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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, &c.
[Spaltenumbruch] so böse ist/ als er von Ubbo ausgesprochen wird/
und ob aus seinem rath/ der mit der H. Schrifft
gantz überein komt/ so viele böse consequentien
folgen/ als Ubbo saget/ und ob David mit E-
saus kleid sich anzuziehen lehre/ daß man lügen/
betriegen/ und alle boßheit treiben solle/ mercke
wol auff/ so wirstu gantz das gegentheil befin-
den/ nemlich er wil: Daß man auffrichtig sey/
und das gute liebe und thue/ aber sich auch eine
weile verborgen halte/ sintemal die zeit solches
nicht vertragen möge; Denn diß (spricht er
"A. 3) sol euch nicht wundern/ so ihr acht habt
"auff den gantzen neuen verborgenen menschen
"Gottes/ wie derselbe inwendig der welt zwar
"verborgen/ allein aber GOtt und seinen En-
"geln bekandt ist. Denn so der mensch wol
"mag verborgen seyn/ und Jacob frey Esaus
"kleider anhaben kan/ so mag auch sein bezei-
"gen/ art und wesen wol verborgen seyn. Aber
"dasselbe geschicht (sagt er) nicht allezeit/ son-
"dern so lange biß die außerkornen der Heil.
"Gemeine innerlich geläutert/ gesäubert und
"gereiniget/ und die kinder GOttes ihr voll-
"kommenes wachsthum und mannschafft des
"alterthums CHRisti in dem Geist wahrhaff-
"tig empfangen haben. Jnzwischen lebt der
"auffrichtige in seinem glauben und vertrauen/
"darinn er recht tapffer geprüfft und unter-
"sucht wird. Nehmet also gewiß/ wie Jo-
"seph in Egypten in Potiphars/ und Moses
"in Pharaonis hauß/ reichlich zu. Und wie
"Jacob und Esau zusammen in einem leibe/
"der weitzen und unkraut in einem acker stehen/
"also wächset der neue bey den alten wider den
"andern ohne schaden heran/ als zuvor ge-
"weissaget/ und forn in der figur des bildes ab-
"gemahlet ist. Weiter/ damit der Leser recht
frey und auffrichtig Davids richtige meynung
hierinn sehen möge/ so wil ich noch einige wor-
te aus demselben büchlein hersetzen/ die Ubbo
auch geradebrecht vorbringt und erzehlet/ dar-
inn er das hauptsächlichste zur materie die-
nend ausläst/ damit Davids meynung an-
ders scheinen möge/ als sie ist. Also (sagt
"David a. 6.) wird die gerechtigkeit zu dieser
"zeit mit Jacob das scheinen müssen/ was sie
"nicht ist/ und seyn/ das sie nicht scheinet/ da-
"mit er seinen segen heimlich unverletzt einneh-
"me/ denn er muß so wol keine schmach als auch
"kein lob der menschen nichts achten/ sondern
"sich allein schicken (mercket doch) daß er sei-
"nem HErrn (wie ein redlich weib ihrem man-
"ne) gefallen und angenehm seyn möge. Dar-
"um was ihr heimlich oder im verborgenen
"säet/ wird er öffentlich loben und belohnen.
"So thut nun/ o ihr auffrichtige und gehor-
"same hertzen/ nach dem rath der weißheit/
"verberget euch einen augenblick/ biß der zorn
"des HERRN vorüber gangen ist/ so lange
"müsset ihr euch dulden/ eure seelen mit leid-
"samkeit besitzen/ verstehet/ heimlich und stille
"verborgen halten in der kammer eurer her-
"tzen/ aber in der hoffnung starck zu nehmen/
"und nicht ausschauen vor der zeit. Hört
"ihrs wol? Haltet euer haupt inne/ last euch
"nicht sehen noch hören/ wer oder was vor
"einer ihr seyd/ wollt ihr anders dem HErrn
"keine mühe/ und euch selber keine verdrieß-
"ligkeit mehr/ als euch der HERR zuschi-
"cket/ aufflegen. Darum haltet inne einen
[Spaltenumbruch] andern (den ihr nicht wol kennet oder wahr-"
hafftig zugesandt seyd) zu lehren/ oder mit"
euren worten unsicher zu ziehen. Sehet"
euch vor für euch und vor eurem geist. Wo"
keine wahrhafftige zuhörer und liebhaber"
der wahrheit sind/ da bringet keine reden"
vor/ nicht aus furcht vor den menschen/"
sondern aus ehrerbietung des heiligen guten"
worts; denn sie werden nicht allein im wind"
geredet/ sondern euch selber zu einer ver-"
hinderung in der schwachheit vorgebracht."
Wachset erst in aller frömmigkeit auff/ und"
seyd bereit zum dienst des Evangelii/ nem-"
lich/ sterbet erst/ und dann bringet überflüs-"
sige frucht hervor/ eher mags nicht gesche-"
hen. u. s. w. leset fort. Sihe/ lieber Leser/ das
ist Davids meynung und lehre in diesem büch-
lein. Uberlegs nun einmal/ ob diß so böse sey/
ob er mit diesen worten wolle/ daß man nem-
lich sich schicken solle dem HERRN zu ge-
fallen/ in aller frömmigkeit auffzuwachsen/
und in allen zu gehorsamen/ und dergleichen/
ob er (sag ich) damit wol solte meinen/ daß
man alle boßheit/ betriegerey und dieberey trei-
ben solte. Und das müste nothwendig so
seyn/ so des Ubbonis sein geschwätze wahr
wäre; aber es ist weit davon. Jst auch
wol dieser rath so böse/ und mag man sich
denn nicht eine zeitlang vor den bösen nei-
dischen menschen verbergen/ sondern nur al-
lezeit offenbahren: Ey so muß auch noth-
wendig böse seyn/ daß die Reformirten zur
zeit der verfolgung in Niederland sich heim-
lich gehalten/ in büschen/ feldern und häu-
sern heimlich versammlet/ und noch an vie-
len örtern in Brabant/ Flandern/ ja Spa-
nien/ Jtalien/ und hinter selben noch biß
dato thun. Und so du unter der verfolgung
mit gewest wärest/ Ubbo/ hättestu es selber
wol mit gethan/ oder du würdest vor jetzo
nicht mehr leben. Darum/ Ubbo/ siehe/ wor-
inn du einen andern richtest/ verdammest du
dich selber und deine Glaubens-Genossen/ in-
dem du und dieselben das thun/ warum du
andere verurtheilest; Ja/ das noch mehr ist/
du verurtheilest hiemit auch den HErrn JE-
SUM selbst/ welcher muste weichen/ und
sich in Egypten verbergen/ biß der tyrann
Herodes todt war/ Matth. 11. Cap.

Betreffend auch das zweyte büchlein/ dessen
oben gedacht und von dir angeführet worden/
genannt: Warnung etc. darinn weisestu die
stellen an B. 1. 2. 3. 4. welche stellen und gan-
tzes büchlein/ als ich sie nachgesehen und durch-
gelesen/ finde auch nichts anders denn eine
Warnung/ wie sich die Gläubigen follen in
sich selber vor der neidischen bösen welt eine
weile verbergen/ und ihrer selbst inwendig/
oder von innen wahrnehmen und acht haben
auff alle ihre gedancken/ auch nicht vor der
zeit außlauffen/ das ist/ andere nicht lehren/
ehe sie selbst in Göttlichen sachen gelehret seyn;
wolle man anders den Vater verehren/ und
viel rechte Jünger zubringen/ so müsse man
erst zuvor selbst sein Jönger seyn/ sich selbst
ihme gantz lassen/ ja gar sein eigen leben hassen/
und fein creutz täglich auff sich nehmen und
dem HErrn in wahrheit nachfolgen. Denn
wer den krancken helffen/ und den todten le-
bendig machen wil/ der muß erst selbst starck

und

Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, &c.
[Spaltenumbruch] ſo boͤſe iſt/ als er von Ubbo ausgeſprochen wird/
und ob aus ſeinem rath/ der mit der H. Schrifft
gantz uͤberein komt/ ſo viele boͤſe conſequentien
folgen/ als Ubbo ſaget/ und ob David mit E-
ſaus kleid ſich anzuziehen lehre/ daß man luͤgen/
betriegen/ und alle boßheit treiben ſolle/ mercke
wol auff/ ſo wirſtu gantz das gegentheil befin-
den/ nemlich er wil: Daß man auffrichtig ſey/
und das gute liebe und thue/ aber ſich auch eine
weile verborgen halte/ ſintemal die zeit ſolches
nicht vertragen moͤge; Denn diß (ſpricht er
A. 3) ſol euch nicht wundern/ ſo ihr acht habt
„auff den gantzen neuen verborgenen menſchen
„Gottes/ wie derſelbe inwendig der welt zwar
„verborgen/ allein aber GOtt und ſeinen En-
„geln bekandt iſt. Denn ſo der menſch wol
„mag verborgen ſeyn/ und Jacob frey Eſaus
„kleider anhaben kan/ ſo mag auch ſein bezei-
„gen/ art und weſen wol verborgen ſeyn. Aber
„daſſelbe geſchicht (ſagt er) nicht allezeit/ ſon-
„dern ſo lange biß die außerkornen der Heil.
„Gemeine innerlich gelaͤutert/ geſaͤubert und
„gereiniget/ und die kinder GOttes ihr voll-
„kommenes wachsthum und mannſchafft des
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„tig empfangen haben. Jnzwiſchen lebt der
„auffrichtige in ſeinem glauben und vertrauen/
„darinn er recht tapffer gepruͤfft und unter-
„ſucht wird. Nehmet alſo gewiß/ wie Jo-
„ſeph in Egypten in Potiphars/ und Moſes
„in Pharaonis hauß/ reichlich zu. Und wie
„Jacob und Eſau zuſammen in einem leibe/
„der weitzen und unkraut in einem acker ſtehen/
„alſo waͤchſet der neue bey den alten wider den
„andern ohne ſchaden heran/ als zuvor ge-
„weiſſaget/ und forn in der figur des bildes ab-
„gemahlet iſt. Weiter/ damit der Leſer recht
frey und auffrichtig Davids richtige meynung
hierinn ſehen moͤge/ ſo wil ich noch einige wor-
te aus demſelben buͤchlein herſetzen/ die Ubbo
auch geradebrecht vorbringt und erzehlet/ dar-
inn er das hauptſaͤchlichſte zur materie die-
nend auslaͤſt/ damit Davids meynung an-
ders ſcheinen moͤge/ als ſie iſt. Alſo (ſagt
„David a. 6.) wird die gerechtigkeit zu dieſer
„zeit mit Jacob das ſcheinen muͤſſen/ was ſie
„nicht iſt/ und ſeyn/ das ſie nicht ſcheinet/ da-
„mit er ſeinen ſegen heimlich unverletzt einneh-
„me/ denn er muß ſo wol keine ſchmach als auch
„kein lob der menſchen nichts achten/ ſondern
„ſich allein ſchicken (mercket doch) daß er ſei-
„nem HErrn (wie ein redlich weib ihrem man-
„ne) gefallen und angenehm ſeyn moͤge. Dar-
„um was ihr heimlich oder im verborgenen
„ſaͤet/ wird er oͤffentlich loben und belohnen.
„So thut nun/ o ihr auffrichtige und gehor-
„ſame hertzen/ nach dem rath der weißheit/
„verberget euch einen augenblick/ biß der zorn
„des HERRN voruͤber gangen iſt/ ſo lange
„muͤſſet ihr euch dulden/ eure ſeelen mit leid-
„ſamkeit beſitzen/ verſtehet/ heimlich und ſtille
„verborgen halten in der kammer eurer her-
„tzen/ aber in der hoffnung ſtarck zu nehmen/
„und nicht ausſchauen vor der zeit. Hoͤrt
„ihrs wol? Haltet euer haupt inne/ laſt euch
„nicht ſehen noch hoͤren/ wer oder was vor
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„keine muͤhe/ und euch ſelber keine verdrieß-
„ligkeit mehr/ als euch der HERR zuſchi-
„cket/ aufflegen. Darum haltet inne einen
[Spaltenumbruch] andern (den ihr nicht wol kennet oder wahr-“
hafftig zugeſandt ſeyd) zu lehren/ oder mit“
euren worten unſicher zu ziehen. Sehet“
euch vor fuͤr euch und vor eurem geiſt. Wo“
keine wahrhafftige zuhoͤrer und liebhaber“
der wahrheit ſind/ da bringet keine reden“
vor/ nicht aus furcht vor den menſchen/“
ſondern aus ehrerbietung des heiligen guten“
worts; denn ſie werden nicht allein im wind“
geredet/ ſondern euch ſelber zu einer ver-“
hinderung in der ſchwachheit vorgebracht.“
Wachſet erſt in aller froͤmmigkeit auff/ und“
ſeyd bereit zum dienſt des Evangelii/ nem-“
lich/ ſterbet erſt/ und dann bringet uͤberfluͤſ-“
ſige frucht hervor/ eher mags nicht geſche-“
hen. u. ſ. w. leſet fort. Sihe/ lieber Leſer/ das
iſt Davids meynung und lehre in dieſem buͤch-
lein. Uberlegs nun einmal/ ob diß ſo boͤſe ſey/
ob er mit dieſen worten wolle/ daß man nem-
lich ſich ſchicken ſolle dem HERRN zu ge-
fallen/ in aller froͤmmigkeit auffzuwachſen/
und in allen zu gehorſamen/ und dergleichen/
ob er (ſag ich) damit wol ſolte meinen/ daß
man alle boßheit/ betriegerey und dieberey trei-
ben ſolte. Und das muͤſte nothwendig ſo
ſeyn/ ſo des Ubbonis ſein geſchwaͤtze wahr
waͤre; aber es iſt weit davon. Jſt auch
wol dieſer rath ſo boͤſe/ und mag man ſich
denn nicht eine zeitlang vor den boͤſen nei-
diſchen menſchen verbergen/ ſondern nur al-
lezeit offenbahren: Ey ſo muß auch noth-
wendig boͤſe ſeyn/ daß die Reformirten zur
zeit der verfolgung in Niederland ſich heim-
lich gehalten/ in buͤſchen/ feldern und haͤu-
ſern heimlich verſammlet/ und noch an vie-
len oͤrtern in Brabant/ Flandern/ ja Spa-
nien/ Jtalien/ und hinter ſelben noch biß
dato thun. Und ſo du unter der verfolgung
mit geweſt waͤreſt/ Ubbo/ haͤtteſtu es ſelber
wol mit gethan/ oder du wuͤrdeſt vor jetzo
nicht mehr leben. Darum/ Ubbo/ ſiehe/ wor-
inn du einen andern richteſt/ verdammeſt du
dich ſelber und deine Glaubens-Genoſſen/ in-
dem du und dieſelben das thun/ warum du
andere verurtheileſt; Ja/ das noch mehr iſt/
du verurtheileſt hiemit auch den HErrn JE-
SUM ſelbſt/ welcher muſte weichen/ und
ſich in Egypten verbergen/ biß der tyrann
Herodes todt war/ Matth. 11. Cap.

Betreffend auch das zweyte buͤchlein/ deſſen
oben gedacht und von dir angefuͤhret worden/
genannt: Warnung ꝛc. darinn weiſeſtu die
ſtellen an B. 1. 2. 3. 4. welche ſtellen und gan-
tzes buͤchlein/ als ich ſie nachgeſehen und durch-
geleſen/ finde auch nichts anders denn eine
Warnung/ wie ſich die Glaͤubigen follen in
ſich ſelber vor der neidiſchen boͤſen welt eine
weile verbergen/ und ihrer ſelbſt inwendig/
oder von innen wahrnehmen und acht haben
auff alle ihre gedancken/ auch nicht vor der
zeit außlauffen/ das iſt/ andere nicht lehren/
ehe ſie ſelbſt in Goͤttlichen ſachen gelehret ſeyn;
wolle man anders den Vater verehren/ und
viel rechte Juͤnger zubringen/ ſo muͤſſe man
erſt zuvor ſelbſt ſein Joͤnger ſeyn/ ſich ſelbſt
ihme gantz laſſen/ ja gar ſein eigen leben haſſen/
und fein creutz taͤglich auff ſich nehmen und
dem HErrn in wahrheit nachfolgen. Denn
wer den krancken helffen/ und den todten le-
bendig machen wil/ der muß erſt ſelbſt ſtarck

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mit gewe&#x017F;t wa&#x0364;re&#x017F;t/ Ubbo/ ha&#x0364;tte&#x017F;tu es &#x017F;elber<lb/>
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[290/0586] Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, &c. ſo boͤſe iſt/ als er von Ubbo ausgeſprochen wird/ und ob aus ſeinem rath/ der mit der H. Schrifft gantz uͤberein komt/ ſo viele boͤſe conſequentien folgen/ als Ubbo ſaget/ und ob David mit E- ſaus kleid ſich anzuziehen lehre/ daß man luͤgen/ betriegen/ und alle boßheit treiben ſolle/ mercke wol auff/ ſo wirſtu gantz das gegentheil befin- den/ nemlich er wil: Daß man auffrichtig ſey/ und das gute liebe und thue/ aber ſich auch eine weile verborgen halte/ ſintemal die zeit ſolches nicht vertragen moͤge; Denn diß (ſpricht er „A. 3) ſol euch nicht wundern/ ſo ihr acht habt „auff den gantzen neuen verborgenen menſchen „Gottes/ wie derſelbe inwendig der welt zwar „verborgen/ allein aber GOtt und ſeinen En- „geln bekandt iſt. Denn ſo der menſch wol „mag verborgen ſeyn/ und Jacob frey Eſaus „kleider anhaben kan/ ſo mag auch ſein bezei- „gen/ art und weſen wol verborgen ſeyn. Aber „daſſelbe geſchicht (ſagt er) nicht allezeit/ ſon- „dern ſo lange biß die außerkornen der Heil. „Gemeine innerlich gelaͤutert/ geſaͤubert und „gereiniget/ und die kinder GOttes ihr voll- „kommenes wachsthum und mannſchafft des „alterthums CHRiſti in dem Geiſt wahrhaff- „tig empfangen haben. Jnzwiſchen lebt der „auffrichtige in ſeinem glauben und vertrauen/ „darinn er recht tapffer gepruͤfft und unter- „ſucht wird. Nehmet alſo gewiß/ wie Jo- „ſeph in Egypten in Potiphars/ und Moſes „in Pharaonis hauß/ reichlich zu. Und wie „Jacob und Eſau zuſammen in einem leibe/ „der weitzen und unkraut in einem acker ſtehen/ „alſo waͤchſet der neue bey den alten wider den „andern ohne ſchaden heran/ als zuvor ge- „weiſſaget/ und forn in der figur des bildes ab- „gemahlet iſt. Weiter/ damit der Leſer recht frey und auffrichtig Davids richtige meynung hierinn ſehen moͤge/ ſo wil ich noch einige wor- te aus demſelben buͤchlein herſetzen/ die Ubbo auch geradebrecht vorbringt und erzehlet/ dar- inn er das hauptſaͤchlichſte zur materie die- nend auslaͤſt/ damit Davids meynung an- ders ſcheinen moͤge/ als ſie iſt. Alſo (ſagt „David a. 6.) wird die gerechtigkeit zu dieſer „zeit mit Jacob das ſcheinen muͤſſen/ was ſie „nicht iſt/ und ſeyn/ das ſie nicht ſcheinet/ da- „mit er ſeinen ſegen heimlich unverletzt einneh- „me/ denn er muß ſo wol keine ſchmach als auch „kein lob der menſchen nichts achten/ ſondern „ſich allein ſchicken (mercket doch) daß er ſei- „nem HErrn (wie ein redlich weib ihrem man- „ne) gefallen und angenehm ſeyn moͤge. Dar- „um was ihr heimlich oder im verborgenen „ſaͤet/ wird er oͤffentlich loben und belohnen. „So thut nun/ o ihr auffrichtige und gehor- „ſame hertzen/ nach dem rath der weißheit/ „verberget euch einen augenblick/ biß der zorn „des HERRN voruͤber gangen iſt/ ſo lange „muͤſſet ihr euch dulden/ eure ſeelen mit leid- „ſamkeit beſitzen/ verſtehet/ heimlich und ſtille „verborgen halten in der kammer eurer her- „tzen/ aber in der hoffnung ſtarck zu nehmen/ „und nicht ausſchauen vor der zeit. Hoͤrt „ihrs wol? Haltet euer haupt inne/ laſt euch „nicht ſehen noch hoͤren/ wer oder was vor „einer ihr ſeyd/ wollt ihr anders dem HErrn „keine muͤhe/ und euch ſelber keine verdrieß- „ligkeit mehr/ als euch der HERR zuſchi- „cket/ aufflegen. Darum haltet inne einen andern (den ihr nicht wol kennet oder wahr-“ hafftig zugeſandt ſeyd) zu lehren/ oder mit“ euren worten unſicher zu ziehen. Sehet“ euch vor fuͤr euch und vor eurem geiſt. Wo“ keine wahrhafftige zuhoͤrer und liebhaber“ der wahrheit ſind/ da bringet keine reden“ vor/ nicht aus furcht vor den menſchen/“ ſondern aus ehrerbietung des heiligen guten“ worts; denn ſie werden nicht allein im wind“ geredet/ ſondern euch ſelber zu einer ver-“ hinderung in der ſchwachheit vorgebracht.“ Wachſet erſt in aller froͤmmigkeit auff/ und“ ſeyd bereit zum dienſt des Evangelii/ nem-“ lich/ ſterbet erſt/ und dann bringet uͤberfluͤſ-“ ſige frucht hervor/ eher mags nicht geſche-“ hen. u. ſ. w. leſet fort. Sihe/ lieber Leſer/ das iſt Davids meynung und lehre in dieſem buͤch- lein. Uberlegs nun einmal/ ob diß ſo boͤſe ſey/ ob er mit dieſen worten wolle/ daß man nem- lich ſich ſchicken ſolle dem HERRN zu ge- fallen/ in aller froͤmmigkeit auffzuwachſen/ und in allen zu gehorſamen/ und dergleichen/ ob er (ſag ich) damit wol ſolte meinen/ daß man alle boßheit/ betriegerey und dieberey trei- ben ſolte. Und das muͤſte nothwendig ſo ſeyn/ ſo des Ubbonis ſein geſchwaͤtze wahr waͤre; aber es iſt weit davon. Jſt auch wol dieſer rath ſo boͤſe/ und mag man ſich denn nicht eine zeitlang vor den boͤſen nei- diſchen menſchen verbergen/ ſondern nur al- lezeit offenbahren: Ey ſo muß auch noth- wendig boͤſe ſeyn/ daß die Reformirten zur zeit der verfolgung in Niederland ſich heim- lich gehalten/ in buͤſchen/ feldern und haͤu- ſern heimlich verſammlet/ und noch an vie- len oͤrtern in Brabant/ Flandern/ ja Spa- nien/ Jtalien/ und hinter ſelben noch biß dato thun. Und ſo du unter der verfolgung mit geweſt waͤreſt/ Ubbo/ haͤtteſtu es ſelber wol mit gethan/ oder du wuͤrdeſt vor jetzo nicht mehr leben. Darum/ Ubbo/ ſiehe/ wor- inn du einen andern richteſt/ verdammeſt du dich ſelber und deine Glaubens-Genoſſen/ in- dem du und dieſelben das thun/ warum du andere verurtheileſt; Ja/ das noch mehr iſt/ du verurtheileſt hiemit auch den HErrn JE- SUM ſelbſt/ welcher muſte weichen/ und ſich in Egypten verbergen/ biß der tyrann Herodes todt war/ Matth. 11. Cap. Betreffend auch das zweyte buͤchlein/ deſſen oben gedacht und von dir angefuͤhret worden/ genannt: Warnung ꝛc. darinn weiſeſtu die ſtellen an B. 1. 2. 3. 4. welche ſtellen und gan- tzes buͤchlein/ als ich ſie nachgeſehen und durch- geleſen/ finde auch nichts anders denn eine Warnung/ wie ſich die Glaͤubigen follen in ſich ſelber vor der neidiſchen boͤſen welt eine weile verbergen/ und ihrer ſelbſt inwendig/ oder von innen wahrnehmen und acht haben auff alle ihre gedancken/ auch nicht vor der zeit außlauffen/ das iſt/ andere nicht lehren/ ehe ſie ſelbſt in Goͤttlichen ſachen gelehret ſeyn; wolle man anders den Vater verehren/ und viel rechte Juͤnger zubringen/ ſo muͤſſe man erſt zuvor ſelbſt ſein Joͤnger ſeyn/ ſich ſelbſt ihme gantz laſſen/ ja gar ſein eigen leben haſſen/ und fein creutz taͤglich auff ſich nehmen und dem HErrn in wahrheit nachfolgen. Denn wer den krancken helffen/ und den todten le- bendig machen wil/ der muß erſt ſelbſt ſtarck und

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/586>, abgerufen am 16.07.2024.