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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XXXV. David Joris vertheidigung.
[Spaltenumbruch] get/ wie wolt ihr die sprüche verstehen/ die in der
buchstäblichen Schrifft so klar vorhanden sind/
woraus man beweisen kan/ daß ein wiederge-
bohrner ein kind GOTTES/ ja ein Geist mit
GOTT ist/ durch die gemeinschafft der Gött-
lichen natur und der gnaden GOttes durch den
glauben/ so daß ihnen durch den glauben macht
gegeben ist/ kinder GOTTES zu werden
und zu heissen/ welches gnugsam aus folgenden
texten erhellet/ Psalm 82. vers. 6. Joan. cap.
1. vers. 12. Joan. cap. 3. vers. 6. 1. Corinth.
cap. 6. vers. 17. Rom. cap. 8. vers. 9. 2. Cor.
cap. 6. vers. 18. Gal. cap. 3. vers. 26. 1. Joh.
3. v. 1. Apoc. 3. v. 12.

Folget die beschuldigung deß
dritten Artickuls.

Derohalben seye er/ welcher das hauß Da-
vids und die wahren kinder Levi (nemlich die/ so
seine lehre annehmen und ihme nachfolgen) mit
der wahren hütten GOTTES im geist wie-
der auffrichten werde/ nicht mit dem creutz und
leyden/ wie Christus gethan/ sondern in lauter
sanfftmuth/ in der liebe und gnade deß Gei-
stes Christi/ welche ihme von dem Vater ge-
geben seye.

Antwort.

Hier habt ihr wieder spinnen-art/ die das bö-
se auß dem guten saugen/ und verdrehet nicht
deß frommen Davids/ sondern aller Prophe-
ten zeugnisse. Habt ihr nie gelesen/ was E-
saias sagt cap. 58. Warum fasten wir/ und
du siehest es nicht an? Warum thun wir un-
serm leibe wehe/ und du wilst es nicht wissen?
Aber was wird ihnen zur antwort gegeben?
Das möget ihr selber lesen/ und sehen/ ob der
HERR einen gefallen habe/ daß ein mensch
seinen leichnam quäle? Besehet/ ob ihr nicht
mit solchem äusserlichen wesen zu thun habt/
das dem HErrn mißfällt? meynet ihr hiermit
dem HERRN zu gefallen/ und zu verhindern
das/ was der HERR seinen glaubigen zuge-
saget hat? Was ist das? möchtet ihr fra-
gen: Nemlich das jenige/ das ihr in den
glaubigen spott-weise verlaugnet und verachtet/
nemlich daß durch sie soll gebauet werden/ das
lange wüste gelegen/ und daß sie solchen grund
legen sollen/ der allezeit bleibet/ ja daß sie ge-
nennet mögen werden als die jenige/ die den
zaun verbessern/ und die wege/ daß man da
wohnen möge. Esaiä cap. 58. und 61. Diese
sollen die rechten Priester deß HERRN ge-
nennet werden/ und man soll sie GOTTES
diener nennen. Wann ihr nun den frommen
David für einen solchen bothen und diener
GOTTES nicht haltet/ das wird euch am
schweresten seyn; Es wird sich schon mit der
zeit befinden/ daß ihn GOTT zu seinem diener
außerkohren und gesandt habe; Jhr möget es
glauben oder nicht. Weiter/ daß ihr schreibet
von der hütten GOttes/ welche er in dem geiste
wieder auffrichten werde/ aber nicht mit dem
creutz und leyden/ wie CHristus gethan hat;
sehet/ das hat er also niemahls geschrieben
noch gelehret/ es sind nur offenbahre lügen;
Dann das wiederspiel ist gnugsam zu sehen/
daß viele darum haben leyden müssen/ wie ihr
selbst ein zeugnis zu euerer eigenen schande dar-
[Spaltenumbruch] von gebt fol. 15. daß viele ihre ehre/ leib und gut
auffgesetzet/ und es mit ihrem blut bezeuget; Dann
es ist wahr/ daß nicht allein der fromme David/
sondern auch die H. Schrifft an vielen orten be-
zeuget/ daß man nicht allein durch solch äusser-
lich creutz und leyden mag GOtt gnug thun/
weil Christus dardurch für uns bezahlet mit sei-
nem unschuldigen blute/ welches wir mit un-
serm unreinen blute nicht außrichten werden;
Aber wir müssen täglich innerlich sein creutz ü-
ber uns nehmen/ und das sterben unsers HErrn
JEsu an unserm leichnam herum tragen/ von
welchem grunde der gemeldete David säuber-
lich gehandelt in einem buche/ genannt Cate-
chesis,
das ist/ unterweisungs-gespräche mit va-
ter und sohne. Allda möget ihr den grund se-
hen/ ob nicht alle lehren gehen müssen auff die
absterbung deß alten menschens/ und auff ein le-
ben deß neuen menschens? Und weil ihr auch
selbst bezeuget fol. 35. daß David habe sehr ge-
trieben auff das sterben seiner selbst/ so verwun-
dere mich nicht wenig/ wie ihr dieses mannes
schrifften so gar habt verkehren und umdrehen
können. Nun wohlan/ es muß gelitten seyn/
der jünger ist nicht besser dann sein Meister;
Dann dieses sage ich zum überfluß/ daß ich be-
finde/ daß das fleisch und blut nicht gerne an
das sterben seiner selbst wolle/ und darum ley-
det es nicht gerne in dem fleische/ sondern lieber
an dem fleische außwendig; Aber solches äus-
serliche wesen ist nichts nutze/ 1. Cor. 13. 1. Petr.
4. v. 2. Gal. 5. v. 24. Gal. 6. v. 16.
Leset wei-
ter Rom. 6 besehet daselbst/ worinnen das rech-
te creutz und sterben bestehe.

Die beschuldigung deß vierten
Artickuls.

Daß er gewalt habe selig zu machen oder zu
verdammen/ die sünde zu vergeben oder zu be-
halten; Und darum seye er der jenige/ der am
jüngsten tage die welt richten werde.

Antwort.

Daß der fromme David solches in seinen
schrifften solte gesetzet haben/ ist eine offenbah-
re lügen/ von euch Schrifftgelehrten erdacht.
Das bekenne ich/ daß dieser fromme mann die
Schrifft wohl wiederholet habe in seinen bü-
chern/ die da saget Joh. 20/ 22. Nehmet hin
den Heiligen Geist/ welchen ihr die sünd etc. J-
tem Matth. 16/ 19. und Matth. 18/ 18. Se-
het/ dieses ist alles warheit/ und diese schrifft
wiederholet ihr zu euerem eigenen urtheil; O
ihr unberuffene Prediger/ die ihr euch so vermes-
sentlich an Christi statt setzet/ und dem volck die
vergebung der sünden verkündiget; Dann
worzu nutzet sonsten der binde-und löse-schlüs-
sel in euern Gemeinen? Jst euer wort nun
nicht wider euch selbst? Daß der fromme Da-
vid schreiben solte/ daß er der jenige seyn wer-
de/ der am jüngsten tage die gantze welt richten
werde etc. darwider möget ihr seine eigene ver-
antwortung im siebenden Artickul lesen; da-
selbst soll er euch gnugsamen bericht darvon ge-
ben. Er schreibet aber daselbst nicht also/ wie
ihr hier thut. Es ist offenbahr/ daß Paulus
schreibet 1. Corinth. cap. 6. vers. 2. daß die Hei-
ligen die welt richten werden. Wisset ihr
nicht/ spricht er/ daß wir über die engel richten

sollen?

Th. IV. Sect. II. Num. XXXV. David Joris vertheidigung.
[Spaltenumbruch] get/ wie wolt ihr die ſpruͤche verſtehen/ die in der
buchſtaͤblichen Schrifft ſo klar vorhanden ſind/
woraus man beweiſen kan/ daß ein wiederge-
bohrner ein kind GOTTES/ ja ein Geiſt mit
GOTT iſt/ durch die gemeinſchafft der Goͤtt-
lichen natur und der gnaden GOttes durch den
glauben/ ſo daß ihnen durch den glauben macht
gegeben iſt/ kinder GOTTES zu werden
und zu heiſſen/ welches gnugſam aus folgenden
texten erhellet/ Pſalm 82. verſ. 6. Joan. cap.
1. verſ. 12. Joan. cap. 3. verſ. 6. 1. Corinth.
cap. 6. verſ. 17. Rom. cap. 8. verſ. 9. 2. Cor.
cap. 6. verſ. 18. Gal. cap. 3. verſ. 26. 1. Joh.
3. v. 1. Apoc. 3. v. 12.

Folget die beſchuldigung deß
dritten Artickuls.

Derohalben ſeye er/ welcher das hauß Da-
vids und die wahren kinder Levi (nemlich die/ ſo
ſeine lehre annehmen und ihme nachfolgen) mit
der wahren huͤtten GOTTES im geiſt wie-
der auffrichten werde/ nicht mit dem creutz und
leyden/ wie Chriſtus gethan/ ſondern in lauter
ſanfftmuth/ in der liebe und gnade deß Gei-
ſtes Chriſti/ welche ihme von dem Vater ge-
geben ſeye.

Antwort.

Hier habt ihr wieder ſpinnen-art/ die das boͤ-
ſe auß dem guten ſaugen/ und verdrehet nicht
deß frommen Davids/ ſondern aller Prophe-
ten zeugniſſe. Habt ihr nie geleſen/ was E-
ſaias ſagt cap. 58. Warum faſten wir/ und
du ſieheſt es nicht an? Warum thun wir un-
ſerm leibe wehe/ und du wilſt es nicht wiſſen?
Aber was wird ihnen zur antwort gegeben?
Das moͤget ihr ſelber leſen/ und ſehen/ ob der
HERR einen gefallen habe/ daß ein menſch
ſeinen leichnam quaͤle? Beſehet/ ob ihr nicht
mit ſolchem aͤuſſerlichen weſen zu thun habt/
das dem HErrn mißfaͤllt? meynet ihr hiermit
dem HERRN zu gefallen/ und zu verhindern
das/ was der HERR ſeinen glaubigen zuge-
ſaget hat? Was iſt das? moͤchtet ihr fra-
gen: Nemlich das jenige/ das ihr in den
glaubigen ſpott-weiſe verlaugnet uñ verachtet/
nemlich daß durch ſie ſoll gebauet werden/ das
lange wuͤſte gelegen/ und daß ſie ſolchen grund
legen ſollen/ der allezeit bleibet/ ja daß ſie ge-
nennet moͤgen werden als die jenige/ die den
zaun verbeſſern/ und die wege/ daß man da
wohnen moͤge. Eſaiaͤ cap. 58. und 61. Dieſe
ſollen die rechten Prieſter deß HERRN ge-
nennet werden/ und man ſoll ſie GOTTES
diener nennen. Wann ihr nun den frommen
David fuͤr einen ſolchen bothen und diener
GOTTES nicht haltet/ das wird euch am
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zeit befinden/ daß ihn GOTT zu ſeinem diener
außerkohren und geſandt habe; Jhr moͤget es
glauben oder nicht. Weiter/ daß ihr ſchreibet
von der huͤtten GOttes/ welche er in dem geiſte
wieder auffrichten werde/ aber nicht mit dem
creutz und leyden/ wie CHriſtus gethan hat;
ſehet/ das hat er alſo niemahls geſchrieben
noch gelehret/ es ſind nur offenbahre luͤgen;
Dann das wiederſpiel iſt gnugſam zu ſehen/
daß viele darum haben leyden muͤſſen/ wie ihr
ſelbſt ein zeugnis zu euerer eigenen ſchande dar-
[Spaltenumbruch] von gebt fol. 15. daß viele ihre ehre/ leib und gut
auffgeſetzet/ uñ es mit ihrem blut bezeuget; Dañ
es iſt wahr/ daß nicht allein der fromme David/
ſondern auch die H. Schrifft an vielen orten be-
zeuget/ daß man nicht allein durch ſolch aͤuſſer-
lich creutz und leyden mag GOtt gnug thun/
weil Chriſtus dardurch fuͤr uns bezahlet mit ſei-
nem unſchuldigen blute/ welches wir mit un-
ſerm unreinen blute nicht außrichten werden;
Aber wir muͤſſen taͤglich innerlich ſein creutz uͤ-
ber uns nehmen/ und das ſterben unſers HErꝛn
JEſu an unſerm leichnam herum tragen/ von
welchem grunde der gemeldete David ſaͤuber-
lich gehandelt in einem buche/ genannt Cate-
cheſis,
das iſt/ unterweiſungs-geſpraͤche mit va-
ter und ſohne. Allda moͤget ihr den grund ſe-
hen/ ob nicht alle lehren gehen muͤſſen auff die
abſterbung deß alten menſchens/ und auff ein le-
ben deß neuen menſchens? Und weil ihr auch
ſelbſt bezeuget fol. 35. daß David habe ſehr ge-
trieben auff das ſterben ſeiner ſelbſt/ ſo verwun-
dere mich nicht wenig/ wie ihr dieſes mannes
ſchrifften ſo gar habt verkehren und umdrehen
koͤnnen. Nun wohlan/ es muß gelitten ſeyn/
der juͤnger iſt nicht beſſer dann ſein Meiſter;
Dann dieſes ſage ich zum uͤberfluß/ daß ich be-
finde/ daß das fleiſch und blut nicht gerne an
das ſterben ſeiner ſelbſt wolle/ und darum ley-
det es nicht gerne in dem fleiſche/ ſondern lieber
an dem fleiſche außwendig; Aber ſolches aͤuſ-
ſerliche weſen iſt nichts nutze/ 1. Cor. 13. 1. Petr.
4. v. 2. Gal. 5. v. 24. Gal. 6. v. 16.
Leſet wei-
ter Rom. 6 beſehet daſelbſt/ worinnen das rech-
te creutz und ſterben beſtehe.

Die beſchuldigung deß vierten
Artickuls.

Daß er gewalt habe ſelig zu machen oder zu
verdammen/ die ſuͤnde zu vergeben oder zu be-
halten; Und darum ſeye er der jenige/ der am
juͤngſten tage die welt richten werde.

Antwort.

Daß der fromme David ſolches in ſeinen
ſchrifften ſolte geſetzet haben/ iſt eine offenbah-
re luͤgen/ von euch Schrifftgelehrten erdacht.
Das bekenne ich/ daß dieſer fromme mann die
Schrifft wohl wiederholet habe in ſeinen buͤ-
chern/ die da ſaget Joh. 20/ 22. Nehmet hin
den Heiligen Geiſt/ welchen ihr die ſuͤnd ꝛc. J-
tem Matth. 16/ 19. und Matth. 18/ 18. Se-
het/ dieſes iſt alles warheit/ und dieſe ſchrifft
wiederholet ihr zu euerem eigenen urtheil; O
ihr unberuffene Prediger/ die ihr euch ſo vermeſ-
ſentlich an Chriſti ſtatt ſetzet/ und dem volck die
vergebung der ſuͤnden verkuͤndiget; Dann
worzu nutzet ſonſten der binde-und loͤſe-ſchluͤſ-
ſel in euern Gemeinen? Jſt euer wort nun
nicht wider euch ſelbſt? Daß der fromme Da-
vid ſchreiben ſolte/ daß er der jenige ſeyn wer-
de/ der am juͤngſten tage die gantze welt richten
werde ꝛc. darwider moͤget ihr ſeine eigene ver-
antwortung im ſiebenden Artickul leſen; da-
ſelbſt ſoll er euch gnugſamen bericht darvon ge-
ben. Er ſchreibet aber daſelbſt nicht alſo/ wie
ihr hier thut. Es iſt offenbahr/ daß Paulus
ſchreibet 1. Corinth. cap. 6. verſ. 2. daß die Hei-
ligen die welt richten werden. Wiſſet ihr
nicht/ ſpricht er/ daß wir uͤber die engel richten

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[252/0548] Th. IV. Sect. II. Num. XXXV. David Joris vertheidigung. get/ wie wolt ihr die ſpruͤche verſtehen/ die in der buchſtaͤblichen Schrifft ſo klar vorhanden ſind/ woraus man beweiſen kan/ daß ein wiederge- bohrner ein kind GOTTES/ ja ein Geiſt mit GOTT iſt/ durch die gemeinſchafft der Goͤtt- lichen natur und der gnaden GOttes durch den glauben/ ſo daß ihnen durch den glauben macht gegeben iſt/ kinder GOTTES zu werden und zu heiſſen/ welches gnugſam aus folgenden texten erhellet/ Pſalm 82. verſ. 6. Joan. cap. 1. verſ. 12. Joan. cap. 3. verſ. 6. 1. Corinth. cap. 6. verſ. 17. Rom. cap. 8. verſ. 9. 2. Cor. cap. 6. verſ. 18. Gal. cap. 3. verſ. 26. 1. Joh. 3. v. 1. Apoc. 3. v. 12. Folget die beſchuldigung deß dritten Artickuls. Derohalben ſeye er/ welcher das hauß Da- vids und die wahren kinder Levi (nemlich die/ ſo ſeine lehre annehmen und ihme nachfolgen) mit der wahren huͤtten GOTTES im geiſt wie- der auffrichten werde/ nicht mit dem creutz und leyden/ wie Chriſtus gethan/ ſondern in lauter ſanfftmuth/ in der liebe und gnade deß Gei- ſtes Chriſti/ welche ihme von dem Vater ge- geben ſeye. Antwort. Hier habt ihr wieder ſpinnen-art/ die das boͤ- ſe auß dem guten ſaugen/ und verdrehet nicht deß frommen Davids/ ſondern aller Prophe- ten zeugniſſe. Habt ihr nie geleſen/ was E- ſaias ſagt cap. 58. Warum faſten wir/ und du ſieheſt es nicht an? Warum thun wir un- ſerm leibe wehe/ und du wilſt es nicht wiſſen? Aber was wird ihnen zur antwort gegeben? Das moͤget ihr ſelber leſen/ und ſehen/ ob der HERR einen gefallen habe/ daß ein menſch ſeinen leichnam quaͤle? Beſehet/ ob ihr nicht mit ſolchem aͤuſſerlichen weſen zu thun habt/ das dem HErrn mißfaͤllt? meynet ihr hiermit dem HERRN zu gefallen/ und zu verhindern das/ was der HERR ſeinen glaubigen zuge- ſaget hat? Was iſt das? moͤchtet ihr fra- gen: Nemlich das jenige/ das ihr in den glaubigen ſpott-weiſe verlaugnet uñ verachtet/ nemlich daß durch ſie ſoll gebauet werden/ das lange wuͤſte gelegen/ und daß ſie ſolchen grund legen ſollen/ der allezeit bleibet/ ja daß ſie ge- nennet moͤgen werden als die jenige/ die den zaun verbeſſern/ und die wege/ daß man da wohnen moͤge. Eſaiaͤ cap. 58. und 61. Dieſe ſollen die rechten Prieſter deß HERRN ge- nennet werden/ und man ſoll ſie GOTTES diener nennen. Wann ihr nun den frommen David fuͤr einen ſolchen bothen und diener GOTTES nicht haltet/ das wird euch am ſchwereſten ſeyn; Es wird ſich ſchon mit der zeit befinden/ daß ihn GOTT zu ſeinem diener außerkohren und geſandt habe; Jhr moͤget es glauben oder nicht. Weiter/ daß ihr ſchreibet von der huͤtten GOttes/ welche er in dem geiſte wieder auffrichten werde/ aber nicht mit dem creutz und leyden/ wie CHriſtus gethan hat; ſehet/ das hat er alſo niemahls geſchrieben noch gelehret/ es ſind nur offenbahre luͤgen; Dann das wiederſpiel iſt gnugſam zu ſehen/ daß viele darum haben leyden muͤſſen/ wie ihr ſelbſt ein zeugnis zu euerer eigenen ſchande dar- von gebt fol. 15. daß viele ihre ehre/ leib und gut auffgeſetzet/ uñ es mit ihrem blut bezeuget; Dañ es iſt wahr/ daß nicht allein der fromme David/ ſondern auch die H. Schrifft an vielen orten be- zeuget/ daß man nicht allein durch ſolch aͤuſſer- lich creutz und leyden mag GOtt gnug thun/ weil Chriſtus dardurch fuͤr uns bezahlet mit ſei- nem unſchuldigen blute/ welches wir mit un- ſerm unreinen blute nicht außrichten werden; Aber wir muͤſſen taͤglich innerlich ſein creutz uͤ- ber uns nehmen/ und das ſterben unſers HErꝛn JEſu an unſerm leichnam herum tragen/ von welchem grunde der gemeldete David ſaͤuber- lich gehandelt in einem buche/ genannt Cate- cheſis, das iſt/ unterweiſungs-geſpraͤche mit va- ter und ſohne. Allda moͤget ihr den grund ſe- hen/ ob nicht alle lehren gehen muͤſſen auff die abſterbung deß alten menſchens/ und auff ein le- ben deß neuen menſchens? Und weil ihr auch ſelbſt bezeuget fol. 35. daß David habe ſehr ge- trieben auff das ſterben ſeiner ſelbſt/ ſo verwun- dere mich nicht wenig/ wie ihr dieſes mannes ſchrifften ſo gar habt verkehren und umdrehen koͤnnen. Nun wohlan/ es muß gelitten ſeyn/ der juͤnger iſt nicht beſſer dann ſein Meiſter; Dann dieſes ſage ich zum uͤberfluß/ daß ich be- finde/ daß das fleiſch und blut nicht gerne an das ſterben ſeiner ſelbſt wolle/ und darum ley- det es nicht gerne in dem fleiſche/ ſondern lieber an dem fleiſche außwendig; Aber ſolches aͤuſ- ſerliche weſen iſt nichts nutze/ 1. Cor. 13. 1. Petr. 4. v. 2. Gal. 5. v. 24. Gal. 6. v. 16. Leſet wei- ter Rom. 6 beſehet daſelbſt/ worinnen das rech- te creutz und ſterben beſtehe. Die beſchuldigung deß vierten Artickuls. Daß er gewalt habe ſelig zu machen oder zu verdammen/ die ſuͤnde zu vergeben oder zu be- halten; Und darum ſeye er der jenige/ der am juͤngſten tage die welt richten werde. Antwort. Daß der fromme David ſolches in ſeinen ſchrifften ſolte geſetzet haben/ iſt eine offenbah- re luͤgen/ von euch Schrifftgelehrten erdacht. Das bekenne ich/ daß dieſer fromme mann die Schrifft wohl wiederholet habe in ſeinen buͤ- chern/ die da ſaget Joh. 20/ 22. Nehmet hin den Heiligen Geiſt/ welchen ihr die ſuͤnd ꝛc. J- tem Matth. 16/ 19. und Matth. 18/ 18. Se- het/ dieſes iſt alles warheit/ und dieſe ſchrifft wiederholet ihr zu euerem eigenen urtheil; O ihr unberuffene Prediger/ die ihr euch ſo vermeſ- ſentlich an Chriſti ſtatt ſetzet/ und dem volck die vergebung der ſuͤnden verkuͤndiget; Dann worzu nutzet ſonſten der binde-und loͤſe-ſchluͤſ- ſel in euern Gemeinen? Jſt euer wort nun nicht wider euch ſelbſt? Daß der fromme Da- vid ſchreiben ſolte/ daß er der jenige ſeyn wer- de/ der am juͤngſten tage die gantze welt richten werde ꝛc. darwider moͤget ihr ſeine eigene ver- antwortung im ſiebenden Artickul leſen; da- ſelbſt ſoll er euch gnugſamen bericht darvon ge- ben. Er ſchreibet aber daſelbſt nicht alſo/ wie ihr hier thut. Es iſt offenbahr/ daß Paulus ſchreibet 1. Corinth. cap. 6. verſ. 2. daß die Hei- ligen die welt richten werden. Wiſſet ihr nicht/ ſpricht er/ daß wir uͤber die engel richten ſollen?

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/548>, abgerufen am 20.11.2024.