Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, &c. [Spaltenumbruch]
"also ehret/ lobet und gefallen drinn hat und"suchet. Pfuy des abgründlichen/ betrieg- "lichen/ lügenhafften wesens. Ferner: Wenn ihr "mit solchem garstigen habit gekleidet/ schwartz "und ungeputzet seyd/ so wollt ihr ja nicht gern "ans licht kommen/ warum dann? das wisset "ihr/ daß euch der teuffel selber solches nicht "rathet/ und es nicht gern anschauet. Denn "darinn vergehet alle seine lust/ seine herrlig- "keit und leben. Besehet/ besehet/ wer hier nun "der teuffel ist/ und wie ein teuffel hier den an- "dern als gleiche brüder unterthält. Siehe "nun/ o mensch/ worinn er verborgen und leben- "dig bleibet? Sehet ferner/ seyd ihr kranck "(sag ich) grindigt und miserabel, am fleisch "von aussen greulich/ und zumal/ wenn sichs "offt verändert: Sehet dann/ was vor ein "teuffel/ oder was vor fleisch sich in euch belu- "stigen oder anschauen wird. Ey lieber! sehet "doch zu/ worinn der teuffel seinen hinterhalt "hat/ ob er auch je erscheinen wird/ wenn die ge- "fälligkeit des sündlichen fleisches/ das alte ver- "fluchte vergängliche wesen gantz weg wäre/ "sehet und mercket/ worinn er sitzet/ worinn ihm "gedienet und man ihm fußfällig wird. Ge- "schicht es nicht in gefälligkeit/ schönheit und "wollüsten/ in den begierden und zug des flei- "sches/ in auffgeblasenheit/ hoheit/ dünckel/ "gierigkeit und in eigen liebe/ darinn er fest und "lebendig bleibet? Wird er nicht in gold und "silber/ und in allen köstlichen zubereiteten zier- "rath geehret und gefürchtet? Sind das nicht "hölen/ darinn er in den tödtlichen menschen "fast durch und durch eingegründt liegt/ und "sich in der eitelkeit und vergänglichkeit auff- "hält? Wie lange sol er von euch angebetet/ "und wider GOtt gestärcket und zu felde ge- "bracht werden. Hierum wollet ihr mit ihm "nicht in ewigkeit zu nichts werden; so leget "denn diese eure eigenliebe und vorsichtigkeit/ "alle eure gefälligkeit/ euren willen und begier- "den im fleische ab/ und achtet auf niemand/ eh- "ret noch preiset niemand/ höret und begehret/ "noch liebet niemanden/ als den lebendigen "Gott/ und unsern HErrn JEsum Christum/ "den allerschönsten; hanget doch niemanden "ausser ihm (gebenedeyet) an/ machet nie man- "den groß/ lobet niemanden denn allein den e- "wigen Gott/ wünschet von niemanden/ denn "von ihm gebenedey et zu seyn/ belustiget euch "in nichts/ denn darinn er ruhet und wohnet; "Derselbe sey euch eine freude und frölichkeit/ "nur üm der klarheit eures GOttes und seiner "gerechtigkeit willen/ daß ihr darinn einsehet/ "und üm den H. Geist/ der darauff ruhet/ darinn "machet euren Gott groß/ und lobet den HErrn "der Heerscharen in seinem Heil. Namen/ den "last allein/ sag ich/ euch ein schrecken und beha- "gen oder gefallen/ eine lust/ freude und frölig- "keit in eurem hertzen seyn. Aber warum? Al- "les andere ist lauter nichts/ das nicht GOtt "ist. Habt acht drauff! Und ist es denn lauter "nichts ohne GOtt/ so machet den HErrn eu- "ren Gott und Schöpffer aller creaturen allein "groß/ und habt ihn (gebenedeyet) von gantzem "hertzen über alles lieb/ aus allen euren kräfften "und vermögen/ von gantzer seelen/ und euren "nächsten (euer fleisch/ das mit euch eines sin- "nes ist) als euch selber/ u. s. w. Nun frag ich/ o Ubbo Emme/ wer sich also Von der Hölle sehe ich auch/ daß du/ Ubbo/Von der lachen
Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, &c. [Spaltenumbruch]
„alſo ehret/ lobet und gefallen drinn hat und„ſuchet. Pfuy des abgruͤndlichen/ betrieg- „lichen/ luͤgenhafften weſens. Ferner: Weñ ihr „mit ſolchem garſtigen habit gekleidet/ ſchwartz „und ungeputzet ſeyd/ ſo wollt ihr ja nicht gern „ans licht kommen/ warum dann? das wiſſet „ihr/ daß euch der teuffel ſelber ſolches nicht „rathet/ und es nicht gern anſchauet. Denn „darinn vergehet alle ſeine luſt/ ſeine herrlig- „keit und leben. Beſehet/ beſehet/ wer hier nun „der teuffel iſt/ und wie ein teuffel hier den an- „dern als gleiche bruͤder unterthaͤlt. Siehe „nun/ o menſch/ worinn er verborgen und leben- „dig bleibet? Sehet ferner/ ſeyd ihr kranck „(ſag ich) grindigt und miſerabel, am fleiſch „von auſſen greulich/ und zumal/ wenn ſichs „offt veraͤndert: Sehet dann/ was vor ein „teuffel/ oder was vor fleiſch ſich in euch belu- „ſtigen oder anſchauen wird. Ey lieber! ſehet „doch zu/ worinn der teuffel ſeinen hinterhalt „hat/ ob er auch je erſcheinen wird/ wenn die ge- „faͤlligkeit des ſuͤndlichen fleiſches/ das alte ver- „fluchte vergaͤngliche weſen gantz weg waͤre/ „ſehet und mercket/ worinn er ſitzet/ worinn ihm „gedienet und man ihm fußfaͤllig wird. Ge- „ſchicht es nicht in gefaͤlligkeit/ ſchoͤnheit und „wolluͤſten/ in den begierden und zug des flei- „ſches/ in auffgeblaſenheit/ hoheit/ duͤnckel/ „gierigkeit und in eigen liebe/ darinn er feſt und „lebendig bleibet? Wird er nicht in gold und „ſilber/ und in allen koͤſtlichen zubereiteten zier- „rath geehret und gefuͤrchtet? Sind das nicht „hoͤlen/ darinn er in den toͤdtlichen menſchen „faſt durch und durch eingegruͤndt liegt/ und „ſich in der eitelkeit und vergaͤnglichkeit auff- „haͤlt? Wie lange ſol er von euch angebetet/ „und wider GOtt geſtaͤrcket und zu felde ge- „bracht werden. Hierum wollet ihr mit ihm „nicht in ewigkeit zu nichts werden; ſo leget „denn dieſe eure eigenliebe und vorſichtigkeit/ „alle eure gefaͤlligkeit/ euren willen und begier- „den im fleiſche ab/ und achtet auf niemand/ eh- „ret noch preiſet niemand/ hoͤret und begehret/ „noch liebet niemanden/ als den lebendigen „Gott/ und unſern HErrn JEſum Chriſtum/ „den allerſchoͤnſten; hanget doch niemanden „auſſer ihm (gebenedeyet) an/ machet nie man- „den groß/ lobet niemanden denn allein den e- „wigen Gott/ wuͤnſchet von niemanden/ denn „von ihm gebenedey et zu ſeyn/ beluſtiget euch „in nichts/ denn darinn er ruhet und wohnet; „Derſelbe ſey euch eine freude und froͤlichkeit/ „nur uͤm der klarheit eures GOttes und ſeiner „gerechtigkeit willen/ daß ihr darinn einſehet/ „und uͤm den H. Geiſt/ der darauff ruhet/ dariñ „machet euren Gott groß/ und lobet den HErꝛn „der Heerſcharen in ſeinem Heil. Namen/ den „laſt allein/ ſag ich/ euch ein ſchrecken und beha- „gen oder gefallen/ eine luſt/ freude und froͤlig- „keit in eurem hertzen ſeyn. Aber warum? Al- „les andere iſt lauter nichts/ das nicht GOtt „iſt. Habt acht drauff! Und iſt es denn lauter „nichts ohne GOtt/ ſo machet den HErrn eu- „ren Gott und Schoͤpffer aller creaturen allein „groß/ und habt ihn (gebenedeyet) von gantzem „hertzen uͤber alles lieb/ aus allen euren kraͤfften „und vermoͤgen/ von gantzer ſeelen/ und euren „naͤchſten (euer fleiſch/ das mit euch eines ſin- „nes iſt) als euch ſelber/ u. ſ. w. Nun frag ich/ o Ubbo Emme/ wer ſich alſo Von der Hoͤlle ſehe ich auch/ daß du/ Ubbo/Von der lachen
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Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, &c.
„alſo ehret/ lobet und gefallen drinn hat und
„ſuchet. Pfuy des abgruͤndlichen/ betrieg-
„lichen/ luͤgenhafften weſens. Ferner: Weñ ihr
„mit ſolchem garſtigen habit gekleidet/ ſchwartz
„und ungeputzet ſeyd/ ſo wollt ihr ja nicht gern
„ans licht kommen/ warum dann? das wiſſet
„ihr/ daß euch der teuffel ſelber ſolches nicht
„rathet/ und es nicht gern anſchauet. Denn
„darinn vergehet alle ſeine luſt/ ſeine herrlig-
„keit und leben. Beſehet/ beſehet/ wer hier nun
„der teuffel iſt/ und wie ein teuffel hier den an-
„dern als gleiche bruͤder unterthaͤlt. Siehe
„nun/ o menſch/ worinn er verborgen und leben-
„dig bleibet? Sehet ferner/ ſeyd ihr kranck
„(ſag ich) grindigt und miſerabel, am fleiſch
„von auſſen greulich/ und zumal/ wenn ſichs
„offt veraͤndert: Sehet dann/ was vor ein
„teuffel/ oder was vor fleiſch ſich in euch belu-
„ſtigen oder anſchauen wird. Ey lieber! ſehet
„doch zu/ worinn der teuffel ſeinen hinterhalt
„hat/ ob er auch je erſcheinen wird/ wenn die ge-
„faͤlligkeit des ſuͤndlichen fleiſches/ das alte ver-
„fluchte vergaͤngliche weſen gantz weg waͤre/
„ſehet und mercket/ worinn er ſitzet/ worinn ihm
„gedienet und man ihm fußfaͤllig wird. Ge-
„ſchicht es nicht in gefaͤlligkeit/ ſchoͤnheit und
„wolluͤſten/ in den begierden und zug des flei-
„ſches/ in auffgeblaſenheit/ hoheit/ duͤnckel/
„gierigkeit und in eigen liebe/ darinn er feſt und
„lebendig bleibet? Wird er nicht in gold und
„ſilber/ und in allen koͤſtlichen zubereiteten zier-
„rath geehret und gefuͤrchtet? Sind das nicht
„hoͤlen/ darinn er in den toͤdtlichen menſchen
„faſt durch und durch eingegruͤndt liegt/ und
„ſich in der eitelkeit und vergaͤnglichkeit auff-
„haͤlt? Wie lange ſol er von euch angebetet/
„und wider GOtt geſtaͤrcket und zu felde ge-
„bracht werden. Hierum wollet ihr mit ihm
„nicht in ewigkeit zu nichts werden; ſo leget
„denn dieſe eure eigenliebe und vorſichtigkeit/
„alle eure gefaͤlligkeit/ euren willen und begier-
„den im fleiſche ab/ und achtet auf niemand/ eh-
„ret noch preiſet niemand/ hoͤret und begehret/
„noch liebet niemanden/ als den lebendigen
„Gott/ und unſern HErrn JEſum Chriſtum/
„den allerſchoͤnſten; hanget doch niemanden
„auſſer ihm (gebenedeyet) an/ machet nie man-
„den groß/ lobet niemanden denn allein den e-
„wigen Gott/ wuͤnſchet von niemanden/ denn
„von ihm gebenedey et zu ſeyn/ beluſtiget euch
„in nichts/ denn darinn er ruhet und wohnet;
„Derſelbe ſey euch eine freude und froͤlichkeit/
„nur uͤm der klarheit eures GOttes und ſeiner
„gerechtigkeit willen/ daß ihr darinn einſehet/
„und uͤm den H. Geiſt/ der darauff ruhet/ dariñ
„machet euren Gott groß/ und lobet den HErꝛn
„der Heerſcharen in ſeinem Heil. Namen/ den
„laſt allein/ ſag ich/ euch ein ſchrecken und beha-
„gen oder gefallen/ eine luſt/ freude und froͤlig-
„keit in eurem hertzen ſeyn. Aber warum? Al-
„les andere iſt lauter nichts/ das nicht GOtt
„iſt. Habt acht drauff! Und iſt es denn lauter
„nichts ohne GOtt/ ſo machet den HErrn eu-
„ren Gott und Schoͤpffer aller creaturen allein
„groß/ und habt ihn (gebenedeyet) von gantzem
„hertzen uͤber alles lieb/ aus allen euren kraͤfften
„und vermoͤgen/ von gantzer ſeelen/ und euren
„naͤchſten (euer fleiſch/ das mit euch eines ſin-
„nes iſt) als euch ſelber/ u. ſ. w.
Nun frag ich/ o Ubbo Emme/ wer ſich alſo
nach Davids rath ſchicket/ darff der ſich auch
wol vor dem teuffel fuͤrchten? Hat der teuffel
an ſolchen auch macht? Sihe/ alſo hat David
wollen Gott groß machen/ und den teuffel ver-
kleinern/ damit nicht der teuffel/ ſondern GOtt
gefuͤrchtet/ gedienet und geehret werden moͤchte.
Geſetzt nun/ daß David in ſeiner meynung und
verſtand vom teuffel moͤchte irren/ muß er deß-
wegen ſo heßlich abgeſchildert/ gelaͤſtert und ge-
ſcholten werden/ wie du thuſt? So er geſucht
haͤtte die macht GOttes zu verkleinern/ oder zu
nichte zu machen/ ſo wolt ich dir zugeſtehen/ daß
du ihn moͤchteſt ſchelten; Nun er aber ſuchet al-
lein dieſelbe groß zu machen/ was iſt doch mit
dem teuffel zu thun? Daruͤm/ biſt du von des
teuffels ſaame und bluͤthe uͤberblieben/ ſo magſt
du vor ihn antworten/ und ſeine macht ſo hoch
ruͤhmen als du wilt/ die Glaubigen ſollen den-
noch vor ihm nicht erſchrecken/ noch ihn foͤrch-
ten/ wie ſchrecklich und ſcheußlich du ihn auch
magſt abmahlen und abſchildern/ deñ mit Got-
tes huͤlffe werden ſie leichtlich allen ſeinen an-
ſchlaͤgen wiederſtehen/ ſie zerbrechen/ zu nichte
und zu ſchanden machen koͤnnen/ ſo daß er ihnen
nichts wird ſchaden/ noch ſie verletzen duͤrffen/
ob er gleich rund um ſie her gehe mit offnem
maul/ und als ein grimmiger loͤwe ſuchende ſie
zu verſchlingen. Drum ſehe ein jeglicher wol zu/
daß er ſich ſelbſt zu keinem teuffel mache.
Von der Hoͤlle ſehe ich auch/ daß du/ Ubbo/
Davids meynung nicht beſſer verſteheſt/ als du
ſeine meynung von der aufferſtehung verſtan-
den haſt/ und dennoch ſchilteſt uñ laͤſterſtu ſeine
meynung nach deiner gewohnheit. Aber/ ich
muß dich fragen/ iſt das deine meynung/ wenn
die ſchrifft von der hoͤlle oder verſchiedenen oͤr-
tern handelt/ daß ſie allein rede von einem ſicht-
barlichen ort/ da die ſichtbaren teuffel allein re-
gieren und das regiment haben/ die unglau-
bigen mit ewiger pein zu quaͤlen? Jſt/ ſag ich/
diß deine meynung von der hoͤlle/ und daß die
ſchrifft von keiner andern hoͤlle rede/ ſo glaub
ich/ daß du mit Davids meynung nicht wol
uͤbereinſtimmen kanſt/ auch deine meynung
mit der ſchrifft nicht accordire. Diß muß a-
ber nothwendig eine andere hoͤlle ſeyn/ davon
geſchrieben ſtehet/ daß GOtt in die hoͤlle fuͤhre
und wieder herauß/ daß er toͤdte und mache le-
bendig/ daß er ſchlage und koͤnne heilen. Jtem/
da der Pſalmiſt von ſagt: Es waͤre um ein klei-
nes zu thun/ meine ſeele waͤre in der hoͤllen blie-
ben. Jtem/ davon Jonas ſagt: Jch ſanck
nieder zu der berge grund/ die erde hatte mich
verſchloſſen ewiglich/ du aber haſt mein leben
aus der hoͤlle gefuͤhret/ ꝛc. Jtem/ Hiob: Die
hoͤlle iſt mein hauß/ u. f. Jch bin niedergefah-
ren in die tieffe der hoͤllen/ u. f. Wenn du nun
hievon deine meynung etwas deutlicher wirſt
erklaͤret haben/ ſo wil ich dir auch klaͤrer be-
weiſen/ daß du David unrecht thuſt/ indem
du ihn ſo ſchaͤndlich laͤſterſt und außſchilteſt/
wie du thuſt/ ja ich werde beweiſen/ daß ſeine
meynung nicht ungleich ſey der ſchrifft mey-
nung. Aber/ ſage mir doch/ wer hat dich“
zum erkenner ſeines hertzens gemachet/“
weil du ſagen darffſt/ daß der ertzboͤſe-“
wicht (ſind das nicht liebliche namen aus“
einem Chriſtlichen hertzen herkommende) ſein“
lachen
Von der
Hoͤlle.
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Zitationshilfe: | Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/591>, abgerufen am 16.07.2024. |