Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Th. IV. Sect. II. Num. XLIII. David Joris klare anzeig. zu mercken
[Spaltenumbruch] von Christo geredet ist) ja der gantzen welt zu
seiner zeit schon kommen und straffen/ laut der
Schrifft. Menschen aber kommts nicht zu/
dann es ist GOttes werck. Darum wehe dem/
der sich an seine statt setzet/ und das unkraut
vor der zeit außrotten will/ ehe er als ein engel
von GOtt im lichte darzu gesandt ist.

O wie sehr grausam ists/ jemanden umb sei-
nes glaubens willen/ weil er mit allem seinem
wissen und meynen in Christo oder GOtt ist/
zu tödten/ ob er gleich nicht gar lauter oder rich-
tig/ und hier und da einem oder dem andern
nicht gleich ist/ wann einer nur der Obrigkeit/ so
von GOtt vor die gutwilligen eingesetzet/ nicht
zu wider/ sondern ehrerbietig und gehorsam ist/
wann er nur friedsam und freundlich lebet und
niemanden im guten zuwider/ sondern bezah-
let/ was er in allen fallen nach dem recht schul-
dig ist. Was aber das gewissen oder den glau-
ben anlanget/ das ist von GOtt zu erwarten/
und gehöret ihm/ und mag man vor GOTT
und nach allen vernünfftigen/ alten/ guten
rechten niemanden darum tödten/ ja weder
pein noch verdrieß anthun/ oder man handelt
wider den heiligen glauben JEsu Christi/ wi-
der die Apostolische lehre der heiligen kirchen/
und wider die Decreta quaest. 33. cap. 3. Si Ec-
clesiam:
Dann das ist nicht die heilige
kirche/ die da verfolgt/ sondern die ver-
folget wird.
Gleichwie das kind der Frey-
en nicht der magd sohn/ sondern der magd sohn
den sohn der Freyen verfolgete/ als Jsmael den
Jsaac/ und Esau den Jacob. Doch wanns
hier schon seyn möchte und seinen rechten ver-
stand hätte/ könte sie doch niemanden umbrin-
gen/ sie müsse dann selbst lauter und auffrichtig
un glauben und liebe Christi seyn/ ist es nicht
recht? wo sie anders (sage ich) die/ so unglaubig
wären/ tödten wolte. Aber nun ists ja offen-
bahr/ daß der glaube JEsu Christi und die sol-
chem anhangen von denen unglaubigen/ die
nur ihr leben suchen in der welt zu erhalten/ und
nach dem fleisch in wollüsten und nach ihrem
eigenen sinn wandeln/ auch nicht leiden oder
sterben wollen/ weil sie kein ander oder besser le-
ben mehr glauben u. s. w. leiden und dulden/ ja
alles böse überhören/ und alle verachtung/ la-
ster und schande/ haß und neyd über sich gehen
lassen müssen. Und wie könte das von dem
rechten wahren glaubigen geschehen? weil der
glaube von einer andern lehre/ Göttlichen art
und Christlichem grunde ist/ und die vollkom-
mene liebe und das höchste gut mitbringet.

Darum mercket doch auff den verstand und
werdet im lichte der warheit sehend/ worzu der
unglaube den irrigen/ verführischen/ Anti-
Christischen geist bracht hat/ der sein reich mit
recht und gerechtigkeit/ warheit und treue/ als
Christi reich unterstützet und ohne falsch und
lügenhafft mit aller list und betrug/ durch ge-
waltigen/ ungerechten arm und hand dasselbe
zu tödten und zu erwürgen und die warheit zu
erhalten/ nur vorgibt. O mensch/ siehe doch/
wisse und verstehe/ was und wo weißheit ist.
Höret! gibt nicht ein jeglich faß das von sich/
was es in sich hat/ und bringet nicht jeder
baum seine eigene frucht? Also thun auch die
guten/ und bösen/ ists nicht so? Ja die wah-
ren glaubigen und unglaubigen/ dann dem kan
so nicht wiedersprochen werden/ als darwider
[Spaltenumbruch] gethan wird. Die rechte wahre glaubigen be-
zeugen eine gewisse gute zuversicht/ vertrauen
und liebe zu GOtt/ und das suchen/ lieben und
ehren sie. Dann wie ein jedes hertz genaturet
und eigentlich geartet ist/ so gibts auch das/
was es in sich hat/ wieder heraus/ und bringts
dem/ der es empfähet/ zu/ wie es in seiner krafft
und macht ist/ das ist/ nach dem es einen war-
hafftigen eingang/ das ist/ liebe und vertrauen
hat/ darnach wircket es/ weder weniger noch
mehr. Jsts nun falsch und eytel/ so bringets
nichts als falschheit und betrug mit sich/ wie
fest auch jemand darauff stehet/ so kans doch
im grunde nichts anders gebähren als es in sich
hat oder mächtig ist/ nemlich/ gutes oder bö-
ses/ warheit oder lügen/ licht oder finsternis/
fleisch oder geist/ einen himmlischen oder irrdi-
schen/ ja höllischen sinn/ willen und muth. Ei-
nes von beyden kommt aus dem hertzen hervor/
daran mans ja gewiß gnug erkennen mag; al-
lermeist sage ich an der blutgierigkeit/ haß und
neyd/ welche nimmermehr in dem wahren Geist
deß glaubens und art der liebe Christi funden
werden/ weil in selbigen nichts als allerley gü-
tigkeit/ liebe/ friede/ warheit und treue ist.

Wolte aber jemand durch einen ungerechten
geist und unglaubig wesen sagen: Der Geist
CHristi hat gleichwol im Alten Testament
(wanns gleich jetzo nicht ist) manchfaltig sol-
cher ihren eyfer abgemahlet/ wodurch wirvon
hertzen versichert sind/ daß wir blutvergiessen
durffen/ weil sie unsere feinde und im glauben
hinderlich oder zuwieder seynd u. s. f. Dem
antworte ich/ daß er nichts weiß von der
Schrifft/ noch auch die krafft/ art und Geist der
liebe Christi recht erkannt habe/ weil das Alte
Test. uns nur das bild abschildert/ und das rech-
te wesen Christi im gesetz Mosis nicht ist/ son-Jn uns/
das ist/
die art die
uns zu-
wieder/
neydisch/
böse und
gottloß/
als feinde
verfol-
gen.

dern allein zu erkennen gibt/ daß wir innerlich in
uns selbst die geistliche feinde außrotten und ver-
treiben/ die äusserlichen aber in uns lieb haben
und ihnen guts thun sollen. Was ist das nun
gesagt? Jst auch wohl einiger beweiß mehr
nöthig? ich glaube wohl nicht; wie wohl ich
schrifft gnug auffzuweisen und zu bezeugen hät-
te. Aber GOtt wolle ein kurtzes wort durch
seinen heiligen sinn im geiste der vollkommen-
heit anrichten/ welches uns einen vollkomme-
nen sinn/ die beste warheit und meiste klarheit
mit unterscheid beybringen und gewißheit deß
rechts und unrechts/ der warheit und lügen/
deß guten und bösen/ deß reinen und unreinen/
deß glaubens und unglaubens sicherlich geben
kan/ welches die buchstäbliche geschriebene
schrifft durch unsere finsternis im fleische nicht
vermag/ wie wir dann sehen/ daß die mancher-
ley Secten und alle meynungen mit der schrifft
auffs klügste bewähret und unterhalten wer-
den/ angeschen dieselbe dem manna gleich/ und
einem jeglichen nach seinem schmack und begier-
den dienet/ laut der Schrifft.

Die H. Schrifft hat in ihrem Geiste Chri-
stum sacramentlich verborgen/ sie gibt von ihm
zeugnis/ nahrung/ krafft und stärcke/ wie das
manna/ das vor dem morgen/ wie auch das
lämmlein oder ziegenböcklein/ muste gegessen;
also auch JEsus in seinem worte zeitlich muß
geglaubet werden: dann zeitlich ist so viel/ als so
lange die zeugnisse und der glaube währen/ Je-
sus der gecreutzigte geprediget/ die H. Schrifft

oder

Th. IV. Sect. II. Num. XLIII. David Joris klare anzeig. zu mercken
[Spaltenumbruch] von Chriſto geredet iſt) ja der gantzen welt zu
ſeiner zeit ſchon kommen und ſtraffen/ laut der
Schrifft. Menſchen aber kommts nicht zu/
dann es iſt GOttes werck. Darum wehe dem/
der ſich an ſeine ſtatt ſetzet/ und das unkraut
vor der zeit außrotten will/ ehe er als ein engel
von GOtt im lichte darzu geſandt iſt.

O wie ſehr grauſam iſts/ jemanden umb ſei-
nes glaubens willen/ weil er mit allem ſeinem
wiſſen und meynen in Chriſto oder GOtt iſt/
zu toͤdten/ ob er gleich nicht gar lauter oder rich-
tig/ und hier und da einem oder dem andern
nicht gleich iſt/ wann einer nur der Obrigkeit/ ſo
von GOtt vor die gutwilligen eingeſetzet/ nicht
zu wider/ ſondern ehrerbietig und gehorſam iſt/
wann er nur friedſam und freundlich lebet und
niemanden im guten zuwider/ ſondern bezah-
let/ was er in allen fallen nach dem recht ſchul-
dig iſt. Was aber das gewiſſen oder den glau-
ben anlanget/ das iſt von GOtt zu erwarten/
und gehoͤret ihm/ und mag man vor GOTT
und nach allen vernuͤnfftigen/ alten/ guten
rechten niemanden darum toͤdten/ ja weder
pein noch verdrieß anthun/ oder man handelt
wider den heiligen glauben JEſu Chriſti/ wi-
der die Apoſtoliſche lehre der heiligen kirchen/
und wider die Decreta quæſt. 33. cap. 3. Si Ec-
cleſiam:
Dann das iſt nicht die heilige
kirche/ die da verfolgt/ ſondern die ver-
folget wird.
Gleichwie das kind der Frey-
en nicht der magd ſohn/ ſondern der magd ſohn
den ſohn der Freyen verfolgete/ als Jſmael den
Jſaac/ und Eſau den Jacob. Doch wanns
hier ſchon ſeyn moͤchte und ſeinen rechten ver-
ſtand haͤtte/ koͤnte ſie doch niemanden umbrin-
gen/ ſie muͤſſe dann ſelbſt lauter und auffrichtig
un glauben und liebe Chriſti ſeyn/ iſt es nicht
recht? wo ſie anders (ſage ich) die/ ſo unglaubig
waͤren/ toͤdten wolte. Aber nun iſts ja offen-
bahr/ daß der glaube JEſu Chriſti und die ſol-
chem anhangen von denen unglaubigen/ die
nur ihr leben ſuchen in der welt zu erhalten/ und
nach dem fleiſch in wolluͤſten und nach ihrem
eigenen ſinn wandeln/ auch nicht leiden oder
ſterben wollen/ weil ſie kein ander oder beſſer le-
ben mehr glauben u. ſ. w. leiden und dulden/ ja
alles boͤſe uͤberhoͤren/ und alle verachtung/ la-
ſter und ſchande/ haß und neyd uͤber ſich gehen
laſſen muͤſſen. Und wie koͤnte das von dem
rechten wahren glaubigen geſchehen? weil der
glaube von einer andern lehre/ Goͤttlichen art
und Chriſtlichem grunde iſt/ und die vollkom-
mene liebe und das hoͤchſte gut mitbringet.

Darum mercket doch auff den verſtand und
werdet im lichte der warheit ſehend/ worzu der
unglaube den irrigen/ verfuͤhriſchen/ Anti-
Chriſtiſchen geiſt bracht hat/ der ſein reich mit
recht und gerechtigkeit/ warheit und treue/ als
Chriſti reich unterſtuͤtzet und ohne falſch und
luͤgenhafft mit aller liſt und betrug/ durch ge-
waltigen/ ungerechten arm und hand daſſelbe
zu toͤdten und zu erwuͤrgen und die warheit zu
erhalten/ nur vorgibt. O menſch/ ſiehe doch/
wiſſe und verſtehe/ was und wo weißheit iſt.
Hoͤret! gibt nicht ein jeglich faß das von ſich/
was es in ſich hat/ und bringet nicht jeder
baum ſeine eigene frucht? Alſo thun auch die
guten/ und boͤſen/ iſts nicht ſo? Ja die wah-
ren glaubigen und unglaubigen/ dann dem kan
ſo nicht wiederſprochen werden/ als darwider
[Spaltenumbruch] gethan wird. Die rechte wahre glaubigen be-
zeugen eine gewiſſe gute zuverſicht/ vertrauen
und liebe zu GOtt/ und das ſuchen/ lieben und
ehren ſie. Dann wie ein jedes hertz genaturet
und eigentlich geartet iſt/ ſo gibts auch das/
was es in ſich hat/ wieder heraus/ und bringts
dem/ der es empfaͤhet/ zu/ wie es in ſeiner krafft
und macht iſt/ das iſt/ nach dem es einen war-
hafftigen eingang/ das iſt/ liebe und vertrauen
hat/ darnach wircket es/ weder weniger noch
mehr. Jſts nun falſch und eytel/ ſo bringets
nichts als falſchheit und betrug mit ſich/ wie
feſt auch jemand darauff ſtehet/ ſo kans doch
im grunde nichts anders gebaͤhren als es in ſich
hat oder maͤchtig iſt/ nemlich/ gutes oder boͤ-
ſes/ warheit oder luͤgen/ licht oder finſternis/
fleiſch oder geiſt/ einen himmliſchen oder irrdi-
ſchen/ ja hoͤlliſchen ſinn/ willen und muth. Ei-
nes von beyden kommt aus dem hertzen hervor/
daran mans ja gewiß gnug erkennen mag; al-
lermeiſt ſage ich an der blutgierigkeit/ haß und
neyd/ welche nimmermehr in dem wahren Geiſt
deß glaubens und art der liebe Chriſti funden
werden/ weil in ſelbigen nichts als allerley guͤ-
tigkeit/ liebe/ friede/ warheit und treue iſt.

Wolte aber jemand durch einen ungerechten
geiſt und unglaubig weſen ſagen: Der Geiſt
CHriſti hat gleichwol im Alten Teſtament
(wanns gleich jetzo nicht iſt) manchfaltig ſol-
cher ihren eyfer abgemahlet/ wodurch wirvon
hertzen verſichert ſind/ daß wir blutvergieſſen
durffen/ weil ſie unſere feinde und im glauben
hinderlich oder zuwieder ſeynd u. ſ. f. Dem
antworte ich/ daß er nichts weiß von der
Schrifft/ noch auch die krafft/ art und Geiſt der
liebe Chriſti recht erkannt habe/ weil das Alte
Teſt. uns nur das bild abſchildert/ und das rech-
te weſen Chriſti im geſetz Moſis nicht iſt/ ſon-Jn uns/
das iſt/
die art die
uns zu-
wieder/
neydiſch/
boͤſe und
gottloß/
als feinde
verfol-
gen.

dern allein zu erkennen gibt/ daß wir innerlich in
uns ſelbſt die geiſtliche feinde außrotten uñ ver-
treiben/ die aͤuſſerlichen aber in uns lieb haben
und ihnen guts thun ſollen. Was iſt das nun
geſagt? Jſt auch wohl einiger beweiß mehr
noͤthig? ich glaube wohl nicht; wie wohl ich
ſchrifft gnug auffzuweiſen und zu bezeugen haͤt-
te. Aber GOtt wolle ein kurtzes wort durch
ſeinen heiligen ſinn im geiſte der vollkommen-
heit anrichten/ welches uns einen vollkomme-
nen ſinn/ die beſte warheit und meiſte klarheit
mit unterſcheid beybringen und gewißheit deß
rechts und unrechts/ der warheit und luͤgen/
deß guten und boͤſen/ deß reinen und unreinen/
deß glaubens und unglaubens ſicherlich geben
kan/ welches die buchſtaͤbliche geſchriebene
ſchrifft durch unſere finſternis im fleiſche nicht
vermag/ wie wir dann ſehen/ daß die mancher-
ley Secten und alle meynungen mit der ſchrifft
auffs kluͤgſte bewaͤhret und unterhalten wer-
den/ angeſchen dieſelbe dem manna gleich/ und
einem jeglichen nach ſeinem ſchmack und begier-
den dienet/ laut der Schrifft.

Die H. Schrifft hat in ihrem Geiſte Chri-
ſtum ſacramentlich verborgen/ ſie gibt von ihm
zeugnis/ nahrung/ krafft und ſtaͤrcke/ wie das
manna/ das vor dem morgen/ wie auch das
laͤmmlein oder ziegenboͤcklein/ muſte gegeſſen;
alſo auch JEſus in ſeinem worte zeitlich muß
geglaubet werden: dann zeitlich iſt ſo viel/ als ſo
lange die zeugniſſe und der glaube waͤhren/ Je-
ſus der gecreutzigte geprediget/ die H. Schrifft

oder
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0626" n="330"/><fw place="top" type="header">Th. <hi rendition="#aq">IV. Sect. II. Num. XLIII.</hi> David Joris klare anzeig. zu mercken</fw><lb/><cb/>
von Chri&#x017F;to geredet i&#x017F;t) ja der gantzen welt zu<lb/>
&#x017F;einer zeit &#x017F;chon kommen und &#x017F;traffen/ laut der<lb/>
Schrifft. Men&#x017F;chen aber kommts nicht zu/<lb/>
dann es i&#x017F;t GOttes werck. Darum wehe dem/<lb/>
der &#x017F;ich an &#x017F;eine &#x017F;tatt &#x017F;etzet/ und das unkraut<lb/>
vor der zeit außrotten will/ ehe er als ein engel<lb/>
von GOtt im lichte darzu ge&#x017F;andt i&#x017F;t.</p><lb/>
            <p>O wie &#x017F;ehr grau&#x017F;am i&#x017F;ts/ jemanden umb &#x017F;ei-<lb/>
nes glaubens willen/ weil er mit allem &#x017F;einem<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en und meynen in Chri&#x017F;to oder GOtt i&#x017F;t/<lb/>
zu to&#x0364;dten/ ob er gleich nicht gar lauter oder rich-<lb/>
tig/ und hier und da einem oder dem andern<lb/>
nicht gleich i&#x017F;t/ wann einer nur der Obrigkeit/ &#x017F;o<lb/>
von GOtt vor die gutwilligen einge&#x017F;etzet/ nicht<lb/>
zu wider/ &#x017F;ondern ehrerbietig und gehor&#x017F;am i&#x017F;t/<lb/>
wann er nur fried&#x017F;am und freundlich lebet und<lb/>
niemanden im guten zuwider/ &#x017F;ondern bezah-<lb/>
let/ was er in allen fallen nach dem recht &#x017F;chul-<lb/>
dig i&#x017F;t. Was aber das gewi&#x017F;&#x017F;en oder den glau-<lb/>
ben anlanget/ das i&#x017F;t von GOtt zu erwarten/<lb/>
und geho&#x0364;ret ihm/ und mag man vor GOTT<lb/>
und nach allen vernu&#x0364;nfftigen/ alten/ guten<lb/>
rechten niemanden darum to&#x0364;dten/ ja weder<lb/>
pein noch verdrieß anthun/ oder man handelt<lb/>
wider den heiligen glauben JE&#x017F;u Chri&#x017F;ti/ wi-<lb/>
der die Apo&#x017F;toli&#x017F;che lehre der heiligen kirchen/<lb/>
und wider die <hi rendition="#aq">Decreta quæ&#x017F;t. 33. cap. 3. Si Ec-<lb/>
cle&#x017F;iam:</hi> <hi rendition="#fr">Dann das i&#x017F;t nicht die heilige<lb/>
kirche/ die da verfolgt/ &#x017F;ondern die ver-<lb/>
folget wird.</hi> Gleichwie das kind der Frey-<lb/>
en nicht der magd &#x017F;ohn/ &#x017F;ondern der magd &#x017F;ohn<lb/>
den &#x017F;ohn der Freyen verfolgete/ als J&#x017F;mael den<lb/>
J&#x017F;aac/ und E&#x017F;au den Jacob. Doch wanns<lb/>
hier &#x017F;chon &#x017F;eyn mo&#x0364;chte und &#x017F;einen rechten ver-<lb/>
&#x017F;tand ha&#x0364;tte/ ko&#x0364;nte &#x017F;ie doch niemanden umbrin-<lb/>
gen/ &#x017F;ie mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e dann &#x017F;elb&#x017F;t lauter und auffrichtig<lb/>
un glauben und liebe Chri&#x017F;ti &#x017F;eyn/ i&#x017F;t es nicht<lb/>
recht? wo &#x017F;ie anders (&#x017F;age ich) die/ &#x017F;o unglaubig<lb/>
wa&#x0364;ren/ to&#x0364;dten wolte. Aber nun i&#x017F;ts ja offen-<lb/>
bahr/ daß der glaube JE&#x017F;u Chri&#x017F;ti und die &#x017F;ol-<lb/>
chem anhangen von denen unglaubigen/ die<lb/>
nur ihr leben &#x017F;uchen in der welt zu erhalten/ und<lb/>
nach dem flei&#x017F;ch in wollu&#x0364;&#x017F;ten und nach ihrem<lb/>
eigenen &#x017F;inn wandeln/ auch nicht leiden oder<lb/>
&#x017F;terben wollen/ weil &#x017F;ie kein ander oder be&#x017F;&#x017F;er le-<lb/>
ben mehr glauben u. &#x017F;. w. leiden und dulden/ ja<lb/>
alles bo&#x0364;&#x017F;e u&#x0364;berho&#x0364;ren/ und alle verachtung/ la-<lb/>
&#x017F;ter und &#x017F;chande/ haß und neyd u&#x0364;ber &#x017F;ich gehen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Und wie ko&#x0364;nte das von dem<lb/>
rechten wahren glaubigen ge&#x017F;chehen? weil der<lb/>
glaube von einer andern lehre/ Go&#x0364;ttlichen art<lb/>
und Chri&#x017F;tlichem grunde i&#x017F;t/ und die vollkom-<lb/>
mene liebe und das ho&#x0364;ch&#x017F;te gut mitbringet.</p><lb/>
            <p>Darum mercket doch auff den ver&#x017F;tand und<lb/>
werdet im lichte der warheit &#x017F;ehend/ worzu der<lb/>
unglaube den irrigen/ verfu&#x0364;hri&#x017F;chen/ Anti-<lb/>
Chri&#x017F;ti&#x017F;chen gei&#x017F;t bracht hat/ der &#x017F;ein reich mit<lb/>
recht und gerechtigkeit/ warheit und treue/ als<lb/>
Chri&#x017F;ti reich unter&#x017F;tu&#x0364;tzet und ohne fal&#x017F;ch und<lb/>
lu&#x0364;genhafft mit aller li&#x017F;t und betrug/ durch ge-<lb/>
waltigen/ ungerechten arm und hand da&#x017F;&#x017F;elbe<lb/>
zu to&#x0364;dten und zu erwu&#x0364;rgen und die warheit zu<lb/>
erhalten/ nur vorgibt. O men&#x017F;ch/ &#x017F;iehe doch/<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;e und ver&#x017F;tehe/ was und wo weißheit i&#x017F;t.<lb/>
Ho&#x0364;ret! gibt nicht ein jeglich faß das von &#x017F;ich/<lb/>
was es in &#x017F;ich hat/ und bringet nicht jeder<lb/>
baum &#x017F;eine eigene frucht? Al&#x017F;o thun auch die<lb/>
guten/ und bo&#x0364;&#x017F;en/ i&#x017F;ts nicht &#x017F;o? Ja die wah-<lb/>
ren glaubigen und unglaubigen/ dann dem kan<lb/>
&#x017F;o nicht wieder&#x017F;prochen werden/ als darwider<lb/><cb/>
gethan wird. Die rechte wahre glaubigen be-<lb/>
zeugen eine gewi&#x017F;&#x017F;e gute zuver&#x017F;icht/ vertrauen<lb/>
und liebe zu GOtt/ und das &#x017F;uchen/ lieben und<lb/>
ehren &#x017F;ie. Dann wie ein jedes hertz genaturet<lb/>
und eigentlich geartet i&#x017F;t/ &#x017F;o gibts auch das/<lb/>
was es in &#x017F;ich hat/ wieder heraus/ und bringts<lb/>
dem/ der es empfa&#x0364;het/ zu/ wie es in &#x017F;einer krafft<lb/>
und macht i&#x017F;t/ das i&#x017F;t/ nach dem es einen war-<lb/>
hafftigen eingang/ das i&#x017F;t/ liebe und vertrauen<lb/>
hat/ darnach wircket es/ weder weniger noch<lb/>
mehr. J&#x017F;ts nun fal&#x017F;ch und eytel/ &#x017F;o bringets<lb/>
nichts als fal&#x017F;chheit und betrug mit &#x017F;ich/ wie<lb/>
fe&#x017F;t auch jemand darauff &#x017F;tehet/ &#x017F;o kans doch<lb/>
im grunde nichts anders geba&#x0364;hren als es in &#x017F;ich<lb/>
hat oder ma&#x0364;chtig i&#x017F;t/ nemlich/ gutes oder bo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;es/ warheit oder lu&#x0364;gen/ licht oder fin&#x017F;ternis/<lb/>
flei&#x017F;ch oder gei&#x017F;t/ einen himmli&#x017F;chen oder irrdi-<lb/>
&#x017F;chen/ ja ho&#x0364;lli&#x017F;chen &#x017F;inn/ willen und muth. Ei-<lb/>
nes von beyden kommt aus dem hertzen hervor/<lb/>
daran mans ja gewiß gnug erkennen mag; al-<lb/>
lermei&#x017F;t &#x017F;age ich an der blutgierigkeit/ haß und<lb/>
neyd/ welche nimmermehr in dem wahren Gei&#x017F;t<lb/>
deß glaubens und art der liebe Chri&#x017F;ti funden<lb/>
werden/ weil in &#x017F;elbigen nichts als allerley gu&#x0364;-<lb/>
tigkeit/ liebe/ friede/ warheit und treue i&#x017F;t.</p><lb/>
            <p>Wolte aber jemand durch einen ungerechten<lb/>
gei&#x017F;t und unglaubig we&#x017F;en &#x017F;agen: Der Gei&#x017F;t<lb/>
CHri&#x017F;ti hat gleichwol im Alten Te&#x017F;tament<lb/>
(wanns gleich jetzo nicht i&#x017F;t) manchfaltig &#x017F;ol-<lb/>
cher ihren eyfer abgemahlet/ wodurch wirvon<lb/>
hertzen ver&#x017F;ichert &#x017F;ind/ daß wir blutvergie&#x017F;&#x017F;en<lb/>
durffen/ weil &#x017F;ie un&#x017F;ere feinde und im glauben<lb/>
hinderlich oder zuwieder &#x017F;eynd u. &#x017F;. f. Dem<lb/>
antworte ich/ daß er nichts weiß von der<lb/>
Schrifft/ noch auch die krafft/ art und Gei&#x017F;t der<lb/>
liebe Chri&#x017F;ti recht erkannt habe/ weil das Alte<lb/>
Te&#x017F;t. uns nur das bild ab&#x017F;childert/ und das rech-<lb/>
te we&#x017F;en Chri&#x017F;ti im ge&#x017F;etz Mo&#x017F;is nicht i&#x017F;t/ &#x017F;on-<note place="right">Jn uns/<lb/>
das i&#x017F;t/<lb/>
die art die<lb/>
uns zu-<lb/>
wieder/<lb/>
neydi&#x017F;ch/<lb/>
bo&#x0364;&#x017F;e und<lb/>
gottloß/<lb/>
als feinde<lb/>
verfol-<lb/>
gen.</note><lb/>
dern allein zu erkennen gibt/ daß wir innerlich in<lb/>
uns &#x017F;elb&#x017F;t die gei&#x017F;tliche feinde außrotten un&#x0303; ver-<lb/>
treiben/ die a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen aber in uns lieb haben<lb/>
und ihnen guts thun &#x017F;ollen. Was i&#x017F;t das nun<lb/>
ge&#x017F;agt? J&#x017F;t auch wohl einiger beweiß mehr<lb/>
no&#x0364;thig? ich glaube wohl nicht; wie wohl ich<lb/>
&#x017F;chrifft gnug auffzuwei&#x017F;en und zu bezeugen ha&#x0364;t-<lb/>
te. Aber GOtt wolle ein kurtzes wort durch<lb/>
&#x017F;einen heiligen &#x017F;inn im gei&#x017F;te der vollkommen-<lb/>
heit anrichten/ welches uns einen vollkomme-<lb/>
nen &#x017F;inn/ die be&#x017F;te warheit und mei&#x017F;te klarheit<lb/>
mit unter&#x017F;cheid beybringen und gewißheit deß<lb/>
rechts und unrechts/ der warheit und lu&#x0364;gen/<lb/>
deß guten und bo&#x0364;&#x017F;en/ deß reinen und unreinen/<lb/>
deß glaubens und unglaubens &#x017F;icherlich geben<lb/>
kan/ welches die buch&#x017F;ta&#x0364;bliche ge&#x017F;chriebene<lb/>
&#x017F;chrifft durch un&#x017F;ere fin&#x017F;ternis im flei&#x017F;che nicht<lb/>
vermag/ wie wir dann &#x017F;ehen/ daß die mancher-<lb/>
ley Secten und alle meynungen mit der &#x017F;chrifft<lb/>
auffs klu&#x0364;g&#x017F;te bewa&#x0364;hret und unterhalten wer-<lb/>
den/ ange&#x017F;chen die&#x017F;elbe dem manna gleich/ und<lb/>
einem jeglichen nach &#x017F;einem &#x017F;chmack und begier-<lb/>
den dienet/ laut der Schrifft.</p><lb/>
            <p>Die H. Schrifft hat in ihrem Gei&#x017F;te Chri-<lb/>
&#x017F;tum &#x017F;acramentlich verborgen/ &#x017F;ie gibt von ihm<lb/>
zeugnis/ nahrung/ krafft und &#x017F;ta&#x0364;rcke/ wie das<lb/>
manna/ das vor dem morgen/ wie auch das<lb/>
la&#x0364;mmlein oder ziegenbo&#x0364;cklein/ mu&#x017F;te gege&#x017F;&#x017F;en;<lb/>
al&#x017F;o auch JE&#x017F;us in &#x017F;einem worte zeitlich muß<lb/>
geglaubet werden: dann zeitlich i&#x017F;t &#x017F;o viel/ als &#x017F;o<lb/>
lange die zeugni&#x017F;&#x017F;e und der glaube wa&#x0364;hren/ Je-<lb/>
&#x017F;us der gecreutzigte geprediget/ die H. Schrifft<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">oder</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[330/0626] Th. IV. Sect. II. Num. XLIII. David Joris klare anzeig. zu mercken von Chriſto geredet iſt) ja der gantzen welt zu ſeiner zeit ſchon kommen und ſtraffen/ laut der Schrifft. Menſchen aber kommts nicht zu/ dann es iſt GOttes werck. Darum wehe dem/ der ſich an ſeine ſtatt ſetzet/ und das unkraut vor der zeit außrotten will/ ehe er als ein engel von GOtt im lichte darzu geſandt iſt. O wie ſehr grauſam iſts/ jemanden umb ſei- nes glaubens willen/ weil er mit allem ſeinem wiſſen und meynen in Chriſto oder GOtt iſt/ zu toͤdten/ ob er gleich nicht gar lauter oder rich- tig/ und hier und da einem oder dem andern nicht gleich iſt/ wann einer nur der Obrigkeit/ ſo von GOtt vor die gutwilligen eingeſetzet/ nicht zu wider/ ſondern ehrerbietig und gehorſam iſt/ wann er nur friedſam und freundlich lebet und niemanden im guten zuwider/ ſondern bezah- let/ was er in allen fallen nach dem recht ſchul- dig iſt. Was aber das gewiſſen oder den glau- ben anlanget/ das iſt von GOtt zu erwarten/ und gehoͤret ihm/ und mag man vor GOTT und nach allen vernuͤnfftigen/ alten/ guten rechten niemanden darum toͤdten/ ja weder pein noch verdrieß anthun/ oder man handelt wider den heiligen glauben JEſu Chriſti/ wi- der die Apoſtoliſche lehre der heiligen kirchen/ und wider die Decreta quæſt. 33. cap. 3. Si Ec- cleſiam: Dann das iſt nicht die heilige kirche/ die da verfolgt/ ſondern die ver- folget wird. Gleichwie das kind der Frey- en nicht der magd ſohn/ ſondern der magd ſohn den ſohn der Freyen verfolgete/ als Jſmael den Jſaac/ und Eſau den Jacob. Doch wanns hier ſchon ſeyn moͤchte und ſeinen rechten ver- ſtand haͤtte/ koͤnte ſie doch niemanden umbrin- gen/ ſie muͤſſe dann ſelbſt lauter und auffrichtig un glauben und liebe Chriſti ſeyn/ iſt es nicht recht? wo ſie anders (ſage ich) die/ ſo unglaubig waͤren/ toͤdten wolte. Aber nun iſts ja offen- bahr/ daß der glaube JEſu Chriſti und die ſol- chem anhangen von denen unglaubigen/ die nur ihr leben ſuchen in der welt zu erhalten/ und nach dem fleiſch in wolluͤſten und nach ihrem eigenen ſinn wandeln/ auch nicht leiden oder ſterben wollen/ weil ſie kein ander oder beſſer le- ben mehr glauben u. ſ. w. leiden und dulden/ ja alles boͤſe uͤberhoͤren/ und alle verachtung/ la- ſter und ſchande/ haß und neyd uͤber ſich gehen laſſen muͤſſen. Und wie koͤnte das von dem rechten wahren glaubigen geſchehen? weil der glaube von einer andern lehre/ Goͤttlichen art und Chriſtlichem grunde iſt/ und die vollkom- mene liebe und das hoͤchſte gut mitbringet. Darum mercket doch auff den verſtand und werdet im lichte der warheit ſehend/ worzu der unglaube den irrigen/ verfuͤhriſchen/ Anti- Chriſtiſchen geiſt bracht hat/ der ſein reich mit recht und gerechtigkeit/ warheit und treue/ als Chriſti reich unterſtuͤtzet und ohne falſch und luͤgenhafft mit aller liſt und betrug/ durch ge- waltigen/ ungerechten arm und hand daſſelbe zu toͤdten und zu erwuͤrgen und die warheit zu erhalten/ nur vorgibt. O menſch/ ſiehe doch/ wiſſe und verſtehe/ was und wo weißheit iſt. Hoͤret! gibt nicht ein jeglich faß das von ſich/ was es in ſich hat/ und bringet nicht jeder baum ſeine eigene frucht? Alſo thun auch die guten/ und boͤſen/ iſts nicht ſo? Ja die wah- ren glaubigen und unglaubigen/ dann dem kan ſo nicht wiederſprochen werden/ als darwider gethan wird. Die rechte wahre glaubigen be- zeugen eine gewiſſe gute zuverſicht/ vertrauen und liebe zu GOtt/ und das ſuchen/ lieben und ehren ſie. Dann wie ein jedes hertz genaturet und eigentlich geartet iſt/ ſo gibts auch das/ was es in ſich hat/ wieder heraus/ und bringts dem/ der es empfaͤhet/ zu/ wie es in ſeiner krafft und macht iſt/ das iſt/ nach dem es einen war- hafftigen eingang/ das iſt/ liebe und vertrauen hat/ darnach wircket es/ weder weniger noch mehr. Jſts nun falſch und eytel/ ſo bringets nichts als falſchheit und betrug mit ſich/ wie feſt auch jemand darauff ſtehet/ ſo kans doch im grunde nichts anders gebaͤhren als es in ſich hat oder maͤchtig iſt/ nemlich/ gutes oder boͤ- ſes/ warheit oder luͤgen/ licht oder finſternis/ fleiſch oder geiſt/ einen himmliſchen oder irrdi- ſchen/ ja hoͤlliſchen ſinn/ willen und muth. Ei- nes von beyden kommt aus dem hertzen hervor/ daran mans ja gewiß gnug erkennen mag; al- lermeiſt ſage ich an der blutgierigkeit/ haß und neyd/ welche nimmermehr in dem wahren Geiſt deß glaubens und art der liebe Chriſti funden werden/ weil in ſelbigen nichts als allerley guͤ- tigkeit/ liebe/ friede/ warheit und treue iſt. Wolte aber jemand durch einen ungerechten geiſt und unglaubig weſen ſagen: Der Geiſt CHriſti hat gleichwol im Alten Teſtament (wanns gleich jetzo nicht iſt) manchfaltig ſol- cher ihren eyfer abgemahlet/ wodurch wirvon hertzen verſichert ſind/ daß wir blutvergieſſen durffen/ weil ſie unſere feinde und im glauben hinderlich oder zuwieder ſeynd u. ſ. f. Dem antworte ich/ daß er nichts weiß von der Schrifft/ noch auch die krafft/ art und Geiſt der liebe Chriſti recht erkannt habe/ weil das Alte Teſt. uns nur das bild abſchildert/ und das rech- te weſen Chriſti im geſetz Moſis nicht iſt/ ſon- dern allein zu erkennen gibt/ daß wir innerlich in uns ſelbſt die geiſtliche feinde außrotten uñ ver- treiben/ die aͤuſſerlichen aber in uns lieb haben und ihnen guts thun ſollen. Was iſt das nun geſagt? Jſt auch wohl einiger beweiß mehr noͤthig? ich glaube wohl nicht; wie wohl ich ſchrifft gnug auffzuweiſen und zu bezeugen haͤt- te. Aber GOtt wolle ein kurtzes wort durch ſeinen heiligen ſinn im geiſte der vollkommen- heit anrichten/ welches uns einen vollkomme- nen ſinn/ die beſte warheit und meiſte klarheit mit unterſcheid beybringen und gewißheit deß rechts und unrechts/ der warheit und luͤgen/ deß guten und boͤſen/ deß reinen und unreinen/ deß glaubens und unglaubens ſicherlich geben kan/ welches die buchſtaͤbliche geſchriebene ſchrifft durch unſere finſternis im fleiſche nicht vermag/ wie wir dann ſehen/ daß die mancher- ley Secten und alle meynungen mit der ſchrifft auffs kluͤgſte bewaͤhret und unterhalten wer- den/ angeſchen dieſelbe dem manna gleich/ und einem jeglichen nach ſeinem ſchmack und begier- den dienet/ laut der Schrifft. Jn uns/ das iſt/ die art die uns zu- wieder/ neydiſch/ boͤſe und gottloß/ als feinde verfol- gen. Die H. Schrifft hat in ihrem Geiſte Chri- ſtum ſacramentlich verborgen/ ſie gibt von ihm zeugnis/ nahrung/ krafft und ſtaͤrcke/ wie das manna/ das vor dem morgen/ wie auch das laͤmmlein oder ziegenboͤcklein/ muſte gegeſſen; alſo auch JEſus in ſeinem worte zeitlich muß geglaubet werden: dann zeitlich iſt ſo viel/ als ſo lange die zeugniſſe und der glaube waͤhren/ Je- ſus der gecreutzigte geprediget/ die H. Schrifft oder

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/626
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/626>, abgerufen am 22.12.2024.