Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Th. IV. Sect. II. Num. XXXV. David Joris vertheidigung.
[Spaltenumbruch] sollen? Jtem Sapient. cap. 3. v. 7. Matth.
cap. 19. vers. 28.

Die beschuldigung deß fünfften
Artickuls.

Christus seye deßwegen von dem Vater ge-
sandt/ daß er mit seiner lehre und ceremonien
der heiligen Sacramenten die menschen gleich
als kinder (als welche die vollkommene lehre noch
nicht zu tragen vermögen) in der zucht erhielte/
biß David Georg käme/ welcher die vollkom-
mene und kräfftige lehre an das licht bringen
würde/ und die menschen vollkommen machen/
und dieselben mit aller erkäntnis GOTTES/
und seines sohns (David Georgen) erfüllen
würde.

Antwort.

Dieses sind nur falsche excerpta, die David
George nicht geschrieben hat. Es soll sich in
der erfahrung wohl anders befinden/ weil seine
schrifften noch meistens (GOtt sey danck) vor-
handen sind/ die gar nicht auff seine menschliche
person/ sondern eintzig und allein auff den
Geist Christi der ewigen warheit weisen und
führen/ auch in allem gnugsamen unterricht
geben allen bekümmerten hertzen/ die die war-
heit GOttes von hertzen suchen und lieben.

Die beschuldigung deß sechsten
Artickuls.

Dieses aber solte nicht menschlicher weise ge-
schehen/ gleichwie vor diesem durch Christum
geschehen/ sondern durch den geist/ und verbor-
gener weise/ die niemand verstünde/ dann die je-
nige/ so an David Georgen glaubeten/ und sei-
nem befehl nachfolgeten.

Antwort.

Hier bekennet ihr nun selber/ daß David
George auf den Heiligen Geist getrieben/ nicht
menschlicher weise/ wie ihr ihm solches fälschlich
nachschreibet/ sondern verborgener weise/ über
euern blinden/ fleischlichen verstand. Wie
kömmts dann/ daß ihr so wider euer eigen ge-
wissen/ alle sachen nach euerm fleischlichen sinn
richtet? Und über das noch offenbahre lügen
schreibet/ gleich/ als wann er alle dinge/ die vom
Geiste GOttes reden/ auff seine person geschrie-
ben und gezogen habe? Wo leset ihr in des
frommen mannes schrifften irgends/ daß er an
sich will geglaubet wissen? Er hat wohl ge-
wolt/ daß man nicht allein an den Vater und
Sohn/ sondern auch an den Heiligen Geist
glauben solte/ und dem befehl GOttes nach-
kommen. Auch sagt er gnug in seinem gedruck-
ten hand-büchlein fol. 138. Darum will ich/
daß ihr weder auff mich/ noch auff einige person
sehet/ sondern die warheit und weißheit an etc.
Daraus sihet man gnug/ daß er an seine person
nicht will geglaubet haben/ sondern allein dem
wort/ dem Geiste und der warheit; Daß ihr
mich nicht achtet/ (schreibet er ferner in eben dem
buche) das achte ich meiner person halber nichts.
Dann darmit solt ihr euch für Gott und seinen
engeln zu schanden sehen; Dann hat mich Gott
mit seinem wort/ Geiste und verstand gezieret/
und daß ihr mich darin nicht ansehet/ und eu-
ern fleischlichen sinn lieber habet/ das wird eu[ch]
[Spaltenumbruch] zum grossen verlust gereichen etc. Sehet/ diß
hat er seinen eigenen kindern gelehret; Was
saget ihr dann hierzu/ ihr falschen außleger?
Wehe euch/ wehe euch! wann wolt ihr euch
einmal schämen lernen? Wisset ihr nicht/ daß
ein natürlicher mensch nicht verstehet/ was des
Geistes GOttes seye? 1. Cor. 2.

Die beschuldigung deß siebenden
Artickuls.

Und solches zu beweisen mißbrauchet er etli-
che örter der Schrifft/ gleich als wann Chri-
stus und seine Aposteln nicht auff sich/ noch die
kirche/ sondern auff die zukunfft deß David Ge-
orgs gedeutet haben.

Antwort.

Daß ihr den frommen David deß miß
brauchs der Schrifft beschuldiget/ ist nicht zu
verwundern/ weil ihr weder deß mannes rede/
noch die sprache des Heiligen Geistes verstehet.
Darum macht ihr es hier/ wie vormahls die
Schrifftgelehrten/ euere mitbrüder/ die immer
die reden der Propheten verdreheten/ sie falsch-
heit beschuldigten/ und unter solchem schein ver-
urtheileten. Weiter/ daß ihr schreibet/ daß
David Georg alle schrifften auff seine person
und schrifften solte gezogen haben/ und nicht
auff den Geist Jesu Christi und seiner kirchen etc.
ist eine grosse unverschämte lügen; Dann ihr
urtheilet hier nach euerm blinden fleischlichen
sinn/ und wollet nicht wissen/ daß David Ge-
org allein zeuge von dem Geiste GOTTES/
warum ihr dann auch muthwillig vergessen
habt/ was da stehet Johan. cap. 14. vers. 16.
Item eod. cap. v. 26. Item Joh. 16. v. 12.

Beschuldigung deß achten
Artickuls.

Darum beschuldiget ihr ihn also: Wann
Christi und seiner Apostel lehre die wahre lehre
gewesen wäre/ so wäre auch die kirche/ als welche
mit solcher lehre erbauet/ wohl stehen geblieben/
und nicht wiederum vernichtet und zerbrochen
worden. Dann die wahre kirche/ wie Chri-
stus spricht/ können die pforten der höllen nicht
überwältigen. Nun ists ja bekant/ daß der
Anti-Christ die Apostolische lehre und gebäude
umgestossen habe/ wie solches das Pabsthum
bezeuget. Woraus er dann geschlossen/ daß
der Apostel lehre und gebäu vergebens und un-
vollkommen seye gewesen; Aber seine/ des Da-
vid Georgs lehre seye vollkommen.

Antwort.

Sehet/ hier folget ihr nun wieder euerer schlan-
gen-art/ die das gifft außspeyet. Saget mir/
wo hat der David Georg gelehret/ daß der A-
postel lehre vergebens seye? Das wiederspiel
hat er wohl gelehret/ daß es von dem kleinen
anfangen und auff das grosse endigen müste;
Dann daß er geschrieben habe/ daß der anfang
des Christenthums noch das ende und die voll-
kommenheit nicht seye/ ist gantz wohl gespro-
chen; dann wann das gebäu vollkommen ge-
wesen wäre/ so wären alle die lebendige steine/
die nach der zeit darzu gekommen/ viel zu
späth gekommen/ ja nicht einmal zu dem geist-
lichen hause GOTTES gerechnet worden/

und
J i 3

Th. IV. Sect. II. Num. XXXV. David Joris vertheidigung.
[Spaltenumbruch] ſollen? Jtem Sapient. cap. 3. v. 7. Matth.
cap. 19. verſ. 28.

Die beſchuldigung deß fuͤnfften
Artickuls.

Chriſtus ſeye deßwegen von dem Vater ge-
ſandt/ daß er mit ſeiner lehre und ceremonien
der heiligen Sacramenten die menſchen gleich
als kinder (als welche die vollkom̃ene lehre noch
nicht zu tragen vermoͤgen) in der zucht erhielte/
biß David Georg kaͤme/ welcher die vollkom-
mene und kraͤfftige lehre an das licht bringen
wuͤrde/ und die menſchen vollkommen machen/
und dieſelben mit aller erkaͤntnis GOTTES/
und ſeines ſohns (David Georgen) erfuͤllen
wuͤrde.

Antwort.

Dieſes ſind nur falſche excerpta, die David
George nicht geſchrieben hat. Es ſoll ſich in
der erfahrung wohl anders befinden/ weil ſeine
ſchrifften noch meiſtens (GOtt ſey danck) vor-
handen ſind/ die gar nicht auff ſeine menſchliche
perſon/ ſondern eintzig und allein auff den
Geiſt Chriſti der ewigen warheit weiſen und
fuͤhren/ auch in allem gnugſamen unterricht
geben allen bekuͤmmerten hertzen/ die die war-
heit GOttes von hertzen ſuchen und lieben.

Die beſchuldigung deß ſechſten
Artickuls.

Dieſes aber ſolte nicht menſchlicher weiſe ge-
ſchehen/ gleichwie vor dieſem durch Chriſtum
geſchehen/ ſondern durch den geiſt/ und verbor-
gener weiſe/ die niemand verſtuͤnde/ dann die je-
nige/ ſo an David Georgen glaubeten/ und ſei-
nem befehl nachfolgeten.

Antwort.

Hier bekennet ihr nun ſelber/ daß David
George auf den Heiligen Geiſt getrieben/ nicht
menſchlicher weiſe/ wie ihr ihm ſolches faͤlſchlich
nachſchreibet/ ſondern verborgener weiſe/ uͤber
euern blinden/ fleiſchlichen verſtand. Wie
koͤmmts dann/ daß ihr ſo wider euer eigen ge-
wiſſen/ alle ſachen nach euerm fleiſchlichen ſinn
richtet? Und uͤber das noch offenbahre luͤgen
ſchreibet/ gleich/ als wann er alle dinge/ die vom
Geiſte GOttes reden/ auff ſeine perſon geſchrie-
ben und gezogen habe? Wo leſet ihr in des
frommen mannes ſchrifften irgends/ daß er an
ſich will geglaubet wiſſen? Er hat wohl ge-
wolt/ daß man nicht allein an den Vater und
Sohn/ ſondern auch an den Heiligen Geiſt
glauben ſolte/ und dem befehl GOttes nach-
kommen. Auch ſagt er gnug in ſeinem gedruck-
ten hand-buͤchlein fol. 138. Darum will ich/
daß ihr weder auff mich/ noch auff einige perſon
ſehet/ ſondern die warheit und weißheit an ꝛc.
Daraus ſihet man gnug/ daß er an ſeine perſon
nicht will geglaubet haben/ ſondern allein dem
wort/ dem Geiſte und der warheit; Daß ihr
mich nicht achtet/ (ſchreibet er ferner in eben dem
buche) das achte ich meiner perſon halber nichts.
Dann darmit ſolt ihr euch fuͤr Gott und ſeinen
engeln zu ſchanden ſehen; Dann hat mich Gott
mit ſeinem wort/ Geiſte und verſtand gezieret/
und daß ihr mich darin nicht anſehet/ und eu-
ern fleiſchlichen ſinn lieber habet/ das wird eu[ch]
[Spaltenumbruch] zum groſſen verluſt gereichen ꝛc. Sehet/ diß
hat er ſeinen eigenen kindern gelehret; Was
ſaget ihr dann hierzu/ ihr falſchen außleger?
Wehe euch/ wehe euch! wann wolt ihr euch
einmal ſchaͤmen lernen? Wiſſet ihr nicht/ daß
ein natuͤrlicher menſch nicht verſtehet/ was des
Geiſtes GOttes ſeye? 1. Cor. 2.

Die beſchuldigung deß ſiebenden
Artickuls.

Und ſolches zu beweiſen mißbrauchet er etli-
che oͤrter der Schrifft/ gleich als wann Chri-
ſtus und ſeine Apoſteln nicht auff ſich/ noch die
kirche/ ſondern auff die zukunfft deß David Ge-
orgs gedeutet haben.

Antwort.

Daß ihr den frommen David deß miß
brauchs der Schrifft beſchuldiget/ iſt nicht zu
verwundern/ weil ihr weder deß mannes rede/
noch die ſprache des Heiligen Geiſtes verſtehet.
Darum macht ihr es hier/ wie vormahls die
Schrifftgelehrten/ euere mitbruͤder/ die immer
die reden der Propheten verdreheten/ ſie falſch-
heit beſchuldigten/ und unter ſolchem ſchein ver-
urtheileten. Weiter/ daß ihr ſchreibet/ daß
David Georg alle ſchrifften auff ſeine perſon
und ſchrifften ſolte gezogen haben/ und nicht
auff den Geiſt Jeſu Chriſti und ſeiner kirchen ꝛc.
iſt eine groſſe unverſchaͤmte luͤgen; Dann ihr
urtheilet hier nach euerm blinden fleiſchlichen
ſinn/ und wollet nicht wiſſen/ daß David Ge-
org allein zeuge von dem Geiſte GOTTES/
warum ihr dann auch muthwillig vergeſſen
habt/ was da ſtehet Johan. cap. 14. verſ. 16.
Item eod. cap. v. 26. Item Joh. 16. v. 12.

Beſchuldigung deß achten
Artickuls.

Darum beſchuldiget ihr ihn alſo: Wann
Chriſti und ſeiner Apoſtel lehre die wahre lehre
geweſen waͤre/ ſo waͤre auch die kirche/ als welche
mit ſolcher lehre erbauet/ wohl ſtehen geblieben/
und nicht wiederum vernichtet und zerbrochen
worden. Dann die wahre kirche/ wie Chri-
ſtus ſpricht/ koͤnnen die pforten der hoͤllen nicht
uͤberwaͤltigen. Nun iſts ja bekant/ daß der
Anti-Chriſt die Apoſtoliſche lehre und gebaͤude
umgeſtoſſen habe/ wie ſolches das Pabſthum
bezeuget. Woraus er dann geſchloſſen/ daß
der Apoſtel lehre und gebaͤu vergebens und un-
vollkommen ſeye geweſen; Aber ſeine/ des Da-
vid Georgs lehre ſeye vollkommen.

Antwort.

Sehet/ hieꝛ folget ihꝛ nun wieder euereꝛ ſchlan-
gen-art/ die das gifft außſpeyet. Saget mir/
wo hat der David Georg gelehret/ daß der A-
poſtel lehre vergebens ſeye? Das wiederſpiel
hat er wohl gelehret/ daß es von dem kleinen
anfangen und auff das groſſe endigen muͤſte;
Dann daß er geſchrieben habe/ daß der anfang
des Chriſtenthums noch das ende und die voll-
kommenheit nicht ſeye/ iſt gantz wohl geſpro-
chen; dann wann das gebaͤu vollkommen ge-
weſen waͤre/ ſo waͤren alle die lebendige ſteine/
die nach der zeit darzu gekommen/ viel zu
ſpaͤth gekommen/ ja nicht einmal zu dem geiſt-
lichen hauſe GOTTES gerechnet worden/

und
J i 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0549" n="253"/><fw place="top" type="header">Th. <hi rendition="#aq">IV. Sect. II. Num. XXXV.</hi> David Joris vertheidigung.</fw><lb/><cb/>
&#x017F;ollen? Jtem <hi rendition="#aq">Sapient. cap. 3. v. 7. Matth.<lb/>
cap. 19. ver&#x017F;. 28.</hi></p>
              </div>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Die be&#x017F;chuldigung deß fu&#x0364;nfften<lb/>
Artickuls.</hi> </head><lb/>
              <p>Chri&#x017F;tus &#x017F;eye deßwegen von dem Vater ge-<lb/>
&#x017F;andt/ daß er mit &#x017F;einer lehre und ceremonien<lb/>
der heiligen Sacramenten die men&#x017F;chen gleich<lb/>
als kinder (als welche die vollkom&#x0303;ene lehre noch<lb/>
nicht zu tragen vermo&#x0364;gen) in der zucht erhielte/<lb/>
biß David Georg ka&#x0364;me/ welcher die vollkom-<lb/>
mene und kra&#x0364;fftige lehre an das licht bringen<lb/>
wu&#x0364;rde/ und die men&#x017F;chen vollkommen machen/<lb/>
und die&#x017F;elben mit aller erka&#x0364;ntnis GOTTES/<lb/>
und &#x017F;eines &#x017F;ohns (David Georgen) erfu&#x0364;llen<lb/>
wu&#x0364;rde.</p><lb/>
              <div n="5">
                <head>Antwort.</head><lb/>
                <p>Die&#x017F;es &#x017F;ind nur fal&#x017F;che <hi rendition="#aq">excerpta,</hi> die David<lb/>
George nicht ge&#x017F;chrieben hat. Es &#x017F;oll &#x017F;ich in<lb/>
der erfahrung wohl anders befinden/ weil &#x017F;eine<lb/>
&#x017F;chrifften noch mei&#x017F;tens (GOtt &#x017F;ey danck) vor-<lb/>
handen &#x017F;ind/ die gar nicht auff &#x017F;eine men&#x017F;chliche<lb/>
per&#x017F;on/ &#x017F;ondern eintzig und allein auff den<lb/>
Gei&#x017F;t Chri&#x017F;ti der ewigen warheit wei&#x017F;en und<lb/>
fu&#x0364;hren/ auch in allem gnug&#x017F;amen unterricht<lb/>
geben allen beku&#x0364;mmerten hertzen/ die die war-<lb/>
heit GOttes von hertzen &#x017F;uchen und lieben.</p>
              </div>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Die be&#x017F;chuldigung deß &#x017F;ech&#x017F;ten<lb/>
Artickuls.</hi> </head><lb/>
              <p>Die&#x017F;es aber &#x017F;olte nicht men&#x017F;chlicher wei&#x017F;e ge-<lb/>
&#x017F;chehen/ gleichwie vor die&#x017F;em durch Chri&#x017F;tum<lb/>
ge&#x017F;chehen/ &#x017F;ondern durch den gei&#x017F;t/ und verbor-<lb/>
gener wei&#x017F;e/ die niemand ver&#x017F;tu&#x0364;nde/ dann die je-<lb/>
nige/ &#x017F;o an David Georgen glaubeten/ und &#x017F;ei-<lb/>
nem befehl nachfolgeten.</p><lb/>
              <div n="5">
                <head>Antwort.</head><lb/>
                <p>Hier bekennet ihr nun &#x017F;elber/ daß David<lb/>
George auf den Heiligen Gei&#x017F;t getrieben/ nicht<lb/>
men&#x017F;chlicher wei&#x017F;e/ wie ihr ihm &#x017F;olches fa&#x0364;l&#x017F;chlich<lb/>
nach&#x017F;chreibet/ &#x017F;ondern verborgener wei&#x017F;e/ u&#x0364;ber<lb/>
euern blinden/ flei&#x017F;chlichen ver&#x017F;tand. Wie<lb/>
ko&#x0364;mmts dann/ daß ihr &#x017F;o wider euer eigen ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en/ alle &#x017F;achen nach euerm flei&#x017F;chlichen &#x017F;inn<lb/>
richtet? Und u&#x0364;ber das noch offenbahre lu&#x0364;gen<lb/>
&#x017F;chreibet/ gleich/ als wann er alle dinge/ die vom<lb/>
Gei&#x017F;te GOttes reden/ auff &#x017F;eine per&#x017F;on ge&#x017F;chrie-<lb/>
ben und gezogen habe? Wo le&#x017F;et ihr in des<lb/>
frommen mannes &#x017F;chrifften irgends/ daß er an<lb/>
&#x017F;ich will geglaubet wi&#x017F;&#x017F;en? Er hat wohl ge-<lb/>
wolt/ daß man nicht allein an den Vater und<lb/>
Sohn/ &#x017F;ondern auch an den Heiligen Gei&#x017F;t<lb/>
glauben &#x017F;olte/ und dem befehl GOttes nach-<lb/>
kommen. Auch &#x017F;agt er gnug in &#x017F;einem gedruck-<lb/>
ten hand-bu&#x0364;chlein <hi rendition="#aq">fol.</hi> 138. Darum will ich/<lb/>
daß ihr weder auff mich/ noch auff einige per&#x017F;on<lb/>
&#x017F;ehet/ &#x017F;ondern die warheit und weißheit an &#xA75B;c.<lb/>
Daraus &#x017F;ihet man gnug/ daß er an &#x017F;eine per&#x017F;on<lb/>
nicht will geglaubet haben/ &#x017F;ondern allein dem<lb/>
wort/ dem Gei&#x017F;te und der warheit; Daß ihr<lb/>
mich nicht achtet/ (&#x017F;chreibet er ferner in eben dem<lb/>
buche) das achte ich meiner per&#x017F;on halber nichts.<lb/>
Dann darmit &#x017F;olt ihr euch fu&#x0364;r Gott und &#x017F;einen<lb/>
engeln zu &#x017F;chanden &#x017F;ehen; Dann hat mich Gott<lb/>
mit &#x017F;einem wort/ Gei&#x017F;te und ver&#x017F;tand gezieret/<lb/>
und daß ihr mich darin nicht an&#x017F;ehet/ und eu-<lb/>
ern flei&#x017F;chlichen &#x017F;inn lieber habet/ das wird eu<supplied>ch</supplied><lb/><cb/>
zum gro&#x017F;&#x017F;en verlu&#x017F;t gereichen &#xA75B;c. Sehet/ diß<lb/>
hat er &#x017F;einen eigenen kindern gelehret; Was<lb/>
&#x017F;aget ihr dann hierzu/ ihr fal&#x017F;chen außleger?<lb/>
Wehe euch/ wehe euch! wann wolt ihr euch<lb/>
einmal &#x017F;cha&#x0364;men lernen? Wi&#x017F;&#x017F;et ihr nicht/ daß<lb/>
ein natu&#x0364;rlicher men&#x017F;ch nicht ver&#x017F;tehet/ was des<lb/>
Gei&#x017F;tes GOttes &#x017F;eye? 1. Cor. 2.</p>
              </div>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Die be&#x017F;chuldigung deß &#x017F;iebenden<lb/>
Artickuls.</hi> </head><lb/>
              <p>Und &#x017F;olches zu bewei&#x017F;en mißbrauchet er etli-<lb/>
che o&#x0364;rter der Schrifft/ gleich als wann Chri-<lb/>
&#x017F;tus und &#x017F;eine Apo&#x017F;teln nicht auff &#x017F;ich/ noch die<lb/>
kirche/ &#x017F;ondern auff die zukunfft deß David Ge-<lb/>
orgs gedeutet haben.</p><lb/>
              <div n="5">
                <head>Antwort.</head><lb/>
                <p>Daß ihr den frommen David deß miß<lb/>
brauchs der Schrifft be&#x017F;chuldiget/ i&#x017F;t nicht zu<lb/>
verwundern/ weil ihr weder deß mannes rede/<lb/>
noch die &#x017F;prache des Heiligen Gei&#x017F;tes ver&#x017F;tehet.<lb/>
Darum macht ihr es hier/ wie vormahls die<lb/>
Schrifftgelehrten/ euere mitbru&#x0364;der/ die immer<lb/>
die reden der Propheten verdreheten/ &#x017F;ie fal&#x017F;ch-<lb/>
heit be&#x017F;chuldigten/ und unter &#x017F;olchem &#x017F;chein ver-<lb/>
urtheileten. Weiter/ daß ihr &#x017F;chreibet/ daß<lb/>
David Georg alle &#x017F;chrifften auff &#x017F;eine per&#x017F;on<lb/>
und &#x017F;chrifften &#x017F;olte gezogen haben/ und nicht<lb/>
auff den Gei&#x017F;t Je&#x017F;u Chri&#x017F;ti und &#x017F;einer kirchen &#xA75B;c.<lb/>
i&#x017F;t eine gro&#x017F;&#x017F;e unver&#x017F;cha&#x0364;mte lu&#x0364;gen; Dann ihr<lb/>
urtheilet hier nach euerm blinden flei&#x017F;chlichen<lb/>
&#x017F;inn/ und wollet nicht wi&#x017F;&#x017F;en/ daß David Ge-<lb/>
org allein zeuge von dem Gei&#x017F;te <hi rendition="#g">GOTTES</hi>/<lb/>
warum ihr dann auch muthwillig verge&#x017F;&#x017F;en<lb/>
habt/ was da &#x017F;tehet <hi rendition="#aq">Johan. cap. 14. ver&#x017F;. 16.<lb/>
Item eod. cap. v. 26. Item Joh. 16. v. 12.</hi></p>
              </div>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Be&#x017F;chuldigung deß achten<lb/>
Artickuls.</hi> </head><lb/>
              <p>Darum be&#x017F;chuldiget ihr ihn al&#x017F;o: Wann<lb/>
Chri&#x017F;ti und &#x017F;einer Apo&#x017F;tel lehre die wahre lehre<lb/>
gewe&#x017F;en wa&#x0364;re/ &#x017F;o wa&#x0364;re auch die kirche/ als welche<lb/>
mit &#x017F;olcher lehre erbauet/ wohl &#x017F;tehen geblieben/<lb/>
und nicht wiederum vernichtet und zerbrochen<lb/>
worden. Dann die wahre kirche/ wie Chri-<lb/>
&#x017F;tus &#x017F;pricht/ ko&#x0364;nnen die pforten der ho&#x0364;llen nicht<lb/>
u&#x0364;berwa&#x0364;ltigen. Nun i&#x017F;ts ja bekant/ daß der<lb/>
Anti-Chri&#x017F;t die Apo&#x017F;toli&#x017F;che lehre und geba&#x0364;ude<lb/>
umge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en habe/ wie &#x017F;olches das Pab&#x017F;thum<lb/>
bezeuget. Woraus er dann ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en/ daß<lb/>
der Apo&#x017F;tel lehre und geba&#x0364;u vergebens und un-<lb/>
vollkommen &#x017F;eye gewe&#x017F;en; Aber &#x017F;eine/ des Da-<lb/>
vid Georgs lehre &#x017F;eye vollkommen.</p><lb/>
              <div n="5">
                <head>Antwort.</head><lb/>
                <p>Sehet/ hie&#xA75B; folget ih&#xA75B; nun wieder euere&#xA75B; &#x017F;chlan-<lb/>
gen-art/ die das gifft auß&#x017F;peyet. Saget mir/<lb/>
wo hat der David Georg gelehret/ daß der A-<lb/>
po&#x017F;tel lehre vergebens &#x017F;eye? Das wieder&#x017F;piel<lb/>
hat er wohl gelehret/ daß es von dem kleinen<lb/>
anfangen und auff das gro&#x017F;&#x017F;e endigen mu&#x0364;&#x017F;te;<lb/>
Dann daß er ge&#x017F;chrieben habe/ daß der anfang<lb/>
des Chri&#x017F;tenthums noch das ende und die voll-<lb/>
kommenheit nicht &#x017F;eye/ i&#x017F;t gantz wohl ge&#x017F;pro-<lb/>
chen; dann wann das geba&#x0364;u vollkommen ge-<lb/>
we&#x017F;en wa&#x0364;re/ &#x017F;o wa&#x0364;ren alle die lebendige &#x017F;teine/<lb/>
die nach der zeit darzu gekommen/ viel zu<lb/>
&#x017F;pa&#x0364;th gekommen/ ja nicht einmal zu dem gei&#x017F;t-<lb/>
lichen hau&#x017F;e <hi rendition="#g">GOTTES</hi> gerechnet worden/<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J i 3</fw><fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[253/0549] Th. IV. Sect. II. Num. XXXV. David Joris vertheidigung. ſollen? Jtem Sapient. cap. 3. v. 7. Matth. cap. 19. verſ. 28. Die beſchuldigung deß fuͤnfften Artickuls. Chriſtus ſeye deßwegen von dem Vater ge- ſandt/ daß er mit ſeiner lehre und ceremonien der heiligen Sacramenten die menſchen gleich als kinder (als welche die vollkom̃ene lehre noch nicht zu tragen vermoͤgen) in der zucht erhielte/ biß David Georg kaͤme/ welcher die vollkom- mene und kraͤfftige lehre an das licht bringen wuͤrde/ und die menſchen vollkommen machen/ und dieſelben mit aller erkaͤntnis GOTTES/ und ſeines ſohns (David Georgen) erfuͤllen wuͤrde. Antwort. Dieſes ſind nur falſche excerpta, die David George nicht geſchrieben hat. Es ſoll ſich in der erfahrung wohl anders befinden/ weil ſeine ſchrifften noch meiſtens (GOtt ſey danck) vor- handen ſind/ die gar nicht auff ſeine menſchliche perſon/ ſondern eintzig und allein auff den Geiſt Chriſti der ewigen warheit weiſen und fuͤhren/ auch in allem gnugſamen unterricht geben allen bekuͤmmerten hertzen/ die die war- heit GOttes von hertzen ſuchen und lieben. Die beſchuldigung deß ſechſten Artickuls. Dieſes aber ſolte nicht menſchlicher weiſe ge- ſchehen/ gleichwie vor dieſem durch Chriſtum geſchehen/ ſondern durch den geiſt/ und verbor- gener weiſe/ die niemand verſtuͤnde/ dann die je- nige/ ſo an David Georgen glaubeten/ und ſei- nem befehl nachfolgeten. Antwort. Hier bekennet ihr nun ſelber/ daß David George auf den Heiligen Geiſt getrieben/ nicht menſchlicher weiſe/ wie ihr ihm ſolches faͤlſchlich nachſchreibet/ ſondern verborgener weiſe/ uͤber euern blinden/ fleiſchlichen verſtand. Wie koͤmmts dann/ daß ihr ſo wider euer eigen ge- wiſſen/ alle ſachen nach euerm fleiſchlichen ſinn richtet? Und uͤber das noch offenbahre luͤgen ſchreibet/ gleich/ als wann er alle dinge/ die vom Geiſte GOttes reden/ auff ſeine perſon geſchrie- ben und gezogen habe? Wo leſet ihr in des frommen mannes ſchrifften irgends/ daß er an ſich will geglaubet wiſſen? Er hat wohl ge- wolt/ daß man nicht allein an den Vater und Sohn/ ſondern auch an den Heiligen Geiſt glauben ſolte/ und dem befehl GOttes nach- kommen. Auch ſagt er gnug in ſeinem gedruck- ten hand-buͤchlein fol. 138. Darum will ich/ daß ihr weder auff mich/ noch auff einige perſon ſehet/ ſondern die warheit und weißheit an ꝛc. Daraus ſihet man gnug/ daß er an ſeine perſon nicht will geglaubet haben/ ſondern allein dem wort/ dem Geiſte und der warheit; Daß ihr mich nicht achtet/ (ſchreibet er ferner in eben dem buche) das achte ich meiner perſon halber nichts. Dann darmit ſolt ihr euch fuͤr Gott und ſeinen engeln zu ſchanden ſehen; Dann hat mich Gott mit ſeinem wort/ Geiſte und verſtand gezieret/ und daß ihr mich darin nicht anſehet/ und eu- ern fleiſchlichen ſinn lieber habet/ das wird euch zum groſſen verluſt gereichen ꝛc. Sehet/ diß hat er ſeinen eigenen kindern gelehret; Was ſaget ihr dann hierzu/ ihr falſchen außleger? Wehe euch/ wehe euch! wann wolt ihr euch einmal ſchaͤmen lernen? Wiſſet ihr nicht/ daß ein natuͤrlicher menſch nicht verſtehet/ was des Geiſtes GOttes ſeye? 1. Cor. 2. Die beſchuldigung deß ſiebenden Artickuls. Und ſolches zu beweiſen mißbrauchet er etli- che oͤrter der Schrifft/ gleich als wann Chri- ſtus und ſeine Apoſteln nicht auff ſich/ noch die kirche/ ſondern auff die zukunfft deß David Ge- orgs gedeutet haben. Antwort. Daß ihr den frommen David deß miß brauchs der Schrifft beſchuldiget/ iſt nicht zu verwundern/ weil ihr weder deß mannes rede/ noch die ſprache des Heiligen Geiſtes verſtehet. Darum macht ihr es hier/ wie vormahls die Schrifftgelehrten/ euere mitbruͤder/ die immer die reden der Propheten verdreheten/ ſie falſch- heit beſchuldigten/ und unter ſolchem ſchein ver- urtheileten. Weiter/ daß ihr ſchreibet/ daß David Georg alle ſchrifften auff ſeine perſon und ſchrifften ſolte gezogen haben/ und nicht auff den Geiſt Jeſu Chriſti und ſeiner kirchen ꝛc. iſt eine groſſe unverſchaͤmte luͤgen; Dann ihr urtheilet hier nach euerm blinden fleiſchlichen ſinn/ und wollet nicht wiſſen/ daß David Ge- org allein zeuge von dem Geiſte GOTTES/ warum ihr dann auch muthwillig vergeſſen habt/ was da ſtehet Johan. cap. 14. verſ. 16. Item eod. cap. v. 26. Item Joh. 16. v. 12. Beſchuldigung deß achten Artickuls. Darum beſchuldiget ihr ihn alſo: Wann Chriſti und ſeiner Apoſtel lehre die wahre lehre geweſen waͤre/ ſo waͤre auch die kirche/ als welche mit ſolcher lehre erbauet/ wohl ſtehen geblieben/ und nicht wiederum vernichtet und zerbrochen worden. Dann die wahre kirche/ wie Chri- ſtus ſpricht/ koͤnnen die pforten der hoͤllen nicht uͤberwaͤltigen. Nun iſts ja bekant/ daß der Anti-Chriſt die Apoſtoliſche lehre und gebaͤude umgeſtoſſen habe/ wie ſolches das Pabſthum bezeuget. Woraus er dann geſchloſſen/ daß der Apoſtel lehre und gebaͤu vergebens und un- vollkommen ſeye geweſen; Aber ſeine/ des Da- vid Georgs lehre ſeye vollkommen. Antwort. Sehet/ hieꝛ folget ihꝛ nun wieder euereꝛ ſchlan- gen-art/ die das gifft außſpeyet. Saget mir/ wo hat der David Georg gelehret/ daß der A- poſtel lehre vergebens ſeye? Das wiederſpiel hat er wohl gelehret/ daß es von dem kleinen anfangen und auff das groſſe endigen muͤſte; Dann daß er geſchrieben habe/ daß der anfang des Chriſtenthums noch das ende und die voll- kommenheit nicht ſeye/ iſt gantz wohl geſpro- chen; dann wann das gebaͤu vollkommen ge- weſen waͤre/ ſo waͤren alle die lebendige ſteine/ die nach der zeit darzu gekommen/ viel zu ſpaͤth gekommen/ ja nicht einmal zu dem geiſt- lichen hauſe GOTTES gerechnet worden/ und J i 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/549
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/549>, abgerufen am 20.11.2024.