine pein
mehr empfunden werden/ wie CHRistus
spricht: Jn dieser welt habt ihr keine pein/
das ist: Jn CHRisto sollen wir friede
Joh. XVI.
33.
und leben finden/ aber in dieser welt
haben wir angst
im fleisch. Denn wer
NB. NB.die welt Jacobs besitzen wil/ der muß
sie in der welt Esaus bewohnen/
und
muß in dieser zeit unter die barmhertzigkeit
treten/ und allda so streiten/ daß er vor der ge-
rechtigkeit bestehen möge/ wie Jacob stritte
zur zeit Esaus. Eben wie die erste welt im pa-
radiese bereitet ward; die andere in der archen
Noä/ die dritte in der hütten Mosis/ in bildern
verborgen/ durch CHRistum aber erst klar an
den tag gebracht/ der der weg/ die warheit und
das leben ist; das wird nun geistlich im wesen
gebauet/ aber in der dritten welt in krafft auff-
NB.gerichtet und stehen bleiben. Allda wird die
barmhertzigkeit ein könig der gerechten in voller
krafft seyn/ wie oben gemeldet ist. Da ist denn
alles wieder zurechte bracht/ alsdann wirds
die barmhertzigkeit überlieffern der allmacht/
angesehen sie es alles gemacht hat/ und als-
1. Cor. XV.
28.
dann wird GOTT alles in allen seyn.
Dem sey das reich und der preiß von ewig-
keit zu ewigkeit/ Amen.

Die allmacht gebieret die gerechtigkeit/
gerechtigkeit gebieret die barmhertzigkeit.
Die allmacht gibt das gebot/ und damit
stellt sie uns unter die gerechtigkeit/ von der
gerechtigkeit kommen wir unter die barmher-
tzigkeit. Und wie wir erst von der allmacht
zur gerechtigkeit/ und von der gerechtigkeit
zur barmhertzigkeit kommen; also müssen
wir wiederum zurücke/ und wiedergebracht
werden durch die barmhertzigkeit/ die es alles
zurechte bringet. Alsdann treten wir von
der barmhertzigkeit durch gerechtigkeit/ und
kommen also wieder zur allmacht. Die
barmhertzigkeit setzet uns frey in den vorhoff/
durch die gerechtigkeit kommen wir ins hei-
lige/ allda ist die gerechtigkeit unser zeuge
vor der allmacht/ und setzet uns ins aller-
heiligste mit GOTT ewig zu leben. Da-
zu helffe uns der einige GOTT des him-
mels/ der Vater der Herrligkeit/ durch sei-
nen Sohn JESUM CHRristum/ Amen.
Merckt wol drauff!

[Spaltenumbruch]
Das 5. Capitel.

Wenn nun die vollkommene liebe kommt/
daß nichts mehr aus furcht gethan oder gelas-
sen wird/ so sollen die hertzen leben und nicht
sterben/ aber ohne furcht in CHRisto/ und
voll rühmender sauberer lippen mit dem geiste
in der verneurung der zeit und zukünfftigen
welt seyn/ und die früchte aus dem lust-hoff
davon essen. Sehet/ diese sind die außer-
wehlte und liebsten/ dem HERRN vor den
andern die angenehmste/ die principale auß-
erlesene blume Jacobs/ erwehlet zu seiner
braut/ lust und leben. Die letzten/ die mit
zwang eingehen/ werden geringer seyn denn
die ersten. Denn sechtzig sind der köni-Hoh. Lieb
VI. 8.

ginnen/ achtzig der kebsweiber oder
Concubinen/ und der mägde ist keine
zahl.
Ferner: Gebenedeyet bistu E-Jes. XIX.
v. 15

gypten/ mein Volck/ und du Assur mei-
ner hände werck/ und Jsrael mein erb-
theil.
Sehet/ dieser wird sagen: Jchcap. XLIV.
v. 5.

bin des HErrn/ und jener wird mit
dem namen Jacob genennet werden/
und der dritte wird sich mit seiner hand
dem HErrn unterschreiben/ und wird mit
dem namen Jsraels genennet werden.

Der eine sol im wege erfunden werden/ der
andere zur warheit kommen seyn/ der dritte ins
leben. Der eine in vorhoff/ der andere ins
heilige/ der dritte ins allerheiligste/ das ist/
allesamt müssen sie in dem Glauben stehende
in einem guten willen/ lust und begierde ar-
beitende sehrernstlich erfunden werden. Merckt
wol drauff!

Diß sey ins gemein überall von dem ruff
gesagt/ damit diß alles von einem jeglichen
menschen zur rechten zeit geschehe/ auff daß
die liebe darinn auffwachse/ und endlich am
allermeisten wircke und überwinde/ beson-
ders die außerwehlte und liebste eingeschrie-
ben werden. Denn ich sage es euch/ die auß-
erwehlte oder liebste sol das weib oder die
braut seyn. Aber/ sie muß fleisch von seinem
fleisch/ und bein von seinem bein/ licht/ rein/
heilig/ ohne flecken oder runtzel/ und ihrem
HErrn gleich seyn/ gantz überwunden und
durchgekämpfft haben/ und würdig seyn in
dem allerheiligsten oder leben zustehen. Merckt
wol drauff! Das sind die außerwehlten/ die
im ofen des elendes/ in dem camin der ernie-Sir. II. 5.
drigung/ als gold und silber durchsäubert/
manchmal geprüffet und durchfeuert/ ja
wol durchläutert sind. Aber hierin werden
ihrer wenig getreu und außhaltende befunden.
Selig aber ist der und heilig/ der da leidet/
streitet und überwindet. Denn diese sollen
die hauptsächliche außerlesene blume Jacobs/
die geliebte stadt GOttes/ Zion/ Jerusa-
lem/ der berg und tempel des HErrn seyn/
welche von nichts als von lauter außerlesenen
köstlichen steinen und gold sol gezimmert wer-
den/ in welchen die andern wohnen/ leben
und sich erfreuen sollen üm GOttes willen
durch CHRistum.

Diß sind die königlichen Priester/ die die
Herren über die gantze erde seyn sollen/ wel-
che hundertfältige frucht empfangen haben/

die

Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. David Joris Schrifft/
[Spaltenumbruch] ungerechten auch recht thun/ und ſie in tod
weiſen. Denn der lohn der ſuͤnden iſt der tod/
und die krafft der ſuͤnden iſt das gebot. Alſo
kom̃t mit dem gebot die gerechtigkeit/ und
beweiſet/ daß die andern auch recht gethan
haben.

O meine liebe Bruͤder/ laſſet uns wol zuſe-
hen/ denn hier werden die kinder dieſer welt im
Pſalm. I. 5gerichte nicht ſtehen bleiben/ noch die
ſuͤnder in der gemeine der gerechten. Deñ

Gal. V. 9.ein wenig ſauerteig verſaͤuret den gan-
tzen teig/ darum feget den alten teig

1. Cor. V. 7aus/ auff daß ihr ungeſaͤuret ſeyd; und
unſtraͤfflich vor der gerechtigkeit im lichte
wandlende erfunden werdet. Denn alsdann
ſol alle ungerechtigkeit zu nichte gemacht wer-
NB.den von der erden. Ja/ alsdann ſol die welt
Eſaus untergehen/ und die welt Jacobs her-
vor treten. Da gehet denn unſere erhoͤhung
auff allerley weiſe vollkoͤm̃lich an/ und wer-
den unſere luſt ſehen/ und wird keine pein
mehr empfunden werden/ wie CHRiſtus
ſpricht: Jn dieſer welt habt ihr keine pein/
das iſt: Jn CHRiſto ſollen wir friede
Joh. XVI.
33.
und leben finden/ aber in dieſer welt
haben wir angſt
im fleiſch. Denn wer
NB. NB.die welt Jacobs beſitzen wil/ der muß
ſie in der welt Eſaus bewohnen/
und
muß in dieſer zeit unter die barmhertzigkeit
treten/ und allda ſo ſtreiten/ daß er vor der ge-
rechtigkeit beſtehen moͤge/ wie Jacob ſtritte
zur zeit Eſaus. Eben wie die erſte welt im pa-
radieſe bereitet ward; die andere in der archen
Noaͤ/ die dritte in der huͤtten Moſis/ in bildern
verborgen/ durch CHRiſtum aber erſt klar an
den tag gebracht/ der der weg/ die warheit und
das leben iſt; das wird nun geiſtlich im weſen
gebauet/ aber in der dritten welt in krafft auff-
NB.gerichtet und ſtehen bleiben. Allda wird die
barmhertzigkeit ein koͤnig der gerechten in voller
krafft ſeyn/ wie oben gemeldet iſt. Da iſt denn
alles wieder zurechte bracht/ alsdann wirds
die barmhertzigkeit uͤberlieffern der allmacht/
angeſehen ſie es alles gemacht hat/ und als-
1. Cor. XV.
28.
dann wird GOTT alles in allen ſeyn.
Dem ſey das reich und der preiß von ewig-
keit zu ewigkeit/ Amen.

Die allmacht gebieret die gerechtigkeit/
gerechtigkeit gebieret die barmhertzigkeit.
Die allmacht gibt das gebot/ und damit
ſtellt ſie uns unter die gerechtigkeit/ von der
gerechtigkeit kommen wir unter die barmher-
tzigkeit. Und wie wir erſt von der allmacht
zur gerechtigkeit/ und von der gerechtigkeit
zur barmhertzigkeit kommen; alſo muͤſſen
wir wiederum zuruͤcke/ und wiedergebracht
werden durch die barmhertzigkeit/ die es alles
zurechte bringet. Alsdann treten wir von
der barmhertzigkeit durch gerechtigkeit/ und
kommen alſo wieder zur allmacht. Die
barmhertzigkeit ſetzet uns frey in den vorhoff/
durch die gerechtigkeit kommen wir ins hei-
lige/ allda iſt die gerechtigkeit unſer zeuge
vor der allmacht/ und ſetzet uns ins aller-
heiligſte mit GOTT ewig zu leben. Da-
zu helffe uns der einige GOTT des him-
mels/ der Vater der Herrligkeit/ durch ſei-
nen Sohn JESUM CHRriſtum/ Amen.
Merckt wol drauff!

[Spaltenumbruch]
Das 5. Capitel.

Wenn nun die vollkommene liebe kom̃t/
daß nichts mehr aus furcht gethan oder gelaſ-
ſen wird/ ſo ſollen die hertzen leben und nicht
ſterben/ aber ohne furcht in CHRiſto/ und
voll ruͤhmender ſauberer lippen mit dem geiſte
in der verneurung der zeit und zukuͤnfftigen
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davon eſſen. Sehet/ dieſe ſind die außer-
wehlte und liebſten/ dem HERRN vor den
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erleſene blume Jacobs/ erwehlet zu ſeiner
braut/ luſt und leben. Die letzten/ die mit
zwang eingehen/ werden geringer ſeyn denn
die erſten. Denn ſechtzig ſind der koͤni-Hoh. Lieb
VI. 8.

ginnen/ achtzig der kebsweiber oder
Concubinen/ und der maͤgde iſt keine
zahl.
Ferner: Gebenedeyet biſtu E-Jeſ. XIX.
v. 15

gypten/ mein Volck/ und du Aſſur mei-
ner haͤnde werck/ und Jſrael mein erb-
theil.
Sehet/ dieſer wird ſagen: Jchcap. XLIV.
v. 5.

bin des HErrn/ und jener wird mit
dem namen Jacob genennet werden/
und der dritte wird ſich mit ſeiner hand
dem HErrn unterſchreiben/ uñ wird mit
dem namen Jſraels genennet werden.

Der eine ſol im wege erfunden werden/ der
andere zur warheit kommen ſeyn/ der dritte ins
leben. Der eine in vorhoff/ der andere ins
heilige/ der dritte ins allerheiligſte/ das iſt/
alleſamt muͤſſen ſie in dem Glauben ſtehende
in einem guten willen/ luſt und begierde ar-
beitende ſehrernſtlich erfunden werden. Merckt
wol drauff!

Diß ſey ins gemein uͤberall von dem ruff
geſagt/ damit diß alles von einem jeglichen
menſchen zur rechten zeit geſchehe/ auff daß
die liebe darinn auffwachſe/ und endlich am
allermeiſten wircke und uͤberwinde/ beſon-
ders die außerwehlte und liebſte eingeſchrie-
ben werden. Denn ich ſage es euch/ die auß-
erwehlte oder liebſte ſol das weib oder die
braut ſeyn. Aber/ ſie muß fleiſch von ſeinem
fleiſch/ und bein von ſeinem bein/ licht/ rein/
heilig/ ohne flecken oder runtzel/ und ihrem
HErrn gleich ſeyn/ gantz uͤberwunden und
durchgekaͤmpfft haben/ und wuͤrdig ſeyn in
dem allerheiligſten oder leben zuſtehen. Merckt
wol drauff! Das ſind die außerwehlten/ die
im ofen des elendes/ in dem camin der ernie-Sir. II. 5.
drigung/ als gold und ſilber durchſaͤubert/
manchmal gepruͤffet und durchfeuert/ ja
wol durchlaͤutert ſind. Aber hierin werden
ihrer wenig getreu und außhaltende befunden.
Selig aber iſt der und heilig/ der da leidet/
ſtreitet und uͤberwindet. Denn dieſe ſollen
die hauptſaͤchliche außerleſene blume Jacobs/
die geliebte ſtadt GOttes/ Zion/ Jeruſa-
lem/ der berg und tempel des HErrn ſeyn/
welche von nichts als von lauter außerleſenen
koͤſtlichen ſteinen und gold ſol gezimmert wer-
den/ in welchen die andern wohnen/ leben
und ſich erfreuen ſollen uͤm GOttes willen
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Diß ſind die koͤniglichen Prieſter/ die die
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che hundertfaͤltige frucht empfangen haben/

die
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[374/0670] Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. David Joris Schrifft/ ungerechten auch recht thun/ und ſie in tod weiſen. Denn der lohn der ſuͤnden iſt der tod/ und die krafft der ſuͤnden iſt das gebot. Alſo kom̃t mit dem gebot die gerechtigkeit/ und beweiſet/ daß die andern auch recht gethan haben. O meine liebe Bruͤder/ laſſet uns wol zuſe- hen/ denn hier werden die kinder dieſer welt im gerichte nicht ſtehen bleiben/ noch die ſuͤnder in der gemeine der gerechten. Deñ ein wenig ſauerteig verſaͤuret den gan- tzen teig/ darum feget den alten teig aus/ auff daß ihr ungeſaͤuret ſeyd; und unſtraͤfflich vor der gerechtigkeit im lichte wandlende erfunden werdet. Denn alsdann ſol alle ungerechtigkeit zu nichte gemacht wer- den von der erden. Ja/ alsdann ſol die welt Eſaus untergehen/ und die welt Jacobs her- vor treten. Da gehet denn unſere erhoͤhung auff allerley weiſe vollkoͤm̃lich an/ und wer- den unſere luſt ſehen/ und wird keine pein mehr empfunden werden/ wie CHRiſtus ſpricht: Jn dieſer welt habt ihr keine pein/ das iſt: Jn CHRiſto ſollen wir friede und leben finden/ aber in dieſer welt haben wir angſt im fleiſch. Denn wer die welt Jacobs beſitzen wil/ der muß ſie in der welt Eſaus bewohnen/ und muß in dieſer zeit unter die barmhertzigkeit treten/ und allda ſo ſtreiten/ daß er vor der ge- rechtigkeit beſtehen moͤge/ wie Jacob ſtritte zur zeit Eſaus. Eben wie die erſte welt im pa- radieſe bereitet ward; die andere in der archen Noaͤ/ die dritte in der huͤtten Moſis/ in bildern verborgen/ durch CHRiſtum aber erſt klar an den tag gebracht/ der der weg/ die warheit und das leben iſt; das wird nun geiſtlich im weſen gebauet/ aber in der dritten welt in krafft auff- gerichtet und ſtehen bleiben. Allda wird die barmhertzigkeit ein koͤnig der gerechten in voller krafft ſeyn/ wie oben gemeldet iſt. Da iſt denn alles wieder zurechte bracht/ alsdann wirds die barmhertzigkeit uͤberlieffern der allmacht/ angeſehen ſie es alles gemacht hat/ und als- dann wird GOTT alles in allen ſeyn. Dem ſey das reich und der preiß von ewig- keit zu ewigkeit/ Amen. Pſalm. I. 5 Gal. V. 9. 1. Cor. V. 7 NB. Joh. XVI. 33. NB. NB. NB. 1. Cor. XV. 28. Die allmacht gebieret die gerechtigkeit/ gerechtigkeit gebieret die barmhertzigkeit. Die allmacht gibt das gebot/ und damit ſtellt ſie uns unter die gerechtigkeit/ von der gerechtigkeit kommen wir unter die barmher- tzigkeit. Und wie wir erſt von der allmacht zur gerechtigkeit/ und von der gerechtigkeit zur barmhertzigkeit kommen; alſo muͤſſen wir wiederum zuruͤcke/ und wiedergebracht werden durch die barmhertzigkeit/ die es alles zurechte bringet. Alsdann treten wir von der barmhertzigkeit durch gerechtigkeit/ und kommen alſo wieder zur allmacht. Die barmhertzigkeit ſetzet uns frey in den vorhoff/ durch die gerechtigkeit kommen wir ins hei- lige/ allda iſt die gerechtigkeit unſer zeuge vor der allmacht/ und ſetzet uns ins aller- heiligſte mit GOTT ewig zu leben. Da- zu helffe uns der einige GOTT des him- mels/ der Vater der Herrligkeit/ durch ſei- nen Sohn JESUM CHRriſtum/ Amen. Merckt wol drauff! Das 5. Capitel. Wenn nun die vollkommene liebe kom̃t/ daß nichts mehr aus furcht gethan oder gelaſ- ſen wird/ ſo ſollen die hertzen leben und nicht ſterben/ aber ohne furcht in CHRiſto/ und voll ruͤhmender ſauberer lippen mit dem geiſte in der verneurung der zeit und zukuͤnfftigen welt ſeyn/ und die fruͤchte aus dem luſt-hoff davon eſſen. Sehet/ dieſe ſind die außer- wehlte und liebſten/ dem HERRN vor den andern die angenehmſte/ die principale auß- erleſene blume Jacobs/ erwehlet zu ſeiner braut/ luſt und leben. Die letzten/ die mit zwang eingehen/ werden geringer ſeyn denn die erſten. Denn ſechtzig ſind der koͤni- ginnen/ achtzig der kebsweiber oder Concubinen/ und der maͤgde iſt keine zahl. Ferner: Gebenedeyet biſtu E- gypten/ mein Volck/ und du Aſſur mei- ner haͤnde werck/ und Jſrael mein erb- theil. Sehet/ dieſer wird ſagen: Jch bin des HErrn/ und jener wird mit dem namen Jacob genennet werden/ und der dritte wird ſich mit ſeiner hand dem HErrn unterſchreiben/ uñ wird mit dem namen Jſraels genennet werden. Der eine ſol im wege erfunden werden/ der andere zur warheit kommen ſeyn/ der dritte ins leben. Der eine in vorhoff/ der andere ins heilige/ der dritte ins allerheiligſte/ das iſt/ alleſamt muͤſſen ſie in dem Glauben ſtehende in einem guten willen/ luſt und begierde ar- beitende ſehrernſtlich erfunden werden. Merckt wol drauff! Hoh. Lieb VI. 8. Jeſ. XIX. v. 15 cap. XLIV. v. 5. Diß ſey ins gemein uͤberall von dem ruff geſagt/ damit diß alles von einem jeglichen menſchen zur rechten zeit geſchehe/ auff daß die liebe darinn auffwachſe/ und endlich am allermeiſten wircke und uͤberwinde/ beſon- ders die außerwehlte und liebſte eingeſchrie- ben werden. Denn ich ſage es euch/ die auß- erwehlte oder liebſte ſol das weib oder die braut ſeyn. Aber/ ſie muß fleiſch von ſeinem fleiſch/ und bein von ſeinem bein/ licht/ rein/ heilig/ ohne flecken oder runtzel/ und ihrem HErrn gleich ſeyn/ gantz uͤberwunden und durchgekaͤmpfft haben/ und wuͤrdig ſeyn in dem allerheiligſten oder leben zuſtehen. Merckt wol drauff! Das ſind die außerwehlten/ die im ofen des elendes/ in dem camin der ernie- drigung/ als gold und ſilber durchſaͤubert/ manchmal gepruͤffet und durchfeuert/ ja wol durchlaͤutert ſind. Aber hierin werden ihrer wenig getreu und außhaltende befunden. Selig aber iſt der und heilig/ der da leidet/ ſtreitet und uͤberwindet. Denn dieſe ſollen die hauptſaͤchliche außerleſene blume Jacobs/ die geliebte ſtadt GOttes/ Zion/ Jeruſa- lem/ der berg und tempel des HErrn ſeyn/ welche von nichts als von lauter außerleſenen koͤſtlichen ſteinen und gold ſol gezimmert wer- den/ in welchen die andern wohnen/ leben und ſich erfreuen ſollen uͤm GOttes willen durch CHRiſtum. Sir. II. 5. Diß ſind die koͤniglichen Prieſter/ die die Herren uͤber die gantze erde ſeyn ſollen/ wel- che hundertfaͤltige frucht empfangen haben/ die

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/670>, abgerufen am 20.11.2024.