Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, &c.
[Spaltenumbruch] Der Leser
wolle nach
folgende
bücher be-
sehen/ dar-
aus er ver-
stehe wird/
daß dieje-
nigen/ die
andere be-
lügen/ auch
können be-
logen wer-
den:
Nothwen-
digeretc be-
richt von
der gan-
tzen Calvi-
nischen
Religion
aus ihren
eigenen bü-
chern und
schrifften
gezogen etc.
durch Phil.
Nicolai,

der Heil.
Schrifft
Doctor zu
Vnna.
Wieder-
legung etc.
durch E-
gid. Hun-
nium, D.

und Prof.
zu Wit-
tenberg.
Theologia
Calvinista-
rum,
durch
Conrad.
Schlüssel-
burg/ der
H. Schrift
Doctor.
100. Un-
warheiten
so die Cal-
vinisten
un Heil.
Schrifft
begehen/
durch M.
Zach. Fa-
brum,

Pfarr. zu
Rockenitz.
Spiegel
des bösen
Geistes
durch Phil.
Nicolai.

Von dem
leben/ art/
wercken/
lehren und
tod Joh
Calvini,

durch Hier.
Bolseck.
Man lese
weiter die
Schriften
Eccij, Bel-
larm. Don-
kani, Co-
steri
und
vieler an-
derer alter
und neuer
Päbstl
Scribente
behafftet gewesen/ und seinen schülern ein solch
leben als ein lebendig exempel zur nachfolge vor-
gestellet hätte/ wie du mit deinen unverschäm-
ten lügen-und läster-maul sagen darffst/ ich
glaube nicht/ daß er einen menschen/ (er hätte
denn muthwillig irren wollen) würde an sich ha-
ben ziehen können. Darum wil ich nun dieses/
was anlanget die schreiben und schelten von
Davids leben/ beschliessen/ weil die jenigen/ die
ihn gekannt und mit ihm umgangen sind/ auch
mit ihm eines sinnes im Glauben gewest/ von
ihm nichts böses zeugen/ auch über diß seine wi-
derwärtigen von seinem äusserlichen leben und
conversation, ja auch seine bittersten feinde alles
gutes zeugen müssen/ denn das inwendige und
hertz muß GOtt richten (wiewol du dich auch
solches mit unterstehest) daß solchen mehr glau-
ben von allen menschen beyzumessen sey/ denn
deinem zeugniß/ welches lügenhafft und falsch
ist/ und nur von hören sagen hast/ und noch dazu
von seinen feinden nach seinem tode/ denen man
nicht glauben darff. Denn so man glauben sol/
und warhafftig seyn muß das/ was die neidische
und bittere partheyen wider die frommen aus-
sprengen/ so wird nicht allein David Joris die-
se heßliche schandflecke/ so du ihm unrecht und
fälschlich aufflegest/ tragen müssen/ sondern es
wird auch kein eintzig frommer ungelästert blei-
ben/ ja Christus selbst/ das unbefleckte lamm/ wird
alsdann ein fresser/ weinsäuffer/ verführer/ und
aus dem teuffel seyn müssen.

Auch die Calvinisten müsten nach dem zeug-
niß der Papisten/ Lutherischen und anderer ihrer
partheyen gottlose buben seyn/ und ihre lehre die
grundsuppe und stütze der Libertiner und vom
Teuffel/ ihre lehrer aber rachgierig/ blutdürstig/
bauch-pfaffen/ lügen-geister und hur-kinder des
Teuffels; ihre anhänger aber gotteslästerer/ der
hohen Obrigkeit auffrührer/ meutmacher/ rot-
tirer/ stöhrenfriede/ ja grimmige und lebendige
Teuffel/ weil verschiedene gelahrte männer so
wol Papistische als Lutherische in unterschied-
lichen büchern sothanige schöne und herrliche
zeugnisse haben in öffentlichen druck geben dörf-
fen. Und so man den partheyen glauben müste/
wie du thust/ so muß nach dem zeugniß Meister
Hieron. Herm. Bolsecks/ D. Medicin. zu Lyon/
Johann Calvinus/ euer haubtlehrer/ gewesen
seyn sehr ehrgeitzig/ trotzig/ vermessen/ grimmig/
böse/ rachgierig/ ein falscher lehrer/ verlauffner
Pfaffe/ ein Sodomit/ gebrandmahlet in seiner
jugend/ ein bewahrer der armen börse zu Genff/
dadurch er groß geld bekam/ unersättlich/ geitzig
der von einem lebendigen menschen (nemlich
Brullius von Ostum) seine falsche lehre mit
wundern zu bestätigen/ einen todten gemacht/
deßwegen ihn die frau öffentlich vor einen be-
trieger und mörder ihres mannes ausrieff; item,
er wird auch delicat, schwelgerisch und verhurt
müssen gewest seyn/ untreu im almosen austhei-
len/ heuchlerisch und verstellet/ hochmüthig/ der
auch/ als er sterben wollen/ die Teuffel habe an-
geruffen/ ein flucher/ gottslästerer/ der die stun-
de vermaledeyet/ in welcher er etwas studiret o-
der geschrieben habe. Diß sind zeugnisse/ die
Bolseck von Calvino giebt. Jst nun das zeug-
niß/ das man aus den gegnern nimt/ wahrhaff-
tig/ so hilfft da kein verthädigen oder entschul-
digen/ und stehet also dir erst selbst zu diesen bal-
cken aus deinem selbsteignem auge zu ziehen/ ehe
[Spaltenumbruch] du den splitter aus deines bruders auge ziehest.
Doch damit du dich nicht mögest beklagen oder
sagen/ man folge selbst auch deinem exempel
und suche deine Secte zu beschuldigen/ so wil ich
dir nur zum überfluß noch anzeigen den balcken
in dem auge deiner mitbrüder und glaubens-
genossen/ auff daß/ wenn du denselben erst ge-
bessert hast/ alsdenn auch möchtest kommen zu
bestraffen die jenigen/ die sich üm dich nicht be-
kümmern. Denn also sagt der Herr von Alde-Aldegon-
de
ver-
mahnung
fol. 60.
61. etc.

gonde, einer der vornehmsten deiner lehrer und"
mitbeschuldiger des Davids Joris/ von den"
Gemeinen in Braband/ Flandern/ Henne gau"
und andern umliegenden ländern/ welche er"
seine mitbrüder nennet/ daß sie beginnten von"
aller leichtfertigkeit/ begierligkeit/ truncken-"
heit/ schwelgerey/ wilden frechheit/ prasserey/"
panquetiren/ pralereyen und viehischem wesen"
keine sunde/ sondern eine tugend und frömmig-"
keit zu machen/ und daß die hurerey/ ehebre-"
cherey/ und allerley unkeuschheit beyde in wor-"
ten und wercken/ hier so gemein unter ihnen"
worden/ als unter einigen unglaubigen; (ob"
diß\ bbo nicht auch thue/ mag er sich wol un-"
tersuchen) affterreden und des ehrlichen na-"
mens beraubung (sagt er) haben sie schier vor"
grosse tugenden gehalten/ und achteten den-"
jenigen vor den allereyffrigsten/ der auffs hur-"
tigste könte seines nächsten wercke mit ver-"
blümten worten verlästern und verdrehen/ so"
daß man gesehen/ wie viele/ die in dem worte"
Gottes wolten die allergeschicktesten seyn/ den-"
noch sich gäntzlich nicht gescheuet beyde heim-"
lich und öffentlich ihre nächsten/ ja auch offt"
diejenigen/ von denen sie wolthaten empfan-"
gen/ mit falschen erdichteten fabeln zu beschul-"
digen etc. Ließ noch viel mehr andere feine stück-
gen (so dirs gelüstet) damit er die vorgedachte
Gemeinen bezieret. Gehe und bessere dieselbe
erst/ und komme alsdenn zu urtheilen diejeni-
gen/ die ausser dir sind.

Nachdem ich nun auffs kürtzefte/ als ich ver-
mocht/ und die sache erfordert/ bewiesen habe/
mit was unrecht/ unwarheit/ falschen lügen und
calumnien du das leben des frommen David
Joris in deinem ausgegebenen büchlein be-
schuldiget hast; wil ich nun auch kommen zu der
lehre in seinen büchern und schrifften begriffen/
und besehen/ ob sie so greulich ist/ als du sie ab-
schilterst/ welches thuende ich mich auch der
kürtze/ so viel ich nur immer kan/ befleißigen wil/
weil dich die weitläufftigkeit der schrifften Da-
vid Joris so sehr verdrossen/ werde mich aber
dennoch an deine ordre nicht binden. Erstlich
muß ich die leser deines büchleins bitten/ daß/
so sie es gelesen/ doch wollen die örter/ von dir
angezogen/ in Davids büchern nachschlagen/
damit sie selbige mit allen umbständen wissen
mögen/ und was darinn vor-und nachfolget
mit unpartheyischem ernst und vollkommnen sinn
durchlesen/ auch auff den sinn und meynung
des schreibers wol acht haben/ so werden sie zur
stunde sehen und befinden die ungleichheit und
gewalt/ die du ihm und seinen schrifften an-
thust/ dieselbe auff einen gantz andern sinn zu
zerren/ als sie in der warheit sind. Denn so
sein stylus und schreibart etwas schwer zu ver-
stehen ist demjenigen/ der sie wenig gelesen/ ich
geschweige vor den/ der sie mit unlust/ parthey-
ligkeit und überhin ohne auffmercksamkeit und

mit

Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, &c.
[Spaltenumbruch] Der Leſer
wolle nach
folgende
buͤcher be-
ſehen/ dar-
aus er ver-
ſtehē wird/
daß dieje-
nigen/ die
andere be-
luͤgẽ/ auch
koͤnnen be-
logen wer-
den:
Nothwen-
digerꝛc be-
richt von
der gan-
tzen Calvi-
niſchen
Religion
aus ihren
eigenẽ buͤ-
chern und
ſchrifften
gezogen ꝛc.
durch Phil.
Nicolai,

der Heil.
Schrifft
Doctor zu
Vnna.
Wieder-
legung ꝛc.
durch E-
gid. Hun-
nium, D.

und Prof.
zu Wit-
tenberg.
Theologia
Calviniſta-
rum,
durch
Conrad.
Schluͤſſel-
burg/ der
H. Schrift
Doctor.
100. Un-
warheiten
ſo die Cal-
viniſten
un Heil.
Schrifft
begehen/
durch M.
Zach. Fa-
brum,

Pfarr. zu
Rockenitz.
Spiegel
des boͤſen
Geiſtes
durch Phil.
Nicolai.

Von dem
leben/ art/
wercken/
lehren und
tod Joh
Calvini,

duꝛch Hier.
Bolſeck.
Man leſe
weiter die
Schriften
Eccij, Bel-
larm. Don-
kani, Co-
ſteri
und
vieler an-
derer alter
und neuer
Paͤbſtl
Scribentē
behafftet geweſen/ und ſeinen ſchuͤlern ein ſolch
leben als ein lebendig exempel zur nachfolge vor-
geſtellet haͤtte/ wie du mit deinen unverſchaͤm-
ten luͤgen-und laͤſter-maul ſagen darffſt/ ich
glaube nicht/ daß er einen menſchen/ (er haͤtte
denn muthwillig irren wollen) wuͤrde an ſich ha-
ben ziehen koͤnnen. Darum wil ich nun dieſes/
was anlanget die ſchreiben und ſchelten von
Davids leben/ beſchlieſſen/ weil die jenigen/ die
ihn gekannt und mit ihm umgangen ſind/ auch
mit ihm eines ſinnes im Glauben geweſt/ von
ihm nichts boͤſes zeugen/ auch uͤber diß ſeine wi-
derwaͤrtigen von ſeinem aͤuſſerlichen leben und
converſation, ja auch ſeine bitterſten feinde alles
gutes zeugen muͤſſen/ denn das inwendige und
hertz muß GOtt richten (wiewol du dich auch
ſolches mit unterſteheſt) daß ſolchen mehr glau-
ben von allen menſchen beyzumeſſen ſey/ denn
deinem zeugniß/ welches luͤgenhafft und falſch
iſt/ und nur von hoͤren ſagen haſt/ und noch dazu
von ſeinen feinden nach ſeinem tode/ denen man
nicht glauben darff. Denn ſo man glauben ſol/
und warhafftig ſeyn muß das/ was die neidiſche
und bittere partheyen wider die frommen aus-
ſprengen/ ſo wird nicht allein David Joris die-
ſe heßliche ſchandflecke/ ſo du ihm unrecht und
faͤlſchlich aufflegeſt/ tragen muͤſſen/ ſondern es
wird auch kein eintzig frommer ungelaͤſtert blei-
ben/ ja Chriſtus ſelbſt/ das unbefleckte lam̃/ wird
alsdann ein freſſer/ weinſaͤuffer/ verfuͤhrer/ und
aus dem teuffel ſeyn muͤſſen.

Auch die Calviniſten muͤſten nach dem zeug-
niß der Papiſten/ Lutheriſchen und anderer ihrer
partheyen gottloſe buben ſeyn/ und ihre lehre die
grundſuppe und ſtuͤtze der Libertiner und vom
Teuffel/ ihre lehrer aber rachgierig/ blutduͤrſtig/
bauch-pfaffen/ luͤgen-geiſter und hur-kinder des
Teuffels; ihre anhaͤnger aber gotteslaͤſterer/ der
hohen Obrigkeit auffruͤhrer/ meutmacher/ rot-
tirer/ ſtoͤhrenfriede/ ja grimmige und lebendige
Teuffel/ weil verſchiedene gelahrte maͤnner ſo
wol Papiſtiſche als Lutheriſche in unterſchied-
lichen buͤchern ſothanige ſchoͤne und herrliche
zeugniſſe haben in oͤffentlichen druck geben doͤrf-
fen. Und ſo man den partheyen glauben muͤſte/
wie du thuſt/ ſo muß nach dem zeugniß Meiſter
Hieron. Herm. Bolſecks/ D. Medicin. zu Lyon/
Johann Calvinus/ euer haubtlehrer/ geweſen
ſeyn ſehr ehrgeitzig/ trotzig/ vermeſſen/ grimmig/
boͤſe/ rachgierig/ ein falſcher lehrer/ verlauffner
Pfaffe/ ein Sodomit/ gebrandmahlet in ſeiner
jugend/ ein bewahrer der armen boͤrſe zu Genff/
dadurch er groß geld bekam/ unerſaͤttlich/ geitzig
der von einem lebendigen menſchen (nemlich
Brullius von Oſtum) ſeine falſche lehre mit
wundern zu beſtaͤtigen/ einen todten gemacht/
deßwegen ihn die frau oͤffentlich vor einen be-
trieger und moͤrder ihres mannes ausrieff; item,
er wird auch delicat, ſchwelgeriſch und verhurt
muͤſſen geweſt ſeyn/ untreu im almoſen austhei-
len/ heuchleriſch und verſtellet/ hochmuͤthig/ der
auch/ als er ſterben wollen/ die Teuffel habe an-
geruffen/ ein flucher/ gottslaͤſterer/ der die ſtun-
de vermaledeyet/ in welcher er etwas ſtudiret o-
der geſchrieben habe. Diß ſind zeugniſſe/ die
Bolſeck von Calvino giebt. Jſt nun das zeug-
niß/ das man aus den gegnern nimt/ wahrhaff-
tig/ ſo hilfft da kein verthaͤdigen oder entſchul-
digen/ und ſtehet alſo dir erſt ſelbſt zu dieſen bal-
cken aus deinem ſelbſteignem auge zu ziehen/ ehe
[Spaltenumbruch] du den ſplitter aus deines bruders auge zieheſt.
Doch damit du dich nicht moͤgeſt beklagen oder
ſagen/ man folge ſelbſt auch deinem exempel
und ſuche deine Secte zu beſchuldigen/ ſo wil ich
dir nur zum uͤberfluß noch anzeigen den balcken
in dem auge deiner mitbruͤder und glaubens-
genoſſen/ auff daß/ wenn du denſelben erſt ge-
beſſert haſt/ alsdenn auch moͤchteſt kommen zu
beſtraffen die jenigen/ die ſich uͤm dich nicht be-
kuͤmmern. Denn alſo ſagt der Herr von Alde-Aldegon-
de
ver-
mahnung
fol. 60.
61. ꝛc.

gonde, einer der vornehmſten deiner lehrer und“
mitbeſchuldiger des Davids Joris/ von den“
Gemeinen in Braband/ Flandern/ Henne gau“
und andern umliegenden laͤndern/ welche er“
ſeine mitbruͤder nennet/ daß ſie beginnten von“
aller leichtfertigkeit/ begierligkeit/ truncken-“
heit/ ſchwelgerey/ wilden frechheit/ praſſerey/“
panquetiren/ pralereyen und viehiſchem weſen“
keine ſunde/ ſondern eine tugend und froͤmmig-“
keit zu machen/ und daß die hurerey/ ehebre-“
cherey/ und allerley unkeuſchheit beyde in wor-“
ten und wercken/ hier ſo gemein unter ihnen“
worden/ als unter einigen unglaubigen; (ob“
diß\ bbo nicht auch thue/ mag er ſich wol un-“
terſuchen) affterreden und des ehrlichen na-“
mens beraubung (ſagt er) haben ſie ſchier vor“
groſſe tugenden gehalten/ und achteten den-“
jenigen vor den allereyffrigſten/ der auffs hur-“
tigſte koͤnte ſeines naͤchſten wercke mit ver-“
bluͤmten worten verlaͤſtern und verdrehen/ ſo“
daß man geſehen/ wie viele/ die in dem worte“
Gottes wolten die allergeſchickteſten ſeyn/ den-“
noch ſich gaͤntzlich nicht geſcheuet beyde heim-“
lich und oͤffentlich ihre naͤchſten/ ja auch offt“
diejenigen/ von denen ſie wolthaten empfan-“
gen/ mit falſchen erdichteten fabeln zu beſchul-“
digen ꝛc. Ließ noch viel mehr andere feine ſtuͤck-
gen (ſo dirs geluͤſtet) damit er die vorgedachte
Gemeinen bezieret. Gehe und beſſere dieſelbe
erſt/ und komme alsdenn zu urtheilen diejeni-
gen/ die auſſer dir ſind.

Nachdem ich nun auffs kuͤrtzefte/ als ich ver-
mocht/ und die ſache erfordert/ bewieſen habe/
mit was unrecht/ unwarheit/ falſchen luͤgen und
calumnien du das leben des frommen David
Joris in deinem ausgegebenen buͤchlein be-
ſchuldiget haſt; wil ich nun auch kommen zu der
lehre in ſeinen buͤchern und ſchrifften begriffen/
und beſehen/ ob ſie ſo greulich iſt/ als du ſie ab-
ſchilterſt/ welches thuende ich mich auch der
kuͤrtze/ ſo viel ich nur immer kan/ befleißigen wil/
weil dich die weitlaͤufftigkeit der ſchrifften Da-
vid Joris ſo ſehr verdroſſen/ werde mich aber
dennoch an deine ordre nicht binden. Erſtlich
muß ich die leſer deines buͤchleins bitten/ daß/
ſo ſie es geleſen/ doch wollen die oͤrter/ von dir
angezogen/ in Davids buͤchern nachſchlagen/
damit ſie ſelbige mit allen umbſtaͤnden wiſſen
moͤgen/ und was darinn vor-und nachfolget
mit unpartheyiſchem ernſt und vollkom̃nen ſinn
durchleſen/ auch auff den ſinn und meynung
des ſchreibers wol acht haben/ ſo werden ſie zur
ſtunde ſehen und befinden die ungleichheit und
gewalt/ die du ihm und ſeinen ſchrifften an-
thuſt/ dieſelbe auff einen gantz andern ſinn zu
zerren/ als ſie in der warheit ſind. Denn ſo
ſein ſtylus und ſchreibart etwas ſchwer zu ver-
ſtehen iſt demjenigen/ der ſie wenig geleſen/ ich
geſchweige vor den/ der ſie mit unluſt/ parthey-
ligkeit und uͤberhin ohne auffmerckſamkeit und

mit
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0570" n="274"/><fw place="top" type="header">Th. <hi rendition="#aq">IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris</hi> wider <hi rendition="#aq">Emmium, &amp;c.</hi></fw><lb/><cb/><note place="left">Der Le&#x017F;er<lb/>
wolle nach<lb/>
folgende<lb/>
bu&#x0364;cher be-<lb/>
&#x017F;ehen/ dar-<lb/>
aus er ver-<lb/>
&#x017F;teh&#x0113; wird/<lb/>
daß dieje-<lb/>
nigen/ die<lb/>
andere be-<lb/>
lu&#x0364;g&#x1EBD;/ auch<lb/>
ko&#x0364;nnen be-<lb/>
logen wer-<lb/>
den:<lb/>
Nothwen-<lb/>
diger&#xA75B;c be-<lb/>
richt von<lb/>
der gan-<lb/>
tzen Calvi-<lb/>
ni&#x017F;chen<lb/>
Religion<lb/>
aus ihren<lb/>
eigen&#x1EBD; bu&#x0364;-<lb/>
chern und<lb/>
&#x017F;chrifften<lb/>
gezogen &#xA75B;c.<lb/>
durch <hi rendition="#aq">Phil.<lb/>
Nicolai,</hi><lb/>
der Heil.<lb/>
Schrifft<lb/><hi rendition="#aq">Doctor</hi> zu<lb/><hi rendition="#aq">Vnna.</hi><lb/>
Wieder-<lb/>
legung &#xA75B;c.<lb/>
durch <hi rendition="#aq">E-<lb/>
gid. Hun-<lb/>
nium, D.</hi><lb/>
und <hi rendition="#aq">Prof.</hi><lb/>
zu Wit-<lb/>
tenberg.<lb/><hi rendition="#aq">Theologia<lb/>
Calvini&#x017F;ta-<lb/>
rum,</hi> durch<lb/><hi rendition="#aq">Conrad.</hi><lb/>
Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el-<lb/>
burg/ der<lb/>
H. Schrift<lb/><hi rendition="#aq">Doctor.</hi><lb/>
100. Un-<lb/>
warheiten<lb/>
&#x017F;o die Cal-<lb/>
vini&#x017F;ten<lb/>
un Heil.<lb/>
Schrifft<lb/>
begehen/<lb/>
durch <hi rendition="#aq">M.<lb/>
Zach. Fa-<lb/>
brum,</hi><lb/>
Pfarr. zu<lb/>
Rockenitz.<lb/>
Spiegel<lb/>
des bo&#x0364;&#x017F;en<lb/>
Gei&#x017F;tes<lb/>
durch <hi rendition="#aq">Phil.<lb/>
Nicolai.</hi><lb/>
Von dem<lb/>
leben/ art/<lb/>
wercken/<lb/>
lehren und<lb/>
tod <hi rendition="#aq">Joh<lb/>
Calvini,</hi><lb/>
du&#xA75B;ch <hi rendition="#aq">Hier.</hi><lb/>
Bol&#x017F;eck.<lb/>
Man le&#x017F;e<lb/>
weiter die<lb/>
Schriften<lb/><hi rendition="#aq">Eccij, Bel-<lb/>
larm. Don-<lb/>
kani, Co-<lb/>
&#x017F;teri</hi> und<lb/>
vieler an-<lb/>
derer alter<lb/>
und neuer<lb/>
Pa&#x0364;b&#x017F;tl<lb/>
Scribent&#x0113;</note>behafftet gewe&#x017F;en/ und &#x017F;einen &#x017F;chu&#x0364;lern ein &#x017F;olch<lb/>
leben als ein lebendig exempel zur nachfolge vor-<lb/>
ge&#x017F;tellet ha&#x0364;tte/ wie du mit deinen unver&#x017F;cha&#x0364;m-<lb/>
ten lu&#x0364;gen-und la&#x0364;&#x017F;ter-maul &#x017F;agen darff&#x017F;t/ ich<lb/>
glaube nicht/ daß er einen men&#x017F;chen/ (er ha&#x0364;tte<lb/>
denn muthwillig irren wollen) wu&#x0364;rde an &#x017F;ich ha-<lb/>
ben ziehen ko&#x0364;nnen. Darum wil ich nun die&#x017F;es/<lb/>
was anlanget die &#x017F;chreiben und &#x017F;chelten von<lb/>
Davids leben/ be&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en/ weil die jenigen/ die<lb/>
ihn gekannt und mit ihm umgangen &#x017F;ind/ auch<lb/>
mit ihm eines &#x017F;innes im Glauben gewe&#x017F;t/ von<lb/>
ihm nichts bo&#x0364;&#x017F;es zeugen/ auch u&#x0364;ber diß &#x017F;eine wi-<lb/>
derwa&#x0364;rtigen von &#x017F;einem a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen leben und<lb/><hi rendition="#aq">conver&#x017F;ation,</hi> ja auch &#x017F;eine bitter&#x017F;ten feinde alles<lb/>
gutes zeugen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ denn das inwendige und<lb/>
hertz muß GOtt richten (wiewol du dich auch<lb/>
&#x017F;olches mit unter&#x017F;tehe&#x017F;t) daß &#x017F;olchen mehr glau-<lb/>
ben von allen men&#x017F;chen beyzume&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ey/ denn<lb/>
deinem zeugniß/ welches lu&#x0364;genhafft und fal&#x017F;ch<lb/>
i&#x017F;t/ und nur von ho&#x0364;ren &#x017F;agen ha&#x017F;t/ und noch dazu<lb/>
von &#x017F;einen feinden nach &#x017F;einem tode/ denen man<lb/>
nicht glauben darff. Denn &#x017F;o man glauben &#x017F;ol/<lb/>
und warhafftig &#x017F;eyn muß das/ was die neidi&#x017F;che<lb/>
und bittere partheyen wider die frommen aus-<lb/>
&#x017F;prengen/ &#x017F;o wird nicht allein David Joris die-<lb/>
&#x017F;e heßliche &#x017F;chandflecke/ &#x017F;o du ihm unrecht und<lb/>
fa&#x0364;l&#x017F;chlich aufflege&#x017F;t/ tragen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;ondern es<lb/>
wird auch kein eintzig frommer ungela&#x0364;&#x017F;tert blei-<lb/>
ben/ ja Chri&#x017F;tus &#x017F;elb&#x017F;t/ das unbefleckte lam&#x0303;/ wird<lb/>
alsdann ein fre&#x017F;&#x017F;er/ wein&#x017F;a&#x0364;uffer/ verfu&#x0364;hrer/ und<lb/>
aus dem teuffel &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
              <p>Auch die Calvini&#x017F;ten mu&#x0364;&#x017F;ten nach dem zeug-<lb/>
niß der Papi&#x017F;ten/ Lutheri&#x017F;chen und anderer ihrer<lb/>
partheyen gottlo&#x017F;e buben &#x017F;eyn/ und ihre lehre die<lb/>
grund&#x017F;uppe und &#x017F;tu&#x0364;tze der Libertiner und vom<lb/>
Teuffel/ ihre lehrer aber rachgierig/ blutdu&#x0364;r&#x017F;tig/<lb/>
bauch-pfaffen/ lu&#x0364;gen-gei&#x017F;ter und hur-kinder des<lb/>
Teuffels; ihre anha&#x0364;nger aber gottesla&#x0364;&#x017F;terer/ der<lb/>
hohen Obrigkeit auffru&#x0364;hrer/ meutmacher/ rot-<lb/>
tirer/ &#x017F;to&#x0364;hrenfriede/ ja grimmige und lebendige<lb/>
Teuffel/ weil ver&#x017F;chiedene gelahrte ma&#x0364;nner &#x017F;o<lb/>
wol Papi&#x017F;ti&#x017F;che als Lutheri&#x017F;che in unter&#x017F;chied-<lb/>
lichen bu&#x0364;chern &#x017F;othanige &#x017F;cho&#x0364;ne und herrliche<lb/>
zeugni&#x017F;&#x017F;e haben in o&#x0364;ffentlichen druck geben do&#x0364;rf-<lb/>
fen. Und &#x017F;o man den partheyen glauben mu&#x0364;&#x017F;te/<lb/>
wie du thu&#x017F;t/ &#x017F;o muß nach dem zeugniß Mei&#x017F;ter<lb/><hi rendition="#aq">Hieron. Herm.</hi> Bol&#x017F;ecks/ <hi rendition="#aq">D. Medicin.</hi> zu Lyon/<lb/>
Johann Calvinus/ euer haubtlehrer/ gewe&#x017F;en<lb/>
&#x017F;eyn &#x017F;ehr ehrgeitzig/ trotzig/ verme&#x017F;&#x017F;en/ grimmig/<lb/>
bo&#x0364;&#x017F;e/ rachgierig/ ein fal&#x017F;cher lehrer/ verlauffner<lb/>
Pfaffe/ ein Sodomit/ gebrandmahlet in &#x017F;einer<lb/>
jugend/ ein bewahrer der armen bo&#x0364;r&#x017F;e zu Genff/<lb/>
dadurch er groß geld bekam/ uner&#x017F;a&#x0364;ttlich/ geitzig<lb/>
der von einem lebendigen men&#x017F;chen (nemlich<lb/><hi rendition="#aq">Brullius</hi> von <hi rendition="#aq">O&#x017F;tum</hi>) &#x017F;eine fal&#x017F;che lehre mit<lb/>
wundern zu be&#x017F;ta&#x0364;tigen/ einen todten gemacht/<lb/>
deßwegen ihn die frau o&#x0364;ffentlich vor einen be-<lb/>
trieger und mo&#x0364;rder ihres mannes ausrieff; <hi rendition="#aq">item,</hi><lb/>
er wird auch <hi rendition="#aq">delicat,</hi> &#x017F;chwelgeri&#x017F;ch und verhurt<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en gewe&#x017F;t &#x017F;eyn/ untreu im almo&#x017F;en austhei-<lb/>
len/ heuchleri&#x017F;ch und ver&#x017F;tellet/ hochmu&#x0364;thig/ der<lb/>
auch/ als er &#x017F;terben wollen/ die Teuffel habe an-<lb/>
geruffen/ ein flucher/ gottsla&#x0364;&#x017F;terer/ der die &#x017F;tun-<lb/>
de vermaledeyet/ in welcher er etwas &#x017F;tudiret o-<lb/>
der ge&#x017F;chrieben habe. Diß &#x017F;ind zeugni&#x017F;&#x017F;e/ die<lb/>
Bol&#x017F;eck von Calvino giebt. J&#x017F;t nun das zeug-<lb/>
niß/ das man aus den gegnern nimt/ wahrhaff-<lb/>
tig/ &#x017F;o hilfft da kein vertha&#x0364;digen oder ent&#x017F;chul-<lb/>
digen/ und &#x017F;tehet al&#x017F;o dir er&#x017F;t &#x017F;elb&#x017F;t zu die&#x017F;en bal-<lb/>
cken aus deinem &#x017F;elb&#x017F;teignem auge zu ziehen/ ehe<lb/><cb/>
du den &#x017F;plitter aus deines bruders auge ziehe&#x017F;t.<lb/>
Doch damit du dich nicht mo&#x0364;ge&#x017F;t beklagen oder<lb/>
&#x017F;agen/ man folge &#x017F;elb&#x017F;t auch deinem exempel<lb/>
und &#x017F;uche deine Secte zu be&#x017F;chuldigen/ &#x017F;o wil ich<lb/>
dir nur zum u&#x0364;berfluß noch anzeigen den balcken<lb/>
in dem auge deiner mitbru&#x0364;der und glaubens-<lb/>
geno&#x017F;&#x017F;en/ auff daß/ wenn du den&#x017F;elben er&#x017F;t ge-<lb/>
be&#x017F;&#x017F;ert ha&#x017F;t/ alsdenn auch mo&#x0364;chte&#x017F;t kommen zu<lb/>
be&#x017F;traffen die jenigen/ die &#x017F;ich u&#x0364;m dich nicht be-<lb/>
ku&#x0364;mmern. Denn al&#x017F;o &#x017F;agt der Herr von <hi rendition="#aq">Alde-</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Aldegon-<lb/>
de</hi> ver-<lb/>
mahnung<lb/><hi rendition="#aq">fol.</hi> 60.<lb/>
61. &#xA75B;c.</note><lb/><hi rendition="#aq">gonde,</hi> einer der vornehm&#x017F;ten deiner lehrer und&#x201C;<lb/>
mitbe&#x017F;chuldiger des Davids Joris/ von den&#x201C;<lb/>
Gemeinen in Braband/ Flandern/ Henne gau&#x201C;<lb/>
und andern umliegenden la&#x0364;ndern/ welche er&#x201C;<lb/>
&#x017F;eine mitbru&#x0364;der nennet/ daß &#x017F;ie beginnten von&#x201C;<lb/>
aller leichtfertigkeit/ begierligkeit/ truncken-&#x201C;<lb/>
heit/ &#x017F;chwelgerey/ wilden frechheit/ pra&#x017F;&#x017F;erey/&#x201C;<lb/>
panquetiren/ pralereyen und viehi&#x017F;chem we&#x017F;en&#x201C;<lb/>
keine &#x017F;unde/ &#x017F;ondern eine tugend und fro&#x0364;mmig-&#x201C;<lb/>
keit zu machen/ und daß die hurerey/ ehebre-&#x201C;<lb/>
cherey/ und allerley unkeu&#x017F;chheit beyde in wor-&#x201C;<lb/>
ten und wercken/ hier &#x017F;o gemein unter ihnen&#x201C;<lb/>
worden/ als unter einigen unglaubigen; (ob&#x201C;<lb/>
diß\ <hi rendition="#aq">bbo</hi> nicht auch thue/ mag er &#x017F;ich wol un-&#x201C;<lb/>
ter&#x017F;uchen) affterreden und des ehrlichen na-&#x201C;<lb/>
mens beraubung (&#x017F;agt er) haben &#x017F;ie &#x017F;chier vor&#x201C;<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e tugenden gehalten/ und achteten den-&#x201C;<lb/>
jenigen vor den allereyffrig&#x017F;ten/ der auffs hur-&#x201C;<lb/>
tig&#x017F;te ko&#x0364;nte &#x017F;eines na&#x0364;ch&#x017F;ten wercke mit ver-&#x201C;<lb/>
blu&#x0364;mten worten verla&#x0364;&#x017F;tern und verdrehen/ &#x017F;o&#x201C;<lb/>
daß man ge&#x017F;ehen/ wie viele/ die in dem worte&#x201C;<lb/>
Gottes wolten die allerge&#x017F;chickte&#x017F;ten &#x017F;eyn/ den-&#x201C;<lb/>
noch &#x017F;ich ga&#x0364;ntzlich nicht ge&#x017F;cheuet beyde heim-&#x201C;<lb/>
lich und o&#x0364;ffentlich ihre na&#x0364;ch&#x017F;ten/ ja auch offt&#x201C;<lb/>
diejenigen/ von denen &#x017F;ie wolthaten empfan-&#x201C;<lb/>
gen/ mit fal&#x017F;chen erdichteten fabeln zu be&#x017F;chul-&#x201C;<lb/>
digen &#xA75B;c. Ließ noch viel mehr andere feine &#x017F;tu&#x0364;ck-<lb/>
gen (&#x017F;o dirs gelu&#x0364;&#x017F;tet) damit er die vorgedachte<lb/>
Gemeinen bezieret. Gehe und be&#x017F;&#x017F;ere die&#x017F;elbe<lb/>
er&#x017F;t/ und komme alsdenn zu urtheilen diejeni-<lb/>
gen/ die au&#x017F;&#x017F;er dir &#x017F;ind.</p><lb/>
              <p>Nachdem ich nun auffs ku&#x0364;rtzefte/ als ich ver-<lb/>
mocht/ und die &#x017F;ache erfordert/ bewie&#x017F;en habe/<lb/>
mit was unrecht/ unwarheit/ fal&#x017F;chen lu&#x0364;gen und<lb/><hi rendition="#aq">calumni</hi>en du das leben des frommen David<lb/>
Joris in deinem ausgegebenen bu&#x0364;chlein be-<lb/>
&#x017F;chuldiget ha&#x017F;t; wil ich nun auch kommen zu der<lb/>
lehre in &#x017F;einen bu&#x0364;chern und &#x017F;chrifften begriffen/<lb/>
und be&#x017F;ehen/ ob &#x017F;ie &#x017F;o greulich i&#x017F;t/ als du &#x017F;ie ab-<lb/>
&#x017F;chilter&#x017F;t/ welches thuende ich mich auch der<lb/>
ku&#x0364;rtze/ &#x017F;o viel ich nur immer kan/ befleißigen wil/<lb/>
weil dich die weitla&#x0364;ufftigkeit der &#x017F;chrifften Da-<lb/>
vid Joris &#x017F;o &#x017F;ehr verdro&#x017F;&#x017F;en/ werde mich aber<lb/>
dennoch an deine ordre nicht binden. Er&#x017F;tlich<lb/>
muß ich die le&#x017F;er deines bu&#x0364;chleins bitten/ daß/<lb/>
&#x017F;o &#x017F;ie es gele&#x017F;en/ doch wollen die o&#x0364;rter/ von dir<lb/>
angezogen/ in Davids bu&#x0364;chern nach&#x017F;chlagen/<lb/>
damit &#x017F;ie &#x017F;elbige mit allen umb&#x017F;ta&#x0364;nden wi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
mo&#x0364;gen/ und was darinn vor-und nachfolget<lb/>
mit unpartheyi&#x017F;chem ern&#x017F;t und vollkom&#x0303;nen &#x017F;inn<lb/>
durchle&#x017F;en/ auch auff den &#x017F;inn und meynung<lb/>
des &#x017F;chreibers wol acht haben/ &#x017F;o werden &#x017F;ie zur<lb/>
&#x017F;tunde &#x017F;ehen und befinden die ungleichheit und<lb/>
gewalt/ die du ihm und &#x017F;einen &#x017F;chrifften an-<lb/>
thu&#x017F;t/ die&#x017F;elbe auff einen gantz andern &#x017F;inn zu<lb/>
zerren/ als &#x017F;ie in der warheit &#x017F;ind. Denn &#x017F;o<lb/>
&#x017F;ein <hi rendition="#aq">&#x017F;tylus</hi> und &#x017F;chreibart etwas &#x017F;chwer zu ver-<lb/>
&#x017F;tehen i&#x017F;t demjenigen/ der &#x017F;ie wenig gele&#x017F;en/ ich<lb/>
ge&#x017F;chweige vor den/ der &#x017F;ie mit unlu&#x017F;t/ parthey-<lb/>
ligkeit und u&#x0364;berhin ohne auffmerck&#x017F;amkeit und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mit</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[274/0570] Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, &c. behafftet geweſen/ und ſeinen ſchuͤlern ein ſolch leben als ein lebendig exempel zur nachfolge vor- geſtellet haͤtte/ wie du mit deinen unverſchaͤm- ten luͤgen-und laͤſter-maul ſagen darffſt/ ich glaube nicht/ daß er einen menſchen/ (er haͤtte denn muthwillig irren wollen) wuͤrde an ſich ha- ben ziehen koͤnnen. Darum wil ich nun dieſes/ was anlanget die ſchreiben und ſchelten von Davids leben/ beſchlieſſen/ weil die jenigen/ die ihn gekannt und mit ihm umgangen ſind/ auch mit ihm eines ſinnes im Glauben geweſt/ von ihm nichts boͤſes zeugen/ auch uͤber diß ſeine wi- derwaͤrtigen von ſeinem aͤuſſerlichen leben und converſation, ja auch ſeine bitterſten feinde alles gutes zeugen muͤſſen/ denn das inwendige und hertz muß GOtt richten (wiewol du dich auch ſolches mit unterſteheſt) daß ſolchen mehr glau- ben von allen menſchen beyzumeſſen ſey/ denn deinem zeugniß/ welches luͤgenhafft und falſch iſt/ und nur von hoͤren ſagen haſt/ und noch dazu von ſeinen feinden nach ſeinem tode/ denen man nicht glauben darff. Denn ſo man glauben ſol/ und warhafftig ſeyn muß das/ was die neidiſche und bittere partheyen wider die frommen aus- ſprengen/ ſo wird nicht allein David Joris die- ſe heßliche ſchandflecke/ ſo du ihm unrecht und faͤlſchlich aufflegeſt/ tragen muͤſſen/ ſondern es wird auch kein eintzig frommer ungelaͤſtert blei- ben/ ja Chriſtus ſelbſt/ das unbefleckte lam̃/ wird alsdann ein freſſer/ weinſaͤuffer/ verfuͤhrer/ und aus dem teuffel ſeyn muͤſſen. Der Leſer wolle nach folgende buͤcher be- ſehen/ dar- aus er ver- ſtehē wird/ daß dieje- nigen/ die andere be- luͤgẽ/ auch koͤnnen be- logen wer- den: Nothwen- digerꝛc be- richt von der gan- tzen Calvi- niſchen Religion aus ihren eigenẽ buͤ- chern und ſchrifften gezogen ꝛc. durch Phil. Nicolai, der Heil. Schrifft Doctor zu Vnna. Wieder- legung ꝛc. durch E- gid. Hun- nium, D. und Prof. zu Wit- tenberg. Theologia Calviniſta- rum, durch Conrad. Schluͤſſel- burg/ der H. Schrift Doctor. 100. Un- warheiten ſo die Cal- viniſten un Heil. Schrifft begehen/ durch M. Zach. Fa- brum, Pfarr. zu Rockenitz. Spiegel des boͤſen Geiſtes durch Phil. Nicolai. Von dem leben/ art/ wercken/ lehren und tod Joh Calvini, duꝛch Hier. Bolſeck. Man leſe weiter die Schriften Eccij, Bel- larm. Don- kani, Co- ſteri und vieler an- derer alter und neuer Paͤbſtl Scribentē Auch die Calviniſten muͤſten nach dem zeug- niß der Papiſten/ Lutheriſchen und anderer ihrer partheyen gottloſe buben ſeyn/ und ihre lehre die grundſuppe und ſtuͤtze der Libertiner und vom Teuffel/ ihre lehrer aber rachgierig/ blutduͤrſtig/ bauch-pfaffen/ luͤgen-geiſter und hur-kinder des Teuffels; ihre anhaͤnger aber gotteslaͤſterer/ der hohen Obrigkeit auffruͤhrer/ meutmacher/ rot- tirer/ ſtoͤhrenfriede/ ja grimmige und lebendige Teuffel/ weil verſchiedene gelahrte maͤnner ſo wol Papiſtiſche als Lutheriſche in unterſchied- lichen buͤchern ſothanige ſchoͤne und herrliche zeugniſſe haben in oͤffentlichen druck geben doͤrf- fen. Und ſo man den partheyen glauben muͤſte/ wie du thuſt/ ſo muß nach dem zeugniß Meiſter Hieron. Herm. Bolſecks/ D. Medicin. zu Lyon/ Johann Calvinus/ euer haubtlehrer/ geweſen ſeyn ſehr ehrgeitzig/ trotzig/ vermeſſen/ grimmig/ boͤſe/ rachgierig/ ein falſcher lehrer/ verlauffner Pfaffe/ ein Sodomit/ gebrandmahlet in ſeiner jugend/ ein bewahrer der armen boͤrſe zu Genff/ dadurch er groß geld bekam/ unerſaͤttlich/ geitzig der von einem lebendigen menſchen (nemlich Brullius von Oſtum) ſeine falſche lehre mit wundern zu beſtaͤtigen/ einen todten gemacht/ deßwegen ihn die frau oͤffentlich vor einen be- trieger und moͤrder ihres mannes ausrieff; item, er wird auch delicat, ſchwelgeriſch und verhurt muͤſſen geweſt ſeyn/ untreu im almoſen austhei- len/ heuchleriſch und verſtellet/ hochmuͤthig/ der auch/ als er ſterben wollen/ die Teuffel habe an- geruffen/ ein flucher/ gottslaͤſterer/ der die ſtun- de vermaledeyet/ in welcher er etwas ſtudiret o- der geſchrieben habe. Diß ſind zeugniſſe/ die Bolſeck von Calvino giebt. Jſt nun das zeug- niß/ das man aus den gegnern nimt/ wahrhaff- tig/ ſo hilfft da kein verthaͤdigen oder entſchul- digen/ und ſtehet alſo dir erſt ſelbſt zu dieſen bal- cken aus deinem ſelbſteignem auge zu ziehen/ ehe du den ſplitter aus deines bruders auge zieheſt. Doch damit du dich nicht moͤgeſt beklagen oder ſagen/ man folge ſelbſt auch deinem exempel und ſuche deine Secte zu beſchuldigen/ ſo wil ich dir nur zum uͤberfluß noch anzeigen den balcken in dem auge deiner mitbruͤder und glaubens- genoſſen/ auff daß/ wenn du denſelben erſt ge- beſſert haſt/ alsdenn auch moͤchteſt kommen zu beſtraffen die jenigen/ die ſich uͤm dich nicht be- kuͤmmern. Denn alſo ſagt der Herr von Alde- gonde, einer der vornehmſten deiner lehrer und“ mitbeſchuldiger des Davids Joris/ von den“ Gemeinen in Braband/ Flandern/ Henne gau“ und andern umliegenden laͤndern/ welche er“ ſeine mitbruͤder nennet/ daß ſie beginnten von“ aller leichtfertigkeit/ begierligkeit/ truncken-“ heit/ ſchwelgerey/ wilden frechheit/ praſſerey/“ panquetiren/ pralereyen und viehiſchem weſen“ keine ſunde/ ſondern eine tugend und froͤmmig-“ keit zu machen/ und daß die hurerey/ ehebre-“ cherey/ und allerley unkeuſchheit beyde in wor-“ ten und wercken/ hier ſo gemein unter ihnen“ worden/ als unter einigen unglaubigen; (ob“ diß\ bbo nicht auch thue/ mag er ſich wol un-“ terſuchen) affterreden und des ehrlichen na-“ mens beraubung (ſagt er) haben ſie ſchier vor“ groſſe tugenden gehalten/ und achteten den-“ jenigen vor den allereyffrigſten/ der auffs hur-“ tigſte koͤnte ſeines naͤchſten wercke mit ver-“ bluͤmten worten verlaͤſtern und verdrehen/ ſo“ daß man geſehen/ wie viele/ die in dem worte“ Gottes wolten die allergeſchickteſten ſeyn/ den-“ noch ſich gaͤntzlich nicht geſcheuet beyde heim-“ lich und oͤffentlich ihre naͤchſten/ ja auch offt“ diejenigen/ von denen ſie wolthaten empfan-“ gen/ mit falſchen erdichteten fabeln zu beſchul-“ digen ꝛc. Ließ noch viel mehr andere feine ſtuͤck- gen (ſo dirs geluͤſtet) damit er die vorgedachte Gemeinen bezieret. Gehe und beſſere dieſelbe erſt/ und komme alsdenn zu urtheilen diejeni- gen/ die auſſer dir ſind. Aldegon- de ver- mahnung fol. 60. 61. ꝛc. Nachdem ich nun auffs kuͤrtzefte/ als ich ver- mocht/ und die ſache erfordert/ bewieſen habe/ mit was unrecht/ unwarheit/ falſchen luͤgen und calumnien du das leben des frommen David Joris in deinem ausgegebenen buͤchlein be- ſchuldiget haſt; wil ich nun auch kommen zu der lehre in ſeinen buͤchern und ſchrifften begriffen/ und beſehen/ ob ſie ſo greulich iſt/ als du ſie ab- ſchilterſt/ welches thuende ich mich auch der kuͤrtze/ ſo viel ich nur immer kan/ befleißigen wil/ weil dich die weitlaͤufftigkeit der ſchrifften Da- vid Joris ſo ſehr verdroſſen/ werde mich aber dennoch an deine ordre nicht binden. Erſtlich muß ich die leſer deines buͤchleins bitten/ daß/ ſo ſie es geleſen/ doch wollen die oͤrter/ von dir angezogen/ in Davids buͤchern nachſchlagen/ damit ſie ſelbige mit allen umbſtaͤnden wiſſen moͤgen/ und was darinn vor-und nachfolget mit unpartheyiſchem ernſt und vollkom̃nen ſinn durchleſen/ auch auff den ſinn und meynung des ſchreibers wol acht haben/ ſo werden ſie zur ſtunde ſehen und befinden die ungleichheit und gewalt/ die du ihm und ſeinen ſchrifften an- thuſt/ dieſelbe auff einen gantz andern ſinn zu zerren/ als ſie in der warheit ſind. Denn ſo ſein ſtylus und ſchreibart etwas ſchwer zu ver- ſtehen iſt demjenigen/ der ſie wenig geleſen/ ich geſchweige vor den/ der ſie mit unluſt/ parthey- ligkeit und uͤberhin ohne auffmerckſamkeit und mit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/570
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/570>, abgerufen am 22.12.2024.