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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XXXV. David Joris vertheidigung.
[Spaltenumbruch] glaubens-genossen ist er bewogen worden sei-
nen ersten Tauff-namen wieder anzunehmen.
Sonsten hieß er Johannes/ ware auch in der
kirchen zu Delfft Johann von Bruck pro-
clami
ret. Aber wann gleich dieses nicht
so wäre (wie es doch so ist) was hat er dar-
durch für eine missethat begangen? Wer ist
dardurch beleydiget worden/ als die blutgieri-
gen otter-gezüchte/ die diesem frommen mann
allenthalben steck-brieffe nachschicketen/ und
viel übels von ihm und seiner lehre aussprenge-
ten/ umb ihn verhast zu machen/ ja gar auß dem
lande der lebendigen wegzuraumen. Wollet
ihr die frommen deßwegen beschuldigen/ daß
sie/ so gut als sie können/ suchen der tyranney
zu entgehen? So müsset ihr auch den Abra-
ham/ den vater des glaubens/ beschuldigen/ der
da sagte: daß Sara seine schwester wäre; Jn-
gleichen Jsaac mit der Rebecca/ ja auch den
Jacob/ der sich vor Esau außgab/ Genes. 27.
Oder habt ihr vergessen was David thäte/ als
ervor Saul flohe 1. Sam. 21. &c. Dieses will
ich noch zu euerem besten erinnert haben/ daß
ihr auffhöret die frommen zu verfolgen/ und
euch bitten/ daß ihr doch betrachten möchtet
die ursachen/ warum solches geschehen seye/
und andere dergleichen dinge mehr/ darüber ihr
stäts ruffet/ als über seinen reichthum und köst-
liche kleider. Jtem/ über seine hoheit und vor-
nehmen adel/ welchen er in eueren augen/ dem
menschlichen ansehen nach/ mag gehabt haben/
als in köstlichen häusern/ und andern unnützen
dingen; Darauff zu antworten zu weitläuff-
tig ist/ doch damit das ärgernis/ das ihr den un-
wissenden und einfältigen machet/ einmal weg-
genommen werde/ habe ich nicht unterlassen
können/ die lose und freche beschuldigungen zu
wiederholen/ und mit bescheidenheit zu wieder-
legen. So sage ich demnach und bezeuge hier-
mit/ daß der reichthum und das übrige/ woran
ihr euch gestossen/ von dem frommen David
nur zur nothdurfft deß natürlichen lebens/ und
zur beförderung seines beruffs gebrauchet wor-
den/ auff daß er desto besser außführen möchte
das werck/ worzu er von GOtt beruffen/ und
daß er unter einem weltlichen schein/ gleichwie
Jacob in Esaus kleid/ muste den segen empfan-
gen; Aber wie sein hertz gewesen seye/ und was
er in geheim gearbeitet habe/ werden seine läste-
rer erst zu sehen bekommen/ wann sie seinen ur-
sprung und geschlechts-register sehen/ seine her-
kunfft/ geschlechte/ nemlich den warhafftigen a-
del und wiedergebohrne art/ die vor Gott gilt/
und den neuen namen/ damit ihn der allmäch-
tige HErr genennet hat; Aber alsdann wird
es mit vielen zu spath seyn/ wann sie den gerech-
ten in grosser herrlichkeit sollen stehen sehen/ ge-
gen die jenige/ die ihn geneydet/ und seine arbeit
verachtet haben; Und wann sie dieses sehen/ wer-
den sie mit grosser forcht überfallen werden etc.
Darum lasset ab/ ehe das strenge urtheil des
HErrn euch überfalle. Es ist kund und offen-
bahr/ daß er den reichthum weder euch noch den
eurigen geraubet/ noch mit ungerechtigkeit an
sich gebracht hatte/ und also niemand sich dar-
über beschweren könne; Doch wann mans
recht betrachtet/ so wird es vermuthlich nicht so
groß seyn/ als es außgegeben und beschrien
wird. Sagt ihr (wie ihr dann thut) daß man
ihm von allen orten zugebracht/ so kans wohl
[Spaltenumbruch] seyn/ daß viele treuhertzige leute auß mitleiden
ihme/ und die bey ihm waren/ zur nothdurfft
dann und wann was zugesendet haben. Sa-
get: wer ist unter euch/ der solches entschlagen
und wegern solte? Besehet euch selbst/ ihr
beschuldiger/ ihr oberste heilige Lehrer; Dün-
cket euch das zu böse zu seyn/ daß die jenigen/ die
des Davids geistlicher güter waren theilhafftig
worden/ ihme zur leiblichen nothdurfft was
mitgetheilet? Leset Rom. 15. v. 27. Oder
wolt ihr dem ochsen/ der da drischet/ das maul
stopffen? Leset 1. Cor. 9. und Gal. 6. v. 8. Was
wolt ihr doch sagen/ ihr Miedlinge/ die lauffen/
da sie nicht gesandt sind/ umb ein stück zu ge-
winnen? Wanns euch selbst angehet/ so könt
ihr wohl umb unterhalt andere ansprechen/ und
zum geben sie vermahnen. So möget ihr euer
lästermaul über den frommen auch wol stillen.
Doch ist kund/ daß des frommen Davids kin-
der/ euerem eigenen bekäntnis nach/ so wol ver-
heurathet waren/ daß ihnen eine grosse schande
gewesen/ wann sie ihren gottsförchtigen vater
hätten wollen lassen noth leiden/ weil sie gnug
vermögen hatten/ und an die vornehmsten vom
adel verehliget waren; Daß er also dardurch
vermögend ward/ ein und ander wonhauß an
sich zu kauffen/ nicht für seine person allein/ son-
dern für andere gedruckte/ die ihn täglich besuch-
ten/ und die er herbergete/ und alles gutes erwie-
se. Sonsten hat er sich/ wie jedermann weiß/
vor sich gering gnug gehalten/ und lieber ge-
wünschet in niedrigem stande zu leben/ als in ei-
nem so grossen und fürnehmen. Ja er hat gnug-
sam vor dem Ehrbahren Rath bezeuget/ daß er
kein Edelmann wäre/ und dafür auch nicht wolte
angesehen werden/ sondern begehrte/ ihn als einen
bürger zu tractiren; wiewol er solches seines wun-
sches nicht konte theilhafftig werden/ sondern
auch wider seinen willen die ehre der welt genies-
sen müssen. Aber dieses nur vorbey zu gehen/ so
befindet sich ja täglich/ daß die liederlichsten kerls/
die banquerottirer gewesen/ wieder zu grossem
reichthum kommen/ grosse ehre erlangen/ und
mit grossem pracht sich auffführen; Aber darü-
ber hat man doch so viel redens nicht gemacht/
als über den frommen David/ der/ daß ich so re-
de/ in seinem einen finger mehr gottesfurcht hat-
te/ als andere in ihrem gantzen leibe. Ob dieses
nun nicht unrecht gethan seye? stelle ich allen un-
partheyischen lesern anheim. Was das betrifft/
daß Davids seine leute ihres vaters na-
men und lehre solten verleugnet/ und her-
nacher doch wieder gelehret haben/ biß sie
von dem blut-gerichte darüber befreyet/
da sie dann ihres vaters und meisters leh-
re wieder verlangeten etc.
So antworte dar-
auff: daß man hieraus euern blutdürstigen sinn
gnug verspühret/ ja daß ihr bluthunde lieber ge-
sehen hättet/ daß sie alle wären umgebracht wor-
den/ als daß Gott sie beym leben erhalten. Se-
het/ obihr hier nun nicht Cains wege gehet/ und
den kindern Edoms folget/ die da ruffen: Rein
ab/ rein ab biß auff den grund. Ps. 137/7. Jhr
hattet das urtheil gemacht/ daß alle/ die sich zu
Davids lehre bekehreten/ solten zum tode ver-
dammet werden. Was düncket euch/ war es
da wohl rathsam das heiligthum den hun-
den zu geben/ und die perlen für die schweine
zu werffen? Ware das die lehre CHristi?
Matth. c. 7. v. 5. Prov. 9. v. 8. oder waren sie

nicht
A. K. H. Vierter Theil. J i

Th. IV. Sect. II. Num. XXXV. David Joris vertheidigung.
[Spaltenumbruch] glaubens-genoſſen iſt er bewogen worden ſei-
nen erſten Tauff-namen wieder anzunehmen.
Sonſten hieß er Johannes/ ware auch in der
kirchen zu Delfft Johann von Bruck pro-
clami
ret. Aber wann gleich dieſes nicht
ſo waͤre (wie es doch ſo iſt) was hat er dar-
durch fuͤr eine miſſethat begangen? Wer iſt
dardurch beleydiget worden/ als die blutgieri-
gen otter-gezuͤchte/ die dieſem frommen mann
allenthalben ſteck-brieffe nachſchicketen/ und
viel uͤbels von ihm und ſeiner lehre ausſprenge-
ten/ umb ihn verhaſt zu machen/ ja gar auß dem
lande der lebendigen wegzuraumen. Wollet
ihr die frommen deßwegen beſchuldigen/ daß
ſie/ ſo gut als ſie koͤnnen/ ſuchen der tyranney
zu entgehen? So muͤſſet ihr auch den Abra-
ham/ den vater des glaubens/ beſchuldigen/ der
da ſagte: daß Sara ſeine ſchweſter waͤre; Jn-
gleichen Jſaac mit der Rebecca/ ja auch den
Jacob/ der ſich vor Eſau außgab/ Geneſ. 27.
Oder habt ihr vergeſſen was David thaͤte/ als
ervor Saul flohe 1. Sam. 21. &c. Dieſes will
ich noch zu euerem beſten erinnert haben/ daß
ihr auffhoͤret die frommen zu verfolgen/ und
euch bitten/ daß ihr doch betrachten moͤchtet
die urſachen/ warum ſolches geſchehen ſeye/
und andere dergleichen dinge mehr/ daruͤber ihr
ſtaͤts ruffet/ als uͤber ſeinen reichthum und koͤſt-
liche kleider. Jtem/ uͤber ſeine hoheit und vor-
nehmen adel/ welchen er in eueren augen/ dem
menſchlichen anſehen nach/ mag gehabt haben/
als in koͤſtlichen haͤuſern/ und andern unnuͤtzen
dingen; Darauff zu antworten zu weitlaͤuff-
tig iſt/ doch damit das aͤrgernis/ das ihr den un-
wiſſenden und einfaͤltigen machet/ einmal weg-
genommen werde/ habe ich nicht unterlaſſen
koͤnnen/ die loſe und freche beſchuldigungen zu
wiederholen/ und mit beſcheidenheit zu wieder-
legen. So ſage ich demnach und bezeuge hier-
mit/ daß der reichthum und das uͤbrige/ woran
ihr euch geſtoſſen/ von dem frommen David
nur zur nothdurfft deß natuͤrlichen lebens/ und
zur befoͤrderung ſeines beruffs gebrauchet wor-
den/ auff daß er deſto beſſer außfuͤhren moͤchte
das werck/ worzu er von GOtt beruffen/ und
daß er unter einem weltlichen ſchein/ gleichwie
Jacob in Eſaus kleid/ muſte den ſegen empfan-
gen; Aber wie ſein hertz geweſen ſeye/ und was
er in geheim gearbeitet habe/ werden ſeine laͤſte-
rer erſt zu ſehen bekommen/ wann ſie ſeinen ur-
ſprung und geſchlechts-regiſter ſehen/ ſeine her-
kunfft/ geſchlechte/ nemlich den warhafftigen a-
del und wiedergebohrne art/ die vor Gott gilt/
und den neuen namen/ damit ihn der allmaͤch-
tige HErr genennet hat; Aber alsdann wird
es mit vielen zu ſpath ſeyn/ wann ſie den gerech-
ten in groſſer herrlichkeit ſollen ſtehen ſehen/ ge-
gen die jenige/ die ihn geneydet/ und ſeine arbeit
verachtet haben; Und wann ſie dieſes ſehen/ wer-
den ſie mit groſſer forcht uͤberfallen werden ꝛc.
Darum laſſet ab/ ehe das ſtrenge urtheil des
HErrn euch uͤberfalle. Es iſt kund und offen-
bahr/ daß er den reichthum weder euch noch den
eurigen geraubet/ noch mit ungerechtigkeit an
ſich gebracht hatte/ und alſo niemand ſich dar-
uͤber beſchweren koͤnne; Doch wann mans
recht betrachtet/ ſo wird es vermuthlich nicht ſo
groß ſeyn/ als es außgegeben und beſchrien
wird. Sagt ihr (wie ihr dann thut) daß man
ihm von allen orten zugebracht/ ſo kans wohl
[Spaltenumbruch] ſeyn/ daß viele treuhertzige leute auß mitleiden
ihme/ und die bey ihm waren/ zur nothdurfft
dann und wann was zugeſendet haben. Sa-
get: wer iſt unter euch/ der ſolches entſchlagen
und wegern ſolte? Beſehet euch ſelbſt/ ihr
beſchuldiger/ ihr oberſte heilige Lehrer; Duͤn-
cket euch das zu boͤſe zu ſeyn/ daß die jenigen/ die
des Davids geiſtlicher guͤter waren theilhafftig
worden/ ihme zur leiblichen nothdurfft was
mitgetheilet? Leſet Rom. 15. v. 27. Oder
wolt ihr dem ochſen/ der da driſchet/ das maul
ſtopffen? Leſet 1. Cor. 9. und Gal. 6. v. 8. Was
wolt ihr doch ſagen/ ihr Miedlinge/ die lauffen/
da ſie nicht geſandt ſind/ umb ein ſtuͤck zu ge-
winnen? Wanns euch ſelbſt angehet/ ſo koͤnt
ihr wohl umb unterhalt andere anſprechen/ und
zum geben ſie vermahnen. So moͤget ihr euer
laͤſtermaul uͤber den frommen auch wol ſtillen.
Doch iſt kund/ daß des frommen Davids kin-
der/ euerem eigenen bekaͤntnis nach/ ſo wol ver-
heurathet waren/ daß ihnen eine groſſe ſchande
geweſen/ wann ſie ihren gottsfoͤrchtigen vater
haͤtten wollen laſſen noth leiden/ weil ſie gnug
vermoͤgen hatten/ und an die vornehmſten vom
adel verehliget waren; Daß er alſo dardurch
vermoͤgend ward/ ein und ander wonhauß an
ſich zu kauffen/ nicht fuͤr ſeine perſon allein/ ſon-
dern fuͤr andere gedruckte/ die ihn taͤglich beſuch-
ten/ und die er herbergete/ und alles gutes erwie-
ſe. Sonſten hat er ſich/ wie jedermann weiß/
vor ſich gering gnug gehalten/ und lieber ge-
wuͤnſchet in niedrigem ſtande zu leben/ als in ei-
nem ſo groſſen und fuͤrnehmen. Ja er hat gnug-
ſam vor dem Ehrbahren Rath bezeuget/ daß er
kein Edelmañ waͤre/ und dafuͤr auch nicht wolte
angeſehen werdẽ/ ſondeꝛn begehꝛte/ ihn als einen
buͤrger zu tractirẽ; wiewol er ſolches ſeines wun-
ſches nicht konte theilhafftig werden/ ſondern
auch wider ſeinen willen die ehre der welt genieſ-
ſen muͤſſen. Aber dieſes nur vorbey zu gehen/ ſo
befindet ſich ja taͤglich/ daß die liederlichſtẽ kerls/
die banquerottirer geweſen/ wieder zu groſſem
reichthum kommen/ groſſe ehre erlangen/ und
mit groſſem pracht ſich aufffuͤhren; Aber daruͤ-
ber hat man doch ſo viel redens nicht gemacht/
als uͤber den frommen David/ der/ daß ich ſo re-
de/ in ſeinem einen finger mehr gottesfurcht hat-
te/ als andere in ihrem gantzen leibe. Ob dieſes
nun nicht unrecht gethan ſeye? ſtelle ich allen un-
partheyiſchen leſern anheim. Was das betrifft/
daß Davids ſeine leute ihres vaters na-
men und lehre ſolten verleugnet/ und her-
nacher doch wieder gelehret haben/ biß ſie
von dem blut-gerichte daruͤber befreyet/
da ſie dann ihres vaters und meiſters leh-
re wieder verlangeten ꝛc.
So antworte dar-
auff: daß man hieraus euern blutduͤrſtigen ſinn
gnug verſpuͤhret/ ja daß ihr bluthunde lieber ge-
ſehen haͤttet/ daß ſie alle waͤren umgebracht wor-
den/ als daß Gott ſie beym leben erhalten. Se-
het/ obihr hier nun nicht Cains wege gehet/ und
den kindern Edoms folget/ die da ruffen: Rein
ab/ rein ab biß auff den grund. Pſ. 137/7. Jhr
hattet das urtheil gemacht/ daß alle/ die ſich zu
Davids lehre bekehreten/ ſolten zum tode ver-
dammet werden. Was duͤncket euch/ war es
da wohl rathſam das heiligthum den hun-
den zu geben/ und die perlen fuͤr die ſchweine
zu werffen? Ware das die lehre CHriſti?
Matth. c. 7. v. 5. Prov. 9. v. 8. oder waren ſie

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[249/0545] Th. IV. Sect. II. Num. XXXV. David Joris vertheidigung. glaubens-genoſſen iſt er bewogen worden ſei- nen erſten Tauff-namen wieder anzunehmen. Sonſten hieß er Johannes/ ware auch in der kirchen zu Delfft Johann von Bruck pro- clamiret. Aber wann gleich dieſes nicht ſo waͤre (wie es doch ſo iſt) was hat er dar- durch fuͤr eine miſſethat begangen? Wer iſt dardurch beleydiget worden/ als die blutgieri- gen otter-gezuͤchte/ die dieſem frommen mann allenthalben ſteck-brieffe nachſchicketen/ und viel uͤbels von ihm und ſeiner lehre ausſprenge- ten/ umb ihn verhaſt zu machen/ ja gar auß dem lande der lebendigen wegzuraumen. Wollet ihr die frommen deßwegen beſchuldigen/ daß ſie/ ſo gut als ſie koͤnnen/ ſuchen der tyranney zu entgehen? So muͤſſet ihr auch den Abra- ham/ den vater des glaubens/ beſchuldigen/ der da ſagte: daß Sara ſeine ſchweſter waͤre; Jn- gleichen Jſaac mit der Rebecca/ ja auch den Jacob/ der ſich vor Eſau außgab/ Geneſ. 27. Oder habt ihr vergeſſen was David thaͤte/ als ervor Saul flohe 1. Sam. 21. &c. Dieſes will ich noch zu euerem beſten erinnert haben/ daß ihr auffhoͤret die frommen zu verfolgen/ und euch bitten/ daß ihr doch betrachten moͤchtet die urſachen/ warum ſolches geſchehen ſeye/ und andere dergleichen dinge mehr/ daruͤber ihr ſtaͤts ruffet/ als uͤber ſeinen reichthum und koͤſt- liche kleider. Jtem/ uͤber ſeine hoheit und vor- nehmen adel/ welchen er in eueren augen/ dem menſchlichen anſehen nach/ mag gehabt haben/ als in koͤſtlichen haͤuſern/ und andern unnuͤtzen dingen; Darauff zu antworten zu weitlaͤuff- tig iſt/ doch damit das aͤrgernis/ das ihr den un- wiſſenden und einfaͤltigen machet/ einmal weg- genommen werde/ habe ich nicht unterlaſſen koͤnnen/ die loſe und freche beſchuldigungen zu wiederholen/ und mit beſcheidenheit zu wieder- legen. So ſage ich demnach und bezeuge hier- mit/ daß der reichthum und das uͤbrige/ woran ihr euch geſtoſſen/ von dem frommen David nur zur nothdurfft deß natuͤrlichen lebens/ und zur befoͤrderung ſeines beruffs gebrauchet wor- den/ auff daß er deſto beſſer außfuͤhren moͤchte das werck/ worzu er von GOtt beruffen/ und daß er unter einem weltlichen ſchein/ gleichwie Jacob in Eſaus kleid/ muſte den ſegen empfan- gen; Aber wie ſein hertz geweſen ſeye/ und was er in geheim gearbeitet habe/ werden ſeine laͤſte- rer erſt zu ſehen bekommen/ wann ſie ſeinen ur- ſprung und geſchlechts-regiſter ſehen/ ſeine her- kunfft/ geſchlechte/ nemlich den warhafftigen a- del und wiedergebohrne art/ die vor Gott gilt/ und den neuen namen/ damit ihn der allmaͤch- tige HErr genennet hat; Aber alsdann wird es mit vielen zu ſpath ſeyn/ wann ſie den gerech- ten in groſſer herrlichkeit ſollen ſtehen ſehen/ ge- gen die jenige/ die ihn geneydet/ und ſeine arbeit verachtet haben; Und wann ſie dieſes ſehen/ wer- den ſie mit groſſer forcht uͤberfallen werden ꝛc. Darum laſſet ab/ ehe das ſtrenge urtheil des HErrn euch uͤberfalle. Es iſt kund und offen- bahr/ daß er den reichthum weder euch noch den eurigen geraubet/ noch mit ungerechtigkeit an ſich gebracht hatte/ und alſo niemand ſich dar- uͤber beſchweren koͤnne; Doch wann mans recht betrachtet/ ſo wird es vermuthlich nicht ſo groß ſeyn/ als es außgegeben und beſchrien wird. Sagt ihr (wie ihr dann thut) daß man ihm von allen orten zugebracht/ ſo kans wohl ſeyn/ daß viele treuhertzige leute auß mitleiden ihme/ und die bey ihm waren/ zur nothdurfft dann und wann was zugeſendet haben. Sa- get: wer iſt unter euch/ der ſolches entſchlagen und wegern ſolte? Beſehet euch ſelbſt/ ihr beſchuldiger/ ihr oberſte heilige Lehrer; Duͤn- cket euch das zu boͤſe zu ſeyn/ daß die jenigen/ die des Davids geiſtlicher guͤter waren theilhafftig worden/ ihme zur leiblichen nothdurfft was mitgetheilet? Leſet Rom. 15. v. 27. Oder wolt ihr dem ochſen/ der da driſchet/ das maul ſtopffen? Leſet 1. Cor. 9. und Gal. 6. v. 8. Was wolt ihr doch ſagen/ ihr Miedlinge/ die lauffen/ da ſie nicht geſandt ſind/ umb ein ſtuͤck zu ge- winnen? Wanns euch ſelbſt angehet/ ſo koͤnt ihr wohl umb unterhalt andere anſprechen/ und zum geben ſie vermahnen. So moͤget ihr euer laͤſtermaul uͤber den frommen auch wol ſtillen. Doch iſt kund/ daß des frommen Davids kin- der/ euerem eigenen bekaͤntnis nach/ ſo wol ver- heurathet waren/ daß ihnen eine groſſe ſchande geweſen/ wann ſie ihren gottsfoͤrchtigen vater haͤtten wollen laſſen noth leiden/ weil ſie gnug vermoͤgen hatten/ und an die vornehmſten vom adel verehliget waren; Daß er alſo dardurch vermoͤgend ward/ ein und ander wonhauß an ſich zu kauffen/ nicht fuͤr ſeine perſon allein/ ſon- dern fuͤr andere gedruckte/ die ihn taͤglich beſuch- ten/ und die er herbergete/ und alles gutes erwie- ſe. Sonſten hat er ſich/ wie jedermann weiß/ vor ſich gering gnug gehalten/ und lieber ge- wuͤnſchet in niedrigem ſtande zu leben/ als in ei- nem ſo groſſen und fuͤrnehmen. Ja er hat gnug- ſam vor dem Ehrbahren Rath bezeuget/ daß er kein Edelmañ waͤre/ und dafuͤr auch nicht wolte angeſehen werdẽ/ ſondeꝛn begehꝛte/ ihn als einen buͤrger zu tractirẽ; wiewol er ſolches ſeines wun- ſches nicht konte theilhafftig werden/ ſondern auch wider ſeinen willen die ehre der welt genieſ- ſen muͤſſen. Aber dieſes nur vorbey zu gehen/ ſo befindet ſich ja taͤglich/ daß die liederlichſtẽ kerls/ die banquerottirer geweſen/ wieder zu groſſem reichthum kommen/ groſſe ehre erlangen/ und mit groſſem pracht ſich aufffuͤhren; Aber daruͤ- ber hat man doch ſo viel redens nicht gemacht/ als uͤber den frommen David/ der/ daß ich ſo re- de/ in ſeinem einen finger mehr gottesfurcht hat- te/ als andere in ihrem gantzen leibe. Ob dieſes nun nicht unrecht gethan ſeye? ſtelle ich allen un- partheyiſchen leſern anheim. Was das betrifft/ daß Davids ſeine leute ihres vaters na- men und lehre ſolten verleugnet/ und her- nacher doch wieder gelehret haben/ biß ſie von dem blut-gerichte daruͤber befreyet/ da ſie dann ihres vaters und meiſters leh- re wieder verlangeten ꝛc. So antworte dar- auff: daß man hieraus euern blutduͤrſtigen ſinn gnug verſpuͤhret/ ja daß ihr bluthunde lieber ge- ſehen haͤttet/ daß ſie alle waͤren umgebracht wor- den/ als daß Gott ſie beym leben erhalten. Se- het/ obihr hier nun nicht Cains wege gehet/ und den kindern Edoms folget/ die da ruffen: Rein ab/ rein ab biß auff den grund. Pſ. 137/7. Jhr hattet das urtheil gemacht/ daß alle/ die ſich zu Davids lehre bekehreten/ ſolten zum tode ver- dammet werden. Was duͤncket euch/ war es da wohl rathſam das heiligthum den hun- den zu geben/ und die perlen fuͤr die ſchweine zu werffen? Ware das die lehre CHriſti? Matth. c. 7. v. 5. Prov. 9. v. 8. oder waren ſie nicht A. K. H. Vierter Theil. J i

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/545>, abgerufen am 22.12.2024.