Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite
Th. IV. Sect. II. Num XXXV. David Joris vertheidigung.
[Spaltenumbruch]
Antwort.

Hier zeuget ihr schon wider euch
selbst/ wie solches euere eigene worte weisen.
fol. 5.

Text:

Der mann war eines ehrbaren ge-
sichts/ einer freyen gestalt/ wie ein
frommer mann seyn solte: Er hatte
einen wohlgestalten leib/ einen gel-
ben bart/ graue augen/ welche ihm
in dem kopffe gläntzeten; Er redete
ernsthafftig/ aber sanffte: Seine gan-
tze gestalt deß leibes war so beschaffen/
als wann die frömmigkeit allein bey
ihme wohnete; Zudeme ware er mit
den seinigen dergestalt gekleydet/ daß
man nichts abnehmen konte/ als wann
er was anders im schilde führete: Sum-
ma/ es hätte niemand anders sehen
können/ als daß er ein ehrlicher mann
wäre/ der warheit und gerechtigkeit
lieb hätte/ so gar eigentlich schickte
sich alles zusammen etc.
Was düncket
euch hier/ ihr neydige Schrifftgelehrte/ kömt
euer zeugnis auch hier überein? Ferner
schreibet ihr auch
fol. 35. Daß er habe
die gelassenheit gelehret/ aber selbst in
aller frechheit/ stoltze und hochmuth
gelebet.

Antwort:

Das gegentheil erhellet aus eueren eigenen
zeugnissen von seiner haußhaltung fol. 7. Und
ihr bezeuget/ daß alles in ruhe und stille zu-
gienge/ und daß niemand über vermögen wä-
re beschweret worden etc. Sehet hier euere ei-
gene worte wohl an; Sind sie nicht euch selbst
zuwider? Ja freylich: Wehe euch/ wehe
euch/ schämen müst ihr euch über solche offen-
bahre lügen; Was düncket euch; Jst diß
nicht falsche zeugnis geben? Zum vierten
schreibet ihr auch: Daß er gelehret habe
keuschheit/ reinigkeit/ aber selbst mit sei-
nen reden und thaten das wiederspiel be-
wiesen.

Antwort.

Die lehre halte ich für recht und gut: wor-
mit er aber seye behafftet gewesen/ das bewei-
sen gnug seine schrifften/ und ist denen am be-
sten bekannt/ die Christo in der wieder geburt
nach folgen; Dann ich sehe offentlich/ daß
dieses euer zeugnis so wahr seye/ wie die vorher-
gehende/ und dahero für eine offenbahre lügen
müsse gehalten werden. Jhr soltet den split-
ter in euers bruders auge so lange stecken las-
sen/ biß ihr den balcken auß euern augen her-
auß gerissen. Nun/ wie recht ihr gehandelt
habt/ soll der HERR mit der zeit entdecken/
und die/ die auff andere steine geworffen (die
doch nicht ohne sünden sind) ihre eigene steine
auff ihren eigenen kopff lassen kommen/ wann
es offenbahr wird/ daß ihr unrecht geurtheilet/
und falsche zeugnis gegeben/ und einstimmig
wider den gerechten David Georg mit falschem
gerichte geruffen/ und unrecht gehandelt; dann
die zeit ist bald gekommen/ daß diese falsche rich-
[Spaltenumbruch] ter von den andern geschieden/ aus dem richter-
stul sollen gestossen werden: Alsdann soll
man befinden/ wie ungerecht deß Canaans sa-
men geurtheilet/ die unschuldige unterdruckt/
und die schuldigen freygelassen hat. Nun weiß
ich/ ihr werdet hierauff viel zu sagen wissen/ als/
dem David seye kein unrecht geschehen in denen
stücken/ die die Gelehrten aus seinen schrifften
gezogen/ und fürnehmlich die eylff Artickuln/
warum er in seiner lehre für einen ertz-ketzer seye
gehalten worden/ wären gnugsam in seinen bü-
chern zu finden. Jtem die veranderung seines
namens; Warum auch fol. 15. auff dem ran-
de stehet:

O unverschämte/ stoltze lügen-red/ wie
recht betretet ihr die fußstapffen euers
Vaters und Meisters? Aber da das blut-
gerichte sie befreyete/ wusten sie wohl an-
derst zu sagen/ blieben derohalben bey ih-
res Vaters und Meisters lehre (darbey
viele ihre ehre und güter auffgesetzet hat-
ten) als die füsse bey seinen Jüngern etc.

Antwort.

Was den außzug der Gelehrten betrifft/ be-
finde ich denselben sehr lügenhafftig/ neydisch
und partheyisch/ welches ich bald offentlich wie-
derlegen will/ wann ich erst werde antworten
auff beschuldigung/ daß er seinen namen verän-
dert/ und warum solches geschehen seye? Jch
gebe euch erst zu bedencken das gemeine geruff
der bürger fol. 19. War das geschrey wahr/ daß
der verstorbene leib des Davids als ein Gott
verehret würde? Oder aber befand man solches
unwahr? Wer war sonsten hieran ursache als
ihr? O ihr verkehrte Schrifft gelehrten! War-
um habt ihr über solche lügen nicht mehr geeyf-
fert/ und die urheber scharff gestraffet? Aber ich
will diß fahren lassen/ und zur verantwortung
kommen: Erstlich ists bekant/ daß der fromme
David nicht aus freyem willen aus Nieder-
land geflüchtet/ sondern durch die blutgierige
Placaten euerer Cananitischen brüder angetrie-
ben/ weil die verfolgung so groß ware/ daß
dieser mann mit weib und kindern hat müssen
von einer stadt in die andere fliehen/ weil sie auff.
sein leib und leben eine grosse summam gelds ge-
setzet/ und viele/ die der warheit folgeten/ umge-
bracht/ ihrer güter beraubet und genommen wor-
den. Dardurch ists geschehen/ daß nicht allein
er mit seinem weib und kindern/ sondern auch
viele seiner freunde mit ihme nach Teutschland
gereyset sind/ und versuchet unter protection
der Evangelischen zu Basel zu kommen/ welches
ihnen endlich durch Gottes providenz und gna-
de gegönnet worden/ woselbst sie/ euerem eige-
nen geständnis nach/ sich also verhalten/ wie ihr
fol. 6. bezeuget/ daß sie nichts haben unterlas-
sen/ wormit sie vermeineten/ sich als gute Christ-
liche leute zu beweisen; Wie ihr selber zeuget/
daß er die Obrigkeit vor augen gehabt/ und bey
allen handlungen der bürgerschafft sich gebüh-
rend bezeuget. Das folgende von euerm zeug-
nis möget ihr selber lesen. Was die verände-
rung seines namens betrifft/ ist die beschuldi-
gung unverantwortlich; Da er in seiner ju-
gend nach der Papisten gewonheit confirmiret
wurde/ ist er von dem Weyh-Bischoff Jo-
hannes genennet worden/ und hat solchen na-
men lange behalten/ aber auff begehren seiner

glau-
Th. IV. Sect. II. Num XXXV. David Joris vertheidigung.
[Spaltenumbruch]
Antwort.

Hier zeuget ihr ſchon wider euch
ſelbſt/ wie ſolches euere eigene worte weiſen.
fol. 5.

Text:

Der mann war eines ehrbaren ge-
ſichts/ einer freyen geſtalt/ wie ein
frommer mann ſeyn ſolte: Er hatte
einen wohlgeſtalten leib/ einen gel-
ben bart/ graue augen/ welche ihm
in dem kopffe glaͤntzeten; Er redete
ernſthafftig/ aber ſanffte: Seine gan-
tze geſtalt deß leibes war ſo beſchaffen/
als wann die froͤmmigkeit allein bey
ihme wohnete; Zudeme ware er mit
den ſeinigen dergeſtalt gekleydet/ daß
man nichts abnehmen konte/ als wann
er was anders im ſchilde fuͤhrete: Sum-
ma/ es haͤtte niemand anders ſehen
koͤnnen/ als daß er ein ehrlicher mann
waͤre/ der warheit und gerechtigkeit
lieb haͤtte/ ſo gar eigentlich ſchickte
ſich alles zuſammen ꝛc.
Was duͤncket
euch hier/ ihr neydige Schrifftgelehrte/ koͤmt
euer zeugnis auch hier uͤberein? Ferner
ſchreibet ihr auch
fol. 35. Daß er habe
die gelaſſenheit gelehret/ aber ſelbſt in
aller frechheit/ ſtoltze und hochmuth
gelebet.

Antwort:

Das gegentheil erhellet aus eueren eigenen
zeugniſſen von ſeiner haußhaltung fol. 7. Und
ihr bezeuget/ daß alles in ruhe und ſtille zu-
gienge/ und daß niemand uͤber vermoͤgen waͤ-
re beſchweret worden ꝛc. Sehet hier euere ei-
gene worte wohl an; Sind ſie nicht euch ſelbſt
zuwider? Ja freylich: Wehe euch/ wehe
euch/ ſchaͤmen muͤſt ihr euch uͤber ſolche offen-
bahre luͤgen; Was duͤncket euch; Jſt diß
nicht falſche zeugnis geben? Zum vierten
ſchreibet ihr auch: Daß er gelehret habe
keuſchheit/ reinigkeit/ aber ſelbſt mit ſei-
nen reden und thaten das wiederſpiel be-
wieſen.

Antwort.

Die lehre halte ich fuͤr recht und gut: wor-
mit er aber ſeye behafftet geweſen/ das bewei-
ſen gnug ſeine ſchrifften/ und iſt denen am be-
ſten bekannt/ die Chriſto in der wieder geburt
nach folgen; Dann ich ſehe offentlich/ daß
dieſes euer zeugnis ſo wahr ſeye/ wie die vorher-
gehende/ und dahero fuͤr eine offenbahre luͤgen
muͤſſe gehalten werden. Jhr ſoltet den ſplit-
ter in euers bruders auge ſo lange ſtecken laſ-
ſen/ biß ihr den balcken auß euern augen her-
auß geriſſen. Nun/ wie recht ihr gehandelt
habt/ ſoll der HERR mit der zeit entdecken/
und die/ die auff andere ſteine geworffen (die
doch nicht ohne ſuͤnden ſind) ihre eigene ſteine
auff ihren eigenen kopff laſſen kommen/ wann
es offenbahr wird/ daß ihr unrecht geurtheilet/
und falſche zeugnis gegeben/ und einſtimmig
wider den gerechten David Georg mit falſchem
gerichte geruffen/ und unrecht gehandelt; dann
die zeit iſt bald gekommen/ daß dieſe falſche rich-
[Spaltenumbruch] ter von den andern geſchieden/ aus dem richter-
ſtul ſollen geſtoſſen werden: Alsdann ſoll
man befinden/ wie ungerecht deß Canaans ſa-
men geurtheilet/ die unſchuldige unterdruckt/
und die ſchuldigen freygelaſſen hat. Nun weiß
ich/ ihr werdet hierauff viel zu ſagen wiſſen/ als/
dem David ſeye kein unrecht geſchehen in denen
ſtuͤcken/ die die Gelehrten aus ſeinen ſchrifften
gezogen/ und fuͤrnehmlich die eylff Artickuln/
warum er in ſeiner lehre fuͤr einen ertz-ketzer ſeye
gehalten worden/ waͤren gnugſam in ſeinen buͤ-
chern zu finden. Jtem die veranderung ſeines
namens; Warum auch fol. 15. auff dem ran-
de ſtehet:

O unverſchaͤmte/ ſtoltze luͤgen-red/ wie
recht betretet ihr die fußſtapffen euers
Vaters und Meiſters? Aber da das blut-
gerichte ſie befreyete/ wuſten ſie wohl an-
derſt zu ſagen/ blieben derohalben bey ih-
res Vaters und Meiſters lehre (darbey
viele ihre ehre und guͤter auffgeſetzet hat-
ten) als die fuͤſſe bey ſeinen Juͤngern ꝛc.

Antwort.

Was den außzug der Gelehrten betrifft/ be-
finde ich denſelben ſehr luͤgenhafftig/ neydiſch
und partheyiſch/ welches ich bald offentlich wie-
derlegen will/ wann ich erſt werde antworten
auff beſchuldigung/ daß er ſeinen namen veraͤn-
dert/ und warum ſolches geſchehen ſeye? Jch
gebe euch erſt zu bedencken das gemeine geruff
der buͤrger fol. 19. War das geſchrey wahr/ daß
der verſtorbene leib des Davids als ein Gott
verehret wuͤrde? Oder aber befand man ſolches
unwahr? Wer war ſonſten hieran urſache als
ihr? O ihr verkehrte Schrifft gelehrten! War-
um habt ihr uͤber ſolche luͤgen nicht mehr geeyf-
fert/ und die urheber ſcharff geſtraffet? Aber ich
will diß fahren laſſen/ und zur verantwortung
kommen: Erſtlich iſts bekant/ daß der fromme
David nicht aus freyem willen aus Nieder-
land gefluͤchtet/ ſondern durch die blutgierige
Placaten euerer Cananitiſchen bruͤder angetrie-
ben/ weil die verfolgung ſo groß ware/ daß
dieſer mann mit weib und kindern hat muͤſſen
von einer ſtadt in die andere fliehen/ weil ſie auff.
ſein leib und leben eine groſſe ſummam gelds ge-
ſetzet/ und viele/ die der warheit folgeten/ umge-
bracht/ ihrer guͤter beraubet und genom̃en wor-
den. Dardurch iſts geſchehen/ daß nicht allein
er mit ſeinem weib und kindern/ ſondern auch
viele ſeiner freunde mit ihme nach Teutſchland
gereyſet ſind/ und verſuchet unter protection
der Evangeliſchen zu Baſel zu kommen/ welches
ihnen endlich durch Gottes providenz und gna-
de gegoͤnnet worden/ woſelbſt ſie/ euerem eige-
nen geſtaͤndnis nach/ ſich alſo verhalten/ wie ihr
fol. 6. bezeuget/ daß ſie nichts haben unterlaſ-
ſen/ wormit ſie vermeineten/ ſich als gute Chriſt-
liche leute zu beweiſen; Wie ihr ſelber zeuget/
daß er die Obrigkeit vor augen gehabt/ und bey
allen handlungen der buͤrgerſchafft ſich gebuͤh-
rend bezeuget. Das folgende von euerm zeug-
nis moͤget ihr ſelber leſen. Was die veraͤnde-
rung ſeines namens betrifft/ iſt die beſchuldi-
gung unverantwortlich; Da er in ſeiner ju-
gend nach der Papiſten gewonheit confirmiret
wurde/ iſt er von dem Weyh-Biſchoff Jo-
hannes genennet worden/ und hat ſolchen na-
men lange behalten/ aber auff begehren ſeiner

glau-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <pb facs="#f0544" n="248"/>
                <fw place="top" type="header">Th. <hi rendition="#aq">IV. Sect. II. Num XXXV.</hi> David Joris vertheidigung.</fw><lb/>
                <cb/>
              </div>
              <div n="5">
                <head>Antwort.</head><lb/>
                <p>Hier zeuget ihr &#x017F;chon wider euch<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t/ wie &#x017F;olches euere eigene worte wei&#x017F;en.<lb/><hi rendition="#aq">fol.</hi> 5.</p>
              </div>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#aq">Text:</hi> </head><lb/>
              <p><hi rendition="#fr">Der mann war eines ehrbaren ge-<lb/>
&#x017F;ichts/ einer freyen ge&#x017F;talt/ wie ein<lb/>
frommer mann &#x017F;eyn &#x017F;olte: Er hatte<lb/>
einen wohlge&#x017F;talten leib/ einen gel-<lb/>
ben bart/ graue augen/ welche ihm<lb/>
in dem kopffe gla&#x0364;ntzeten; Er redete<lb/>
ern&#x017F;thafftig/ aber &#x017F;anffte: Seine gan-<lb/>
tze ge&#x017F;talt deß leibes war &#x017F;o be&#x017F;chaffen/<lb/>
als wann die fro&#x0364;mmigkeit allein bey<lb/>
ihme wohnete; Zudeme ware er mit<lb/>
den &#x017F;einigen derge&#x017F;talt gekleydet/ daß<lb/>
man nichts abnehmen konte/ als wann<lb/>
er was anders im &#x017F;childe fu&#x0364;hrete: Sum-<lb/>
ma/ es ha&#x0364;tte niemand anders &#x017F;ehen<lb/>
ko&#x0364;nnen/ als daß er ein ehrlicher mann<lb/>
wa&#x0364;re/ der warheit und gerechtigkeit<lb/>
lieb ha&#x0364;tte/ &#x017F;o gar eigentlich &#x017F;chickte<lb/>
&#x017F;ich alles zu&#x017F;ammen &#xA75B;c.</hi> Was du&#x0364;ncket<lb/>
euch hier/ ihr neydige Schrifftgelehrte/ ko&#x0364;mt<lb/>
euer zeugnis auch hier u&#x0364;berein? <hi rendition="#fr">Ferner<lb/>
&#x017F;chreibet ihr auch</hi> <hi rendition="#aq">fol.</hi> 35. <hi rendition="#fr">Daß er habe<lb/>
die gela&#x017F;&#x017F;enheit gelehret/ aber &#x017F;elb&#x017F;t in<lb/>
aller frechheit/ &#x017F;toltze und hochmuth<lb/>
gelebet.</hi></p><lb/>
              <div n="5">
                <head>Antwort:</head><lb/>
                <p>Das gegentheil erhellet aus eueren eigenen<lb/>
zeugni&#x017F;&#x017F;en von &#x017F;einer haußhaltung <hi rendition="#aq">fol.</hi> 7. Und<lb/>
ihr bezeuget/ daß alles in ruhe und &#x017F;tille zu-<lb/>
gienge/ und daß niemand u&#x0364;ber vermo&#x0364;gen wa&#x0364;-<lb/>
re be&#x017F;chweret worden &#xA75B;c. Sehet hier euere ei-<lb/>
gene worte wohl an; Sind &#x017F;ie nicht euch &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
zuwider? Ja freylich: Wehe euch/ wehe<lb/>
euch/ &#x017F;cha&#x0364;men mu&#x0364;&#x017F;t ihr euch u&#x0364;ber &#x017F;olche offen-<lb/>
bahre lu&#x0364;gen; Was du&#x0364;ncket euch; J&#x017F;t diß<lb/>
nicht fal&#x017F;che zeugnis geben? Zum vierten<lb/>
&#x017F;chreibet ihr auch: <hi rendition="#fr">Daß er gelehret habe<lb/>
keu&#x017F;chheit/ reinigkeit/ aber &#x017F;elb&#x017F;t mit &#x017F;ei-<lb/>
nen reden und thaten das wieder&#x017F;piel be-<lb/>
wie&#x017F;en.</hi></p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>Antwort.</head><lb/>
                <p>Die lehre halte ich fu&#x0364;r recht und gut: wor-<lb/>
mit er aber &#x017F;eye behafftet gewe&#x017F;en/ das bewei-<lb/>
&#x017F;en gnug &#x017F;eine &#x017F;chrifften/ und i&#x017F;t denen am be-<lb/>
&#x017F;ten bekannt/ die Chri&#x017F;to in der wieder geburt<lb/>
nach folgen; Dann ich &#x017F;ehe offentlich/ daß<lb/>
die&#x017F;es euer zeugnis &#x017F;o wahr &#x017F;eye/ wie die vorher-<lb/>
gehende/ und dahero fu&#x0364;r eine offenbahre lu&#x0364;gen<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e gehalten werden. Jhr &#x017F;oltet den &#x017F;plit-<lb/>
ter in euers bruders auge &#x017F;o lange &#x017F;tecken la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ biß ihr den balcken auß euern augen her-<lb/>
auß geri&#x017F;&#x017F;en. Nun/ wie recht ihr gehandelt<lb/>
habt/ &#x017F;oll der HERR mit der zeit entdecken/<lb/>
und die/ die auff andere &#x017F;teine geworffen (die<lb/>
doch nicht ohne &#x017F;u&#x0364;nden &#x017F;ind) ihre eigene &#x017F;teine<lb/>
auff ihren eigenen kopff la&#x017F;&#x017F;en kommen/ wann<lb/>
es offenbahr wird/ daß ihr unrecht geurtheilet/<lb/>
und fal&#x017F;che zeugnis gegeben/ und ein&#x017F;timmig<lb/>
wider den gerechten David Georg mit fal&#x017F;chem<lb/>
gerichte geruffen/ und unrecht gehandelt; dann<lb/>
die zeit i&#x017F;t bald gekommen/ daß die&#x017F;e fal&#x017F;che rich-<lb/><cb/>
ter von den andern ge&#x017F;chieden/ aus dem richter-<lb/>
&#x017F;tul &#x017F;ollen ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en werden: Alsdann &#x017F;oll<lb/>
man befinden/ wie ungerecht deß Canaans &#x017F;a-<lb/>
men geurtheilet/ die un&#x017F;chuldige unterdruckt/<lb/>
und die &#x017F;chuldigen freygela&#x017F;&#x017F;en hat. Nun weiß<lb/>
ich/ ihr werdet hierauff viel zu &#x017F;agen wi&#x017F;&#x017F;en/ als/<lb/>
dem David &#x017F;eye kein unrecht ge&#x017F;chehen in denen<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;cken/ die die Gelehrten aus &#x017F;einen &#x017F;chrifften<lb/>
gezogen/ und fu&#x0364;rnehmlich die eylff Artickuln/<lb/>
warum er in &#x017F;einer lehre fu&#x0364;r einen ertz-ketzer &#x017F;eye<lb/>
gehalten worden/ wa&#x0364;ren gnug&#x017F;am in &#x017F;einen bu&#x0364;-<lb/>
chern zu finden. Jtem die veranderung &#x017F;eines<lb/>
namens; Warum auch <hi rendition="#aq">fol.</hi> 15. auff dem ran-<lb/>
de &#x017F;tehet:</p><lb/>
                <p> <hi rendition="#fr">O unver&#x017F;cha&#x0364;mte/ &#x017F;toltze lu&#x0364;gen-red/ wie<lb/>
recht betretet ihr die fuß&#x017F;tapffen euers<lb/>
Vaters und Mei&#x017F;ters? Aber da das blut-<lb/>
gerichte &#x017F;ie befreyete/ wu&#x017F;ten &#x017F;ie wohl an-<lb/>
der&#x017F;t zu &#x017F;agen/ blieben derohalben bey ih-<lb/>
res Vaters und Mei&#x017F;ters lehre (darbey<lb/>
viele ihre ehre und gu&#x0364;ter auffge&#x017F;etzet hat-<lb/>
ten) als die fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e bey &#x017F;einen Ju&#x0364;ngern &#xA75B;c.</hi> </p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>Antwort.</head><lb/>
                <p>Was den außzug der Gelehrten betrifft/ be-<lb/>
finde ich den&#x017F;elben &#x017F;ehr lu&#x0364;genhafftig/ neydi&#x017F;ch<lb/>
und partheyi&#x017F;ch/ welches ich bald offentlich wie-<lb/>
derlegen will/ wann ich er&#x017F;t werde antworten<lb/>
auff be&#x017F;chuldigung/ daß er &#x017F;einen namen vera&#x0364;n-<lb/>
dert/ und warum &#x017F;olches ge&#x017F;chehen &#x017F;eye? Jch<lb/>
gebe euch er&#x017F;t zu bedencken das gemeine geruff<lb/>
der bu&#x0364;rger <hi rendition="#aq">fol.</hi> 19. War das ge&#x017F;chrey wahr/ daß<lb/>
der ver&#x017F;torbene leib des Davids als ein Gott<lb/>
verehret wu&#x0364;rde? Oder aber befand man &#x017F;olches<lb/>
unwahr? Wer war &#x017F;on&#x017F;ten hieran ur&#x017F;ache als<lb/>
ihr? O ihr verkehrte Schrifft gelehrten! War-<lb/>
um habt ihr u&#x0364;ber &#x017F;olche lu&#x0364;gen nicht mehr geeyf-<lb/>
fert/ und die urheber &#x017F;charff ge&#x017F;traffet? Aber ich<lb/>
will diß fahren la&#x017F;&#x017F;en/ und zur verantwortung<lb/>
kommen: Er&#x017F;tlich i&#x017F;ts bekant/ daß der fromme<lb/>
David nicht aus freyem willen aus Nieder-<lb/>
land geflu&#x0364;chtet/ &#x017F;ondern durch die blutgierige<lb/><hi rendition="#aq">Placa</hi>ten euerer Cananiti&#x017F;chen bru&#x0364;der angetrie-<lb/>
ben/ weil die verfolgung &#x017F;o groß ware/ daß<lb/>
die&#x017F;er mann mit weib und kindern hat mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
von einer &#x017F;tadt in die andere fliehen/ weil &#x017F;ie auff.<lb/>
&#x017F;ein leib und leben eine gro&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">&#x017F;ummam</hi> gelds ge-<lb/>
&#x017F;etzet/ und viele/ die der warheit folgeten/ umge-<lb/>
bracht/ ihrer gu&#x0364;ter beraubet und genom&#x0303;en wor-<lb/>
den. Dardurch i&#x017F;ts ge&#x017F;chehen/ daß nicht allein<lb/>
er mit &#x017F;einem weib und kindern/ &#x017F;ondern auch<lb/>
viele &#x017F;einer freunde mit ihme nach Teut&#x017F;chland<lb/>
gerey&#x017F;et &#x017F;ind/ und ver&#x017F;uchet unter <hi rendition="#aq">protection</hi><lb/>
der Evangeli&#x017F;chen zu Ba&#x017F;el zu kommen/ welches<lb/>
ihnen endlich durch Gottes <hi rendition="#aq">providenz</hi> und gna-<lb/>
de gego&#x0364;nnet worden/ wo&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ie/ euerem eige-<lb/>
nen ge&#x017F;ta&#x0364;ndnis nach/ &#x017F;ich al&#x017F;o verhalten/ wie ihr<lb/><hi rendition="#aq">fol.</hi> 6. bezeuget/ daß &#x017F;ie nichts haben unterla&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ wormit &#x017F;ie vermeineten/ &#x017F;ich als gute Chri&#x017F;t-<lb/>
liche leute zu bewei&#x017F;en; Wie ihr &#x017F;elber zeuget/<lb/>
daß er die Obrigkeit vor augen gehabt/ und bey<lb/>
allen handlungen der bu&#x0364;rger&#x017F;chafft &#x017F;ich gebu&#x0364;h-<lb/>
rend bezeuget. Das folgende von euerm zeug-<lb/>
nis mo&#x0364;get ihr &#x017F;elber le&#x017F;en. Was die vera&#x0364;nde-<lb/>
rung &#x017F;eines namens betrifft/ i&#x017F;t die be&#x017F;chuldi-<lb/>
gung unverantwortlich; Da er in &#x017F;einer ju-<lb/>
gend nach der Papi&#x017F;ten gewonheit <hi rendition="#aq">confirmi</hi>ret<lb/>
wurde/ i&#x017F;t er von dem Weyh-Bi&#x017F;choff Jo-<lb/>
hannes genennet worden/ und hat &#x017F;olchen na-<lb/>
men lange behalten/ aber auff begehren &#x017F;einer<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">glau-</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[248/0544] Th. IV. Sect. II. Num XXXV. David Joris vertheidigung. Antwort. Hier zeuget ihr ſchon wider euch ſelbſt/ wie ſolches euere eigene worte weiſen. fol. 5. Text: Der mann war eines ehrbaren ge- ſichts/ einer freyen geſtalt/ wie ein frommer mann ſeyn ſolte: Er hatte einen wohlgeſtalten leib/ einen gel- ben bart/ graue augen/ welche ihm in dem kopffe glaͤntzeten; Er redete ernſthafftig/ aber ſanffte: Seine gan- tze geſtalt deß leibes war ſo beſchaffen/ als wann die froͤmmigkeit allein bey ihme wohnete; Zudeme ware er mit den ſeinigen dergeſtalt gekleydet/ daß man nichts abnehmen konte/ als wann er was anders im ſchilde fuͤhrete: Sum- ma/ es haͤtte niemand anders ſehen koͤnnen/ als daß er ein ehrlicher mann waͤre/ der warheit und gerechtigkeit lieb haͤtte/ ſo gar eigentlich ſchickte ſich alles zuſammen ꝛc. Was duͤncket euch hier/ ihr neydige Schrifftgelehrte/ koͤmt euer zeugnis auch hier uͤberein? Ferner ſchreibet ihr auch fol. 35. Daß er habe die gelaſſenheit gelehret/ aber ſelbſt in aller frechheit/ ſtoltze und hochmuth gelebet. Antwort: Das gegentheil erhellet aus eueren eigenen zeugniſſen von ſeiner haußhaltung fol. 7. Und ihr bezeuget/ daß alles in ruhe und ſtille zu- gienge/ und daß niemand uͤber vermoͤgen waͤ- re beſchweret worden ꝛc. Sehet hier euere ei- gene worte wohl an; Sind ſie nicht euch ſelbſt zuwider? Ja freylich: Wehe euch/ wehe euch/ ſchaͤmen muͤſt ihr euch uͤber ſolche offen- bahre luͤgen; Was duͤncket euch; Jſt diß nicht falſche zeugnis geben? Zum vierten ſchreibet ihr auch: Daß er gelehret habe keuſchheit/ reinigkeit/ aber ſelbſt mit ſei- nen reden und thaten das wiederſpiel be- wieſen. Antwort. Die lehre halte ich fuͤr recht und gut: wor- mit er aber ſeye behafftet geweſen/ das bewei- ſen gnug ſeine ſchrifften/ und iſt denen am be- ſten bekannt/ die Chriſto in der wieder geburt nach folgen; Dann ich ſehe offentlich/ daß dieſes euer zeugnis ſo wahr ſeye/ wie die vorher- gehende/ und dahero fuͤr eine offenbahre luͤgen muͤſſe gehalten werden. Jhr ſoltet den ſplit- ter in euers bruders auge ſo lange ſtecken laſ- ſen/ biß ihr den balcken auß euern augen her- auß geriſſen. Nun/ wie recht ihr gehandelt habt/ ſoll der HERR mit der zeit entdecken/ und die/ die auff andere ſteine geworffen (die doch nicht ohne ſuͤnden ſind) ihre eigene ſteine auff ihren eigenen kopff laſſen kommen/ wann es offenbahr wird/ daß ihr unrecht geurtheilet/ und falſche zeugnis gegeben/ und einſtimmig wider den gerechten David Georg mit falſchem gerichte geruffen/ und unrecht gehandelt; dann die zeit iſt bald gekommen/ daß dieſe falſche rich- ter von den andern geſchieden/ aus dem richter- ſtul ſollen geſtoſſen werden: Alsdann ſoll man befinden/ wie ungerecht deß Canaans ſa- men geurtheilet/ die unſchuldige unterdruckt/ und die ſchuldigen freygelaſſen hat. Nun weiß ich/ ihr werdet hierauff viel zu ſagen wiſſen/ als/ dem David ſeye kein unrecht geſchehen in denen ſtuͤcken/ die die Gelehrten aus ſeinen ſchrifften gezogen/ und fuͤrnehmlich die eylff Artickuln/ warum er in ſeiner lehre fuͤr einen ertz-ketzer ſeye gehalten worden/ waͤren gnugſam in ſeinen buͤ- chern zu finden. Jtem die veranderung ſeines namens; Warum auch fol. 15. auff dem ran- de ſtehet: O unverſchaͤmte/ ſtoltze luͤgen-red/ wie recht betretet ihr die fußſtapffen euers Vaters und Meiſters? Aber da das blut- gerichte ſie befreyete/ wuſten ſie wohl an- derſt zu ſagen/ blieben derohalben bey ih- res Vaters und Meiſters lehre (darbey viele ihre ehre und guͤter auffgeſetzet hat- ten) als die fuͤſſe bey ſeinen Juͤngern ꝛc. Antwort. Was den außzug der Gelehrten betrifft/ be- finde ich denſelben ſehr luͤgenhafftig/ neydiſch und partheyiſch/ welches ich bald offentlich wie- derlegen will/ wann ich erſt werde antworten auff beſchuldigung/ daß er ſeinen namen veraͤn- dert/ und warum ſolches geſchehen ſeye? Jch gebe euch erſt zu bedencken das gemeine geruff der buͤrger fol. 19. War das geſchrey wahr/ daß der verſtorbene leib des Davids als ein Gott verehret wuͤrde? Oder aber befand man ſolches unwahr? Wer war ſonſten hieran urſache als ihr? O ihr verkehrte Schrifft gelehrten! War- um habt ihr uͤber ſolche luͤgen nicht mehr geeyf- fert/ und die urheber ſcharff geſtraffet? Aber ich will diß fahren laſſen/ und zur verantwortung kommen: Erſtlich iſts bekant/ daß der fromme David nicht aus freyem willen aus Nieder- land gefluͤchtet/ ſondern durch die blutgierige Placaten euerer Cananitiſchen bruͤder angetrie- ben/ weil die verfolgung ſo groß ware/ daß dieſer mann mit weib und kindern hat muͤſſen von einer ſtadt in die andere fliehen/ weil ſie auff. ſein leib und leben eine groſſe ſummam gelds ge- ſetzet/ und viele/ die der warheit folgeten/ umge- bracht/ ihrer guͤter beraubet und genom̃en wor- den. Dardurch iſts geſchehen/ daß nicht allein er mit ſeinem weib und kindern/ ſondern auch viele ſeiner freunde mit ihme nach Teutſchland gereyſet ſind/ und verſuchet unter protection der Evangeliſchen zu Baſel zu kommen/ welches ihnen endlich durch Gottes providenz und gna- de gegoͤnnet worden/ woſelbſt ſie/ euerem eige- nen geſtaͤndnis nach/ ſich alſo verhalten/ wie ihr fol. 6. bezeuget/ daß ſie nichts haben unterlaſ- ſen/ wormit ſie vermeineten/ ſich als gute Chriſt- liche leute zu beweiſen; Wie ihr ſelber zeuget/ daß er die Obrigkeit vor augen gehabt/ und bey allen handlungen der buͤrgerſchafft ſich gebuͤh- rend bezeuget. Das folgende von euerm zeug- nis moͤget ihr ſelber leſen. Was die veraͤnde- rung ſeines namens betrifft/ iſt die beſchuldi- gung unverantwortlich; Da er in ſeiner ju- gend nach der Papiſten gewonheit confirmiret wurde/ iſt er von dem Weyh-Biſchoff Jo- hannes genennet worden/ und hat ſolchen na- men lange behalten/ aber auff begehren ſeiner glau-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/544
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/544>, abgerufen am 20.11.2024.